Caren. 14th Jul 2024
| | ReviewWas passt besser zum nebligen November als ein CURE-Konzert? Alle paar Jahre wieder geben sich Robert Smith & Co. ein Stelldichein in der Festhalle - wieder zusammen mit THE TWILIGHT SAD aus Glasgow als Support, mit denen sie eine gegenseitige Fan- & Freundschaft verbindet. Auch gemeinsame Tonträger-Aufnahmen haben schon stattgefunden. Zur Pause gibt es eine halbstündige Gewitter- & Regen-Geräuschkulisse vom Band, das steigert die Dramatik etwas ;-)
Als THE CURE dann auf der Bühne einlaufen, kommt der Herr Smith natürlich ganz zuletzt und macht heute den Begrüßungsclown, dreht erstmal eine komplette Extrarunde am Bühnenrand, um sich mit gewohnt schüchternen Dankbarkeitsgesten doch ein kleines bisschen feiern zu lassen. So kennt man ihn irgendwie gar nicht, daher zaubert die «niedliche Oma» mit den dunklen Klamotten und der toupierten Frisur allen gleich mal ein Lächeln ins Gesicht. Ich bin positiv überrascht, dass Simon Gallup mit seinem «Bad Wolf»-Amp weiterhin am Bass rumhüpft, denn er hatte erst vor einiger Zeit seinen Ausstieg aus der Band verkündet - offensichtlich hat er das zurückgezogen. Vielleicht war Omi’s Androhung im Hexenhäuslichen Band-Backofen zu landen, doch überzeugend genug - man weiß es nicht. ;-) Der Gig beginnt mit Rooobärts erstaunter Ansage «oh, I remember this building!» Und dem brandneuen Song «Alone», der eigentlich eher ein End- als ein Anfangssong ist (mit der Zeile «This is the end of every song that we sing»)… Robert Smith hatte in den letzter Zeit so einige Schicksalsschläge zu beklagen: den Tod von Mutter und Vater, sowie seines Bruders Richard, mit dem er sogar ganz früher mal eine Band hatte, bevor es THE CURE überhaupt gab. Und so verwundert es auch überhaupt nicht, dass auf der kommenden - noch unfertigen - LP («Songs of the lost world») viele düstere Lyrics zu hören sein werden. In schlechten Zeiten entstehen immer gute Lieder, das beweist ohnehin die Legende. «Alone» als Opener passt also zu ihm ganz persönlich, und es gibt sogar einen ganz konkreten Hinweis auf seinen Bruder in einem weiteren neuen Lied «I can never say goodbye», das gleich bei mir im Ohr hängenbleibt und in dem es heißt: «something wicked this way comes to steal away my brother’s life.» Da sind wir also wieder - im grauesten Monat des Jahres.
Die Setlist ist sehr feinfühlig mit weniger Hits und eindrucksvoller Bebilderung. Es wird auch mal aus der Sicht des Drummers eine Kamera aufs Publikum gehalten, welches sich dann selbst bejubeln kann. Der Sound ist großartig, das ist mir schon beim letzten Mal CURE/Festhalle aufgefallen und ich wundere mich immer wieder, wie sie es hinkriegen, alles so differenziert auszupegeln. Daher werde ich in der Halle auch immer im vorderen Drittel stehen, NIEMALS sollte man hier nach hinten gehen! (Alle die sagen, die Festhalle würde scheiße klingen, waren wahrscheinlich hinten oder oben). Es kommt mir so vor, als würden einige Songs diesmal etwas Schlagzeug-lastiger daherkommen, einige der Arrangements sind heute nur leicht umgeändert, treibender, intensiver, so dass man einige Sachen nicht gleich am 1. Takt erkennt. Besonders gefreut habe ich mich mittendrin z.B. über «Push». Allerdings warte ich wohl vergeblich darauf, dass sie jemals mein heimliches Lieblingslied «This Twilight Garden» live spielen werden, das es nur als B-Seite einer Maxi gibt. Und klar, «Friday, I’m in love» hätten sie ruhig mal weglassen können, aber wie immer kann man von THE CURE natürlich mindestens 2 Zugabensets mit einem Dutzend Hits erwarten, so dass man auf fast 3 Stunden Spielzeit kommt. Da lassen sie sich nicht lumpen. Am Ende war dann wieder alles dabei, was man sich vorstellen kann, von «Lullaby» über «A Forest» bis «Boys don’t cry» ganz zum Schluss. Zuguterletzt bleibt Robert Smith dann nochmals ganz allein am Bühnenrand übrig, als der Rest der Band gegangen ist. So nahbar war er noch nie. Er verneigt sich ausgiebig, schreitet alle Fans ab, nimmt Blumen entgegen und bedankt sich tausendfach mit Herzchen. So als wär’s das letzte Mal. Wollen wir es nicht hoffen!
Zu hoffen wäre allerdings, dass es irgendwann nochmal ein Konzert OHNE den obligatorischen Wermutstropfen gibt, dass (wie immer!) am Ende der größte Idiot im Saal entweder hinter MIR steht, total falsch mitsingt & mir ohne Maske ins Ohr kreischt, fuchtelt, klatscht und vor Ehrfurcht fast verreckt bei den ersten Tönen JEDER Zugabe und mit seinen Patschehändchen euphorisch die Leute angrabbelt, dazu wohl das erste Mal in seinem Leben 5-7 Bier zuviel trinkt, die ich und die umstehenden Leute ihm gern in die Fresse geschüttet hätten :-) Der kann einfach gern beim nächsten Mal wegbleiben oder von den Ordnern rausgetragen werden, die heute in der ausverkauften Halle sogar ziemlich unnötige Wellenbrecher-Absperrungen für ansonsten-total-friedliche Ex-Grufties aufgebaut haben. Ich freue mich tatsächlich schon auf die neue CURE-LP. Vielleicht wird’s ja im nächsten November was. ;-)
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