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Schlachthof - Latest Updates Wiesbaden, Hessen, Germany
28th Nov 2024 19th Nov 2024 Images added to event by Caren. | Comment [+] added to event by Caren.
Comment by Caren.: Wiesbaden war dieses Jahr schon ziemlich häufig an guten Konzerten beteiligt. So auch heute. Ich weiß gar nicht, zum wievielten Male ich mir MONSTER MAGNET ansehe (das 8. Mal?) Eine Menge Bekannte sind auch mit am Start. 2 davon dürfen -begleitet von meinem Neid- sogar zur Aftershowparty antanzen. SCORPION CHILD als Support kannte ich bisher noch nicht, muss aber sagen, die sind gar nicht mal schlecht und sie präsentieren sich mit offenen Armen. Mit Orgel, Gitarren und langen Locken frönt man BLACK SABBATH-artigen Retrorock. Treffend meint einer aus der Runde über den Sänger: „Die haben in ihrer Jugend bestimmt ne Menge LED ZEPPELIN gehört, aber ok, es gibt Schlechteres!“ Stimmt. Es gibt viel Applaus und die Band bedankt sich für unser frühes Kommen.
Für MONSTER MAGNET wurde eine Tour der „A&M Years“ angekündigt, also alles ab „Superjudge“ bis „God says no“. Darunter fallen dann allerdings auch die größten Hits der Bullgods, auch wenn viele die psychedelischeren frühen Sachen am besten finden. Die Playlist besteht aus vielen weniggespielten Songs, das finde ich super! Da fällt qualitativ der größte Hit „Spacelord“ sogar fast etwas hinten runter. Trotzdem werden natürlich jede Menge Pommesgabeln gereckt und Bierbecher geschwenkt. Der obligatorische Ventilator, der Dave Wyndorff die letzten langen Zippeln permanent aus dem Gesicht bläst, ist natürlich wie immer am Start (ist ja auch warm, wenn die Lederjacke mittlerweile festgewachsen ist, sonst tropfts irgendwann zu sehr *g*). Der Sound ist ordentlich, ich habe selten bei einer anderen Band so einen Tanz-und Haareschüttel-Zwang bei mir sellbst festgestellt, das schaffen sie einfach immer wieder! Yeah, baby. Unkenrufen zum Trotz spielt Dave seine Klampfe wirklich eingestöpselt (allerdings nur akzentuiert, manchmal ist sie eben auch nur Bauch-weg-Deko). Der erste Gitarrist zollt mit Sonnenbrille im Motörhead-Shirt Tribut an alte Zeiten, bereits beim 2. Stück werden die großen Gesten ausgepackt – bei der Powertrip-Songzeile „I’m never gonna work another day in my life“ werden jede Menge Stinkefinger in die Halle gereckt, Spielfreude ist bei allen zu spüren, also ich fühle mich während der kompletten Show großartig unterhalten. Bei anderen mag das nicht so gewesen sein, aber dafür kann ich dann im Nachhinein noch ein T-Shirt abgreifen, dass mir jemand überlassen hat, der nicht sooo begeistert war. ☺ Kann ich gar nicht nachvollziehen.
