Caren. 12th Jul 2024
| | ReviewEin gepflegter Winterabend im Bett FFM. Es ist gut gefüllt, aber nicht zu extrem. THURSTON MOORE ist gut drauf, gesprächig und schon backstage relaxed, eine Vorgruppe gibt es heute nicht. „Thanks for joining us, I noticed there’s an important football game, tonight.“ Spricht’s anerkennend und legt los mit lautem aber angenehmem Sound, einzig erste Feedback-Beschwerden kommen von ihm persönlich - auch wenn er dafür eigentlich bekannt sei, meint er und muss doch irgendwie lachen. Am Bass ein weiblich androgynes Gesicht (Debbie Googe von MY BLOODY VALENTINE), die wir in der Konstellation bereits im Sommer beim Maifeld Derby gesehen haben, der alte SONIC YOUTH Bandkumpan Steve Shelley ist auch dabei, optisch (aber NUR optisch) ein wenig in die Schiene „Tanzmucker mit leichtem Down-Syndrom“ gerutscht. Tschuldigung, man wird halt nicht jünger ;-) „We’re drinking tea, cause it’s NO-vember and we’re an english band.“ Ach so. Hm... Und die Location muss auch noch gelobt werden: „Good DJ, by the way! Which was THE FALL song you played 20 minutes before we got on stage?“ – die Antwort aus dem Publikum folgt auf dem Fuße („Mountain energy“). Ja, er nimmt doch so einiges wahr, der Herr Moore und bedankt sich. Er verzichtet heute außerdem auf seine Sonnenbrille, denn irgendwie ist es ihm sogar etwas zu dunkel. „It’s rather dark, can we have some more sun on stage? I like some sun on stage.“ Ach, deswegen. Irgendwie ein sonniges Gemüt, gar nicht der grantelnde schräge Indie-Snob, wie man vielleicht manchmal vermuten möchte. Die übliche herausgewachsene Frisur (ungewaschen) ist natürlich wie immer, er trägt ein weißes Hemd mit Jeans und Kreuz um den Hals. Die Gitarre muss natürlich so abgeschrabbelt wie möglich sein. Die Musikauswahl ist gut, nicht zu viele laute tanzbare Sachen (auf dem Open Air im Sommer stand neben mir ein permanent headbangender Typ mit geschlossenen Augen, der hätte diesmal nicht so viel Gelegenheit dazu gehabt), sondern viel Experimentelles, langgezogene Töne und auch mal leises Gefrickel auf den End-Saiten, ganz allein in die Stille hinein. Irgendwie entspannt. Natürlich ist auch einiges tanzbar & laut und zum Haare-schlendern. Auch die Band ist nicht gerade unbeweglich. Dazwischen immer wieder lange Stimm-Pausen und die Konversation mit dem Publikum über so einiges wie zB die Biografie von Sammy Davis Jr. „rather thick, but good gags, every page is entertaining!“. Nach knappen 2 Stunden Soloprogramm (ich glaub er hat nichts von SONIC YOUTH gespielt, bin mir aber nicht sicher, korrigiert mich, weil ich nicht alles kenne, und seine eigenen Sachen sind mir namentlich leider erst recht nicht geläufig). Shame on me. Aber es ist alles prima. Zugaben und Wünsche aus dem Publikum gibt es on top: „Can you play xy?“, „Or z??“ – Pause..., er stimmt die Gitarre laaaaange ohne hochzugucken, dann guckt er wieder hoch und sagt ganz cool grinsend „The answer to this question is: Yes, absolutely.“ - Hehe, 1:0. Ja, schön war’s, ein angenehmes Konzert, von dem wir mit einem üblichen „Love & Peace“ vom Majestro persönlich hinausbegleitet werden…
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