Comment by Caren.:
Was für ein fetter Sound. Jeder tiefe Ton rüttelt uns von den Fußsohlen bis zur Kopfhaut wach. Aber auch der Rest klingt richtig gut und differenziert, volle Pulle - und das den ganzen Abend.
Es ist der Abend der Gesangsemotionen. Schon die Vorgruppe THE TWILIGHT SAD aus Glasgow punktet dermaßen mit einen adrenalingeladenem Sänger, dass man meint, der bricht nach dem Auftritt hinter der Bühne zusammen... Da kommt alles von Herzen: Dankbarkeit, Leiden, emotionale Kopf- und Handbewegungen, Festhalten am Mikroständer, Aufstampfen, Hinhocken, Tick-artige heftige Schreie ohne Mikro, Zuprosten, Freude, und dabei eine melodiöse klare Stimme, die auch mal in gälisch singen kann. Der Mann gibt alles für die Musik, in der es Rock, Gruftie, Indie, Postrock, Shoegaze, Folk und Wave-Elemente gibt. Klassische Besetzung plus Keyboard, bärtige Rothaar-Schotten plus einem charismatischen Ian-Curtis-Leptosomen an der Front. Wir sind am Ende selber völlig fertig & durchgeschwitzt vom Mitfiebern („Oh Gott, der Arme!“). Ich kenne die Band schon seit 2008 (auffällig waren schon damals die langen Songtitel, zB „Here, it never snowed. Afterwards it did.“ –what? Oder gern widersprüchliches wie „I could give you all that you don’t want“), aber man meint, die freuen sich immer noch als Newcomer wie die Schneekönige über Zuspruch aus dem Publikum. Auch der Schlagzeuger schlägt die Hände vor’s Gesicht beim Abschluss-Applaus. Aber der Sänger kämpft einen ständigen Kampf mit sich und der Welt. Ergreifend.
Ebenso zufriedenstellend war es, ENDLICH mal ein RICHTIGES EDITORS-Konzert mitzuerleben, das ebenso emotional daherkam, nachdem ich vor 1 Jahr aus Krankheitsgründen innerhalb der Band eine eher abgespeckte Variante auf dem Rolling-Stone-Weekender erleben durfte – als Akoustikset! (jaja, ich weiß, viele fanden sowas charming, ich jedoch war davon etwas gelangweilt. Punkt.). Diese Band braucht den Bombast. Den Wumms, den Sound, die Lightshow, die Keyboards, die Stromgitarre, die Nebelmaschine, damit das richtige Feeling rüberkommt. Und dazu der Prince Charming im weißen Hemd & schwarzer Hose, der sich mächtig ins Zeug legt, um gesanglich und gestikulierend zu glänzen. Von rauh, düster & zerbrechlich bis euphorisch melodisch. Ob mit oder ohne Gitarre und natürlich zwischendurch am Klavier. Ich weiß, viele haben ihnen in letzter Zeit vorgehalten (und den letzten beiden Scheiben merkt man es leider auch an), sie wären die neuen U2 und zu sehr Mainstream geworden. Aber live ist das eine ganz andere Nummer. Meine Meinung. Hat sich gelohnt. Ok, bei "Formaldehyde" konnte ich meinen Platz ziemlich weit vorne nicht mehr verteidigen und habe mich nach hinten gestellt, Eindruck: dort war der Sound sogar NOCH besser. Als einziges Lied hat mir ein „2 hearted spider“ gefehlt, dann wäre es perfekt gewesen. Großes Kino anyway.