Comment by Caren.:
JACKSON BROWNEs Bruder ist in Frankfurt geboren (er selbst in Heidelberg), daher widmet er ihm diesen Abend. Es ist 15 Jahre her, dass er in Frankfurt war. 6 weitere Musiker stehen mit ihm auf der Bühne: Bob Glaub (Bass), Mauricio Lewak (Drums), Jeff Young (Hammond Orgel, Piano, Akkordeon), Alethea Mills (Background Vocals), Greg Leisz (Guitarre, Pedal Steel) and Shane Fontayne (Guitarre, Mandoline) tun ihr Bestes, um einen unvergesslichen Abend draus zu machen. Ich glaube, diesmal bin ich wirklich in das vielbetitelte „Time-Tunnel-Wurmloch“ gefallen. Mit 16 hab ich seine „Running on empty“-LP per Zufall auf dem Flohmarkt gekauft und was soll ich sagen - sie hat mich geprägt. Ist mir nicht peinlich. Mit Texten über das Leben auf und hinter der Bühne, sowas hat mich schon als Teenie fasziniert und Bilder im Kopf fabriziert (außerdem hatten wir die kleine düstere Verbundenheit, dass seine damalige Frau an meinem (!) Geburtstag Selbstmord beging). Ach, manchmal muss man eben auch mal dem Mainstream der Vergangenheit fröhnen dürfen. Und die Zeit ist stehengeblieben, es hat sich irgendwie nichts geändert. Weder der ewig-herausgewachsene-Stufenhaarschnitt von Jackson Browne, (der auf Entfernung ohnehin nur halb so alt aussieht wie er ist), noch der perfekte Sound oder eben die extrem guten Musiker. Allesamt Jeansträger in schwarz & grau, nur in Szene gesetzt mit einzelnen hellen oder farbigen Spots auf der Bühne, kein Schnickschnack, bestuhlte Halle, aber Publikum, das nicht auf den Plätzen zu halten ist und vor Begeisterung aufstehen muss. Irgendwann arten die Zwischenrufe (Songtitel) aus und Jackson Browne gibt sich dem Schicksal hin („Now I totally gave up my personal will“) und kriegt es tatsächlich fertig, die gerade umgehängte Gitarre wieder wegzustellen und zum Piano zu rennen, um Wünsche SOFORT als nächstes Lied zu erfüllen. Sowas hab ich bei alten Profis noch nie gesehen. Kein exakt durchgeplantes Konzert, sondern man lässt sich treiben und geht auf sehr Persönliches „von jetzt auf gleich“ ein. Jackson Browne ist ohnehin ein wahnsinnig netter, bodenständiger, witziger und politisch engagierter Mensch, der es sich in einem 3-stündigen Konzert (ohne Vorgruppe) auch nicht nehmen lässt, sich für die Rettung der Ozeane vor dem Plastikmüll zu engagieren und uns bittet, dies ebenfalls zu tun. Ein bißchen Sendungsbewusstsein muss sein. Er erzählt uns Stories, wie es zu seinen Liedern kam (zB wie die Erben von Woody Guthrie ihn gebeten haben, einen Brief an dessen Frau posthum zu vertonen), bedankt sich des öfteren für das lebhafte Publikum („Frankfurt, there is something going on here, tonight.“), er entschuldigt sich grinsend, bei jedem Song eine neue Gitarre zu benutzen („sorry, this is no guitar presentation show, but each one does a different JOB“), er kommuniziert mit dem Publikum und auch wenn er mal eine Textzeile kurz vergisst, weil er den spontan gewünschten Song („Yeah yeah“) schon 20 Jahre nicht mehr gespielt hat, ist das nur menschlich und er fängt die Strophe einfach von vorne an. So gehen 3 volle Stunden ins Land, bis sich das Programm dem Ende neigt. Natürlich nicht ohne 2x zu Zugaben wieder herauszukommen. Ich fühle mich in die 80er zurückversetzt, oder die 70er, als er noch im hippie-esken Laurel Canyon wohnte. Es gab bisher kaum jemals ein Konzert, bei dem mir die Tränen kamen, aber bei „Running on empty“ sowie „The load out“ war das nicht mehr zu verhindern. Einige Textpassagen werden bei Letzterem der Zeit oder dem Ort angepasst (Reggae statt Disco, München statt Chicago, Marlene Dietrich statt Richard Pryor). Beim obligatorisch nachfolgenden Hit „Stay (just a little bit longer)“ darf nicht nur die Background-Sängerin ein wenig schmettern, sondern auch der Soulman an den Keyboards noch ein Solo singen, um die schräge Falsetto Stimme der bekannten live-Version von David Lindley etwas harmonischer zu ersetzen. Die ersten 500 Leute in den vorderen Reihen standen eh längst tanzend am Bühnenrand und beim Verlassen der Halle hatte jemand sein „Stay“-Schild einfach an den Eingang gehängt, was einen nochmal schmunzeln ließ. Ja, die Band hätte ruhig noch etwas bleiben können. . . Eine dankbare Sonntagnacht, die nur noch durch einen sommerlichen Open-Air Auftritt des Ganzen (wie vor mehr als 20 Jahren in Kiel) zu toppen gewesen wäre.
• The Barricades of Heaven
• Just Say Yeah
• The Long Way Around
• Leaving Winslow
• These Days (Nico Cover)
• For Everyman
• I'm Alive
• You Know the Night
• Yeah Yeah
• For a Dancer
• Fountain of Sorrow
• Your Bright Baby Blues
• Which Side?
• If I Could Be Anywhere
• Mutineer (Warren Zevon cover)
• Doctor My Eyes
• Looking East
• I Am a Patriot
• Boulevard
• Somebody's Baby
• The Pretender
• Running on Empty
• Encore:
• Take It Easy (Eagles cover)
• Our Lady of the Well
• Encore 2:
• The Load-Out
• Stay