Playlist:
• Crop Circle
• Powertrip
• Melt
• Superjudge
• Twin Earth
• Look to Your Orb for the Warning
• Dinosaur Vacuum
• Cage Around the Sun
• Tractor
• Dopes to Infinity
• Space Lord
• I Want More
• Face Down
• Negasonic Teenage Warhead
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Comment by Caren.: November rain in Wiesbaden. Das Konzert ist seit Monaten ausverkauft. Die Vorgruppe HALESTORM aus Pennsylvania hat gerade 2013 einen Metal Grammy gewonnen (für Performance). Der Preis hätte allein schon dem Schlagzeuger zukommen müssen, denn der entpuppt sich als der absolute Entertainer & Animateur. Der Rest der Truppe kann zwar auch was – klassische 4er Besetzung mit Sängerin (sieht gut aus & spielt Gitarre) – macht aber ein wenig viel TamTam in ihren nietenbesetzten Jeansshorts & Lederoberteil. Ich muss nicht in jedem Song 5x „Ey, Germanyyyyyy!“ hören, zum mitklatschen animiert werden, „Somebody screeeeeeam!“ beantworten oder die Pommesgabel zeigen. Als die Sängerin dann noch fragt „Hey, Germany, do you like cowbells??“, fragt man sich doch ernsthaft, ob sie sich nicht eher in der Schweiz oder in Bayern wähnt, zumal dann noch nicht mal Kuhglocken im nächsten Lied VORkommen.... (vielleicht ist sie ein weiblicher „Bruce Dickinson“ und meint am Ende nur den "More cowbell"-Gag). Dennoch: sie ist sehr stimmsicher, trifft Töne und kann auch mal richtig rauchig schreien, auch wenn man oft unfreiwillig an DORO erinnert wird. Aber lustig wird’s erst, als sie ihren kleinen Bruder vorstellt, der an den Drums sitzt und ein Solo spielen darf. Schon vorher hatte man ihn als neues „Animal“ wahrgenommen, da flogen Arme, Drumsticks & Haare schlaksig durch die Gegend, denn er holt bei jedem Schlag volle Pulle aus. Manchmal steht er sogar auf und spielt im Stehen, stellt sich freudestrahlend auf den Hocker und jongliert beim Spielen mit den Stöcken als hätte er mal im Zirkus gearbeitet, denn der Takt sitzt trotzdem, Hut ab. Es werden sogar Wurfspielchen mit dem Roadie gespielt, dem die Sticks meterweit zufliegen (auch zurück), und das Publikum muss ein paar Mitgröl-Melodien nachsingen, da das blonde Tier auch noch ein Mikro hat. Schon niedlich, dem kann man irgendwie nichts übelnehmen. Am Ende folgt von ihm noch ein „Cut my life into pieces...!“ und das Publikum antwortet brav mit einem einstimmig gebrüllten „This is my last resort!“, während er von hinten über sein Schlagzeug nach vorne springt und die letzten der bestimmt 50 verbrauchten Drumsticks im ganzen Saal verteilt – aha – HALESTORM haben schon mal PAPA ROACH auf einer Europatour begleitet. Funktioniert also immer noch. Alles grinst.
ALTER BRIDGE starten mit dem 2. Song der neuen Scheibe „Addicted to pain“, es wird nochmal um ein paar Dezibel lauter. Besonders der Bass scheint eine Art Subwoofer zu haben, entpuppt sich aber nur als 5. Tieftöner-Saite. Musikalisch können die Ex-Instrumentalisten von CREED einiges. Besonders Mark Tremonti an der Gitarre hat auch Solo-CDs zu bieten, die noch eine Spur härter & schneller im Metalbereich angesiedelt sind. Das lässt er uns spüren. Myles Kennedy macht den langhaarigen Strahlemann am Gesang, seine Stimme ist fehlerlos. Als Tremonti auch mal die Hauptvocals singen darf, gibt es eine gute & tiefere Abwechslung zu der sonst sehr hohen Stimme. Auch die HALESTORM Sängerin wird für ein Balladen-Duett hinzugezogen und ist wieder brillant.
Für meinen Geschmack war der ganze Auftritt der Band ein wenig zu perfekt (psssst, ich habe mich streckenweise etwas gelangweilt, das kann aber durchaus auch an der Melodic-Metal-Spielart und ihren voraussehbaren Songstrukturen liegen). Man fragte sich manchmal, ob der Sound es live bringt, um die auf den Punkt produzierte Konserve toppen zu können. Kann er nicht. Eigentlich reicht es auch, die Jungs auf CD zu hören. Aber immerhin haben sie die von mir erwarteten Songs gespielt („Metalingus“ und „Slip to the void“).
Wenn dann noch jemand den 3 Jungs neben mir auf’s Maul gehauen hätte, weil es immer noch Leute gibt, die auf Konzerten auch an leisen Stellen keine 20 Sekunden (!) mal ihre Fresse halten können, sondern alles lautstark zulabern (ich kapier das nicht), dann wäre ich zufrieden gewesen.
