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Live Music



Gigs - Reviews by Caren.

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Dredg @ Schlachthof (2009)
Review
Es gibt doch immer wieder echte Perlen auf Konzerten zu entdecken. Dazu gehören eindeutig DREDG, die so perfekt ihr Handwerk beherrschen, dass sie teilweise sogar 2 Instrumente gleichzeitig spielen können! Wozu hat man 2 Hände und 2 Hirnhälften? Man kann doch auch Keyboard mit der Stirn spielen, während man Bass-Seiten auf den Knien zupft UND sich grad eine Tüte ansteckt. Passend dazu: eine sehr klare Stimme, die schöne Melodien über dem Ganzen ausbreitet – natürlich während man Slideguitar (auf einem Tisch liegend) spielt. DREDG mögen Kunst & Literatur im allgemeinen und haben damals gerade ihren Longplayer „The Pariah, the parrot, the delusion“ draußen, der mal wieder Bilderwelten im Hirn freisetzt. Ohnehin würde ihre Musik desöfteren in einen Film passen. Es gibt aber auch sehr Tanzbares und Druckvolles wie „Bug eyes“ oder „Catch without arms“ von der Scheibe davor. Selbst Teile der noch älteren „El cielo“ finden hier Gehör. „Same ol’ road“ mit Shoegaze-Gitarre und Effekten hat einfach viel Atmosphäre. Bei einigen neuen Songs dürfen die Streicher (Cello & Geige) der 1. Vorgruppe JUDGEMENT DAY einsteigen, die den Abend mit APOKALYPTICA-artigen Instrumentalsongs begonnen hatten (wovon wir aber leider durch einen frühen Start einiges verpasst hatten). Das passt wirklich gut zusammen. Vielfalt ist bei den Schwarzträgern DREDG Trumpf, der Drummer baut gegen Ende sogar noch während des Sets sein Equipment ab und ersetzt das ganze durch ein Klavier, um damit das Finale zu bestreiten. Mehr geht einfach nicht.
Meine besondere Entdeckung des Abends liegt aber auch noch auf der 2. Band THE PARLOR MOB, die einen mit Retrorock der Extraklasse wegblasen. Look & Sound wie damals in den 70ern, auch mal mit Bluesklängen und Harp, mal elegisch - dann wieder volle Pulle, keine Coversongs, helle treffsichere Stimme. Es macht Spaß ihnen zuzusehen & zu tanzen. Die Mischung aus Led Zeppelin, Black Crowes und Wolfmother kommt rrrrichtig gut in Fahrt! Warum sind die nicht schon längst größerem Publikum bekannt? Auch ihre Longplayer („And you were a crow“ & „Dogs“) sind durchweg großartig und gehören in jedes Psychedelic-Rocker-Regal (Lieblingslyrics: „I wanna know you the way the flowers know the grave“ / „I woke up sick from my American dream“) Die würde ich gern nochmal wiedersehen und für ne Party engagieren... „when we step out of the shadow & into the sun!!“ BÄM.

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
More Than Life @ Jokus (2013)
Review
Grey City Giessen here we come. Und es hat sich bereits eingeregnet, also nix mit Goldener Oktober... Das Jugendzentrum „Jokus“ passt definitiv ins Bild, weiße Wände, graue Stahltüren, Neonlicht, Kasse & Merch kommen zu spät, jaja, schnarch. Unter dem Vordach suchen bereits Swan Dive nach was Buntem zu rauchen und smettern ein „boooooring!“ in die Runde. Recht haben sie. Als endlich Einlass ist, kann man aber noch jede Menge Klamotten ergattern (das letzte MoreThanLife-Wolf Shirt!), LPs gibt es leider nicht. 

Die homegrown Band HARM/SHELTER darf beginnen und kann zwar mit 4 verschiedenen T-Shirts (!) sowie einer Menge einheimischer Fans aufwarten, allerdings nicht so wirklich auf unsere Begeisterung hoffen, denn die kleinen Jungs kommen ziemlich poserhaft rüber, besonders der Sänger wirkt eher unangenehm. Seine Kumpels kaspern und treten mal kurz durch den Raum, 2 von ihnen dürfen sogar ins Mikro singen (und können es beide besser als er), aber insgesamt haut mich das nicht vom Hocker. Besonders die gähnende Leere des Raums lässt doch zu wünschen übrig. Und das bei einem Europatour-Abschluss-Konzert! Hätten die Jungs mal lieber im Elfer gespielt, da wäre es für Stagediver & die Atmosphäre kuscheliger gewesen. Auch die Bühne ist hier viel zu sehr in die Breite gezogen. 

