45worlds
Live Music



Live Music - Latest Reviews

Page 4 of 12  :  Newer  :  Older  :     :   Most Helpful »

Live Music:
Bang @ Yachtklub (2017)
Review by Caren.
Eine Legende ist in der Stadt und alle netten Leute, die man normalerweise aus sämtlichen Frankfurter Plattenläden kennt, kommen gelaufen. Oder „die üblichen Verdächtigen, die man auf vielen Alt-Rocker/Psychedelia Konzerten sieht. Kenner unter sich. Leider fallen die angekündigten POWDER FOR PIGEONS heute als Vorgruppe aus, daher wird die Vorglüh-Phase ein wenig verlängert. Schade, dass es nicht etwas voller ist, da die Frankfurter Eintracht zeitgleich das Champions-League Endspiel am heutigen Samstag in Berlin antritt und wohl viele im Stadion oder vor der Glotze hängen. BANG! haben das am Rande mitbekommen, wissen aber nicht so recht, worum es geht: „I hope Germany (!) wins tonight at this football-, soccer- whatever thing, sorry, I don’t know much, we’re Americans.“ – ähm, ja, irgendein deutsches Team wird wohl gewinnen ;-) Egal, die Herren von BANG! sind einfach knuffig, und so nahbar. Sie wollen auch unbedingt hinterher noch mit am Tisch sitzen oder unterschreiben mehr als bereitwillig meine gerade gekaufte LP, da sich mir Sätze von anderen einprägen wie „die wird man bestimmt nie wieder zu sehen bekommen – wie alt sind die eigentlich?“. Naja, wenn man bedenkt, dass die aktive Phase ausschließlich Anfang der 70er stattgefunden hat? Damals sollten sie wohl als „next big thing“ bzw als „american Black Sabbath“ gehandelt werden, was aber auf längere Sicht nicht so ganz geklappt hat. Das hätte ihnen sicher gut gefallen. Ein Trio, zwei davon aus der Originalbesetzung, das sich dem Hardrock oder auch Psych Rock verschrieben hat, darf dann auch ein schönes verschnörkeltes Logo mit einer nackten Frau drauf haben. Sänger und Bassist Frank Ferrara trägt die Haare immer noch lang, die Rockerweste und die Jeans mit Schlag sind noch lang nicht eingemottet. Gitarrist Frank Glicken hingegen wirkt eher wie „der Erdkundelehrer von nebenan“, aber ebenfalls supernett. Ein wenig zaghaft fängt die Maschinerie an zu rocken und man kann gewisse Ähnlichkeiten zu Black Sabbath oder Led Zep tatsächlich nicht verleugnen. Ich glaube ich habe erst gar nicht begriffen, welchem Urgestein man hier gegenübersteht. Sie wirken irgendwie jung und frisch und freuen sich so, immer mal wieder zusammen zu spielen. Ferrara hat mehrere Drinks auf einem Barhocker neben sich stehen und will unbedingt mit mir anstoßen, da ich ganz vorne an seiner Seite stehe (leider leider ohne Fotoapparat heute). Außerdem hat er im dunklen Yachtklub einige Schwierigkeiten mit dem Licht, da er seine Saiten nicht sieht und mich fragt, ob ich nicht ein Feuerzeug für ihn anmachen könnte. Das hilft aber nicht viel und er dreht sich immer zum beleuchteten Schlagzeuger um (der einzige Neue bei BANG!, etwas jünger, hat früher u.a. bei Pentagram gespielt.) Dann endlich hilft im jemand, die Klappe eines abgedunkelten Deckenstrahlers aufzuklappen und endlich sieht er was. Ab da geht es nochmal richtig aufwärts mit dem Sound & Drive. Sehr gut! Ein Song widmen sie einer blinden Fan-Freundin im Publikum, die ganz vorne direkt vor dem Schlagzeug steht, und sich an der Stelle gut am Holzpfosten des Schiffes festhalten kann. Das wirkt alles sehr herzlich, auch als der Basser ein wenig mit seinem Gitarristen rumpost, oder hinter seinen Drummer steigt, um ihm zärtlich auf die Glatze zu klatschen. ☺ Alles echt witzige Leute unter der Spiegelkugel des Yachtklubs („hey, I think we never played on a boat before!“). Der Schlagzeuger hat während des Gigs ein paar Probleme mit der Wanderung der Bassdrum, so dass er sein Equipment ab und an etwas zurückschieben müsste. Am Ende des Abends ist er fast einen Meter weiter vorne gelandet, direkt vor den Füßen der Fans. Die Musik war echt mitreißend, rockig, krautig, heavy, mit wenigen bluesigen Parts, man sieht viele begeisterte Gesichter und einen geleerten Merchstand. Ich kann sogar noch das gespielte Bass-Plek abgreifen, bevor ich für jemanden ein gemeinsames Bandfoto machen soll, andere fragen nach der Playlist. Und weil’s draußen noch warm ist, halten die Bandmitglieder noch ganz lange am Tisch der Stoner-Rock-Gemeinde ein Schwätzchen und fühlen sich wie zuhause. Coole BANG!-„Jungs“ aus Philadelphia. Auf Klassenfahrt.

✔︎ Helpful Review?
Yeah, Baby. MONSTER MAGNET, ich weiß gar nicht, zum wievielten Mal (10? 12? 13?), aber das könnte ich eigentlich auch ohne Probleme jeden Tag haben, gar kein Thema ;-) Es ist Sonntag und es gibt noch Karten an der Abendkasse und als wir reinkommen ist die Halle noch luftig leer, so dass man leicht nach vorne schlendern kann. In der ersten Reihe stehen 2 Mädels (zum Glück etwas kleiner als der Rest) und dahinter ist ein guter Platz. Als die Vorgruppe PUPPY spielt, merkt man, dass die beiden nur wegen diesem Trio gekommen sind, sie tragen Masken, die wohl zum LP-Cover “The Goat” passen und die Band bemerkt das, kommuniziert ein wenig mit ihnen und spielt ein recht langes Set aus Indierock und härteren Riffs. Für mich ist der Musikmix ein wenig undefinierbar, da bleibt irgendwie nicht so viel hängen, außer dass die helle Stimme des Sängers ein wenig an GHOST erinnert, aber auch noch an irgendwas anderes, jedenfalls nicht an NIRVANA, so wie man der Ankündigung entnehmen konnte. Der Drummer spielt ein auffallend kleines Schlagzeug (weiß mit roten Glitzerstreifen) welches er aber auf das Heftigste verdrischt, außerdem werden bevor sie anfangen 2 Leuchten rechts & links platziert, die durch flackerndes Licht und nach-oben-gepustetem-Stoff aussehen sollen wie Feuersäulen. Trotzdem ist das alles keineswegs zu poserhaft, eher merkwürdig. Mich kriegt das leider nicht so richtig, erklären kann ich’s nicht. Die Mädels jedoch sind nach dem Support zufrieden und ziehen mit den überreichten Drumsticks von dannen (!), so dass wir uns auf einmal ganz baff mittig vor Dave Wyndorf’s Mikroständer & Ventilator in der 1. Reihe befinden. Juppheidi. Die Pause gerät etwas zu lang, so dass man schon Pfiffe hört, die das Best of Black Sabbath Tape durchbrechen.
Dann ist aber endlich Bullgod-Rising und die Meute grölt. Mr. Wyndorf heute mal ohne Lederjacke, obwohl er ein paar Pfunde wieder drauf hat, aber das Alter entspannt ja mit Ü60 auch irgendwie, der Haupt-Gitarrist mit Sonnenbrille & Shirt mit eigenem Logo drauf (dachte immer, das wäre ein No-Go *g*), insgesamt sind sie zu fünft und machen guten Druck mit viel Fäuste-ballen, Haar im Wind, manchmal 3 Gitarren oder ausgebreiteten Armen, dazu eine stimmungsvolle Beleuchtung. Alles prima. Es werden auch mal ein paar Songs gespielt, die nicht unbedingt aus der Greatest-Hits-Kiste stammen, außerdem geht Dave wieder öfter als sonst nach hinten zum Drummer, um dort Gitarre zu spielen (oder zu Publikums-Animationszwecken seiner Klampfe “auf den Arsch zu hauen”) und Phil Caivano den Vortritt zum Solo zu lassen. Aber ansonsten spielt sich diesmal alles gut gelaunt 50cm vor unserer Nase ab. Man tanzt zusammen mit gierigen Händen, reckt die Pommesgabeln und kann sich prima an der Absperrung festhalten, ohne vom Moshpit überrant zu werden, was mal sehr angenehm ist. Vom letzten Album “Mindfucker” werden nur 2 Songs gespielt (ich hätte mir zB das längere “Drowning” sehr gewünscht), dafür gibt’s den “Space lord” diesmal nicht als Zugabe, sondern mittendrin und mit ner längeren Abhandlung über das Wort “motherfucker”, mit dem er seitdem immer so verknüpft wird (“it’s stupid, it’s vulgar, it means nothing and everything at the same time…”), also sollen wir den Part diesmal alle zusammen übernehmen. Ok, geht schon klar, kriegen wir hin, haben wir doch jedesmal geschafft. Die Menge tobt. Man sieht’s im Videolink. Als Zugabe hätte ich jetzt nicht unbedingt mit “Dinosaur vacume” gerechnet, aber “Power trip” macht natürlich auch nen Punkt, zumal ich das gleichnamige T-Shirt heute anhabe. “I’ll never gonna work another day in my life…!” Maybe, baby. Zur Krönung des Abends krieg ich dann noch das Plek von Mr. Wyndorf, ebenfalls mit MM Logo, und Gitarrist Garret Sweeny läuft uns in der Halle nochmal über den Weg zum Händeschütteln. Das war doch nett. Anschließend Abmarsch zum Superbowl gucken, schließlich muss man ja nicht arbeiten am nächsten Tag ☺

· Dopes to Infinity
· Rocket Freak
· Crop Circle
· Radiation Day
· Melt
· Look to Your Orb for the Warning
· Ego, the Living Planet
· When the Hammer Comes Down
· Negasonic Teenage Warhead
· Space Lord
Zugaben:
· CNN War Theme
· Dinosaur Vacume
· Powertrip

✔︎ Helpful Review?
FABER, ein junger Schweizer, der zum ersten Mal in Frankfurt spielt, ist wahnsinnig erfreut, dass die Halle ausverkauft ist und er so viel Zuspruch bekommt – wäre er doch „mal eher hergekommen“. Aber gleich folgt der erste Seitenhieb an Frankfurt: „eure Stadt ist ja noch mehr snobby als bei uns in Zürich, cool“, sagt FABER mit einem Grinsen, als er ein bißchen von seinen Eindrücken am Tag erzählt und sich ein Glas Weißwein an die Seite stellt. Der Singer-Songwriter ist ein echter Senkrechtstarter, allerdings rollt er das Feld eher von hinten auf, ohne TV- oder Casting-Präsenz oder gar Mainstream, denn seine Texte sind schräger, immer einen Schlag derber als andere, manchmal sehr poetisch und manchmal ganz schön linksradikal. Vor wenigen Jahren durfte er mit SOPHIE HUNGER auf Reisen gehen. Seine aktuelle LP heißt wie die Tour „Sei ein Faber im Wind“, das sagt einem zwar nicht viel, die Textzeile aus dem Titelsong aber umso mehr: „Einer von uns beiden war ein Arschloch / und das warst du“. Soch. Weder steht er auf „Romantikscheiß“, noch auf „Brustbeinearschgesicht“ noch auf Nazischeiß („Besorgter Bürger, ich besorg’s dir auch gleich!“), da kotzt er gern mal etwas herum, um gleich im nächsten Moment doch nochmal die Kurve in Richtung schönerer Lyrik zu kratzen. „In Paris brennen Autos und in Zürich mein Kamin“... er mag nun mal die Gegensätze in Worten „Es ist 'n guter Tag. Der Himmel trägt sein bestes Grau und wir schauen den Leuten zu wie sie sich den Tag versauen.“ Und sowas bringt die Leute zum schmunzeln, zum mitsingen, zum schwelgen und zum tanzen. Denn auch musikalisch bringt er mit seiner ganzen Band streckenweise eine ziemliche Power auf die Bühne, die im Publikum immer wieder in hüpfenden Ausrastern eskaliert. Alles wechselt mehrmals hin und zurück von leisem Chanson zu heftigem Balkan-Beat. Generell sind die Leute super gut drauf (nicht nur weil Samstag ist) und sie sind erstaunlich textsicher. Mit Pauken und Posaunen, Cello und mehreren Gitarren wird da hantiert. Zwischendurch gibt’s immer mal einen Schluck aus dem Weißweinglas. FABER zelebriert das Leben. Auf dem E-Piano steht die obligatorische kleine zerknitterte Anarcho-Nachttischlampe mit seinem Namen drauf. Stimmlich kommen bei FABER immer wieder Parallelen zu AnnenMayKantereit in den Sinn, dieses rauhe, tiefe in der Stimme, das sich so schön im Gegenlicht bricht. Auf Ansage werden „erstmal gute, dann 2 weniger gute und am Schluss wieder richtig gute“ Songs gespielt. FABER mag den Dialog mit dem Publikum, stellt seine Mitspieler gern mal aus Jux mit wechselnden falschen Namen vor, kann auch ganz alleine Akustik-Sets spielen und muss vor allem wahnsinnig viele Zugaben geben. Die Begeisterung reißt nicht ab, mich hat der Abend auch erstaunlich mitgerissen, Hut ab, das hatte ich gar nicht so erwartet. Und gerade als jeder dachte, der Abend sei nun definitiv vorbei, schleicht sich die Band an der Seite nochmal im Dunkeln durchs Publikum und zwingt uns, alle in die Knie zu gehen. Sie stellen sich mit Klampfe, Posaune etc Rücken an Rücken in der Mitte des Raumes auf und fangen an, ohne Mikro den Partisanensong „Bella Ciao“ mit uns zusammen anzustimmen. Da FABER italienische Wurzeln hat, sind auch die Strophen für ihn kein Problem, für die meisten Fans allerdings schon, dafür ist der Mitgrölfaktor im Refrain umso extremer. Großes Kino. Und aufrichtige Verbundenheit macht sich breit, die die Leute selig in den noch sehr warmen Großstadtabend entlässt...

