Live Music - Latest Reviews Page 1 of 12 : Newer : Older : : Most Helpful » Gerade vorher am selben Tag hatte ich noch Lord Kesseli & the Drums in einer Location um die Ecke angesehen, es dort aber nach dem Gig aufgrund der vielen Weihrauch-Räucherstäbchen nicht mehr ausgehalten, daher Locationwechsel & Kontrastprogramm: Im Dreikönigskeller war heute ebenfalls ein Konzert angesagt, und da die Vorband sehr spät angefangen hatte, kam ich noch in den Genuss des kompletten Auftritts der Hauptband THE STRAIGHT A. Das Trio macht straighten Punk mit dem Hackepeter-Forkboy an den Drums, einem quirligen Bassisten im AC/DC-Shirt, viel mehr Mimik, einem singenden Gitarristen, sowie einer Playlist, die man auch mit 5 Dioptrien noch aus Entfernung lesen kann :-). Viele Bekannte waren da und die Stimmung ab dem ersten Ton eine gelöste, ganz andere als die eben erlebte. Bierselig überbordende Laune mit fröhlichem Gegröle und tanzende Kumpels der Band, die aus allen Richtungen die Band ablichten. Das Motto hieß zusammen Spaß haben. Kurz & knackige Punkrock-Songs, Zigaretten- statt Weihrauch im Saal, und dann kriegt man auch noch ein Bier ausgegeben. Subba, Loide! ✔︎ Helpful Review? Bisher hatte ich das Schweizer Duo immer verpasst, wenn sie mal in der Gegend waren. Und wie sie selbst erzählten, war wohl das erste Mal für sie sogar ebenfalls im Ono2, was damals noch die Parkhaus-Galerie (ebenfalls in ihren Anfängen) war. Nun schweben 2 erleuchtet wirkende Musiker in den ziemlich leeren Raum, nachdem kurz vorher erstmal eine Riege mit 10 Weihrauch-Räucherstäbchen auf den Bühnenteppich gestellt wird, die den ganzen Raum vollblökern. «Der Lord» komplett in weißen Walla-Klamotten aus Leinen gewandet, auf leisen weißen Sohlen, die wie Socken aussehen - wahrscheinlich für etwas mehr Bodenhaftung. Der Schlagzeuger (vorgestellt als «the Drums») hat Dreadlocks buchstäblich bis zum Boden (!), die er natürlich zum Spielen hochknoten muss so gut es geht. Was für eine Erscheinung. Und das leben sie irgendwie auch, es wirkt alles ein bisschen heilig und langsam schwebend. Die Musik ist sehr schwer einzuordnen, soll es nun sphärischer Psychedelic oder Postrock sein? Auch ein paar elektronische Sprenkel und vorgefertigte Hintergrund-Tracks mit Chören und Beats wabern in die Kathedrale hinein. Und gerade an den mehrstimmigen Stellen gefällt mir die Musik sehr gut. Das passt total und stört überhaupt nicht als vorproduzierter Fremdkörper. Auch die Parts, an denen es lauter wird & an den Drums ziemlich reingedroschen wird, sind super und tanzbar, das könnte teilweise sogar in eine EBM-Disco passen, zumindest zum Kopfnicken und Haare schütteln. Der allgemeine Tonus ist mir allerdings ein wenig zu ernst, das liegt vielleicht etwas an der Mimik des Sängers, mit geweißtem Gesicht und Kajal-Augen, auf dem man selten ein Lächeln sieht. Aber das soll sicherlich alles so sein. Der Raum ist einigermaßen gefüllt, der Applaus ist ordentlich (jeder letzte Ton wird bis zum Schluss ausgekostet, bevor das Klatschen die Stille durchbricht) und am Ende wird es sogar überschwänglich, so dass doch noch ein sehr dankbares Lächeln übers Gesicht zuckt und mit ein wenig Ansprache zur Zugabe gegriffen wird. Alles in allem eine runde Performance mit viel Liebe und für wenig Geld. Ob ich mir das Ganze jetzt ständig auf Platte anhören müsste, weiß ich nicht unbedingt (auch wenn ein paar sehr hübsch gestaltete Exemplare ausliegen und «…es gibt auch Räucherstäbchen zu kaufen» - (NEIN! (Homer Simpson)), aber live und laut hinterlässt es schon Eindruck. Da ich den Weihrauch-Geruch leider nicht lange aushalten kann und es am Ende doch recht penetrant nach glimmendem Teppich riecht, muss ich leider das Ono2 verlassen und gehe auf einen Absacker um die Ecke in den Dreikönigskeller. ✔︎ Helpful Review? Wiesbaden war dieses Jahr schon ziemlich häufig an guten Konzerten beteiligt. So auch heute. Ich weiß gar nicht, zum wievielten Male ich mir MONSTER MAGNET ansehe (das 8. Mal?) Eine Menge Bekannte sind auch mit am Start. 2 davon dürfen -begleitet von meinem Neid- sogar zur Aftershowparty antanzen. SCORPION CHILD als Support kannte ich bisher noch nicht, muss aber sagen, die sind gar nicht mal schlecht und sie präsentieren sich mit offenen Armen. Mit Orgel, Gitarren und langen Locken frönt man BLACK SABBATH-artigen Retrorock. Treffend meint einer aus der Runde über den Sänger: „Die haben in ihrer Jugend bestimmt ne Menge LED ZEPPELIN gehört, aber ok, es gibt Schlechteres!“ Stimmt. Es gibt viel Applaus und die Band bedankt sich für unser frühes Kommen. Für MONSTER MAGNET wurde eine Tour der „A&M Years“ angekündigt, also alles ab „Superjudge“ bis „God says no“. Darunter fallen dann allerdings auch die größten Hits der Bullgods, auch wenn viele die psychedelischeren frühen Sachen am besten finden. Die Playlist besteht aus vielen weniggespielten Songs, das finde ich super! Da fällt qualitativ der größte Hit „Spacelord“ sogar fast etwas hinten runter. Trotzdem werden natürlich jede Menge Pommesgabeln gereckt und Bierbecher geschwenkt. Der obligatorische Ventilator, der Dave Wyndorff die letzten langen Zippeln permanent aus dem Gesicht bläst, ist natürlich wie immer am Start (ist ja auch warm, wenn die Lederjacke mittlerweile festgewachsen ist, sonst tropfts irgendwann zu sehr *g*). Der Sound ist ordentlich, ich habe selten bei einer anderen Band so einen Tanz-und Haareschüttel-Zwang bei mir sellbst festgestellt, das schaffen sie einfach immer wieder! Yeah, baby. Unkenrufen zum Trotz spielt Dave seine Klampfe wirklich eingestöpselt (allerdings nur akzentuiert, manchmal ist sie eben auch nur Bauch-weg-Deko). Der erste Gitarrist zollt mit Sonnenbrille im Motörhead-Shirt Tribut an alte Zeiten, bereits beim 2. Stück werden die großen Gesten ausgepackt – bei der Powertrip-Songzeile „I’m never gonna work another day in my life“ werden jede Menge Stinkefinger in die Halle gereckt, Spielfreude ist bei allen zu spüren, also ich fühle mich während der kompletten Show großartig unterhalten. Bei anderen mag das nicht so gewesen sein, aber dafür kann ich dann im Nachhinein noch ein T-Shirt abgreifen, dass mir jemand überlassen hat, der nicht sooo begeistert war. ☺ Kann ich gar nicht nachvollziehen. Playlist: • Crop Circle • Powertrip • Melt • Superjudge • Twin Earth • Look to Your Orb for the Warning • Dinosaur Vacuum • Cage Around the Sun • Tractor • Dopes to Infinity • Space Lord • I Want More • Face Down • Negasonic Teenage Warhead ✔︎ Helpful Review? Ja, netter Versuch, einen mit bunten Bildchen, Kostümen und saukomischen Videos zum Konzert zu locken. Es hätte auch extrem unterhaltsam sein können, die Erwartungshaltung war groß, jedoch diesmal ebbte die gute Laune schon nach dem 1. Lied und somit gefühlten 25 Minuten immer mehr ab. Ich will nicht sagen, dass sie schlecht gespielt haben, es standen zumindest 7 Leute (mit 2 vollständigen Schlagzeugen!) auf der Bühne, die australischen Musiker jedoch waren weder knatterbunt gekleidet, noch sehr wortgewandt, um die Situation ein wenig aufzulockern oder sich anzupreisen. So recht psychedelisch verrückt wie erwartet wurde es dann musikalisch auch nicht, eher zunehmend monoton, ich glaube es sollte hypnotisch sein. Dazu war allerdings der Gesang zu stakkato-artig, zu ähnlich und unmelodiös und auch der Rhythmus ein ewig gleicher (wie soll man es auch anders hinbekommen, wenn beide Drummer exakt synchron spielen müssen?). Der Sinn hat sich mir nicht recht erschlossen. Auch wenn der Sänger zusätzlich ein paar Mal die Querflöte ansetzte und der Beat zuweilen kurz mal jazzig wurde, konnte es trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass man das Gefühl hatte, es würde ein Lied ins nächste übergehen, da immer dieselben BPM & Gesang einsetzte. Ob wir es hier wohl mit einem eher kurzfristigen Hype zu tun haben könnten? Woher kennt man die? Ich hatte bisher nur den Namen gelesen. Immerhin gab es eine ganze Menge Pilgerfans (kleine schrille hysterische Tanzmädchen) & Haareschüttler, Gigs in London & Amsterdam sind ausverkauft und auch das Zoom war gut gefüllt, aber irgendwie fehlte mir den ganzen Abend was. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Selbst eine Zugabe (obwohl der Saal während des gesamten 1. Songs von 60ies-DJ Konrad nach dem Auftritt lautstark eine verlangte) war nicht drin. Ich glaube "auf Konserve" mag ich die lieber. Somit gab ich mich mit einem gefundenen Download-Code zufrieden, der irgendwo aus einer LP gefallen sein musste. Auch darauf mehr Spaß-Konzept als nötig: alle (!) Lieder sind exakt 10:10 min. lang. Ein wenig mehr musikalische Innovation würde aber allein der Name schon hergeben. Da könnte man noch etwas dran feilen. . . (Edit: wenig später habe ich die Band nochmal auf einem sommerlichen Open-Air-Festival gesehen und die Meute auf und vor der Bühne hat die "Hütte" abgerissen! Da waren sie ganz anders drauf - so kann's dann halt auch mal gehen.) ✔︎ Helpful Review? Der Abend versprach uns legendäre Desert-Rock-Urväter, von YAWNING MAN sollen KYUSS damals in den 90ern zB ihr „Catamaran“ gecovert haben, eher ein ruhiges Stück, das sie dann auch an diesem Tag als Zugabe zum Besten gaben. Überhaupt waren YAWNING MAN als letzte des Abends eher unerwartet sphärisch und verträumt, gar nicht so rockig wie erwartet, aber ich muss mich in diesem Fall als unwissend outen und hätte die Musik streckenweise eher zum instrumental fast-schon-Shoegaze mit wenig Gesang und viel Santa Fé Einschlag zugeordnet. Ein passender Soundtrack für Sonnenuntergänge in amerikanischen Halbwüsten! Zu YAWNING MAN gehörten der halbe FATSO JETSON Clan (Vater & Sohn), die an Bass & Gitarre abwechselnd zu finden waren. Die neue alte Vinylplatte (in grellstem Sonnenorange) nannte sich nun auch nicht mehr Yawning MAN, sondern Yawning SONS mit dem passenden Titel „Ceremony to the sunset“. Schönes Werk. Als letzte Band zogen sie die Konzertnacht ziemlich in die Länge, wir konnten danach zum Glück aber noch eine Bahn erwischen.