Die 2. Band SWAN DIVE besteht zum Teil aus Mitgliedern von MORE THAN LIFE, macht allerdings etwas andere Musik als die Kollegen und hat stilistisch ein wenig mehr Grunge-Elemente zu bieten, auch das Fanshirt ist eine Abwandlung des Nirvana-Nevermind-Logos, aber schlecht sind sie nicht. Dafür kurz. Ganze 4 Lieder krönen die Setlist, ein erneuter verzweifelter Aufruf nach „some weed“ inklusive (ob sie am Ende noch was zu Rauchen bekommen haben, werden wir nie erfahren), mir gefällt’s trotzdem irgendwie.

Als danach DEPARTURES aus Glasgow auf der Bühne stehen ist allerdings endlich wieder geklärt, wo der Hammer hängt und auf welchem Konzert man eigentlich ist. This is Hardcore. Ein optisch harmlos wirkender Sänger schreit sich die Seele aus dem Leib und die Gitarrenarbeit lässt ebenfalls nicht zu wünschen übrig. Infolgedessen geht auch im Publikum ziemlich die Post ab. Es sind mittlerweile ein paar mehr Leute geworden, jedoch ist es für die üblichen Stagedive-Momente immer noch zu luftig im Saal. 

Das ändert sich auch bei der Hauptband MORE THAN LIFE (UK) nicht mehr wirklich, es bildet sich zwar eine große Mitgröhl-Traube am Bühnenrand um den kleinen schmächtigen volltätowierten Sänger mit Wollmütze, dahinter ist aber leider zu viel freier Platz, um von vielen getragen werden zu können, bevor man endgültig auf den Boden prallt. Es gibt zwar einige Versuche auf den jeweiligen Nebenmann zu klettern, aber die meisten Fans beschränken sich doch lieber auf ein paar Pogo-Wellen, bei denen man sich ebenfalls gut auf die Füße springen und den kleinen Zeh brechen kann (ja, ums Gelenk herum sah meiner am nächsten Tag doch eher lila aus & schmerzte). Was solls. Wenigstens konnte man ganz gut fotografieren. Musikalisch gab’s ein volles Programm, auch die neue Single „Do you remember“ (die normalerweise sehr melodisch und eher soft rüberkommt) war live wesentlich druckvoller und kaum wiederzuerkennen. Generell ist die Band von extrem tief- und abgründigen Texten über tragische Liebe geprägt, dass man sich fragt, ob man mit 23 tatsächlich schon so derbe am Abgrund des Lebens stehen kann. Man darf gespannt sein auf die neue Scheibe. Der Sound war im Jokus völlig ok. Nach und nach durfte man auch die vielen Tattoos der Band betrachten, als die Shirts in die Ecke flogen, auch wenn letztendlich doch noch einiges im Verborgenen blieb, wie man von anderen Fotos weiß.... Das Gießener Jungvolk wirkte mal wieder etwas merkwürdig, besonders als am Schluss draußen 2 Bandmitglieder von 2 Mädels bezirzt wurden, die allen Ernstes meinten: „You can come over to my place, we’ll listen to Miley Cirus (or Taylor Swift??) and drink all the booze I have!“. 
Darauf einen Dujardin.

✔︎ Helpful Review?

Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Funny van Dannen @ Palmengarten (2017)
Review
Oha, hoffentlich hält der Himmel dicht – noch am Nachmittag gab es ein Unwetter. Dabei haben wir doch „Summer in the City“, wo wir dem lustigen Barden der ex-LASSIE SINGERS komplett open air im Palmengarten lauschen wollen. In der Musikmuschel ist ein Wohnzimmer aufgebaut, mit Stehlampe und Tisch, einem breiten Notenständer – und ein festes Dach hat er. Tja, der FUNNY hat’s gut. Da kann er auch gleich ein paar sarkastische Scherze machen, als der Regen doch mal kurz einsetzt „och, das Wetter hält sich ja heute, nä?“. Er berichtet von seiner Fahrt hierher, wo er Vögel auf Autobahnschildern beobachten konnte, die sich mit ausgebreiteten Flügeln im Starkregen badeten. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man eine ‚Schöne Stimme’ hat: „Ich bin nicht mehr jung und brauche das Geld“. Und die Zuschauer bekommen was für selbiges. Alle einen Sitzplatz und Songs bis zum Abwinken, es müssen über 30 sein, gnadenlos bis zum Sendeschluß im Palmengarten. Zwischendurch wird gefragt, was er spielen soll, denn FUNNY macht sich einen live-Plan auf Zuruf. Wir können viel aus seinen Liedern lernen. Wer ein ‚Nuttenauto’ fährt, wer auf dem ‚Nana Mouskuri’ Konzert gesehen wurde, was er machen würde wenn er ganz lange Haare hätte, wer der ‚Sohn vom Ziegenficker’ ist, dass ‚Ein Eimer weiße Farbe’ gern mal etwas anderes wäre und warum das nicht geht, dass ‚Lesbische Schwarze Behinderte’ manchmal ganz schön ätzend sein können, wer auf ‚Posex und Poesie’ steht, wer als Pinguin wiedergeboren wird, der wie Donald Trump aussieht (schon das 2. Lied das ich kenne, welches der ‚Trottellumme’ gewidmet ist), was für ne perverse Sau der ‚Bundesadler’ früher war, bevor er im Parlament aufgehängt wurde, und was eigentlich alles im Leben passiert, nur weil man ‚Schilddrüsenunterfunktion’ hat. Da hängen wir doch einfach mal wieder ein ‚Okapiposter’ auf, holen den ‚Nudelsalat’ raus und schmeissen die ‚Nebelmaschine’ an, denn „muss einfach sein, so dann und wann, keine Gedanken mehr, nur die Nebelmaschine an“! Jawoll ja.
Und so geht es in einem fort. Man fühlt sich trotz nasser Wetterlage (der Regen hält sich tatsächlich sehr zurück!) total heimelig und könnte ihm noch stundenlang grinsend zuhören. Er bringt nicht nur Zoten, sondern manchmal auch Poetisches oder Nachdenkliches, ob mit schrägem Reimschema oder Lesebrille abgelesen. Meist jedoch mit dem gewissen Twist in die Satire-Ecke. Zwischen den Füßen der Zuschauer laufen diverse Enten aus dem Palmengarten-See herum, die sich die Plauze mit herabfallenden Laugenbrezelstückchen vollschlagen. Dann holt FUNNY zur Akustikklampfe auch noch das Dylan’sche Mundharmonika-Gestell raus und bläst uns einen. Entschuldigung. Zum Glück gibt’s ja die ‚Räumliche Distanz’ auch in solchen Wortspielen, harr harr. Und nun geh weg mit deiner ‚Herzscheiße’. Der Unterhaltungsfaktor ist jedenfalls sehr hoch. Das Repertoire scheint unerschöpflich, mir wären noch einige Songs eingefallen, die er statt ‚Schiebt den Wal zurück ins Meer’ zum Abschluss hätte bringen können, zum Beispiel ‚Oma’ (war ein Pornostar) oder ‚Saufen saufen saufen’, was wir dann anschließend auch gleich hätten tun sollen, mit Glühwein in der Badewanne, um etwas aufzuwärmen. Summer in the City – man kann ja nie wissen. Trotzdem ein sehr schöner Abend, hat sich voll gelohnt!

✔︎ Helpful Review?

Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Rolling Stones @ Niedersachsenstadion (1995)
Review
Mega! Das Konzert mit dem Schlangenturm, aus dem die Feuerzunge schießt – ein Polytechnikum des Rock’n’Roll! Livemomente werden mit Videoclip-Figuren kombiniert, Jagger tanzt mit einer gestrichelten Voodoo-Hexe. Das Konzert im Niedersachsenstadion beginnt mit Buddy Hollys „Not Fade Away programmatisch: Man will nicht verblassen. Die Stones graben diese, ihre dritte Single von 1964 aus, um nach 33 Jahren im Biz zu sagen: Wir sind noch der wildeste und sensationellste Rock-’n’Roll-Haufen des Planeten. Unvergleichlich. Unverzichtbar. Darryl Jones spielt erstmals Bass an Originalbassist Bill Wymans Stelle und kann’s besser. Den Refrain zu „Miss You“ führen die Fans minutenlang fort, Jagger springt endlos auf der Stelle. Ob er noch an Angela Bowie gedacht hat, als er „Äiin-dschäh...“ ins Mikrofon keuchte?

