Caren. 13th Jul 2024
| | Review„Meine Güte, die GIBT’S noch?“-Bands, Legenden der Musikgeschichte, Teil 237. Wer kann heute schon mit einem sage und schreibe 50-jährigen (!) Bühnenjubiläum aufwarten?? Wohl höchtens noch die Stones. Lange Haare, harte Knochen, aber weiche Finger – manche Musiker sind eben doch ihr Leben lang von der Muse geküsst. So auch die PRETTY THINGS, über die man als 60ies Fan unweigerlich irgendwann in jungen Jahren stolpern musste, denn sie sind jedem ein Begriff, der einen fuzzy psychedelic „Garage“-Sampler oder die „Pin Ups“ LP von David Bowie im Schrank hat, der darauf 2 Lieder gecovert hat. Auch Parallelen zu Led Zeppelin, The Who, Arthur Brown, Mick Jagger, David Gilmour und Hawkwind sind nachzulesen oder werden in schwer verständlichem Brit-Slang auf der Bühne erzählt. Ihre Diskografie reisst zwischen 1965 bis heute nicht ab, wenn auch nicht immer in identischer Besetzung. An diesem Vatertag (der 14. Auftritt dieser Tour) stehen noch 3 original (2 Gründungs-) Mitglieder auf der Bühne, beide Gitarren (Dick Taylor & Frank Holland, ein Meister im Grimassenschneiden) und der Sänger Phil May. Dazu ein jüngerer Schlagzeuger und ein jüngerer Bassist, der sich mit einen derart guten lauten Sound durchsetzen kann und meist sehr schnelle Melodiefolgen spielt, dass man Respekt zollen muss. Auch seine zweite Stimme ist nicht zu verachten, die sehr gut auf Phil May abgestimmt ist, der wiederum ohne Saiteninstrument auskommt, dafür abwechselnd 3 Maracas zusammengetaped hat oder den Schellenkranz spielt. Die Songs reichen von Rhythm&Blues Covern bis zu eigenen Rock&Psychedelic Stücken, mal gibt es einen Blues-Block, der Robert Johnson gewidmet ist („Come on in my kitchen“ geht in „Red House“ über, da keiner aufhören will zu spielen), Dick Taylor entlockt meist der Halbakustischen enorm unterschiedliche Sounds, die richtig echt nach 60ies klingen, kann aber auch auf der rockigeren härteren Klampfe sehr stilecht performen. Mal sitzend, mal stehend. Der Drummer legt ein Solo aufs Parkett, das sich gewaschen hat und erntet wie alle anderen großen Applaus. Weitere Songs: „Hey mama, keep your big mouth shut“, „Honey, I need“, „She says good morning“, S.F. Sorrow is born“, „Can’t judge a book by the cover“, „Mona“, „Rosalyn“ und das großartig schräge „Defecting grey“ mit Walzerpart, das auch ohne Keyboards gut funktioniert. Abschließend kommt natürlich auch „L.S.D.“ zum vollen Einsatz. Außerdem lassen sich die gutgelaunten Herren in den dunklen Anzügen (ok, bereits nach dem 1. Lied des Auftritts flog das erste Sakko in die Ecke) zu weiteren Zugaben überreden. Auf den Verstärker-Topteilen haben sich bereits eine ganze Menge Bierflaschen angehäuft. Rock’n’Roll Lifestyle. 2 Stunden richtig gutes Zeug – das kann man sich immer noch gut anhören. ☺
Vorweg gibt es die lokale Band „Terrible Noises“, um den Batschkapp-Besitzer R. Scheffler, ex-Flatsch&RodgauMonotones-Drummer Niemeyer (der mit seinem Können heraussticht) und eine Bass-Dame der ex-Slags mit groovigen Rhythm&Blues Covern. Auf jeder Betriebsfeier sicherlich gern gehörte Musik, hier passt es ebenfalls ganz gut zum Programm und einige Frankfurter Fans sind sicherlich anwesend. Das Set ist für eine Vorgruppe recht lang, aber es tut keinem weh. Hängengeblieben sind „5 to 1“ von den Doors oder der Link Wray Song „Rumble“ aus Pulp Fiction. Meanwhile at the Batschkapp: vor ausverkauftem Haus spielen zeitgleich Bad Religion – man würde sich gern kurz hinbeamen, um rechtzeitig zu den Pretty Things wieder zurückzusein *g*.
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