ReviewGerade vorher am selben Tag hatte ich noch Lord Kesseli & the Drums in einer Location um die Ecke angesehen, es dort aber nach dem Gig aufgrund der vielen Weihrauch-Räucherstäbchen nicht mehr ausgehalten, daher Locationwechsel & Kontrastprogramm:
Im Dreikönigskeller war heute ebenfalls ein Konzert angesagt, und da die Vorband sehr spät angefangen hatte, kam ich noch in den Genuss des kompletten Auftritts der Hauptband THE STRAIGHT A. Das Trio macht straighten Punk mit dem Hackepeter-Forkboy an den Drums, einem quirligen Bassisten im AC/DC-Shirt, viel mehr Mimik, einem singenden Gitarristen, sowie einer Playlist, die man auch mit 5 Dioptrien noch aus Entfernung lesen kann :-). Viele Bekannte waren da und die Stimmung ab dem ersten Ton eine gelöste, ganz andere als die eben erlebte. Bierselig überbordende Laune mit fröhlichem Gegröle und tanzende Kumpels der Band, die aus allen Richtungen die Band ablichten. Das Motto hieß zusammen Spaß haben. Kurz & knackige Punkrock-Songs, Zigaretten- statt Weihrauch im Saal, und dann kriegt man auch noch ein Bier ausgegeben. Subba, Loide!
ReviewBisher hatte ich das Schweizer Duo immer verpasst, wenn sie mal in der Gegend waren. Und wie sie selbst erzählten, war wohl das erste Mal für sie sogar ebenfalls im Ono2, was damals noch die Parkhaus-Galerie (ebenfalls in ihren Anfängen) war. Nun schweben 2 erleuchtet wirkende Musiker in den ziemlich leeren Raum, nachdem kurz vorher erstmal eine Riege mit 10 Weihrauch-Räucherstäbchen auf den Bühnenteppich gestellt wird, die den ganzen Raum vollblökern. «Der Lord» komplett in weißen Walla-Klamotten aus Leinen gewandet, auf leisen weißen Sohlen, die wie Socken aussehen - wahrscheinlich für etwas mehr Bodenhaftung. Der Schlagzeuger (vorgestellt als «the Drums») hat Dreadlocks buchstäblich bis zum Boden (!), die er natürlich zum Spielen hochknoten muss so gut es geht. Was für eine Erscheinung. Und das leben sie irgendwie auch, es wirkt alles ein bisschen heilig und langsam schwebend. Die Musik ist sehr schwer einzuordnen, soll es nun sphärischer Psychedelic oder Postrock sein? Auch ein paar elektronische Sprenkel und vorgefertigte Hintergrund-Tracks mit Chören und Beats wabern in die Kathedrale hinein. Und gerade an den mehrstimmigen Stellen gefällt mir die Musik sehr gut. Das passt total und stört überhaupt nicht als vorproduzierter Fremdkörper. Auch die Parts, an denen es lauter wird & an den Drums ziemlich reingedroschen wird, sind super und tanzbar, das könnte teilweise sogar in eine EBM-Disco passen, zumindest zum Kopfnicken und Haare schütteln. Der allgemeine Tonus ist mir allerdings ein wenig zu ernst, das liegt vielleicht etwas an der Mimik des Sängers, mit geweißtem Gesicht und Kajal-Augen, auf dem man selten ein Lächeln sieht. Aber das soll sicherlich alles so sein. Der Raum ist einigermaßen gefüllt, der Applaus ist ordentlich (jeder letzte Ton wird bis zum Schluss ausgekostet, bevor das Klatschen die Stille durchbricht) und am Ende wird es sogar überschwänglich, so dass doch noch ein sehr dankbares Lächeln übers Gesicht zuckt und mit ein wenig Ansprache zur Zugabe gegriffen wird. Alles in allem eine runde Performance mit viel Liebe und für wenig Geld. Ob ich mir das Ganze jetzt ständig auf Platte anhören müsste, weiß ich nicht unbedingt (auch wenn ein paar sehr hübsch gestaltete Exemplare ausliegen und «…es gibt auch Räucherstäbchen zu kaufen» - (NEIN! (Homer Simpson)), aber live und laut hinterlässt es schon Eindruck. Da ich den Weihrauch-Geruch leider nicht lange aushalten kann und es am Ende doch recht penetrant nach glimmendem Teppich riecht, muss ich leider das Ono2 verlassen und gehe auf einen Absacker um die Ecke in den Dreikönigskeller.
ReviewWiesbaden war dieses Jahr schon ziemlich häufig an guten Konzerten beteiligt. So auch heute. Ich weiß gar nicht, zum wievielten Male ich mir MONSTER MAGNET ansehe (das 8. Mal?) Eine Menge Bekannte sind auch mit am Start. 2 davon dürfen -begleitet von meinem Neid- sogar zur Aftershowparty antanzen. SCORPION CHILD als Support kannte ich bisher noch nicht, muss aber sagen, die sind gar nicht mal schlecht und sie präsentieren sich mit offenen Armen. Mit Orgel, Gitarren und langen Locken frönt man BLACK SABBATH-artigen Retrorock. Treffend meint einer aus der Runde über den Sänger: „Die haben in ihrer Jugend bestimmt ne Menge LED ZEPPELIN gehört, aber ok, es gibt Schlechteres!“ Stimmt. Es gibt viel Applaus und die Band bedankt sich für unser frühes Kommen.