✔︎ Helpful Review?
Noch ein Grund am letzten März-WE (und nach meinem runden Geburtstag) in Berlin zu weilen, waren die Stonerrocker SPIDERGAWD aus Norwegen, an einem Samstag sollte der Abschluss der Europatour zusammen mit Vorband THULSA DOOM (NORWAY) dort den ultimativen Abriss besiegeln. Meine Lieblings-Besucherin aus Hannover begleitete mich, es ging wie schon vor 2 Tagen ins Musik & Frieden, gleich um die Ecke des Hotels, nachdem wir uns am Wasser in der Sonne eine Pulle Sekt hinter die Binde gegossen hatten.

Die Vorgruppe startet früh, bereits vor 19:30, als der Laden noch einige Lücken aufweist, aber die Jungs geben gleich alles. Ein optisch merkwürdig zusammengewürfelter Haufen an Möchtegern-Cowboys, Altrockern und Witzklischees gibt bei THULSA DOOM auf der Bühne alles, was sie an Sludge-, Sleeze- Rock und Stoner- Blues’n’Boogie Zeugs so aus der Schublade zaubern können. Gar nicht mal so gut. Harriet hält es nicht so lange wie mich auf dem Beobachtungsposten an der Wand, aber ich habe halswehtechnisch heute keinen Bock auf ne Zigarette und beobachte weiter das Treiben. Der glatzköpfige Drummer (der mir irgendwoher bekannt vorkommt) sitzt VOR der Bühne, unten, eingezäunt in Metallabsperrungen – ok, bei SPIDERGAWD wird das Schlagzeug auch immer mittig nach vorne platziert, daher mache ich mir keine großen Gedanken. Besonders der kleine Sänger mit herausgewachsener Fönfrisur und Profilneurose hat allerdings echt Hummeln im Hintern. Und er wird anscheinend gern fotografiert, denn ein Profifotograf wieselt permanent an den Absperrungen herum, über die der Sänger auch gleich erstmal drüberklettert (inclusive Mikroständer!), gar nicht so einfach, um – nie um Ansagen & Witze verlegen – auf den Tresen am anderen Ende des Saals zu steigen & von dort ein Lied zu schmettern. Am liebsten würde er sich sicher von den Leuten zurück auf die Bühne tragen lassen, das klappt aber noch nicht so wirklich (es ist immer noch nicht voll genug, und wir auch nicht). Er wird es definitiv am Ende des Abends sein, denn er betont mehrmals (!) dass sie nach dem Gig definitiv an der Bar zu finden sein werden „for a drink with YOU, and this is NOT AN OPTION – this is MANDATORY!!“ So! Naja, gut. Nee, du, lass mal. Irgendwie...

Noch habe ich Hoffnungen, dass uns bei SPIDERGAWD Besseres erwartet. Musikalisch tut es das auch – a propos „tut“: ja, ihr Altsaxophon haben sie natürlich wieder dabei. Eine der wenigen Bands überhaupt, bei denen ich ein Blasinstrument gern ertrage, denn dieses wird bei ihnen eher wie eine tief gestimmte Gitarre eingesetzt und quietscht nicht so über alles drüber. Mehrere Bandmitglieder singen abwechselnd, der eine von ihnen sieht nicht mehr ganz so extrem aus wie Josh Homme, dafür gibt es auch hier sehr unterschiedliche Typen und einen sehr quirligen Drummer, der ständig beim Spielen aufsteht und am Ende des Abends immer irgendwo am Bein verletzt ist. Sie geben alles. Leider tut dies auch das Soundsystem. Es ist so unerträglich laut, dass alles zu einem Brei verschwimmt und körperlich weh tut! Zum Glück habe ich Ohrstöpsel, aber die muss ich auch so extrem tief ins Ohr drücken, dass der Brei auch noch ziemlich dumpf wird und irgendwie überhaupt keinen Spaß mehr macht. Wir wechseln mehrfach alle Positionen im Raum „vielleicht ist es hinten besser“/“vielleicht ist es ganz vorne besser“, aber vorne neben dem Schlagzeuger hört man erst recht nix mehr, schon gar nicht vom Gesang. Alles komplett undifferenziert und viel zu laut. Bei den YOUNG GODS zwei Tage vorher an gleicher Stelle war es 1000x besser! Schade, das habe ich auch bei SPIDERGAWD schon um ein mehrfaches besser erlebt (letztes Mal im Nachtleben FFM zB trotz hoher Lautstärke). Das alles hat uns hier leider ziemlich die Suppe verhagelt und wir bleiben lieber hinten, wo es nicht ganz so schmerzt, aber von wo wir dann auch nichts mehr sehen können. Mein Lieblingslied „Is this love?“ nehme ich trotzdem als vorletzten Song noch wahr, das ist eine kleine Versöhnung. Während der Bandleader auf der Bühne zum Handy greift, um uns mitzuteilen „Oh, my wife is now ALMOST entering Berlin, I think she’s near...“ Wird sie’s noch zum Gig schaffen? Wohl kaum. Aber abholen kann sie ihn ja. Ist schließlich Tour-Ende und ein paar Saufköppe aus der Vorband wollen bestimmt auch mit nach Norwegen zurückfahren ;-)

✔︎ Helpful Review?
Eine Samstagabend-Show der besonderen Art erwartet uns im knackevollen Feinstaub. Vielleicht hat das aufreizende Bandplakat der sexy Nonne auf dem Motorrad ein paar mehr Leute hinter dem Ofen hervorgelockt? Man muss zwar relativ lang bis zum Start warten, aber am Ende ist eine volle Stunde mit dem “Voodoo Rhythm Blasphemic Trash Rock’n’Roll Duo” dann doch ausreichend, um sich mit aufgeklappter Kinnlade und einem Grinsen im Gesicht die Zeit bei einem hochprozentigen Getränk zu vertreiben. Das musikalische Paar aus Neapel dürfte in seiner Heimat vielleicht ein paar mehr Probleme bei Auftritten bekommen, wenn man das Bild der Bassdrum genauer betrachtet und mit Sätzen wie “Satan bless you” kokettiert, aber sie ziehen ihr Klischee eiskalt durch. Die Frau am Schlagzeug erscheint im Nonnenschleier & mit Sonnenbrille, zerrissenen Netzstrümpfen und knallrotem Lippenstift sowie Lack-Overknees und mit einem überdimensionalem schwarzen Gummidildo in der Hand, den sie erstmal demonstrativ auf ihre Bassdrum schnallt. Ihr Partner an der Gitarre mimt den Derwisch am Mikro. Die Musik ist überwiegend lauter schneller Trash-Beat, der auf die Dauer etwas gleichförmig wirkt, aber das machen sie halt durch ein paar Showelemente wieder wett. Sie greift sich mal lustvoll zwischen die Beine oder leckt am Gummiknüppel, er springt auf den Tresen und spielt von dort, schüttelt die gegelten Haarsträhnen, stellt sich zum Singen hinter die Bar (während die Gäste mit seinem Gitarrenkabel kämpfen), versucht die Amps ein wenig umzureißen und schmeisst sich am Ende auch mal auf den Boden, während sie sich auf sein Gesicht hockt. Um Punkt 22:00 ist der teuflische Spuk dann vorbei. In einer kleinen Kneipe ist so eine kleine böse Show durchaus witzig mitzuerleben, auf der großen Bühne könnte man sich das eher nicht so unbedingt vorstellen. Auch die Musik allein macht den Bock nicht fett (auf Platte bräuchte ich das jetzt nicht unbedingt ständing hören), aber wenn die Optik stimmt, verzeiht man vieles. Spaßige Aktion für kleines Geld im Dirty Rock’n’Roll Universum!

✔︎ Helpful Review?
In Hamburg ist die Hölle los. REM haben gerade ersten weltweiten Major-Erfolg mit ihrer „Green“ Scheibe und die Leute (meist Amis) auf der Reeperbahn laufen sogar den Autos hinterher, um nicht nach Freiern, sondern nach Konzertkarten zu fragen. Keine Chance, restlos ausverkauft! Wir sind dafür schließlich 100 Kilometer gefahren, verzichten auf 200 DM Belohnung der anbiedernden Amifans und freuen uns auf ein lang erwartetes Konzert, das aus Krankheitsgründen (Bill Berry) von Mitte Mai auf Ende Juni verlegt worden war. Damals galt noch das per Kugelschreiber korrigierte Datum auf dem Ticket. Als Support spielen schließlich auch noch die GO-BETWEENS auf ihrer letzten Tour vor der plötzlichen Auflösung. Ich kannte damals von ihnen nur meinen Namensvetter-Kult-Hit „Karen“. Der Rest des Abends ist Legende - aus persönlichen Gründen ;-) Ich entschuldige mich im Nachhinein für die spontanen Unannehmlichkeiten der umstehenden Pärchenhasser im Publikum. Je ne regrette rien.
Set: Finest Worksong / Exhuming McCarthy / Pop Song 89 / Turn You Inside-Out / Cuyahoga / Disturbance At The Heron House / Orange Crush / Feeling Gravitys Pull / King Of Birds / Sitting Still / World Leader Pretend / Begin The Begin / Rotary Ten / I Believe / It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine) / Get Up 
Zugabe 1: Stand / Belong / Life And How To Live It / You Are The Everything 
Zugabe 2: Ghost Rider / These Days / Perfect Circle / Dark Globe / After Hours

✔︎ Helpful Review?
Es war das letzte PORCUPINE TREE Konzert der Tour, vielleicht das letzte ever. Sie wollen sich die Tür offen lassen, «no pressure, no contracts, no more of the same over and over». Das Wort «Prog» mögen sie eigentlich auch nicht, weil es zu altertümlich wirkt. STEVEN WILSONs unzähligen Solowerken war es schon seit einiger Zeit anzumerken, dass die elektrischen Sprenkel immer mehr Einzug nahmen und gerade deswegen haben so viele Fans der lauteren Gitarrentöne immer wieder eine Reunion von PORCUPINE TREE herbeigesehnt. Die Band ist eben für viele eine Herzensangelegenheit.

Mittags konnte man schon den Soundcheck hören – Bassist Nate Navarro musste nämlich aus familiären Gründen die Tour abbrechen und wurde vom Band dazugemischt, da musste natürlich alles stimmen. Doch prompt zu Beginn der Show weinte der Himmel nun doch ein wenig. Steven Wilson fand das jedoch passend zum traurigen Anlass und zum Glück brach die meiste Zeit der Himmel wieder auf. Eine ältere Frau mit weißen Haaren neben mir lag die meiste Zeit langgestreckt und unbeeindruckt auf dem nassen Rasen! Die wollte alles fühlen. Wir hatten uns «Front of stage»-Tickets gegönnt, eine weise Entscheidung, alles war sehr friedlich und überschaubar dort. Nur die Security-Leute hatten einiges zu tun, um die Leute davon abzuhalten, ihr Handy zu zücken, denn es galt absolutes Fotoverbot.

