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Caren. - 45worlds - All Comments

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Pink Floyd @ Niedersachsenstadion
Review
Große Ereignisse, große Schatten, große Platte, große Tour. „A momentary lapse of reason“ hatte einige Jahre auf sich warten lassen, live waren sie schon seit „The Wall“ nicht mehr unterwegs gewesen. Einige Leute mochten die aktuelle Scheibe nicht so sehr, ich schon. Ein Kumpel hatte sich extra eine riesengroße Schüssel Kartoffelsalat gemacht, um in einem doppelten Boden seine Spiegelreflex-Kamera (mit Zoom!) unterzubringen & reinzuschmuggeln, das waren noch Zeiten. Das Wetter spielte absolut mit, das Niedersachsenstadion war optisch auch für Sitzplätze prima geeignet, musikalisch wurde alles an Klassikern geboten, was Pink Floyd so hergibt, ich glaube eine Vorband brauchten sie nicht. Wäre auch eher schwierig gewesen, die ganze Instrumentenschlacht mal eben kurz beiseite zu schieben.
Von Anfang an kamen Videos, Filmsequenzen und eine enorme Lightshow zum Einsatz, sogar das fliegende Schwein war wieder herausgekramt worden und zog leuchtend über die Tribühnen. Groß war auch der anschließende Stau nach dem Konzert, um vom Stadiongelände wieder vom Parkplatz wegzukommen: um 400 km nach hause zu fahren, hat es mehrere Stunden gedauert. Aber was tut man nicht alles für die Musik. War ja Wochenende.

· Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
· Signs of Life
· Learning to Fly
· Yet Another Movie
· Round and Around
· A New Machine (Part 1)
· Terminal Frost
· A New Machine (Part 2)
· Sorrow
· The Dogs of War
· On the Turning Away
· One of These Days
· Time
· On the Run
· The Great Gig in the Sky
· Wish You Were Here
· Welcome to the Machine
· Us and Them
· Money
· Another Brick in the Wall Part 2
· Comfortably Numb
· One Slip

✔︎ Helpful Review?

Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Monster Magnet @ Docks
Review
Mein zweites Mal Monster Magnet gab’s in Hamburg – und zwar direkt an meinem Geburtstag (yeah!). Was für ein Timing. Sonntag, ok, man musste ja noch nicht arbeiten, nur studieren. Im Docks auf der Reeperbahn tummelten sich als Support die Band SUN, sowie die Superneuentdeckung HEADSWIM aus England, die mir richtig gut gefiel (& auch bei mir im Plattenschrank landete), die aber mit „Tourniquet“ erst 2 Jahre später einen Hit landen konnten. Trotzdem richtig gut.
Die neue MONSTER MAGNET Scheibe hieß „Dopes to infinity“ und der Name war mal wieder Programm. Abgedrehter größenwahnsinniger Scheiß voller Liebesschwüre und allem was pulsieren kann... Den Spacelord gab’s 95 noch nicht. Aber was zum auf-der-Tanzfläche-restlos-ausflippen („Negasonic teenage warhead“) und den Song, der bitte u.a. auf meiner Beerdigung gespielt werden soll (nämlich „All friends and kingdom come“). Wenn man im wahren Leben so einem durchgedrehten Schnauzbart-Leder-Jüngling begegnen würde, wäre er wahrscheinlich von der ersten Sekunde an unten durch, aber auf der Bühne kam das absolut geil. Man verzeiht viel, wenn Musik dabei rauskommt, die nicht nur ins Herz, sondern auch in den Magen fährt. Whatever. Love eternal. Motherfucker.

✔︎ Helpful Review?

Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Steve Wilson @ Alte Oper
Review
Ein Wintermärchen. Eigentlich hätte in der Eiseskälte noch ein wenig Schnee gepasst, der die Alte Oper mit einem Häubchen zudeckt – drinnen betten wir unsere Prachtärsche auf Polsterstühle und unsere Ohren auf Klangteppiche allererster Sahne. STEVEN WILSON beginnt ohne Vorband um Punkt 8 und spielt als Set 1 die komplette „Hand.Cannot.Erase“ Scheibe durch, die für mich im letzten Jahr der Einstieg in ein ganzes Universum des neueren ProgRock darstellt und damit immer an vorderster Front bleiben wird. Zumal es diese LP immer wieder schafft, dass ich bei „Routine“ weinen und bei „Perfect life“ zumindest schlucken muss, weil kaum jemand Melodien besser mit dramatisch lauten Parts und Traurigkeit zuckern kann. Passenderweise singt Gastmusikerin Ninet Tayeb in Frankfurt mit (juhu, das passiert nicht in jeder Stadt) und auch der Rest der Band macht mehr als eine gute Figur. Wir sind uns einig: dies ist einfach eine Liga höher. Das ist Kunst. Dave Kilminster, Nick Beggs (Bass; nein wir machen KEINE Kajagoogoo Witze! Zitat Wilson: „you have no idea how gifted this man is!“), Craig Blundell (dr) und der alte Wegbegleiter Adam Holzman (Keys; der schon für Miles Davis oder Phillip Glass in die Tasten gegriffen hat) liefern den perfekten Soundtrack zum Auf und Ab der vergangenen letzten Tage. Gleich zu Anfang stellt der Maestro erstmal grinsend klar „by the way: we directly react to enthusiasm“ und er ist auch sonst extrem gut aufgelegt, redet und scherzt mit uns. Wie immer barfuß im schwarzen ABBA-Shirt, mit einer Auswahl an schönen Gitarren oder wahlweise am Piano. Er kann über sich selbst lachen, wenn er mal nicht sofort die richtigen Knöpfe auf dem Effektgerät erwischt, oder wenn es darum geht, herauszufinden welches deutsche Publikum seiner Meinung nach am schlechtesten abschneidet. Die Wahl fällt eindeutig auf München! Von Frankfurt sind sie derbe begeistert „wow, you definitely have a heart for the heavy stuff, in here – Has anybody of you been to this nice location before? – Normally we play all these dirty halls, but this is special. . .“ und beim Mitsing-Part hätte München derbe verkackt, meint er, aber hier klappt’s. Gern geschehen. Die Bebilderung der Bühne besteht manchmal aus Realsequenzen mit Großstadtbildern, ganzen Trickfilmen aus Scherenschnitt oder Plastilinfiguren sowie Lynch-artigen Augen-Fokus Passagen der Frau im „Love will tear us apart“-T-Shirt. Auch nach der Pause eindrucksvolle Bilder von Insekten, Schaufensterpuppen, wasted art und Experimenten, dazu alle Musiker gleichzeitig zu „Index“ schnipsend, um das Stück in einer extrem ausgefeilten Version (viel besser als auf Platte) darzubieten. Ninet Tayeb hat div. Parts, zB „Don’t hate me“ was als Duett wunderbar funktioniert). Zwischenzeitlich wird vor der Bühne noch ein 2. halbtransparenter Vorhang für Projektionen hochgezogen, um dem ganzen Ambiete noch mehr 3-D Effekt zu verleihen. Großes Kino mit viel Zwischenapplaus, teils von PORCUPINE TREE, teils Stücke der noch kommenden Solo-Interims-Scheibe „4 ½“, die Mischung aus ausgeklügelt vertrackten Passagen und bombastischem Gedonner kippen im zweiten Set desöfteren in die Metal-Ecke, unterbrochen vom gefälligeren („hey, this song has a real chorus!“) Lied „Lazarus“, das er seinem Helden David Bowie widmet, von dem die erste Platte stammt, die er je gekauft hat. Im Zuge dessen hat er sich im Verlauf der Tour auch dazu hinreissen lassen, als Zugabe „Space oddity“ als Duett zu interpretieren, die Band spielt das Stück so exakt – besser hätte es selbst Bowie nicht hinbekommen! Man wünscht sich, er würde das sehen können. Hinter der Szenerie prangt ein riesiger gezeichneter Bowie-Spaceman, erneut liegt eine ergreifende Stimmung in der Luft, das Publikum hält mittlerweile nichts mehr auf den Sitzen und wir ernten bei gezielten Clap-Einsätzen dafür Applaus von der Band selbst. Der allerletzte Track haut uns dann nochmal einiges um die Ohren und entlässt uns nach insg. fast 3 Stunden mit stehenden Ovationen in die klirrende Kälte, mit der Gewissheit, dass aus diesem bescheidenen Ausnahme-Künstler vielleicht mal ein genauso großer Klassiker der Musikgeschichte werden wird wie aus seinem Vorbild. Man würde es ihm gönnen. Letztes Jahr wurde er bereits mit einigen Preisen überhäuft. Ich bin sicher es wird so weitergehen. All eyes on you, Mr. Wilson!