The Tragically Hip hatten anscheinend am selben Abend noch eine Show in der «Niedersachsenhalle»,, ich mag diese Band sehr.

• Not Fade Away
• Tumbling Dice
• You Got Me Rocking
• It's All Over Now
• Live With Me
• Sparks Will Fly
• (I Can't Get No) Satisfaction
• Beast of Burden
• Angie
• Like a Rolling Stone
• Rock and a Hard Place
• Monkey Man
• I Go Wild
• Miss You
• Honky Tonk Women
• Before They Make Me Run
• The Worst
• Sympathy for the Devil
• Street Fighting Man
• Start Me Up
• It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
• Brown Sugar
• Jumpin' Jack Flash

✔︎ Helpful Review?

Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Rolling Stones @ Olympiastadion (1990)
Review
Wir sind in West-Berlin. Das merkt man nicht nur am runtergerockten S-Bahnhof. Neben uns pinkelt jemand mitten in der Menge der fast 80.000 Leute im Innenraum in eine leere Fantaflasche. Rausgehen ist bei der Menschenmasse nicht drin, man würde nie wieder zurückfinden. Neben uns sorgt eine übelriechende Kotzepfütze für eine vermeintliche Ausweichmöglichkeit, ein „Loch“ in der Menge. Nee, lieber nicht dort hinstellen, es schliddern schon genügend Leute aus Versehen rein. Zumindest das Wetter meint es gut im Juni des Jahres 1 nach Maueröffnung. Die Stimmung geht in eine ähnliche Richtung, das merkt auch Mick Jagger und macht dementsprechende Ansagen, die großen „Wiedervereinigungs“-Anklang finden. Die Stones sind in Spiellaune und streuen extrem viele alte Hits ein. Trotzdem merkt man hier im Publikum den Unterschied zu Hannover schnell, denn es wird gedrängelt was das Zeug hält, man landet immer weiter hinten und man muss andauernd auf heranpreschende euphorische Leute achten, anstatt sich auf die Band zu konzentrieren. Nervig. Die Musik ist trotzdem gut, aber man nimmt nicht so viele Eindrücke mit wie noch 2 Wochen vorher... Die Setlist unterscheidet sich geringfügig, den Knallbonbon am Ende gibt es allerdings auch hier.
• Start Me Up
• Sad Sad Sad
• Harlem Shuffle
• Tumbling Dice
• Miss You
• Almost Hear You Sigh
• Ruby Tuesday
• Angie
• Rock and a Hard Place
• Mixed Emotions
• Honky Tonk Women
• Midnight Rambler
• You Can't Always Get What You Want
• Can't Be Seen
• Happy
• Paint It Black
• 2000 Light Years From Home
• Sympathy for the Devil
• Street Fighting Man
• Gimme Shelter
• It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
• Brown Sugar
• Jumpin' Jack Flash
• (I Can't Get No) Satisfaction

✔︎ Helpful Review?