Steven Wilson war extrem gut drauf, wie immer barfuß, ziemlich gesprächig & ironisch witzig. Er nahm zwischendurch die Leute unter die Lupe, die verschiedenste PORCUPINE TREE Shirts aus allen Epochen trugen und sprach auch einen Kuttenträger in der 1. Reihe auf seine vielseitigen Musikerlebnisse an, die er so mit sich trug, die Kamera hielt drauf, der grinste nur hinter seiner Pommesgabel und warf einen Kuss in die Runde. Es wurde auch gefragt, ob irgendjemand bei dem anfänglichen Konzert damals in München war, zu dem nur 30 Leute kamen, nun, heute waren es ein paar tausend. Auch die aktuellste Scheibe der Band («Closure/Continuation», wie bezeichnend!) hat richtig gute Stücke vorzuweisen, von denen viele in der Setlist landeten. Insgesamt eine großartige Mischung aus lauten, hypnotischen und leiseren Passagen, vom brachial-epischen «Anesthetize» mit über 15 Minuten (über das ich mich extrem gefreut habe, weil es DAS Stück war, mit dem ich die Band damals kennenlernte) bishin zu Stücken mit Akustik-Gitarre oder Piano war alles dabei. Und alle haben dann doch verbotenerweise am Schluß bei «Collapse the light into earth» ihre Handy-Lichter als «Feuerzeug-Meer» angeschaltet. Die Ordner waren überfordert und mussten selbst grinsen ;-)
In der Mitte des Sets gab es eine eine Pause von 20 Minuten (was ich ungewöhnlich für ein Open Air Konzert fand). Leider fing es genau da an zu schütten wie nichts Gutes, so dass auch zwischenzeitlich die Kamera/Leinwand ausfiel und alle Monitorboxen etc weiter nach hinten unters Dach gezogen werden mussten, damit nicht alles nass pladderte. Ich hätte nur noch drauf gewartet, dass Wilson auf dem rutschigen Boden barfuß plötzlich hinklatscht. Ist aber alles gut gegangen.
Die Leute wirkten extrem textsicher, wurden aufgefordert, bei «Sound of Muzak» mitzusingen, und sie fanden auch den richtigen Einsatz bei «Trains», in dem es ganz am Ende ein einstimmig mitgesungenes (I’m dying of love…) «IT’S OK.» mit Gänsehauteffekt gab. Angekündigt wurde das Lied als «our song that comes closest to a kind of hit-single, this is «Sweet home Alabama»…. haha…».
Insgesamt war alles absolut großartig & überwältigend, zweieinhalb Stunden, die man so schnell nicht vergessen wird. Es sind garantiert im gesamten Publikum so einige Tränen vor Rührung geflossen und man hörte desöfteren ein «I love you!!» in die Stille hinein. Der einzige Wermutstropfen für mich war, dass ich so weit an der Seite stand, dass ich die Lichtinstallationen am Bühnenhintergrund kaum gesehen hab, aber einen Tod muss man halt sterben. Und auf der ewigen Liste der letzten Wünsche standen PORCUPINE TREE sowieso, das reicht auch als reiner Audio-Genuss. Basta.

Zurück an der open-end-Hotel-Bar gab es dann noch 1-2 gemütliche überteuerte Bierchen mit 4-5 anderen Musiknerds, die ebenfalls auf dem Konzert gewesen waren und aus allen Richtungen der Republik angereist waren. Auch wenn der Bar-Mann lieber Techno hörte statt Gitarre und uns gleich beim reinkommen anblökte mit «wir haben heute nur alkoholfreie Getränkeee!!» – wir erfuhren dann schnell lachend von den anderen «der ist immer so». Wusst ich’s doch – Scherzkeks. Er hat dann sogar noch ein neues Bierfass angestochen. Den Ohrwurm vom «Anesthetize» Refrain bekam ich 3 Tage lang nicht mehr weg.

Blackest eyes
Harridan
Of the new day
Mellotron scratch
Open car
Dignity
The sound of muzak
Last chance to evacuate planet earth before it is recycled
Chimera’s wreck
Herd culling
Anesthetize
I drive the hearse
Sleep together
Collapse the light into earth
Halo
Trains

✔︎ Helpful Review?
Es sollte wie eine Art „letzte best-of Tour“ verstanden werden, die Sound & Vision Aktion, bei dem man sich über Radiosender und über eine Hotline in mehreren Ländern die persönlichen Lieblingslieder von Bowie wünschen durfte, um so seine aktuelle Setlist zusammenzustellen. Im Radio spielte man am Konzerttag die Nr. 1 und eine best-of-Box gab es dazu als Neuveröffentlichung. Bowie Superstar war der großen Show etwas müde geworden und setzte nun ganz auf die Qualität seiner Musik, ohne viel Brimborium – ein letztes Mal mit alten Hits, bevor er sich „verändern“ wollte. Tin Machine war ebenfalls schon gegründet. Schicke Konzertkarten mit Hologrammdruck gab’s auch. Allerdings lag ich leider etwas im Delirium, weil gerade eine fiebrige Grippe in mir wütete und mein Gedächtnis zum Schmelzen brachte. Trotzdem biss ich die Zähne zusammen, schließlich hatte ich Geld dafür bezahlt und die Gelegenheit meinen Helden zu sehen war selten genug. Wir ergatterten sogar Plätze recht weit vorne, was den Eindruck immer gut verstärkt. Mir kam auch alles viel kleiner vor, gar nicht wie die große Sporthalle. Er hatte gute Musiker im Gepäck (Adrian Belew!!) und war wie immer brilliant – diesmal ohne große Show drum herum, die ablenken könnte. Pure quality.

✔︎ Helpful Review?
Live Music:
Hodja @ Feinstaub (2019)
Review by Caren.
Ein ganz besonderes Konzert ist mal wieder mitten in der Woche im Feinstaub. Angekündigt wird Musik zwischen John Spencer, Gospel und den Black Keys, dabei ist das Trio HODJA noch so viel mehr. Ein Konglomerat aus New York & Kopenhagen, Tom Waits meets Screaming Jay Hawkins, eigentlich wachsen in dem ‚angry black man from New York City’ alle Musikrichtungen, die man sich nur vorstellen kann – er singt über Dämonen & Verzweiflung, streut HipHop- und Punkelemente, über Soul, Americana bis Bluesrock – hier ist alles vertreten – und zwar mit einer Mimik, die alles ernst meint, jedenfalls beim Sänger mit tiefer Nackenfurche à la Marcellus Wallace, mit oder ohne dunkler Sonnenbrille, Rasseln & Schellenkranz sowie ausladenden Gesten im komplett vernebelten Feinstaub, das heute seinem Namen alle Ehre macht *hust, wedel. Im Kontrast dazu: Schlagzeuger F.W. Smolls mit Locken, Ansatzglatze & Vollbart, eher der Amish-Folk-Guy mit starrendem oder erstaunten Blick und dem Schalk im Nacken, der auch gern viele lustige Seitenhiebe aufs Publikum loslässt (bzw auf die wartende DJane hinter ihm, die ständig auf ihr Handy glotzt und gar nicht weiß, „wie hässlich das wirkt“), und an dem im wahrsten Sinne des Wortes ein Comedian verloren gegangen ist. Für mich der heimliche Star des Abends. Großes Kino, mit ganz viel Grinsen im vollen Laden. Heute fließt Whiskey-Cola in Strömen, auf und vor der Bühne, da wird auch gern mal persönlich geteilt, sobald die Nebelschwaden sich zwischendurch lichten und man wieder was sehen kann. Gegroovt wird recht ordentlich und die Band ist sehr dankbar an einem Mittwoch. Als der Gitarrist (ein eklektizistisches Tattoogebilde mit langem Haar und Basecap) aus Versehen eine Saite austauschen muss, gibt es den nächsten Schlagabtausch und der Drummer springt via Mitsingsong auf Robben Ford’s Klassiker „(Buy you a) Chevrolet“, nachdem 2 Songs vorher noch „Mercedes Benz“ angerissen wurde. Dazu schwenkt auch schon mal die Szenerie in einen funky Blues, um gleich danach wieder mit allen Beteiligten in ekstatisches Moshen überzugehen. Der Sänger mit der rauhen Stimme verlangt nach Wasser sowie nach einem weiteren Cola-Whisky. Die Wege zwischen Tresen und Bühne sind ja nicht weit, die Scheiben im Feinstaub sind beschlagen (und mit lauter Herzchen bemalt), die Handtücher haben einiges aufzusaugen... Ein erster Schlusspunkt nach über einer Stunde wird natürlich mit Zugabe-Rufen quittiert, wir haben doch noch fast 20 Minuten bis zur Bettruhe! Ok, 2 weitere Songs werden abgesprochen. Die Leute haben noch Bock, irgendwie ist heute mal wieder Klassentreffen, man sieht viele alte Bekannte. Als dann definitiv das Ende naht, greift sich der Drummer das Mikro am vorderen Bühnenrand, verlangt nach „just one sip of water, before I continue“ und leert die gereichte Flasche in einem Zug komplett aus. Dann beginnt seine Show mit dem Merchmaterial, da ja so ein kleiner Konzertraum nie genug Gage abwirft, aber man kann ihm einfach nicht böse sein. Demonstrativ öffnet er seinen Koffer, seine Geldbox und klemmt sich sämtliche HODJA-Scheiben unter den Arm, faltet die letzten 2 T-Shirts auseinander (sorry, only 2 women-L left“), wobei das Gebrauchtere heute für 20€ weggeht und das „Schönere“ schon für 15 zu haben ist – ah ja *g. Der Clou - als er demonstriert, was passiert, wenn sich seine Geldbox öffnet & schließt: – er switcht von perfektem English blitzschnell in perfektes Deutsch und zurück – allein seine Rechenbeispiele sind die Show wert (es gibt Zwischenrufe wie „best Merchguy eveeer!“) und die Leute kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus. „Hier, diese Scheibe haben wir heute rauf und runter gespielt, die müsst ihr einfach als Andenken haben!“ – in gelbem Vinyl bekomme ich sie sogar aus Pleitegründen 5 € billiger und mein Versprechen „ich geh gleich noch Geld holen“ wird mit einem augenzwinkernden „fühl dich nicht verpflichtet“ abgewunken. Wenn ich erraten hätte aus welcher Stadt der ursprünglich kommt, hätte ich sie sogar umsonst bekommen (ein „Süd-Schleswig!“ vom Tresen lässt er nicht gelten). Der Kerl heißt nämlich eigentlich Matthias Klein, ist Deutscher und wohnt mittlerweile in Christiania/Kopenhagen Dänemark, aber man hätte ihn zu 100% für einen verschmitzten Ami gehalten. Einfach nette Jungs, die noch länger mit uns im Raucherraum abhängen und generell war das mal wieder einer dieser besonderen offenen Abende, an denen irgendwie alles passieren kann... Top. Danke für’s Organisieren!

✔︎ Helpful Review?
Live Music:
Crobot @ Zoom Club (2016)
Review by Caren.
Alter Schwede! Was war das denn für ein Wirbelsturm? Nichtsahnend geht man spontan zum Konzert zweier mir bis dato unbekannter Bands und man geht mit nem Dauergrinsen und der Gewissheit wieder raus, den richtigen Riecher gehabt zu haben und diesen Abend nicht wieder missen zu wollen!

Hier tobt der Spirit der 70er, nenn es Retro-Rock, nenn es Stoner-Blues mit Hardrock-Elementen, auf jeden Fall kommt die US-Vorgruppe CROBOT auch noch mit einem Arsch voller Funk daher! Es stampft, es rollt, es kocht über, die langen Haare fliegen. Beim Sänger mit der Jeansweste und Mutti’s Blümchenbluse ist schon ab der ersten Sekunde des ersten Songs Schleudertrauma-Alarm mit Groooove, Baby! Die können Party – und haben ständig den Schalk im Nacken, der bärtige Schlagzeuger trägt ein Einhorn-Shirt mit Regenbogen und der Bassist eins von Taylor Swift (und sieht selber so aus wie ein Mix zwischen Wolfmother & Salvatore Dali, mit seinem Jazzbass unter den Achseln, aber den Oberkörper zu 80% immer in Bodennähe gebeugt und mächtig in Action). Der Gitarrist kriegt den Preis für’s peinlichste Outfit: ein „Simply the best“-Tina-Turner Shirt und eine cherryrote Gitarre, die er versucht hat mit schwarzer Farbe auf alt zu trimmen hahaha. Er klettert auch gern aufs Schlagzeug, um ein paar Sprünge aufs Parkett zu legen. Sänger Brandon kann desöfteren mal dämonisch gucken, spielt kleine Machtspielchen mit seinem Mikroständer, den er mit seinen Händen „beschwört“. CROBOT haben eine volle Stunde Spielzeit und bauen viel neues Material ein, eine neue LP soll im September kommen. Dann kommen sie nochmal wieder. Wir auf jeden Fall auch. Eine absolut phantastische Liveband! Als der letzte Ton erklingt, geht der Applaus ab der ersten Sekunde in geschlossenes „Zugabe!“-Gebrüll über. Sowas hab ich selten erlebt. Frankfurt hat Bock zu rocken, da ist man schon ein bißchen stolz auf die „üblichen Verdächtigen der Gemeinde“, es werden immer mehr. Wie uns Sänger Brandon nach der Show bestätigt, hat auch er das nicht erwartet, heute ist der 1. Tag der zweiwöchigen Tour (sie spielen sogar aufm "Hellfest"), und er freut sich tierisch über so viel Begeisterung, in einem so kleinen Club und das mitten in der Woche, während einer Fußball-EM! (Ich warne ihn lieber vor morgen, da ein D-Spiel ist). Mit viel Spaß post die Band mit allen, die Fotos machen wollen, drücken uns und fragen nach unseren Namen. American sweethearts.