Set 1 (Hand. Cannot. Erase.): 
First Regret // 3 Years Older // Hand Cannot Erase // Perfect Life // Routine (with Ninet Tayeb) // Home Invasion // Regret #9 // Transience // Ancestral (with Ninet Tayeb) // Happy Returns // Ascendant Here On...

Set 2: 
Drag Ropes (Storm Corrosion) // Open Car (Porcupine Tree) // My Book of Regrets // Index // Lazarus (Porcupine Tree, Dedicated to David Bowie) // Don't Hate Me (Porcupine Tree, with Ninet Tayeb) // Vermillioncore // Sleep Together (Porcupine Tree) 

Encore:
Space Oddity (David Bowie, with Ninet Tayeb) // The Sound of Muzak (Porcupine Tree)

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
@ Festwiese am Stadtpark
Review
Mein erstes Bowie-Konzert (ich gerade mal 18) mutierte zu einer Art Festival, dadurch sollte es schon um 15:00 im fernen Hamburg anfangen. Als Schüler & an einem Samstag hat man damit natürlich kein Problem, als Postbeamter allerdings schon, wenn man bis mittags arbeiten und noch über 100 km mit einem alten Passat fahren muss. Umziehen, Parkplatz suchen, lange Wege latschen nicht miteingerechnet. Das Essen haben wir uns schon mal dadurch gespart, dass ich meinem Fahrer & Freund während der Fahrt permanent Salzstangen in den Mund gestopft hab, das musste reichen. Wir hatten es mit Extrembeeilung & Rennen dann auch fast geschafft, durch den Hamburger Stadtpark und den Sicherheitskontrollen zu kommen, NINA HAGEN spielte aber schon. Das war kurz vor ihrer Punkhochzeit auf Ibiza, also dementsprechend bunt konnte man sie schnell auch von weitem auf der Bühne erblicken. Als ein geeigneter Platz und ein erstes Getränk gefunden waren, kam dann auch schon UDO LINDENBERG auf die Bühne, der sich erstmal beschwerte, dass er so „früh am Morgen“ (um 16:00) noch nie aufgetreten wäre. Danach das Kontrastprogramm: ERASURE! („Wer hat DIE denn eingeladen?“). Leider blieb der Coolness-Faktor bei ihrem Auftritt auf der Strecke, nur wenige konnten dem kleinen Pop-Pärchen in Strampelanzügen etwas abgewinnen, der Rest drückte sich durch Buh-Rufe und Wurfgeschosse aus. Sänger Andy Bell jammerte zwischendurch mal auf deutsch rum: „Ick bin dock nur ein gaanz kleine Junge, bitte nickt mit Äppele schmeisse“, nutze aber nichts, immer feste druff. Als das überstanden war kam als weiterer Support nur noch WOLFGANG NIEDECKEN dran, der nach BAP nun solo unterwegs war und das auch recht erfolgreich. Mit „Leechterkette“, „Vatter“ und ähnlichen Hits im Gepäck passte es wenigstens zum Rest des Programms.
Da es im Norden aber nicht so schnell dunkel wird wie in südlicheren Gefilden war es fast noch nicht dunkel genug als DAVID BOWIE auf der Riesen-Spinnen-Bühne im roten Anzug und auf einem silbernen Sessel sitzend vom Himmel schwebte, während er den gesprochenen Part vom Titelsong „Glass spider“ in einen Telefonhörer sang. Dramatisch genug wirkte es auf mich als Konzert-Anfänger aber allemal. Die Show umfasste dann auch sehr viele Hits, nicht nur die aktuelle „Never let me down“ LP abgegrast. Insgesamt wirkte der Abend sehr choreografiert, manchmal mussten sich auch die Musiker (unter ihnen Peter Frampton & Carlos Alomar) sowie jede Menge zusätzliche Tänzer in Formation bewegen. Typisch 80er irgendwie, als Bowie noch Fön-Tolle & Bundfalte trug. Als alte Christiane F. Anhängerin wartete ich natürlich gebannt auf „Heroes“ und fiel auch fast durch überbordenden Herzschmerz in Ohnmacht als es tatsächlich erklang. Ich fands toll ☺ Das irgendwo abgerissene Plakat dazu hängt immer noch an meiner Musikzimmer-Tür.

• Up the Hill Backwards
• Glass Spider
• Up the Hill Backwards (Reprise)
• Day-In Day-Out
• Bang Bang
• Absolute Beginners
• Loving the Alien
• China Girl
• Fashion
• Scary Monsters (and Super Creeps)
• All the Madmen
• Never Let Me Down
• Big Brother
• Chant of the Ever Circling Skeletal Family
• '87 and Cry
• "Heroes"
• Time Will Crawl
• Beat of Your Drum
• Sons of the Silent Age
• Dancing With the Big Boys
• Zeroes
• Let's Dance
• Fame
+
• Blue Jean
• Modern Love

✔︎ Helpful Review?

Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Seasick Steve @ Schlachthof
Review
Was für ein entspannter Sonntag, ohne Murren & Drängeln steht die heute ungewöhnlich lange Schlange vor dem Schlachthof und wartet auf Einlass. SEASICK STEVE (75), hat erst mit 63 seine erste Platte gemacht.
Überpünktlich startet ein blutjunges Power-Duo aus Belgien, das es schon seit 10 Jahren gibt, obwohl die beiden Mitglieder erst Anfang 20 sind (!). BLACK BOX REVELATION spielen leidenschaftlichen dreckigen Rock mit Blues- und Indie-Elementen, und noise-lastigen Gitarrensoli. Sänger Jan (mit dem lustigen Nachnamen „Paternoster“) passt mit seiner recht knarzigen Stimme zum Schlagzeuger, der lustige Verrenkungen & Drumstickkapriolen macht. Die Band hat mich stellenweise ein wenig an BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB erinnert. Very nice.
Die sehr kurze Umbaupause liegt daran, dass alle Instrumente stehen bleiben und SEASICK STEVE später die Jungs von BLACK BOX REVELATION nochmals auf die Bühne holt, damit sie zu viert in die Saiten bzw Felle hauen können. Er weist Dan (seinen langhaarigen „Animal“-Drummer mit Sonnenbrille) an, ein kleines „play The Girl from Ipanema, or something“-Intermezzo am Schlagzeug zu spielen. Gesagt getan, Dan pluckert eine jazzige Pausenmelodei und schläft dabei langsam ein (wie Professor Hastig aus der Sesamstraße *g*), bis er über dem Schlagzeug hängt und vom Roadie wieder aufgerichtet werden muss. Steve kommt zurück mit frischem BLACK BOX REVELATION-Shirt und Strohhut, um die Band nochmals anzukündigen, die „momentan seine Lieblingsband“ sei. Spaßvögel sind sie allesamt, großartig unterhaltsam. Er erzählt Anekdoten zu Songs so persönlich, dass alles wahnsinnig sympathisch wirkt. Dazu scheint jedes Loch im Karohemd und jeder Flicken auf der dreckigen Jeans authentisch zu sein. Er hat so eine verständliche Sprache drauf, dabei die Lacher auf seiner Seite und spickt seine Geschichten mit witzigen Details, dass man es gar nicht alles wiedergeben kann, aber man als Zuschauer während des gesamten Auftritts den Bierbecher und das Dauergrinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommt. Ohne Mist. Angefangen mit dem 1. Lied allein & à capella (stehend), als er erzählt, dass er seit Bobby Kennedy’s Tod nie wieder zu einer Präsidentenwahl gegangen ist (und warum), bishin zu der Story über seinen Bruder, auf den er aus Übermut im Kindesalter geschossen hat, bevor er von zuhause abgehauen und jahrelang als Hobo und Straßenmusiker unterwegs war. Oder im Gefängnis. Ein Leben nach dem Motto „shit happens“, aber man kann ihm einfach nichts krumm nehmen. Der Blues dampft aus allen Poren seiner Tattoos, Drummer Dan haut mächtig rein (manchmal sind nur Haare & Bärte von hinten angestrahlt, treibende Footstomping Music und Rockiges mit viel Patina, ein paar typische ZZ TOP Riffs kann man auch nicht verleugnen. Desöfteren streicht er sich über seinen langen grauweißen Bart. Zu jedem seiner Songs gibt es (mindestens) eine andere Feedback-Gitarre (z.T. selbstgebaut aus Teilen, die halt so auf einer typischen US-White-Trash-Werkstadt auf dem Lande rumliegen) mit passender Story („Die hier hat seit Secondhand-Kauf nur 3 Saiten gehabt - an den falschen Stellen! Ich hab sie so gelassen, sie klingt einfach gut“ oder „Mein Sohn hat mit diesem Waschbrett gespielt und es ging kaputt, ich hab’s wieder gelötet, noch einen alten Banjo-Hals in der Scheune gehabt, ein Nummernschild sowie ein Türschnarnier hintendran gedängelt und das Ding hat nur 1 Saite. Ich muss einen Fingerhut dazu aufsetzen und ihn mit einem Pflaster festkleben („Moment!“, sonst kann’s für EUCH gefährlich werden, nicht für mich. . .“) Wenn’s mal im Verstärker brummt, wird vom Roadie nochmal die Klampfe ausgetauscht, er hat ja genügend dabei. „My guitars are somehow all fucked up“). Seinen Holzstuhl mit Kissen hat er gleich von seiner alten Veranda in den Tourbus geladen, damit er die meiste Zeit im Sitzen spielen kann. You can’t teach an old dog new tricks. Was er allerdings kann, ist charmant sein. Als der Part mit dem Liebeslied kommt, braucht er unbedingt ein Mädchen aus dem Publikum, das er auf der Bühne dabei "ansingen" kann. Er zeigt auf jemanden „Hm, ... you! Come up here!“ und lässt sich einen zweiten Hocker bringen. Nele, so heißt die junge Dame (Aussprache schwierig) ist das sichtlich peinlich, sie soll ihn „beim singen anzugucken“. Am Ende des Liedes bekommt sie ein Geschenk („Do you have a record player?“ – Nele verneint *g*) und er erklärt seine neue Doppel-LP, während er noch einen kleinen Liebesschwur auf die Hülle kritzelt. Berühmt zu sein findet er komisch - in einer englischen Show mit Liveauftritt schossen seine Facebook-Likes von 75 über Nacht in einen sechsstelligen Bereich! Also kann man getrost noch mit 66 Jahren einen „Breakthrough-Award“ annehmen. Also falls jemand noch mit dem Gitarrespielen anfangen möchte: feel free – it’s never too late. Was für ein netter Sonntagabend bei Onkel Steve & Co.

