Comment by Caren.:
BÄM! Da war es also, das erste große „nach“-Corona-Konzert für mich. Und leck mich am Arsch, was für ein Brett!! Zwei Jahre hatten wir jetzt schon die Tickets in der Schublade, denn 2020 haben für mich persönlich die VILLAGERS OF IOANNINA CITY (aus Griechenland) den Preis des besten Albums des Jahres abgeräumt. Ich würde sogar behaupten, sie halten die Platzierung immer noch. Auch wenn es viele gute Mitstreiter in den letzten Jahren auf der ultimativen-Stonerrock-Psych-Haareschüttel-Tanzfläche gibt (wie die ebenfalls großartigen King Buffalo oder oder oder), die „Age of Aquarius“ LP der VILLAGERS OF IOANNINA CITY hatte für mich den Vogel abgeschossen. So vielschichtig, powervoll und übergreifend in mehrere Genres macht das kaum jemand. Hier und da Elektroniksprenkel oder auch -Teppiche eingeflochten, unterschiedliche Rhythmen, sogar tanzbar, meist hart mal zart, immer psychedelisch mit viel Drive, und dann benutzen sie auch noch zusätzlich altertümliche traditionelle Instrumente (ähnlich einer Schalmei und einem Dudelsack), die das Ganze sehr besonders macht, sich aber trotzdem gut einfügt und nicht nervt. Hinzu kommt ein phantastischer Sänger der Extraklasse. Der kann mit einer warmen Stimme Töne rauspowern und lange Töne halten, dass es schon beim 1. Song Zwischenapplaus gibt. Die Leute im Publikum sind aber auch ausgehungert, das merkt man irgendwie, die freuen sich so und bewegen sich wieder und lachen sich an und gehen respektvoll miteinander um, dass man möglichst nicht aneinanderstößt und sich Platz macht, obwohl das Kesselhaus knüppelvoll und ausverkauft ist. Die VILLAGERS hatten sogar noch kurzfristig gestern ein Zusatzkonzert im gleichen Saal angesetzt, weil auch die eigentlich angekündigte Vorgruppe am heutigen Tag leider nicht konnte, dafür aber gestern.
Heute kommen wir dadurch spontan in den Genuss der Frankfurter Instrumental-Postrocker GLASGOW COMA SCALE als Support-Ersatz („yes!“), die sich sowieso seit Jahren in meinem Freundeskreis befinden und mit ihrem letzten Werk ebenfalls einen richtig guten professionellen Brocken abgeliefert haben. Sie fangen überpünktlich um 19:30 an und können sicherlich auch einige neue Fans dazu gewinnen. Der Applaus ist jedenfalls ordentlich. Wieder mit Begleitung einer bewegten Videoinstallation mit Bildern von Naturgewalten der Elemente. Das passt immer sehr schön zur Stimmung, gerade weil ihre Gitarrenklänge elegischer und wabernder sind, bevor sie wieder in Powerpassagen übergehen. Abschließend noch ein paar warme Worte vom Bandleader, wie gut es tut, endlich wieder Konzerte geben zu können - mit entsprechendem Zuspruch von uns allen.
Nach der kl. Umbaupause dann die VILLAGERS OF IOANNINA CITY. Die Griechen dürfen noch etwas lauter starten und haben mehr Leute in der Band (dafür ungewöhnlich wenig Langhaarige, das hatte ich mir optisch etwas anders vorgestellt, hihi). Der Schlagzeuger sitzt seitlich und spielt mit Kopfhörern. Der Bärtige greift ab und zu zum Dudelsack. Der Sänger streut dann die Klänge der griechischen Klarinette ein und versucht sich zeitweise in kurzen Ansagen mit Thema Peace & Love & Space, Hoffnung & Zusammenhalt, was aber irgendwie ein wenig „niedlich“ wirkt, da er mit der englischen Sprache etwas unbeholfen ist und es nicht so ganz zum musikalischen Metal-Kontext passt. Aber er versprüht eben gern etwas hippie-esk Positives.
Die Lightshow ist konventioneller, die riesige Göttinnen(oder Aquarius?)-Illustration prangt permanent hinter ihnen und die Licht-Dom-Säulen aus Rot oder Blau mit ein wenig Strobo reichen völlig aus, um die Sound-Gewalt zu unterstützen. Ich habe schon lange nicht mehr so viel getanzt in den 2 Jahren, aber es ging nicht anders (obwohl ich momentan mit Wirbelsäulen-Dauerschmerz leben muss - vielleicht wars das wert, selbst wenn es das letzte Mal gewesen sein sollte)…
Ein wirklich sehr ergreifendes Konzert. Besonders habe ich mich über den Titelsong-Opener gefreut, sowie über das lange „Cosmic Soul“ und beim vorerst letzten Song des Sets war ich doch schwer gerührt von der Stimmung und der Melodie und einfach davon, dass das doch alles noch gar nicht wieder wahr sein kann, dass ich ein wenig in meine Maske weinen musste. Zugaben gabs dann aber auch noch. Und das obligatorische „Band-fotografiert-das-Publikum“-Foto und ein paar Herzchen & Handshakes. (Wir waren übrigens mit unserer Runde fast die einzigen im ganzen Saal, die permanent Maske trugen - leider ein kleiner Wermutstropfen.)
Draußen beim Abkühl-Plausch lernt man dann auch noch lustige Gleichgesinnte aus dem Ruhrgebiet kennen, von denen man optisch gar nicht vermutet hätte, dass sie in der Musik genauso tief & vielfältig schürfen und diese so wertschätzen, dass sie in der ganzen Republik herumreisen, um Abende wie diesen endlich wieder zu erleben. (Auch wenn der Typ dachte, die Vorband wäre MONKEY3 aus Köln - 2 Fehler in einem Satz, hahaha - gewesen, wir haben ihn eines Besseren belehrt.)
Großartiger Konzertabend. Punkt.