Caren. 18th Nov 2024
| | ReviewWetterleuchten über Island... nee, über Frankfurt! Oder war es ein vorgezogenes Silvester? Ein Feuerwerk war es allemal.
Zu Beginn standen aber I BREAK HORSES auf der Bühne. Sie mussten ihr Set komplett hinter einem hellen Vorhang spielen, der später als Projektions-Leinwand dienen sollte. So gab es optisch vom Support nur ein paar in buntes Licht getauchte Schattenspiele zur elektronischen Musik, die live sehr viel innovativer und druckvoller wirkt als die Konserve. Im Wallegewand machte die langhaarige Sängerin mit Elfenstimme ein paar große Gesten und bekam anerkennenden Applaus.
Die Pausenmusik bestand aus ganzen 2 (!) hypnotisierenden Tönen, die mindestens 20 Minuten abwechselnd wiederholt wurden *wtf?*, so brauchte man wohl wenigstens keine Gema-Gebühren für die Halle bezahlen.
Und der Applaus war umso euphorischer als SIGUR ROS die Bühne betraten. Zuerst ebenfalls zu sehen durch den halbdurchlässigen Zellstoff-Vorhang, auf den nun Filmprojektionen mit Naturelementen und Nahaufnahmen wachsender Zellen, Fasern u.ä. zusammen mit den bewegten Bildern hinter der Bühne fast einen 3D-Effekt abgaben. Nach einigen Minuten aber fiel der Vorhang und die Sicht auf die Band wurde frei. Die riesige Projektionsfläche über der hinteren Bühne aber blieb im extrem-horizontal-Format erhalten und bebilderte während des ganzen Konzerts die Szenerie, so dass das Kino bei der eigenwilligen Musik nicht nur im Kopf stattfand. Auch einzelne Glühlampen auf der Bühne verteilt sorgten für originelle Lichteffekte zu bewegten Leuchtturmbildern im Hintergrund. Die Hauptmitglieder der Band spielten mehrere Instrumente, mal Percussion, mal Keyboard, mal Gitarre, der Sänger hing gebeugt mit seiner Fransenjacke fast über dem Boden, wenn er seine Gitarre oder auch den Bass mit einem Cellobogen strich, wenn er nicht gerade in den höchsten Tönen sang. Manchmal wurde ich (auch optisch) an MUSE erinnert. Sein Versuch, den längsten Ton der Musikgeschichte zu halten, war überzeugend und wurde natürlich mit Szenenapplaus honoriert. Überhaupt gibt es bei SIGUR ROS manchmal für das Publikum die Schwierigkeit, im richtigen Moment zu klatschen, da man nie ganz genau weiß, ob die Lieder nun zuende sind oder noch nicht. Insgesamt zählte man auf der Bühne teilweise 11 Musiker(innen), inklusive Backgroundgesang, Posaunen, Kontrabass, Streicher, Xylophon und mehr. Schade nur, dass die Bühne in der Halle recht niedrig angesetzt ist, so dass man (auch als großes Mädchen) manchmal nicht genau sehen konnte, wer was gerade macht. Trotzdem: ein Feuerwerk! Mal ruhig, schräg und leise, mal pulsierend & laut, ein isländisches Gesamtkunstwerk für Augen und Ohren, das doch kraftvoller als erwartet daherkam und besonders zum Ende einen Punkt setzt. Anstatt einer Zugabe prangt ein "TAKK!" in großen Buchstaben auf dem Videoscreen. Der Applaus wollte nicht mehr enden...
Setlist:
Yfirborð | Vaka | Brennisteinn | Glósóli | Stormur | Hrafntinna | Sæglópur | Varúð | Hoppípolla | Með Blóðnasir | Rafstraumur | Kveikur | Festival | Popplagið
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