Live Music - Latest Reviews Page 3 of 12 : Newer : Older : : Most Helpful » Unter dem Women-of-the-World Motto steht der Auftritt der Frau Schmidt im Bad Homburger Kurtheater. Das lässt schon vom Namen her eine gewisse Spießigkeit vermuten und die trifft auch absolut zu. Egal, „schick“ muss man ja auch mal können. Vorher gibt’s nen Profi-1h-Schminktermin beim Mäc, das volle Register, dann aber ab durch den Regen im DesertMontainTribe-Shirt zur High Society über’s Weinfest ins Kurhaus, dort noch einen Aperol Spritz heruntergestürzt und dann wird auch schon zum mahnenden Einlass gegongt. Unsere Karten im Rang steigern gleich mal ihren Wert, da angesagt wird „es ist nicht so viel los, sie können alle weiter nach vorne gehen!“. Sogar in der 1. Reihe im Parkett ist noch was frei, aber wir bleiben lieber bei den Rabauken auf der letzten Bank, oben. Fotos machen und lästern geht dort besser. Wenn nur der Typ neben uns nicht permanent rhythmisch auf seine Beine schlagen würde, dass die ganze Sitzreihe wackelt. Ok, wenn er selber filmt, isses ruhig, dann geht’s. Im Vorprogramm FEE aus Marburg, eine ach-so-nette studentische Liedermacherin im Lichtspot mit Akustik-Klampfe, ganz jung, mit Zopf & Turnschuhen, furchtbar harmlose Texte, nicht verträumt aber auch nicht sarkastisch, singt ein paar Lieder über die Liebe, DHL-Boten, oder die „Vergangenheit“ (als sie ihre alte Stadt verließ – das dürfte höchstens 2 Jahre her sein! *g*). Das tut keinem weh, sie verzaubert mit ihrem Lächeln sicherlich die ca. 70% Halbglatz-Opis im Publikum und sie kriegt immerhin ein paar Leute zum mitsingen. Respekt. Ich glaube sie fühlt sich ganz wohl auf der Bühne und ich hatte sie auch schon mal gesehen – auf der Sommerparty im Bett (ja, nein, nicht das). Damals fand ich sie auch schon zu langweilig, aber man kann ihr nichts übelnehmen, ist bestimmt ne ganz Nette. Die Musik hat für einige sicherlich eine Daseinsberechtigung, meine Sitznachbarin ist allerdings fast eingeschlafen. Bei FEMME SCHMIDT wird’s dann gleich etwas theatralischer und auch lauter. Im langen schwarzen Abendkleid, Hochsteckfrisur und halsbrecherischen High-Heels wandert sie musikalisch in eine Art Adele-Ecke, hat den James-Bond-Song Einschlag und eine ganze Band hinter sich im Halbkreis. Sie möchte ein bisschen verrucht wirken, daher wird die Stilrichtung auch als "Pop-Noir" bezeichnet. Der Orgelspieler und der Gitarrist würden bestimmt lieber in einer härteren psychedelic-Rockband spielen, aber man nimmt was man kriegen kann. Die Musiker verstehen sich alle gut. Wir merken: FEMME SCHMIDT steht heimlich auf den Gitarristen *g*. Die Bühne ist frei für ein wenig dramatische Mikroständer-Akrobatik, ausgebreitete Arme, sich Hinhocken, Tanzen oder von einer Seite auf die andere Staksen. Der Rest wird durch viel Lichttechnik wettgemacht. FEMME SCHMIDT kann durchaus singen („wieso schickt die eigentlich keiner zum ESC?“), schreibt ihre Lieder mit Mitte 20 selbst, hatte mal ein Duett, das durch einen "Tatort" im TV bekannt wurde („Heart shaped gun“) und das sie nun allein performen muss, singt mal deutsch, mal englisch und zieht die Blicke in ihren Bann. Da gibt’s nichts zu meckern, das ist durchaus ansehnlich & hörbar. Braucht man aber auch nicht unbedingt ein 2. Mal. Der Auftritt hier ist der allerletzte der Tour, weshalb nach der PORTISHEAD-Zugabe (das Gitarrensolo war dabei besser als der Gesang, sorry!) beim gemeinschaftlichen Verneigen eine Kurhaus-Frau neben ihnen steht, die aus einem Präsentkorb noch kleine Geschenke an die Band überreichen möchte. Was es ist, wird für immer im Dunklen bleiben. Und in ebensolches gehen wir dann auch wieder zurück, nach FFM mit Bus&Bahn, endlich die unbequemen Schuhe ausziehen und runter mit der Schminke. :-) ✔︎ Helpful Review? Großartiger Abend. 3 extrem unterschiedliche Acts, die trotzdem alle auf ihre Weise richtig klasse sind. Angefangen mit THE DEVIL’S TRADE, ein Einzelinterpret ganz puristisch ohne Band an 3 verschiedenen Klampfen (Halbakustische, Akustische & Banjo) ursprünglich aus Ungarn, mit einer tiefen angenehmen Stimme, der ein toller Geschichtenerzähler ist, viel politischen Background zu seinen Songs preisgibt und hervorragend in den Sons-of-Anarchy-Soundtrack gepasst hätte. Ob Traditionals („Wayfaring stranger“) oder Eigenes, alles bekommt bei Glatzkopf David einen rauhbeinigen dramatischen Touch mit Schnauzer, Knautschgesicht und Seemannsmütze, aus tiefstem Herzen intoniert. Auch zarte Töne kann er, oder er singt zB in den Korpus seines Banjos hinein, während man im Publikum eine Stecknadel fallen hören könnte. Furchtbar netter Kerl, der zu einem Coversong bei CRIPPLED BLACK PHOENIX nochmal mit auf die Bühne kommt. Als zweites „something completely different“, nämlich PUBLICIST UK, eine Band (4 Mann) die auf den ersten Blick optisch völlig zusammengewürfelt scheint (ein aristokratisch wirkender, sich verrenkender JOY DIVISION Typ im Anzug und Hipsterbrille neben einem langhaarigen Vollbart-Rocker und einem Cobain-Typ, der andauernd in die Knie geht), und die auch musikalisch den Spagat zwischen Wave, Postpunk und Rockgitarrenriffs schafft, es entstehen Vergleiche mit INTERPOL, SISTERS OF MERCY zu besten Zeiten oder GRANDE ROSES. Auf Platte klingt das sogar alles noch eine Spur bombastischer durch mehrstimmigen Gesang, ganz klasse. Die Jungs haben recht viel Merch am Start und zB eine Flexidisk mit einem Tori Amos Song „Precious things“, wenn man ein T-Shirt von ihnen kauft. . . schade, hätte ich mal (aber es war leider ein Bambi drauf *g*, das war nicht so meins). Ziemlich schnell geht es dann weiter mit einer vollgestellten Bühne und den fast ausnahmslos langhaarigen Nerds CRIPPLED BLACK PHOENIX, die zu acht (!) auftreten. Postrock-Progrock at its best, sehr laut, jedoch interessanter gemacht durch PINK FLOYD-artige Gesangs-/Gitarrenparts oder vereinzelt weibliche (unsichere) Stimmen, permanente 3 E-Gitarren am brettern oder einer Pianistin, die für atmosphärische Zwischentöne auch mal zur Trompete greift. Die Band erzählt davon, ganz schön müde zu sein, aber davon merkt man nichts, dafür sind sie zu professionelle Musiker, die miteinander kommunizieren und sich anlachen, mit dem Publikum interagieren (Sänger: „Have you seen our new video?“ – Stimmen aus dem Publikum: „no. No. No. . . (betretenes kopfschütteln)“ – Sänger: „Errm, don’t you have INTERNET over here??“ - Raunen im Publikum: „no. No. No. . . (betretenes kopfschütteln)“ *ggg*. Was sich neckt, das liebt sich. Ihre neue Doppel-LP „Bronze“ ist wenigstens mittlerweile auch hier zu haben und sie ist meiner Meinung nach ihre Beste. Mehr Power denn je und weniger ruhige Passagen. Beim Coversong „Turn to stone“ von Joe Walsh/Eagles wird die Seventies-Schiene ausgepackt und der bejubelte DEVIL’S TRADE darf singen und macht alles nochmal richtig rockig (auf der LP wird der Co-Part vom Sänger der schwedischen Stonerband GREENLEAF übernommen). Posing Parts kommen ins Spiel, wenn alle Leute an den Saiteninstrumenten gegen Ende in einer Reihe stehen, ihre Instrumente in die Höhe recken und für lange Töne so verharren wie im Dornröschenschlaf. Ein bekannter ah-haaa-Chorus wird ins Publikum übertragen, indem die Band die Gesangsmikros synchron zu uns umdreht und alle Zuschauer richtig gut einstimmen. Die Lieder sind lang, so auch der mehr als zweistündige Gig, von angedrohter Müdigkeit ist wirklich nichts mehr zu spüren. Richtig angenehme Stimmung im brodelnden Kesselhaus, das gut gefüllt aber nicht ausverkauft ist. Super interessanter Abend mit lauter Neuentdeckungen. (Dead Imperial Bastard) • Rise Up and Fight • Long Live Independence • Deviant Burials • No Fun • Rotten Memories • Champions Of Disturbance • Born in a Hurricane • NO! • Song for the Loved • Scared and Alone • Turn To Stone (Joe Walsh Cover + David Mako (Devil’s Trade)) • 444 • We Are the Darkeners • Encore: • We Forgotten Who We Are • Burnt Reynolds • (Burning Bridges) ✔︎ Helpful Review? Auf die ganz harte Tour im Winter: von Lübeck nach Köln, dann Konzert und wieder zurück noch in derselben Nacht, um durchzumachen und am nächsten Tag um 6 zur Arbeit zu gehen. Ein Hardcore-Fan wie mein Freund & Fahrer lässt sich davon nicht abschrecken, um sein Idol beim einzigen Deutschland-Konzert zu sehen! Keith wird von den X-Pensive Winos begleitet, mit Waddy Wachtel und Bobby Keys etc, lauter Musiker die ihr Handwerk beherrschen, eine gute Crew. Der Auftritt wird noch am selben Abend zeitversetzt im Fernsehen übertragen (ARD Rocklife Special, dokumentiert unter dem «Rockpalast»-Mantel), die Kameras sausen öfter mal über unsere Köpfe hinweg, die Stimmung ist gut in der ausverkauften Halle. Das einzig Blöde sind 2 Leute vor uns, die leider den ganzen