Comment by Caren.:
Wieder mal eine Neuentdeckung mit dem Oberbegriff „Beauty & the Beast“, diesmal aus Kanada. Also ein Bandleader (Peter Dreimanis) mit Gitarre, der mit seiner tiefen rauhen Stimme und ein paar dramatischen Gesten den wilden Mann macht und eine zarte tanzende Sängerin (Leah Fay), die aber gannnnnz tief in die Kiste greift, wo „sexy“ draufsteht. „Peter ist mein Haustier!“ ist ihre erste Deutschversuch-Begrüßung ans Publikum. Großes Gelächter und von Peter’s Seite kommt nur Ratlosigkeit, er wollte den Satz schon immer mal nachgucken, hätte es aber noch nicht geschafft. Die beiden machen ihre Sache extrem gut und wirken auch nicht aufgesetzt. Es gibt immer was zu gucken, zu lachen, zu schmunzeln, zu tanzen, zu singen, zu begeistern. Rundum: so viel Spielfreude wie JULY TALK legt selten eine Band aufs Parkett. Wahnsinn. Ich kannte sie vorher gar nicht, aber der live-Tip war absolut gerechtfertigt, auf der neuen Platte sprühen sie leider nicht ansatzweise den Charme und die Begeisterung aus wie auf der Bühne. Allerdings haben sie in Kanada schon in den letzten 2 Jahren mehrere Preise abräumen können. Sängerin Leah hat keinerlei Berührungsängste, weder mit ihren Bandmitgliedern, noch mit dem Publikum, in das sie gegen Ende des Gigs hineinspringt (bewaffnet mit einer Handyleuchte unter ihrem Kinn, damit man sie in der Menge noch sehen kann beim Singen). Sie schafft es nicht nur gutgelaunt die Leute zum Mitsingen zu bewegen, sondern setzt auch die anderen Bandmitglieder wie ein Wirbelwind in Szene, eigentlich knistert es die ganze Zeit wie elektrisiert, wenn sie sich mit edler Arsch-frisst-Hose, Tanzschuhen und Spaghettiträgern am Keyboarder und am Gitarristen vorbeischmiegt, dann wieder stampfend headbangt oder gar Schlagersänger-ähnliche Duett-Posen einnimmt. Im Hintergrund prangt ganz passend ein riesiges s/w Bild von Fingern, die sich berühren (das aktuelle Cover). Das ist optische Präsenz galore, perfekte Unterhaltung. Aber auch den nötigen Drive nimmt die Band immer wieder auf, es ist sehr laut, es wechselt von rockig zu sexy, von rockabilly zu slow independent, da bleibt kein Bein und kein mitwippender Kopf unbewegt. Besonders nicht bei den beiden Groupies in der ersten Reihe, die sich schon bei der Vorband immer wieder mit „we loooove youuuuu!“ anbiedern, in Szene setzen, tanzend verbiegen und so nah wie möglich ran wollen, bis dann die JULY TALK Sängerin gleich am Anfang nett aber bestimmt die Fronten klarmachen muss „This is MY stage, not yours!“. Die beiden Mädels sind so besoffen, dass man schon in der Umbaupause leichte Kotzgeräusche aus dem stillen Örtchen hört. Der Sänger der Indie-Britpop-Irland-Vorband EXMAGICIAN ist ein eher Pete-Doherty-Lookalike, beim Anblick der 2 grölenden Grazien leicht verwirrt und kommt zu der Frage „Who are you? You MUST be Canadians! This is far out!“ ☺
Das war’s in der Tat. Absolut empfehlenswerte Liveband, wer immer die Chance hat, JULY TALK zuzusehen (und zu –hören), sollte es unbedingt tun. Das macht großen Spaß.