Comment by Caren.:
Ganze 11 (!) Jahre musste ich warten, um die OZRIC TENTACLES wiederzusehen. Zwischenzeitlich wurde die Band von Familien- und Wohnkatastrophen gebeutelt (Tod, Feuer, Überschwemmung der alten Wassermühle auf ihrem riesigen englischen Grundstück), so dass eine Tour sowie eine neue LP mehrmals verschoben werden mussten. Nun waren sie aber endlich für 1 einziges Konzert in Deutschland, also trafen sich die Jünger um die englische Hippie-Kommune im Frankfurter Bett für eine Licht- und Soundorgie, die fast 3 Stunden dauern sollte. Space Rock galore, gewürzt mit Dub-Elementen und seliger Mimik. Die 5-Saiter-Bassistin ist gut gelaunt, barfuß und hat alle lieb, sie sagt dann auch die Vorband aus Tel Aviv an, PROJECT RnL sind entzückt von der Menge an Zuschauern, die ihnen viel Applaus spenden und ihre ausufernden Eskapaden in den Frickel-Jazzrock à la KING CRIMSON honorieren. Allesamt Könner ihrer Instrumente (und Stimme), soviel steht fest. Da werden sogar schräge Coverversionen von Eminem (oder auch „Moves like Jagger“) eingebaut und gekonnt verjazzt. Der Gitarrist spielt eine unförmige Fretless-Klampfe mit kleinem asymetrischen Korpus, der Keyboarder und Zweitsänger hüpft gern und macht einige Ansagen. Z.B. dass manchmal nur 4 Leute bei ihren Konzerten im Raum sind und sie sich heute richtig freuen, bei so viel Publikum auf die Pauke zu hauen. Das tun dann auch gegen Ende des Gigs alle Bandmitglieder und trommeln miteinander, jeder hat ein Schlagwerk vor sich stehen. Der Support-Gig ist meines Erachtens etwas lang geraten, das ist fast ein volles Set mit 10 Stücken. Kommt aber sehr gut an.
Dem können die OZRICS natürlich noch eins draufsetzen, denn sie sind dafür bekannt, lange Gigs abzureißen. Das hypnotische Element verändert sich immer wieder in verschiedenen Rhythmen und wird nie langweilig, trotz dem alles nur instrumental ohne Gesang abläuft. Der Sound ist Spitzenklasse. Manchmal sind es nur leise Tupfen, manchmal walzt sich ein elektronischer Teppich über einzelne Songparts. Bestimmt ein Flokati. Der Hippie-Charakter kommt nicht zu kurz, ob klamottentechnisch oder der bunten Bühnenbilder wegen. Auch der Mann am Merch-Stand geht dermaßen bei den Songs mit, dass es eine Freude ist. Er erklärt mir noch, dass beim Download-Code des neuesten Vinyls sogar unterschiedliche Abmischungen zu entdecken sind und weshalb er die Scheibe auch sonst am meisten empfehlen würde. Ein nettes Völkchen, allesamt. Da es am Ende schon gegen 1:00 ist, muss ich allerdings zur letzten Bahn hetzen, sonst hätten die Ozrics bestimmt noch ihre Unterschriften zwischen die psychedelischen Muster auf meiner LP gequetscht. „Technicians of the sacred“, damit ist bestimmt ein bestimmter gemeint, der Mann am Computer (der die Lightshow mit verschwurbelten Mustern und Bubbledias bastelt) ist einer der "Bandmitglieder" der 1. Stunde aus den 80ern, wie mir ein für-die-Band-weit-gereister-Fan vor Ort erzählt, der mich auf mein altes Bandshirt anspricht. Toll, dass es solche mitreisenden Fans noch gibt. Er will in der Nacht noch nach Dortmund zurücktrampen. I really hope he made it... ☺