Abend laut quatschend mit dem Rücken zur Bühne stehen und anscheinend zu viel Geld haben, um ihr (für mich) teures Ticket ehrwürdig zu genießen... Auf dem Rückweg muss das ein oder andere Mal das Fenster heruntergekurbelt werden, um wach zu bleiben. An einer Tanke gibt es zum Glück aber noch ne Kaffeemaschine mit „Fernfahrer“-Taste (kein Witz), die ihre Wirkung nicht verfehlt, so dass man letztendlich heil zuhause ankommt. Schönes Ding, Keith! • Take It So Hard • Eileen • Wicked As It Seems • Gimme Shelter • Too Rude • Yap Yap • How I Wish • 999 • Big Enough • Demon • Time Is on My Side • Hate It When You Leave • I Could Have Stood You Up • Before They Make Me Run • Bodytalks • Will But You Won't • Happy • Whip It Up ✔︎ Helpful Review? In den 90ern wurde ge-raved was das Zeug hielt. The next big thing aus England war auf dem Höhepunkt, und so auch der Zustand der beiden Protagonisten der Bands, die dafür nach Hamburg auf die Reeperbahn gekommen waren. "High - higher – higher than the sun – completely stoned". Die Vorgruppe (dachte ich!) waren die HAPPY MONDAYS, die kurz davor waren, sich komplett abzuschießen, um weder laufen, reden noch singen zu können. Ein Spaß dabei zuzusehen, wie Shaun Ryder auf der Bühne rumtorkelte. (Kurze Zeit später als die HAPPY MONDAYS in den Wind geschossen wurden, gab es dann auch eine Bandpause, bevor er wieder aus dem Dauerrausch aufwachte und als BLACK GRAPE weitermachte.) Vielleicht kann sich jemand besser erinnern als ich und mir bei der Identifizierung helfen? Für PRIMAL SCREAM war es ebenfalls eine sehr bekiffte Veranstaltung, bereits die zweite Hitplatte am Start, sprühten Retro-Songs wie „Rocks off“ oder „Jailbird“ ein paar mehr Rolling-Stones-Anklänge in die Raver-Menge, die langsam anfing, endlich die Gitarren wiederzuentdecken anstatt sich in zuviel Elektronik- und Orgelsounds zu verrennen. Party hoch drei. „Faaaaar out, maaaaaaan!“ ✔︎ Helpful Review? Die Jungs von AVON haben noch fast bis Betriebsschluß im heißen Feinstaub mitgetrunken, haben mit den unterschiedlichsten Leuten geklönt und haben lustige Pimmel- und Gitarrenbilder ins Gästebuch gemalt. ???? Es war der Abschluss der Tour und sie konnten eh oben über der Kneipe pennen. Ich hatte mal wieder anschließen DJ-Dienst und als ich „Avon“ von QOTSA gespielt hab, kam Mr. Hernandez zum DJ-Pult und meinte, ich soll doch nochmal lauter drehen *g*. Die hatten übrigens tatsächlich ein Lied über „Yvonne, die Avon-Beraterin“ gemacht, haha, der Sänger war sehr britisch, was den Stoner-Stil jetzt etwas unterbrochen hat, es war eher eine Mixtur aus allen möglichen Rockstilen, und ein Lied war tatsächlich auf deutsch, mit dem Titel „Was ist los?“, dabei gings ums falsch parken in Dschörmany, die Textzeile wirkte von der Aussprache her ein bisschen wie „Los!“ von den Straßenjungs... witzige Kerle! ✔︎ Helpful Review? Als Spontanbegleitung „for free“ sehe ich mir ja alles an. Zum ersten Mal in der Frankfurter Ballsporthalle befinde ich eben diese für sehr Konzert-geeignet, da man von allen Plätzen aus gut sehen kann (sehr steile Ränge). Auf halber Höhe befindet sich ein freier Rundgang mit Geländer, dort bequem mit einem Bier postiert werde ich am späteren Abend noch sehr froh sein, nicht weiter nach vorne gegangen zu sein. Die Bloodhound Gang gibt alles von sich, was das Hit-Feuerwerk der aktuellen Scheibe "Hooray for Boobies" und die bandeigenen Klischees so hergeben. Es wird gespaßt, gerockt, gestripped und sogar zur Polonaise ums Schlagzeug aufgerufen. Teilweise ergibt das ein ziemliches Tohuwabohu. Natürlich darf auch die legendäre Kotz-Arie auf der Bühne nicht fehlen, indem sich der Sänger das Mikro tief in den Hals steckt und eine stinkende Pfütze auf die Bühne bricht. Das bereits um den Hals hängende Handtuch dient als Aufwischlappen und anschließend wird das Ding einfach in die ersten Zuschauerreihen geschleudert, wo man unter laut angeekeltem Teenie-Gequieke ("iiiiieh!!!") die jeweils aktuelle Position erahnen kann hehehe. Was für ein spaßiger Abend! ✔︎ Helpful Review? INXS wurden größer, "New sensation" war der passende Songtitel der aktuellen LP. Das Konzert musste daher von der Reeperbahn ins größere CCH verlegt werden, was leider dadurch an Charme verlor. Nichtsdestotrotz kam der Charmbolzen natürlich aus der Band, alle wollten den langhaarigen "Devil inside" Michael Hutchence sehen, der sich aber *zack* pünktlich zur Tour die Haare abgeschnitten hatte! Der Arsch! *gnnn* Das Programm war trotzdem 1A, die Vorband hatte gewechselt, es standen die CRUZADOS (leider nicht die CRUSADERS) auf dem Programm. Ich glaube die Musik war zu banal poppig, um sie sich zu merken, sonst wäre etwas haften geblieben. Um so mehr Eindruck konnten dafür INXS machen, die ein Hitfeuerwerk abfackelten, uns zum tanzen brachten (obwohl ich eigentlich vergrippt war) und live mit mehr Gitarre auffahren konnten als auf Konserve. Von "Need you tonight" (sexy Killer) bis "Never tear us apart" (Schmalz) und auch älteren Hits wie "Listen like thieves" oder "What you need" (was man nicht nur vom Live Aid Konzert kannte) war alles dabei. 10 Jahre später war schon alles zu spät, daher gut mittendrin dabeigewesen zu sein... Konnte ja keiner ahnen, welche Vorlieben er beim Vorspiel hatte und dass zu viel "Suicide blonde" auf Mr. Hutchence selbst abgefärbt hatte. R.I.P. • Kick • Guns in the Sky • Listen Like Thieves • Tiny Daggers • The Loved One (The Loved Ones cover) • Mystify • New Sensation • Original Sin • Burn for You • Shine Like It Does • Wild Life • This Time • Kiss the Dirt (Falling Down the Mountain) • Calling All Nations • One x One • What You Need • Need You Tonight • Mediate + • I Send a Message • Devil Inside • Don't Change ✔︎ Helpful Review? Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich Herr Dorau & Herr Begemann schon persönlich aus den 80ern kennen, beide verknüpfe ich zumindest seit den 90ern mit Hamburg. Auf jeden Fall ergibt es sich recht kurzfristig, dass sich der Pummel-Bernd als Support im Mousonturm ankündigt, und da ich ungern ein Konzert von ihm auslasse, ist das Ticket schnell gekauft. Ich mag den Begemann einfach seit mehr als 25 Jahren, wie er unermüdlich sein Liedgut mit niedlichen mimimi-Loser-Scherzen spickt, seine Gesichtsmuskeln zu jedem groovy Gitarren-Akkord zucken, oder er sich nur ZU gern über irgendetwas beschwert. Ob es nun ums "Fernsehen mit deiner Schwester" geht (wobei das Publikum ihm heute nicht die richtigen Beispiele für Scheiß-TV-Sendungen liefert), ob er "nichts erreicht hat, außer dir", ob ihm zu warm ist auf der Bühne & er sein Handtuch nicht finden kann, oder er seinen Basser mit den Worten "Warum bist du denn so ein Wichser, Ben?" abkanzelt, weil er sein Instrument nicht richtig gestimmt hat -bzw er ihn in der Lautstärke übertrumpft, wenn er grad mal wieder etwas (mit ein paar träumerisch hallenden Tönen auf der Halbakustischen) erzählen will. Beim Bernd gibt's als Zuschauer immer was zum Amüsieren, da kommt man aus dem Grinsen nur dann wieder raus, wenn seine Liebeslieder zu schwer in die Kitschkiste greifen. Aber meistens gibts gleich wieder irgendwo einen Seitenhieb, der auf jemanden lauert. Gestartet wird heute mit der "Besoffenen Fahrerin", ein autobiografisches Lied über eine Taxifahrt in Frankfurt. Wie passend. Zusammen mit der ganzen BAND sehe ich BERND BEGEMANN zum ersten Mal, sonst bisher nur als Alleinunterhalter, daher übertrumpft heute leider die Lautstärke ein wenig das Abschweifen in die spontane Erzähl-Dramatik. Er darf eine ganze Stunde spielen ("normalerweise dauern meine Auftritte ja 4 Stunden, die euch vorkommen wie viereinhalb!"), als Support muss das jedoch mitten in der Woche reichen. In wenigen Monaten ist er eh wieder hier. Ich freu mich schon. :-) Dann geht der Wechsel auf ANDREAS DORAU ziemlich fix. Das Versprechen lautet: 3 Alben aus seinem Schaffen werden zusammen mit den original MARINAS (die schon in der Schule bei "Fred vom Jupiter" mitgesungen haben!) abgefeiert. Eine ganz alte LP, eine aus den 90ern und eine aktuelle Scheibe, mit der auch begonnen wird. Zu jeder LP gibt es jeweils ein neues Bühnenbild und für die gesamte Band neue Klamotten, ob im Ringelpulli-Look oder in Paillettenkleidern mit ner drehenden Diskokugel im Saal. ANDREAS DORAU dreht dazu permanent seine Runden auf der Bühne, singt die Leute an, hat manchmal eine ziemlich quakige Frosch-Stimme und macht einen auf Schlacko-Tänzer zu wahnsinnig kurzen Songs - seine lustigen Dance-Moves erinnern mich dabei irgendwie an den frühen Adriano Celentano *g*. Das Publikum geht prima mit, neben mir ist Party. Meiner Meinung nach haben insgesamt sogar die extrem tanzbaren Songs aus den 90ern wie zB "So ist das nun mal" gewonnen, die