FATSO JETSON selbst waren live etwas spröder & mit mehr Ecken & Kanten versehen. Musikalisch schwer einzuordnen, aber auch schwer wiederzuerkennen. Zu dritt laut, knarzig, rockig, aber nicht rollend, trotzdem interessant. Ob Vater Mario Lalli wusste, dass „OFF“ (fett auf seinem Pullover zu lesen) nicht nur eine kalifonische Hardcore-Band, sondern auch eine deutsche 80er-Elektroband mit Frankfurter Lokalkolorit war? Höhö. Am positivsten überrascht hat mich allerdings ganz zu Beginn die Vorgruppe POWDER FOR PIGEONS, die zu zweit so eine Präsenz an den Tag legten, dass sie uns ab dem ersten Lied wegfegen wollten, erstaunlich: wieviel stonerrockenden Lärm man aus nur 1 Gitarre (plus Gesang, bzw Geschrei plus 1 Schlagzeugerin) mit unterschiedlichen Effekten herauskriegt – das war richtig leidenschaftlich ab der ersten Minute und ging echt nach vorne los! Einladend auch die Preise – wo kriegt man sonst noch 3 CDs plus 1 Shirt für insg. nur 25.- POWDER FOR PIGEONS kann man sich ruhig mal merken... ✔︎ Helpful Review? November rain in Wiesbaden. Das Konzert ist seit Monaten ausverkauft. Die Vorgruppe HALESTORM aus Pennsylvania hat gerade 2013 einen Metal Grammy gewonnen (für Performance). Der Preis hätte allein schon dem Schlagzeuger zukommen müssen, denn der entpuppt sich als der absolute Entertainer & Animateur. Der Rest der Truppe kann zwar auch was – klassische 4er Besetzung mit Sängerin (sieht gut aus & spielt Gitarre) – macht aber ein wenig viel TamTam in ihren nietenbesetzten Jeansshorts & Lederoberteil. Ich muss nicht in jedem Song 5x „Ey, Germanyyyyyy!“ hören, zum mitklatschen animiert werden, „Somebody screeeeeeam!“ beantworten oder die Pommesgabel zeigen. Als die Sängerin dann noch fragt „Hey, Germany, do you like cowbells??“, fragt man sich doch ernsthaft, ob sie sich nicht eher in der Schweiz oder in Bayern wähnt, zumal dann noch nicht mal Kuhglocken im nächsten Lied VORkommen.... (vielleicht ist sie ein weiblicher „Bruce Dickinson“ und meint am Ende nur den "More cowbell"-Gag). Dennoch: sie ist sehr stimmsicher, trifft Töne und kann auch mal richtig rauchig schreien, auch wenn man oft unfreiwillig an DORO erinnert wird. Aber lustig wird’s erst, als sie ihren kleinen Bruder vorstellt, der an den Drums sitzt und ein Solo spielen darf. Schon vorher hatte man ihn als neues „Animal“ wahrgenommen, da flogen Arme, Drumsticks & Haare schlaksig durch die Gegend, denn er holt bei jedem Schlag volle Pulle aus. Manchmal steht er sogar auf und spielt im Stehen, stellt sich freudestrahlend auf den Hocker und jongliert beim Spielen mit den Stöcken als hätte er mal im Zirkus gearbeitet, denn der Takt sitzt trotzdem, Hut ab. Es werden sogar Wurfspielchen mit dem Roadie gespielt, dem die Sticks meterweit zufliegen (auch zurück), und das Publikum muss ein paar Mitgröl-Melodien nachsingen, da das blonde Tier auch noch ein Mikro hat. Schon niedlich, dem kann man irgendwie nichts übelnehmen. Am Ende folgt von ihm noch ein „Cut my life into pieces...!“ und das Publikum antwortet brav mit einem einstimmig gebrüllten „This is my last resort!“, während er von hinten über sein Schlagzeug nach vorne springt und die letzten der bestimmt 50 verbrauchten Drumsticks im ganzen Saal verteilt – aha – HALESTORM haben schon mal PAPA ROACH auf einer Europatour begleitet. Funktioniert also immer noch. Alles grinst. ALTER BRIDGE starten mit dem 2. Song der neuen Scheibe „Addicted to pain“, es wird nochmal um ein paar Dezibel lauter. Besonders der Bass scheint eine Art Subwoofer zu haben, entpuppt sich aber nur als 5. Tieftöner-Saite. Musikalisch können die Ex-Instrumentalisten von CREED einiges. Besonders Mark Tremonti an der Gitarre hat auch Solo-CDs zu bieten, die noch eine Spur härter & schneller im Metalbereich angesiedelt sind. Das lässt er uns spüren. Myles Kennedy macht den langhaarigen Strahlemann am Gesang, seine Stimme ist fehlerlos. Als Tremonti auch mal die Hauptvocals singen darf, gibt es eine gute & tiefere Abwechslung zu der sonst sehr hohen Stimme. Auch die HALESTORM Sängerin wird für ein Balladen-Duett hinzugezogen und ist wieder brillant. Für meinen Geschmack war der ganze Auftritt der Band ein wenig zu perfekt (psssst, ich habe mich streckenweise etwas gelangweilt, das kann aber durchaus auch an der Melodic-Metal-Spielart und ihren voraussehbaren Songstrukturen liegen). Man fragte sich manchmal, ob der Sound es live bringt, um die auf den Punkt produzierte Konserve toppen zu können. Kann er nicht. Eigentlich reicht es auch, die Jungs auf CD zu hören. Aber immerhin haben sie die von mir erwarteten Songs gespielt („Metalingus“ und „Slip to the void“). Wenn dann noch jemand den 3 Jungs neben mir auf’s Maul gehauen hätte, weil es immer noch Leute gibt, die auf Konzerten auch an leisen Stellen keine 20 Sekunden (!) mal ihre Fresse halten können, sondern alles lautstark zulabern (ich kapier das nicht), dann wäre ich zufrieden gewesen. ✔︎ Helpful Review? Ein Tip meiner lieben Vinyl-Nerd-Fraktion entpuppt sich mal wieder als extrem empfehlenswert, beide Bands sind mir vorher gänzlich unbekannt. Der sogenannte Co-Headliner ORDER OF ISRAFEL kann meinem Gusto nach zwar nicht so ganz überzeugen, jedoch scheinen einige wegen ihnen gekommen zu sein. Im Schlaghosen-Jeans-Look beginnen wir den Abend mit vielen langen Haaren, die in die Höhe fliegen – zumindest auf der Bühne. Dieses Motto bleibt dann auch den Rest des Abends so *g*, ansonsten ordne ich die Musik von ORDER OF ISRAFEL eher als Metal ein. Doom – naja, nur ansatzweise. Ein paar okkulte Elemente im Logo und der Bühnendeko sehe ich hier, man reckt sogar einen großen Kreuzzug-Stab in die Luft, so richtig böse, eeeevil, doomig ist das aber irgendwie nicht. Die Musik schwankt sehr in die 70er Jahre Ecke, nur mit zu langsamen Slo-Mo-Riffs, die sich so wie der etwas uninspirierte Sänger zu oft wiederholen. Einige Leute mögen das, andere äußern erste Ermüdungserscheinungen. Ein großer Fan werde ich nicht werden.
Danach YEAR OF THE GOAT hingegen können mich durchaus als solchen verbuchen. Da kommt eine viel größere Bandbreite an Musik auf die Bühne, die nicht nur die Anzahl der Gitarristen (3) vergrößert, auch ein „Unheilig“-dreinblickender Tastenspieler (u.a. Melotron) zelebriert sein Erscheinen, so wie der etwas bucklige Sänger mit den langen schwarzen Haaren und den Tattoos. Alle in schwarz und in Unwissenheit, wo sie sich gerade befinden („well, you lose track sometimes with these things...“ – „Wiiiiiesbaden! It’s the beautiful Wiesbaden! You will remember it!!“ – tönt’s aus dem lachenden Publikum), aber sie bedanken sich artig, das so viele gekommen sind an einem Dienstag. Besonders live sind YEAR OF THE GOAT mit 6 Leuten auf der Bühne einer schönen Erinnerung wert, sie wollen auch gern „evil“ wirken, sind aber meiner Meinung nach Könner des ProgMetal. In jedem Takt stecken Melodien, ach, aus jeder Pore strömt etwas melodisches, während der Sänger auf Platte manchmal fast wie MUSE singt, ist das live etwas anders - sehr abwechslungsreich, stimmig und griffig klingt das alles. Dargeboten wird alles querbeet von der 1. EP bis zur neuen LP. Immer mit viel Gitarrenpower, auf- und abschwellend, mitwippen und headbangen erwünscht. Ein Club der Langhaarigen auf der Bühne, der ebenjene Metalmatte abwechselnd hängenlässt oder im Takt hochschmeisst. In manchen Melodiefolgen & Songstrukturen erinnern mich YEAR OF THE GOAT an GHOST, sehr angenehme aber rockige Wohlklang-/Harmonie-Musik, die allein durch die okkulte Optik dem ganzen einen böseren Touch geben soll, nur ohne übertriebene Verkleidungen. Das Progger-Herz des Zuschauers kann sich währenddessen rundum in Ohrenschmaus suhlen. Klasse gespielt, klasse Band. Würde ich mir durchaus nochmal ansehen. We don’t fear the reaper. Nämlich. ✔︎ Helpful Review? Seitdem das Ono2 einen neuen Raum und eine neue Anlage hat, können auch wieder richtige Konzerte stattfinden. Das ist super. Der Galerieaspekt wird ab jetzt vernachlässigt und man konzentriert sich lieber auf Veranstaltungen. Die erste ihrer Art heißt dann für mich GIRLS IN SYNTHESIS, ein Dreiergespann aus England, für mich bisher unbekannt - aber das scheint nicht allen so zu gehen, ihre neue LP wurde auch in einschlägigen Punk-Gazetten angepriesen. Als großes Banner prangt «…out here’s an echo from your future» über der Box, der komplette Abend ist außerdem in sattes Grün getaucht, einen Support gibt es nicht. Bei den GIRLS (und boys) gibts gleich voll auf die zwölf - nicht nur lautstärkemäßig, sondern auch sonst. Dabei finde ich die Musik wirklich schwer zu beschreiben (sie selber übrigens auch), ich weiß gar nicht, wie man das betiteln kann: Noise - ja, definitiv, Punk - mitnichten, aber ja, natürlich auch. Indie? Wave? Vielleicht. Eher so alles mögliche auf einmal. Vergleichbares zu finden, fällt mir da schwer. Vielleicht Gang of Four oder so? Aber ist ja auch Wurscht, es knarzt gewaltig in den Gehörgängen. 2 Typen an Mikros und Saiteninstrumenten, plus Schlagzeugerin, von der man in der Fülle der kleinen Bühne nur den blonden Kopf hinter der Schießbude hervorrecken sieht. Das Ono ist ausverkauft, und das am Valentins-Dienstag. Die beiden Typen schreien sich im Schlagabtausch an, wenn sie sich gegenüberstehen, ansonsten wird gehüpft & gesprungen, geschwitzt & gesungen, geschüttelt und gerührt. Der Schmalere von beiden wirkt rein optisch wie ein echter Mod-Punk, mit hochgeschlagenem weißen Kragen und amtlicher Kurzhaarfrisur, sie könnten auch irgendwie mit den Sleaford Mods befreundet sein. Ebenso wird nämlich auch manchmal etwas rhythmischer gesabbelt, aber ich verstehe natürlich kein Wort. In den ersten Reihen wird ab und zu trotzdem ordentlich mitgegrölt und die Faust gereckt oder mitgelitten. Ein tightes Programm, was sich auch in der Spielzeit bemerkbar macht - nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei, aber Beschwerden gibts nicht wirklich, war wohl auspowernd genug ;-) Es gibt zwar einige Longplayer, wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob ich die Konserve bräuchte und ganz durchhören könnte, aber live ist das schon ein knackiges Erlebnis mit viel Emotion, Energie und großer Noise-Ambition, hat mir gefallen. Um halb zehn sitze ich schon wieder im Bus und muss zuhause weiter arbeiten. Wo ist eigentlich mein Leben abgeblieben…? ✔︎ Helpful Review? Von KARNIVOOL aus Australien hab ich ein paar CDs im Schrank und außerdem hatte ich sie auch schon mal auf einer Tour 2013 in Wiesbaden gesehen. Damals haben sie gerade einen Knaller-Song auf dem Visions-Sampler veröffentlicht und ich war spontan verliebt. Die Supportband THE OCEAN kannte ich bisher noch nicht, ich ging aber an diesem Abend als eingefleischter Fan nach hause. «Wow. Allein für die Vorgruppe hat sich das Konzert schon total gelohnt!», dachte ich. Und das hat man ja auch nicht so oft. Power-Postrock vom feinsten, laute, auf und ab-schwellende Sounds, ausgetüftelte Rhythmen von Metal bis Beduine mit viel Schlagzeug und mehreren Gitarren, oftmals fast orchestral. Alles ist eingenebelt ohne Ende, manchmal kann man niemanden auf der Bühne sehen, meistens jedoch zumindest die Silhouetten, das