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Comment by Caren.: Ein Tip meiner lieben Vinyl-Nerd-Fraktion entpuppt sich mal wieder als extrem empfehlenswert, beide Bands sind mir vorher gänzlich unbekannt. Der sogenannte Co-Headliner ORDER OF ISRAFEL kann meinem Gusto nach zwar nicht so ganz überzeugen, jedoch scheinen einige wegen ihnen gekommen zu sein. Im Schlaghosen-Jeans-Look beginnen wir den Abend mit vielen langen Haaren, die in die Höhe fliegen – zumindest auf der Bühne. Dieses Motto bleibt dann auch den Rest des Abends so *g*, ansonsten ordne ich die Musik von ORDER OF ISRAFEL eher als Metal ein. Doom – naja, nur ansatzweise. Ein paar okkulte Elemente im Logo und der Bühnendeko sehe ich hier, man reckt sogar einen großen Kreuzzug-Stab in die Luft, so richtig böse, eeeevil, doomig ist das aber irgendwie nicht. Die Musik schwankt sehr in die 70er Jahre Ecke, nur mit zu langsamen Slo-Mo-Riffs, die sich so wie der etwas uninspirierte Sänger zu oft wiederholen. Einige Leute mögen das, andere äußern erste Ermüdungserscheinungen. Ein großer Fan werde ich nicht werden.
Danach YEAR OF THE GOAT hingegen können mich durchaus als solchen verbuchen. Da kommt eine viel größere Bandbreite an Musik auf die Bühne, die nicht nur die Anzahl der Gitarristen (3) vergrößert, auch ein „Unheilig“-dreinblickender Tastenspieler (u.a. Melotron) zelebriert sein Erscheinen, so wie der etwas bucklige Sänger mit den langen schwarzen Haaren und den Tattoos. Alle in schwarz und in Unwissenheit, wo sie sich gerade befinden („well, you lose track sometimes with these things...“ – „Wiiiiiesbaden! It’s the beautiful Wiesbaden! You will remember it!!“ – tönt’s aus dem lachenden Publikum), aber sie bedanken sich artig, das so viele gekommen sind an einem Dienstag. Besonders live sind YEAR OF THE GOAT mit 6 Leuten auf der Bühne einer schönen Erinnerung wert, sie wollen auch gern „evil“ wirken, sind aber meiner Meinung nach Könner des ProgMetal. In jedem Takt stecken Melodien, ach, aus jeder Pore strömt etwas melodisches, während der Sänger auf Platte manchmal fast wie MUSE singt, ist das live etwas anders - sehr abwechslungsreich, stimmig und griffig klingt das alles. Dargeboten wird alles querbeet von der 1. EP bis zur neuen LP. Immer mit viel Gitarrenpower, auf- und abschwellend, mitwippen und headbangen erwünscht. Ein Club der Langhaarigen auf der Bühne, der ebenjene Metalmatte abwechselnd hängenlässt oder im Takt hochschmeisst. In manchen Melodiefolgen & Songstrukturen erinnern mich YEAR OF THE GOAT an GHOST, sehr angenehme aber rockige Wohlklang-/Harmonie-Musik, die allein durch die okkulte Optik dem ganzen einen böseren Touch geben soll, nur ohne übertriebene Verkleidungen. Das Progger-Herz des Zuschauers kann sich währenddessen rundum in Ohrenschmaus suhlen. Klasse gespielt, klasse Band. Würde ich mir durchaus nochmal ansehen. We don’t fear the reaper. Nämlich.