haben einfach sehr gut im Groove funktioniert. Ja, das war ein unterhaltsamer Abend mit einem musikalischen Querschnitt aus verschiedenen Jahrzehnten, den die Jungs & Mädels da abgeliefert haben. Mit einem kleinen charmanten Patzer: als zu Beginn des Konzerts die MARINAS auf die Bühne kommen sollen, kommt erstmal nur eine, der Rest hat sich im Treppenhaus verirrt und kann die richtigen Türen nicht öffnen, da bietet sich gleich ein Mädel aus dem Saal (ebenfalls im Ringelrock) als Ersatz an und klettert schon auf die Bühne. Zum Mitsingen kommt sie aber dann doch nicht, und sie muss wieder gehen, denn ein paar Momente später haben die MARINAS es geschafft und werden lautstark bejubelt. Nach dem Auftritt kommt eine von ihnen noch zu uns an den Tresen, um sich einen weiteren Drink zu bestellen und erzählt nochmal, dass man sich im Backstage-Bereich im Mousonturm ganz schön verirren kann und keiner ihr Klopfen gehört hat durch die dicken Türen, und "wenn man noch nicht mal seine Brille aufhat, kann man auch keine Schilder lesen, man ist ja schließlich nicht mehr die Jüngste! Argh!". Tja, dumm gelaufen. Hat dann ja aber doch noch alles geklappt. Darauf einen x-ten Gin Tonic - prosit! :-D ✔︎ Helpful Review? "Just say yesssss..." - Es war natürlich zu erwarten, dass das Publikum bei diesem Konzert zu 80% aus Frauen bestand, aber zum Glück gab es dann doch nicht allzu viel Gequietsche & Gekreische. SNOW PATROL legten live sogar noch eine Schippe drauf und die nannte sich definitiv Rock. Da gab’s nix zu meckern, ein quirliger Sänger in Lederjacke, der recht witzig mit dem Publikum kommuniziert und sehr zugänglich wirkte (er ging besonders gern auf irgendwelche Schreie der Mädels ein und fragte ironisch in die Runde, ob alles ok oder jemand verletzt sei). Eine sehr schöne Lightshow und knackiger Sound rundeten das Gesamtbild ab. Gut bei Stimme, gut gespielt, und nicht nur Schmachtfetzen, sondern auch gut Tanzbares von Anfang an, es war für jeden was dabei und es blieb auch am Ende nichts zu wünschen übrig. Kleiner Anbiederungsversuch war sicherlich die Namens-Einblendung der jeweiligen Stadt als Lichtobjekt. Als Support der europäischen Tour gab es RAMS POCKET RADIO, die relativ ruhige aber ausgeklügelte Poprock-Songs mit Piano in Richtung Ben Folds Five am Start hatten. Positiver Eindruck. ✔︎ Helpful Review? Was passt besser zum nebligen November als ein CURE-Konzert? Alle paar Jahre wieder geben sich Robert Smith & Co. ein Stelldichein in der Festhalle - wieder zusammen mit THE TWILIGHT SAD aus Glasgow als Support, mit denen sie eine gegenseitige Fan- & Freundschaft verbindet. Auch gemeinsame Tonträger-Aufnahmen haben schon stattgefunden. Zur Pause gibt es eine halbstündige Gewitter- & Regen-Geräuschkulisse vom Band, das steigert die Dramatik etwas ;-) Als THE CURE dann auf der Bühne einlaufen, kommt der Herr Smith natürlich ganz zuletzt und macht heute den Begrüßungsclown, dreht erstmal eine komplette Extrarunde am Bühnenrand, um sich mit gewohnt schüchternen Dankbarkeitsgesten doch ein kleines bisschen feiern zu lassen. So kennt man ihn irgendwie gar nicht, daher zaubert die «niedliche Oma» mit den dunklen Klamotten und der toupierten Frisur allen gleich mal ein Lächeln ins Gesicht. Ich bin positiv überrascht, dass Simon Gallup mit seinem «Bad Wolf»-Amp weiterhin am Bass rumhüpft, denn er hatte erst vor einiger Zeit seinen Ausstieg aus der Band verkündet - offensichtlich hat er das zurückgezogen. Vielleicht war Omi’s Androhung im Hexenhäuslichen Band-Backofen zu landen, doch überzeugend genug - man weiß es nicht. ;-) Der Gig beginnt mit Rooobärts erstaunter Ansage «oh, I remember this building!» Und dem brandneuen Song «Alone», der eigentlich eher ein End- als ein Anfangssong ist (mit der Zeile «This is the end of every song that we sing»)… Robert Smith hatte in den letzter Zeit so einige Schicksalsschläge zu beklagen: den Tod von Mutter und Vater, sowie seines Bruders Richard, mit dem er sogar ganz früher mal eine Band hatte, bevor es THE CURE überhaupt gab. Und so verwundert es auch überhaupt nicht, dass auf der kommenden - noch unfertigen - LP («Songs of the lost world») viele düstere Lyrics zu hören sein werden. In schlechten Zeiten entstehen immer gute Lieder, das beweist ohnehin die Legende. «Alone» als Opener passt also zu ihm ganz persönlich, und es gibt sogar einen ganz konkreten Hinweis auf seinen Bruder in einem weiteren neuen Lied «I can never say goodbye», das gleich bei mir im Ohr hängenbleibt und in dem es heißt: «something wicked this way comes to steal away my brother’s life.» Da sind wir also wieder - im grauesten Monat des Jahres. Die Setlist ist sehr feinfühlig mit weniger Hits und eindrucksvoller Bebilderung. Es wird auch mal aus der Sicht des Drummers eine Kamera aufs Publikum gehalten, welches sich dann selbst bejubeln kann. Der Sound ist großartig, das ist mir schon beim letzten Mal CURE/Festhalle aufgefallen und ich wundere mich immer wieder, wie sie es hinkriegen, alles so differenziert auszupegeln. Daher werde ich in der Halle auch immer im vorderen Drittel stehen, NIEMALS sollte man hier nach hinten gehen! (Alle die sagen, die Festhalle würde scheiße klingen, waren wahrscheinlich hinten oder oben). Es kommt mir so vor, als würden einige Songs diesmal etwas Schlagzeug-lastiger daherkommen, einige der Arrangements sind heute nur leicht umgeändert, treibender, intensiver, so dass man einige Sachen nicht gleich am 1. Takt erkennt. Besonders gefreut habe ich mich mittendrin z.B. über «Push». Allerdings warte ich wohl vergeblich darauf, dass sie jemals mein heimliches Lieblingslied «This Twilight Garden» live spielen werden, das es nur als B-Seite einer Maxi gibt. Und klar, «Friday, I’m in love» hätten sie ruhig mal weglassen können, aber wie immer kann man von THE CURE natürlich mindestens 2 Zugabensets mit einem Dutzend Hits erwarten, so dass man auf fast 3 Stunden Spielzeit kommt. Da lassen sie sich nicht lumpen. Am Ende war dann wieder alles dabei, was man sich vorstellen kann, von «Lullaby» über «A Forest» bis «Boys don’t cry» ganz zum Schluss. Zuguterletzt bleibt Robert Smith dann nochmals ganz allein am Bühnenrand übrig, als der Rest der Band gegangen ist. So nahbar war er noch nie. Er verneigt sich ausgiebig, schreitet alle Fans ab, nimmt Blumen entgegen und bedankt sich tausendfach mit Herzchen. So als wär’s das letzte Mal. Wollen wir es nicht hoffen! Zu hoffen wäre allerdings, dass es irgendwann nochmal ein Konzert OHNE den obligatorischen Wermutstropfen gibt, dass (wie immer!) am Ende der größte Idiot im Saal entweder hinter MIR steht, total falsch mitsingt & mir ohne Maske ins Ohr kreischt, fuchtelt, klatscht und vor Ehrfurcht fast verreckt bei den ersten Tönen JEDER Zugabe und mit seinen Patschehändchen euphorisch die Leute angrabbelt, dazu wohl das erste Mal in seinem Leben 5-7 Bier zuviel trinkt, die ich und die umstehenden Leute ihm gern in die Fresse geschüttet hätten :-) Der kann einfach gern beim nächsten Mal wegbleiben oder von den Ordnern rausgetragen werden, die heute in der ausverkauften Halle sogar ziemlich unnötige Wellenbrecher-Absperrungen für ansonsten-total-friedliche Ex-Grufties aufgebaut haben. Ich freue mich tatsächlich schon auf die neue CURE-LP. Vielleicht wird’s ja im nächsten November was. ;-) ✔︎ Helpful Review? Das erste Mal SUGAR war die "Copper Blue" Tour in Hamburg für mich. Es kann durchaus sein, daß ich das File-Under-Easy-Listening Konzert danach (siehe 94) mit dem Lautesten verwechselt habe. Wahrscheinlich war aber eher diese 92er-Tour die lauteste *g*. An der Kasse hing ein Schild "Achtung, es wird SEHR laut!!" Und so war es auch. Einige Leute sind während des Konzerts rausgegangen, mindestens ein Drittel. Ich bin dringeblieben - wie dem auch sei, ein SUGAR Konzert ist eine Grenzerfahrung, die einem die Hirnwindungen aus der Bahn bretzelt. Selbst erfahrene Mitfahrer-Schlagzeuger aus der Kleinstadt konnten das nicht aushalten. Denen, die dringeblieben waren, hing die Kinnlade runter und wir fuhren auch drei Tage später noch "die Kasseler Berge rauf und runter" vor lauter Ohrensausen. Das vergisst man nicht. Da ich im Besitz eines Bootlegs von '92 bin und darauf einige Stücke mit "Untitled" vermerkt sind, war es so, dass SUGAR bereits hier Songs aus dem etwas düstereren Nachfolger "Beaster" gespielt haben, das auch noch besser zu den Lärmattacken passt als das poppigere "Copper Blue" Album und für mich immer noch extrem ergreifend daherkommt... Auf jeden Fall gehört SUGAR für mich persönlich zu dem Besten, was Bob Mould jenseits von HÜSKER DÜ jemals gemacht hat. • The Act We Act • A Good Idea • Changes • Running Out of Time • Where Diamonds Are Halos • Hoover Dam • Sapphire