Für MONSTER MAGNET wurde eine Tour der „A&M Years“ angekündigt, also alles ab „Superjudge“ bis „God says no“. Darunter fallen dann allerdings auch die größten Hits der Bullgods, auch wenn viele die psychedelischeren frühen Sachen am besten finden. Die Playlist besteht aus vielen weniggespielten Songs, das finde ich super! Da fällt qualitativ der größte Hit „Spacelord“ sogar fast etwas hinten runter. Trotzdem werden natürlich jede Menge Pommesgabeln gereckt und Bierbecher geschwenkt. Der obligatorische Ventilator, der Dave Wyndorff die letzten langen Zippeln permanent aus dem Gesicht bläst, ist natürlich wie immer am Start (ist ja auch warm, wenn die Lederjacke mittlerweile festgewachsen ist, sonst tropfts irgendwann zu sehr *g*). Der Sound ist ordentlich, ich habe selten bei einer anderen Band so einen Tanz-und Haareschüttel-Zwang bei mir sellbst festgestellt, das schaffen sie einfach immer wieder! Yeah, baby. Unkenrufen zum Trotz spielt Dave seine Klampfe wirklich eingestöpselt (allerdings nur akzentuiert, manchmal ist sie eben auch nur Bauch-weg-Deko). Der erste Gitarrist zollt mit Sonnenbrille im Motörhead-Shirt Tribut an alte Zeiten, bereits beim 2. Stück werden die großen Gesten ausgepackt – bei der Powertrip-Songzeile „I’m never gonna work another day in my life“ werden jede Menge Stinkefinger in die Halle gereckt, Spielfreude ist bei allen zu spüren, also ich fühle mich während der kompletten Show großartig unterhalten. Bei anderen mag das nicht so gewesen sein, aber dafür kann ich dann im Nachhinein noch ein T-Shirt abgreifen, dass mir jemand überlassen hat, der nicht sooo begeistert war. ☺ Kann ich gar nicht nachvollziehen.
Playlist:
• Crop Circle • Powertrip • Melt • Superjudge • Twin Earth • Look to Your Orb for the Warning • Dinosaur Vacuum • Cage Around the Sun • Tractor • Dopes to Infinity • Space Lord • I Want More • Face Down • Negasonic Teenage Warhead
ReviewJa, netter Versuch, einen mit bunten Bildchen, Kostümen und saukomischen Videos zum Konzert zu locken. Es hätte auch extrem unterhaltsam sein können, die Erwartungshaltung war groß, jedoch diesmal ebbte die gute Laune schon nach dem 1. Lied und somit gefühlten 25 Minuten immer mehr ab. Ich will nicht sagen, dass sie schlecht gespielt haben, es standen zumindest 7 Leute (mit 2 vollständigen Schlagzeugen!) auf der Bühne, die australischen Musiker jedoch waren weder knatterbunt gekleidet, noch sehr wortgewandt, um die Situation ein wenig aufzulockern oder sich anzupreisen. So recht psychedelisch verrückt wie erwartet wurde es dann musikalisch auch nicht, eher zunehmend monoton, ich glaube es sollte hypnotisch sein. Dazu war allerdings der Gesang zu stakkato-artig, zu ähnlich und unmelodiös und auch der Rhythmus ein ewig gleicher (wie soll man es auch anders hinbekommen, wenn beide Drummer exakt synchron spielen müssen?). Der Sinn hat sich mir nicht recht erschlossen. Auch wenn der Sänger zusätzlich ein paar Mal die Querflöte ansetzte und der Beat zuweilen kurz mal jazzig wurde, konnte es trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass man das Gefühl hatte, es würde ein Lied ins nächste übergehen, da immer dieselben BPM & Gesang einsetzte. Ob wir es hier wohl mit einem eher kurzfristigen Hype zu tun haben könnten? Woher kennt man die? Ich hatte bisher nur den Namen gelesen. Immerhin gab es eine ganze Menge Pilgerfans (kleine schrille hysterische Tanzmädchen) & Haareschüttler, Gigs in London & Amsterdam sind ausverkauft und auch das Zoom war gut gefüllt, aber irgendwie fehlte mir den ganzen Abend was. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Selbst eine Zugabe (obwohl der Saal während des gesamten 1. Songs von 60ies-DJ Konrad nach dem Auftritt lautstark eine verlangte) war nicht drin. Ich glaube "auf Konserve" mag ich die lieber. Somit gab ich mich mit einem gefundenen Download-Code zufrieden, der irgendwo aus einer LP gefallen sein musste. Auch darauf mehr Spaß-Konzept als nötig: alle (!) Lieder sind exakt 10:10 min. lang. Ein wenig mehr musikalische Innovation würde aber allein der Name schon hergeben. Da könnte man noch etwas dran feilen. . . (Edit: wenig später habe ich die Band nochmal auf einem sommerlichen Open-Air-Festival gesehen und die Meute auf und vor der Bühne hat die "Hütte" abgerissen! Da waren sie ganz anders drauf - so kann's dann halt auch mal gehen.)