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Comment by Caren.: Wieder mal eine Neuentdeckung mit dem Oberbegriff „Beauty & the Beast“, diesmal aus Kanada. Also ein Bandleader (Peter Dreimanis) mit Gitarre, der mit seiner tiefen rauhen Stimme und ein paar dramatischen Gesten den wilden Mann macht und eine zarte tanzende Sängerin (Leah Fay), die aber gannnnnz tief in die Kiste greift, wo „sexy“ draufsteht. „Peter ist mein Haustier!“ ist ihre erste Deutschversuch-Begrüßung ans Publikum. Großes Gelächter und von Peter’s Seite kommt nur Ratlosigkeit, er wollte den Satz schon immer mal nachgucken, hätte es aber noch nicht geschafft. Die beiden machen ihre Sache extrem gut und wirken auch nicht aufgesetzt. Es gibt immer was zu gucken, zu lachen, zu schmunzeln, zu tanzen, zu singen, zu begeistern. Rundum: so viel Spielfreude wie JULY TALK legt selten eine Band aufs Parkett. Wahnsinn. Ich kannte sie vorher gar nicht, aber der live-Tip war absolut gerechtfertigt, auf der neuen Platte sprühen sie leider nicht ansatzweise den Charme und die Begeisterung aus wie auf der Bühne. Allerdings haben sie in Kanada schon in den letzten 2 Jahren mehrere Preise abräumen können. Sängerin Leah hat keinerlei Berührungsängste, weder mit ihren Bandmitgliedern, noch mit dem Publikum, in das sie gegen Ende des Gigs hineinspringt (bewaffnet mit einer Handyleuchte unter ihrem Kinn, damit man sie in der Menge noch sehen kann beim Singen). Sie schafft es nicht nur gutgelaunt die Leute zum Mitsingen zu bewegen, sondern setzt auch die anderen Bandmitglieder wie ein Wirbelwind in Szene, eigentlich knistert es die ganze Zeit wie elektrisiert, wenn sie sich mit edler Arsch-frisst-Hose, Tanzschuhen und Spaghettiträgern am Keyboarder und am Gitarristen vorbeischmiegt, dann wieder stampfend headbangt oder gar Schlagersänger-ähnliche Duett-Posen einnimmt. Im Hintergrund prangt ganz passend ein riesiges s/w Bild von Fingern, die sich berühren (das aktuelle Cover). Das ist optische Präsenz galore, perfekte Unterhaltung. Aber auch den nötigen Drive nimmt die Band immer wieder auf, es ist sehr laut, es wechselt von rockig zu sexy, von rockabilly zu slow independent, da bleibt kein Bein und kein mitwippender Kopf unbewegt. Besonders nicht bei den beiden Groupies in der ersten Reihe, die sich schon bei der Vorband immer wieder mit „we loooove youuuuu!“ anbiedern, in Szene setzen, tanzend verbiegen und so nah wie möglich ran wollen, bis dann die JULY TALK Sängerin gleich am Anfang nett aber bestimmt die Fronten klarmachen muss „This is MY stage, not yours!“. Die beiden Mädels sind so besoffen, dass man schon in der Umbaupause leichte Kotzgeräusche aus dem stillen Örtchen hört. Der Sänger der Indie-Britpop-Irland-Vorband EXMAGICIAN ist ein eher Pete-Doherty-Lookalike, beim Anblick der 2 grölenden Grazien leicht verwirrt und kommt zu der Frage „Who are you? You MUST be Canadians! This is far out!“ ☺
Das war’s in der Tat. Absolut empfehlenswerte Liveband, wer immer die Chance hat, JULY TALK zuzusehen (und zu –hören), sollte es unbedingt tun. Das macht großen Spaß.
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Comment by Caren.: Die Hardcore-Schweden der 90er sind zurück! Und können es noch. Auch optisch wirkt alles so, als wäre die Zeit stehengeblieben. Der klapperdürre Sänger im Retro-Anzug springt wie vor 20 Jahren auf der Bühne herum, wirft das Mikro (immer am knallroten Kabel zu erkennen) meterhoch in die Luft oder hockt plötzlich auf den Boxen der Halle. Er scheut aber auch die Nähe nicht, denn auf einmal gräbt er sich durch die tobende Menge im Saal, die gern mit ihm zusammen ins Mikro schreit. Die Jungs im Publikum haben ohnehin ab dem ersten Ton mit Anspannung drauf gewartet, endlich Pogo zu machen. Die Platte dürften einige auswendig kennen – Kunststück, REFUSED haben ja auch nur eine! „The Shape of Punk to come“. Damals war’s der große Knaller. Gleich danach haben sie sich aufgelöst. Mittlerweile haben sie sich reformiert und ihr Programm ergänzt, um ein paar Midtempo Stücke und eine neue Scheibe, es gibt sogar richtig guten Gesang, nicht nur Geschrei. Und es gibt ne Menge Konversation, natürlich politische Statements unter dem Motto „wir lassen uns die Musik nicht verbieten. Wir halten zusammen.“ Und sie erzählen vom gestrigen Auftritt in Belgien, wo 2 Leute mit Maschinengewehr vor und 2 Sniper hinter der Tür zur Sicherheit postiert waren, und sie ausgerechnet in Wiesbaden schon IMMER das Gefühl hatten, besonders sicher zu sein und sich wohlfühlen zu dürfen, einfach so. ("Before it was a place to die, now it's a place to LIVE" - passend gesagt, er kann sogar das Wort Schlachthof richtig aussprechen). Trotzdem warten natürlich alle nur auf „New noise“, um die große Halle (die am Anfang recht leer erschien) zum kochen zu bringen. Erfrischend und sehr unterhaltsam, dem Treiben zuzusehen. Das macht Laune.