schafft eine besondere Atmosphäre. Und der Sänger kann nicht nur Melodien, sondern growlt & schreit manchmal Hardcore-mäßig in die Songs rein, so wie ich es besonders gern mag. Der hat Kraft, auch wenn man es aufgrund seiner kleinen Statur nicht vermuten würde. Am Ende wird sogar singend in der Hocke auf dem Publikum gesurft. Zwischendrin die Überraschung: «Frankfurt, wie geht es euch?» - huch, das sind ja Deutsche… Na gut, es ist eher ein internationales Konglomerat aus diversen Erdbewohnern, was wohl auch den Namenszusatz COLLECTIVE erklärt. Ansässig waren sie lange Zeit in Berlin und in der Schweiz. THE OCEAN produzieren immer Konzeptalben, die sich um geologische Erdzeitalter-Themen drehen und dessen Songtitel sich wohl nur Leute merken können, die Meeresbiologie studiert haben :-) Aber es wird hier einfach großartige Musik und ein super ausgewogener Sound präsentiert. Sehr gerne wieder! (The Ocean -Setlist): Devonian: Nascent Permian: The great dying Mesopelagic: Into the uncanny Bathyalpelagic I: Impasses Miocene / Pliocene Holocene Jurassic / Cretaceous Der Sound bei KARNIVOOL wird dann zwar noch lauter, aber dadurch stellenweise etwas übersteuert. Natürlich donnert mir auch hier die Musik echter Könner ihres Fachs entgegen, keine Frage. Der Bass hat definitiv mehr als 3 Saiten (5 oder 6? Ich stehe zu weit weg), der Schlagzeuger ist ein Genie, es gibt mehr Licht und die Band freut sich so. Vielleicht auch, weil die Europatour hier & heute beginnt. Die Leute sind aus dem Häuschen und kommen in Bewegung. Fröhlichkeit regiert den Saal. Ein Zuschauer neben mir begrüßt einen großen bärtigen Kerl mit Basecap, der gerade aus dem vorderen Backstagebereich kommt lauthals mit «Rrrrrobin!» und unterhält sich direkt neben mir mit ihm. Dabei merke ich, dass es kein geringerer als der Bandleader des OCEAN COLLECTIVE ist, der selbst ein großer KARNIVOOL-Fan zu sein scheint und ganz begeistert der Band zuhört. Die Takte und die Melodien werden zwischendurch immer vertrackter, stellenweise echt kompliziert, werden aber immer wieder abgelöst von sehr rhythmischem Prog-Metal mit viel Gesang. Gegen Ende holt man auch mal die Akustische hervor und es werden ruhigere Klänge angestimmt. Die Stimme des KARNIVOOL-Sängers ist sehr klar und hell, das macht es auf Dauer manchmal etwas anstrengend, aber das ist nur mein Geschmack. Ich bin immer noch überzeugt, dass mir THE OCEAN COLLECTIVE sogar ein Klitzekleinesbisschen besser gefallen haben, von der Stimme und vom Mixing. Leider komme ich nicht mehr dazu, das auch Robin zu sagen (schade), denn er verschwindet wieder hinter die Bühne, um für Getränkenachschub zu sorgen und/oder das Equipment zu verladen. Und dann kommt mein absolutes Lieblingslied von KARNIVOOL, nämlich «New Day» und ich bin absolut begeistert und wieder versöhnt. Nicht nur ich, sondern auch der Sänger staunt quer übers Gesicht, als das gesamte Publikum jedes einzelne Wort von Anfang an textsicher mitsingt! Wow, das hatte ich nicht erwartet. Teilweise lässt er uns alleine weitersingen und kommt aus dem Grinsen nicht heraus. Das war große Klasse. «Thank you» und «we love youuu» tönt’s aus dem Publikum mit in die Höhe gereckten Pommesgabeln. Die Band entschuldigt sich nochmals dafür, dass sie Frankfurt auf Tour so lange außer Acht gelassen haben und versprechen, es nie wieder zu tun. Na, dann hoffen wir es mal. Das waren zwei phänomenale Konzerte an einem Abend! Leider gabs keinerlei Tonträger von THE OCEAN am Merchstand, sonst wäre ich wahrscheinlich arm geworden. :-) (Karnivool -Setlist:) C.O.T.E. Simple boy All it takes Shutterspeed Goliath Animation All I Know Umbra Themata Sky machine New day Change ✔︎ Helpful Review? Na, da haben wir doch mal wieder einen alten Klassiker aus der Liste im Plattenschrank abgehakt, den ich bisher noch nie live gesehen hatte. Auf persönliche Empfehlung meiner Begleitung wurde das schnellstens nachgeholt. Teure Sitzplätze ohne Vorgruppe in der Mainzer (Wetten-Dass?-)Rheingoldhalle lassen zuerst spießiges Ü-50 Publikum vermuten, dem ist aber nur bedingt so. „Kann der überhaupt noch auf 1 Bein stehen?“ und ähnliches werde ich im Vorfeld über Ian Anderson gefragt – und ich muss sagen: ja, er kann! Der Mann scheint auch nach 50 Jahren auf der Bühne noch topfit, hat eine reeelativ gute Figur, statt der langen Haarpracht ein Piratenkopftuch, bewegt sich nicht nur Querflöte-spielend und Bandgeschichten-erzählend über die Bühne, sondern auch die Begleitband liefert gut ab (werden sogar als „Familienmitglieder“ zusammen mit den Tontechnikern am Ende per eingeblendetem Namen vorgestellt) und Videoeinspielungen erweitern filmisch die Stories der Songs während des gesamten Auftritts. Ok, der Part mit dem deutschen Gitarristen-Poser Florian Opahle, der unbedingt die Toccata und Fuge um sein Solo herumstricken muss (weil er es KANN! *g*) ist jetzt vielleicht ein wenig overacting, und einzig der Gesang von Ian Anderson ist leider nicht besonders tonsicher & noch dazu schleppend, so dass es permanent „ein wenig neben der Spur“ wirkt (was im Gegensatz zu den Aufnahmen angeblich schon länger so sei), aber die Instrumentalparts sind 1A. Da gibt’s nix zu meckern. Manches ist locker-flockig mit einem Scherz auf den Lippen, altenglisch hippie-esk und manches eher (prog-)rockig, so dass sogar ich für mich neue gute Songs entdecken kann, die mir bisher unbekannt waren (zB „My god“), auch wenn JETHRO TULL jetzt nicht unbedingt meine neue Lieblingsband werden wird.
Natürlich ist der Gig durchstrukturiert und hat nicht nur eine Pause (mit Theatergong im Saal), sondern endet wie erwartet ohne Zugabe mit dem obligatorischen „Locomotive breath“, aber es wäre wohl auch eher merkwürdig gewesen, wenn man das Ritual diesmal nicht eingehalten hätte. Alte Leute brauchen eben ihre festen Strukturen vor dem Schlafengehen ;-) Es war auch nach 2 Stunden früh genug, noch ein Bier zu trinken und mit der Bahn nach FFM zu kommen. Alles in allem voll ok, relaxte Stimmung, gute Musiker, schöner Abend. Kann man mal machen. Setlist: / Living in the Past / Nothing Is Easy / Heavy Horses / Thick as a Brick / Banker Bets, Banker Wins / Bourrée in E minor / Farm on the Freeway / Too Old to Rock 'n' Roll, Too Young to Die / Songs From the Wood / Sweet Dream / Pastime With Good Company / Fruits of Frankenfield / Dharma for One / A New Day Yesterday / Toccata and Fugue in D Minor / My God / Aqualung / Locomotive Breath ✔︎ Helpful Review? Zum 4. Mal WOLFMOTHER – nach Chicago, Offenbach & Wiesbaden nun also auch mal Frankfurt, und endlich mal etwas näher dran am Geschehen, in der 5. Reihe macht es sich ganz gut, der Moshpit hört seitlich von uns auf und die Vorgruppe MOTHER’S CAKE aus Österreich ist ebenfalls qualitativ sehr hochwertig. Ein Trio mit hübschen Jungs und viel Bewegung, einer ähnlich hohen Stimme wie WOLFMOTHER und einem Basssisten, der richtig hard’n’funky slappen kann. Die passen schon gut ins Programm, bekommen auch viel Applaus, obwohl der Sound in der Kapp ziemlich breiig ist (besonders weil der Schlagzeuger viele Becken spielt und das mit dem Gitarrensound kollidiert). Sie kündigen außerdem ihre eigene Headliner-Tour im Frühjahr an.
Auf der Bühne prangt die riesige rote Wolf-Illustration des aktuellen Covers und leise & unspektakulär huschen WOLFMOTHER auf die Bühne, um den Titelsong der aktuellen Scheibe anzustimmen. Es geht auch gleich in die Vollen, Hits wie „Woman“ werden ziemlich zu Anfang schon verbraten, der Bassist & gleichzeitig Keyboarder mit dem Hippiestirnband müht sich sichtlich ab, dabei hat er den richtigen Dreh raus, wie er den Bass mit einem Schubs um seinen Oberkörper schwingen kann, wenn er kurz danach wieder in die Tasten hauen muss. Überhaupt flitzt er ständig vor und zurück zum Amp und macht diverse Faxen. Mister Strubbelkopf persönlich hat erst ein paar Probleme mit dem Mikro, aber dann ist alles paletti und auch er gut gelaunt. Es wirft sogar jemand irgendwas rotes aus Stoff auf die Bühne, was er erstmal etwas umher schwenkt und irgendwas dazu fragt, was ich nicht verstehen konnte. Bei „White unicorn“ wird die große weiße Doppelsaitige Gitarre ausgepackt und mit einigen Soli garniert, die Dampfwalze rockt und rollt voran, es gibt ne Menge Crowddiver und Mädels im Publikum muss man schon genau suchen ;-) Der größte Hit kommt natürlich als Zugabe, danach geht radikal die Musik vom Band an. Nach 4 Mal ist dann mein Bedarf an Wolfmother live auch eeeerstmal gedeckt, ich bin aber absolut zufrieden und unser kleines Grüppchen trinkt gemeinsam noch ein Abschiedsbier. Victorious / New moon rising / Woman / White unicorn / Apple tree / Gypsy caravan / Pyramid / Where eagles have been / Vagabond / The love that you give / California queen / How many times / Love train / White feather / Dimension / Colossal / + Joker & the thief ✔︎ Helpful Review? Im Rahmen der Frankfurter Musikmesse spielen qualitativ gute Bands - soviel steht fest. Die Skandinavier SOEN gehören absolut dazu. Ein mir vorher unbekannter Name wird zum Freund. Wie schon so oft in letzter Zeit.
Vorher muss man sich aber noch durch den „ich-möchte-jetzt-mal-so-singen-wie-Evanescence“-Metal der Norweger MADDER MORTEM quälen, die es zwar schon etwas länger als SOEN gibt, aber dadurch trotzdem nicht annähernd so gut sind. Ok, Frauenstimmen und Metal – für mich persönlich immer schon ein rotes Tuch gewesen, so kann man auch hier stellenweise leider nur schmerzverzerrt das Gesicht verziehen, da die kastenförmige Dame trotz ihres Umfangs nicht besonders tonsicher ist und vieles zu-singt. Sobald der Gitarrist allerdings als Zweitstimme mitsingt, klappt das besser, weil dann das Knödelige nicht ganz so durchkommt. Sie haben trotzdem ein paar Fans an Bord, sie sind durchaus gut gelaunt, kommen ziemlich ins Schwitzen und kommunizieren viel. Und der Bassist sticht durch besonderen Bewegungsdrang heraus, bestimmt alles nette Leute, nur die Musik ist halt Geschmackssache. SOEN erinnern mich an TOOL oder A PERFECT CIRCLE. Das haben sie bestimmt nicht zum ersten Mal gehört - nicht nur optisch, sondern auch musikalisch. Vielleicht ein bisschen mehr in die ProgRock/ProgMetal-Ecke (wir haben hier Mitglieder von OPETH, aber auch ICED EARTH am Start), jedoch immer mit einem Quentchen Bombast, Eingängigkeit und Melodie. Allein das Schlagzeug ist ein fettes Gerät mit einigen Extras, sowie 3 Haupthaar-schwingende Saitenartisten, die schon gleich mal den Kampf „5-Saiter gegen 7-Saiter“ aufnehmen, alles eben eine Schwierigkeitsstufe höher. Der Multiinstrumentalist mit Hut muss ab und an auch noch in die Tasten greifen oder sich ein kleines Percussion-Duell mit dem Schlagzeuger liefern. Alles in allem wirklich großartige Musiker, hübsch dazu, und außerdem sehr nahbar. Man zeigt sich positiv überrascht und extrem dankbar, aufgrund der Begeisterung, die ihnen aus dem Publikum zufliegt. Nicht nur weil wir es hinbekommen, eine recht komplexe Melodie aufzugreifen und weiterzusingen, sondern auch weil manche Jubelschreie schon bei den Ansagen in Richtung Bühne fliegen. Der Sänger beobachtet ein ausschweifend tanzendes Pärchen und ist völlig fasziniert, wie sehr