Comment by Caren.:
In der herbstlichen Reihe der Psychedelic Konzerte findet sich auch der aktuelle Auftritt der BLUES PILLS, die jungen schwedischen Senkrechtstarter der Szene, dessen Konzerte der Tour in diversen Städten dieses Mal in größere Hallen verlegt werden mussten oder komplett ausverkauft sind, so auch hier. Heute das letzte Konzert ihrer Deutschlandtour. Ich selbst habe bisher nur den Namen gehört und das bunte Vinyl bestaunt, daher betrete ich Neuland an der Bluestablettenfront.
Für einen Sonntagabend viel Programm: 4 Bands tummeln sich nacheinander in der Batschkapp. So starten WEDGE aus Berlin noch vor 20:00 Uhr. Zu dritt um den Frontmann von MAGNIFICENT BROTHERHOOD mit „Geschichtslehrer-Look“ rocken und gniedeln sie ihre angejazzten Rock-Tunes auf Gitarre, Orgel und Drums. Und das sehr ordentlich und flott. Leider dürfen sie nicht so lang spielen, denn THE ARKANES warten schon in der Schlange. Der Frontmann legt mir persönlich zu viel Metal-Attitüde an den Start und die Musik ist ein wenig „weder Fisch noch Fleisch“, ein bißchen mehr Hardrock als WEDGE, aber auch mehr Mainstream, weniger Blues oder Psychedelia. Ein Lied sticht für mich heraus, das mehr Atmosphäre atmen darf. Den Jungs auf der Bühne gefällt allerdings Frankfurt so sehr, dass sie auch hier am Ende ein Publikumsfoto machen, das sie sogar als Titelbild auf ihrer Facebookseite benutzen. Nett.
Viele Zuschauer warten schon auf VINTAGE CARAVAN aus Island, die noch eine größere Schippe an Metal drauflegen. Hier haben wir es schon fast mit (sehr jungen) BLACK SABBATH zu tun, der Stil & Rhythmus erinnert manchmal sehr an „Paranoid“, hat aber auch durchaus genügend rollende Bluesrock-Anleihen. Sie sind gutgelaunt und von sich selbst begeistert, posen hier und da und der kleine quirlige Frontmann hat eindeutig die längsten Haare des Abends. Sie werden ihre Fans finden. Überhaupt kann man im Publikum viele Leute mit unterschiedlichsten Metalshirts beobachten. Und wir werden schon wieder fotografiert.
Den Frisurenpreis für die schönsten Locken bekommt aber heute der Bassist der BLUES PILLS. Die blonde schwedische Sängerin hat einige Zeit in den USA verbracht, um kalifornisches Musikfeeling zu adaptieren, trägt heute ein knallrotes langärmliges 60ies-Minikleid, wie immer keine Schuhe und ist sehr gutgelaunt und bei Stimme. Sie tanzt viel am Mikroständer oder schwingt den Schellenkranz, den sie vielleicht öfter in Richtung Mikro halten sollte. Die Band ist aus mehreren Ländern zusammengestellt. Erst letztes Jahr musste der knapp volljährige französische Gitarrist (Typ: Robbie Krieger) noch kurz die Tour für seine Abiprüfung unterbrechen. Den Leuten gefällt die Musik, es gibt auch nichts auszusetzen, viel Wah-Wah, minimales Drumkit mit maxi Action, die Stimme ist sehr angenehm, nicht zu krächzend Janis-like, sondern eher warm und kraftvoll röhrend. Es gibt vergleichsweise wenig langsame Blues-Standards, eher tanzbaren Vintage-Rock zum Haareschütteln, die BLUES PILLEN sind also welche von der Marke „Aufputschmittel“. Da geht in Zukunft noch einiges, wenn sich die Musikrichtung nicht zu schnell auf Hochtouren totläuft. Well done, boys & girls.