Im Vorprogramm gab es SAFI, eine deutsche Band, die wir aus logistischen Gründen jedoch verpasst haben und THE FAILURE aus dem kalifornischen L.A., die mit etwas vertrackteren Sounds daherkommen und ständig Bass & Gitarre untereinander tauschen, eher Alternativerock mit einigen melancholischen Elementen (wozu die Lightshow übrigens prima passt), die gefallen mir schon vom Reinhören vor dem Konzert. Ohne vorher zu wissen, dass es die Band ebenfalls seit den 90ern gibt und sogar als Lieblingsband vom TOOL-Sänger gezählt wird. Durch diese jahrelange Freundschaft spielten sie mit Tool & A Perfect Circle auf Maynard's 50. Geburtstag und es kam zu einer Reunion von FAILURE. Der Auftritt ist stimmungsvoll, hat zwar ein paar Längen in langsamen Songs, bleibt aber im Gedächtnis. Fast ein wenig mystisch.
• Elektra
• The Shape of Punk to Come
• The Refused Party Program
• Dawkins Christ
• The Deadly Rhythm
• Destroy the Man
• Rather Be Dead
• Hook, Line and Sinker
• War on the Palaces
• Servants of Death
• Liberation Frequency
• Thought Is Blood
• Refused Are Fucking Dead
• Worms of the Senses / Faculties of the Skull
• Encore:
• Summerholidays vs. Punkroutine
• New Noise
• Tannhäuser / Derivè
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Comment by Caren.: So früh hat noch kein Konzert an einem Mittwoch angefangen, gegen 18:30 steht schon die erste Band auf der Bühne. THREE SEASONS aus Schweden spielen guten Bluesrock in klassischer Langhaar-Besetzung mit hübschem Bassisten, aber nicht in den Klischee-Blues-Strukturen, sondern mit angenehmer Solo-Gitarre, die sehr melodielastig ist und dadurch stellenweise den Gesang ersetzt, eher wie bei den früheren Deep Purple. Auch eine knallrote Hammondorgel ist dabei, soundtechnisch in ein gutes Licht gerückt. Angenehm & einfallsreich. Es ist ihr letzter Gig der gemeinsamen Tour.
Fliegender Wechsel nach nur wenigen Momenten Umbaupause, dann fliegt JEX THOTH aus den USA auf der Bühne ein (die ich schon länger mal sehen wollte). Zumindest die Sängerin macht jedoch so viel Aufhebens um ihre okkulte Person, dass sie ihren schwarzen Umhang theatralisch schwenkt, mehr Zeit auf Knien als auf den Füßen verbringt und passend zur Kerzenleuchter-mit-Geweih Deko auf den Amps gleich erstmal ohne Begrüßung ein Feuer in ihrer Hand entfacht und uns auszuräuchern versucht. Die Takte werden langsam, seeeehr langsam und bestehen meist aus wenigen Drumschlägen und langgezogenem Singsang. Aber im Vordergrund steht eigentlich nur die langhaarige Hohepriesterin, die gern als sexy Hexe im Fegefeuer verbrannt werden möchte und sich permanent am Rande typischer exorzistischer Austreibung verbiegt. Nicht dass die Musik schlecht wäre, falsch hört sie sich auch nicht an, aber sowas wirkt vielleicht eher in einem kleineren Rahmen, hier im großen Saal ein wenig unfreiwillig komisch. So richtig Doom oder böses Satanszeug ist das auch nicht, eher Psychedelia mit etwas Amon Düül. Was bleibt ist der Geruch nach Räucherstäbchen. Darauf brauchen wir erstmal ein Bier.