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Bernd Begemann @ Das Bett
Review
20:45 im Bett - Bernd Begemann kommt auf die Bühne und kündigt persönlich seinen Support an, bechreibt sogar ihr Kleid und ist ganz begeistert. Da geht doch was... *g*. JOHANNA ZEUL hüpft auf die Bühne, schmeisst erfrischend den Rock & ihren Kopf hin und her & uns ein paar Liedzeilen um die Ohren, die alle zum schmunzeln bringen. Da gibt’s auch mal unflätige Ausdrücke, sie lehnt sich an die Wand oder turnt nach vorn und gießt sich die Wasserflasche über den Kopf. Coole Socke. Sehr sympatisch. Als sie sich gegen 21:15 mit BERND BEGEMANN abwechselt, darf sie gleich auf der Bühne bleiben, um den ultimativen Frankfurt-Opener zu singen „Die besoffene Fahrerin“, ist nicht geübt, klappt aber trotzdem. Und wir singen alle mit. Ein solch lustiges Publikums-Animierprogramm hatte der BEGEMANN immer schon drauf („Hey, ich hätte Lehrer werden sollen!“), ob heute oder Anfang der 90er Jahre, als ich noch mit großen Schritten in der heimatlichen „Hamburger Schule“ herumgeschliddert bin. Als er damals in Lübeck die Alternative (auf der Walli) pickepacke gefüllt hat, war er zwar noch 25 Kilo leichter und hatte auch weniger Songs im Gepäck, gerade mal die 1. Soloscheibe „Rezession, Baby“ draußen, machte sich aber durch seine ultimative Spielfreude, seinen tumb-niedlichen Hüftschwung und sein loses Mundwerk einen Namen, (noch bevor er im Bademantel im Fernsehen auftauchte) und begann sein Programm einfach komplett von vorn, weil die Leute nicht gehen wollten. Auch Losergehabe kann sexy sein und grinsen muss man sowieso, also kann man auch völlig durchgeschwitzt 4 Stunden mit Klampfe, Rasseln und Drumcomputer irgendwas improvisieren. Legendär. Diese Lockerheit ist geblieben, die halbakustische Klampfe spielt er routiniert und sie klingt immer noch sehr angenehm warm und streckenweise nach Pat Metheny, nur mit ganz vielen Gesichtszuckungen bei jedem Ton. Er leidet oder regt sich auf, tut beleidigt, lacht, ist zickig, romantisch oder abgeklärt, hat gern mal mit Vibrato in der Stimme und immer wieder übernehmen wir lautstark ein paar komplizierte Singpassagen bei „Judith, mach deinen ABSCHLUSS“ – „sicher ist sicher“. Das Bett ist gut gefüllt und gut gelaunt. Ab und zu verzettelt er sich mal in seinen gesungenen Erzählungen oder gespielten Witzen mit sich duellierenden Stimmen, so dass das ein oder andere Lied (zB „Fernsehen mit deiner Schwester“) ein wenig lang gerät oder die Leute an den falschen Stellen in die Rauchpause gehen. Macht nix. BEGEMANN fragt immer wieder nach Song-Wünschen und versucht sie auch zu erfüllen (aber spätestens als ich „Die Apokalypse erreicht Borkhorst“ vorschlage heißt es „argh, das schaff ich nicht!“ *g*). So bleiben wir doch wieder an „Oooh, St. Pauli“ oder „Christiane (das Mädchen vom CVJM)“ hängen oder gehen halt „Mit Jochen Distelmeyer ins Autokino“. Anwesende Leute aus Hannover bekommen eine extra Begrüßung, wie auch ein Paar das ihn in Vergangenheit mal zur Hochzeit spielen ließ, daher gibt es an dieser Stelle „Zweimal 2. Wahl“ oder „Neulich auf der Orgie“. Sogar alte Songs seiner Band DIE BEFREIUNG oder DIE ANTWORT kommen zum Zug (bzw Schiff) mit „Unten am Hafen“, wo die großen Schiffe schlafen, das funktioniert auch alles als Alleinunterhalterprogramm. Da wird gelacht, gestrippt, geschwitzt, Helene Fischer gedisst, sich erinnert, Grimassen geschnitten, getanzt, persönliche Anekdoten erzählt und die Zeit verpufft wie im Flug. Als er von der Bühne geht, sind erstaunliche 3 Stunden rum! Wunderbar „unoptimiertes“ Amüsemang uut Hambuurch. Und sein Powertier ist ein Gnu!! Definitiv. Ach so, und nochwas: „Sicher ist sicher“ ;-)

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Rolo Tomassi @ Schlachthof
Review
Endlich eine Chance, ROLO TOMASSI einmal live zu sehen. Vorherige Termine der Briten gab es in wesentlich kleineren Locations, aber ich hatte es nie geschafft. Daher besitze ich seit längerem eine LP (die mir ein guter Kumpel vorher schmackhaft gemacht hat) auf der sich tiefzarte Gefühle plus Klavierbegleitung mit weiblichen Hardcore-Todesschreien ablösen. Große Kunst.
Den Auftakt des Abends im Kesselhaus machen erstmal CRYPTODIRA, eine sehr männliche Band, die sich eher dem Mathcore verschrieben haben. Mit vertrackten Songs, tätowierten Oberarmen, dicken Turnschuhen, einer schwarzen und einer asymetrisch geformten Gitarre in Weiß & Hellblau (!) geben sich die beiden Gitarristen zwischendurch ihrem Leiden wahlweise stehend auf den großen PA-Seitenboxen oder auf dem Boden wälzend hin. Leidenschaft wird hier großgeschrieben, allerdings sind die Songs nicht gerade eingängig, aber das sollen sie sicher auch nicht sein, man muss ja Härte beweisen.
Als Kontrast dazu betritt die zierliche Sängerin von ROLO TOMASSI die Bühne. Die Atmosphäre verdunkelt sich und erstrahlt abwechselnd in rotem oder hellem Backlight, während sie ihre Ballettübungen vollzieht und engelsgleiche Töne von sich gibt, um gleich darauf von der Hölle verschlungen zu werden. Das Biest kann nämlich auch düster growlen und schreien ohne Ende. Alles sehr eindrucksvoll.

