Comment by Caren.:
Ein Walpurgisritt in den 1. Mai – in einer Kirche? Warum nicht... Schließlich ist St. Peter längst zu einer Konzertlocation umfunktioniert worden, fast alle Kirchenfenster abgedunkelt und das Weihwasserbecken in einer anderen Kapelle versteckt. Die PA für den Raum hätte gern eine Spur größer ausfallen können, leider gibt es zu oft Gitarrenmatsch, man sollte lieber nicht zu weit hinten stehen und auch die Klimaanlage pustet nur am Rande zügig. In der Mitte ist dicke Luft. Schade. Trotzdem ist der DREDG Gig seit einiger Zeit ausverkauft, draußen stehen Leute mit „Suche Karte“ auf Pappschildern, sie spielen auf der diesjährigen Tour 2 ihrer kompletten Alben, immer abwechselnd, in manchen Städten auch beide als Kombipack. Hier in Frankfurt gibt es aber nur die „El Cielo“ im gesamten zu hören. Dazu passend: Themen-Tour-Shirts, sowie die LP auf Vinyl, von der es heißt „The very last pieces on EARTH!“ – galaktisch dann leider auch die Sammlerpreise von 50.-
Den Anfang machen aber erstmal THE INTERSPHERE, eine junge dt. Kombo, die sich im Musik-Konservatorium Mannheim kennengelernt hat, die schon vor kurzem bei KARNIVOOL den Opener geben durfte und sehr positiv auffiel. Stylistisch passen sie sehr gut zu DREDG, spielen powervoll mit 2 Gitarren, Bass, elegischem Gesang und Schlagzeug in einer Reihe. Gar nicht so doof: damit der Drummer sieht, was seine Kollegen spielen, sitzt er 90° zu ihnen an der Seite. Wir sehen dadurch umso mehr seinen „ich-bin-ein-Octopus“-Einsatz (zu sehen auf dem Foto), denn kaum ein anderer holt so weit mit den langen Armen aus, steht vor Euphorie auf oder bespielt die riesigen Becken von der Hinterseite! Das gibt sogar Zwischenapplaus. THE INTERSPHERE sind auf einem guten Weg. Ein sehr musikalisches Kraftpaket, besonders live noch lohnenswerter als auf Konserve.
Die Umbaupause gerät etwas lang, DREDG haben eine andere Konstellation, da spielt der Drummer auch mal Keyboard nebenbei (!), der Sänger hat sein Saiteninstrument wie eine Zither auf dem Tisch vor sich liegen oder der Bass tauscht mit wemauchimmer. Alleskönner am Werk. Auch sämtliche Effekte der „El Cielo“ Scheibe werden live nachempfunden (zB ganz schnelles Mikro-Gewedel vor dem Mund, Geknister oder Loops mit mehrstimmigen Gesangsschleifen). Dazu eine engelsgleiche und perfekte Stimme von Gavin Hayes, den man im ersten Moment gar nicht wiedererkennt, denn er hat sich seinen Lockenkopf rappelkurz geschnitten. Im Kirchenschiff von St. Peter kann man ganz gute farbige Lichtsäulen schaffen, ansonsten gibt es gar keine weitere Deko, man bleibt lieber puristisch. Auch bei den Klamotten das obligatorische schwarze Hemd, schwarze Jeans. So liegt mehr Konzentration auf der Musik und die ist einfach nur großartig und perfekt gespielt. Nach „Same ol’ road“ der erste Zwischenapplaus, ansonsten gehen die Tracks wie auf Platte ineinander über, manchmal ist man sich nicht sicher, ob man klatschen sollte oder nicht. Auch hier wieder ein Schlagzeuger, der so extrem draufkloppt, als würde er "den Lukas hauen". Manchmal fliegen Drumsticks durch die Luft. Einer aus dem Publikum fängt einen Stick, der fast komplett durchgebrochen ist. Der Sänger bedankt sich ab & zu auf deutsch und es gibt am Ende noch das halbe nächste Album „Catch without arms“ als Zugaben obendrauf! Auch „Bug eyes“ und alles dabei. Mehr geht nicht. Volle Punktzahl. ☺