sie die Musik fühlen. Licht und Sound ist heute ebenfalls exzellent, die Rufe nach Zugaben hören gar nicht mehr auf. Das kollektive Verneigen fällt daher auch umso herzlicher aus. „Schön zu sehen, dass die Leute, die vor 2 Jahren vielleicht schon mal da waren wiedergekommen sind und noch jemanden mitgebracht haben“ – ja, und ab jetzt werden es nur NOCH mehr werden, da bin ich sicher! SOEN kann man wirklich nur empfehlen, sich live anzusehen, ich glaub da könnte man jedes Konzert einfach fix und fertig auf Platte pressen. Makellos. A propos Platte: der Hippie am Merchstand war ziemlich ausgelastet, die Schlange nach dem Konzert ist lang, er hat aber die Ruhe weg und versucht, mit jedem ein Schwätzchen zu halten oder alle T-Shirts durchprobieren zu lassen, daher schaffe ich es nicht mehr, noch eine LP zu ergattern, bevor ich zur Bahn muss, aber das wird ganz sicher nachgeholt. ✔︎ Helpful Review? Es ist Vollmond (!), und der Bullgod ist in town. Yessss. Das „Swings like god’s own dick“-Shirt rausgekramt, einen Cola-Rum bestellt und die Vorgruppe (BOMBUS) ausgehalten, die überpünktlich mit einem Symphonie-Intro loslegen und danach komplett in 80er-Metal-Klischees verfallen, dass die Schwarte kracht. Nee, Kinners, Nietenarmbänder bis zum Ellenbogen, blondgefärbte Matte und schwarze Schnell-Fic***-Flying-V von Ibanez, das brauche ich persönlich jetzt nicht. Zumal die letzte Scheibe von MONSTER MAGNET wieder erstaunlich psychedelisch angehaucht ist und nicht mehr so auf digge Hose gemacht wird wie noch vor 10 Jahren. Das allererste MM-Konzert liegt bei mir aber schon 22 Jahre zurück. Das ein oder andere Pölsterchen ham sich die Jungs doch angefressen, man wird halt nicht jünger, auch viele Fans sind auffällig ergraut. Trotzdem gebe ich mir meine Top-5-Ever-Lieblingsband aus der 2. Reihe, ganz vorne. Und sie sind richtig gut drauf und haben Spaß miteinander. Schön ausgewalzte Sounds, teilweise 3 Gitarren, laut aber gut abgemischt, verschwurbelte Effekte, langgezogene Stücke, Leinwand mit bewegten Bubbledias, das ist wie in alten Zeiten. Der Start gleich mit dem tanzbaren Cover „The right stuff“ (der Typ vor mir trägt passenderweise einen HAWKWIND-Pullover), allerdings muss DAVE WYNDORF schon bei der Zeile „my nerves are made of steel“ ein wenig über sich selbst lachen und die Coolness über Bord schmeißen. Steht ihm gut und trägt zur guten Laune der Band bei. Er steht oft mit dem Rücken zum Publikum und fiept, knarzt & tüftelt an den Sounds rum, die er über seine Gitarre mit diversen Effektgeräten jagt (auch wenn schon ganz früh die dicke Saite herunterhängt, egaaal). Gleich der 2. Song „Dopes to infinity“ – Faaar out, maaan. Dazu im regelmäßigen Abstand ein dicker Schwall aus der Nebelmaschine, die den Prinz-von-St-Pauli-Lookalike-Gitarristen in eine dichte weiße Wolke taucht. So geht es weiter quer durch die Schaffensjahre bis zu einem bestimmt 20-minütigen abgedrehten „Spine of God“! Richtig klasse. WYNDORF ist aber nicht mehr nur der acidgetränkte Poser, sondern möchte zwischendurch auch über die aus den Fugen geratene Welt mit uns reden. Es geht eben nicht alles spurlos an ihm vorbei. Selbst dass MONSTER MAGNET schon lange nicht mehr in Frankfurt gespielt haben, erinnert er. Da gibt es zwischendurch auch mal den Wechsel zur Akustikgitarre, und es wird beschlossen „den Gig mit einem Lullaby zu beenden, anstatt wie sonst mit einem Fetzer“. Natürlich gibt es trotzdem einige Zugaben on top. Bei der Nachfrage ans Publikum, was denn mal gewünscht wird, hofft er wahrscheinlich auf lauter „Space Lord“-Rufe, stattdessen brüllt aber jemand neben mir beharrlich ein „Superjudge!!“, was leider nur mit einem grinsenden Augenbrauenzucken à la „phew, das ist jetzt aber schwierig“ beantwortet wird. Da wird dann trotzdem der Hit ausgepackt und eine einzelne Person versucht sich im Crowddiving. Während des gesamten Konzerts fallen ziemlich viele durch-die-Gegend-fliegende Haare auf, sogar Dreadlocks, die in mein Gesicht fliegen, die erste Reihe hängt & bängt über die Absperrung und alle gucken verzückt aus der Wäsche. Tanzen, schreien, mitsingen, Pommesgabel recken, alles erlaubt. 1 A Musik, und eine Band, die (wieder) richtig gut in Form ist. Lockere 2 Stunden Spielzeit (oder mehr) werden noch mit einem Foto vom Publikum gekrönt (Dave knipst mir genau ins Gesicht). Er entlässt seine Jünger zufrieden grinsend in die kalte Vollmondnacht. Am Merch-Stand gibt es leider gar kein Vinyl, aber dafür sehr schöne nummerierte Poster der Veranstaltung, zu dem mir der Ton-Ing am Mischpult noch seinen ausgedruckten Timetable von gestern/heute vor die Nase hält, weil sonst „das Gummiband doch den schönen Siebdruck zerstört“ beim zusammenrollen. Sein „thanks for joining us tonight“ kann ich nur erwidern. Vielleicht hätte man ihn noch nach was anderem „zusammengerollten“ fragen kö. . äh, ach nee, er muss ja noch fahren ☺ Setlist: The right stuff / Dopes to infinity / Look to your orb fort he warning / Twin earth / I live behind the clouds / Last patrol / The duke of supernature / Spine of god / End of time / Stay tuned / Three kingfishers / Tractor / Space Lord ✔︎ Helpful Review? Auch wenn ich versuche, nicht jedes Mal so überschwänglich zu sein, es hilft nichts *g*: ich habe die Vergangenheit UND Zukunft des Rock’n’Roll gesehen – und diese Nachgeburt hat ihren Namen zurecht. BIRTH OF JOY bringen einen wie von selbst zum grooven und das von der ersten Sekunde an. 3 junge Holländer füllen den Elfer erst nur mäßig, kommen dann aber (ohne Vorband) gleich gewaltig zur Sache und der Laden ist zum Glück doch ganz gut besucht. Fast in DOORS Konstellation (ohne Bass, dafür mit Schweineorgel auf einem Kindertisch) sind diverse Anleihen an die 60ies-Band nicht von der Hand zu weisen, selbst die Stimm(lag)e des Sängers klingt oftmals so - besonders wenn er diese typischen „oh-yeah“ Schreie ausstößt, die von JIM MORRISON bei „Backdoor man“ so prägnant waren. Trotzdem kommt alles noch lauter und kraftvoller, manchmal auch schneller rüber, als wenn man die DOORS etwa mit LED ZEPPELIN gemischt hätte. Dazu kommt immer mal eine Prise MC5, aber auch der typische Retrorock mit Blueseinflüssen. Gleich ihre 2. LP war eine Live-Scheibe, auf der man als Bühnendeko orange wabernde Bubbledias sieht, mit einem Auftritt beim Rockpalast wurden sie ebenfalls schon geehrt. Die Jungs können wirklich spielen. Allen voran der Schlagzeuger (quasi ein blonder John Densmore, mit ebensolchen Backenbart-Koteletten, aber etwas fülliger), der schon mit dem Aufbau seines Drumsets auffällt, alles ist sehr niedrig angeordnet, so dass er nicht komplett von Becken und Toms zugestellt ist – und er spielt mit einer Leichtigkeit schwierige und schnelle Parts, die sich gewaschen haben. Am Ende des Sets hat er sich ein großes Herz aus Schweiß auf sein Shirt gespielt. Ich weiß nicht, ob ich jemals so einen fähigen Drummer gesehen habe! Ernsthaft. Kein Wunder, dass sich die 3 auf der HERMAN-BROOD-Musikakademie kennengelernt haben, ihr Handwerk beherrschen sie. Auch wenn der Lockenkopf an der Orgel eine extrem ungesunde Sitzposition innehat, die seinen Kopf um 90° bucklig vom Rumpf abknickt und sein Gesicht nur ganz selten zu sehen ist. Wenn der nicht später mal mit Bandscheibenvorfällen im Halswirbelbereich zu kämpfen hat... Frontman Kevin tänzelt, singt, schreit und spielt sich mit seiner weißen Hendrix-Fender-Telecaster die Seele aus dem Leib (die Rickenbacker und die Epiphone sind heute nur Deko auf der Bühne) und sieht dabei einfach richtig gut aus, charismatisch, aber doch zurückhaltend, so dass sich ab dem ersten Song bei jedem Lied ausgiebige (und nicht nur) weibliche Freudenschreie mit dem Applaus vermischen. Wir haben in der 1.-2. Reihe ohnehin die beste Sicht. Er versucht sich zwischendurch ganz ordentlich auf deutsch für ein paar Ansagen und bringt die Leute immer wieder zum Näherkommen und Tanzen. Bei ihren ersten Liedern („This was our very first song“) sind noch mehr rohe Punkeinflüsse hörbar. Es kracht im Gebälk, weg mit den Ohrstöpseln! Raw power. Aber auch das anfangs ruhigere neue Stück „Three Day Road“ rollt langsam, später gewaltig voran. Der erste Zugabenblock besteht (wie kann es anders sein) aus dem DOORS Medley „Back door man / Five to one“, den das Original nur dadurch besser machen konnte weil JIM MORRISON nicht gleichzeitig noch Gitarre spielen musste, sondern sich darauf konzentrieren konnte, das Publikum zu verführen. Musikalisch war es aber auch jetzt top umgesetzt. Ich hab dann mal das abgewetzte Plektron mitgenommen, das auf dem Boden lag. Als BIRTH OF JOY ein zweites Mal auf die Bühne zurückgegrölt werden (die Jungs müsste man mal für eine heiße Open Air Sommerparty engagieren!), gibt es als allerletztes Schmankerl noch einen typischen „holländischen Song“, in dem es heißt „Can we smoke some Marihuana, Baby?“... als hätte man’s geahnt... ;-) Baby. ✔︎ Helpful Review? „Oh, leer.“ – außer mir sind nur 2 Leute im Nachtleben, als ich vorsichtshalber pünktlich den Raum betrete (schließlich verkauft der Lottokönig die Hamburger Fußballarena an zwei Tagen hintereinander aus!), dann laufen doch so langsam alle Arten von Fan-Shirts ein. Aber erstmal’n Bier („Prost, Loddo!“) dann geht um Punkt 8 das Licht aus und das Ritual startet wie immer mit Heidi Kabel, die den „Jungen mit dem Tüdelband“ besingt. Wer aus dem Norden ist, kann das mitsingen. Die Setlist ist von weitem sehr lang, König Karl spielt aber NIE mit Vorgruppe, sowas hat er nicht nötig. Dass dieses minimalistische Set mit nur „3 Richtigen“ genauso viel Wumms hat wie sonst zu acht, beweisen sie noch eindrucksvoll. Loddo kricht zwei Dosen Holsten hingestellt - das ist wohl überall Minimum-Bedingung - und „ANSTOSS!!“ – alle halten ihr Bier in die Luft - „Jahaaa, DEINS ist leer! Das hier nich’. Prost, Loide!“ – „Prost, Loddo!!!“ tönt’s sofort im Chor zurück, dann ist alles still & trinkt. Dieses Ritual wird es über den Gig verteilt noch 8x geben (ich hab mitgezählt) ;-) Wie immer gibt es jede Menge norddeutschen Sabbelkram auf der Bühne, viel Situationskomik, sie ärgern und sie lieben sich. Ein paar Witze über die Schweiz gibt’s heute - Tom, der neue Keyboarder macht da gern mit „Wer hat’s ’rfunden? Mit Hkrüüterkraft!“, das Wort fällt noch öfter. Wie immer versammelt Lotto sehr gute Musiker, wer bei ihm spielt, bekommt quasi nen Ritterschlag. In „Südlich von Hamburg“ spielt Tom dann Schifferklavier. Der Gitarrist („Jürgeeeeen!!“) kramt auch noch die Mandoline raus, sofort fragen die Kollegen „Jürgen? Was is’n das?“ – Er: „Ne Mundharmonika!“ und stimmt den Anfang von „Boat on the river“ von Styx an, großer Jubel, bevor das Lied in das bandeigene „Ikarus“ übergeht. Nach weiteren Prost-Einlagen und Songs im Akustikformat fällt ihm beim Rundblick im Nachtleben auf: „auch geil, daß es im Land des Äppelwoi hier Strongbow Cider gibt.“. Beim Lied „Biersexuell“ ist die 1. Dose Holsten alle. Darauf gleich ein Sauflied: „Ich hau mir heut’ die Hucke voll, denn im Himmel gibt’s kein Alkohol" – „Nu’ muss ich erstma’ einen trinken!“. Zu Jürgen: „Prost, mein Schieter, aber GANZ großes Kino hier, Alter!