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
The Young Gods @ Musik & Frieden
Review
Gleich vorab: Der Gig ist für mich jetzt schon das KONZERT DES JAHRES! Die YOUNG GODS sind wieder da - und zwar in alter Form. In der Zwischenzeit gab es immer mal wieder extrem unterschiedliche Platten & Auftritte unterschiedlichster Musikrichtungen von ihnen, von der Kurt-Weill-Interpretation über blubbernde Elektrotöne bis hin zu harten Industrial Klängen. Und Letztere können sie live besonders gut. Dadurch klingt auch ihre neue Scheibe „Data Mirage Tangram“ einfach viel knalliger als erwartet (und kraftvoller als die Konserve), mit der sie ihr Liveprogramm starten. Da wirkt jeder Moment flirrend, spannend, arbeitet immer nach einem 10-minütigen Spannungsbogen auf einen bombastischen Höhepunkt hin, und der Sänger wirkt auch noch wie ein einsamer Wolf mit seiner grollenden Stimme, seinen grauen Haaren und seinem gelenkigen Körper, stimmlich immer auf der Suche aus dem dornigen Dickicht, erst tief & beschwörend, dann plötzlich wieder laut, mal auf französisch, mal auf englisch. Ich stehe zwar mal wieder durch Zufall (wollte mich anfangs nur kurz auf den Bühnenrand beim Warten setzen, und dann füllte es sich plötzlich) mittig in der allerersten Reihe, musste jedoch leider meine Kamera abgeben, ärgerlich, denn es wären diesmal so tolle geworden! Auf jeden Fall kann ich nun das Konzert in vollen Zügen genießen, ohne durch die Linse zu blinzeln, sondern dafür mal wieder richtig zu tanzen. Und man kann die Musik förmlich fühlen. Arme und Hände greifen durch die Luft, den Nebel, das Licht. Schon Franz Treichler hat am Mikrofonständer (die anderen beiden an Drums und Sequenzer auch) eine einzelne Lichtsäule, die aus dem Dunkel an die Decke strahlt und alles wahnsinnig dramatisch macht – ein simpler Effekt. Noch dramatischer wird es, wenn er den Mikrofonständer mitsamt Lampe in die Hand nimmt, das Licht mit seinen Händen beschwört und auf uns richtet, als hätte er ein Snipergewehr in der Hand, mit dem er uns zum Verhör heraus pickt. Der ganze Auftritt wirkt wie (in eigenen Worten) ein “Pakt aus Mensch und Maschine”, es blubbert, es blitzt, es groovt vom Beduinenrhythmus (krasser Schlagzeuger!) bis zum extremen Trance-Sound, da kann man einfach nicht stillstehen! Und auch die eindrucksvolle Lightshow ergänzt das perfekt, mit mehreren Projektoren, deren Strahlen mal in tausende kleine Minilichter aufbersten oder sich zu wabernden Formen zusammenrotten, um auf den Gesichtern zu tanzen. Ich kriege so manches Mal Gänsehaut oder muss gegen ergriffene Tränen kämpfen – das passiert mir nicht gerade häufig, aber dieser Auftritt ist magisch. Nach dem ersten Break (eine Vorgruppe gibt es nicht) haben sie ihr neues Album durchgespielt und die Leute sind ganz aus dem Häuschen im (ehemaligen “Magnet” Club – jetzt) “Musik und Frieden” an der Spree in Kreuzberg. Die Leute sind für meinen Geschmack ein wenig zurückhaltend (ich glaube in FFM hätte es noch mehr begeistertes Geschrei gegeben), vielleicht sind sie aber auch nur ergriffen oder respektvoll, man hört viele französich sprechende Leute, sogar der bullige Alt-Punk mit dem The-Damned-Shirt hinter mir fragt ganz höflich, ob er sich mal kurz vor mich knien kann, um ein Foto zu machen (“Logo, hau rein!”) Und dann kommen die Zugaben – gleich ALLE Knaller der alten YOUNG GODS Tage, begonnen mit “Gasoline man”, dann “Kissing the sun” und “Skinflowers”. Da müssen dann wirklich ALLE mittanzen. Unglaublich, diese Band. Mag ja sein, dass sie es immer so machen mit den Hit-Songs, aber für mich war das ganze eine mitreißende Offenbahrung. Die Band bedankt sich mit viel Herz und wir grölen sie ein zweites Mal raus, wo sie dann aber etwas Ruhiges spielen. Wenn das auch noch “She rains” geworden wäre, hätte ich wahrscheinlich komplett losgeflennt – bin momentan eh nah am Wasser gebaut. So muss ich erstmal zur Beruhigung einen Rotwein an der Bar bestellen und nehme eine große Erinnerung mit.

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
... And You Will Know Us By The Trail Of Dead @ KUZ
Review
AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD sind wieder da. Und sie spielen eine Jubiläumstour zur Scheibe ihrer Anfangstage. 20 Jahre ist das nun schon her, Anfang der 2000er-Jahre habe ich sie relativ häufig live gesehen, dann gab es eine längere Pause und die Freude allerorten ist groß. Nur in Mainz ist die Hütte nicht ganz ausverkauft im neueröffneten KUZ. Macht nix, dann ist mehr Platz zum Bewegen – und das auch noch ganz vorne.

Freudig betritt die Vorband MIGNON die Bühne, die mit Namensgeberin Mignon Baer einen ganz besonders schillernden Fisch an Bord hat. Anfangs noch im Kleid, mit Hut und Maske, bis nach und nach einiges davon in die Ecke fliegt, bis sie nur noch im offenherzigen Glitzerjumpsuit und ihren Gerippe-Strümpfen da steht und an diversen Instrumenten (Gitarre, Keyboard, Theremin, Gesang) einiges zu bieten hat. Musikalisch ist das eher schwierig einzuordnen, es bleibt im Nachhinein leider wenig hängen, aber der Unterhaltungsfaktor live macht das wieder wett. Auch in ihren Ansagen ist sie nicht verlegen oder sie gibt Stories zu den Songs zum besten. Der MIGNON Gitarrist wirkt auf den ersten Blick ein wenig wie ein TRAIL-OF-DEAD-Frontmann Conrad Keely Lookalike – bloß etwas stylischer. „Send me your fotos!“ bittet uns Madame Mignon, zieht die Schuhe aus und überschüttet sich mit einer Flasche Wasser, um gleich wieder mit der Glam-Gitarre Verrenkungen auf dem Boden zu machen. Hut ab vor so viel Enthusiasmus!
Die Umbaupause fällt anschließend zu lang aus, aber der Saal ist mittlerweile doch recht voll geworden. Die Merchartikel haben sogar zivile Preise und es gibt ein paar Neuauflagen der TRAIL OF DEAD LPs, sowie Kunstdrucke des Sängers zu kaufen, der auch noch gekonnt zeichnen kann.
Musikalisch wird dann mit der „Madonna“ Scheibe gestartet, die der Namensgeber der Tour ist. Die Show geht gut nach vorne los, ein quirliges Allerlei, allen voran nicht nur Conrad Keely sondern auch der Derwisch am Bass, der sich beim Spielen im 90° Winkel nach hinten biegen kann, Gitarre und Drums tauschen wie immer mehrmals die Instrumente oder hämmern auch mal zu zweit auf dem Schlagzeug herum. Nur der 2. Gitarrist steht wie angewurzelt & in die Ferne blickend auf seinem Platz und man meint, er würde eher in einer 80er-Jahre-Wave-Band spielen. Aber es muss sich ja auch nicht jeder zum Clown machen ;-) Hinter der Bühne werden permanent die Saiteninstrumente gestimmt und gereicht, das Set hat Hand und Fuß, die Leute im Publikum freuen sich nen Ast. Keely schreit sich die Lunge aus dem Hals und springt schweißtreibend im MIGNON-Shirt durch die Gegend, trotz einiger dazugewonnener Pfunde. Gute Laune überall – und ich muss sagen, ich habe selten so ein freundlich-quietschend ausrastendes Publikum gesehen. Alle sind zufrieden, sogar auf die Bühne gereichte CDs werden brav unterschrieben, alle winken, verneigen sich (nicht ohne Zugabe) voreinander und hatten einen tollen Abend.