Capital • After All the Roads Have Led to Nowhere • Frustration • Slick • Anyone • Clownmaster • Come Around • Tilted • JC Auto • The Beer Commercial • Man on the Moon • Armenia City in the Sky (The Who cover) • That's When I Reach for My Revolver (Mission of Burma cover) • You Really Got Me (The Kinks cover) ✔︎ Helpful Review? Wolfmother und Soundgarden waren Grund genug für eine Reise in die USA. Dazu kamen Mumford & Sons, Phoenix (am Vortag), Violent Soho, Hockey,... Ein 1-Tages-Ticket musste reichen, dafür gab's ein Hotelzimmer mit Blick auf das Festivalgelänge im 14. Stock - super! Green Day waren am Anreisetag also auch für umme auf dem Zimmer zu hören. Der Sonntag dann extrem heiß & sonnig, die Luft schwirrte voller Riesenlibellen (was Wolfmother zu der Vermutung hinriss es sei "der Geist von Jimi Hendrix", der sie umschwirrt). Das Lollapalooza hat ein wirklich angenehmes Gelände und ist nicht zu dicht gedrängt. Zeitgleich spielten zwar leider auf der anderen Seite des Geländes auch gute Sachen (MGMT, The National, Arcade Fire), aber man musste sich entscheiden. Super witzige Entdeckung war zB die punkigen Violent Soho, die spaßigen Krach machten und einen Hut rumgehen ließen für Dope-Spenden, den Auftritten von Erikah Badu & Cypress Hill konnte man beim Essen auf dem Rasen sitzend zusehen. Auch die kleineren Bühnen (zB Ike Reilly Assasination) haben dank dem Parkgelände viele Bäume & Schatten. Nur der original "Love & marriage"-Brunnen, der dort mitten im Grant Park steht, ist abgesperrt. Und der Knüller: auch mit Ü40 sollte man in den USA seinen Ausweis beim Bier kaufen dabeihaben....! Wolfmother waren großartig und selbst ganz gerührt dass sie mal mit ihren Helden der Jugend (Soundgarden) auf derselben Bühne nacheinander auftreten. Dann die langersehnte Reunion von Soundgarden in Originalbesetzung... so jam-freudig hab ich sie noch nie gesehen, extrem gut bei Stimme & ein Look wie damals - perfekt. In den 90ern in HH waren sie nicht annähernd so gut. Großes Kino. Gut, dass wir da waren, ein paar Jahre später gab es dann Chris Cornell nicht mehr :-( Setlist Soundgarden: Searching With My Good Eye Closed Spoonman Gun Rusty Cage Blow Up the Outside World Let Me Drown Flower Outshined Jesus Christ Pose Fell on Black Days Ugly Truth Get on the Snake Burden in My Hand Superunknown Black Hole Sun Mailman 4th of July Face Pollution Like Suicide Slaves & Bulldozers ✔︎ Helpful Review? Yo, das waren noch gruftige Zeiten. Mit 18 auf’s allererste Cure-Konzert zur „Kiss me kiss me“-Tour. Meine Lieblingsscheibe dudelte auf Klassenfahrt aus allen Kassettenrecordern, die Texte waren z.T. auswendig gelernt, also musste zum Konzert auch eine selbstgeschneiderte schwarze Kutte her und die gerade erworbenen sauteuren schwarzen Schnallenschuhe mit Extremspitzen aus einem Schuh-Kultladen in Berlin passten prima dazu. Auf meiner Konzertkarte stand auch noch eine 666 - strike! – was konnte schiefgehen? Der Kulturschock folgte auf dem Fuße: The Cure kamen auf die Bühne in orange-buntgemusterten Blumenhemden und riesengroßen weißen offenen Turnschuhen!! Das Intro-Video war dabei noch so passend gruftig gewesen: ein rotverschmierter Lippenstiftmund im close-up mit ohrenbetäubendem Lärm, danach der direkte Übergang in „The kiss“. Perfekt! Das Konzert war natürlich klasse trotz der anfänglich etwas peinlichen Situation sich kostümtechnisch voll in die Nesseln gesetzt zu haben und wir alle schwelgten in den Liedern der gleichnamigen Scheibe, die für mich persönlich immer noch zu ihren besten, zumindest zu den klanglich dichtesten gehört. Intro: video-art the kiss torture all i want a japanese dream catch just like heaven hot hot hot!!! if only tonight we could sleep like cockatoos the walk in between days how beautiful you are the perfect girl the snakepit a forest fight + close to me let's go to bed + one more time charlotte sometimes shiver and shake + three imaginary boys primary 1 person found this review helpful. ✔︎ Helpful Review? In den USA lief die Tour noch unter „Steel wheels“, ab dem europäischen Sommer hieß das ganze „Urban Jungle Tour“. Verstanden wir zwar nicht, war aber auch egal. Hannover hatte eine sehr gute Einlasspolitik im Niedersachsenstadion zu bieten – mit Extrabändchen für einzelne Segmente, damit nicht so gedrängelt werden konnte. Bester Laune warteten wir dann auch geduldig auf dem Boden sitzend, trotz 3 Std. Fahrt nach Hannover (und dann noch mal zurück). Einige Jahre war die Band nicht mehr live zu sehen gewesen, nun spielten sie - wie auch hier - 2 Tage hintereinander in den meisten Städten. Als Vorband kam GUN ins Spiel, (warum kann ich mich nicht dran erinnern? Nur in Köln durften die Toten Hosen supporten, grr.) und das Wetter war Ende Mai echt schön. Für mich war es das allererste Stones Konzert, neu waren die „enorm hohen Eintrittpreise“, die („Skandal!“) zum 1. Mal auf über 50 DM kletterten (lächerliche 30 Euro für die Stones, da kann man heute nur müde drüber lächeln!), für mich waren die Karten für Hannover & Berlin ein Tauschgeschenk für ein Wandgemälde, das ich bei einem Bekannten in Berlin gemalt hatte (ob das noch existiert?). Zum Auftakt gab’s gleich „Start me up“ mit Knalleffekt, es folgte ein sehr tanzbares Potpourri aus ganz vielen Hits, mehreren Ebenen & Treppen um & auf der Bühne, aufblasbaren Puppen, Kostümwechsel und diversen pyrotechnischen Einlagen (ganz am Ende ein großes Feuerwerk). Besonders in Erinnerung geblieben ist mir „2000 light years from home“, irgendwo gab’s Klänge mit auf Klaviersaiten fallenden Münzen und eine Bühne mit mehreren Ebenen, netten Experimenten und jede Menge mysteriöse Stimmung."Continental drift" hätte ich gern gehört. Tanznachbarn wechselten sich freudig untereinander mit Abstützen und Aneinanderhochspringen ab (man hatte schließlich Platz dank der Wellenbrecher) und es war alles super freundlich. Man kam sogar bis auf wenige Meter auf Keith & Co. heran. Es gibt nur positive Erinnerungen an den Abend. Danke Hannover, so kann man arbeiten. • Start Me Up • Bitch • Sad Sad Sad • Tumbling Dice • Miss You • Almost Hear You Sigh • Ruby Tuesday • Rock and a Hard Place • Mixed Emotions • Honky Tonk Women • Midnight Rambler • You Can't Always Get What You Want • Can't Be Seen (Keith) • Happy (Keith) • Paint It Black • 2000 Light Years From Home • Sympathy for the Devil • Street Fighting Man • Gimme Shelter • It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It) • Brown Sugar • (I Can't Get No) Satisfaction + Jumpin' Jack Flash ✔︎ Helpful Review? Ha! Meine musikalischen Abgründe sind unerforschbar. Jaja, befeuert mich mit angewiderten Sprüchen wie „wtf? Wer geht denn heutzutage noch zu Saaaga und drei Tage später zu Dillinger’s Escape Plan? Hahaha.“ – naja, ICH halt. Na und? Ich hatte auch mal eine Jugend und mit 15 fand ich gut produzierten Mainstream Rock (der eigentlich Prog war) ganz toll und bin auch als Teenie-„Freiheitskämpfer“ mit meinem batteriebefeuerten Kassettenrekorder durch die Kleinstadt gelaufen, aus dem laut „tonight we’re ooon the loose!“ grölte. Also schnell noch den „Je ne regrette rien“ –Sack übern Kopf gezogen, 2 Kumpels eingepackt, denen es genauso geht und die sich ebenfalls trauen, das zuzugeben – und wir sollten es nicht bereuen! Der Abend war ein Zusatzdate auf der final-Chapter-SAGA-Tour (nach 40 Jahren darf dann auch Schluss sein, aber nur vielleicht), ausverkauft, heiß und eng. Ohne Vorband. Das Colossaal-Publikum scheint allerdings heute ein ganz besonderes zu sein. Wie gehen die denn ab?!??! Das merkt auch die Band sehr schnell und ist total überwältigt, wie präzise und ethusiastisch die Leute ab dem ersten Takt mitmachen. Das habe ich selten so erlebt. Sänger Michael Sadler ist ein einziger Entertainer und Publikumsmagnet, er singt, er geht ans Keyboard oder hängt sich mal den Bass um, er scherzt, lacht, er dirigiert, er schreckt wie Luis-de-Funez vor uns zurück, indem er die Hände überm Kopf zusammenschlägt vor so viel Fan-feedback, er schneidet Grimassen, tänzelt herum und braucht dabei niemanden wirklich anzufeuern, die Leute kleben an seinen Lippen (er spricht sogar ganz gut deutsch). Nicht nur seine Figur sondern besonders seine extrem gute Stimme, mit der er noch in so einige Höhen kommt, ist sehr gut definiert, das macht ihm so schnell keiner nach. Das ist irgendwie ein ganz besonders toller Abend, auch für die Band, das merkt man. Selbst schwierigste schnelle Klatsch-Passagen, Aufteilungen, Einsätze und Mitsing-Melodien mit dem Publikum funktionieren auf den Punkt und in voller Lautstärke. Kaum zu beschreiben. Alle Anwesenden haben viel Spaß und befinden sich wieder in den 80ern. Obwohl nicht nur die alten Scheiben, sondern auch neuere wie