Caren. 15th Jul 2024
| | ReviewDie Norweger kommen! Für die Jungs aus meinem Plattenladen-Umfeld in FFM sind sie nicht nur Stammgäste, sondern über die Jahre Freunde geworden. Schon am Vortag trudeln sie ein und lassen sich zum Plattenhören, Sonderpressungen überreicht bekommen, Palmen-Grill Fastfood-Ritual, Schwätzen with se Dschörmens, lauter Handy-Fotos machen, Übernachten, und vor allem zum Underberg trinken (im Duty Free Shop am Flughafen musste eine große Packung mit Miniflaschen gekauft werden, um die Deckel für Gratisgläser zu sammeln!) in Bornheim nieder. Prost. Nette Gesellen mit schrägem Musikgeschmack. Wie wir alle. Und auch die eigene schräge Mucke ist live keine leichte Kost. Ist das noch Metal, oder ist das Kunst? Kann das weg? Nein, PSYKISK TORTUR ist einfach ein Noise-Experiment mit Industrial Einschlag, das das Kellergewölbe des ExZess mit nur 2 Leuten zum Beben bringen soll. Und es ist sehr lustig obendrein (wenn auch ohne Ohrenstöpsel kaum auszuhalten *g*), da werden in Schlips und Kragen schreiend dadaistische Texte rausgerotzt, permanent Feedbacks mit merkwürdigen Geräten erzeugt, ein Schlagzeug fast zerdroschen, mit der Flex an einem Metallfass & einer Waschtrommel Funkenregen zelebriert (stink!) und das Ganze mit Bewegungen garniert, die geradewegs aus der Irrenanstalt kommen. Seeeeehr unterhaltsam und schwer zu beschreiben. Auf Platte (klar krieg ich die signiert) ist das schwer nachzuvollziehen, die aktuelle live-Scheibe gibt es 3x in verschiedenen Live-Tribute-Covern (ich entscheide mich für die MOTÖRHEAD-Variante) in jeweils 67-Stück-Auflage (hä?), aber live ist das ein absoluter Killer, der auf allen Seiten Euphorie hervorruft. Da gibt’s nix zu meckern, das brennt sich ein.
Auch SKJIT LARS, der voluminöse Schlagzeuger von PSYKISK TORTUR darf ganz am Ende der Nacht noch ein Solo-Set hinlegen, das sich gewaschen hat, indem er ganz allein das Mikro übernimmt, zum Headbangen seinen Zopf aufmacht, Bier trinkt und ein paar Hardcore-Beats vom Band zum Geschrei abspielt. Ein denkwürdiger Abend. ☺
Ebenso für GLASGOW COMA SCALE, meine Post-Rock-Lieblingsband aus FFM, die wiederum ein anderes Publikum an sich reißen kann, weil sie ihren letzten herzlichen Auftritt mit ihrem aktuellen Schlagzeuger an diesem Abend feiern, der nun gebührend verabschiedet wird. Es geht aber natürlich in Zukunft weiter für die Jungs, zum Glück, denn so eine Kompetenz in Richtung MOGWAI und Artverwandtem kann man sich – besonders live - nicht durch die Lappen gehen lassen. Absolute Empfehlung, die ich mittlerweile mehrmals live erleben durfte und aus der hoffentlich noch international eine ganz große Kiste wird. Immer wieder gern!
Ihre Kumpanen DORNBUSCH, die den Abend sehr zeitig starten mussten, machen zwar eine relativ ähnliche Postrock-Musik, sind aber im Songwriting noch nicht ganz so weit strukturiert, dass sie die Fans komplett auf ihre Seite ziehen können. Da war mir einiges zu jam-artig in die Länge gezogen und sie bräuchten mehr laute & schnelle Elemente, um mit GLASGOW COMA SCALE mithalten zu können. Trotzdem war alles in Allem ein großartiger Abend, an den wir noch lange zurückdenken werden und für den ich gerne mal nen Tag das Fantasy-Filmfest hab sausen lassen. Punkt aus.
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