Caren. 13th Jul 2024
| | ReviewOha, hoffentlich hält der Himmel dicht – noch am Nachmittag gab es ein Unwetter. Dabei haben wir doch „Summer in the City“, wo wir dem lustigen Barden der ex-LASSIE SINGERS komplett open air im Palmengarten lauschen wollen. In der Musikmuschel ist ein Wohnzimmer aufgebaut, mit Stehlampe und Tisch, einem breiten Notenständer – und ein festes Dach hat er. Tja, der FUNNY hat’s gut. Da kann er auch gleich ein paar sarkastische Scherze machen, als der Regen doch mal kurz einsetzt „och, das Wetter hält sich ja heute, nä?“. Er berichtet von seiner Fahrt hierher, wo er Vögel auf Autobahnschildern beobachten konnte, die sich mit ausgebreiteten Flügeln im Starkregen badeten. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man eine ‚Schöne Stimme’ hat: „Ich bin nicht mehr jung und brauche das Geld“. Und die Zuschauer bekommen was für selbiges. Alle einen Sitzplatz und Songs bis zum Abwinken, es müssen über 30 sein, gnadenlos bis zum Sendeschluß im Palmengarten. Zwischendurch wird gefragt, was er spielen soll, denn FUNNY macht sich einen live-Plan auf Zuruf. Wir können viel aus seinen Liedern lernen. Wer ein ‚Nuttenauto’ fährt, wer auf dem ‚Nana Mouskuri’ Konzert gesehen wurde, was er machen würde wenn er ganz lange Haare hätte, wer der ‚Sohn vom Ziegenficker’ ist, dass ‚Ein Eimer weiße Farbe’ gern mal etwas anderes wäre und warum das nicht geht, dass ‚Lesbische Schwarze Behinderte’ manchmal ganz schön ätzend sein können, wer auf ‚Posex und Poesie’ steht, wer als Pinguin wiedergeboren wird, der wie Donald Trump aussieht (schon das 2. Lied das ich kenne, welches der ‚Trottellumme’ gewidmet ist), was für ne perverse Sau der ‚Bundesadler’ früher war, bevor er im Parlament aufgehängt wurde, und was eigentlich alles im Leben passiert, nur weil man ‚Schilddrüsenunterfunktion’ hat. Da hängen wir doch einfach mal wieder ein ‚Okapiposter’ auf, holen den ‚Nudelsalat’ raus und schmeissen die ‚Nebelmaschine’ an, denn „muss einfach sein, so dann und wann, keine Gedanken mehr, nur die Nebelmaschine an“! Jawoll ja.
Und so geht es in einem fort. Man fühlt sich trotz nasser Wetterlage (der Regen hält sich tatsächlich sehr zurück!) total heimelig und könnte ihm noch stundenlang grinsend zuhören. Er bringt nicht nur Zoten, sondern manchmal auch Poetisches oder Nachdenkliches, ob mit schrägem Reimschema oder Lesebrille abgelesen. Meist jedoch mit dem gewissen Twist in die Satire-Ecke. Zwischen den Füßen der Zuschauer laufen diverse Enten aus dem Palmengarten-See herum, die sich die Plauze mit herabfallenden Laugenbrezelstückchen vollschlagen. Dann holt FUNNY zur Akustikklampfe auch noch das Dylan’sche Mundharmonika-Gestell raus und bläst uns einen. Entschuldigung. Zum Glück gibt’s ja die ‚Räumliche Distanz’ auch in solchen Wortspielen, harr harr. Und nun geh weg mit deiner ‚Herzscheiße’. Der Unterhaltungsfaktor ist jedenfalls sehr hoch. Das Repertoire scheint unerschöpflich, mir wären noch einige Songs eingefallen, die er statt ‚Schiebt den Wal zurück ins Meer’ zum Abschluss hätte bringen können, zum Beispiel ‚Oma’ (war ein Pornostar) oder ‚Saufen saufen saufen’, was wir dann anschließend auch gleich hätten tun sollen, mit Glühwein in der Badewanne, um etwas aufzuwärmen. Summer in the City – man kann ja nie wissen. Trotzdem ein sehr schöner Abend, hat sich voll gelohnt!
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