zB „House of Cards“ qualitativ sehr gut sind. Und es sind noch fast komplett die alten kanadischen Recken, die zwar zum Teil aussehen wie ihre eigene Omi (mit Dauerwelle und Brokat-Mütze), aber niedlich sind sie irgendwie schon (auch wenn der Keyboarder bei „Scratching the surface“ nicht mehr die komplette Tonleiter erklimmen kann). Der Schlagzeuger ist neuer und wirft beim gemeinsamen Verbeugen das Handtuch (ins Publikum *g*). Das Verlangen nach Zugaben ist unermesslich und so können sie zu 2 Blöcken nochmal rausgegrölt werden (man weiß ja auch nicht, ob das nochmal wiederkommt – in Anbetracht des Bühnenspaßes bei Michael Sadler allerdings nicht wirklich zu glauben). Hoffen wir das beste und wünschen ihnen alles Gute. Das kleine Städtchen Aschaffenburg wird selbst für SAGA ganz sicher positiv im Gedächtnis bleiben. Und mir müssen sie ganz sicher nicht peinlich sein. :-) Songs: Take a chance / On the loose / How long / Give’em the money / The 13th generation / The learning tree / What’s it gonna be? / Time’s up / Keep it reel / Careful where you step / Drum solo / Someone should / Humble stance / Scratching the surface / You’re not alone / Don’t be late / The Flyer / Wind him up / Mouse in a maze (2x für Zugaben-Blöcke rausgeklatscht) ✔︎ Helpful Review? Warm wars. Um nicht zu sagen: Scheiße heiß *g*. Natürlich wollten wir zu den BAD BRAINS, es war die Zeit von Crossover und nicht die Zeit von "Kleines Dickes Danzich", den wir eigentlich nur von einem doofen Lied ("Mother") aus der Disco kannten. Ansonsten war der kleine Herr nicht besonders in unseren Kreisen angesagt. Ehrlich gesagt gingen wir sogar raus ins Foyer der Großen Freiheit - nach dem gelungenen Auftritt der durchgeknallten Vorgruppe BAD BRAINS, wegen denen wir überhaupt nach Hamburg gefahren waren, um mit ihnen ein wenig zu plaudern (sie kamen tatsächlich ebenfalls ins Foyer und erstaunlich viele Zuschauer auch). Denn als DANZIG auf die Bühne kam, wurde es ziemlich unerträglich. Das Minibündel konnte kaum laufen vor lauter Muskeln *würg* und mußte tatsächlich auf eine Kiste steigen (!), um mit den anderen Bandkumpanen größentechnisch mitzuhalten - in seinem lächerlichen Netzshirt. Das war zuviel, und bevor wir vor Lachen zusammenbrachen, mußten wir einfach raus... klar blieben wir dann doch bis zum Ende, aber wir haben uns köstlich anderweitig ohne den Schinkengott amüsiert :-) ✔︎ Helpful Review? Ich hatte damals eine neue Lieblingsband gefunden. Monster Magnet. Daher musste in dem Fall eine Reise nach Bremen drin sein. Draußen war es heiß, drinnen noch viel heißer, als Vorband gab es die Ami-Grungeband PAW, die ebenfalls gute Sachen ablieferte, die sogar schon mit Tool und Headswim getourt hatten oder mal auf MTV beim Headbanger’s Ball zu sehen gewesen waren, die erste Scheibe hatte ich von denen auch. Der neue Monster Magnet Hit „Evil“ von der gerade neuen „Superjudge“ Scheibe lief genau wie das elegisch abgedrehte brettgeile „Nod Scene“ in unserer Disco rauf und runter, wie oft war ich dazu schon vor Begeisterung auf die Fresse geflogen beim Tanzen... Und die vorherige 91-er LP „Spine of God“ ist natürlich ein Stonerrock Klassiker par excellence. Ed Mundell war als Gitarrist zum ersten Mal dabei. Der Auftritt qualmte nur so, damals durfte man ja noch in solchen Locations rauchen. Das Bremer Aladin war eine alte Disco, die vom Ambiente her sehr schön zu Rockkonzerten passte. Texte von Sex-drugs-hair-space-ride-tonight-smoke-dope-motherfuckeeeeers, und draußen war Sommer. Passte schon irgendwie. Auf dem vor Ort gekauften Shirt war dann auch der Spritzen-schwingende Bullen-Zyklop zu sehen, den die Band gern zelebrierte – ich nehme mal an, dass Dave Wyndorf sich selbst gern so gesehen hätte. Motherfucker *g*. Intro (Forbidden Planet) -- Cyclops Revolution -- Snake Dance -- Twin Earth -- Nod Scene – Superjudge -- Elephant Bell -- Zodiac Lung -- Freak Shop USA -- Face Down -- Black Mastermind -- Evil (Is Going On) -- Spine Of God ✔︎ Helpful Review? Das zweite UDS-Konzert war genauso cool wie das erste (für mich ’91), nach der neuesten Scheibe „Persona Non Grata“ hatte das Ganze höchstens NOCH mehr Drive. Dancefloor-Knaller wie „Demagogue“ oder „Good grief“ kamen noch härter & rockiger rüber, der bandeigene DJ war aber nicht mehr dabei, daher wurde mehr Gewicht auf die eigenen Kompositionen anstatt auf Samples gelegt. Das Hüpf-Phänomen war auch hier wieder recht brenzlig, sehr spaßig anzusehen. Am Ende war sogar noch eine stylische Baseballkappe drin – for the hood, ey! Ein paar Jahre später machte der Sänger Rudeboy als „Junkie XL“ weiter, mit noch differenzierteren Elektrosounds und sehr schönen stimmungsvollen Eigenkompositionen, auch als Filmmusik. ✔︎ Helpful Review? Die guten alten Eagles fehlten mir noch in der Sammlung. Man weiß ja nie was mit der Besetzung passiert, also wurde mal tief in die Tasche ge- und die Gelegenheit ergriffen. Zum Glück war es ein sommerliches Open Air (zu einer Halle passen die irgendwie nicht) mit Bahngutschein nach Wiesbaden und Bestuhlung auf dem Schlossrasen. Der volle Komfort für alte Leute wie mich –höhö. Leider spielte das Wetter nicht zu 100% mit (ab & zu Nieselregen), was aber die Stimmung der Meute nicht trüben konnte, überall euphorisierte Ü 50-Jährige mit Bierbechern, es lag was in der Luft. Als Support gab’s eine übertrieben gutgelaunte Bayern-Tussi (CLAUDIA KORECK) mit Deutschrock, die sicherlich handwerklich ok, mir aber nicht nur wegen ihrem bayrischen Slang total unsympatisch war. Die Eagles haben dann aber alles rausgerissen. Das Schloss hinter dem Bowling Green gab eine sehr schöne visuelle Kulisse ab, Videoinstallationen wurden in Rundbögen eingebaut etc, darüber kam trotz Wolken doch noch ein Sonnenunergang durch, der Sound war excellent, natürlich ganz zu schweigen von musikalischer Perfektion. Das hätte man nicht anders erwartet. Ein Feuerwerk an Hits durch mehrere Jahrzehnte wurde abgefackelt, auch von den Soloproduktionen der einzelnen Musiker, also durften sowohl Joe Walsh oder Glenn Frey einiges, als auch Don Henley seine „Boys of summer“ besingen. Das Publikum hielt es nicht sehr lange auf den Sitzen aus, nach und nach strömten viele weiter nach vorne oder tanzten gleich an Ort & Stelle. Einen persönlichen Wermutstropfen gab es für die Band persönlich, da gerade am Vormittag bekannt wurde, das Clarence Clemons (Saxophonist von Bruce Springsteen) überraschend gestorben war, der für alle ein sehr angesehener Kollege war. Ihm wurde spontan „Life’s been good“ gewidmet. • Seven Bridges Road • How Long • Take It to the Limit • Hotel California • Peaceful Easy Feeling • I Can't Tell You Why • Witchy Woman • Lyin' Eyes • Long Road Out of Eden • Walk Away • The Boys of Summer (Don Henley) • In the City (Joe Walsh song) • The Long Run • Life's Been Good (Joe Walsh song) • Dirty Laundry (Don Henley) • Funk #49 (James Gang cover) • Heartache Tonight • Life in the Fast Lane + • Take It Easy • Rocky Mountain Way (Joe Walsh song) • Desperado ✔︎ Helpful Review? Klar, die Peppers mussten nicht das erste Mal herhalten, aber es war schließlich die „Blood Sugar Sex Magik“ Tour! Große Euphorie machte sich unter Fans und Kritikern breit. (Bitte beachten Sie die Nummer der Konzertkarte – 0004! Man konnte doch trotz Kleinstadtleben am Puls der Zeit sein *g*). Die Stimmung in der Band hingegen war nicht die beste, das merkte man ihnen leider an, trotzdem die Musik natürlich gut war. 2 Jahre vorher auf der „Mother’s Milk“ Tour, wo sie noch quicklebendig nur in Socken über dem guten Stück aufgetreten waren, hatten sie mehr Spielfreude gezeigt. Diesmal gab’s die große Runde durch die ganze Welt und es lagen schon einige Konzerte hinter ihnen. (2 Monate später sollte John Frusciante aus der Tour aussteigen). Trotzdem war man im Hamburger Docks wesentlich näher dran als in jeder nachfolgenden großen Halle oder Festival. Es war sehr voll und musikalisch heiß an so einem arschkalten Tag. Anthony Kiedis brannte allerdings besonders eines auf der Seele: „Warum haben die Nutten auf der Reeperbahn eigentlich alle Skianzüge an??“ Das war wohl nicht sehr inspirierend für ihn, aber vielleicht hätte er sich mal Gedanken über das Wetter und davon abhängigen Arbeitsbedingungen machen sollen.
