Caren. 14th Jul 2024
| | ReviewHa! Meine musikalischen Abgründe sind unerforschbar. Jaja, befeuert mich mit angewiderten Sprüchen wie „wtf? Wer geht denn heutzutage noch zu Saaaga und drei Tage später zu Dillinger’s Escape Plan? Hahaha.“ – naja, ICH halt. Na und? Ich hatte auch mal eine Jugend und mit 15 fand ich gut produzierten Mainstream Rock (der eigentlich Prog war) ganz toll und bin auch als Teenie-„Freiheitskämpfer“ mit meinem batteriebefeuerten Kassettenrekorder durch die Kleinstadt gelaufen, aus dem laut „tonight we’re ooon the loose!“ grölte. Also schnell noch den „Je ne regrette rien“ –Sack übern Kopf gezogen, 2 Kumpels eingepackt, denen es genauso geht und die sich ebenfalls trauen, das zuzugeben – und wir sollten es nicht bereuen!
Der Abend war ein Zusatzdate auf der final-Chapter-SAGA-Tour (nach 40 Jahren darf dann auch Schluss sein, aber nur vielleicht), ausverkauft, heiß und eng. Ohne Vorband. Das Colossaal-Publikum scheint allerdings heute ein ganz besonderes zu sein. Wie gehen die denn ab?!??! Das merkt auch die Band sehr schnell und ist total überwältigt, wie präzise und ethusiastisch die Leute ab dem ersten Takt mitmachen. Das habe ich selten so erlebt. Sänger Michael Sadler ist ein einziger Entertainer und Publikumsmagnet, er singt, er geht ans Keyboard oder hängt sich mal den Bass um, er scherzt, lacht, er dirigiert, er schreckt wie Luis-de-Funez vor uns zurück, indem er die Hände überm Kopf zusammenschlägt vor so viel Fan-feedback, er schneidet Grimassen, tänzelt herum und braucht dabei niemanden wirklich anzufeuern, die Leute kleben an seinen Lippen (er spricht sogar ganz gut deutsch). Nicht nur seine Figur sondern besonders seine extrem gute Stimme, mit der er noch in so einige Höhen kommt, ist sehr gut definiert, das macht ihm so schnell keiner nach. Das ist irgendwie ein ganz besonders toller Abend, auch für die Band, das merkt man. Selbst schwierigste schnelle Klatsch-Passagen, Aufteilungen, Einsätze und Mitsing-Melodien mit dem Publikum funktionieren auf den Punkt und in voller Lautstärke. Kaum zu beschreiben. Alle Anwesenden haben viel Spaß und befinden sich wieder in den 80ern. Obwohl nicht nur die alten Scheiben, sondern auch neuere wie zB „House of Cards“ qualitativ sehr gut sind. Und es sind noch fast komplett die alten kanadischen Recken, die zwar zum Teil aussehen wie ihre eigene Omi (mit Dauerwelle und Brokat-Mütze), aber niedlich sind sie irgendwie schon (auch wenn der Keyboarder bei „Scratching the surface“ nicht mehr die komplette Tonleiter erklimmen kann). Der Schlagzeuger ist neuer und wirft beim gemeinsamen Verbeugen das Handtuch (ins Publikum *g*). Das Verlangen nach Zugaben ist unermesslich und so können sie zu 2 Blöcken nochmal rausgegrölt werden (man weiß ja auch nicht, ob das nochmal wiederkommt – in Anbetracht des Bühnenspaßes bei Michael Sadler allerdings nicht wirklich zu glauben). Hoffen wir das beste und wünschen ihnen alles Gute. Das kleine Städtchen Aschaffenburg wird selbst für SAGA ganz sicher positiv im Gedächtnis bleiben. Und mir müssen sie ganz sicher nicht peinlich sein. :-)
Songs:
Take a chance / On the loose / How long / Give’em the money / The 13th generation / The learning tree / What’s it gonna be? / Time’s up / Keep it reel / Careful where you step / Drum solo / Someone should / Humble stance / Scratching the surface / You’re not alone / Don’t be late / The Flyer / Wind him up / Mouse in a maze (2x für Zugaben-Blöcke rausgeklatscht)
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