“, zu uns: „wir ham uns heute auf der „Raststätte kennengelernt“ *g*). Schlagwerker Manne lässt die Sau raus, vor „Malaria“ gibt’s eine Safri-Duo-artige Percussion-Einlage, die sich gewaschen hat (dass sogar der Tresenmann „geiiiiiiil!“ rüberruft) und Lotto lobt ihn mit den Worten „Du bist auch’n Babo – hier in der Gegend kann man das ruhig sagen!“. Was sich liebt, das neckt sich, und somit gibt’s beim „Ich liebe Dich (wie der Hamburger sein Holsten)“ auch für die Gitarre einen Gefühlsausbruch gratis dazu: „Love, Digger!“ – und das Publikum stachelt ihn mit einem „Jürgeeeeen, gib alles!!“ an. An dem haben sie jetzt einen Narren gefressen. Hits an Hits folgen, ob ‚Knocking on Holstentor’ oder ‚Fliegen’, diverse „Hamburger Jungs“ Rufe feiern den Abend. Nach „Mitten in Barmbek“ ist dann zum 1. Mal Schluß, natürlich mit der Option auf mehr, bei einem Lotto Konzert muss man mindestens zweieinhalb Stunden einrechnen. Als Zugabe gibt’s die Hommage an Pornoqueen Kelly Trump. Das freut natürlich auch den grinsenden Fan im „Kelly“-T-Shirt in der 1. Reihe. Es folgt eine erzählte Anekdote über Dolly Buster, weil ja nebenan die "Buster-Pasta" Pizzeria ist und ihm grad die lustige Story über eine schelmische Dolly und Pimmelfotos auf herrenlosen Fotoapparaten eingefallen ist. Danach wieder Fußballthemen, obwohl vor dem anstehenden Liga-Erhaltsspiel des HSV besser keine großen Worte verloren werden, der HSV MUSS gewinnen & „Im Ballbesitz“ bleiben. Es folgt das Lied über Hermann Rieger, dem bekannten Physio-Therapeuten des HSV. Vorher gab es ja auch schon Songs wie „Bis der Arzt kommt“ – das hätte natürlich auch hier gepasst. Reingerufene Liederwünsche schreien nach „Unten am Hafen!!“, werden aber nach kühler nordischer Art mit „Hassu das eilig, oder was?“ beantwortet. Nun ja, wir befinden uns schließlich im Zugabenblock, da kann man dann schon mal nachfragen *g*. Jürgen verpasst erst sein Solo, aber dann! „Unser Mann! Jürgään!!“, „Du geile Sau!“, man kommt aus dem Lachen nicht mehr raus, musikalisch alles drin, alles dran, da gibt’s kein Gemecker. Dann ist das zweite Mal Schluß, mit den Worten „...um viertelnach is’ Einschluss, nä?!“ Sie sparen sich aber den Bühnenabgang und bleiben gleich sitzen, denn es gibt eh kein Lotto Konzert ohne DAS Lotto-Lied, diesmal mit Ansage: „Auf jeden Fall werden wir allen Unkenrufen zum Trotz am Samstag um 15:24 Uhr mit einem Glückswodka folgenden Song singen:“ Und sie stimmen „Hamburch, meine Perle“ an, die natürlich jeder auswendig mitgrölen kann, und das nicht nur wenn der Text auf Frankfurt zu sprechen kommt. Riesenstimmung, Verneigen auf der Bühne „UND SCHENK EIN DAS DING!“ Wir verneigen uns ebenfalls. Es war uns wie immer ein Fest. (Hat ja dann auch noch geklappt, mit’m HSV, ob mit Hkrüüterkraft oder mit Glück). ✔︎ Helpful Review? Wieder mal eine Neuentdeckung mit dem Oberbegriff „Beauty & the Beast“, diesmal aus Kanada. Also ein Bandleader (Peter Dreimanis) mit Gitarre, der mit seiner tiefen rauhen Stimme und ein paar dramatischen Gesten den wilden Mann macht und eine zarte tanzende Sängerin (Leah Fay), die aber gannnnnz tief in die Kiste greift, wo „sexy“ draufsteht. „Peter ist mein Haustier!“ ist ihre erste Deutschversuch-Begrüßung ans Publikum. Großes Gelächter und von Peter’s Seite kommt nur Ratlosigkeit, er wollte den Satz schon immer mal nachgucken, hätte es aber noch nicht geschafft. Die beiden machen ihre Sache extrem gut und wirken auch nicht aufgesetzt. Es gibt immer was zu gucken, zu lachen, zu schmunzeln, zu tanzen, zu singen, zu begeistern. Rundum: so viel Spielfreude wie JULY TALK legt selten eine Band aufs Parkett. Wahnsinn. Ich kannte sie vorher gar nicht, aber der live-Tip war absolut gerechtfertigt, auf der neuen Platte sprühen sie leider nicht ansatzweise den Charme und die Begeisterung aus wie auf der Bühne. Allerdings haben sie in Kanada schon in den letzten 2 Jahren mehrere Preise abräumen können. Sängerin Leah hat keinerlei Berührungsängste, weder mit ihren Bandmitgliedern, noch mit dem Publikum, in das sie gegen Ende des Gigs hineinspringt (bewaffnet mit einer Handyleuchte unter ihrem Kinn, damit man sie in der Menge noch sehen kann beim Singen). Sie schafft es nicht nur gutgelaunt die Leute zum Mitsingen zu bewegen, sondern setzt auch die anderen Bandmitglieder wie ein Wirbelwind in Szene, eigentlich knistert es die ganze Zeit wie elektrisiert, wenn sie sich mit edler Arsch-frisst-Hose, Tanzschuhen und Spaghettiträgern am Keyboarder und am Gitarristen vorbeischmiegt, dann wieder stampfend headbangt oder gar Schlagersänger-ähnliche Duett-Posen einnimmt. Im Hintergrund prangt ganz passend ein riesiges s/w Bild von Fingern, die sich berühren (das aktuelle Cover). Das ist optische Präsenz galore, perfekte Unterhaltung. Aber auch den nötigen Drive nimmt die Band immer wieder auf, es ist sehr laut, es wechselt von rockig zu sexy, von rockabilly zu slow independent, da bleibt kein Bein und kein mitwippender Kopf unbewegt. Besonders nicht bei den beiden Groupies in der ersten Reihe, die sich schon bei der Vorband immer wieder mit „we loooove youuuuu!“ anbiedern, in Szene setzen, tanzend verbiegen und so nah wie möglich ran wollen, bis dann die JULY TALK Sängerin gleich am Anfang nett aber bestimmt die Fronten klarmachen muss „This is MY stage, not yours!“. Die beiden Mädels sind so besoffen, dass man schon in der Umbaupause leichte Kotzgeräusche aus dem stillen Örtchen hört. Der Sänger der Indie-Britpop-Irland-Vorband EXMAGICIAN ist ein eher Pete-Doherty-Lookalike, beim Anblick der 2 grölenden Grazien leicht verwirrt und kommt zu der Frage „Who are you? You MUST be Canadians! This is far out!“ ☺
Das war’s in der Tat. Absolut empfehlenswerte Liveband, wer immer die Chance hat, JULY TALK zuzusehen (und zu –hören), sollte es unbedingt tun. Das macht großen Spaß. ✔︎ Helpful Review? WOVEN HAND im sehr vollen Zoom, mit neuer Band (sehr hübsch) und altem Hut. Es war wider Erwarten extrem laut - was normalerweise nicht unbedingt zu dieser Band gehört, aber durch recht rockige Arrangements wurde das ganze sehr kompakt und stürmisch. Ein paar Indianerklänge vorneweg, ein buntes Festival T-Shirt bei David Eugene Edwards und alles passte zusammen. Ein intensiver Abend. ✔︎ Helpful Review? Irgendwie schaffe ich es nie (schon zum 3. Mal nicht), die FLYING EYES richtig zu fotografieren, wahrscheinlich liegt ein Fluch auf ihnen, der mich meine bessere Kamera vergessen oder die Speicherkarte explodieren lässt. Verhext. Obwohl der Bassist relativ nah an mir dransteht und mit extrem viel Genuss gut gelaunt oder mit geschlossenen Augen sein Instrument spielt bzw. die langen Haare im Wind wiegt . . . immerhin stehe ich diesmal in der 1. Reihe. Er hat ein (wie ich finde) recht seltenes Tattoo: eine einzelne Röhre aus nem Verstärker auf seinem Oberarm. True to the music. Eine Vorband gibt es nicht, dafür unser frankfurter Urgestein DJ KONRAD im knallgrünen Glanzhemd am Sixties DJ-Pult. Die Band hat dieses Jahr 10-jähriges Jubiläum und ackert sich quer durch den eigenen Psychedelic-Bluesrock-Songkatalog. Eine neue LP ist in der Mache und erscheint erst Anfang nächsten Jahres. Über Publikumsbekundungen wie „It’s too laaaate!!“ oder „DRUM SOLOOOO!“ können alle herzlich lachen. Der Sound ist hervorragend. Die FLYING EYES aus Baltimore spielen heute schon einige vielversprechende (z.T. lange) Stücke aus dem neuen – aber auch aus den älteren Alben. Diesmal hab ich am Ende sogar eine Playlist vom Boden aufgabeln können. Der Zugabenblock besteht aus 3 Songs, die „als unsere allerersten im Proberaum entstanden sind“, die stehen aber nicht mit auf der Liste. Genauso wenig wie die Überraschung, dass das begeisterte Publikum sie ein zweites Mal zu „one more song!“ herausgrölen kann, was die Band einigermaßen erstaunt. Sie „hätten zwar keinen weiteren Song geprobt, aber sie improvisieren jetzt einfach mal was“ und dann spielen sie „I wanna be your dog“ von den Stooges. Ok, nicht ganz fehlerfrei, aber sehr nett und familiär, alles. Heiß ist es sowieso von Anfang an („we’re gonna make you sweat, that’s what we are always able to“), sie stoßen mit uns an und ziehen sich die Shirts aus. Einzig der Sänger scheint optisch nicht so ganz in den langhaarigen Hippie-Haufen reinzupassen, stört aber nicht weiter, denn die Stimme hatte immer schon einen gewissen Wiedererkennungswert und er sah auch schon mal verwegener aus. Der Gitarrist spielt eine sehr alt wirkende Rickenbacker und greift zwischenzeitlich nicht nur in die Orgeltasten, sondern sogar zur singenden Säge (die ziemlich rostig ist). Die Stoner-Rock-Gemeinde Frankfurts dürfte mal wieder fast vollzählig erschienen sein, man sieht Kyuss-Kutten oder psychedelische Shirts, auch recht junge Leute, von denen man es nicht vermutet hätte, können die Songs mitsingen. Gegen Ende des Gigs wird sich mal wieder über das Rauchverbot im Nachtleben gnadenlos hinweggesetzt, aber das stört eh keinen. Im Gegenteil. ☺ Der Freitagabend fängt gerade erst an. Nur die Band muss leider ab in den Tourbus und nach Tschechien weiterschippern. Die sehen wir bestimmt nicht zum letzten Mal. (Die Setlist hab ich von der Bühne ergattert): Poison the well / No fate / Sing praise / Come around / Overboard / Circle of stone / Around the bend / Rest easy / Done so wrong / Nowhere to run / Under iron feet / Oh sister / + 3 allererste Songs zum 10-Jährigen + 2nd encore: I wanna be your dog (nicht geübt) ✔︎ Helpful Review? Die Hardcore-Schweden der 90er sind zurück! Und können es noch. Auch optisch wirkt alles so, als wäre die Zeit stehengeblieben. Der klapperdürre Sänger im Retro-Anzug springt wie vor 20 Jahren auf der Bühne herum, wirft das Mikro (immer am knallroten Kabel zu erkennen) meterhoch in die Luft oder hockt plötzlich auf den Boxen der Halle. Er scheut aber auch die Nähe nicht, denn auf einmal gräbt er sich durch die tobende Menge im Saal, die gern mit ihm zusammen ins Mikro schreit. Die Jungs im Publikum haben ohnehin ab dem ersten Ton mit Anspannung drauf gewartet, endlich Pogo zu machen. Die Platte dürften einige auswendig kennen – Kunststück, REFUSED haben ja auch nur eine! „The Shape of Punk to come“. Damals war’s der große Knaller. Gleich danach haben sie sich aufgelöst. Mittlerweile haben sie sich reformiert und ihr Programm ergänzt, um ein paar Midtempo Stücke und eine neue Scheibe, es gibt sogar richtig guten Gesang, nicht nur Geschrei. Und es gibt ne Menge Konversation, natürlich politische Statements unter dem Motto „wir lassen uns die Musik nicht verbieten. Wir halten zusammen.“ Und sie erzählen vom gestrigen Auftritt in Belgien, wo 2 Leute mit Maschinengewehr vor und 2 Sniper hinter der Tür zur Sicherheit postiert waren, und sie ausgerechnet in Wiesbaden schon IMMER das Gefühl hatten, besonders sicher zu sein und sich wohlfühlen zu dürfen, einfach so. ("Before it was a place to die, now it's a place to LIVE" - passend gesagt, er kann sogar das Wort Schlachthof richtig aussprechen). Trotzdem warten natürlich alle nur auf „New noise“, um die große Halle (die am Anfang recht leer erschien) zum kochen zu bringen. Erfrischend und sehr unterhaltsam, dem Treiben zuzusehen. Das macht Laune.