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Sixteen Horsepower @ Logo
Review
Als Student hat man's nicht so dicke, daher müssen wir von Kiel nach Hamburg trampen, kommen aber recht früh an, das ist gut, denn draußen ist es scheiße kalt. Das Logo in HH ist noch leer, warm, klein und gemütlich, David Eugene Edwards sitzt schon drin und raucht sein Päckchen Marlboro Lights, wir trauen uns aber nicht, ihn anzuquatschen. Wir können ein paar gute Plätze ergattern, auf denen man auch erhöht stehen kann und als sich die Hütte prall gefüllt hat, geht’s los mit der Vorband FINK aus Hamburg – also mit Vorschußlorbeeren beim Publikum, die ganz schöne sog. Folk-Noir-Lieder mit rauchiger Stimme präsentieren (Nils Koppruch verstarb leider 2012). 

SIXTEEN HORSEPOWER legt dann alles auf die Bretter, was die ersten 2 Scheiben so hergeben. Mit großer Anziehungskraft zur Bühne sind alle angetan von den guten Musikern des tiefsten amerikanischen Westens und stehen auf den wenigen Stühlen, ein rundes Bild mit „gefesselten“ Leuten, dunklen Klamotten, schönen Vintage-Instrumenten, tiefgläubiger Inbrunst und einer Menge Qualm, nur eine Fuhre Stroh hätte noch gefehlt. „Haw!“

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Angelic Upstarts @ Das Bett
Review
Oooooooold Schoooooooool, Alter. Wobei in diesem Fall OLD wirklich groß geschrieben werden muss *g*. Man nehme ein paar kleine hässliche Engländer, ne Schiebermütze, Turnschuhe, ein paar Muskeln, Tattoos, ein blau-weiß-rot gestreiftes Drumset & genügend Bier, um authentischen UK Punk’n’Roll mit Oi!-Einschlag abzubilden. Parties feiern kann man dazu prima und die Jungs verstehen ihr Handwerk durchaus. Es gibt sie ja auch schon lange genug. Ich kannte vorher beide Bands noch nicht bewusst.
CRASHED OUT als Support gaben schon mal volle Möhre und wirkten spielerisch sehr tight, was viele Kopfnicker im Publikum auch so sahen. Da gab’s nix zu meckern und es wurde einem leicht gemacht, mit dem Bein zuckend in die Gegend zu grinsen. Die Band gibt’s schon seit den 90ern und sie haben denselben Schlagzeuger wie die ANGELIC UPSTARTS. Ob CRASHED OUT ihren Namen von einem Exploited Titel haben? Könnte sein. Das Bett füllte sich zusehends mit einigen bekannten Nasen, die sich gern böse Filme und rauhe Musik zu Gemüte führen...

Die ANGELIC UPSTARTS sind Punks der 1. Stunde und konnten schon einige Hits verbuchen, die man vom Hören her kennt (zB „Solidarity“, das auch vom Mitgröl-Gefühl auf einen Fußballplatz passen könnte). Die Südenglische Herkunft machte es nicht gerade leicht, die Ansagen und Stories des Sängers zwischendurch zu verstehen, aber bei den Inhalten der Songs („Anti Nazi“, „Police oppression“ etc.) waren sich eh alle einig. Musikalisch gab es einen Mix aus Punk, Oi!, Rock, Ska & einem Tupfer Reggae. Am Ende gab’s noch die Debüt-Single „Murder of Liddle Towers“, sowie eine lustige Coverversion von Tom Jones’ „Delilah“. Das Publikum gab sich extrem tanzfreudig und amüsiert, die Ü-40-Grenze war bei vielen deutlich überschritten. Auch bei der Band. Einer der beiden Gitarristen sah aus als käme er gerade verkatert aus dem Bett, strubbelig grau, seit Tagen unrasiert, mit offenem Karohemd, Bierplautze und einem großen Jägermeister-Aufkleber auf der Gitarre. Der Sänger kahlköpfig mit rotem Vollbart, der Schlagzeuger mit Doppelbelastung und ein zweiter Gitarrist komplettierte das Set. 

UND DANN KAM OLAF. Olaf hat ein Saxophon (kreisch!) und spielt eigentlich bei den Frankfurter STAGE BOTTLES. Aber er drängt sich gern mal auf, um bei seinen Helden von früher mitspielen zu dürfen. Er durfte. Also baute sich Olaf ein Sax-Mikro für die UPSTARTS auf und sang ansonsten mal unvermittelt text- oder Zweitstimmen-sicher in das ein oder andere Mikro der Gitarristen, dass die manchmal vor Schreck zusammenfuhren. Leider war es nicht so wirklich angenehm, Olaf beim singen zuzusehen (Mimik), aber er war sicherlich eine Hilfe für den leicht angeschlagenen Hauptsänger, der sich brav bedankte, allerdings gab es dann später doch das ein oder andere Mal kleine Diskussionen mit Olaf wie mir schien, um ihn wieder von der Bühne zu bekommen. Insgesamt tat das Ganze der Stimmung keinen Abbruch. Sogar die Band applaudierte den Gästen, man pogte und amüsierte sich im gefüllten Bett und labte sich am gefüllten Merchandise-Stand. Nach der Zugabe waren dann auch zweieinhalb Stunden rum. Nice.

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Doctor Cyclops @ Neglected Grassland
Review
Ein ganz spontan entschiedenes Konzert im kuscheligen Neglected Grassland kann halt auch mal ganz hübsch sein. Als Support nehme man ein paar Lederjacken, Jeans, Turnschuhe, lange Haare, eine Flying-V und etwas 70ies Retro-Hardrock und heraus kommt DAMAGE, eine frankfurter Rockband, die sich erfolgreich bemüht, in die Fußstapfen von – äh ja, wem eigentlich? – zu treten. Aber das machen sie ganz ordentlich, hier ein wenig KISS, dort ein wenig AC/DC, Hauptsache die Gitarren fetzen los, rollen durch die Nacht und die Gitarristen fallen vor den Mädels auf die Knie. Nice.

Als Hauptact kamen DOCTOR CYCLOPS aus Italien auf die nichtvorhandene Bühne vor dem großen goldenen Spiegel und hatten schon ihre Totenköpfe auf den (Orange-) Amps plaziert. Angekündigt waren sie als Hommage an ganz frühe BLACK SABBATH mit Ausflügen in die Stonerrock und Psychedelic-Geschichte, was man durchaus bestätigen kann. Auch hier ein Sänger mit Wallemähne, dazu eine leicht getönte Brille, ein Bassist, der sich sehr viel bewegt (in alle Richtungen) und ein Schlagzeug mit recht losem Wander-Teppich, der nach jedem Song erneut nach hinten gezogen werden muss. Da man ohnehin in diesen kleinen Räumlichkeiten als Zuschauer direkt davor steht, hat das einen gewissen persönlichen Charme, da immer neue Ideen verkündet werden, wo der Drummer „jetzt wieder hin wolle“ (zur Bar, aufs Klo, etc.). Auch der Raucherraum ist nie leer. Die Musik des Trios geht auch ganz schön laut ab, immer mit gewissem Groove und immer recht drownig. Doom, mal heavy, mal psychedelisch, einige sehr lange Stücke, viele Tempiwechsel inclusive. Gut!

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Sun And The Wolf @ Neglected Grassland
Review
Vor wenigen Jahren waren mir THE SUN & THE WOLF aus Down Under (NZ) schon mal positiv aufgefallen, als sie im Vorprogramm von WOLFMOTHER im Capitol (OF) spielten, selbst auf der großen Bühne haben sie einen schlanken Fuß gemacht und danach haben mir alle fröhlich auf ihrer CD unterschrieben. Nun gibt es eine eigene kleine Tour, vor eher überschaubarem Publikum. Das Neglected Grassland ist ja ohnehin schon voll, wenn 20 Leute anwesend sind und das Publikum steht immer nur höchstens 1 Meter in Griffweite von der Band entfernt, um ihnen direkt ins Gesicht zu blitzen. Sorry, guys ☺ Das war guter eigener Retrorock wie er im Buche steht, ein bißchen Gitarrenjonglage hier und da (überm Kopf, hinterm Rücken etc.), ein Drummer mit Gesichtsakrobatik und ein Bassist, der wie frisch aus einem 70er-Jahre Rockerfilm entsprungen scheint. Nette Kombo, es gibt ordentlich auf die Ohren, macht Laune zuzusehen und zuzuhören, da gibt’s nix.

Die Vorgruppe THE CLOUDS WILL CLEAR kann man eher dem instrumentalen Postrock zuordnen. Fähiger Nachwuchs aus dem Frankfurter Raum mit sphärischen Klängen und einer guten Prise Shoegaze-Gitarre im Gepäck, sowie einer EP. Daher dürfen sie auch schon Mitte März für einen weiteren Gig ins Neglected wiederkommen, wie noch an dem Abend angekündigt wurde.

