Caren. 19th Nov 2024
| | ReviewBisher hatte ich das Schweizer Duo immer verpasst, wenn sie mal in der Gegend waren. Und wie sie selbst erzählten, war wohl das erste Mal für sie sogar ebenfalls im Ono2, was damals noch die Parkhaus-Galerie (ebenfalls in ihren Anfängen) war. Nun schweben 2 erleuchtet wirkende Musiker in den ziemlich leeren Raum, nachdem kurz vorher erstmal eine Riege mit 10 Weihrauch-Räucherstäbchen auf den Bühnenteppich gestellt wird, die den ganzen Raum vollblökern. «Der Lord» komplett in weißen Walla-Klamotten aus Leinen gewandet, auf leisen weißen Sohlen, die wie Socken aussehen - wahrscheinlich für etwas mehr Bodenhaftung. Der Schlagzeuger (vorgestellt als «the Drums») hat Dreadlocks buchstäblich bis zum Boden (!), die er natürlich zum Spielen hochknoten muss so gut es geht. Was für eine Erscheinung. Und das leben sie irgendwie auch, es wirkt alles ein bisschen heilig und langsam schwebend. Die Musik ist sehr schwer einzuordnen, soll es nun sphärischer Psychedelic oder Postrock sein? Auch ein paar elektronische Sprenkel und vorgefertigte Hintergrund-Tracks mit Chören und Beats wabern in die Kathedrale hinein. Und gerade an den mehrstimmigen Stellen gefällt mir die Musik sehr gut. Das passt total und stört überhaupt nicht als vorproduzierter Fremdkörper. Auch die Parts, an denen es lauter wird & an den Drums ziemlich reingedroschen wird, sind super und tanzbar, das könnte teilweise sogar in eine EBM-Disco passen, zumindest zum Kopfnicken und Haare schütteln. Der allgemeine Tonus ist mir allerdings ein wenig zu ernst, das liegt vielleicht etwas an der Mimik des Sängers, mit geweißtem Gesicht und Kajal-Augen, auf dem man selten ein Lächeln sieht. Aber das soll sicherlich alles so sein. Der Raum ist einigermaßen gefüllt, der Applaus ist ordentlich (jeder letzte Ton wird bis zum Schluss ausgekostet, bevor das Klatschen die Stille durchbricht) und am Ende wird es sogar überschwänglich, so dass doch noch ein sehr dankbares Lächeln übers Gesicht zuckt und mit ein wenig Ansprache zur Zugabe gegriffen wird. Alles in allem eine runde Performance mit viel Liebe und für wenig Geld. Ob ich mir das Ganze jetzt ständig auf Platte anhören müsste, weiß ich nicht unbedingt (auch wenn ein paar sehr hübsch gestaltete Exemplare ausliegen und «…es gibt auch Räucherstäbchen zu kaufen» - (NEIN! (Homer Simpson)), aber live und laut hinterlässt es schon Eindruck. Da ich den Weihrauch-Geruch leider nicht lange aushalten kann und es am Ende doch recht penetrant nach glimmendem Teppich riecht, muss ich leider das Ono2 verlassen und gehe auf einen Absacker um die Ecke in den Dreikönigskeller.
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