Comment by Caren.:
It’s a family affair. KIM WILDE sammelt gern ihre Lieben um sich. Nicht nur Bruder Ricky ("wer issn dieser Judas-Priest-Typ da?") ist seit der ersten Stunde musikalisch an ihrer Seite, sondern mittlerweile auch dessen Tochter, die als bauchfreie Tänzerin und Backgroundsängerin auf der Bühne rumturnt und etwas jugendlichen Charme verbreitet. Als Künstlerin ist Scarlett Wilde außerdem für das Cover der neuen LP „Here come the aliens“ zuständig, das im Retrocharme eines 50er-/60er-Jahre Trashfilmplakates daherkommt. Viele "würden sie fragen, warum sie immer noch auftreten" - kommentiert Kim Wilde ihre Tour - aber das hat den simplen Grund „because we love it!“. Und so stehen 8 Leute (incl. 2 Schlagzeuge!) auf der Bühne und werden professionell von einer guten Lightshow begleitet, während sich die Frau Smith anfangs in einer übergestülpten silbernen Lederjacke mit langen Fransen, Sonnenbrille, schwarzem Ganzkörperkorsett und langen Handschuhen in Lack und Leder mit großen Posen präsentiert. Auf eine Supportband wird verzichtet, man hat schließlich ausreichend Material, um 2 Stunden überwiegend älteres Publikum zu bespaßen. Auffällig ist der ohrenbetäubende Lärm und der tiefe Wumms, der auch noch ganz hinten in der fast ausverkauften Batschkapp bei uns ankommt. Es werde einen Mix aus alten und neuen Songs geben, dabei wird kurz mit dem Publikum „abgestimmt“, wer überhaupt die alten Songs hören wolle, Hände hoch! Haha, großes Gejohle. Aber auch die neue LP (die demnächst in einer Deluxe Ausgabe nachgeschossen wird) ist gar nicht schlecht, versprüht an einigen Stellen immer noch locker-flockigen 80er-Jahre Charme („Pop pop music, don’t stop pop music...“ mit einem Intro, das an „Video killed the radio star“ erinnert), hat aber auch härtere und softe Passagen mit Ohrwurmcharakter. So ist dann auch das komplette Programm des Abends. Manchmal werden acoustic-Sets zu zweit/zu dritt eingebaut (mir war diese softe Phase ein wenig zu lang, dafür war aber die Stimme gut, trotz aufkommender Erkältung). Manchmal denkt man, die blonde Dame im eng geschnürten Lederdress und hohen futuristischen Stiefeln auf der Bühne ist eher DORO PESCH mit leichtem Plautzenansatz - anstatt einer gealterten Pop-Prinzessin, die mittlerweile mit fast 58 eigentlich lieber im Garten arbeitet – Lust und Power hat sie durchaus noch! So kam übrigens auch die Inspiration des Alien-Themas zustande, als sie mal wieder im Garten stand und stehende Lichter im Himmel ihr sagten, dass es vielleicht doch UFOs geben würde. Sprichts und nimmt gestärkt eine bunt flackernde Plastikpistole auf der Bühne in die Hand, setzt die blau leuchtende 80er-Jahre Brille auf und performt in blauen Lichtstrahlen einen Remix des neuen „Cyber.Nation.War“ oder auch „1969“, einer Reminiszenz an das Mondlandungs-Jahr. Nein, abgedreht ist das alles nicht wirklich, eher charmant und augenzwinkernd. Auf der Bühne und im Publikum haben sich jedenfalls alle lieb, ihre Familienmitglieder werden gern auch mal abgeküsst, und als wir zwischendrin gefragt werden, ob wir nochmal wiederkommen würden, gibt es großen Zuspruch - dafür ein Dank via „You came“. Und alle warten auf die richtige Zugabe: „Kids in America“. Klar, logisch, vorraussehbar. Vorher darf aber natürlich der VANILLA FUDGE Klassiker „You keep me hanging on“ (den ich mit der original Sixties-Band erst vor wenigen Jahren im viel kleineren Nachtleben erleben durfte) auch nicht fehlen. Meine persönlichen Liederwünsche wären noch zur Vollkommenheit „Tuning in, tuning on“ sowie „The second step“ gewesen, die leider nicht erfüllt wurden. Kann ich aber verstehen. Alles in allem sollte man einem Konzert dieser Größenordnung den angemessenen Respekt zollen, auch wenn vieles etwas zu routiniert schien und die Stimme manchmal leichte Timingprobleme hatte, es war alles live. Ich hätte KIM WILDE zwar gern lieber Anfang der Achtziger mit Ringelpulli und Jackett in einem kleinen wavigen Club in England gesehen, aber so war es auch ein „once in a lifetime“ Event, das man auf seiner Liste abhaken kann. Nicht mehr und nicht weniger. Ein zweites Mal wird das für den Preis eher nicht notwendig sein, aber was tut man nicht alles für seine Kindheitsbewältigung...
Setlist :
Stereo Shot
Water on glass
Never trust a stranger
Kandy Krush
Cambodia
Birthday
Yours ’til the end
Solstice
Words fell down
Bladerunner
Hey Mr Heartache* - Four letter word* - Rosetta* (live duet with Ricky Wilde) (* acoustic versions)
Cyber Nation War
View from a bridge
Chequered love
You came
You keep me hangin’on
1969
Pop don’t stop (duet with Ricky Wilde)
Kids in America