Ich weiß nicht, wer ihnen das übersetzt hat, aber auf dem Merchtisch steht ein kleiner Spendenkarton mit den Worten „Rudelbumsen € bitte - danke €“, *lol* als tatsächlich jemand was reinwirft, schmeißen sie sich weg vor Lachen.

Kurze Pause auf dem überfüllten Raucher-Balkon, und schon geht’s weiter mit MONSTER TRUCK aus Kanada. Ebenfalls mit ganz viel Seventies-Attitüde, Jeanswesten mit Aufnähern, lange Locken, psychedelic Typo und Sprüche wie „Don’t fuck with the truck“ auf den Fanshirts (das passt jetzt aber nicht zur Spendenbox *g*). Am Schlagzeug sitzt offenbar „Cool Steve“, wie riesengroß auf seiner Bassdrum prangt. Im Publikum könnten einige Mädels aus nem Film mit den Runaways stammen. Musikalisch hat MONSTER TRUCK etwas mehr Blueswurzeln, einen Orgelspieler, weniger bunte Klamotten, einen Bassplayer mit Leadvocals, einen quirligen Gitarristen mit nacktem Oberkörper & Prinz-von-St.Pauli-Bart, etwas mehr digge Eier und etwas längere psychedelic Bluesparts zur Mitte des Gigs. Dafür fliegen die Haare umso mehr bei den bekannteren Abgeh-Songs, die viele vom ersten Ton an bejubeln oder geschlossen die Melodien mitsingt. Am krassesten ist die gute Laune & der Zusammenhalt der Fans zu spüren, als nach dem 2. Song der PA-Stromkreis komplett ausfällt – Alptraum für die Musiker, ratlose Gesichter, trotzdem dankbares Gegrinse, weil der Publikums-Chor ununterbrochen ihren Song weitersingt, und das fast 10 Minuten lang, während neue Kabel verlegt werden! Das haben sie auch noch nicht erlebt, wie sie am Ende der Show sagen, und wenn, dann soll das bitteschön immer nur hier passieren, denn „you are good people. Really. This was fucking awesome.“ Ab da gibt es eh kein Halten mehr. Im Zoom ist die Deckenhöhe unwesentlich höher als bei mir zuhause, aber mehrere Stagediver machen trotzdem die Runde. Mitten in einem Song entern 4 Jungs die Bühne, setzen sich zwischen Schlagzeug und verdutztem Sänger der Reihe nach auf den Boden und bilden ein pantomimisches „Ruderboot“ für ein paar Takte – haha, das kannte ich auch noch nicht. Ein absolut denkwürdiger Abend, für alle Beteiligten. Helgaaaaaa! Hol uns ab! Der riesige Bandbus steht auch schon vor der Tür und hat ein sehr passendes Nummernschild: „GO 51 EEP“ – I’m sure they will „go sleep“ very well with the rest of the Rudelbumsen-Box. Rock’n’Roll.

Kleines Update: Crobot-Drummer Paul hat sich an dem Abend so sehr in eine meiner Bekannten verliebt, dass er mittlerweile in FFM wohnt, geheiratet hat und auch schon Nachwuchs da ist. Man wird sich noch desöfteren wiedertreffen. :-)

✔︎ Helpful Review?
Kiel hat Sexappeal, das Konzert in Hamburg ist seit Monaten ausverkauft, es soll für SMOKE BLOW ein ultimativer Abschluss sein. Sänger Jack Letten alias Eric Cohen will nun auf der solo-Erfolgswelle weiterreiten, die ihn momentan in ungeahnte Höhen schwappt. Und ich nehme 5 Stunden Zugfahrt in Kauf, nur um die Vorgruppe zu sehen ;-) aber es lohnt sich. 

Beim Knochenmann klappert’s im Gebälk, eine selten geile Scheibe 2015 lässt eine Tour folgen, mehr Stoner, mehr Doom, mehr Haareschütteln, mehr laut/leise-Abwechslung in der Musik und 2016 folgt schon die nächste Scheibe, wahrscheinlich wieder in farblich extrem limitierter Sonderauflage. Ich stehe in der 1. Reihe und hab selten so viel gemosht auf einem Konzert. Kompliment. Großes Kino mit Kaputzenmann, buntem Design, schräger Gitarre und 3 dankbaren Akteuren, auch als ich mir das persönliche Lob am BONE MAN Merchstand nicht verkneifen kann und noch ein „Go Kiel yourself“-Shirt für kleines Geld in meinen Reisekoffer einsacke. A good crowd on a saturday night. Toller Gig!

SMOKE BLOW sehe ich mir danach lieber aus sicherer Entfernung an, zum Stagediven ist die Fabrik prädestiniert und zudem nun brechend voll, da kann man sich lieber auf der Galerie rund um den Saal tummeln und von oben zusehen, wie die Kuh fliegt. Die Bühne ist tief und hat keine Absperrung, daher geht ab der ersten Minute eine Flugshow sondergleichen ab, dazu mit jeder Menge Zeigefinger- und Pommesgabel-in-die-Luft-Recker. Die Band ist arschlaut und mir musikalisch schon lange ein wenig zu prollig/ACDC-lastig, mit 2 shoutenden Leuten am Mikro, die die Meute mit 15 Jahren eigener Musikgeschichte bishin zum „Rebell Yell“ Cover anfeuern. Ich besitze nur die Erstlinge von ca. 1999 (die mittlerweile erschreckenderweise als CD total teuer gehandelt werden), von damals, als ich auch noch in Kiel gewohnt hab. Lang ist’s her. Aber der Abend war ein würdiger und sehr bierseliger Abschluss einer Rocker-Karriere, die eigentlich schon mal vor 3 Jahren ihren Abschied fand. Ich bin dann schnell wieder mit meinem Koffer zum Bahnhof gerollert und nachts noch nach Lübeck gefahren, um in den Weihnachts-Heimaturlaub zu starten. So’n bisschen Ohrenpiepen kann man da ruhig mal mitnehmen. . .

✔︎ Helpful Review?
"Hello, my name is Henry and I play some music for you tonight" - sagt der schmächtige blutjunge Kerl, der ganz allein als Vorgruppe auf der Bühne steht. Dann geht's rund. Henry springt auf all seinen Effektgeräten herum (und er hat verdammt viele), tanzt, fuchtelt, dreht an Drumcomputer-Knöpfen und Rhythmus-Geräten, macht mehrere Loops gleichzeitig, spielt Gitarre, zappelt und schreit ins Mikro, dass man früher in den 70ern gesagt hätte "Gib dem Jungen KEIN Dolomiti mehr, der ist hyperaktiv!!" Man kann sich bildlich vorstellen, wie er seine wahnsinnige Performance im Kinderzimmer übt und Mutti kopfschüttelnd wieder rausgeht und leise die Tür schließt, weil sie das alles nicht versteht. Henry ist geradezu genial in seiner Musikalität. Nicht umsonst hat ihn das Spielen in einer Band nie zufriedengestellt - wie auch, er kann ja eh alles alleine. Gleichzeitig. Hammer-Auftritt, wir sind erstaunt. --- Er wird später auch noch zu einem gemeinsamen Lied mit ASIWYFA auf die Bühne zurückgeholt, die ihn sehr mögen. Außerdem hat auch noch der Tourmanager heute abend Geburtstag und sie möchten, dass wir seine Anwesenheit an so einem Tag genügend würdigen. 
ASIWYFA danach sind absolut großartig. Ein einziges Powerpaket kommt uns entgegen, der Ton schwillt an bis zum Bersten und wieder ab, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Ernsthaft. Eine solche Präzisionsarbeit gibt es selten. Trotz nur weniger Gesangsparts kommt keine Langeweile auf, ich möchte auch die Ohrstöpsel gar nichts vom Klang verdecken lassen. Brilliante Postrock-Band, die sich unglaublich gemausert hat und in der Liga der Mogwai, Long Distance Calling, Sleep Makes Waves, Tides From Nebula & God Is An Astronaut spätestens mit ihrer neuen Scheibe GANZ weit oben angekommen sind oder die anderen sogar überholt haben! Das war großes Kino der Fingerfertigkeit. Die Irländer können wirklich zusammenspielen. Schon das Logo fand ich immer extrem gut (die kleine Spitze, die ein bissssssschen drüber geht). Ohne Zugabe kommen sie auch nicht wieder raus. Das Kesselhaus war gut gefüllt. Das Publikum wird noch weiter wachsen, da bin ich sicher. . .

✔︎ Helpful Review?
Sodele, das letzte Konzert vor der Meno- äh Weihnachtspause. Und da hat der Nikolaus nochmal gaaaaanz weit den Sack aufgemacht in Richtung „Sauf-Rock für Nostalgiker“. Das Publikum aus derselben Kategorie (weitgehend eine Ü-40-Party) schmettert natürlich genüsslich die derben Volksweisen über Bier, Frauen, Sex und regionale Gegebenheiten mit, bis einem die Plattitüden „Krankfurt, Bankfurt, saufensaufensaufen, wichsen, Rock’n’Roll, Schnitzel und Alkohol“ nun doch zwischendurch mal aus den Ohren raushängen... Macht nix. Man gibt sich professionell und kann viel zu gut spielen für eine Punkband. Trotzdem haben alle Spaß, und das will man ja auch unterstützen, man muß eben auch das Niveau ab und zu mal „runter“schrauben können. 
Die Bombs haben eine neue Platte & „Schörts“ am Start (Analog Rebell), verkleiden sich alle paar Lieder mit Kostümen oder Perücken und rocken – übrigens bei extrem gutem Sound, Lob an den Tattoo-Tonmann des Zoom! – was die knarzenden Bühnenbretter halten. Sänger Biebl unterhält die Masse und ist immer für nen lockeren Scherz zu haben. Immer mit dabei: der gefüllte Hessen-Bembel mit der Klobürste, um am Anfang der Show die Zuschauer zu „segnen“. Als Gastauftritt darf Silke (Rocky) mitsingen, damit auch die Herren der Schöpfung ein bisschen was zu glotzen haben und nicht dauernd auf der Raucherterrasse abhängen müssen. Die Fans sind vollzählig erschienen, haben entweder alle schon Urlaub oder grad Weihnachtsfeier gehabt und dürfen daher Donnerstags mal ein Bierchen mehr trinken. Das Zoom ist also gut gefüllt, im wahrsten Sinne. 
Die Strassenjungs wirken anschließend doch ein wenig angeschlagen, die Haare sind gefärbt, mit Ü60 kann man irgendwann die Attitüde doch nicht mehr ganz authentisch rüberbringen, ohne dass der Zuschauer ein wenig mitleidig schmunzeln muss. Sänger Nils versucht aber mit ein paar Arm-Posen seine leicht kümmerliche Haltung zu umspielen. Alle Hits werden rausgeknattert, ohne Rücksicht auf Verluste oder zwischenzeitliche Index-Verbote der eigenen Scheiben. Natürlich darf da auch das ein oder andere Mal das Mikro in die pogende & fäuste-reckende Menge gehalten werden. Auf der Bühne steht zwar ein Kasten Bier, aber der ist nur halb leer geworden (wahrscheinlich von den Bornheim Bombs), bei den Straßenjungs entdecke ich jedenfalls nur Wasserflaschen rund ums Schlagzeug. Mir wirkt das ganze leider mit den Jahren einen Hauch zu sehr wie die Rodgau Monotones oder AC/DC, fehlerlos, lustig und alles nicht schlecht, aber letztendlich doch zu sehr Mainstream für einen Gig, der früher bestimmt mal positiv in die Magengrube treffen konnte.

✔︎ Helpful Review?
Support aus HH: Trümmer (niedlich, 90ies, Hamburger Schule, aber belanglos).
Dinosaur in Urbesetzung, da werden Erinnerungen aus Studentenzeiten wach. Durch Zufall noch eine Karte ergattert (war schon ausverkauft) und erstaunt wie viele Lieder man doch wiedererkennt. Ok, die Jungs sagen nicht viel, aber dafür gibt's ja andere. Man sollte auch darüber hinwegsehen, dass Mascis eigentlich noch nie ein begnadeter Gitarrengott war, der jeden Ton trifft. Aber das Feeling zählt. Erstaunt hatte mich die Tatsache, daß einige Vinyl-Scheiben aus der Zeit bereits horrende Preise erzielen können. Manchmal lohnt sich das sammeln eben doch *g*.

