Caren. 13th Jul 2024
| | ReviewDie 80er Ikonen sind wieder da. Oder eigentlich immer noch. Klar, Peter Hein braucht Geld, aber wer braucht das nicht? Und Fehlfarben haben sich irgendwie auch ihren sozialpolitischen Background bewahrt. Der Sänger malt sich immer noch seine Parolen nebst Blitzen und Symbolen selber aufs Hemd, spuckt auf den Kapitalismus, informiert sich über die jeweils zu bespielende Stadt des Abends und kriegt dabei sogar richtige Töne raus. Selbst der Pyrolator steht weiterhin am Keyboard, irgendwie wirkt die ganze Erscheinung Fehlfarben ziemlich sympathisch und basic. Die neue Vinyl-Single „Platz da!“ im Gepäck, sowie den Longplayer „Xenophonie“, der ganz gut in den Kritiken abschneidet. Grinsen kann man über die Bezeichnung „Hygieneporzellan“ für ein Klo allemal. So tanzt sich der Herr Hein mit nem Gläschen Wein und der mittlerweile ergrauten „Gerade-aus-dem-Bett“ Frisur locker flockig durch die Nacht und die Zuschauer warten nicht nur auf den NDW-Hit „Es geht voran“, sondern kennen auch die anderen Songs. Massiv gefüllt ist der Saal an einem Montagabend allerdings nicht. Macht nix. Platz da!!! :-) Die erworbene Vinyl-Single kommt in schickem Weiß daher.
Schon das Bühnenbild zum Anfang der Show, bevor der Support Act MITTEKILL als Solo-Set auftreten sollte macht Spaß: am vorderen Bühnenrand steht ein mit Maschinen, Kabeln, Mixern, Reglern, Tasteninstrumenten und sonstigem Elektrogedöns prall gefüllter Einkaufswagen (!), den sie wahrscheinlich kurz vorher vom ansässigen Aldi nebenan geliehen haben. Die Vorband besteht aus nur 1 Person, ein etwas unbeholfen pummelig wirkender aber dadurch extrem sympathischer Jungspund aus Berlin haut uns laute Elektrosounds und Sequenzen um die Ohren, dass man nur so mitwippen kann. Dazu deutsche Texte mit hohem Spaßfaktor (wie in „Jtzt wrd gfckt“ oder „Ich will Eure Jobs nicht“), dem könnte man den ganzen Abend zugucken und grinsen. Er spielt mehrhändig, dreht, mixt, loopt, zieht sich Klamotten aus & an, tanzt, greift zwischendurch zur Gitarre und singt – er kann das Publikum geschickt einbinden und aufheizen. Respekt. Für den hohen Unterhaltungsfaktor kaufe ich auch seine LP mit beigelegter Bonustrack CD. So viele Zugabe-Forderungen hat selten eine Vorband bekommen. Charming.
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