Caren. 13th Jul 2024
| | ReviewMONKEY3 - Postrockgötter aus der Schweiz - gibt es nun schon ein paar Jahre, ein Livegig ist mir bisher aber verwehrt geblieben, da er meist in anderen Städten stattgefunden hat (und vor 5 Jahren kannte ich sie noch nicht). Aber sie haben eine rrrrrrichtig gute neue Scheibe abgeliefert, die diesmal sogar als Doppel-Vinyl daherkommt. Und die wird immens abgefeiert. Zwischenzeitlich sieht man das Logo des Covers auf der Bühne 4 x gleichzeitig - zusätzlich zum bewegten Videohintergrund ist nicht nur die Bassdrum damit bestückt, sondern sie haben sich auch 2 leuchtende Displays zugelegt, die die Bühne mit ihrem runden Logo bestrahlen.
Ich stehe in der 1. Reihe am Rand vor den Boxen (leider ohne Kamera, daher sind die Bilder diesmal nur aus ihrem Video geklaut und verfremdet). Der drahtige Bassist steht direkt vor meiner Nase, mit seinen Leopard-Chucks macht er ständig weite Ausfallschritte (ähnlich wie der Keyboarder) und Metal-Götterposen. Überhaupt tanzt er eher beim Spielen über die Bühne. Die Haare vom Keyboarder hängen fast permanent auf den Tasten, und wenn er seinen Kopf mal hebt, bläst er vulkanartige Dampfstöße in Richtung Decke, spielt manchmal einhändig weiter, damit er weiter an seiner Dampfmaschine ziehen und extreme Nebelschwaden produzieren kann. Überhaupt brauchen MONKEY3 keine Nebelmaschine, das machen Keys & Gitarre von selbst. Wenn ein Stück zuende ist (das ist nicht immer so klar, da es jede Menge Zwischenapplaus gibt), hebt der Keyboarder gern mal beide Arme zur Rockstarpose, damit wir alle wissen, wo der Applaus einsetzen kann. Und davon gibt es viel.
Ein transparentes Drumset, spacige und hypnotische Videos von Planeten, Landschaften und strahlenförmigen Bewegungen im All saugen uns in die endlosen Sphären hinein, und am liebsten möchte man die Band permanent im Wohnzimmer stehen haben, um sich den ganzen Tag von ihnen einlullen zu lassen. Mal soft, mal hart und der Sound im Nachtleben ist richtig gut & laut.
Bei der Zugabe werden Sachen wie „Suuuper!“ - „ja, super!“, „Dankeee!“ - oder „lauter!“ gerufen. Als sie zum zweiten Mal verschwinden und der Applaus immer noch nicht enden will, sieht man 2x eine Bierflasche aus der Backstagetür winken, um zu testen, ob die Leute auf Bewegungsversuche nochmal klatschen. Tun sie. Somit kann man sie sogar zu einem zweiten Zugabenset überreden. Mit diesem Abschluss-Song-Brett gibts dann aber keine Fragen mehr, da wird sogar das Gitarrensolo mit dem Mund gespielt. Überhaupt klingt der Gitarrist in der Jeansjacke manchmal wie David Gilmour. Wohlig warm möchte man eigentlich gar kein Ende finden - der Gig dauert ja auch schon 2 Stunden.
Zwischendrin gibt der aufmerksame Bassist meinem Nebenmann in der 1. Reihe ein Zeichen, dass er sein T-Shirt super findet, weil ELDER drauf steht.
Der Dame an der Box gegenüber von mir steht eigentlich durchgehend die Kinnlade offen. Der jüngste Fan ist gerade mal 7 Jahre alt und zieht mit großer Parade-Verabschiedung und einer MONKEY3 Tasche an Papis Hand von dannen.
Ingo kann den Auftritt gar nicht fassen und „muß das erstmal sacken lassen“. Mehr kann man einfach nicht dazu sagen, wir sind alle von soviel Großartigkeit geplättet. Postrockbands können eben auch ohne Gesang einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und das hier war verdammt groß... ein Dankesgruß fliegt hinüber in die Schweiz. Nochmal, nochmal!
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