✔︎ Helpful Review?
Was für eine positive Überraschung! Nicht nur dass der Jazzkeller in Hofheim eine prima Location ist, die man ganz easy mit der Bahn erreichen kann, auch die Konzerte dort sind sehr gut ausgesucht und nicht zu teuer. Die Vorgruppe ZEN TRIP mit richtig gutem OldSchool Psychedelic Rock war „extra 240 km aus dem Ruhrpott angereist“ (ja, sie haben es 3x wiederholt), hatte die Schlaghosen und Westen ausgepackt, den Hall aufs Mikro gelegt, die Haare wachsen lassen, die Gitarre im „very used“ look eingespielt und nen Orange-Amp mit leuchtendem Bandlogo ausgestattet. Auf dem Shirt der Hinweiser auf Heavy-Psych. Ja, passt. Ein Effektgerät ließ die Klampfe streckenweise parallel so klingen wie eine Hammond-Orgel, das war witzig. Der Basser mit dem Brusthaartoupé grinst in seinen Bart. Und Bandleader Bernd kann ganz Hendrix-like überm Kopp spielen, oder mit der Bierflasche auf den Saiten, oder kniend am Boden. Die Nebelmaschine stößt alle Nase lang dichte Rauschwaden aus und die Jungs in der 1. Reihe vor der Bühne machen es ihr nach. Es rrrrrriecht so gut. . .
GLASGOW COMA SCALE sind etwas technischer ausgestattet, spielen aber ebenfalls nur zu dritt und machen Postrock im reinsten Sinne. Der Name stammt aus der Krankheits-Bezeichnung einer Bewusstseinsstörung, die Band stammt aus Frankfurt. Bombastische Sounds im Wechsel mit leisen athmosphärischen Tönen stehen denen von GOD IS AN ASTRONAUT oder TIDES FROM NEBULA in nichts nach. Dazu eine schicke Lightshow mit Filmsequenzen oder Abstraktem strahlt mit dem Drummer um die Wette, der auch ab & zu mal ein paar Soundschnipsel aus dem Computer einstreut. Die Leute vor der Bühne kommen extrem in Wallung und der Zuspruch ist großartig. Männer liegen sich in den Armen, machen Ausdruckstanz oder werfen gemeinsam ihre Haare nach vorn. Es wird extrem viel gejohlt und applaudiert. Schon bei der Vorgruppe ZEN TRIP wurde nach Zugaben gerufen (die auch erfolgten), aber die GLASGOW COMA SCALE wird gar nicht wieder von der Bühne gelassen. Da ist es nicht nur der momentanen Karnevalszeit zuzuschreiben, dass die Leute „einer geht noch, einer passt noch rein“ singen. Die Jungs sind einfach sehr sehr gut! Eine kleine Überraschung. Auch für die Band selbst, die gar nicht aus dem Bedanken und Schulterklopfen/Abklatschen wieder rauskommt. Der heutige Tag ist der Auftritt zur Debüt-LP (vorher gab es nur eine EP), die ganz druckfrisch ist und schick in orangenem Vinyl daherkommt. Die Produktion der Scheibe hängt allerdings etwas hinter den Livequalitäten hinterher und klingt mir etwas zu glattgebügelt. Da ist die EP besser gelungen. Live sind GLASGOW COMA SCALE großes Kino! Wenn die nicht bald im Vorprogramm bekannterer Postrockbands wie MOGWAI spielen dürfen, weiß ich auch nicht, da steckt definitiv Potential drin...!

✔︎ Helpful Review?
Die Stimmung war einzigartig (3x für Zugaben rauskommen plus "Regenbogenleicht", Hut ab!), in FFM sowie schon (fast auf den Tag genau) vor 19 Jahren als Vorband der Freaky Fuckin' Weirdoz in Hamburg. Dazwischen immer wieder Selig Gigs sowie Kung Fu, Zinoba,... Es sind nur ein paar Haare gewichen - das Feeling bleibt bestehen. Es hat kein Song gefehlt und Gitarre wird immer noch bis auf dem Boden liegend gespielt *g*. Yeah. Auch die Magma-Lightshow war schön, der Blick war selbst hinten gut, das Gibson zurecht ausverkauft. Rundum klasse. Da braucht man auch keine Vorband, genügend Material gibt's eh ;-)

✔︎ Helpful Review?
„Meine Güte, die GIBT’S noch?“-Bands, Legenden der Musikgeschichte, Teil 237. Wer kann heute schon mit einem sage und schreibe 50-jährigen (!) Bühnenjubiläum aufwarten?? Wohl höchtens noch die Stones. Lange Haare, harte Knochen, aber weiche Finger – manche Musiker sind eben doch ihr Leben lang von der Muse geküsst. So auch die PRETTY THINGS, über die man als 60ies Fan unweigerlich irgendwann in jungen Jahren stolpern musste, denn sie sind jedem ein Begriff, der einen fuzzy psychedelic „Garage“-Sampler oder die „Pin Ups“ LP von David Bowie im Schrank hat, der darauf 2 Lieder gecovert hat. Auch Parallelen zu Led Zeppelin, The Who, Arthur Brown, Mick Jagger, David Gilmour und Hawkwind sind nachzulesen oder werden in schwer verständlichem Brit-Slang auf der Bühne erzählt. Ihre Diskografie reisst zwischen 1965 bis heute nicht ab, wenn auch nicht immer in identischer Besetzung. An diesem Vatertag (der 14. Auftritt dieser Tour) stehen noch 3 original (2 Gründungs-) Mitglieder auf der Bühne, beide Gitarren (Dick Taylor & Frank Holland, ein Meister im Grimassenschneiden) und der Sänger Phil May. Dazu ein jüngerer Schlagzeuger und ein jüngerer Bassist, der sich mit einen derart guten lauten Sound durchsetzen kann und meist sehr schnelle Melodiefolgen spielt, dass man Respekt zollen muss. Auch seine zweite Stimme ist nicht zu verachten, die sehr gut auf Phil May abgestimmt ist, der wiederum ohne Saiteninstrument auskommt, dafür abwechselnd 3 Maracas zusammengetaped hat oder den Schellenkranz spielt. Die Songs reichen von Rhythm&Blues Covern bis zu eigenen Rock&Psychedelic Stücken, mal gibt es einen Blues-Block, der Robert Johnson gewidmet ist („Come on in my kitchen“ geht in „Red House“ über, da keiner aufhören will zu spielen), Dick Taylor entlockt meist der Halbakustischen enorm unterschiedliche Sounds, die richtig echt nach 60ies klingen, kann aber auch auf der rockigeren härteren Klampfe sehr stilecht performen. Mal sitzend, mal stehend. Der Drummer legt ein Solo aufs Parkett, das sich gewaschen hat und erntet wie alle anderen großen Applaus. Weitere Songs: „Hey mama, keep your big mouth shut“, „Honey, I need“, „She says good morning“, S.F. Sorrow is born“, „Can’t judge a book by the cover“, „Mona“, „Rosalyn“ und das großartig schräge „Defecting grey“ mit Walzerpart, das auch ohne Keyboards gut funktioniert. Abschließend kommt natürlich auch „L.S.D.“ zum vollen Einsatz. Außerdem lassen sich die gutgelaunten Herren in den dunklen Anzügen (ok, bereits nach dem 1. Lied des Auftritts flog das erste Sakko in die Ecke) zu weiteren Zugaben überreden. Auf den Verstärker-Topteilen haben sich bereits eine ganze Menge Bierflaschen angehäuft. Rock’n’Roll Lifestyle. 2 Stunden richtig gutes Zeug – das kann man sich immer noch gut anhören. ☺
Vorweg gibt es die lokale Band „Terrible Noises“, um den Batschkapp-Besitzer R. Scheffler, ex-Flatsch&RodgauMonotones-Drummer Niemeyer (der mit seinem Können heraussticht) und eine Bass-Dame der ex-Slags mit groovigen Rhythm&Blues Covern. Auf jeder Betriebsfeier sicherlich gern gehörte Musik, hier passt es ebenfalls ganz gut zum Programm und einige Frankfurter Fans sind sicherlich anwesend. Das Set ist für eine Vorgruppe recht lang, aber es tut keinem weh. Hängengeblieben sind „5 to 1“ von den Doors oder der Link Wray Song „Rumble“ aus Pulp Fiction. Meanwhile at the Batschkapp: vor ausverkauftem Haus spielen zeitgleich Bad Religion – man würde sich gern kurz hinbeamen, um rechtzeitig zu den Pretty Things wieder zurückzusein *g*.

✔︎ Helpful Review?
Live Music:
Mono @ Schlachthof (2018)
Review by Caren.
Ich treffe rechtzeitig ein und draußen beim obligatorischen Vorglüh-Getränk aus dem Bahnhofs-Rossmann den Fotografenkollegen Micha, der mir erzählt, dass er heute sehr pünktlich ins Kesselhaus rein muss, da die Vorgruppe so toll sein soll. Man kann sich ob des neutralen Vornamens nur munkelnderweise drauf einigen, ob uns Männlein oder Weiblein erwartet... es war letzteres. Und die blonde Langhaarschönheit hat einen außergewöhnlichen Soloauftritt mit einem custom made Cello, welches aussieht wie ein stilisiertes Skelett eines Urzeittieres. Auf jeden Fall irgendwas mit Knochen. An diesem Gerät loopt und fidelt und ächzt und trommelt und singt JO QUAIL ganz vorzüglich, indem alles mit diversen Fußmaschinen miteinander und gegeneinander gekoppelt wird. Mal was ganz eigenes, mit Enthusiasmus, Publikumsansprache und wallender Mähne, sie freut sich sehr, dass die Leute ihr so zuhören und darf auch später nochmal mit MONO zusammen etwas spielen.
Dann wird es etwas lauter, härter und futuristischer. A STORM OF LIGHT entern vor großer Videoleinwand die Bühne und ich wundere mich noch, dass sie gleich von einigen so extrem bejubelt werden. Die sind anscheinend wegen dieser Band gekommen und das wundert mich dann später auch überhaupt nicht mehr! Mich zieht es zur Fotopositions-Abwechslung nach ganz vorne auf die andere Seite, da es mal wieder sehr dunkel ist im Kesselhaus. Allein die Muster des Videos zeichnen sich auf dem Gesicht des glatzköpfigen Sängers ab, während es aus dem Publikum Song-Wünsche hagelt und die Matten geschwungen werden. Ich würde die Musik von A STORM OF LIGHT eher im Bereich Metal einordnen, allerdings schlau konstruiert und mit einem sehr düsteren Touch, besonders durch die Stimme. Das ganze hat wirklich Power und kann mich mitreißen, daher beschließe ich eine CD zu kaufen, die den Song, der am meisten gerufen wird, beinhaltet. Als ich den Song in der Woche drauf in mein DJ-Set im Feinstaub integriere, kommt auch gleich jemand zu mir ans Pult und fragt, wer das ist. Wir stellten dann fest, dass wir auf demselben Konzert gewesen sind und er mit einem „siehste, siehste!“ zu seinem Tischkumpanen zurückkehrt. Gute Supportband-Entdeckung! Ich glaube, die haben noch einige Fans mehr dazugewonnen.
Die japanischen MONO sind ein Phänomen des Zusammenspiels - und sie werden immer besser. Vor 10 Jahren habe ich sie zuletzt im Nachtleben FFM gesehen und da war es auch schon so, dass man sich keine Songstrukturen merken konnte, aber sie erzeugen eine sehr spannende Atmosphäre. Manchmal spielen sie so gefühlvoll und leise, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte, aber nur um im nächsten Moment die Leute zu schocken - dann preschen sie in einer ohrenbetäubenden Lautstärke los, dass man das gesamte Publikum aufschrecken und zusammenzucken sieht. Bäm! Und die Band lässt sich dabei nichts anmerken. Sie hocken mit im Gesicht hängenden Haaren fast regungslos auf ihren Plätzen und grinsen wahrscheinlich heimlich in sich hinein. Einzig der Gitarrist geht stellenweise ziemlich ab und schleudert auch mal sein Instrument in die Höhe, was leider wegen der Dunkelheit nicht gut fotografisch abgebildet werden kann. Das Kesselhaus ist mittlerweile richtig voll, da MONO sich live relativ rar gemacht haben in unseren Gefilden. Nun haben sie allerdings eine neue Doppel-LP mitgebracht, die sogar von Steve Albini produziert ist. Brachial und zart zugleich.