Viele im Publikum sind offensichtlich wegen den schwedischen TRUCKFIGHTERS gekommen, die Josh Homme von den Queens of the Stone Age schon mal als seine Lieblingsband bezeichnet hat. Und die geben ab der ersten Sekunde Vollgas: der Gitarrist zieht noch vor dem ersten „hallo“ sein Shirt aus und wirft es in die Menge. Der AC/DC Gedächtnis-Look mit kurzen schwarzen Hosen ist angesagt und schon nach 2 Minuten hat er gefühlte 5 km Wegstrecke zurückgelegt und 18 Luftsprünge mit kreuz & quer gegrätschten Beinen gemacht. Die Lieder sind um einiges schneller als die von Jex Thoth, daher nimmt die gute Laune auch im Publikum mächtig an Fahrt auf. Ebenso wie diverse Moshpits, die hier & da aufwirbeln. Nach den ersten Songs gibt es die Ansage, dass wir es heute mit einer „very special night“ zu tun hätten, zumindest für 2 der Anwesenden Gäste..., ja, es gibt tatsächlich einen Heiratsantrag auf der Bühne! Die Band hilft netterweise beim Einfädeln, der überraschte Bräutigam (im Truckfighters Fanshirt) darf zu seiner angehenden Gattin auf die Bühne, bekommt die Frage aller Fragen auf französisch gestellt und sagt natürlich „ja“. Riesenknutsch, Riesenjubel, nächster Song. Bombenstimmung für den Rest des Konzerts und es gibt Zugaben. Die Band kann ohnehin musikalisch den kompletten Abend als den ihren verbuchen.
Spätestens als nach der Umbaupause eine Ansagerin vor das riesige BLUES PILLS Banner tritt, um zu verkünden, dass der Rest des Abends leider nicht wie geplant verlaufen werde, da die Sängerin Elin Larsson soeben vom Arzt ein Auftrittsverbot bekommen habe und nicht singen dürfe. Tja. Die 3 Jungs möchten trotzdem unbedingt ein Instrumentalset für uns spielen, meistern dies auch mit Bravour, gekonnten Gitarrensoli & jeder Menge Applaus sowie knallbunter Lightshow, belassen es aber bei einer recht lauten halben Stunde incl. einer Zugabe. Ein paar Leute halten dies wohl für einen Aprilscherz, dem ist aber nicht so. Gerade diese Band lebt mindestens zur Hälfte vom Charisma des hübschen Wirbelwinds aus Örebro, auch wenn die anderen 3 ohne Zweifel sehr gute Musiker sind. So gehen doch am Ende einige Leute etwas geknickt nach hause, und hätte ich die BLUES PILLS nicht erst im Winter davor gesehen, wäre auch für mich ein Konzertende um 22:30 ziemlich enttäuschend gewesen. So aber kann man es relaxter sehen und eine frühe Bahn kriegen. Die TRUCKFIGHTERS haben diesen Abend eindeutig gewonnen.
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18th Nov 2024 Images added to event by Caren. | Comment [+] added to event by Caren.
Comment by Caren.: “Hi, we’re Beach Slang and we’re here to punch you right in the heart.” Ach, watt ne lustige Truppe. BEACH SLANG aus Philadelphia sind seit 5 Wochen auf Tour und brauchten nach eigenen Worten „irgendwie mal ne erfrischende Pause“ und die fanden sie anscheinend in Wiesbaden. Also wird gnadenlos herumgealbert, mit Bananen und Gitarren auf der Bühne Fangen geübt, Bier getrunken und die Schachtel mit den neuen Lieblings-Pfefferminzbonbons („sorry, my breath smells like death“) mit dem Publikum hin und hergeworfen. In Italien haben sie sich alle lustige Masken gekauft, die auch gleich mal aufgesetzt werden und sie veranstalten ein Wunschkonzert „this man can play every song you like with a catchy guitar riff, so challenge him!“, so ging es auf Zuruf hin und her zwischen den Smiths und Pantera, Springsteen und auf mehrfachen Wunsch „Thunderstruuuuck!!“ oder was von Bright Eyes. Alle freuen sich wie Bolle, das passt dann auch irgendwie zum Pop Punk, den sie eigentlich spielen. Und der kommt live noch besser rüber als auf Platte. Mal härter, mal frischer, rockig sowieso, Sänger James wirkt ein wenig wie in den britischen 60ies mit Wuschelhaaren & Sakko mit lauter Buttons. Sie waren vor kurzem als Support von Knapsack schon mal hier, nun dürfen sie aber Headliner sein – und „wir haben diesmal sogar ein Banner!“ (welches nur ein festgeklebtes Bandshirt über der Bühne ist, aber „hey“ – egaaaal.) Sie präsentieren viel von ihrem Longplayer „The things we do to find people who feel like us“ und der Titel ist auch sonst irgendwie bei ihnen Programm. Sehr nett.
