Comment by Caren.:
Großartiger Abend. 3 extrem unterschiedliche Acts, die trotzdem alle auf ihre Weise richtig klasse sind. Angefangen mit THE DEVIL’S TRADE, ein Einzelinterpret ganz puristisch ohne Band an 3 verschiedenen Klampfen (Halbakustische, Akustische & Banjo) ursprünglich aus Ungarn, mit einer tiefen angenehmen Stimme, der ein toller Geschichtenerzähler ist, viel politischen Background zu seinen Songs preisgibt und hervorragend in den Sons-of-Anarchy-Soundtrack gepasst hätte. Ob Traditionals („Wayfaring stranger“) oder Eigenes, alles bekommt bei Glatzkopf David einen rauhbeinigen dramatischen Touch mit Schnauzer, Knautschgesicht und Seemannsmütze, aus tiefstem Herzen intoniert. Auch zarte Töne kann er, oder er singt zB in den Korpus seines Banjos hinein, während man im Publikum eine Stecknadel fallen hören könnte. Furchtbar netter Kerl, der zu einem Coversong bei CRIPPLED BLACK PHOENIX nochmal mit auf die Bühne kommt.
Als zweites „something completely different“, nämlich PUBLICIST UK, eine Band (4 Mann) die auf den ersten Blick optisch völlig zusammengewürfelt scheint (ein aristokratisch wirkender, sich verrenkender JOY DIVISION Typ im Anzug und Hipsterbrille neben einem langhaarigen Vollbart-Rocker und einem Cobain-Typ, der andauernd in die Knie geht), und die auch musikalisch den Spagat zwischen Wave, Postpunk und Rockgitarrenriffs schafft, es entstehen Vergleiche mit INTERPOL, SISTERS OF MERCY zu besten Zeiten oder GRANDE ROSES. Auf Platte klingt das sogar alles noch eine Spur bombastischer durch mehrstimmigen Gesang, ganz klasse. Die Jungs haben recht viel Merch am Start und zB eine Flexidisk mit einem Tori Amos Song „Precious things“, wenn man ein T-Shirt von ihnen kauft. . . schade, hätte ich mal (aber es war leider ein Bambi drauf *g*, das war nicht so meins).
Ziemlich schnell geht es dann weiter mit einer vollgestellten Bühne und den fast ausnahmslos langhaarigen Nerds CRIPPLED BLACK PHOENIX, die zu acht (!) auftreten. Postrock-Progrock at its best, sehr laut, jedoch interessanter gemacht durch PINK FLOYD-artige Gesangs-/Gitarrenparts oder vereinzelt weibliche (unsichere) Stimmen, permanente 3 E-Gitarren am brettern oder einer Pianistin, die für atmosphärische Zwischentöne auch mal zur Trompete greift. Die Band erzählt davon, ganz schön müde zu sein, aber davon merkt man nichts, dafür sind sie zu professionelle Musiker, die miteinander kommunizieren und sich anlachen, mit dem Publikum interagieren (Sänger: „Have you seen our new video?“ – Stimmen aus dem Publikum: „no. No. No. . . (betretenes kopfschütteln)“ – Sänger: „Errm, don’t you have INTERNET over here??“ - Raunen im Publikum: „no. No. No. . . (betretenes kopfschütteln)“ *ggg*. Was sich neckt, das liebt sich. Ihre neue Doppel-LP „Bronze“ ist wenigstens mittlerweile auch hier zu haben und sie ist meiner Meinung nach ihre Beste. Mehr Power denn je und weniger ruhige Passagen. Beim Coversong „Turn to stone“ von Joe Walsh/Eagles wird die Seventies-Schiene ausgepackt und der bejubelte DEVIL’S TRADE darf singen und macht alles nochmal richtig rockig (auf der LP wird der Co-Part vom Sänger der schwedischen Stonerband GREENLEAF übernommen). Posing Parts kommen ins Spiel, wenn alle Leute an den Saiteninstrumenten gegen Ende in einer Reihe stehen, ihre Instrumente in die Höhe recken und für lange Töne so verharren wie im Dornröschenschlaf. Ein bekannter ah-haaa-Chorus wird ins Publikum übertragen, indem die Band die Gesangsmikros synchron zu uns umdreht und alle Zuschauer richtig gut einstimmen. Die Lieder sind lang, so auch der mehr als zweistündige Gig, von angedrohter Müdigkeit ist wirklich nichts mehr zu spüren. Richtig angenehme Stimmung im brodelnden Kesselhaus, das gut gefüllt aber nicht ausverkauft ist. Super interessanter Abend mit lauter Neuentdeckungen.
(Dead Imperial Bastard) • Rise Up and Fight • Long Live Independence • Deviant Burials • No Fun • Rotten Memories • Champions Of Disturbance • Born in a Hurricane • NO! • Song for the Loved • Scared and Alone • Turn To Stone (Joe Walsh Cover + David Mako (Devil’s Trade)) • 444 • We Are the Darkeners • Encore:
• We Forgotten Who We Are • Burnt Reynolds • (Burning Bridges)