Im Vorprogramm gab es SAFI, eine deutsche Band, die wir aus logistischen Gründen jedoch verpasst haben und THE FAILURE aus dem kalifornischen L.A., die mit etwas vertrackteren Sounds daherkommen und ständig Bass & Gitarre untereinander tauschen, eher Alternativerock mit einigen melancholischen Elementen (wozu die Lightshow übrigens prima passt), die gefallen mir schon vom Reinhören vor dem Konzert. Ohne vorher zu wissen, dass es die Band ebenfalls seit den 90ern gibt und sogar als Lieblingsband vom TOOL-Sänger gezählt wird. Durch diese jahrelange Freundschaft spielten sie mit Tool & A Perfect Circle auf Maynard's 50. Geburtstag und es kam zu einer Reunion von FAILURE. Der Auftritt ist stimmungsvoll, hat zwar ein paar Längen in langsamen Songs, bleibt aber im Gedächtnis. Fast ein wenig mystisch. • Elektra • The Shape of Punk to Come • The Refused Party Program • Dawkins Christ • The Deadly Rhythm • Destroy the Man • Rather Be Dead • Hook, Line and Sinker • War on the Palaces • Servants of Death • Liberation Frequency • Thought Is Blood • Refused Are Fucking Dead • Worms of the Senses / Faculties of the Skull • Encore: • Summerholidays vs. Punkroutine • New Noise • Tannhäuser / Derivè ✔︎ Helpful Review? It’s a family affair. KIM WILDE sammelt gern ihre Lieben um sich. Nicht nur Bruder Ricky ("wer issn dieser Judas-Priest-Typ da?") ist seit der ersten Stunde musikalisch an ihrer Seite, sondern mittlerweile auch dessen Tochter, die als bauchfreie Tänzerin und Backgroundsängerin auf der Bühne rumturnt und etwas jugendlichen Charme verbreitet. Als Künstlerin ist Scarlett Wilde außerdem für das Cover der neuen LP „Here come the aliens“ zuständig, das im Retrocharme eines 50er-/60er-Jahre Trashfilmplakates daherkommt. Viele "würden sie fragen, warum sie immer noch auftreten" - kommentiert Kim Wilde ihre Tour - aber das hat den simplen Grund „because we love it!“. Und so stehen 8 Leute (incl. 2 Schlagzeuge!) auf der Bühne und werden professionell von einer guten Lightshow begleitet, während sich die Frau Smith anfangs in einer übergestülpten silbernen Lederjacke mit langen Fransen, Sonnenbrille, schwarzem Ganzkörperkorsett und langen Handschuhen in Lack und Leder mit großen Posen präsentiert. Auf eine Supportband wird verzichtet, man hat schließlich ausreichend Material, um 2 Stunden überwiegend älteres Publikum zu bespaßen. Auffällig ist der ohrenbetäubende Lärm und der tiefe Wumms, der auch noch ganz hinten in der fast ausverkauften Batschkapp bei uns ankommt. Es werde einen Mix aus alten und neuen Songs geben, dabei wird kurz mit dem Publikum „abgestimmt“, wer überhaupt die alten Songs hören wolle, Hände hoch! Haha, großes Gejohle. Aber auch die neue LP (die demnächst in einer Deluxe Ausgabe nachgeschossen wird) ist gar nicht schlecht, versprüht an einigen Stellen immer noch locker-flockigen 80er-Jahre Charme („Pop pop music, don’t stop pop music...“ mit einem Intro, das an „Video killed the radio star“ erinnert), hat aber auch härtere und softe Passagen mit Ohrwurmcharakter. So ist dann auch das komplette Programm des Abends. Manchmal werden acoustic-Sets zu zweit/zu dritt eingebaut (mir war diese softe Phase ein wenig zu lang, dafür war aber die Stimme gut, trotz aufkommender Erkältung). Manchmal denkt man, die blonde Dame im eng geschnürten Lederdress und hohen futuristischen Stiefeln auf der Bühne ist eher DORO PESCH mit leichtem Plautzenansatz - anstatt einer gealterten Pop-Prinzessin, die mittlerweile mit fast 58 eigentlich lieber im Garten arbeitet – Lust und Power hat sie durchaus noch! So kam übrigens auch die Inspiration des Alien-Themas zustande, als sie mal wieder im Garten stand und stehende Lichter im Himmel ihr sagten, dass es vielleicht doch UFOs geben würde. Sprichts und nimmt gestärkt eine bunt flackernde Plastikpistole auf der Bühne in die Hand, setzt die blau leuchtende 80er-Jahre Brille auf und performt in blauen Lichtstrahlen einen Remix des neuen „Cyber.Nation.War“ oder auch „1969“, einer Reminiszenz an das Mondlandungs-Jahr. Nein, abgedreht ist das alles nicht wirklich, eher charmant und augenzwinkernd. Auf der Bühne und im Publikum haben sich jedenfalls alle lieb, ihre Familienmitglieder werden gern auch mal abgeküsst, und als wir zwischendrin gefragt werden, ob wir nochmal wiederkommen würden, gibt es großen Zuspruch - dafür ein Dank via „You came“. Und alle warten auf die richtige Zugabe: „Kids in America“. Klar, logisch, vorraussehbar. Vorher darf aber natürlich der VANILLA FUDGE Klassiker „You keep me hanging on“ (den ich mit der original Sixties-Band erst vor wenigen Jahren im viel kleineren Nachtleben erleben durfte) auch nicht fehlen. Meine persönlichen Liederwünsche wären noch zur Vollkommenheit „Tuning in, tuning on“ sowie „The second step“ gewesen, die leider nicht erfüllt wurden. Kann ich aber verstehen. Alles in allem sollte man einem Konzert dieser Größenordnung den angemessenen Respekt zollen, auch wenn vieles etwas zu routiniert schien und die Stimme manchmal leichte Timingprobleme hatte, es war alles live. Ich hätte KIM WILDE zwar gern lieber Anfang der Achtziger mit Ringelpulli und Jackett in einem kleinen wavigen Club in England gesehen, aber so war es auch ein „once in a lifetime“ Event, das man auf seiner Liste abhaken kann. Nicht mehr und nicht weniger. Ein zweites Mal wird das für den Preis eher nicht notwendig sein, aber was tut man nicht alles für seine Kindheitsbewältigung... Setlist : Stereo Shot Water on glass Never trust a stranger Kandy Krush Cambodia Birthday Yours ’til the end Solstice Words fell down Bladerunner Hey Mr Heartache* - Four letter word* - Rosetta* (live duet with Ricky Wilde) (* acoustic versions) Cyber Nation War View from a bridge Chequered love You came You keep me hangin’on 1969 Pop don’t stop (duet with Ricky Wilde) Kids in America ✔︎ Helpful Review? Die schottische Dreieinigkeit ist zurück. An 2 aufeinanderfolgenden Tagen in der Festhalle zu sein (davor ca. 6 Jahre gar nicht) kommt einem schon extrem vor, ist aber gar nicht so schlimm. Heute ist nur der Innenraum ohne die Ränge geöffnet. Die Bands loben auch heute den Anblick der schick beleuchteten Hallenkuppel. Wir testen derweil den Sound ganz hinten (freie Sitzplätze) und befinden ihn für total scheiße ☺ Also schnell dieselbe Position wie gestern bei The Cure eingenommen und LONELY THE BRAVE gelauscht, die wirklich schöne Musik machen, auch wenn der im Hintergrund bleibende Sänger erkältet scheint und Tee-trinkend die Rolle der Frontsau mit seinem skandinavisch aussehenden Gitarristen getauscht hat, der einen sehr guten Friseur zu haben scheint *g*. Uns erinnert die Musik an einen Mix aus DREDG und EXIT.CALM, was mich dazu bringt, am Ende ihre CD zu kaufen, die man nur empfehlen kann!
Das Warten auf BIFFY CLYRO wird untermalt mit schräger Elektromusik und Schwaden aus der Nebelmaschine, wir vermuten daher den Anfangssong der neuen Platte als erstes – und so ist es auch, in einer Art Mönchskutte tritt Sänger & Gitarrist Simon Neil durch den Nebel, um „Wolves of winter“ zu performen. Hübsches Kerlchen. Die drei aus Glasgow haben ein großes Faible für nackte Haut und Tattoos, so wird auch diesmal von Anfang an viel freigelegt. 2 Live-Zusatzmusiker jedoch (Gitarre, Keyboards) flankieren die Bühne und dürfen sich nicht ausziehen, sondern tragen schwarze T-Shirts, damit sie auch optisch auf keinen Fall mit dem harten Kern der Dreieinigkeit verwechselt werden können, obwohl sie in einer im Progressive Rock mindestens ebenso qualifizierten Band spielen, nämlich OCEANSIZE! „Hi, we are BIFFY FUCKING CLYRO and we come from Scotland.“ Damit ist dann alles gesagt. Wissen wir ja ☺ Musikalisch ist das Konzert richtig gut auf den Punkt, mal sanft mal hart, immer rockig und mit viel Schweiß verbunden. Wir hatten erst zu viele Balladen vermutet (die neue LP ist nicht mehr ganz so rocklastig sondern war mir einen Hauch zu radiotauglich), jedoch können sie das live viel besser mit Druck und Dreck kompensieren. Und solchen good-looking-guys kann man sowieso einiges verzeihen. Mädels gibt es so einige im Publikum. Die mittlerweile gut gefüllte Halle zeigt einen hohen Grad an Textsicherheit beim mitsingen, besonders bei den melodiösen Songs. Ich staune. Und zugegeben: bei „Black chandelier“ muss ich sogar kurz mal schlucken. Aber ansonsten blasen sie uns auch mit Alternative Rock, harten Passagen und Lichtgeballer aus 96 Scheinwerfern vom hinteren Teil der Bühne Augen & Ohren weg, springen auf Amps herum und geben alles. Richtig richtig gut. Und die Setlist war ganz schön lang. Am Ende des Zugabenblocks noch ein donnerndes "Stingin' Belle" und alle sind zufrieden. Gut gelaunt gönnen wir uns draußen noch ein Bierchen bzw Äppler vom Stand und lauschen bei Eiseskälte dem englischen Straßenmusiker, der schon gestern vor der Halle stand, um vor und nach dem Konzert ein paar Coversongs zum besten zu geben. Der Hau-den-Lukas Promotion-Stand mit der Riesengitarre von Radio Bob war schon wieder weg, aber ein paar Verstrahlte waren noch da, um mit allen zusammen "Wonderwall" mitzugrölen. Cooler Dienstagabend. • Wolves of Winter • Living Is a Problem Because Everything Dies • Sounds Like Balloons • Biblical • Spanish Radio • Howl • In the Name of the Wee Man • Bubbles • Herex • Black Chandelier • Friends and Enemies • That Golden Rule • Re-Arrange • Wave Upon Wave Upon Wave • Medicine • Different People • Mountains • On a Bang • 9/15ths • Animal Style • Many of Horror • Whorses • Machines • Encore: • The Captain • People • Stingin' Belle ✔︎ Helpful Review? Die Bühne war recht puristisch, nur ein paar Pflanzen. Der Bass sehr laut. Maynard versteckte sich oftmals eher im hinteren dunkleren Teil der Bühne neben dem Schlagzeug. Ich habe die Töne in meinem leeren Plastikbierbecher "eingefangen und mit nach hause genommen". Hatte schon etwas magisches, aber es war auch ein wenig unspektakulärer als erwartet. Maynard: "Guten Abend Frankfurt. Good evening Frankfurt. Let's get this shit going!" • Jambi • Stinkfist • Forty Six & 2 • Schism • Rosetta Stoned • Flood • Wings for Marie (Pt 1) • 10,000 Days (Wings, Pt 2) • Lateralus • Vicarious ✔︎ Helpful Review? Hui, ganz schön voll der Saal! Aber neuerdings gehen ja die Raucher in den Umbaupausen nach draußen, wie praktisch. Trotzdem ist es ein endloses Rumgestehe, lange Pausen für wenig Lieder und viele Instrumente. Bei der ersten Supportband AYEFORE spielt ein Keyboarder von GONG mit, der hat auch gleich das passende Shirt an. Der langhaarige Zweitsänger und Basser (?) kann wesentlich besser singen als der Leadsänger, der alle Songs mit seinem Gesang zerstört, allerdings ist der Bessere gleichzeitig damit beschäftigt, der Damenwelt seine flinke Zunge zu zeigen... naja *g*. Die ebenfalls hier ansässigen DATURAH sind absolut klasse, sehr hypnotisch und komplett ohne Vocals. Postrock aus hiesigen Gefilden! Der Typ mit den megalangen Rastas ist sehr in Trance. Ich glaube, er ist auch auf meinem Button drauf, den ich mir zulege, und die CD wandert auch gleich mit nach hause. So auch die von MONO (in Stereo *g*). Die sind alle aus Tokio und der eine Gitarrist hat ein "Bela Lugosi's dead"-Shirt an. Einige Newsletter haben schon seit Monaten wahnsinnig viel Werbung für das Konzert gemacht, da sitzt wohl ein großer Fan am Hebel. Mir sind MONO bisher unbekannt gewesen, aber mein Begleiter ist ebenfalls ein Fan der frühen Stunde. Komischerweise gibt es Leute im Nachtleben, die man niemals auf so einem Konzert vermutet hätte. Eher würde ich glauben, das sind die ganzen Teenie-Dealer von der Konsti... Hinter mir ein blöder Bump'n'grapsch-Typ, der mit einem gezielten Kick mit dem Ellenbogen ins Aus befördert werden muss. Wie MONO es hinbekommen, ihre Sound-Attacken von leiser Akustik-Klampfe bis Lärmschutzmauer auf den Punkt zu treffen, ist uns ein Rätsel. Die gucken sich nicht mal an! Zählen die die ganze Zeit?? Auf jeden Fall hat die Musik wirklich Klasse, auch wenn es schon 1:30 ist, als wir zuhause ankommen und morgen ein Arbeitstag ist. Hui. ✔︎ Helpful Review? Ein rockiger und rolliger Abend der norwegischen Spitzenklasse erwartete uns an einem Mittwoch im Nachtleben. Kinder, das war großes Kino! Ich hatte SPIDERGAWD noch nie live gesehen und als Fan von MOTORPSYCHO empfohlen bekommen (sowohl Bassist als auch Drummer haben bei denen mal gespielt) - und das war gut so. Die Musik von SPIDERGAWD ist einheitlicher und noch groovender, ich habe mich selten auf einem Konzert so viel bewegt. Stonerrock vom Feinsten, heavy, aber irgendwie auch rollender und hypnotischer, so als hätten sich die frühen Stones mit den Allman Brothers zusammengetan, um eine Powerversion ihrer selbst runterzurocken. Die Band war sehr gut gelaunt und schwer begeistert von ihren Fans, die sich gar nicht mehr einkriegen wollten. Interessant fand ich die Kombination mit einem (irre robust konstruierten) Saxophon – quasi als zweite Gitarre. Normalerweise mag ich kaum Saxophon hören in Rockbands, aber hier kam das mal ganz anders zum Einsatz, das hat sehr gut gepasst. Und der Schlagzeuger mit Stirnband (auch im Publikum hatten ihn einige nachgemacht) wurde gleich von Beginn ganz nach vorne an den Bühnenrand gerückt, damit ihm die Leute besser zujubeln können beim Faxen machen, aufstehen, Knie blutig schlagen und rumhampeln. Der Gitarrist schien konzentriert, aber auch recht ausschweifend, um uns den breitbeinig posenden „Josh Homme mit Sonnenbrille“ zu machen. Aber: tolles Zusammenspiel, tolles Konzert. Ich glaube die Platten gingen reißend weg, auch wenn die schicke Thermocover-Single 15 Tacken kostete, die LPs incl CD konnte man sich nicht entgehen lassen. Nächstes Mal könnte eine größere Location fällig sein. Wir kommen wieder!