Support PETAL (ebenfalls aus Philly) ist ebenfalls schon 5 Wochen dabei und besteht nur aus einem einzigen Persönchen mit großer halbakustischer Gitarre ohne ihre restliche Band. Am Anfang ist sie immer noch in eigenen Worten vor Lampenfieber „scared like hell“, dass sie ihren Tonmeister nochmals auf die Bühne rufen und Leute aus dem Publikum sie beruhigen müssen. Der Gig entwickelt sich dann aber wie sie selber sagt zum „besten seit langer Zeit“ und alles ist gut. Ein unbekannteres Cover von Prince bringt sie im selben Stil wie alle anderen ihrer Songs. Eine Art weiblicher Billy Bragg, für meinen Geschmack aber auf Dauer etwas eintönig und mit einer zu eindringlichen hellen Stimme. Davon bräuchte ich jetzt keine ganze Platte am Stück.
Leider hatte ich meine bessere Kamera vergessen (außerdem kam ich geradewegs an dem Tag zurück aus Norddeutschland von der Beerdigung meiner Mutter, da kann man schon mal andere Dinge im Kopf haben).
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Comment by Caren.: Die Reihe der unglaublich guten Konzerte reisst dieses Jahr nicht mehr ab - und es ist erst ein Viertel rum! Archive gaben mal wieder alles, waren sehr präzise (wie kriegen die dieses Timing hin?), gut bei Stimme (mehrstimmig) und hatten ihre Sängerin mitgebracht, den Rapper diesmal nicht. Trotzdem sind 7-8 Leute auf der Bühne. Die Farbe des Abends war klamottentechnisch definitiv Schwarz, no other possibility. Beim Sänger spannte das Hemd zwar mittlerweile etwas über den Bauch, dafür lässt er die Haare wieder wachsen :-) Und der Keyboarder hat eine sehr unterhaltsame Macke, die uns an schnell getaktetes "Schlag-Tourette" ins Gesicht erinnerte *g*. Der Sound war brilliant, besonders das Schlagzeug sehr differenziert. Obwohl die Lautstärke hoch war, konnte man die Ohrstöpsel weglassen, um alle Nuancen auch einzufangen. Es wurde viel von der letzten Scheibe gespielt, aber auch Klassiker wie "Fuck U", ohne danach verlangen zu müssen. Die Begeisterungsstürme übertrugen sich auch auf die Musiker, die gern nochmal für Zugaben rauskamen und dem Publikum applaudierten. Archive sind live immer eine Bank, superklasse. Herauszuheben ist auch noch die Lightshow im neuen Schlachthof, die das Publikum noch mehr ins Bühnenbild einbezieht.
Support war ROBIN FOSTER mit gut aussehender Band, dessen Klangteppiche teils an ruhige Filmmusik teils an laute Gitarren-Shoegazing-Wellen erinnerte. Komplett instrumental stört hierbei überhaupt nicht. Die Zuhörer waren begeistert, einige kennen ihn schon aus der Zusammenarbeit mit BIRDPEN, die ja wiederum mit ARCHIVE zusammenhängen... Robin Foster beglückte vor Freude auch noch jemanden aus dem Publikum mit einer geworfenen Gratis-CD. Live ist die Musik aber noch wesentlich kraftvoller, sie benötigt doch eine gewisse Lautstärke.
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