Caren. 14th Jul 2024
| | ReviewNoch ein Grund am letzten März-WE (und nach meinem runden Geburtstag) in Berlin zu weilen, waren die Stonerrocker SPIDERGAWD aus Norwegen, an einem Samstag sollte der Abschluss der Europatour zusammen mit Vorband THULSA DOOM (NORWAY) dort den ultimativen Abriss besiegeln. Meine Lieblings-Besucherin aus Hannover begleitete mich, es ging wie schon vor 2 Tagen ins Musik & Frieden, gleich um die Ecke des Hotels, nachdem wir uns am Wasser in der Sonne eine Pulle Sekt hinter die Binde gegossen hatten.
Die Vorgruppe startet früh, bereits vor 19:30, als der Laden noch einige Lücken aufweist, aber die Jungs geben gleich alles. Ein optisch merkwürdig zusammengewürfelter Haufen an Möchtegern-Cowboys, Altrockern und Witzklischees gibt bei THULSA DOOM auf der Bühne alles, was sie an Sludge-, Sleeze- Rock und Stoner- Blues’n’Boogie Zeugs so aus der Schublade zaubern können. Gar nicht mal so gut. Harriet hält es nicht so lange wie mich auf dem Beobachtungsposten an der Wand, aber ich habe halswehtechnisch heute keinen Bock auf ne Zigarette und beobachte weiter das Treiben. Der glatzköpfige Drummer (der mir irgendwoher bekannt vorkommt) sitzt VOR der Bühne, unten, eingezäunt in Metallabsperrungen – ok, bei SPIDERGAWD wird das Schlagzeug auch immer mittig nach vorne platziert, daher mache ich mir keine großen Gedanken. Besonders der kleine Sänger mit herausgewachsener Fönfrisur und Profilneurose hat allerdings echt Hummeln im Hintern. Und er wird anscheinend gern fotografiert, denn ein Profifotograf wieselt permanent an den Absperrungen herum, über die der Sänger auch gleich erstmal drüberklettert (inclusive Mikroständer!), gar nicht so einfach, um – nie um Ansagen & Witze verlegen – auf den Tresen am anderen Ende des Saals zu steigen & von dort ein Lied zu schmettern. Am liebsten würde er sich sicher von den Leuten zurück auf die Bühne tragen lassen, das klappt aber noch nicht so wirklich (es ist immer noch nicht voll genug, und wir auch nicht). Er wird es definitiv am Ende des Abends sein, denn er betont mehrmals (!) dass sie nach dem Gig definitiv an der Bar zu finden sein werden „for a drink with YOU, and this is NOT AN OPTION – this is MANDATORY!!“ So! Naja, gut. Nee, du, lass mal. Irgendwie...
Noch habe ich Hoffnungen, dass uns bei SPIDERGAWD Besseres erwartet. Musikalisch tut es das auch – a propos „tut“: ja, ihr Altsaxophon haben sie natürlich wieder dabei. Eine der wenigen Bands überhaupt, bei denen ich ein Blasinstrument gern ertrage, denn dieses wird bei ihnen eher wie eine tief gestimmte Gitarre eingesetzt und quietscht nicht so über alles drüber. Mehrere Bandmitglieder singen abwechselnd, der eine von ihnen sieht nicht mehr ganz so extrem aus wie Josh Homme, dafür gibt es auch hier sehr unterschiedliche Typen und einen sehr quirligen Drummer, der ständig beim Spielen aufsteht und am Ende des Abends immer irgendwo am Bein verletzt ist. Sie geben alles. Leider tut dies auch das Soundsystem. Es ist so unerträglich laut, dass alles zu einem Brei verschwimmt und körperlich weh tut! Zum Glück habe ich Ohrstöpsel, aber die muss ich auch so extrem tief ins Ohr drücken, dass der Brei auch noch ziemlich dumpf wird und irgendwie überhaupt keinen Spaß mehr macht. Wir wechseln mehrfach alle Positionen im Raum „vielleicht ist es hinten besser“/“vielleicht ist es ganz vorne besser“, aber vorne neben dem Schlagzeuger hört man erst recht nix mehr, schon gar nicht vom Gesang. Alles komplett undifferenziert und viel zu laut. Bei den YOUNG GODS zwei Tage vorher an gleicher Stelle war es 1000x besser! Schade, das habe ich auch bei SPIDERGAWD schon um ein mehrfaches besser erlebt (letztes Mal im Nachtleben FFM zB trotz hoher Lautstärke). Das alles hat uns hier leider ziemlich die Suppe verhagelt und wir bleiben lieber hinten, wo es nicht ganz so schmerzt, aber von wo wir dann auch nichts mehr sehen können. Mein Lieblingslied „Is this love?“ nehme ich trotzdem als vorletzten Song noch wahr, das ist eine kleine Versöhnung. Während der Bandleader auf der Bühne zum Handy greift, um uns mitzuteilen „Oh, my wife is now ALMOST entering Berlin, I think she’s near...“ Wird sie’s noch zum Gig schaffen? Wohl kaum. Aber abholen kann sie ihn ja. Ist schließlich Tour-Ende und ein paar Saufköppe aus der Vorband wollen bestimmt auch mit nach Norwegen zurückfahren ;-)
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