✔︎ Helpful Review?
Heute junges Gemüse in strahlender Sonne an der FRITTENBUDE! Das "Folklore im Garten" Nulldreizehn Festival in WI lädt ein zum Tanz und man hat das Gefühl man würde in diesem Moment den Altersdurchschnitt um genau 25 Jahre heben. Besonders im vorderen Bereich der tanzenden Meute steigen dunkelgraue Staubwolken durch hohe Fußaktivität auf. Es wird geraved, gerappt, gehopst und zu Antifa-Aktivitäten animiert was das Zeug hält. Zur optischen Untermalung mußten sich bei der Hitze mehrere Bühnentänzer in großkopfige Tierkostüme quetschen (zusammengehalten durch Klebeband um die viel zu schmale Hüfte), aber der Mix aus Spaß gepaart mit lebensbejahender politischer Überzeugungskraft stimmt. Alle machen mit. Ob Love-Wall oder Ruderboot mit 30 Leuten mitten in der Menge, ob "ich brauche alle Zeigefinger - JETZT!" oder auch mal melancholischere Keyboardklänge, es hat auf jeden Fall sympathischen Unterhaltungswert – auch wenn die Sonne um halb 8 noch gnadenlos runterbretzelt und sich vom aufgewirbelten Staub so viel auf Lunge & Nasenschleimhaut abgelagert hat wie von mindestens 3 Packungen Zigaretten gleichzeitig in 1 Minute. Vom Rand aus lässt es sich dann auch gut zusehen.

Mit dem letzten Ton auf der einen beginnen TURBOSTAAT auf der anderen Bühne gegenüber pünktlich mit hartem Deutschpunk & 'ner Pelzmütze im Sommer. Die Jungs aus Husum sind mitten in einer Monstertournee, sehen relativ unpunkig aus, aber knüppeln & schreien ganz gut los, daß es nichts zu meckern gibt. Lediglich der Druck hätte noch etwas größer sein können, doch vielleicht ist dies ohnehin nicht mehr lange möglich in dem Areal – das Festival steht unter einem schlechten Stern für die Zukunft. Spießige Anwohner erheben seit Wochen Anklage gegen die Betreiber, natürlich geht es wie so oft um die Lautstärke. Es kann also sein, dass wir das letzte "Folklore im Garten" miterlebt haben.

Weiter ging's mit TOCOTRONIC, die ich schon vor genau 20 Jahren (!) in Hamburg zum 1. Mal sah, damals mit nur 1 Single im Gepäck als Vorgruppe von Blumfeld. Zwischenzeitlich hat sich in ihrer Karriere einiges getan - und auch in Sachen Bühnenpräsenz hat Sänger Dirk von Lotzow mindestens 2 Schauspielkurse für klare Aussprache absolviert... Vorbei die Zeiten der genölten "wir kommen um uns zu beschweren"-Attitüde der damaligen Hamburger Schule. Klar können die Tocos mittlerweile keine "wir armen unterdrückten Studenten"-Reden mehr schwingen, aber von ihrem Charme ist leider doch so einiges verlorengegangen. Ich dachte sogar zwischenzeitlich "This boy is NOT Tocotronic", denn Aussagen & Gesang klangen oft so schlagerartig übersteigert, daß ich ernsthaft erschüttert war, doch die Originalbesetzung stimmte noch (und vielleicht stehe ich mit meiner persönlichen Meinung auch allein auf weiter Flur, mag sein). Immerhin gab es mit "Drüben auf dem Hügel" ein altes 90er-Lied, das der gerade verstorbenen Almut Klotz gewidmet wurde (alle Festival-Laser strahlten dabei in den Himmel) und mein persönliches Song-Highlight war das sehr selten gespielte "Ich möchte irgendetwas für dich sein", das mehr von krachigen Gitarren dominiert wurde. Allein dafür sei ihnen gedankt.
Den abschließen Festival-Auftritt des Freitags (Dedemann) schenkten wir uns zugunsten einer kühlen Hopfenkaltschale in der vielleicht letzten schönen lauen Sommernacht des Jahres...

✔︎ Helpful Review?
Bloodlights - was soll das eigentlich sein, Blutlichter? Na jedenfalls zieht der Name „ex-Gluecifer“ in der Ankündigung wohl fast die gesamte RocknRoll-Prominenz ins Feinstaub, was die Kapelle aus Oslo mächtig freut. Es ist pickepacke voll und die Scheiben sind komplett beschlagen. Sänger Captain Poon versucht sich diverse Male mit Ansagen auf deutsch: „gestern waren wir in Osnabrück, daswwar Scheiiise...“ und so wird er nicht überdrüssig zu betonen, wie toll sie die Location und die Leute heute in Frankfurt finden. Daher sollen wir auch nach der Show unbedingt noch bleiben und ein extra Unterstützungs-Bier auf Tamo und den Laden trinken, denn „die sind Beste...!!“ Wo er Recht hat ;-)
High Energy Punk & Roll war angekündigt und wurde auch abgeliefert. Die 4 auf der Bühne schwitzen alles voll und freuen sich irgendwie nen Ast ab. Der Bassist mit seinem Iggy Pop Shirt stößt ein paar Mal an die Lautsprecherbox, ans Mikro oder mich, so eng ist es. „Howie B.“ prangt am Gitarrenverstärker auf der anderen Seite, die mit dem langhaarigen Wikinger. Zusammen mit dem tropfenden schwarzhaarigen ex-Gluecifer-Sänger (und Zweitgitarristen) machen sie ein paar Faxen auf und vor der Bühne mittenmang in der Meute - eine gute Figur machen sie eh dabei. Dafür bekommen sie auch jeder ein frischgezapftes Bier durch die Menge durchgereicht. Den Schlagzeuger sieht man von meinem Platz aus nicht, erst als mir ein durchgesplitterter Drumstick vor die Füße fliegt, weiß ich, da ist ganz schön Wumms im Karton. Die Band spielt meist eigene Sachen, teils älter/teils neu und sie haben ganz schön viele Bandshirts am Start (die Jungs gibt’s doch schon länger als gedacht). Die Länge des Gigs ist absolut richtig, Coversongs wie „New rose“ von The Damned bringen sie perfekt und mit Schmackes rüber. Zugaben sind auch noch drin „we would be stupid if we didn‘t came back, right?“ (- „no, you would be DEAD!!“ *hahaha*), und so wird das letzte Stück tierisch ausgewalzt, es können Soli platziert werden und alle Bandmitglieder werden einzeln vorgestellt. Druck. Begeisterung. Applaus. Um Punkt 22:00 ist Ende Gelände, aber ich muss ja auch noch auflegen. Das Stonerrock-DJ-Team gibt sich die Ehre, noch bis halb drei...
Die Band lässt ihre Instrumente einfach aufgebaut stehen, sie pennen ja eh in der oberen Etage und geben sich ganz skandinavisch dem Alkohol und den Groupies hin. Howie B. kriegt es aber trotzdem noch gebacken, sich überschwänglich für einen gespielten Baby Woodrose Lieblings-Song bei mir zu bedanken, den er ja schon eeeewig nicht mehr gehört hätte... Begleitende Tips über die Qualität von Lorenzo Woodrose‘s Sideprojects inclusive.
Schon nette Jungs, diese Norweger...! (Wenige Wochen später haben sie dann allerdings die Tour abgebrochen, da Howie die Band Hals über Kopf verlassen hat und sie im Regen stehen ließ. Huch... schade.)

✔︎ Helpful Review?
„Ja ja, wir Schweden“... Dänen... nee, DOCH Schweden! Watt schön. Eine kleine niedliche Indie-Queen aus Uppsala als accoustic Support, ganz allein auf weiter Blumenwiese. Schlecht ist die nicht, wenn auch sehr schüchtern. BRITTA PERSSON hat erst ein Demo draußen und durfte mit auf Tour kommen.
KRISTOFER ÅSTRÖM kommt anschließend mit ganzer Band HIDDEN TRUCK und erinnert ein klein wenig an Sixteen Horsepower, ländlich, natürlich, Singer/Songwriter eben. Aber immer vorwurfsvoll, immer zerbrechlich. Sein aktueller Longplayer hat diesen großartig ironischen Hass-Hit „How can you live with yourself?“, der sehr lieblich daherkommt und nur textlich ins Düstere abkippt („...I hope you’ll burn in hell!“), dadurch war er vielleicht auf einem Spex-CD-Sampler (#18) gelandet. Aber er kann auch fetziger. Insgesamt eine schöne Mischung aus Indie & Rock manchmal singt live auch seine Support-Muse im Background mit. In seinem Repertoire gibt es passenderweise ein Lied, das sich „Frankfurt Blues“ nennt. Und in einsamen Hotelzimmern soll angeblich dafür angeblich immer Potential sein...

✔︎ Helpful Review?
Es gibt doch immer wieder echte Perlen auf Konzerten zu entdecken. Dazu gehören eindeutig DREDG, die so perfekt ihr Handwerk beherrschen, dass sie teilweise sogar 2 Instrumente gleichzeitig spielen können! Wozu hat man 2 Hände und 2 Hirnhälften? Man kann doch auch Keyboard mit der Stirn spielen, während man Bass-Seiten auf den Knien zupft UND sich grad eine Tüte ansteckt. Passend dazu: eine sehr klare Stimme, die schöne Melodien über dem Ganzen ausbreitet – natürlich während man Slideguitar (auf einem Tisch liegend) spielt. DREDG mögen Kunst & Literatur im allgemeinen und haben damals gerade ihren Longplayer „The Pariah, the parrot, the delusion“ draußen, der mal wieder Bilderwelten im Hirn freisetzt. Ohnehin würde ihre Musik desöfteren in einen Film passen. Es gibt aber auch sehr Tanzbares und Druckvolles wie „Bug eyes“ oder „Catch without arms“ von der Scheibe davor. Selbst Teile der noch älteren „El cielo“ finden hier Gehör. „Same ol’ road“ mit Shoegaze-Gitarre und Effekten hat einfach viel Atmosphäre. Bei einigen neuen Songs dürfen die Streicher (Cello & Geige) der 1. Vorgruppe JUDGEMENT DAY einsteigen, die den Abend mit APOKALYPTICA-artigen Instrumentalsongs begonnen hatten (wovon wir aber leider durch einen frühen Start einiges verpasst hatten). Das passt wirklich gut zusammen. Vielfalt ist bei den Schwarzträgern DREDG Trumpf, der Drummer baut gegen Ende sogar noch während des Sets sein Equipment ab und ersetzt das ganze durch ein Klavier, um damit das Finale zu bestreiten. Mehr geht einfach nicht.
Meine besondere Entdeckung des Abends liegt aber auch noch auf der 2. Band THE PARLOR MOB, die einen mit Retrorock der Extraklasse wegblasen. Look & Sound wie damals in den 70ern, auch mal mit Bluesklängen und Harp, mal elegisch - dann wieder volle Pulle, keine Coversongs, helle treffsichere Stimme. Es macht Spaß ihnen zuzusehen & zu tanzen. Die Mischung aus Led Zeppelin, Black Crowes und Wolfmother kommt rrrrichtig gut in Fahrt! Warum sind die nicht schon längst größerem Publikum bekannt? Auch ihre Longplayer („And you were a crow“ & „Dogs“) sind durchweg großartig und gehören in jedes Psychedelic-Rocker-Regal (Lieblingslyrics: „I wanna know you the way the flowers know the grave“ / „I woke up sick from my American dream“) Die würde ich gern nochmal wiedersehen und für ne Party engagieren... „when we step out of the shadow & into the sun!!“ BÄM.

✔︎ Helpful Review?
Grey City Giessen here we come. Und es hat sich bereits eingeregnet, also nix mit Goldener Oktober... Das Jugendzentrum „Jokus“ passt definitiv ins Bild, weiße Wände, graue Stahltüren, Neonlicht, Kasse & Merch kommen zu spät, jaja, schnarch. Unter dem Vordach suchen bereits Swan Dive nach was Buntem zu rauchen und smettern ein „boooooring!“ in die Runde. Recht haben sie. Als endlich Einlass ist, kann man aber noch jede Menge Klamotten ergattern (das letzte MoreThanLife-Wolf Shirt!), LPs gibt es leider nicht. 

Die homegrown Band HARM/SHELTER darf beginnen und kann zwar mit 4 verschiedenen T-Shirts (!) sowie einer Menge einheimischer Fans aufwarten, allerdings nicht so wirklich auf unsere Begeisterung hoffen, denn die kleinen Jungs kommen ziemlich poserhaft rüber, besonders der Sänger wirkt eher unangenehm. Seine Kumpels kaspern und treten mal kurz durch den Raum, 2 von ihnen dürfen sogar ins Mikro singen (und können es beide besser als er), aber insgesamt haut mich das nicht vom Hocker. Besonders die gähnende Leere des Raums lässt doch zu wünschen übrig. Und das bei einem Europatour-Abschluss-Konzert! Hätten die Jungs mal lieber im Elfer gespielt, da wäre es für Stagediver & die Atmosphäre kuscheliger gewesen. Auch die Bühne ist hier viel zu sehr in die Breite gezogen. 