Als Support diesmal die ROLLINS BAND, die extrem kraftvoll rüberkam und zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss. Das war ein dichter Sound und ein sehr engagierter Henry Rollins mit nacktem tätowiertem Oberkörper zog die Leute in seinen Bann, schwitzte und gab einfach alles. Es kam mir fast so vor als gab es bei ihm mehr Applaus... ✔︎ Helpful Review? Im Affenzahn über die Autobahn nach Hamburg heizen, die Jungs aus unserer Band wollen unbedingt PRONG sehen! Aber FAITH NO MORE natürlich auch. Die mittlerweile aufsteigenden Shooting Stars der Indierock Szene waren schon beim letzten Mal spitze. Mittlerweile gibt’s auch ein neues Album, das richtig gut ist („The Real Thing“). Beide Bands spielen gut, FAITH NO MORE sind voll gut drauf und reißen jede Menge Scherze. Offensichtlich haben sie gerade die deutsche Sprache für sich entdeckt und auch gleich jede Menge aufgeschnappt, um es im Publikum zu testen und nachzufragen ob es auch richtig wäre. Die Palette ging von „Haribo macht Kinder froh“ bis hin zum ständig wiederholten „Schwwwweiiiinefikkkka!“, was bestimmt bei einigen Konzertjüngern noch einige Zeit als Running Gag in der Clique kreist. So auch bei uns. Natürlich kommt auch der Zauber der Reeperbahn gut bei ihnen an. Wenige Jahre später kaufe ich in Roskilde ein Bootleg Tape mit eben jedem Gig aus Hamburg drauf, da sind einige ihrer Bemerkungen verewigt, ein großer Spaßfaktor. Und es ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange... • From Out of Nowhere • Falling to Pieces • Introduce Yourself • The Real Thing • Underwater Love • As the Worm Turns • The Crab Song • Edge of the World • The Morning After • Chinese Arithmetic • We Care a Lot • Sweet Dreams (Lloyd Landesman cover) • Surprise! You're Dead! • Epic • Woodpecker From Mars • Encore: • Zombie Eaters • Why Do You Bother • War Pigs (Black Sabbath cover) ✔︎ Helpful Review? ". . . And during the few moments that we have left, . . . We want to talk right down to earth in a language that everybody here can easily understand." YEAH! Immer noch eine meiner Lieblingsbands, besonders live das pure Leben - also machen sie ihrem Namen alle Ehre. Klamotten, Haare, Plattencover, Instrumente – alles knallbunt, zusammen mit der dunklen Haut wirkt sowas doppelt. Vernon Reid hat einige Ibanez-Modelle im Laufe der Jahre herausgebracht, immer in Leuchtfarben und meist mit dem in Gitarristenkreisen betitelten „Wegwerfgriff“ sowie Wimmerhaken. Und er spielt schnell. Sehr schnell. Und es ist hart und laut. Sehr laut. Manche brauchen eine Pause für die Ohren im Foyer. Aber dann verpasst man einfach exzellente Musik, daher kommt das für mich gar nicht in Frage. Living Colour haben 1988 gerade mal eine LP und werden ein bisschen über Mick Jagger mitproduziert und sie haben was von den Talking Heads gecovert – das war noch wahrer Crossover Stil. Ob „Middle man“, „Desperate people“ oder „Glamour boys“ - Sie haben ihr Handwerk wirklich drauf. Einer der intensivsten Songs ist immer noch „Broken hearts“, daran kann man sich nicht satthören. Die Initialzündung dieser Band wurde hervorgerufen durch meinen Freund, der damals immer bei richtig guten Songs automatisch aufwachte, die leise im Radio liefen während er schlief (!). Ein perfekter Indikator. Die Große Freiheit tropft, die Ohren bluten, aber jeder ist ergriffen. Der „Cult of Personality“ wirkt phänomenal bis heute nach. ✔︎ Helpful Review? Ein schwüles Gewitter begleitet diesen Abend in Hamburg. Sehr pünktlich um 20:00 fangen die MELVINS ziemlich langsam an. Aber jemand hinter mir im Publikum erhellt zwischendurch schon mal die Gesichter mit dem Satz "...allein für die Frisur hätte ich schon 5 Mark Eintritt bezahlt!!" Hihi. Eine angenehm kurze Umbaupause und ein nebliger Auftakt macht die Luft nach den MELVINS gleich ein bisschen dicker. Ich war auch noch so blöd mein dickes Kunstfaser-Nummernshirt mit der 26 drauf anzuziehen (hey, wenigstens 1 Jahr, in dem die Zahl mit meinem Alter übereinstimmt, das muss man doch ausnutzen! *g*). Außentemperaturen und Lust...äh... Luftfeuchtigkeit haben sich mittlerweile mindestens verdoppelt, als KYUSS auf die Bühne kommen. Haare fliegen von allen Seiten. Lange Haare kleben im Gesicht wie Flechten, die über die tropisch-nasse Straße kriechen, um zu einem infektiösen Gebilde zusammenzuwachsen... oder sie kleben wie Zuckerwattefäden - vom Dom gegenüber - die am Kessel hängengeblieben sind. In so einem Kessel befinden wir uns heute Nacht. Ein Hexenkessel obendrein, obwohl der Saal nicht übermäßig sondern angenehm gefüllt ist. KYUSS sind live weder so kalt wie ihr neuestes Cover noch so trocken wie die oft zitierte Wüste. Dies ist ein heißer Wasserfall! Ein Meer aus Farben tut sich auf: Bubbledias in einer nie gesehenen Farbleuchtkraft; alles (zer)fließt; der Sound ist für diese brachial-lauten Töne sehr gut und erzeugt ebendiese haareschwingende körperkreisende Trance... diese Musik ist purer Sex! Hier kommt keiner lebend raus, der nicht vor Schweiß zerfließt und dessen Poren nicht danach schreien, dass sich bitte plötzlich das Dach der Halle öffnen möge, um uns in einem kühlenden Wirbelsturm hinauf ins All zu saugen und uns dort mit einem bunten Sternendrink für diese schönen Konzertstrapazen zu belohnen... Wow, was für ein geiler Stonerrockabend. ✔︎ Helpful Review? Heute startet BLACKMAIL ihre "Tempo, Tempo"-Tour. Die Scheibe stand neulich sogar schon auf Platz 34 der Charts! Staun. Im Vorprogramm der Batschkapp gibt's allerdings erstmal eine tödlich-langweilige Death-Metal-oder-was-sollte-das-sein?-Band... DIORAMIC aus Kaiserslautern. Total Retro, weiß der Geier, jedenfalls passen die nicht die Bohne ins Programm. Der Applaus hält sich dann auch schwer in Grenzen und der Sänger hat beim Reden eine eine unfreiwillig komische Fistelstimme, die alles kaputtmacht - von den Sprüchen ganz zu schweigen. Naja. BLACKMAIL sind heute dafür in Höchstform! Extrem gut und professionell - das riecht nach 1. Liga! Es wäre ihnen endlich der internationale Durchbruch gegönnt, denn besser geht's kaum. Sänger Abay ist endlich mal wieder sehr gut drauf, sowie - wie er selber betont - diesmal NICHT besoffen *g*, was wohl eine kleine Anspielung auf eine der vorangegangenen Touren in der "Jägermeister-Rockliga" sein soll, da war anscheinend ein wenig viel der braunen Brühe im Spiel. Heute: alles super. ✔︎ Helpful Review? Überpünktlich noch vor 20:00 hört man laute Töne aus dem Saal. MAN OF MOON sind zu zweit, ein sehr präziser Schlagtechniker mit echtem sowie elektrischem Drumset, so dass er zwar live "schlägt", aber gleichzeitig recht abgefahrene Sounds damit kreieren kann oder Samples einspielen kann. Der Sänger greift liedweise abwechselnd zur Gitarre und zum Bass, während mir seine Stimme wahnsinnig bekannt vorkommt. Beide zusammen bilden eine echte Einheit und machen ihre Sache sehr gut. Das klingt modern, nach Moll, sehr stimmungsschwanger, alternativ, auf- und abschwellend, manchmal ausreißend, positiv, sehr konzentriert, aber dann doch melancholisch, leidenschaftlich, mit guten Melodien und zuweilen mit richtigen Elektrobeats bestückt, so dass immer Bewegung im Raum ist und keine Langeweile aufkommt, wenn man den beiden (einmal Ringelshirt, einmal Karohemd) zuhört. Erst habe ich den starken Verdacht, dass es sich (besonders wegen der etwas helleren Stimme) hierbei um die aufgelösten EXIT CALM handelt, die Band, der ich vor einigen Jahren in elegischem Shoegaze-Herzschmerz verfallen war, und die ich leider nie sehen konnte. Doch das bestätigte sich bei meiner nachträglichen Recherche nicht. Das wäre es gewesen. Trotzdem hinterlassen MAN OF MOON bei mir (und ich bin nicht die einzige) an diesem Abend den stärkeren Eindruck an richtig interessanter Musik! Nicht umsonst liegen am Merchstand keinerlei Tonträger mehr von ihnen aus, nur noch ein T-Shirt in Kindergröße *g* und eine Mailingliste für weitere Auftritte im nächsten Jahr. Heute ist der letzte Tag der Europatournee (Festland), was das "sorry, Merch ausverkauft" bei beiden Bands leider erklärt. Die werde ich mir definitiv nochmal ansehen! Diverse Einträge auf ihrer Facebook-Seite bestätigen das ganze. Ich glaube, die Jungs haben bei vielen Leuten jetzt einen Stein im Brett. Zurecht. TWILIGHT SAD sehe ich heute zum 4. Mal, aber sonst waren sie immer nur Support-Band (bei Mogwai (das ist schon über 10 Jahre her!), bei den Editors und bei The Cure). Allerdings war ich bei jedem der bisherigen Konzerte von ihnen mehr beeindruckt als heute, und ich kann nicht genau erklären, warum. Sie werden durchaus abgefeiert von der Meute im Zoom, der Laden ist nicht brechend voll, aber neuerdings kann man ihn mit einem Vorhang abteilen und es gibt eine schräge 80er-Jahre Zickzack-Beleuchtung an der Decke, was das ganze etwas belebter aussehen lässt, jedoch werde ich schneller müde bei ihren Songs, die leider einen Millimeter zu gleichförmig sind. Es mag am Sänger liegen. Ich habe heute den Eindruck "hey, was ist passiert? Die haben seine Medikamente richtig eingestellt!!" - er war sonst hagerer, hibbeliger, hat sich sehr angestrengt und wirkte dadurch auch immer etwas wahnsinnig, wenn er Tourette-artig den Kopf mit einem lauten Schrei