Die Vorgruppe WOODLAND wurde straight outta Trondheim mitengagiert. Hier handelte es sich um extrem junge Musiker, wie mir schien, die ein wenig langsamer pulsierende Bluesadern hatten, Ami-Style, mit Orgel und Akustikbass und einer recht hohen Singstimme (ähnlich der White Stripes) und die ganz anständige Rocksongs für eine Schülerband ablieferten. Gar nicht mal schlecht, und der WOODLAND Sänger durfte dann auch bei einem neuen Song von SPIDERGAWD nochmals auf die Bühne kommen & mitsingen. Die älteren Geschwister haben ihre Lokal-Kollegen dann aber insgesamt doch noch mal um ein paar Klassen überholt. ✔︎ Helpful Review? So früh hat noch kein Konzert an einem Mittwoch angefangen, gegen 18:30 steht schon die erste Band auf der Bühne. THREE SEASONS aus Schweden spielen guten Bluesrock in klassischer Langhaar-Besetzung mit hübschem Bassisten, aber nicht in den Klischee-Blues-Strukturen, sondern mit angenehmer Solo-Gitarre, die sehr melodielastig ist und dadurch stellenweise den Gesang ersetzt, eher wie bei den früheren Deep Purple. Auch eine knallrote Hammondorgel ist dabei, soundtechnisch in ein gutes Licht gerückt. Angenehm & einfallsreich. Es ist ihr letzter Gig der gemeinsamen Tour. Fliegender Wechsel nach nur wenigen Momenten Umbaupause, dann fliegt JEX THOTH aus den USA auf der Bühne ein (die ich schon länger mal sehen wollte). Zumindest die Sängerin macht jedoch so viel Aufhebens um ihre okkulte Person, dass sie ihren schwarzen Umhang theatralisch schwenkt, mehr Zeit auf Knien als auf den Füßen verbringt und passend zur Kerzenleuchter-mit-Geweih Deko auf den Amps gleich erstmal ohne Begrüßung ein Feuer in ihrer Hand entfacht und uns auszuräuchern versucht. Die Takte werden langsam, seeeehr langsam und bestehen meist aus wenigen Drumschlägen und langgezogenem Singsang. Aber im Vordergrund steht eigentlich nur die langhaarige Hohepriesterin, die gern als sexy Hexe im Fegefeuer verbrannt werden möchte und sich permanent am Rande typischer exorzistischer Austreibung verbiegt. Nicht dass die Musik schlecht wäre, falsch hört sie sich auch nicht an, aber sowas wirkt vielleicht eher in einem kleineren Rahmen, hier im großen Saal ein wenig unfreiwillig komisch. So richtig Doom oder böses Satanszeug ist das auch nicht, eher Psychedelia mit etwas Amon Düül. Was bleibt ist der Geruch nach Räucherstäbchen. Darauf brauchen wir erstmal ein Bier. Viele im Publikum sind offensichtlich wegen den schwedischen TRUCKFIGHTERS gekommen, die Josh Homme von den Queens of the Stone Age schon mal als seine Lieblingsband bezeichnet hat. Und die geben ab der ersten Sekunde Vollgas: der Gitarrist zieht noch vor dem ersten „hallo“ sein Shirt aus und wirft es in die Menge. Der AC/DC Gedächtnis-Look mit kurzen schwarzen Hosen ist angesagt und schon nach 2 Minuten hat er gefühlte 5 km Wegstrecke zurückgelegt und 18 Luftsprünge mit kreuz & quer gegrätschten Beinen gemacht. Die Lieder sind um einiges schneller als die von Jex Thoth, daher nimmt die gute Laune auch im Publikum mächtig an Fahrt auf. Ebenso wie diverse Moshpits, die hier & da aufwirbeln. Nach den ersten Songs gibt es die Ansage, dass wir es heute mit einer „very special night“ zu tun hätten, zumindest für 2 der Anwesenden Gäste..., ja, es gibt tatsächlich einen Heiratsantrag auf der Bühne! Die Band hilft netterweise beim Einfädeln, der überraschte Bräutigam (im Truckfighters Fanshirt) darf zu seiner angehenden Gattin auf die Bühne, bekommt die Frage aller Fragen auf französisch gestellt und sagt natürlich „ja“. Riesenknutsch, Riesenjubel, nächster Song. Bombenstimmung für den Rest des Konzerts und es gibt Zugaben. Die Band kann ohnehin musikalisch den kompletten Abend als den ihren verbuchen. Spätestens als nach der Umbaupause eine Ansagerin vor das riesige BLUES PILLS Banner tritt, um zu verkünden, dass der Rest des Abends leider nicht wie geplant verlaufen werde, da die Sängerin Elin Larsson soeben vom Arzt ein Auftrittsverbot bekommen habe und nicht singen dürfe. Tja. Die 3 Jungs möchten trotzdem unbedingt ein Instrumentalset für uns spielen, meistern dies auch mit Bravour, gekonnten Gitarrensoli & jeder Menge Applaus sowie knallbunter Lightshow, belassen es aber bei einer recht lauten halben Stunde incl. einer Zugabe. Ein paar Leute halten dies wohl für einen Aprilscherz, dem ist aber nicht so. Gerade diese Band lebt mindestens zur Hälfte vom Charisma des hübschen Wirbelwinds aus Örebro, auch wenn die anderen 3 ohne Zweifel sehr gute Musiker sind. So gehen doch am Ende einige Leute etwas geknickt nach hause, und hätte ich die BLUES PILLS nicht erst im Winter davor gesehen, wäre auch für mich ein Konzertende um 22:30 ziemlich enttäuschend gewesen. So aber kann man es relaxter sehen und eine frühe Bahn kriegen. Die TRUCKFIGHTERS haben diesen Abend eindeutig gewonnen. ✔︎ Helpful Review? Ein Hammerabend! Der wird auf jeden Fall länger im Gedächtnis bleiben. Die Bands sind glücklich, der Laden ist „sold out“ & dazu ist’s der letzte Tag der ganzen Europatour. Gerade deswegen wird ordentlich Gas gegeben und es gibt Zeit für jede Menge Fankontakte, alle stehen hinterher persönlich am Merchstand oder sitzen draußen in der Kneipe. Ur-Prong Sänger Tommy Victor streckt mir die Hand entgegen und sagt „thank you“ (huch!), ich zeige ihm daraufhin mein original Tourshirt von 1990 (als sie noch FAITH NO MORE supportet haben) und er grölt es ganz erfreut an seine Shirt-Heinis weiter („hey guys, look, she has one, too!“) :-) . Für Fanfotos bin ich aber zu schüchtern. Drummer Art Cruz ist gerade mal 2 Jahre bei PRONG, verteilt draußen den Rest seiner zerschlissenen Sticks und kommt nochmal zurück, um jeden einzelnen zu signieren. Auch meinen, wassn Service.
MAN.MACHINE.INDUSTRY (aus Schweden) starten noch vor 19:00, sie ziehen ihren Stiefel aber gnadenlos durch und haben die Sympathien schnell auf ihrer Seite. Eher Nieten-Metal als alles andere versuchen sie sich beim Spielen im „Böse-Gucken“, schaffen es aber immer nur kurz, bevor sie doch wieder anfangen mit Leuten zu scherzen. Total nette, etwas ältere Langhaar-Jungs, ein paar Industrial-Samples und fast nur Flying-V-Gitarren. Die Pleks werfen sie gleich handvollweise ins Publikum, und wir sammeln sie auf wie Karnevals-Kamelle, ich krieg auch 2 ab. Erst spät bemerkt die Band die merkwürdige Bauweise des Nachtlebens („Aaah, there are even more people over there!!“). Die 1. Reihe hält netterweise gemeinsam die viel zu nah an den Bühnenrand rutschende Bassdrum fest. Der Fan vor meiner Nase bekommt irgendwann die Gitarre in die Hand gedrückt und darf den Song zuende spielen, was ihm erstaunlich gut gelingt. Als für MAN.MACHINE.INDUSTRY die letzten Takte der Tour ertönen, bittet der Gitarrist seine Bandkollegen um „one last jump, one last jump!“ und sie lassen ihn belustigt auf der niedrigen Bühne gewähren, alles verdammt nah dran hier. Die 2. Band des Abends ist die positivste Überraschung seit langem: STEAK NUMBER EIGHT, bekloppter Name für toll bekloppte Musik, verausgaben sich dermaßen, dass es schon allein optisch brutal Spaß bringt. Dazu extrem harte, aber einfallsreiche Musik, die irgendwo zwischen Hardcore und Psychedelic Postrock/Sludge herumwuselt, man kann es schwer beschreiben. Der Sänger mit 70er-Jahre Schnäuzer schreit & turnt herum und hält sich dabei oben an der Decke fest, an die er desöfteren mit zurückgelegtem Kopf einen fetten Rotzklotz setzt. Irgendwann später kommt derselbige Kleister gesammelt ganz dicht neben seinem Bassisten runter, der verwundert aus der Wäsche guckt. Auch der Drummer kriegt mal einen freundschaftlichen Anrotzer ab, oder völlig unvermittelt den Finger bis zum Anschlag in den Mund gesteckt. Sie haben sich halt lieb *g*. Seine Aggressionen prügelt er wie ein Irrer am Schlagzeug aus sich heraus. Als der Sänger gegen Ende eine Runde mit der Klampfe durchs Publikum jagt (am Kabel!) verhakt sich das ganze Gewirr um unsere Beine herum und er lässt die Gitarre einfach beim spielen fallen. Schluss für heute. Abgang, großes Gejohle. Die spinnen, die Belgier. Saugeil. Nach kleiner Umbaupause (die Instrumente müssen durch die Menge nach oben getragen werden) prangt dann das riesige PRONG-Logo über der großen Schießbude am hinteren Bühnenrand. Langsam wird’s merklich warm im vollgestopften Keller des Nachtlebens. Es gibt schon Leute, die sich ihrer Oberbekleidung komplett entledigt haben (dann sieht man ja auch das PRONG-Tattoo besser, zum Angeben). Losgelegt wird mit ein paar neueren Stücken, das Publikum wird mehrmals auf „durchdrehen“ eingestimmt, Full power, die Ohrstöpsel wandern tiefer. Bei diversen älteren Hits warte ich auf die Stagediver, aber das ist im Nachtleben ziemlich schwierig, also einigt man sich auf Pogo, Fäuste recken („Who’s fist is this anyway?“) und beim-Hüpfen-an-die-Spiegelkugel-stoßen. Sogar „Broken piece“ und natürlich „Snap your fingers, snap your neck“ werden fast zur Wirklichkeit. Brachial gut. Der Aktionsradius der Band ist etwas eingeschränkt, zum Glück stehe ich aber günstig, direkt vor Tommy Victor („haach, sieht der gut aus!“ *gg*), dafür tobt der Schlagzeuger etwas mehr herum und ist am Ende pitschepatschenass, nicht nur von dem ganzen Wasser, das er sich ständig über den Kopf schüttet. Der Bassist steckt sich ne Kippe an. Reichlich Fan-Hände werden abgeklatscht, dann werden ihnen die Songlisten aus den Klauen gerissen und der Rest spielt sich wie gesagt danach vor der Tür ab, ist ja gutes Wetter. Zufriedenheit an allen Fronten. You rocked! Der Drummer von MAN.MACHINE.INDUSTRY steht ziemlich hacke neben unserem Tisch und ist mit anderen am labern, möchte aber meine gerade gekaufte LP („Ey, no, thisss isss STEAK NUMBER EIGHT!!!“) leider nicht signieren, hehehe. Dafür können wir ihm unbemerkt seinen Band-Pass vom Schlüsselbund knoten. Braucht er ja jetzt nicht mehr. :-) Partytime. ✔︎ Helpful Review? Und schon wieder eine Legende aus dem hiesigen „Time-Tunnel“: THE TUBES in (fast) Originalbesetzung der 70er auf ihrer Pulp-Tour. Pulp Fiction ist wohl u.a. damit gemeint, denn gleich zu Anfang werden „You never can tell“ und „Jungle Boogie“ aus dem gleichnamigen Film in den Mix eingebaut. Dazu passt auch noch „Monkey time“ und Sänger FEE WAYBILL kommt gleich in seinem ersten Kostüm (es sollten an diesem Abend noch eine ganze Reihe werden) einem Nadelstreifenanzug mit Panamahut auf die Bühne. Zugegeben: beim 1. Song denke ich noch „jooa, ganz schön alt geworden, die Jungs“, was aber im Laufe des Gigs zum Glück wiederlegt werden kann. Diese Zitrone hat noch Saft. Die Gitarre (ROGER STEEN) ist gnadenlos gut, legt einige Soli aufs Parkett (ein Hang zum schnellen Blues ist nicht von der Hand zu weisen) und bildet mit dem Basser im gestreiften Ramones Shirt (RICK ANDERSON) eine gute Einheit. Der voluminöse Mann an der Orgel (DAVID MEDD) übernimmt alle hohen Background-Singparts und so einige Instrumentalpassagen sind auch dabei, so dass FEE des öfteren mal in den Backstageraum flitzen kann, um sich umzuziehen. Das zweite Mal kommt er mit einem bunten Pillenkarton über dem Kopf wieder und erzählt uns was von der amerikanischen Pharmaindustrie, die extra neue Krankheiten erfindet, die es ohne das amerikanische Werbefernsehen gar nicht geben würde. Auch eine Zwangsjacke mit Rabenmaske kommt bei ihm zum Einsatz, ein Marlon Brando Kostüm, eine SM-Maske („Mondo Bondage“) oder ein komplettes Cowboy-Outfit („say you like it, you just saw „Brokeback Mountain“, right?