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Rival Sons @ Batschkapp
Review
Zum 4. Mal RIVAL SONS für mich... die liefern immer Qualität. Diesmal sind sie meiner Meinung nach etwas relaxter unterwegs, sind Blues-lastiger, spielen mehr Soli als sonst und haben auch noch diverse Botschaften im Gepäck, so dass sie sich zB für die generell positive Einstellung bedanken, dass Leute gern auf Konzerte gehen und dafür ihr hart verdientes Geld ausgeben, anstatt es für Netflix oder ähnliches zu verbraten. Außerdem wagen sie das Experiment, einen alten Freund für eine Spoken Word Performance im Vorprogramm zu engagieren: DERRICK BROWN trägt anstatt Musik ein paar Geschichten vor, von Geräuschen & Musik umspült, inhaltlich mal lustig, ironisch oder versaut, das ist mal was anderes. Das Set der RIVAL SONS besteht aus Neuem und Altbewährtem, es rockt und rollt stylisch in Lederklamotten, Sakko und schiggen Schuhen, allein die Location gefällt mir dieses Mal nicht so prima. Die Kapp ist zu groß für "my name is Jay and we fucking play Rock'n'Roll", leider stehe ich zu weit weg (in den Jahren zuvor waren es kleinere Hallen und man stand in der 2. Reihe), der Sound ist suboptimal (weil der Betonkasten mit den Blechen an der Wand einfach zu sehr scheppert und keinen Druck aufbauen kann) und nen Fotoapparat darf man auch nicht mit reinnehmen... *seufz*. Aber auch wenn der Sänger meint, heute kaum Stimme zu haben, weil ihn die Erkältung schwächt, so ist das Meckern auf hohem Niveau, davon merkt man nämlich nichts. Zwar werden einige Gitarrensoli recht lang ausgewalzt, aber insgesamt liefern sie 1A ab und die persönliche Ansprache ist wie immer herzlich. Ich freue mich über ein frühes "Secret", Jay widmet "Face of light" seinem Sohn und einem verstorbenen Freund ein unveröffentlichtes Stück und ganz besonders gefällt mir die ultralange Version von "Hollow bones", wo nochmal alle Facetten der lauten und leisen Emotionen durchbrechen. Das Publikum singt an den richtigen Stellen des Konzerts die Melodien weiter und trägt den Klangteppich in die Nacht hinaus...

• Intro (The Good, The Bad And The Ugly Theme)
• Hollow Bones Pt. 1
• Tied Up
• Thundering Voices
• Electric Man
• Secret
• Pressure and Time
• Where I've Been
• You Want To
• Fade Out
• Tell Me Something
• Face of Light
• Torture
• Open My Eyes
• Drum Solo
• Hollow Bones Pt. 2
• Keep On Swinging

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Jello Biafra And The Guantanamo School Of Medicine @ Batschkapp
Review
„Don’t argue, communicate!“ Ein Leitsatz, der für den Ex-Frontmann der DEAD KENNEDYS immer schon wichtig war. Lieber reden und erklären, anstatt beharren und bekämpfen. Die Bühne bietet immer wieder eine gute Plattform. Politik, Religion und Finanzwelt sind mal wieder ein großes Thema, zudem hat er sich den Spruch „Nazi Trumps – fuck off“ auf den Leib geschrieben. Gibt’s auch als Shirt zu kaufen, natürlich, und ansonsten nennt er ihn gern mal Trumpenstein. JELLO kaspert, leidet, macht Grimassen, gestikuliert dramatisch wie beim Theater und hat 3 verschiedene Oberteile an, die er in Zwiebelmanier ablegen kann (roter Königsmantel, Glitzerbluse, Trumpshirt). 5 Leute auf der Bühne, alles fitte Musiker, da gibt’s nix zu meckern, das macht Spaß. Selbst ganz vorne war’s angenehm, dank rücksichtsvollem Pogomoshpit, die Kapp war ohnehin nicht zu extrem gestopft voll, aber die üblichen Verdächtigen waren natürlich versammelt. Inclusive der beiden Bilderbuch-Punks vor mir in der 1. Reihe, original mit grünem Iroansatz, Kutte und „Schleimkeim“-Aufnäher, mit Sicherheitsnadeln befestigt. Ziemlich am Anfang schon wurde (zu Ehren von Trump) das LARD Cover „Forkboy“ abgefeiert und ein paar andere DEAD KENNEDYS Klassiker werden ebenfalls eingestreut, zB „California über alles“, „Nazi Punks fuck off“ (gern wird das Mikro beim Refrain ins Publikum weitergereicht) oder die Zugaben „Holiday in Cambodia“ und „Riot“. Die SCHOOL OF MEDICINE musste sogar 2x wieder rauskommen zwecks Zugaben. Beim letzten Applaus wird dann noch das 20-minütige „Full Metal Jackoff“ gefordert, aber das wäre dann doch etwas zuviel gewesen, man kam auch so schon auf fast 2 Stunden Vollgas ☺ Good boy.

Die ortsansässigen PEOPLES TEMPER haben es pünktlich gegen 20:00 noch etwas schwerer, die Massen in Schwung zu bekommen, obwohl sie sich wirklich Mühe geben. Sehr sympatische Jungs, vor allem der Gitarrist & der Schlagzeuger unterhalten das Publikum mit Lachern, Quatschkram, Turnereien auf der Box, Mitgröl-Aktionen oder man „lässt“ Gitarre spielen und trinkt alkohooooolfreies *hust* Bier (während sich JELLO heimlich im Hintergrund schon mal warm tanzt). Ich fand das Set wirklich erfrischend schnell und rockig, besser als sonst und der Abschluss „When the sun goes down“ ist richtig klasse. Das Lied mag ich sehr, würde eine gute Single abgeben. Gekauft, Jungs! 
Warum allerdings der Tonmann in der Halle unbedingt 2x hintereinander die best-of-Lou-Reed spielen muss (und beim rausgehen fing sie NOCHmal an *g*), bleibt mir ein Rätsel. Ein schöner Abend, trotzdem ☺