Caren.
13th Jul 2024
Live Music
EA 80 @ AU (2016)
Review
Großzügig als „Sonntags Matinee“ angekündigt (da Einlass um 16:00 *g*), merkt man schnell, warum für den Gig fast keine Werbung gemacht werden musste. Um 17:00 steht eine riesen Meute vor verschlossener Tür in der Rödelheimer Au. Zeitgleich ein Fußball-Lokalderby (bei dem es um einiges geht) – aber abends wären bestimmt nochmal doppelt so viele Leute angetanzt. Trotzdem kommen nicht alle rein, der Keller der Au ist gestopft voll, man kann noch nicht mal einen Becher halten oder klatschen (beides erst recht nicht). Stöpsel druff und los geht’s.
Die Band (die es schon seit über 25 Jahren gibt) hat Verspätung, da sie auf dem Weg von Gera nach FFM ihren Schlagzeuger zurücklassen mussten, wie der Sänger erzählt. „100 km vor Frankfurt war die Welt noch in Ordnung. Danach die Liste mit Ersatzschlagzeugern abgeklappert (es sind 22) und wie ist es normalerweise an einem Sonntag? Genau, 21 von 22 Schlagzeugern sind beim Fußball!! Einer ist zuhause, wohnt aber 200 km weit weg! Argh!“ Außerdem stellt der Drummer (der sonst bei KLOTZS spielt) fest, dass er die Lieder gar nicht kann. „Scheiß drauf, das ist halt Punkrock! Wir suchen uns Lieder mit möglichst wenig Tempiwechseln raus und Ihr ratet was das sein soll, während wir ein bißchen rumeiern.“ :-)
Ehrlich gesagt hätte man das gar nicht unbedingt gemerkt, aber Gitarrist und der extrem dürre Bassist grinsen sich beim Spielen desöfteren eins ins Fäustchen. Irgendwann dreht der Sänger sich auch mal zum Schlagzeuger um und schreit ins Mikro „Schnelläääär!!!!!“. Gesagt getan. Geht doch. Der Moshpit im vorderen Bereich kann (ob Goth-Iro oder gar keine Haare) bei den schnelleren Songs mit exzentrischen Schrei-Einlagen vom Sänger nur noch in die Höhe springen. Es gibt aber auch leise (manchmal sehr leise) Töne, die dann wieder mehr Melancholie in die Sache bringen. Das hat in solchen Momenten einiges an düsterem 80er Jahre Wave-Spirit. Insgesamt ein sehr geladener Auftritt, der Sänger dreht mit Gitarre sogar eine Runde durchs verdammt enge Publikum, vorher reißt ihm 2x die Saite (again: „Scheiß drauf, is’ Punkrock! Der Song basiert auf der Saite, die jetzt nicht mehr da ist, aber ey, was solls, da ist jetzt halt ein Loch.“), von daher muss EA80 wohl doch mal ganz neue Saiten aufziehen, geht aber nicht, denn die sind schon gebraucht & etwas verknödelt, dadurch dauert’s ein bißchen. Der andere Gitarrist drängelt sich durch die Meute mit den Worten „lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“ und geht pissen, die Zuschauer Bier holen.
Immer wieder an dem Abend kommen Musikwunsch-Schreie nach „Kleine Welt“ (1990) von weiter hinten. Ob sie es auch gespielt haben, weiß ich nicht, es war ja mein erstes EA80 Konzert. Vielleicht hätte der Song auch zu viele Tempiwechsel gehabt *g*. Der Sänger hat jedenfalls eine sehr angenehme Stimme, ob angestrengt laut oder leise, jemand aus dem Publikum meint später zu mir: der könnte auch Hörspiele sprechen und ich würd’s mir gern anhören. Stimmt.
Irgendwann sind alle durchgeschwitzt und man versucht auf der Bühne sowas ähnliches wie Instrumente-zerlegen mit großen Gesten, dann ist halt einfach finito. Zugaben werden ja eh gleich mit eingebaut. Die Band stapft nach hinten, um den Merchstand zu bestücken und alle sind zufrieden. Cooler Auftritt, nette Leute. Hat Spaß gemacht.
Die Meute geht erst mal raus, eine rauchen. Und Fußball-Ergebnisse nachgucken. Frankfurt hat zum Glück gewonnen.
Zum Fazit noch die beste Gröl-Diskussion des Abends zwischen 2 Liedern (aus der Zuschauermenge), jemand wünscht sich: „Liiiiiiiicht!!!!“ – „Ey, wieso, ist doch hell genug!“ – „Ich mein den SONG 'Licht', du Depp!“ – „Ach, lutsch' mir doch die Rosette!“ – *lol*. Man hat sich lieb in Frankfurt :-)))

