ReviewGrey City Giessen here we come. Und es hat sich bereits eingeregnet, also nix mit Goldener Oktober... Das Jugendzentrum „Jokus“ passt definitiv ins Bild, weiße Wände, graue Stahltüren, Neonlicht, Kasse & Merch kommen zu spät, jaja, schnarch. Unter dem Vordach suchen bereits Swan Dive nach was Buntem zu rauchen und smettern ein „boooooring!“ in die Runde. Recht haben sie. Als endlich Einlass ist, kann man aber noch jede Menge Klamotten ergattern (das letzte MoreThanLife-Wolf Shirt!), LPs gibt es leider nicht.
Die homegrown Band HARM/SHELTER darf beginnen und kann zwar mit 4 verschiedenen T-Shirts (!) sowie einer Menge einheimischer Fans aufwarten, allerdings nicht so wirklich auf unsere Begeisterung hoffen, denn die kleinen Jungs kommen ziemlich poserhaft rüber, besonders der Sänger wirkt eher unangenehm. Seine Kumpels kaspern und treten mal kurz durch den Raum, 2 von ihnen dürfen sogar ins Mikro singen (und können es beide besser als er), aber insgesamt haut mich das nicht vom Hocker. Besonders die gähnende Leere des Raums lässt doch zu wünschen übrig. Und das bei einem Europatour-Abschluss-Konzert! Hätten die Jungs mal lieber im Elfer gespielt, da wäre es für Stagediver & die Atmosphäre kuscheliger gewesen. Auch die Bühne ist hier viel zu sehr in die Breite gezogen.
Die 2. Band SWAN DIVE besteht zum Teil aus Mitgliedern von MORE THAN LIFE, macht allerdings etwas andere Musik als die Kollegen und hat stilistisch ein wenig mehr Grunge-Elemente zu bieten, auch das Fanshirt ist eine Abwandlung des Nirvana-Nevermind-Logos, aber schlecht sind sie nicht. Dafür kurz. Ganze 4 Lieder krönen die Setlist, ein erneuter verzweifelter Aufruf nach „some weed“ inklusive (ob sie am Ende noch was zu Rauchen bekommen haben, werden wir nie erfahren), mir gefällt’s trotzdem irgendwie.
Als danach DEPARTURES aus Glasgow auf der Bühne stehen ist allerdings endlich wieder geklärt, wo der Hammer hängt und auf welchem Konzert man eigentlich ist. This is Hardcore. Ein optisch harmlos wirkender Sänger schreit sich die Seele aus dem Leib und die Gitarrenarbeit lässt ebenfalls nicht zu wünschen übrig. Infolgedessen geht auch im Publikum ziemlich die Post ab. Es sind mittlerweile ein paar mehr Leute geworden, jedoch ist es für die üblichen Stagedive-Momente immer noch zu luftig im Saal.
Das ändert sich auch bei der Hauptband MORE THAN LIFE (UK) nicht mehr wirklich, es bildet sich zwar eine große Mitgröhl-Traube am Bühnenrand um den kleinen schmächtigen volltätowierten Sänger mit Wollmütze, dahinter ist aber leider zu viel freier Platz, um von vielen getragen werden zu können, bevor man endgültig auf den Boden prallt. Es gibt zwar einige Versuche auf den jeweiligen Nebenmann zu klettern, aber die meisten Fans beschränken sich doch lieber auf ein paar Pogo-Wellen, bei denen man sich ebenfalls gut auf die Füße springen und den kleinen Zeh brechen kann (ja, ums Gelenk herum sah meiner am nächsten Tag doch eher lila aus & schmerzte). Was solls. Wenigstens konnte man ganz gut fotografieren. Musikalisch gab’s ein volles Programm, auch die neue Single „Do you remember“ (die normalerweise sehr melodisch und eher soft rüberkommt) war live wesentlich druckvoller und kaum wiederzuerkennen. Generell ist die Band von extrem tief- und abgründigen Texten über tragische Liebe geprägt, dass man sich fragt, ob man mit 23 tatsächlich schon so derbe am Abgrund des Lebens stehen kann. Man darf gespannt sein auf die neue Scheibe. Der Sound war im Jokus völlig ok. Nach und nach durfte man auch die vielen Tattoos der Band betrachten, als die Shirts in die Ecke flogen, auch wenn letztendlich doch noch einiges im Verborgenen blieb, wie man von anderen Fotos weiß.... Das Gießener Jungvolk wirkte mal wieder etwas merkwürdig, besonders als am Schluss draußen 2 Bandmitglieder von 2 Mädels bezirzt wurden, die allen Ernstes meinten: „You can come over to my place, we’ll listen to Miley Cirus (or Taylor Swift??) and drink all the booze I have!“. Darauf einen Dujardin.