nach hinten oder zur Seite geworfen hat, auf die Knie fiel, oder die Fäuste geballt und die Arme verkrampft geschüttelt hat, als hätte er einen epileptischen Anfall. Das hatte einen ziemlichen Ian Curtis Touch. Wir haben uns zum Teil bei anderen Konzerten echt Sorgen um ihn gemacht, dass er nicht gerade live auf der Bühne stirbt. Heute verhalten sich TWILIGHT SAD relativ ruhig und gelassen, und körperliche Ausreißer kommen nur 1-2mal gegen Ende des Sets vor. Das wirkt fast schon ein wenig gewollt. Klar, ihr schottischer Akzent ist echt charmant (es werden auch einige Lieder komplett in ihrer Heimatsprache gesungen), ansonsten erwartet uns gutes, wave-düster-folky-stimmungsvolles Indiezeugs mit einem Hauch Shoegaze und Postrock, schön gesungen. Da kann man gar nix kritisieren, wenn ich nicht ein paarmal heimlich feststellen müsste, dass mir ein wenig langweilig ist und zu viele Songs zu gleichförmig sind. Vielleicht ist auch der neue Schlagzeuger nicht ganz unschuldig, der den Takt kaum wechselt, die ganze Zeit über aussieht wie ein 16-jähriger, der gerade Power-Workout macht, während sein Mund vor lauter Euphorie "Bohlen-mäßig" lächelnd offensteht. Die ganze Zeit. Das ist irgendwie eine komisch verstörende Mischung, alles. Aber Twilight Sad sind sehr freundlich, erzählen noch ein paar Mal, dass der letzte Tourtag ist, sie sehr dankbar sind, dass so viele an einem Sonntag gekommen sind und.... ja.... was man halt so sagen muss.... schon ok. (Hey, ihr habt mit Cure in riesigen Stadien in aller Welt gespielt, also erzählt uns doch nix!) Der große Nightliner steht abfahrtbereit draußen vor der Tür. Ich hätte LPs gekauft, wenn es welche gegeben hätte. Alles in allem muss ich aber ehrlich über den heutigen Abend sagen: MAN OF MOON= 1:0! ;-) ✔︎ Helpful Review? Meine Erwartungen sind nicht so hoch an diesem trübseligen Tag, der mich übers Leben, die Ziellosigkeit darin und die Endlichkeit dessen nachdenken ließ, und nun fängt es auch noch an zu regnen, doch was dann folgt, schenkt dem Abend eine versöhnend warme Decke. Mein gefühlt mindestens 5. oder 6. Mal MOTORPSYCHO startet unter dem heutigen norwegischen Motto der Frankfurter Buchmesse pünktlich um 21:00 ohne Vorgruppe. Man munkelt im Saal, das Kronprinzenpaar sei auch hier, da Mette Marit und besonders ihr Gatte Haakon große Fans der Band seien. Auf eine Limousine wird aber verzichtet, man mischt sich inkognito unters Volk. Dafür sieht man hr-Fernsehkameras, die den Anfang des Konzerts filmen. Ansonsten waren Kameras nicht erlaubt, daher habe ich diesmal leider kein live-Bildmaterial zu bieten, vielleicht kann jemand was in den Kommentaren beisteuern. Ich platziere mich erstmal weiter hinten, auf luftiger Höhe des Merchstands, heute ein Devotionalien-Eldorado für Fans. Für mich gibt's einen Kutten-Aufnäher mit Totenkopf und den lateinischen Worten "Facete tumultum nun bellum" (kann das jemand übersetzen? Ich hab's nicht herausfinden können, hatte nie Latein). MOTORPSYCHO sind in Bestform, zu viert und können ihre psychedelischen Hintergrundvideos im Mousonturm in voller Größe auf Breitbild ausfahren. Ihr Spiel ist heute so extrem tight, der zweistimmige Gesang 1A synchron, so dass ich nicht weiß, ob ich sie jemals SO gut gesehen habe! Ich kann es kaum fassen. Die langhaarigen Frontmänner greifen gleich beide beim ersten Stück zur doppelhalsigen Gitarre, schwurbeln und rocken sich den Arsch ab, und das fast durchgängig mit recht treibenden Stücken, von denen ich allerdings nur eines namentlich erkenne ("A.S.F.E.", oops, ich bin unwürdig *g*). Auch wenn Hits wie z.B. "You lied" oder "Greener" heute fehlen - die Setlist variiert auf der Tour sehr -, bekommt die umfassende Jam-Stimmung dadurch etwas ganz besonderes. Zwischendurch gibt es zwar auch mal einen ruhigeren Song, aber die meiste Zeit kann man sich völlig gehen lassen und beschwingt mit den Haaren hin und her schaukeln. Begleitet von den hypnotischen bewegt-Blubber-/Waberbildern (mit Augen drin *g*) schwellen die Songs mal zur großen Lautstärke an und dann wieder ab bis in die endlose Weite der extrem leise ans Ufer schwappenden Tonwellen. Nach einem besonders langen Stück ruft jemand in der Sekunde der absoluten Stille (ganz kurz bevor der Applaus einsetzt) ein lautes "Thank youuuu!!" hinein. Das war nett :-) MOTORPSYCHO revanchieren sich mit ein paar kurzen "hey, wie geht's?"-Ansagen (man kramt kurz nach deutschen Ausdrücken, bis man das richtige gefunden hat), um aber gleich weiter zu rocken, und das ganze wie üblich mehr als zweieinhalb Stunden lang! Nur ein Unbekannter bringt mich zwischendurch kurzfristig aus dem Faszinations-Konzept mit der Frage "Sind Sie Linkshänder?"Als ich das aber verneine, meint er "Wenn Sie applaudieren, ist immer die linke Hand oben. Sollten sie mal drüber nachdenken." Äh, ja. Er hat sogar Recht, das ist meine Stärkere, die so einen knackigeren Ton erzeugen kann. Trotzdem muss ich tatsächlich den restlichen Abend darüber nachdenken *nerv* und gehe zum Abschalten gegen Ende des Konzerts erstmal weiter nach vorne. Als Zugabe kommt die Ansage "We'd like to spend another fifteen minutes on a last song called...". Ich dachte erst an einen kleinen Scherz, war aber ihr voller Ernst. Der Sound ist von Anfang an laut genug aber auch sehr präzise im Mousonturm, so dass ich die Ohrenstöpsel gleich schon zu Beginn wieder wegpacken kann, um alles an Tönen an mich heranzulassen. Die Band ist heute unfassbar gut, ich bin sprachlos. Der Tag begann so verwundbar und grau, mittlerweile haben MOTORPSYCHO mich ganz in Watte verpackt, so dass ich durch Perfektion und Schönheit der Musik ein paarmal tatsächlich ein bisschen weinen musste. Norwegen, du wunderbare Soundlandschaft. The Crucible A Main Sonata Mockingbird Überpilgrim (Cover: "The Pilgrim" - Wishbone Ash) Song for a Bro On my Pillow Mad Sun ASFE The Tower Ptzar Bonny Lee Mountain Fool's Gold ✔︎ Helpful Review? JACKSON BROWNEs Bruder ist in Frankfurt geboren (er selbst in Heidelberg), daher widmet er ihm diesen Abend. Es ist 15 Jahre her, dass er in Frankfurt war. 6 weitere Musiker stehen mit ihm auf der Bühne: Bob Glaub (Bass), Mauricio Lewak (Drums), Jeff Young (Hammond Orgel, Piano, Akkordeon), Alethea Mills (Background Vocals), Greg Leisz (Guitarre, Pedal Steel) and Shane Fontayne (Guitarre, Mandoline) tun ihr Bestes, um einen unvergesslichen Abend draus zu machen. Ich glaube, diesmal bin ich wirklich in das vielbetitelte „Time-Tunnel-Wurmloch“ gefallen. Mit 16 hab ich seine „Running on empty“-LP per Zufall auf dem Flohmarkt gekauft und was soll ich sagen - sie hat mich geprägt. Ist mir nicht peinlich. Mit Texten über das Leben auf und hinter der Bühne, sowas hat mich schon als Teenie fasziniert und Bilder im Kopf fabriziert (außerdem hatten wir die kleine düstere Verbundenheit, dass seine damalige Frau an meinem (!) Geburtstag Selbstmord beging). Ach, manchmal muss man eben auch mal dem Mainstream der Vergangenheit fröhnen dürfen. Und die Zeit ist stehengeblieben, es hat sich irgendwie nichts geändert. Weder der ewig-herausgewachsene-Stufenhaarschnitt von Jackson Browne, (der auf Entfernung ohnehin nur halb so alt aussieht wie er ist), noch der perfekte Sound oder eben die extrem guten Musiker. Allesamt Jeansträger in schwarz & grau, nur in Szene gesetzt mit einzelnen hellen oder farbigen Spots auf der Bühne, kein Schnickschnack, bestuhlte Halle, aber Publikum, das nicht auf den Plätzen zu halten ist und vor Begeisterung aufstehen muss. Irgendwann arten die Zwischenrufe (Songtitel) aus und Jackson Browne gibt sich dem Schicksal hin („Now I totally gave up my personal will“) und kriegt es tatsächlich fertig, die gerade umgehängte Gitarre wieder wegzustellen und zum Piano zu rennen, um Wünsche SOFORT als nächstes Lied zu erfüllen. Sowas hab ich bei alten Profis noch nie gesehen. Kein exakt durchgeplantes Konzert, sondern man lässt sich treiben und geht auf sehr Persönliches „von jetzt auf gleich“ ein. Jackson Browne ist ohnehin ein wahnsinnig netter, bodenständiger, witziger und politisch engagierter Mensch, der es sich in einem 3-stündigen Konzert (ohne Vorgruppe) auch nicht nehmen lässt, sich für die Rettung der Ozeane vor dem Plastikmüll zu engagieren und uns bittet, dies ebenfalls zu tun. Ein bißchen Sendungsbewusstsein muss sein. Er erzählt uns Stories, wie es zu seinen Liedern kam (zB wie die Erben von Woody Guthrie ihn gebeten haben, einen Brief an dessen Frau posthum zu vertonen), bedankt sich des öfteren für das lebhafte Publikum („Frankfurt, there is something going on here, tonight.