Caren. 13th Jul 2024
| | ReviewÖSTRO 430 sind wieder da. Und die Coronakrise macht es über Umwege möglich, dass sie sogar nach Frankfurt kommen, bevor (!) sie den Reunion-Gig in ihrer Heimatstadt Düsseldorf geben können. Aber frei nach ihrem eigenen Motto «Keine Krise kann mich schocken» legt die ehemalige Punk/Wave/NDW-Frauenpower-Band der beginnenden 80er Jahre - im nur luftig gefüllten aber recht heißen Nachtleben ohne Klimaanlage - gut gelaunt aber auch mit der gewissen Prise Knarzigkeit los. Sängerin Martina und Keyboarderin Bettina gehören zum Gründungs-Ensemble, die barfüßige Bassistin Anja ist zwar neu, aber eine Weggefährtin; und die junge Schlagzeugerin existierte damals zu Erfolgszeiten der Band maximal in anderen Aggregatszuständen im Sack ihres Vaters. Wenn überhaupt. Dass Martina mittlerweile schon lange in Hamburg wohnt, soll man ihr durch leicht übertriebenen nordischen Slang wohl gern mal anhören. Die Mädels haben eh immer schon gemacht, was sie wollten, verfügen über eine gute Prise derben Humors und haben gern «den Spieß umgedreht», besonders in Bezug auf die versaute Männerwelt, denn Frauen können das schließlich auch. Daher entstanden solche Hits wie «Sexueller Notstand» (der auch im Radio mal verboten wurde) oder «Sei lieb» oder oder oder. Im Umfeld des Ratinger Hofs in Düsseldorf und unter vielen Bandbekanntschaften wie zB Fehlfarben kam das Rotzige eh gut an. Wir werden auch heute noch gut unterhalten, die Sängerin erzählt uns einige Hintergründe der Songs und spätestens als sich eine Frau im Publikum ganz nach vorne stellt und ein selbstgemaltes Banner ausrollt (ich kann es leider nicht lesen), gibt es auf der Bühne am Mikro vor Überraschung kein Halten mehr: «RUTH-CHEN!! Das gibt’s ja nicht!» Und die Erklärung folgt auf dem Fuße: «wir haben vor 40 Jahren in einer WG zusammen gewohnt! Was machst du denn hier? Lass uns nachher mal quatschen, ich bin grad auf Arbeit…!» :-) Und dann erzählt sie uns noch die Nachbarschafts-Anekdote, dass der ÖSTRO-Song «Das quietschende Bett» nur wegen Ruth damals entstanden ist («Sie woll'n mich in die Klapse schicken, denn mein Bett das quietscht beim Ficken») - haha, voll 80er, wie überhaupt so einige Titel der Band über «Dallas», «Plastikwelt», «Triebtäter», Teenies oder Meerschweinchen, die in jede noch so kleine Wohnung passen. ÖSTRO 430 haben keine Gitarre auf der Bühne, dafür genügend Tasteninstrumente, manchmal ein Saxophon oder Akkordeon am Start oder sie spielen einen Coversong mit 2 (!) Bässen. «Hey, Spinal Tap spielen diesen Song sogar mit DREI Bässen!!». Auf jeden Fall kann man am heutigen Abend ne Menge grinsen. Und am Ende kann man sogar noch was gewinnen, es wird ein Brettspiel zum Thema Musikbranche verlost, das von der Ikone Xao Seffcheque persönlich gestaltet wurde, dem ein Sampler beiliegt, der lauter 80er-Jahre-Bands nachahmt. Meine Stehnachbarin bekommt das Teil durch Losverfahren, die Band signiert und wir werden es bestimmt mal zusammen spielen. :-)
Eine erfrischende Retro-Reise in die 80er! Eigentlich hätte man ne Altbierbowle, ne Grüne Wiese oder ein Tablett 0,1 Cola/Asbach dazu trinken sollen. Den weiteren Abend noch mit uns im Backstage-Abschluss-Wochenende zu verbringen («ich leg auch was von euch auf!») Kommen sie leider nicht mehr nach. Vielleicht war es im Nachhinein auch besser so, denn dort grassierte an dem WE bekanntlich das böse C-Wort. Die haben sich bestimmt noch noch einiges mit Ruth-chen zu erzählen gehabt ;-)
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