Die 2. Band SWAN DIVE besteht zum Teil aus Mitgliedern von MORE THAN LIFE, macht allerdings etwas andere Musik als die Kollegen und hat stilistisch ein wenig mehr Grunge-Elemente zu bieten, auch das Fanshirt ist eine Abwandlung des Nirvana-Nevermind-Logos, aber schlecht sind sie nicht. Dafür kurz. Ganze 4 Lieder krönen die Setlist, ein erneuter verzweifelter Aufruf nach „some weed“ inklusive (ob sie am Ende noch was zu Rauchen bekommen haben, werden wir nie erfahren), mir gefällt’s trotzdem irgendwie.

Als danach DEPARTURES aus Glasgow auf der Bühne stehen ist allerdings endlich wieder geklärt, wo der Hammer hängt und auf welchem Konzert man eigentlich ist. This is Hardcore. Ein optisch harmlos wirkender Sänger schreit sich die Seele aus dem Leib und die Gitarrenarbeit lässt ebenfalls nicht zu wünschen übrig. Infolgedessen geht auch im Publikum ziemlich die Post ab. Es sind mittlerweile ein paar mehr Leute geworden, jedoch ist es für die üblichen Stagedive-Momente immer noch zu luftig im Saal. 

Das ändert sich auch bei der Hauptband MORE THAN LIFE (UK) nicht mehr wirklich, es bildet sich zwar eine große Mitgröhl-Traube am Bühnenrand um den kleinen schmächtigen volltätowierten Sänger mit Wollmütze, dahinter ist aber leider zu viel freier Platz, um von vielen getragen werden zu können, bevor man endgültig auf den Boden prallt. Es gibt zwar einige Versuche auf den jeweiligen Nebenmann zu klettern, aber die meisten Fans beschränken sich doch lieber auf ein paar Pogo-Wellen, bei denen man sich ebenfalls gut auf die Füße springen und den kleinen Zeh brechen kann (ja, ums Gelenk herum sah meiner am nächsten Tag doch eher lila aus & schmerzte). Was solls. Wenigstens konnte man ganz gut fotografieren. Musikalisch gab’s ein volles Programm, auch die neue Single „Do you remember“ (die normalerweise sehr melodisch und eher soft rüberkommt) war live wesentlich druckvoller und kaum wiederzuerkennen. Generell ist die Band von extrem tief- und abgründigen Texten über tragische Liebe geprägt, dass man sich fragt, ob man mit 23 tatsächlich schon so derbe am Abgrund des Lebens stehen kann. Man darf gespannt sein auf die neue Scheibe. Der Sound war im Jokus völlig ok. Nach und nach durfte man auch die vielen Tattoos der Band betrachten, als die Shirts in die Ecke flogen, auch wenn letztendlich doch noch einiges im Verborgenen blieb, wie man von anderen Fotos weiß.... Das Gießener Jungvolk wirkte mal wieder etwas merkwürdig, besonders als am Schluss draußen 2 Bandmitglieder von 2 Mädels bezirzt wurden, die allen Ernstes meinten: „You can come over to my place, we’ll listen to Miley Cirus (or Taylor Swift??) and drink all the booze I have!“. 
Darauf einen Dujardin.

✔︎ Helpful Review?
Oha, hoffentlich hält der Himmel dicht – noch am Nachmittag gab es ein Unwetter. Dabei haben wir doch „Summer in the City“, wo wir dem lustigen Barden der ex-LASSIE SINGERS komplett open air im Palmengarten lauschen wollen. In der Musikmuschel ist ein Wohnzimmer aufgebaut, mit Stehlampe und Tisch, einem breiten Notenständer – und ein festes Dach hat er. Tja, der FUNNY hat’s gut. Da kann er auch gleich ein paar sarkastische Scherze machen, als der Regen doch mal kurz einsetzt „och, das Wetter hält sich ja heute, nä?“. Er berichtet von seiner Fahrt hierher, wo er Vögel auf Autobahnschildern beobachten konnte, die sich mit ausgebreiteten Flügeln im Starkregen badeten. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man eine ‚Schöne Stimme’ hat: „Ich bin nicht mehr jung und brauche das Geld“. Und die Zuschauer bekommen was für selbiges. Alle einen Sitzplatz und Songs bis zum Abwinken, es müssen über 30 sein, gnadenlos bis zum Sendeschluß im Palmengarten. Zwischendurch wird gefragt, was er spielen soll, denn FUNNY macht sich einen live-Plan auf Zuruf. Wir können viel aus seinen Liedern lernen. Wer ein ‚Nuttenauto’ fährt, wer auf dem ‚Nana Mouskuri’ Konzert gesehen wurde, was er machen würde wenn er ganz lange Haare hätte, wer der ‚Sohn vom Ziegenficker’ ist, dass ‚Ein Eimer weiße Farbe’ gern mal etwas anderes wäre und warum das nicht geht, dass ‚Lesbische Schwarze Behinderte’ manchmal ganz schön ätzend sein können, wer auf ‚Posex und Poesie’ steht, wer als Pinguin wiedergeboren wird, der wie Donald Trump aussieht (schon das 2. Lied das ich kenne, welches der ‚Trottellumme’ gewidmet ist), was für ne perverse Sau der ‚Bundesadler’ früher war, bevor er im Parlament aufgehängt wurde, und was eigentlich alles im Leben passiert, nur weil man ‚Schilddrüsenunterfunktion’ hat. Da hängen wir doch einfach mal wieder ein ‚Okapiposter’ auf, holen den ‚Nudelsalat’ raus und schmeissen die ‚Nebelmaschine’ an, denn „muss einfach sein, so dann und wann, keine Gedanken mehr, nur die Nebelmaschine an“! Jawoll ja.
Und so geht es in einem fort. Man fühlt sich trotz nasser Wetterlage (der Regen hält sich tatsächlich sehr zurück!) total heimelig und könnte ihm noch stundenlang grinsend zuhören. Er bringt nicht nur Zoten, sondern manchmal auch Poetisches oder Nachdenkliches, ob mit schrägem Reimschema oder Lesebrille abgelesen. Meist jedoch mit dem gewissen Twist in die Satire-Ecke. Zwischen den Füßen der Zuschauer laufen diverse Enten aus dem Palmengarten-See herum, die sich die Plauze mit herabfallenden Laugenbrezelstückchen vollschlagen. Dann holt FUNNY zur Akustikklampfe auch noch das Dylan’sche Mundharmonika-Gestell raus und bläst uns einen. Entschuldigung. Zum Glück gibt’s ja die ‚Räumliche Distanz’ auch in solchen Wortspielen, harr harr. Und nun geh weg mit deiner ‚Herzscheiße’. Der Unterhaltungsfaktor ist jedenfalls sehr hoch. Das Repertoire scheint unerschöpflich, mir wären noch einige Songs eingefallen, die er statt ‚Schiebt den Wal zurück ins Meer’ zum Abschluss hätte bringen können, zum Beispiel ‚Oma’ (war ein Pornostar) oder ‚Saufen saufen saufen’, was wir dann anschließend auch gleich hätten tun sollen, mit Glühwein in der Badewanne, um etwas aufzuwärmen. Summer in the City – man kann ja nie wissen. Trotzdem ein sehr schöner Abend, hat sich voll gelohnt!

✔︎ Helpful Review?
Mega! Das Konzert mit dem Schlangenturm, aus dem die Feuerzunge schießt – ein Polytechnikum des Rock’n’Roll! Livemomente werden mit Videoclip-Figuren kombiniert, Jagger tanzt mit einer gestrichelten Voodoo-Hexe. Das Konzert im Niedersachsenstadion beginnt mit Buddy Hollys „Not Fade Away programmatisch: Man will nicht verblassen. Die Stones graben diese, ihre dritte Single von 1964 aus, um nach 33 Jahren im Biz zu sagen: Wir sind noch der wildeste und sensationellste Rock-’n’Roll-Haufen des Planeten. Unvergleichlich. Unverzichtbar. Darryl Jones spielt erstmals Bass an Originalbassist Bill Wymans Stelle und kann’s besser. Den Refrain zu „Miss You“ führen die Fans minutenlang fort, Jagger springt endlos auf der Stelle. Ob er noch an Angela Bowie gedacht hat, als er „Äiin-dschäh...“ ins Mikrofon keuchte?

The Tragically Hip hatten anscheinend am selben Abend noch eine Show in der «Niedersachsenhalle»,, ich mag diese Band sehr.

• Not Fade Away
• Tumbling Dice
• You Got Me Rocking
• It's All Over Now
• Live With Me
• Sparks Will Fly
• (I Can't Get No) Satisfaction
• Beast of Burden
• Angie
• Like a Rolling Stone
• Rock and a Hard Place
• Monkey Man
• I Go Wild
• Miss You
• Honky Tonk Women
• Before They Make Me Run
• The Worst
• Sympathy for the Devil
• Street Fighting Man
• Start Me Up
• It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
• Brown Sugar
• Jumpin' Jack Flash

✔︎ Helpful Review?
Wir sind in West-Berlin. Das merkt man nicht nur am runtergerockten S-Bahnhof. Neben uns pinkelt jemand mitten in der Menge der fast 80.000 Leute im Innenraum in eine leere Fantaflasche. Rausgehen ist bei der Menschenmasse nicht drin, man würde nie wieder zurückfinden. Neben uns sorgt eine übelriechende Kotzepfütze für eine vermeintliche Ausweichmöglichkeit, ein „Loch“ in der Menge. Nee, lieber nicht dort hinstellen, es schliddern schon genügend Leute aus Versehen rein. Zumindest das Wetter meint es gut im Juni des Jahres 1 nach Maueröffnung. Die Stimmung geht in eine ähnliche Richtung, das merkt auch Mick Jagger und macht dementsprechende Ansagen, die großen „Wiedervereinigungs“-Anklang finden. Die Stones sind in Spiellaune und streuen extrem viele alte Hits ein. Trotzdem merkt man hier im Publikum den Unterschied zu Hannover schnell, denn es wird gedrängelt was das Zeug hält, man landet immer weiter hinten und man muss andauernd auf heranpreschende euphorische Leute achten, anstatt sich auf die Band zu konzentrieren. Nervig. Die Musik ist trotzdem gut, aber man nimmt nicht so viele Eindrücke mit wie noch 2 Wochen vorher... Die Setlist unterscheidet sich geringfügig, den Knallbonbon am Ende gibt es allerdings auch hier.
• Start Me Up
• Sad Sad Sad
• Harlem Shuffle
• Tumbling Dice
• Miss You
• Almost Hear You Sigh
• Ruby Tuesday
• Angie
• Rock and a Hard Place
• Mixed Emotions
• Honky Tonk Women
• Midnight Rambler
• You Can't Always Get What You Want
• Can't Be Seen
• Happy
• Paint It Black
• 2000 Light Years From Home
• Sympathy for the Devil
• Street Fighting Man
• Gimme Shelter
• It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
• Brown Sugar
• Jumpin' Jack Flash
• (I Can't Get No) Satisfaction