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
King Crimson @ Admiralspalast
Review
Feudale Adresse, der Admiralspalast, mit gemütlichem Innenhof für Genussmittel aller Art vor dem Konzert und in der Pause. Anscheinend gab es aber wohl früher nur kleine & dünne Admiräle, denn die Polstersitze im Schnörkelbalkon-Saal sind schmal und eng. Dafür sitzen wir im obersten Rang, 1. Reihe Mitte, direkt an der Brüstung. Akustisch wie optisch genial. Den riesigen Kronleuchter haben sie vorsichtshalber mit Netzen versehen, damit vom Brachialsound keine Kristalle ins Publikums-Dekolletée fallen... Es herrscht absolutes Fotoverbot, das verkünden nicht nur Schilder auf der Bühne & am Eingang, sondern auch zweisprachige Durchsagen vor dem Auftritt, ebenso wären störende Zwischenrufe nicht nett. „Please video by your eyes and record with your ears... let’s have a party!“ kündet die Stimme, man dürfe erst wenn Tony Levin seine Kamera ganz am Schluß gen Publikum zückt, selbst nochmal abdrücken. (Einige Leute können trotzdem ihren Bimmelkasten nicht im Zaum halten, oder sind sogar so doof & blitzen, also kommt tatsächlich Security angeschossen, um die Bösewichter bloßzustellen.) 
Die Band selbst ist stumm, keine Ansagen, keine Anekdoten. 7 altenglische grinsende Herren in Schlips & Kragen bearbeiten mindestens doppelt so viele Instrumente, die meisten kann MEL COLLINS (schon in den 70ern zu KCr gestoßen) auffahren: Querflöte, Oboe, etc., das Alt-Sax klingt manchmal wie eine ganze Orchesterbegleitung. ROBERT FRIPP sitzt verschmitzt auf einem Stuhl, trägt permanent Kopfhörer und wechselt von der goldenen Gibson zum Mellotron und zurück. Er hat den unverkennbaren Original-KING-CRIMSON-Sound. Schon in der ersten halben Stunde setzen sie zum schwelgerischen „Epitaph“ an, was mich persönlich sehr freut. Bei Bassist TONY LEVIN kommt zwischendurch der große Chapman Stick zum Einsatz, der mit beiden Händen auf dem Griffbrett gespielt wird. Fingertapping at its best. Am Gesang von JAKKO JAKSZYK fehlt für meinen Geschmack etwas mehr ADRIAN BELEW, den ich gern mal erlebt hätte, wird aber insgesamt gut ersetzt. Einzig „Three of a perfect pair“ gibt es aus diesen Gründen nur in einer instrumentalen Version als eingebautes Thema, dafür hätten sie ihn brauchen können (Adrian Belew spielt das extrem schwere konträr laufende Stück auch alleine an Gitarre & Gesang! Der Wahnsinn.) 
Die hinteren 4 Musiker befinden sich auf einem erhöhten Podest, und ausnahmsweise vorne der Knüller: gleich 3 (!) virtuose Schlagzeuger mit vollem Drum-Set! PAT MASTELOTTO (Mr. Mister, schon einige Jahre bei KCr), dazu GAVIN HARRISON (Porcupine Tree) und JEREMY STACEY, der manchmal statt zu den Stöcken zwischendurch in die Tasten des E-Pianos greift. Alle 3 bekommen natürlich nicht nur Soloparts (mit Szenenapplaus), sondern haben sich eine ausgefeilte Performance ausgedacht, um die Schlagzeugpassagen von akzentuiert (abwechselnd) bis bombastisch (gleichzeitig) vorzutragen. Sehr beeindruckend und spielerisch absolute Weltklasse. Der Gig startet früh und besteht aus 2 Sets mit 20 Minuten Pause. Zum Finale des zweiten Parts gibt es dann auch die einzige „Lightshow“ des Abends (vorher nur unbewegtes, helles Bühnenlicht): die Band wird beim sehr sehr langen „Starless“ – ganz dem Namen nach - langsam in tiefstes Höllen-Rot getaucht, und so bleibt es bis zum Schluss. Da wir uns im Bowie-Jahr befinden, gibt es im Zugabenblock noch eine Hommage an ihn mit „Heroes“, was ich aber persönlich nicht ganz überzeugend finde, das ist mir zu glatt gesungen. On top wird dann der Gig mit dem „21st Century Schizoid Man“ besiegelt, wobei nochmal alle Register gezogen werden können. Das Publikum hat keine Fragen mehr, es gibt mehrmals Standing Ovations und TONY LEVIN zückt dann auch endlich seine Kamera, um uns fürs Poesiealbum abzulichten. 
Mehr als zweieinhalb Stunden Programm, 47 Jahre Bandgeschichte, 7 Musiker und für uns mehrere Stunden Anfahrt aus 2 entgegengesetzten Teilen der Republik – um sich in der Hauptstadt einer wunderschön warmen, spätsommerlichen, langen Nacht des ewigen ProgRock mit Cocktails, fast Vollmond und guten Gesprächen an der Spree hinzugeben. Da hat man für einen Moment doch mal das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Prost! ;-)

Lizard 
• Radical Action II 
• Pictures of a City 
• Cirkus 
• Fracture 
• Epitaph 
• Hell Hounds of Krim 
• Easy Money 
• Radical Action (To Unseat the Hold of Monkey Mind) 
• Meltdown 
• The Talking Drum 
• Larks' Tongues in Aspic, Part Two 
• Devil Dogs of Tessellation Row 
• The ConstruKction of Light 
• Level Five 
• The Court of the Crimson King 
• The Letters 
• Red 
• One More Red Nightmare 
• Starless 
• Banshee Legs Bell Hassle 
• "Heroes" 
• 21st Century Schizoid Man
Ein legendäres Konzert. Danke.

Oh, fast vergessen: wen trifft man nach dem Gig mit einem live Kamikaze-Auftritt gegenüber des Admiralspalast wieder? SHOSHIN!! Sie sind ihrem Prinzip treu geblieben: sich ein paar coole Konzerte in ganz Europa aussuchen, einfach hinpilgern & spielen, am Ausgang der Halle Laufkundschaft ziehen. Super Idee.

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Black Rainbows @ Orange Peel
Gig location has been changed from Orange Peel to Dreikönigskeller FFM.

Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Mark Lanegan Band @ Batschkapp
Review
Der Mann mit der tiefen Stimme kommt! :-) Eben jene konnte er auch gut zelebrieren, diesmal wieder mit Band, nicht solo als Acoustic-Set sondern mit Rumms. Das Licht auf der Bühne war extrem abgedunkelt, die Band fast nur von hinten beleuchtet, aber dadurch wirkte Mr. Lanegan's Silhouette beim Griff ans Mikro & 1 Bein angewinkelt fast 1:1 wie bei einem gewissen Herrn Morrison :-) Schöne CD auch. Habe mich nur gefragt, warum das großartige "Burning Jacob's ladder" der Single nicht auf dem Longplayer drauf ist. Als Vorband spielte THE CREATURE WITH THE ATOM BRAIN ein abwechslungsreiches Set, auf dessen Scheiben ist Mark Lanegan stets ein gerngesehener Gast. Runde Sache.
• The Gravedigger's Song
• Sleep With Me
• Hit the City
• Wedding Dress
• One Way Street
• Resurrection Song
• Gray Goes Black
• Crawlspace
(Screaming Trees song)
• Quiver Syndrome
• One Hundred Days
• Creeping Coastline of Lights
(The Leaving Trains cover)
• Black Rose Way
(Screaming Trees song)
• Riot in My House
• Ode to Sad Disco
• St. Louis Elegy
• Tiny Grain of Truth
• Encore:
• Devil in My Mind
(Smoke Fairies cover)
• Harborview Hospital
• Methamphetamine Blues

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Steve Miller Band @ Alte Oper
Review
Zeitlose Klassiker zu Gast in der Alten Oper Frankfurt. Bestuhltes Konzert! Sofort machte sich im Kopf Panik à la „Scheiße, ich werd’ alt“ breit. Und: „muss man sich da schick anziehen?“ – Nein, musste man nicht. Ich hatte 2 Tickets gewonnen und stand auf der Gästeliste, also konnte eh nichts schiefgehen. Ein paar Scheiben von früher im Schrank, die Hits im Kopf, ein Bier am Start und los gings, andere Megafans hatten da einen wesentlich weiteren Weg, denn der Herr Miller gab nicht gerade viele Konzerte auf dieser Tour. Auf dem Bühnenvorhang prangte ein großes „Space Cowboy“ Logo, als der Vonhang fiel, kamen hübsch bunt arrangierte Ohren (!) zum Vorschein, die in die Deko aus Lichtläufen und –Röhren integriert werden konnten. Eine Vorgruppe gab es nicht, schließlich hat der Mann (gerade 69 Jahre alt geworden) selbst genügend Material. Gut gelaunt und erzählfreudig gestaltete er den Best-Of-Abend, begonnen bei „Jungle Love“, „Take the money & run“ über „Abracadabra“ und natürlich "The joker" sowie „Fly like an eagle“, auf das sicher viele gewartet hatten. Seine Mitmusiker sind erster Güte, ein sehr beschwingter, in den Knien federnder zweiter Sänger hat die Sympathien auf seiner Seite und STEVE MILLER selbst ist nicht nur fingerfertig an der Gitarre, sondern auch gut bei Stimme. Es gibt Hippie-Rock, Blues, Soul und Funk. Zwischendurch gibt er ein akustisches Set allein an der Wanderklampfe u.a. mit „Wild mountain honey“ und „Dance dance dance“ und erzählt von alten Zeiten, als er mit diversen Leuten in seiner kalifornischen Nachbarschaft gejammt hat was das Zeug hielt. Passend dazu kündigt er einen „very special friend“ an, der gerade zufällig in Frankfurt weilt und sooo gern mal wieder mit ihm spielen würde. RANDY HANSEN, seit Jahren DAS einzig gültige Hendrix-Plagiat kommt in gewohnter Montur (lange Haare, Stirnband, 1000 Tücher, enge Hose, bunter Krempel) auf die Bühne, darf ein Set von 3 Stücken spielen und bringt damit noch einmal eine ganze Portion Leben auf die Bühne, wenn er dort wie ein Wirbelwind über die Bühne fegt. Selbst die Spielarten (Gitarre auf dem Rücken, über dem Kopf und mit der Zunge spielen) hat er natürlich auch mit 58 immer noch drauf. Der Kerl ist einfach ein Unikat und wirklich ein guter alter Freund von STEVE MILLER, das merkt man ihm an. Nach 2 Stunden findet der 70er-Jahre-Trip mit „Rock’n me“, zu dem es nicht mehr viele Leute auf ihren Stühlen hält, ein umjubeltes Ende.
• Jungle Love
• Take the Money and Run
• The Stake
• Abracadabra
• Mercury Blues
(K.C. Douglas cover)
• Farther Up the Road
(Bobby “Blue” Bland cover)
• Shu Ba Da Du Ma Ma Ma Ma
• All Your Love (I Miss Loving)
(Otis Rush cover)
• Kow Kow Calqulator
• Ooh Poo Pah Doo
(Jessie Hill cover)
• Texas
(Eric Johnson cover)
• Sugar Babe
• Serenade
• Wild Mountain Honey
(solo acoustic)
• Gangster of Love
(Johnny “Guitar” Watson cover) (solo acoustic)
• Dance Dance Dance
(solo acoustic)
• The Window
(acoustic)
• Living in the U.S.A.
• Space Intro
• Fly Like an Eagle
• Jet Airliner
(Paul Pena cover)
• Rock'n Me
• Encore:
• Swingtown
• Space Cowboy
• The Joker

