Comment by Caren.:
Eine Legende ist in der Stadt und alle netten Leute, die man normalerweise aus sämtlichen Frankfurter Plattenläden kennt, kommen gelaufen. Oder „die üblichen Verdächtigen, die man auf vielen Alt-Rocker/Psychedelia Konzerten sieht. Kenner unter sich. Leider fallen die angekündigten POWDER FOR PIGEONS heute als Vorgruppe aus, daher wird die Vorglüh-Phase ein wenig verlängert. Schade, dass es nicht etwas voller ist, da die Frankfurter Eintracht zeitgleich das Champions-League Endspiel am heutigen Samstag in Berlin antritt und wohl viele im Stadion oder vor der Glotze hängen. BANG! haben das am Rande mitbekommen, wissen aber nicht so recht, worum es geht: „I hope Germany (!) wins tonight at this football-, soccer- whatever thing, sorry, I don’t know much, we’re Americans.“ – ähm, ja, irgendein deutsches Team wird wohl gewinnen ;-) Egal, die Herren von BANG! sind einfach knuffig, und so nahbar. Sie wollen auch unbedingt hinterher noch mit am Tisch sitzen oder unterschreiben mehr als bereitwillig meine gerade gekaufte LP, da sich mir Sätze von anderen einprägen wie „die wird man bestimmt nie wieder zu sehen bekommen – wie alt sind die eigentlich?“. Naja, wenn man bedenkt, dass die aktive Phase ausschließlich Anfang der 70er stattgefunden hat? Damals sollten sie wohl als „next big thing“ bzw als „american Black Sabbath“ gehandelt werden, was aber auf längere Sicht nicht so ganz geklappt hat. Das hätte ihnen sicher gut gefallen. Ein Trio, zwei davon aus der Originalbesetzung, das sich dem Hardrock oder auch Psych Rock verschrieben hat, darf dann auch ein schönes verschnörkeltes Logo mit einer nackten Frau drauf haben. Sänger und Bassist Frank Ferrara trägt die Haare immer noch lang, die Rockerweste und die Jeans mit Schlag sind noch lang nicht eingemottet. Gitarrist Frank Glicken hingegen wirkt eher wie „der Erdkundelehrer von nebenan“, aber ebenfalls supernett. Ein wenig zaghaft fängt die Maschinerie an zu rocken und man kann gewisse Ähnlichkeiten zu Black Sabbath oder Led Zep tatsächlich nicht verleugnen. Ich glaube ich habe erst gar nicht begriffen, welchem Urgestein man hier gegenübersteht. Sie wirken irgendwie jung und frisch und freuen sich so, immer mal wieder zusammen zu spielen. Ferrara hat mehrere Drinks auf einem Barhocker neben sich stehen und will unbedingt mit mir anstoßen, da ich ganz vorne an seiner Seite stehe (leider leider ohne Fotoapparat heute). Außerdem hat er im dunklen Yachtklub einige Schwierigkeiten mit dem Licht, da er seine Saiten nicht sieht und mich fragt, ob ich nicht ein Feuerzeug für ihn anmachen könnte. Das hilft aber nicht viel und er dreht sich immer zum beleuchteten Schlagzeuger um (der einzige Neue bei BANG!, etwas jünger, hat früher u.a. bei Pentagram gespielt.) Dann endlich hilft im jemand, die Klappe eines abgedunkelten Deckenstrahlers aufzuklappen und endlich sieht er was. Ab da geht es nochmal richtig aufwärts mit dem Sound & Drive. Sehr gut! Ein Song widmen sie einer blinden Fan-Freundin im Publikum, die ganz vorne direkt vor dem Schlagzeug steht, und sich an der Stelle gut am Holzpfosten des Schiffes festhalten kann. Das wirkt alles sehr herzlich, auch als der Basser ein wenig mit seinem Gitarristen rumpost, oder hinter seinen Drummer steigt, um ihm zärtlich auf die Glatze zu klatschen. ☺ Alles echt witzige Leute unter der Spiegelkugel des Yachtklubs („hey, I think we never played on a boat before!“). Der Schlagzeuger hat während des Gigs ein paar Probleme mit der Wanderung der Bassdrum, so dass er sein Equipment ab und an etwas zurückschieben müsste. Am Ende des Abends ist er fast einen Meter weiter vorne gelandet, direkt vor den Füßen der Fans. Die Musik war echt mitreißend, rockig, krautig, heavy, mit wenigen bluesigen Parts, man sieht viele begeisterte Gesichter und einen geleerten Merchstand. Ich kann sogar noch das gespielte Bass-Plek abgreifen, bevor ich für jemanden ein gemeinsames Bandfoto machen soll, andere fragen nach der Playlist. Und weil’s draußen noch warm ist, halten die Bandmitglieder noch ganz lange am Tisch der Stoner-Rock-Gemeinde ein Schwätzchen und fühlen sich wie zuhause. Coole BANG!-„Jungs“ aus Philadelphia. Auf Klassenfahrt.