Caren. 13th Jul 2024
| | ReviewVorhang auf, die FLESHTONES sind mal wieder im Lande! Seit den 70ern machen sie ja gefühlte 300 Auftritte jedes Jahr weltweit *g*, aber ich hatte sie bisher immer verpasst, oopsi... soll nicht wieder vorkommen. Schon beim Ankommen der Band vor der Tür des Ono2 gibt es ein großes "Hallo!", persönliches Begrüßen (viele kennen sich) und ein lautstarkes, an den sonnenbebrillten Sänger gerichtetes "Hey, BRYAN FERRY! I love your music!" inklusive allgemeinem Gelächter, das Eis ist natürlich sofort gebrochen und die gute Laune hält den ganzen Abend an. Drinnen herrschen Saunatemperaturen, sowas hab ich noch nicht erlebt. Der einzige Standventilator für den ganzen Raum ist bei der Menge an Leuten absolut überfordert an so einem heißen Tag. Doch das tut dem Bewegungsdrang der Band (ein Support ist nicht nötig) und dem Bewegungszwang des Publikums keinen Abbruch. Irgendwann ist eh alles egal. Wir werden ständig genötigt, uns alle zusammen im Kreis herumzudrehen, gern mit erhobenem Arm auf dem Kopp ;-) - anscheinend ein Running Gag - während die Bandmitglieder in Glitzerschuhen von der Bühne springen, ins Publikum & wieder zurück flitzen, mit den Gästen anstoßen (gerne Weißwein), sich verbiegen, gestikulieren oder verkleiden. Großes Kino. Und in Hinsicht auf deren Alter (der Drummer ist schon 70!) eine echte Glanzleistung, aber da kommt halt die absolute Professionalität durch, die machen das schließlich fast jeden Tag. Es werden in den ersten Reihen die Hände der Mädels geschüttelt, sich geherzt oder Männern im Vorbeischliddern auf die Glatze geknutscht. Und es muss 2x eine kurze Pause gemacht werden, um draußen ein wenig Luft schnappen zu können und Getränkenachschub zu holen. Auch musikalisch ist ein kunterbunter Querschnitt der Garage-Rock-Beatmusik garantiert. Vom Fifties-Liebeslied bis zum Voodoo- oder Nostradamus-Songtitel (mit schwarz-rotem Vampirkragenumhang), alles dabei. Dabei fasziniert es, wie der Frontmann gleichzeitig singt und Mundharmonika spielt, oder auch mal grinsend in die Keyboardtasten greift. Very entertaining. Die geforderten Zugaben bleiben natürlich auch nicht aus, aber dann geht's für alle ab nach draußen, um die klitschnassen Klamotten auszuwringen und bei einem Abschlussgetränk sowie diversen Musikgesprächen trocknen zu lassen, bevor man wieder auf dem Rad durch die Nacht nach hause eiern kann. Viele stehen noch auf ein Schwätzchen zusammen, auch mit der Band, während DJ Sven Ghouly drinnen seine passenden Vinylscheiben beim gefühlten 8. Wein extrem aufdreht, damit noch genügend Druck nach außen dringt. FLESHTONES Frontmann Peter Zaremba schwingt sich dafür nochmal in seinen schwarzen Umhang, der Drummer berichtet vom tagsüber erledigten Touristen-Stelldichein der Band und dass er früher als Kind (aufgrund deutscher Wurzeln) schon desöfteren Sauerkraut vorgesetzt bekam, welches er mittlerweile aber sehr gern mag und sich heute Nachmittag gleich das volle kulinarische Programm (mit Eisbein) einverleibt hat, außerdem wäre es ja ein ungemeiner Vorteil, dass man hier "draußen ungeniert trinken" darf. Ich glaub, die Band hat sich einfach nen schönen Sommertag gemacht. Uns ebenfalls, und sie kommen bestimmt wieder. Man sieht sich immer zweimal... :-)
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