Comment by Caren.:
Im Rahmen der Frankfurter Musikmesse spielen qualitativ gute Bands - soviel steht fest. Die Skandinavier SOEN gehören absolut dazu. Ein mir vorher unbekannter Name wird zum Freund. Wie schon so oft in letzter Zeit.
Vorher muss man sich aber noch durch den „ich-möchte-jetzt-mal-so-singen-wie-Evanescence“-Metal der Norweger MADDER MORTEM quälen, die es zwar schon etwas länger als SOEN gibt, aber dadurch trotzdem nicht annähernd so gut sind. Ok, Frauenstimmen und Metal – für mich persönlich immer schon ein rotes Tuch gewesen, so kann man auch hier stellenweise leider nur schmerzverzerrt das Gesicht verziehen, da die kastenförmige Dame trotz ihres Umfangs nicht besonders tonsicher ist und vieles zu-singt. Sobald der Gitarrist allerdings als Zweitstimme mitsingt, klappt das besser, weil dann das Knödelige nicht ganz so durchkommt. Sie haben trotzdem ein paar Fans an Bord, sie sind durchaus gut gelaunt, kommen ziemlich ins Schwitzen und kommunizieren viel. Und der Bassist sticht durch besonderen Bewegungsdrang heraus, bestimmt alles nette Leute, nur die Musik ist halt Geschmackssache.
SOEN erinnern mich an TOOL oder A PERFECT CIRCLE. Das haben sie bestimmt nicht zum ersten Mal gehört - nicht nur optisch, sondern auch musikalisch. Vielleicht ein bisschen mehr in die ProgRock/ProgMetal-Ecke (wir haben hier Mitglieder von OPETH, aber auch ICED EARTH am Start), jedoch immer mit einem Quentchen Bombast, Eingängigkeit und Melodie. Allein das Schlagzeug ist ein fettes Gerät mit einigen Extras, sowie 3 Haupthaar-schwingende Saitenartisten, die schon gleich mal den Kampf „5-Saiter gegen 7-Saiter“ aufnehmen, alles eben eine Schwierigkeitsstufe höher. Der Multiinstrumentalist mit Hut muss ab und an auch noch in die Tasten greifen oder sich ein kleines Percussion-Duell mit dem Schlagzeuger liefern. Alles in allem wirklich großartige Musiker, hübsch dazu, und außerdem sehr nahbar. Man zeigt sich positiv überrascht und extrem dankbar, aufgrund der Begeisterung, die ihnen aus dem Publikum zufliegt. Nicht nur weil wir es hinbekommen, eine recht komplexe Melodie aufzugreifen und weiterzusingen, sondern auch weil manche Jubelschreie schon bei den Ansagen in Richtung Bühne fliegen. Der Sänger beobachtet ein ausschweifend tanzendes Pärchen und ist völlig fasziniert, wie sehr sie die Musik fühlen. Licht und Sound ist heute ebenfalls exzellent, die Rufe nach Zugaben hören gar nicht mehr auf. Das kollektive Verneigen fällt daher auch umso herzlicher aus. „Schön zu sehen, dass die Leute, die vor 2 Jahren vielleicht schon mal da waren wiedergekommen sind und noch jemanden mitgebracht haben“ – ja, und ab jetzt werden es nur NOCH mehr werden, da bin ich sicher! SOEN kann man wirklich nur empfehlen, sich live anzusehen, ich glaub da könnte man jedes Konzert einfach fix und fertig auf Platte pressen. Makellos. A propos Platte: der Hippie am Merchstand war ziemlich ausgelastet, die Schlange nach dem Konzert ist lang, er hat aber die Ruhe weg und versucht, mit jedem ein Schwätzchen zu halten oder alle T-Shirts durchprobieren zu lassen, daher schaffe ich es nicht mehr, noch eine LP zu ergattern, bevor ich zur Bahn muss, aber das wird ganz sicher nachgeholt.