Caren. 14th Jul 2024
| | ReviewAlter Schwede! Was war das denn für ein Wirbelsturm? Nichtsahnend geht man spontan zum Konzert zweier mir bis dato unbekannter Bands und man geht mit nem Dauergrinsen und der Gewissheit wieder raus, den richtigen Riecher gehabt zu haben und diesen Abend nicht wieder missen zu wollen!
Hier tobt der Spirit der 70er, nenn es Retro-Rock, nenn es Stoner-Blues mit Hardrock-Elementen, auf jeden Fall kommt die US-Vorgruppe CROBOT auch noch mit einem Arsch voller Funk daher! Es stampft, es rollt, es kocht über, die langen Haare fliegen. Beim Sänger mit der Jeansweste und Mutti’s Blümchenbluse ist schon ab der ersten Sekunde des ersten Songs Schleudertrauma-Alarm mit Groooove, Baby! Die können Party – und haben ständig den Schalk im Nacken, der bärtige Schlagzeuger trägt ein Einhorn-Shirt mit Regenbogen und der Bassist eins von Taylor Swift (und sieht selber so aus wie ein Mix zwischen Wolfmother & Salvatore Dali, mit seinem Jazzbass unter den Achseln, aber den Oberkörper zu 80% immer in Bodennähe gebeugt und mächtig in Action). Der Gitarrist kriegt den Preis für’s peinlichste Outfit: ein „Simply the best“-Tina-Turner Shirt und eine cherryrote Gitarre, die er versucht hat mit schwarzer Farbe auf alt zu trimmen hahaha. Er klettert auch gern aufs Schlagzeug, um ein paar Sprünge aufs Parkett zu legen. Sänger Brandon kann desöfteren mal dämonisch gucken, spielt kleine Machtspielchen mit seinem Mikroständer, den er mit seinen Händen „beschwört“. CROBOT haben eine volle Stunde Spielzeit und bauen viel neues Material ein, eine neue LP soll im September kommen. Dann kommen sie nochmal wieder. Wir auf jeden Fall auch. Eine absolut phantastische Liveband! Als der letzte Ton erklingt, geht der Applaus ab der ersten Sekunde in geschlossenes „Zugabe!“-Gebrüll über. Sowas hab ich selten erlebt. Frankfurt hat Bock zu rocken, da ist man schon ein bißchen stolz auf die „üblichen Verdächtigen der Gemeinde“, es werden immer mehr. Wie uns Sänger Brandon nach der Show bestätigt, hat auch er das nicht erwartet, heute ist der 1. Tag der zweiwöchigen Tour (sie spielen sogar aufm "Hellfest"), und er freut sich tierisch über so viel Begeisterung, in einem so kleinen Club und das mitten in der Woche, während einer Fußball-EM! (Ich warne ihn lieber vor morgen, da ein D-Spiel ist). Mit viel Spaß post die Band mit allen, die Fotos machen wollen, drücken uns und fragen nach unseren Namen. American sweethearts.
Ich weiß nicht, wer ihnen das übersetzt hat, aber auf dem Merchtisch steht ein kleiner Spendenkarton mit den Worten „Rudelbumsen € bitte - danke €“, *lol* als tatsächlich jemand was reinwirft, schmeißen sie sich weg vor Lachen.
Kurze Pause auf dem überfüllten Raucher-Balkon, und schon geht’s weiter mit MONSTER TRUCK aus Kanada. Ebenfalls mit ganz viel Seventies-Attitüde, Jeanswesten mit Aufnähern, lange Locken, psychedelic Typo und Sprüche wie „Don’t fuck with the truck“ auf den Fanshirts (das passt jetzt aber nicht zur Spendenbox *g*). Am Schlagzeug sitzt offenbar „Cool Steve“, wie riesengroß auf seiner Bassdrum prangt. Im Publikum könnten einige Mädels aus nem Film mit den Runaways stammen. Musikalisch hat MONSTER TRUCK etwas mehr Blueswurzeln, einen Orgelspieler, weniger bunte Klamotten, einen Bassplayer mit Leadvocals, einen quirligen Gitarristen mit nacktem Oberkörper & Prinz-von-St.Pauli-Bart, etwas mehr digge Eier und etwas längere psychedelic Bluesparts zur Mitte des Gigs. Dafür fliegen die Haare umso mehr bei den bekannteren Abgeh-Songs, die viele vom ersten Ton an bejubeln oder geschlossen die Melodien mitsingt. Am krassesten ist die gute Laune & der Zusammenhalt der Fans zu spüren, als nach dem 2. Song der PA-Stromkreis komplett ausfällt – Alptraum für die Musiker, ratlose Gesichter, trotzdem dankbares Gegrinse, weil der Publikums-Chor ununterbrochen ihren Song weitersingt, und das fast 10 Minuten lang, während neue Kabel verlegt werden! Das haben sie auch noch nicht erlebt, wie sie am Ende der Show sagen, und wenn, dann soll das bitteschön immer nur hier passieren, denn „you are good people. Really. This was fucking awesome.“ Ab da gibt es eh kein Halten mehr. Im Zoom ist die Deckenhöhe unwesentlich höher als bei mir zuhause, aber mehrere Stagediver machen trotzdem die Runde. Mitten in einem Song entern 4 Jungs die Bühne, setzen sich zwischen Schlagzeug und verdutztem Sänger der Reihe nach auf den Boden und bilden ein pantomimisches „Ruderboot“ für ein paar Takte – haha, das kannte ich auch noch nicht. Ein absolut denkwürdiger Abend, für alle Beteiligten. Helgaaaaaa! Hol uns ab! Der riesige Bandbus steht auch schon vor der Tür und hat ein sehr passendes Nummernschild: „GO 51 EEP“ – I’m sure they will „go sleep“ very well with the rest of the Rudelbumsen-Box. Rock’n’Roll.
Kleines Update: Crobot-Drummer Paul hat sich an dem Abend so sehr in eine meiner Bekannten verliebt, dass er mittlerweile in FFM wohnt, geheiratet hat und auch schon Nachwuchs da ist. Man wird sich noch desöfteren wiedertreffen. :-)
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