Comment by Caren.:
Ein Hammerabend! Der wird auf jeden Fall länger im Gedächtnis bleiben. Die Bands sind glücklich, der Laden ist „sold out“ & dazu ist’s der letzte Tag der ganzen Europatour. Gerade deswegen wird ordentlich Gas gegeben und es gibt Zeit für jede Menge Fankontakte, alle stehen hinterher persönlich am Merchstand oder sitzen draußen in der Kneipe. Ur-Prong Sänger Tommy Victor streckt mir die Hand entgegen und sagt „thank you“ (huch!), ich zeige ihm daraufhin mein original Tourshirt von 1990 (als sie noch FAITH NO MORE supportet haben) und er grölt es ganz erfreut an seine Shirt-Heinis weiter („hey guys, look, she has one, too!“) :-) . Für Fanfotos bin ich aber zu schüchtern. Drummer Art Cruz ist gerade mal 2 Jahre bei PRONG, verteilt draußen den Rest seiner zerschlissenen Sticks und kommt nochmal zurück, um jeden einzelnen zu signieren. Auch meinen, wassn Service.
MAN.MACHINE.INDUSTRY (aus Schweden) starten noch vor 19:00, sie ziehen ihren Stiefel aber gnadenlos durch und haben die Sympathien schnell auf ihrer Seite. Eher Nieten-Metal als alles andere versuchen sie sich beim Spielen im „Böse-Gucken“, schaffen es aber immer nur kurz, bevor sie doch wieder anfangen mit Leuten zu scherzen. Total nette, etwas ältere Langhaar-Jungs, ein paar Industrial-Samples und fast nur Flying-V-Gitarren. Die Pleks werfen sie gleich handvollweise ins Publikum, und wir sammeln sie auf wie Karnevals-Kamelle, ich krieg auch 2 ab. Erst spät bemerkt die Band die merkwürdige Bauweise des Nachtlebens („Aaah, there are even more people over there!!“). Die 1. Reihe hält netterweise gemeinsam die viel zu nah an den Bühnenrand rutschende Bassdrum fest. Der Fan vor meiner Nase bekommt irgendwann die Gitarre in die Hand gedrückt und darf den Song zuende spielen, was ihm erstaunlich gut gelingt. Als für MAN.MACHINE.INDUSTRY die letzten Takte der Tour ertönen, bittet der Gitarrist seine Bandkollegen um „one last jump, one last jump!“ und sie lassen ihn belustigt auf der niedrigen Bühne gewähren, alles verdammt nah dran hier.
Die 2. Band des Abends ist die positivste Überraschung seit langem: STEAK NUMBER EIGHT, bekloppter Name für toll bekloppte Musik, verausgaben sich dermaßen, dass es schon allein optisch brutal Spaß bringt. Dazu extrem harte, aber einfallsreiche Musik, die irgendwo zwischen Hardcore und Psychedelic Postrock/Sludge herumwuselt, man kann es schwer beschreiben. Der Sänger mit 70er-Jahre Schnäuzer schreit & turnt herum und hält sich dabei oben an der Decke fest, an die er desöfteren mit zurückgelegtem Kopf einen fetten Rotzklotz setzt. Irgendwann später kommt derselbige Kleister gesammelt ganz dicht neben seinem Bassisten runter, der verwundert aus der Wäsche guckt. Auch der Drummer kriegt mal einen freundschaftlichen Anrotzer ab, oder völlig unvermittelt den Finger bis zum Anschlag in den Mund gesteckt. Sie haben sich halt lieb *g*. Seine Aggressionen prügelt er wie ein Irrer am Schlagzeug aus sich heraus. Als der Sänger gegen Ende eine Runde mit der Klampfe durchs Publikum jagt (am Kabel!) verhakt sich das ganze Gewirr um unsere Beine herum und er lässt die Gitarre einfach beim spielen fallen. Schluss für heute. Abgang, großes Gejohle. Die spinnen, die Belgier. Saugeil.
Nach kleiner Umbaupause (die Instrumente müssen durch die Menge nach oben getragen werden) prangt dann das riesige PRONG-Logo über der großen Schießbude am hinteren Bühnenrand. Langsam wird’s merklich warm im vollgestopften Keller des Nachtlebens. Es gibt schon Leute, die sich ihrer Oberbekleidung komplett entledigt haben (dann sieht man ja auch das PRONG-Tattoo besser, zum Angeben). Losgelegt wird mit ein paar neueren Stücken, das Publikum wird mehrmals auf „durchdrehen“ eingestimmt, Full power, die Ohrstöpsel wandern tiefer. Bei diversen älteren Hits warte ich auf die Stagediver, aber das ist im Nachtleben ziemlich schwierig, also einigt man sich auf Pogo, Fäuste recken („Who’s fist is this anyway?“) und beim-Hüpfen-an-die-Spiegelkugel-stoßen. Sogar „Broken piece“ und natürlich „Snap your fingers, snap your neck“ werden fast zur Wirklichkeit. Brachial gut. Der Aktionsradius der Band ist etwas eingeschränkt, zum Glück stehe ich aber günstig, direkt vor Tommy Victor („haach, sieht der gut aus!“ *gg*), dafür tobt der Schlagzeuger etwas mehr herum und ist am Ende pitschepatschenass, nicht nur von dem ganzen Wasser, das er sich ständig über den Kopf schüttet. Der Bassist steckt sich ne Kippe an. Reichlich Fan-Hände werden abgeklatscht, dann werden ihnen die Songlisten aus den Klauen gerissen und der Rest spielt sich wie gesagt danach vor der Tür ab, ist ja gutes Wetter. Zufriedenheit an allen Fronten. You rocked!
Der Drummer von MAN.MACHINE.INDUSTRY steht ziemlich hacke neben unserem Tisch und ist mit anderen am labern, möchte aber meine gerade gekaufte LP („Ey, no, thisss isss STEAK NUMBER EIGHT!!!“) leider nicht signieren, hehehe. Dafür können wir ihm unbemerkt seinen Band-Pass vom Schlüsselbund knoten. Braucht er ja jetzt nicht mehr. :-) Partytime.