“), er entschuldigt sich grinsend, bei jedem Song eine neue Gitarre zu benutzen („sorry, this is no guitar presentation show, but each one does a different JOB“), er kommuniziert mit dem Publikum und auch wenn er mal eine Textzeile kurz vergisst, weil er den spontan gewünschten Song („Yeah yeah“) schon 20 Jahre nicht mehr gespielt hat, ist das nur menschlich und er fängt die Strophe einfach von vorne an. So gehen 3 volle Stunden ins Land, bis sich das Programm dem Ende neigt. Natürlich nicht ohne 2x zu Zugaben wieder herauszukommen. Ich fühle mich in die 80er zurückversetzt, oder die 70er, als er noch im hippie-esken Laurel Canyon wohnte. Es gab bisher kaum jemals ein Konzert, bei dem mir die Tränen kamen, aber bei „Running on empty“ sowie „The load out“ war das nicht mehr zu verhindern. Einige Textpassagen werden bei Letzterem der Zeit oder dem Ort angepasst (Reggae statt Disco, München statt Chicago, Marlene Dietrich statt Richard Pryor). Beim obligatorisch nachfolgenden Hit „Stay (just a little bit longer)“ darf nicht nur die Background-Sängerin ein wenig schmettern, sondern auch der Soulman an den Keyboards noch ein Solo singen, um die schräge Falsetto Stimme der bekannten live-Version von David Lindley etwas harmonischer zu ersetzen. Die ersten 500 Leute in den vorderen Reihen standen eh längst tanzend am Bühnenrand und beim Verlassen der Halle hatte jemand sein „Stay“-Schild einfach an den Eingang gehängt, was einen nochmal schmunzeln ließ. Ja, die Band hätte ruhig noch etwas bleiben können. . . Eine dankbare Sonntagnacht, die nur noch durch einen sommerlichen Open-Air Auftritt des Ganzen (wie vor mehr als 20 Jahren in Kiel) zu toppen gewesen wäre. • The Barricades of Heaven • Just Say Yeah • The Long Way Around • Leaving Winslow • These Days (Nico Cover) • For Everyman • I'm Alive • You Know the Night • Yeah Yeah • For a Dancer • Fountain of Sorrow • Your Bright Baby Blues • Which Side? • If I Could Be Anywhere • Mutineer (Warren Zevon cover) • Doctor My Eyes • Looking East • I Am a Patriot • Boulevard • Somebody's Baby • The Pretender • Running on Empty • Encore: • Take It Easy (Eagles cover) • Our Lady of the Well • Encore 2: • The Load-Out • Stay ✔︎ Helpful Review? Hoch die Hände, langes Wochenende! Den Auftakt machen in der letzten Aprilwoche die lang ersehnten NIGHTSTALKER aus Griechenland, auf die ich schon seit ein paar Jahren warte. Das tolle Artwork der neuen Scheibe „As above so below“ prangt mittlerweile in meinem Wohnzimmer als Riesenposter, auf dem Cover des lila Vinyls und als T-Shirt in meiner Sammlung. Geil, im wahrsten Sinne. Psychedelischer Stonerrock vom feinsten, mit zauseligen Frisuren und ner Menge Jahre auf dem Buckel, denn (was ich vorher nicht wusste) die Band gibt es nun schon seit 28 Jahren! Wow. Damals hat der Sänger noch nebenbei Schlagzeug gespielt, heute schwingt er nur noch die grauen Robert-Plant-Locken, ab und zu seine volltätowierten Arme, diverse Rasseln und natürlich das Mikro. Leider ist das Wetter für einen Sommerabend auf dem Bootsdeck mit offenen Türen noch nicht warm genug, aber drinnen um die Bühne ist es heiß, da die Bude voll ist. Ein paar Aufpasser haben Mühe, die hereindrängenden Leute nicht über die Amps am Boden stolpern zu lassen und Abstand zu garantieren. Einige kennen eher die Vorgruppe BUSHFIRE, die ja auch hier aus der Gegend ist ☺ Nicht minder rockig mit Heavy Blues, Stonerzeugs und einem recht großen Tier als Sänger mit lauter Stimme fangen sie auch ziemlich zeitig an. Er wirkt optisch fast wie ein alternder Jim Morrison in seiner späten Phase, oder wie ein Prediger. Wie immer ist der Raum so dunkel, dass man kaum etwas aufs Foto bekommt, aber die Band hat zumindest einen Leuchtkasten mit Bandlogo aufgestellt, vor dem der kleine rothaarige Gitarrist mit Karohemd und Hut seine Show zelebriert. Vollbart tragen sie alle, das passt ja auch zur Mucke, die vortrefflich ankommt. Das Bier wird nicht nur auf der Bühne abgefeiert. Am Anfang der NIGHTSTALKER Show dachte ich erst, ich würde BUSHFIRE sogar ein kleines bisschen besser finden, aber das kann man relativieren. Auch die etwas zerbrechlichere Stimme des NIGHTSTALKER Sänger passt hervorragend zum Stoner-Sound, Hits wie „Zombie Hour“ oder „Forever stoned“ von der neuen Scheibe „As above so below“ spielen sie recht früh, aber es gibt ja genügend Material. Auch der BUSHFIRE Sänger darf nochmal einsteigen bei einem Duett, was richtig gut passt. Die Stoner-Gemeinde ist fast vollzählig anwesend, super Stimmung, es wird geschwitzt und die Matte geschwungen, bis es tropft. Im wahrsten Sinne. Laut wars - dunkel wars - toll wars. „Aaaah-huuuu! Zombie hour!“ ✔︎ Helpful Review? Ganze 11 (!) Jahre musste ich warten, um die OZRIC TENTACLES wiederzusehen. Zwischenzeitlich wurde die Band von Familien- und Wohnkatastrophen gebeutelt (Tod, Feuer, Überschwemmung der alten Wassermühle auf ihrem riesigen englischen Grundstück), so dass eine Tour sowie eine neue LP mehrmals verschoben werden mussten. Nun waren sie aber endlich für 1 einziges Konzert in Deutschland, also trafen sich die Jünger um die englische Hippie-Kommune im Frankfurter Bett für eine Licht- und Soundorgie, die fast 3 Stunden dauern sollte. Space Rock galore, gewürzt mit Dub-Elementen und seliger Mimik. Die 5-Saiter-Bassistin ist gut gelaunt, barfuß und hat alle lieb, sie sagt dann auch die Vorband aus Tel Aviv an, PROJECT RnL sind entzückt von der Menge an Zuschauern, die ihnen viel Applaus spenden und ihre ausufernden Eskapaden in den Frickel-Jazzrock à la KING CRIMSON honorieren. Allesamt Könner ihrer Instrumente (und Stimme), soviel steht fest. Da werden sogar schräge Coverversionen von Eminem (oder auch „Moves like Jagger“) eingebaut und gekonnt verjazzt. Der Gitarrist spielt eine unförmige Fretless-Klampfe mit kleinem asymetrischen Korpus, der Keyboarder und Zweitsänger hüpft gern und macht einige Ansagen. Z.B. dass manchmal nur 4 Leute bei ihren Konzerten im Raum sind und sie sich heute richtig freuen, bei so viel Publikum auf die Pauke zu hauen. Das tun dann auch gegen Ende des Gigs alle Bandmitglieder und trommeln miteinander, jeder hat ein Schlagwerk vor sich stehen. Der Support-Gig ist meines Erachtens etwas lang geraten, das ist fast ein volles Set mit 10 Stücken. Kommt aber sehr gut an.
Dem können die OZRICS natürlich noch eins draufsetzen, denn sie sind dafür bekannt, lange Gigs abzureißen. Das hypnotische Element verändert sich immer wieder in verschiedenen Rhythmen und wird nie langweilig, trotz dem alles nur instrumental ohne Gesang abläuft. Der Sound ist Spitzenklasse. Manchmal sind es nur leise Tupfen, manchmal walzt sich ein elektronischer Teppich über einzelne Songparts. Bestimmt ein Flokati. Der Hippie-Charakter kommt nicht zu kurz, ob klamottentechnisch oder der bunten Bühnenbilder wegen. Auch der Mann am Merch-Stand geht dermaßen bei den Songs mit, dass es eine Freude ist. Er erklärt mir noch, dass beim Download-Code des neuesten Vinyls sogar unterschiedliche Abmischungen zu entdecken sind und weshalb er die Scheibe auch sonst am meisten empfehlen würde. Ein nettes Völkchen, allesamt. Da es am Ende schon gegen 1:00 ist, muss ich allerdings zur letzten Bahn hetzen, sonst hätten die Ozrics bestimmt noch ihre Unterschriften zwischen die psychedelischen Muster auf meiner LP gequetscht. „Technicians of the sacred“, damit ist bestimmt ein bestimmter gemeint, der Mann am Computer (der die Lightshow mit verschwurbelten Mustern und Bubbledias bastelt) ist einer der "Bandmitglieder" der 1. Stunde aus den 80ern, wie mir ein für-die-Band-weit-gereister-Fan vor Ort erzählt, der mich auf mein altes Bandshirt anspricht. Toll, dass es solche mitreisenden Fans noch gibt. Er will in der Nacht noch nach Dortmund zurücktrampen. I really hope he made it... ☺ ✔︎ Helpful Review? Die Top Phase des Crossover bekam u.a. mit Faith No More einen würdigen Vertreter. Das hatte Energie und war irgendwie neu, auch wenn die Rap Anklänge nicht gleich bei allen gutgeheißen wurden. Wir kannten jedenfalls nur „We care a lot“, bzw. die dazugehörige Scheibe „Introduce yourself“, wovon maximal noch „Chinese arithmetic“ richtig überzeugte. Aber live waren die Jungs spaßig anzusehen, mit den typischen halblang-Hosen, Käppies und langen Haaren. Mike Patton war noch ganz neu in der Band seit diesem Jahr. Der Gig war wirklich überzeugend, der Bass krachte und die Leute gingen ab. Leider hab ich nix mehr von der Vorgruppe im Kopp. Als sie dann 2 Tage später im Berliner "Loft" spielten, fiel an anderer Ecke die Mauer und sie machten die Durchsage auf der Bühne "Die Mauer ist weg! Die Mauer ist weg!". Hätten sie die Gunst der Stunde genutzt, um z.B. "Falling to pieces" auf der Straße zu performen, hätten sie dem Dumm-Hasselhoff vielleicht den Rang abgelaufen... ;-) ✔︎ Helpful Review? Page 3 of 12 : Newer : Older :
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