✔︎ Helpful Review?
Live Music:
EA 80 @ AU (2016)
Review by Caren.
Großzügig als „Sonntags Matinee“ angekündigt (da Einlass um 16:00 *g*), merkt man schnell, warum für den Gig fast keine Werbung gemacht werden musste. Um 17:00 steht eine riesen Meute vor verschlossener Tür in der Rödelheimer Au. Zeitgleich ein Fußball-Lokalderby (bei dem es um einiges geht) – aber abends wären bestimmt nochmal doppelt so viele Leute angetanzt. Trotzdem kommen nicht alle rein, der Keller der Au ist gestopft voll, man kann noch nicht mal einen Becher halten oder klatschen (beides erst recht nicht). Stöpsel druff und los geht’s.
Die Band (die es schon seit über 25 Jahren gibt) hat Verspätung, da sie auf dem Weg von Gera nach FFM ihren Schlagzeuger zurücklassen mussten, wie der Sänger erzählt. „100 km vor Frankfurt war die Welt noch in Ordnung. Danach die Liste mit Ersatzschlagzeugern abgeklappert (es sind 22) und wie ist es normalerweise an einem Sonntag? Genau, 21 von 22 Schlagzeugern sind beim Fußball!! Einer ist zuhause, wohnt aber 200 km weit weg! Argh!“ Außerdem stellt der Drummer (der sonst bei KLOTZS spielt) fest, dass er die Lieder gar nicht kann. „Scheiß drauf, das ist halt Punkrock! Wir suchen uns Lieder mit möglichst wenig Tempiwechseln raus und Ihr ratet was das sein soll, während wir ein bißchen rumeiern.“ :-)
Ehrlich gesagt hätte man das gar nicht unbedingt gemerkt, aber Gitarrist und der extrem dürre Bassist grinsen sich beim Spielen desöfteren eins ins Fäustchen. Irgendwann dreht der Sänger sich auch mal zum Schlagzeuger um und schreit ins Mikro „Schnelläääär!!!!!“. Gesagt getan. Geht doch. Der Moshpit im vorderen Bereich kann (ob Goth-Iro oder gar keine Haare) bei den schnelleren Songs mit exzentrischen Schrei-Einlagen vom Sänger nur noch in die Höhe springen. Es gibt aber auch leise (manchmal sehr leise) Töne, die dann wieder mehr Melancholie in die Sache bringen. Das hat in solchen Momenten einiges an düsterem 80er Jahre Wave-Spirit. Insgesamt ein sehr geladener Auftritt, der Sänger dreht mit Gitarre sogar eine Runde durchs verdammt enge Publikum, vorher reißt ihm 2x die Saite (again: „Scheiß drauf, is’ Punkrock! Der Song basiert auf der Saite, die jetzt nicht mehr da ist, aber ey, was solls, da ist jetzt halt ein Loch.“), von daher muss EA80 wohl doch mal ganz neue Saiten aufziehen, geht aber nicht, denn die sind schon gebraucht & etwas verknödelt, dadurch dauert’s ein bißchen. Der andere Gitarrist drängelt sich durch die Meute mit den Worten „lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“ und geht pissen, die Zuschauer Bier holen.
Immer wieder an dem Abend kommen Musikwunsch-Schreie nach „Kleine Welt“ (1990) von weiter hinten. Ob sie es auch gespielt haben, weiß ich nicht, es war ja mein erstes EA80 Konzert. Vielleicht hätte der Song auch zu viele Tempiwechsel gehabt *g*. Der Sänger hat jedenfalls eine sehr angenehme Stimme, ob angestrengt laut oder leise, jemand aus dem Publikum meint später zu mir: der könnte auch Hörspiele sprechen und ich würd’s mir gern anhören. Stimmt.
Irgendwann sind alle durchgeschwitzt und man versucht auf der Bühne sowas ähnliches wie Instrumente-zerlegen mit großen Gesten, dann ist halt einfach finito. Zugaben werden ja eh gleich mit eingebaut. Die Band stapft nach hinten, um den Merchstand zu bestücken und alle sind zufrieden. Cooler Auftritt, nette Leute. Hat Spaß gemacht.
Die Meute geht erst mal raus, eine rauchen. Und Fußball-Ergebnisse nachgucken. Frankfurt hat zum Glück gewonnen.
Zum Fazit noch die beste Gröl-Diskussion des Abends zwischen 2 Liedern (aus der Zuschauermenge), jemand wünscht sich: „Liiiiiiiicht!!!!“ – „Ey, wieso, ist doch hell genug!“ – „Ich mein den SONG 'Licht', du Depp!“ – „Ach, lutsch' mir doch die Rosette!“ – *lol*. Man hat sich lieb in Frankfurt :-)))

✔︎ Helpful Review?
Die 80er Ikonen sind wieder da. Oder eigentlich immer noch. Klar, Peter Hein braucht Geld, aber wer braucht das nicht? Und Fehlfarben haben sich irgendwie auch ihren sozialpolitischen Background bewahrt. Der Sänger malt sich immer noch seine Parolen nebst Blitzen und Symbolen selber aufs Hemd, spuckt auf den Kapitalismus, informiert sich über die jeweils zu bespielende Stadt des Abends und kriegt dabei sogar richtige Töne raus. Selbst der Pyrolator steht weiterhin am Keyboard, irgendwie wirkt die ganze Erscheinung Fehlfarben ziemlich sympathisch und basic. Die neue Vinyl-Single „Platz da!“ im Gepäck, sowie den Longplayer „Xenophonie“, der ganz gut in den Kritiken abschneidet. Grinsen kann man über die Bezeichnung „Hygieneporzellan“ für ein Klo allemal. So tanzt sich der Herr Hein mit nem Gläschen Wein und der mittlerweile ergrauten „Gerade-aus-dem-Bett“ Frisur locker flockig durch die Nacht und die Zuschauer warten nicht nur auf den NDW-Hit „Es geht voran“, sondern kennen auch die anderen Songs. Massiv gefüllt ist der Saal an einem Montagabend allerdings nicht. Macht nix. Platz da!!! :-) Die erworbene Vinyl-Single kommt in schickem Weiß daher.

Schon das Bühnenbild zum Anfang der Show, bevor der Support Act MITTEKILL als Solo-Set auftreten sollte macht Spaß: am vorderen Bühnenrand steht ein mit Maschinen, Kabeln, Mixern, Reglern, Tasteninstrumenten und sonstigem Elektrogedöns prall gefüllter Einkaufswagen (!), den sie wahrscheinlich kurz vorher vom ansässigen Aldi nebenan geliehen haben. Die Vorband besteht aus nur 1 Person, ein etwas unbeholfen pummelig wirkender aber dadurch extrem sympathischer Jungspund aus Berlin haut uns laute Elektrosounds und Sequenzen um die Ohren, dass man nur so mitwippen kann. Dazu deutsche Texte mit hohem Spaßfaktor (wie in „Jtzt wrd gfckt“ oder „Ich will Eure Jobs nicht“), dem könnte man den ganzen Abend zugucken und grinsen. Er spielt mehrhändig, dreht, mixt, loopt, zieht sich Klamotten aus & an, tanzt, greift zwischendurch zur Gitarre und singt – er kann das Publikum geschickt einbinden und aufheizen. Respekt. Für den hohen Unterhaltungsfaktor kaufe ich auch seine LP mit beigelegter Bonustrack CD. So viele Zugabe-Forderungen hat selten eine Vorband bekommen. Charming.

✔︎ Helpful Review?
Epic. . . Loud. . . Punkt.

Mehr kann man eigentlich gar nicht dazu sagen. Muss man auch nicht. Eigentlich.
Diese Band steht für sich. Es fiept noch Stunden nach und sie können sanft wie brachial alles. Konzeptionell schöner Anfang, direkt hinter den Musikern stehen Lampen auf der Bühne, die aussehen wie alte Friseurtrockenhauben und beim ersten Song fangen sie langsam an zu glühen zu den Worten „sunliiight, please fiiind me, the big black dog is out there in the night...“. Passt. Der Drummer hat ein halbtransparentes Schlagzeug in weißem Acryl, später packt der Gitarrist sogar noch die Doppelhalsige aus, der Basser greift zwischendurch gern mal ins Melotron. Die norwegische Breitseite schlägt gnadenlos zu und die Wunde klafft in alle Richtungen. Da ist von Pink Floyd bis Helmet alles dabei, solche Breaks hat man selten gehört (selbst in einem einzigen Lied). Der leicht dissonante Gesang geht manchmal an die Schmerzgrenze bei der Lautstärke, das wird aber gnadenlos weggetanzt, beim Haareschütteln in den harten Parts wird einem schwindelig. Diese Band ist live immer ein absoluter Killer. 3 (!) volle Stunden! Göttlich.
Big Black Dog

Un chien d'espace

Lacuna/Sunrise

The Alchemyst

Pills, Powders + Passion Plays

Running With Scissors

I.M.S.

Spin, Spin, Spin

Flick of the Wrist

Watersound

Junior

Feedtime

Encore: Here Be Monsters (extended vs)

✔︎ Helpful Review?
Zuerst spielten als pünktliche Vorgruppe die in Frankfurt ansässigen PEOPLES TEMPER, die seinerzeit vor einigen Jahren aus der Band FREEZEEBEE hervorgingen. Mit viel Elan und guter Laune wird so ein heimatlicher Gig doch immer gut bejubelt, es gab ein leuchtendes Logo, das an beide Seiten des Schlagzeugs angelehnt werden konnte (mal was anderes als das obligatorische Banner oder die bemalte Bassdrum), die 3 spielten ohne Bassisten härteren Mainstream Rock mit guten Gesangsmelodien, die auch mal etwas derber wurden, wenn der Leadgitarrist einen Song anstimmte. Insgesamt gut abgeliefert, da gab’s gar nichts zu meckern.
Zur Einstimmung auf die Hauptband gab es dann einen ungewöhnlichen „very funky Hip Hop“ Introsong: „We need some money“ von Chuck Brown aus den 80ern, an dessen Titel man bereits den Humor der Band erkennen kann. Nur wenige konnten sich das Grinsen, Grooven und Mitsingen verkneifen.
Im Publikum war erst noch etwas Luft, nun sah man aber das „passende“ Publikum einwandern, die Kostümierung des Tages hieß Vollbart, Hornbrille & Bassball-Cap ODER Vollbart, lange Haare & Karohemd – für die, die CLUTCH noch aus ihrer Phase der 90er Jahre kannten als sie noch in die Schublade Grunge/Stoner-Rock passten. Ihre letzte Scheibe „Earth Rocker“ allerdings stieg letztes Jahr wie ein Phoenix aus der Asche in den Heavy-Powerrock-Olymp, Verweise auf MONSTER MAGNET oder DANKO JONES wurden wach und für manche wurde CLUTCH sicherlich als „Neuentdeckung des Jahres“ gefeiert. Massenweise Lobhudeleien, die durchaus gerechtfertigt waren, unterstützten das schon 1 weiteres Jahr vorher eingeleitete Comeback der Band als Live-Vorgruppe bei VOLBEAT in der Jahrhunderthalle, womit sie durchweg positives Feedback einheimsen konnten. Die klassische 4-er Konstellation (2 davon mit Vollbart, aber ohne was zu lesen auf den Shirts) konnte zwischenzeitlich auch schon für den „Sons Of Anarchy“ Soundtrack ein paar Lieder beisteuern. Das Live-Programm jetzt bestand aus diversen Jahrzehnten ihres Schaffens. Gleich das 2. Lied „Crucial velocity“ kam von der neuen bekanntesten Scheibe und machte ordentlich Druck im Publikum, auch wenn die Stimme live nicht ganz so bedrohlich klang, es ging der Punk ab! Massenpogo und extrem einheitliches Hüpfen (sehr hoch!) erstaunte mich doch etwas. Dementsprechend dann auch der Kommentar des Sängers Neil Fallon: „Man, who are all these people? It’s weiiird! I like it!!“ ☺ Und so ging es auch weiter, Crowddiver blieben erstaunlich lange in der Luft und durften durch den halben Saal segeln, manche wurden sogar zwischenzeitlich auf den Händen der Masse kurz hochgelupft. Leute, die bei anderen auf den Schultern saßen waren keine zierlichen Mädchen, sondern durchaus Kerle in Motörhead-Kutten; es könnte daran gelegen haben, dass dieses Publikum zu 75% aus Männern bestand und damit die muskulöse Hubkraft tendentiell etwas höher lag als sonst. Zwischendurch gab es aber auch mal kurz leisere Töne mit Country-Würze, Akustikklampfe, der Halbakustischen und ner Mundharmonika (es gab ein „Thank you Germany - for the invention of the harmonica“!), die eher wüstentrocken daherkamen und die Bluesrock-Elemente der Band unterstrichen. Die zwischenzeitlich entstandenen Graswolken im Saal hielten sich laaaaange. Insgesamt sah man aber definitiv immer mehr Haare schwingen, der Gitarrensound war zumeist im Stonerrock angesiedelt (viel Wah-Wah), mal kippte das Ganze ins groovige und erinnerte eher an funky Crossover der 90er. Der fast letzte Gig in Deutschland kam auch bei der Band extrem gut an, wir mussten alle für ein Erinnerungs-Foto posieren und eine Rockpalast-Aufzeichnung folgt noch. Heimlicher Hit für mich wurde „The Face“, natürlich wurde auch mehrfach nach dem Titeltrack „Earth Rocker“ verlangt, der dann in die Zugabe verlegt wurde. Etwas mehr als eineinhalb Stunden Spielzeit waren voll ok, der T-Shirt Stand wurde ziemlich geplündert (bei unschlagbaren Preisen von 10 Euro für ein Ladies-Shirt war das auch ein nettes Angebot). Hat sich gelohnt. Da konnte man an diesem Feiertag auch ein Bier mehr trinken... „Uncounted Les Pauls are sainted to the sky, here there was darkness, now only light.“

✔︎ Helpful Review?

Page 4 of 12  :  Newer  :  Older  :   
45worlds website ©2024  :  Homepage  :  Search  :  Sitemap  :  Help Page  :  Privacy  :  Terms  :  Contact  :  Share This Page  :  Like us on Facebook
Vinyl Albums  :  Live Music  :  78 RPM  :  CD Albums  :  CD Singles  :  12" Singles  :  7" Singles  :  Tape Media  :  Classical Music  :  Music Memorabilia  :  Cinema  :  TV Series  :  DVD & Blu-ray  :  Magazines  :  Books  :  Video Games  :  Create Your Own World
Latest  »  Items  :  Comments  :  Price Guide  :  Reviews  :  Ratings  :  Images  :  Lists  :  Videos  :  Tags  :  Collected  :  Wanted  :  Top 50  :  Random
45worlds for music, movies, books etc  :  45cat for 7" singles  :  45spaces for hundreds more worlds