“) für das Lied „The man who shot Liberty Valance“, inklusive puschelig fellbesetzten Chaps, Zylinder und roten Lackschuhen. Musikalisch wird so einiges ausgegraben, auf und vor der Bühne haben alle viel Spaß miteinander. Und Bier. Das Bett ist brechend voll und die TUBES spielen so lange, dass sie keinen Support brauchen. Einige Leute rufen nach Songs, aber die werden gern mit „later, later!“ abgewunken. Ich vermisse so Kracher wie „Out of the business“ oder „Theme Park“. Desöfteren werden die Anfangstöne von „She’s a beauty“ auf dem Keyboard angespielt, aber klarer Höhepunkt ist natürlich erstmal die „White Punks on Dope“ Hymne, die die TUBES so berühmt gemacht haben (bevor NINA HAGEN ein „Ich glotz’ TV“ daraus gemacht hat), dazu gibt es die Umwandlung zur Drogen-Dragqueen Kultfigur „QUAY“, mit dessen Buchstaben-Brille FEE auf die Bühne stakst, gestützt vom Roadie, um den Hals eine schwarze Federboa, auf dem Kopf die blonde Lockenmähne und vor allem in übertrieben meterhohen silbernen High-Heel-Plateauschuhen, Glitzerweste und silberner hautenger Stretch-Hose – das muss man sich erstmal trauen. Auf der Bühne wird gescherzt, vor der Bühne abgefeiert. Ein großer Spaß mit Schnapsflasche in der Hose. Eigentlich kann man den gesamten Auftritt in die Kategorie einordnen ☺ Natürlich gibt’s noch ein paar Zugaben, auch wieder mit anderen Klamotten, UND „She’s a beauty“ ist auch dabei, mit einem tonsicheren Gesang, selbst in den hohen Lagen. Beim Rausgehen blickt man in einige dankbare Gesichter vorwiegend männlicher Besucher, die ihre Helden von damals vielleicht das einzige Mal erleben durften. Und das so publikumsnah. So häufig wird einem das schließlich nicht geboten. Großes Kino. ✔︎ Helpful Review? Die Vorband war heute THE TWILIGHT SAD aus Glasgow, die ich sehr schätze (und schon mehrfach vorher gesehen habe) Sänger James Graham ist unglaublich leidenschaftlich auf der Bühne, dass es fast schon zum Tourette ausartet, wenn er sich an den Kopf schlägt. Die anderen Bandmitglieder gucken ernst, fast so, als dürften sie ihm nicht in die Augen sehen. Der Gesang ist diesmal etwas getragener und doch intensiv. Man bedankt sich ergriffen für den Applaus. Dann mein 5. Mal THE CURE live. (Heute vor fast auf den Tag genau 29 Jahren sah ich sie zum 1. Mal). Sie haben wirklich Lust zu spielen und man kriegt was für’s Geld. 3 Zugabenblöcke – Respekt! (zur Einstimmung: Warszawa – David Bowie, von CD) / Shake dog shake / alt.end / All I want / Push / Inbetween days / Step into the light / Kyoto song / A night like this / Lovesong / Just like heaven / If only tonight we could sleep / Burn / From the edge of the deep green sea / One hundred years / Give me it /// At night / M / Play for today / A forest /// Pictures of you / Lullaby / Fascination Street / Never enough /// The walk / Freakshow / Friday I’m in love / Boys don’t cry / Close to me / Why can’t I be you? Positive Überraschungen: „Push“ weil es eine so schöne Melodie hat, „If only tonight we could sleep“ weil’s immer eines meiner Lieblingslieder bleiben wird und gefälligst auf meiner Beerdigung gespielt wird! „Burn“ aus dem Crow-Soundtrack wobei Herr Smith sich dazu lustig auf der Flöte versucht, und besonders „Give me it!“ weil das härtetechnisch schon in Slayer-Liga spielt und von einem derartigen Blitzgewitter begleitet wird, dass es nur so eine Freude ist. Auch andere etwas unbekanntere Lieder wie zB „From the edge of the deep green sea“ können fesseln und werden durch videotechnische Ergänzungen (unten grünes Licht, oben ein Sonnenaufgang in 5 Minuten, bis es richtig hell ist) zum Gesamtkunstwerk. Schön auch, wie das Publikum bis in die hinteren Ränge von den Lichtstrahlen bei „Lullaby“ mit eingesogen wird. Es gibt allerlei Leinwand-Untermalung, in bunt, in schwarzweiß (mit Kriegsbildern bei „One hundred years“) oder über Publikum-Kameras. Einziger Kritikpunkt: Schlagzeuger Jason Cooper ist in der Spielweise ein wenig simpel. Das kam mir früher ausgefeilter vor. Auch die Gitarre könnte stellenweise lauter sein. Es gibt wenig Spielraum für schwurbelige Gitarrenparts, in die man sich verlieren könnte (dafür bräuchte man einen Song wie „Kiss me kiss me kiss me“). Aber die Stimme klingt sehr gut durch. Der Lippenstift ist nicht ganz so doll verschmiert wie sonst, dafür kramt Herr Smith diverse schwarze Statement-Gitarren raus, auf denen Dinge wie „1-1-2-3-5-8-13-21-34-...“ längs zur Saitenrichtung in weiß zu lesen sind. Erklärungen gibt es nicht. THE CURE sind so gut gelaunt und nett miteinander, dass man Robert Smith heute glatt als „knuffig“ beschreiben möchte. Er grinst, er macht Grimassen und taumelt & schlenkert ein wenig in seinem schwarzen Gewand und leicht ausgedünnter Frisur umher, packt bei den letzten Liedern die Gitarre weg, damit er die Hände dafür frei hat und beugt sich bei „Close to me“ sogar ins Publikum runter, um jemanden von ganz Nahem zu erschrecken. Er dreht am Schluss noch eine ganz herzige Dankesrunde am Bühnenrand, um tschüß zu sagen. Im „Lovesong“ baut er am Ende ein trällerndes „so fly me to the moon“ ein. Beim letzten Song hechelt er jedoch schon etwas und streckt desöfteren die Zunge raus, muß dabei aber selber lachen. Mit 57 darf man vielleicht nach der Dauerperformance einfach mal „nicht mehr können“. Manchmal reibt er sich das Handgelenk, so als hätte er vom vielen Spielen schon eine Sehenentzündung bekommen. Möglich wäre es. Bassist Simon Gallup wirkt wie immer unermüdlich als würde er eigentlich bei THE CLASH spielen mit seinem Punk-Look, hat seine „Reading FC“ Flagge über dem Amp ausgebreitet (auf den er groß mit Klebeband „Bad Wolf“ geschrieben hat) und wirbelt permanent in seinem Iron-Maiden-Shirt von einer Bühnenseite auf die andere, immer in Action. Auch Keyboarder Roger O'Donnell (ex-Thompson Twins/Psychedelic Furs) scherzt mit dem Basser herum, guckt ihm möglichst irre hinterher oder gibt ihm mit dem Schellenkranz einen Klaps im Vorbeigehen. Ansonsten steht der Tastenmann recht weit an der Seite. Reeves Gabrels an der lila Solo-Gitarre hingegen gibt eher den souveränen Altmeister, der halt schon jahrelang mit BOWIE oder TIN MACHINE auf der Bühne stand. Für seine Soli gibt es Zwischenapplaus. Das Publikum sieht glücklich aus. Schön wars. Ein paar CURE-Lookalikes gibt es in FFM durchaus immer noch, man hätte eigentlich ein Smith-Double-„Klassenfoto“ machen können. Für einige Gruftie-Mädels wird „Roooobärt“ sicherlich auch der unsterbliche feuchte Traum bleiben, bei „Pictures of you“ fliegt sogar ein schwarzer Schlüpper auf die Bühne. Der dazugehörige BH liegt später beim Rausgehen auf dem Hallenboden und wird zusammen mit den leeren Plastikbierbechern einfach aufgekehrt. . . „Say goodbye on a night like this . . ✔︎ Helpful Review? An einem Wave-Discoabend in Kiel hatte ich bei einem Musikquiz eine Konzertkarte gewonnen, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht unbedingt auf die Idee gekommen, eine zu kaufen, denn die Zeiten von Anne Clark waren schon seit 10 Jahren vorbei und sie nicht gerade in aller Munde. Aber sie war immer noch sporadisch auf Tour oder hatte diverse Seitenprojekte am Start. Zu der Zeit experimentierte sie auch immer wieder mit reinen Akustikinstrumenten (Bass, Cello etc.) oder irischen Volksweisen, andere remixten ihre alten Tracks als Technoversionen. Ein buntes Spektrum erwartete einen dann auch beim Konzert im Kieler Max, das wirklich erstaunlich gut war. Der unverwechselbare Gesang von ANNE CLARK passte zu allen Stilrichtungen, mal laute mal leise Songs, eine rundum gelungene Sache, die sich bei mir tatsächlich eingebrannt hat. Empfehlenswert und zeitlos. ✔︎ Helpful Review? “Hi, we’re Beach Slang and we’re here to punch you right in the heart.” Ach, watt ne lustige Truppe. BEACH SLANG aus Philadelphia sind seit 5 Wochen auf Tour und brauchten nach eigenen Worten „irgendwie mal ne erfrischende Pause“ und die fanden sie anscheinend in Wiesbaden. Also wird gnadenlos herumgealbert, mit Bananen und Gitarren auf der Bühne Fangen geübt, Bier getrunken und die Schachtel mit den neuen Lieblings-Pfefferminzbonbons („sorry, my breath smells like death“) mit dem Publikum hin und hergeworfen. In Italien haben sie sich alle lustige Masken gekauft, die auch gleich mal aufgesetzt werden und sie veranstalten ein Wunschkonzert „this man can play every song you like with a catchy guitar riff, so challenge him!“, so ging es auf Zuruf hin und her zwischen den Smiths und Pantera, Springsteen und auf mehrfachen Wunsch „Thunderstruuuuck!!“ oder was von Bright Eyes. Alle freuen sich wie Bolle, das passt dann auch irgendwie zum Pop Punk, den sie eigentlich spielen. Und der kommt live noch besser rüber als auf Platte. Mal härter, mal frischer, rockig sowieso, Sänger James wirkt ein wenig wie in den britischen 60ies mit Wuschelhaaren & Sakko mit lauter Buttons. Sie waren vor kurzem als Support von Knapsack schon mal hier, nun dürfen sie aber Headliner sein – und „wir haben diesmal sogar ein Banner!“ (welches nur ein festgeklebtes Bandshirt über der Bühne ist, aber „hey“ – egaaaal.) Sie präsentieren viel von ihrem Longplayer „The things we do to find people who feel like us“ und der Titel ist auch sonst irgendwie bei ihnen Programm. Sehr nett.
Support PETAL (ebenfalls aus Philly) ist ebenfalls schon 5 Wochen dabei und besteht nur aus einem einzigen Persönchen mit großer halbakustischer Gitarre ohne ihre restliche Band. Am Anfang ist sie immer noch in eigenen Worten vor Lampenfieber „scared like hell“, dass sie ihren Tonmeister nochmals auf die Bühne rufen und Leute aus dem Publikum sie beruhigen müssen. Der Gig entwickelt sich dann aber wie sie selber sagt zum „besten seit langer Zeit“ und alles ist gut. Ein unbekannteres Cover von Prince bringt sie im selben Stil wie alle anderen ihrer Songs. Eine Art weiblicher Billy Bragg, für meinen Geschmack aber auf Dauer etwas eintönig und mit einer zu eindringlichen hellen Stimme. Davon bräuchte ich jetzt keine ganze Platte am Stück. Leider hatte ich meine bessere Kamera vergessen (außerdem kam ich geradewegs an dem Tag zurück aus Norddeutschland von der Beerdigung meiner Mutter, da kann man schon mal andere Dinge im Kopf haben). ✔︎ Helpful Review? Page 1 of 12 : Newer : Older :
45worlds website ©2024 :
Homepage :
Search :
Sitemap :
Help Page :
Privacy :
Terms :
Contact :
Share This Page
:
Like us on Facebook Vinyl Albums : Live Music : 78 RPM : CD Albums : CD Singles : 12" Singles : 7" Singles : Tape Media : Classical Music : Music Memorabilia : Cinema : TV Series : DVD & Blu-ray : Magazines : Books : Video Games : Create Your Own World Latest » Items : Comments : Price Guide : Reviews : Ratings : Images : Lists : Videos : Tags : Collected : Wanted : Top 50 : Random 45worlds for music, movies, books etc : 45cat for 7" singles : 45spaces for hundreds more worlds |