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
Dredg @ Sankt Peter
Review
Ein Walpurgisritt in den 1. Mai – in einer Kirche? Warum nicht... Schließlich ist St. Peter längst zu einer Konzertlocation umfunktioniert worden, fast alle Kirchenfenster abgedunkelt und das Weihwasserbecken in einer anderen Kapelle versteckt. Die PA für den Raum hätte gern eine Spur größer ausfallen können, leider gibt es zu oft Gitarrenmatsch, man sollte lieber nicht zu weit hinten stehen und auch die Klimaanlage pustet nur am Rande zügig. In der Mitte ist dicke Luft. Schade. Trotzdem ist der DREDG Gig seit einiger Zeit ausverkauft, draußen stehen Leute mit „Suche Karte“ auf Pappschildern, sie spielen auf der diesjährigen Tour 2 ihrer kompletten Alben, immer abwechselnd, in manchen Städten auch beide als Kombipack. Hier in Frankfurt gibt es aber nur die „El Cielo“ im gesamten zu hören. Dazu passend: Themen-Tour-Shirts, sowie die LP auf Vinyl, von der es heißt „The very last pieces on EARTH!“ – galaktisch dann leider auch die Sammlerpreise von 50.-
Den Anfang machen aber erstmal THE INTERSPHERE, eine junge dt. Kombo, die sich im Musik-Konservatorium Mannheim kennengelernt hat, die schon vor kurzem bei KARNIVOOL den Opener geben durfte und sehr positiv auffiel. Stylistisch passen sie sehr gut zu DREDG, spielen powervoll mit 2 Gitarren, Bass, elegischem Gesang und Schlagzeug in einer Reihe. Gar nicht so doof: damit der Drummer sieht, was seine Kollegen spielen, sitzt er 90° zu ihnen an der Seite. Wir sehen dadurch umso mehr seinen „ich-bin-ein-Octopus“-Einsatz (zu sehen auf dem Foto), denn kaum ein anderer holt so weit mit den langen Armen aus, steht vor Euphorie auf oder bespielt die riesigen Becken von der Hinterseite! Das gibt sogar Zwischenapplaus. THE INTERSPHERE sind auf einem guten Weg. Ein sehr musikalisches Kraftpaket, besonders live noch lohnenswerter als auf Konserve.
Die Umbaupause gerät etwas lang, DREDG haben eine andere Konstellation, da spielt der Drummer auch mal Keyboard nebenbei (!), der Sänger hat sein Saiteninstrument wie eine Zither auf dem Tisch vor sich liegen oder der Bass tauscht mit wemauchimmer. Alleskönner am Werk. Auch sämtliche Effekte der „El Cielo“ Scheibe werden live nachempfunden (zB ganz schnelles Mikro-Gewedel vor dem Mund, Geknister oder Loops mit mehrstimmigen Gesangsschleifen). Dazu eine engelsgleiche und perfekte Stimme von Gavin Hayes, den man im ersten Moment gar nicht wiedererkennt, denn er hat sich seinen Lockenkopf rappelkurz geschnitten. Im Kirchenschiff von St. Peter kann man ganz gute farbige Lichtsäulen schaffen, ansonsten gibt es gar keine weitere Deko, man bleibt lieber puristisch. Auch bei den Klamotten das obligatorische schwarze Hemd, schwarze Jeans. So liegt mehr Konzentration auf der Musik und die ist einfach nur großartig und perfekt gespielt. Nach „Same ol’ road“ der erste Zwischenapplaus, ansonsten gehen die Tracks wie auf Platte ineinander über, manchmal ist man sich nicht sicher, ob man klatschen sollte oder nicht. Auch hier wieder ein Schlagzeuger, der so extrem draufkloppt, als würde er "den Lukas hauen". Manchmal fliegen Drumsticks durch die Luft. Einer aus dem Publikum fängt einen Stick, der fast komplett durchgebrochen ist. Der Sänger bedankt sich ab & zu auf deutsch und es gibt am Ende noch das halbe nächste Album „Catch without arms“ als Zugaben obendrauf! Auch „Bug eyes“ und alles dabei. Mehr geht nicht. Volle Punktzahl. ☺

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Caren.
11th Jul 2024
Live Music
IAMX @ Sankt Peter
Review
Die Elektro-Gothic Shows von IAMX sind immer ein Fest. Selten gibt es so show-enthusiastische Menschen auf der Bühne. Besonders Frontmann Chris Corner hat einen großen Hang zur Theater- und Videokunst. Der ehemalige Frontmann von SNEAKER PIMPS hat dabei aber schon seit einigen Jahren seinen eigenen Stil gefunden und fasziniert optisch wie stimmlich gleichermaßen. Dabei mutiert er mittlerweile immer mehr zum Vampir. Das bei uns bekanntgewordene Lied „(How to survive in the) Nightlife“ kam eindrucksvoll im dt. Kinofilm „Wir sind die Nacht“ zur Geltung, Corner schmückt sich gern mit schwarzen Federn, malt sich den kompletten Oberkörper rabenschwarz an und ist ganz schön abgemagert, allerdings trinkt er gern Rotwein. Als er beim Konzert stagedivenderweise auf uns zufliegt, und wir ihn mit Leichtigkeit zur Bühne zurücktragen, passt meine Hand spielend um seinen Knöchel. Aber die Stimme ist groß. Gern singt er in 2 Mikros gleichzeitig, turnt dabei herum oder schlägt auf diverse Trommeln ein, die der „Kapuzenmann“-Roadie auf der Bühne ständig wieder geradestellen muss. Begleitet von seinen 2 manchmal ein wenig „over-the-top“-agierenden sexy Gothic-Ladies an den Keyboards und am Bass ergibt die Musik eine stark tanzbare Mischung – und das alles in einer Kirche! St. Peter in Frankfurt ist recht voll, der Sound ist vorne wo wir stehen richtig gut. Corner muss stellenweise über seine eigenen blasphemischen Texte schmunzeln („It’s a strange place to sing these lyrics, right?“), auf mehreren Videoleinwänden laufen dazu abstrakte Bilder zwischen Leben und Tod, Sex und Drogen. Gern kokettiert er mit den Keyboard-Ladies (nur den Schlagzeuger sieht man kaum), eine von ihnen hat sogar direkt heute Geburtstag und es ist der letzte Tourtag, auch das Publikum möchte ständig drauf reagieren, kann aber erst ein paar Sogs später endlich ein gemeinsames „Happy Birthday“ anstimmen. Dafür wird ihr dann später im Affekt beim Tanzen das Oberteil abgerissen, so dass sie plötzlich barbusig dasteht. Zwar sind ohnehin bei beiden Damen und ihren freizügigen Kostümen die Nippel mit schwarzem Klebeband abgeklebt, aber ich glaube nicht, dass das so geplant war. Bei der Zugabe hat sie sich auch schnell etwas neues übergezogen. Die Band ist Weltmeister im Leute animieren, so dass immer wieder angefeuert wird, aber auch extrem dankbar! Das Geburtstagskind raunt dem Sänger zu „Wir werden nie wieder im BETT spielen können!“, der rafft den Gag mit der kleineren Location aber nicht so schnell und fragt erstaunt nach. Sie sagt ihm aber, dass das ein Insider wäre (denn dort haben sie schon mind. 2x gespielt, das wird langsam zu eng für IAMX, wir haben schon verstanden ;-) ). Es wirkt immer so, als wenn sie ihren Erfolg kaum fassen können und daher wird überschwenglich sowohl am Anfang sowie am Ende der Show nach „Champaaaaagne, please!“ gerufen. Yeah, Baby! Lay back for me. You are just exactly what I need in this cold town. – Tolle Künstler sowieso. Lohnt sich einfach jedes Mal.

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