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Fehlfarben @ Das Bett (2012)
Review
Die 80er Ikonen sind wieder da. Oder eigentlich immer noch. Klar, Peter Hein braucht Geld, aber wer braucht das nicht? Und Fehlfarben haben sich irgendwie auch ihren sozialpolitischen Background bewahrt. Der Sänger malt sich immer noch seine Parolen nebst Blitzen und Symbolen selber aufs Hemd, spuckt auf den Kapitalismus, informiert sich über die jeweils zu bespielende Stadt des Abends und kriegt dabei sogar richtige Töne raus. Selbst der Pyrolator steht weiterhin am Keyboard, irgendwie wirkt die ganze Erscheinung Fehlfarben ziemlich sympathisch und basic. Die neue Vinyl-Single „Platz da!“ im Gepäck, sowie den Longplayer „Xenophonie“, der ganz gut in den Kritiken abschneidet. Grinsen kann man über die Bezeichnung „Hygieneporzellan“ für ein Klo allemal. So tanzt sich der Herr Hein mit nem Gläschen Wein und der mittlerweile ergrauten „Gerade-aus-dem-Bett“ Frisur locker flockig durch die Nacht und die Zuschauer warten nicht nur auf den NDW-Hit „Es geht voran“, sondern kennen auch die anderen Songs. Massiv gefüllt ist der Saal an einem Montagabend allerdings nicht. Macht nix. Platz da!!! :-) Die erworbene Vinyl-Single kommt in schickem Weiß daher.

Schon das Bühnenbild zum Anfang der Show, bevor der Support Act MITTEKILL als Solo-Set auftreten sollte macht Spaß: am vorderen Bühnenrand steht ein mit Maschinen, Kabeln, Mixern, Reglern, Tasteninstrumenten und sonstigem Elektrogedöns prall gefüllter Einkaufswagen (!), den sie wahrscheinlich kurz vorher vom ansässigen Aldi nebenan geliehen haben. Die Vorband besteht aus nur 1 Person, ein etwas unbeholfen pummelig wirkender aber dadurch extrem sympathischer Jungspund aus Berlin haut uns laute Elektrosounds und Sequenzen um die Ohren, dass man nur so mitwippen kann. Dazu deutsche Texte mit hohem Spaßfaktor (wie in „Jtzt wrd gfckt“ oder „Ich will Eure Jobs nicht“), dem könnte man den ganzen Abend zugucken und grinsen. Er spielt mehrhändig, dreht, mixt, loopt, zieht sich Klamotten aus & an, tanzt, greift zwischendurch zur Gitarre und singt – er kann das Publikum geschickt einbinden und aufheizen. Respekt. Für den hohen Unterhaltungsfaktor kaufe ich auch seine LP mit beigelegter Bonustrack CD. So viele Zugabe-Forderungen hat selten eine Vorband bekommen. Charming.

✔︎ Helpful Review?

Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Motorpsycho @ Schlachthof (2016)
Review
Epic. . . Loud. . . Punkt.

Mehr kann man eigentlich gar nicht dazu sagen. Muss man auch nicht. Eigentlich.
Diese Band steht für sich. Es fiept noch Stunden nach und sie können sanft wie brachial alles. Konzeptionell schöner Anfang, direkt hinter den Musikern stehen Lampen auf der Bühne, die aussehen wie alte Friseurtrockenhauben und beim ersten Song fangen sie langsam an zu glühen zu den Worten „sunliiight, please fiiind me, the big black dog is out there in the night...“. Passt. Der Drummer hat ein halbtransparentes Schlagzeug in weißem Acryl, später packt der Gitarrist sogar noch die Doppelhalsige aus, der Basser greift zwischendurch gern mal ins Melotron. Die norwegische Breitseite schlägt gnadenlos zu und die Wunde klafft in alle Richtungen. Da ist von Pink Floyd bis Helmet alles dabei, solche Breaks hat man selten gehört (selbst in einem einzigen Lied). Der leicht dissonante Gesang geht manchmal an die Schmerzgrenze bei der Lautstärke, das wird aber gnadenlos weggetanzt, beim Haareschütteln in den harten Parts wird einem schwindelig. Diese Band ist live immer ein absoluter Killer. 3 (!) volle Stunden! Göttlich.
Big Black Dog

Un chien d'espace

Lacuna/Sunrise

The Alchemyst

Pills, Powders + Passion Plays

Running With Scissors

I.M.S.

Spin, Spin, Spin

Flick of the Wrist

Watersound

Junior

Feedtime

Encore: Here Be Monsters (extended vs)

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Clutch @ Batschkapp (2014)
Review
Zuerst spielten als pünktliche Vorgruppe die in Frankfurt ansässigen PEOPLES TEMPER, die seinerzeit vor einigen Jahren aus der Band FREEZEEBEE hervorgingen. Mit viel Elan und guter Laune wird so ein heimatlicher Gig doch immer gut bejubelt, es gab ein leuchtendes Logo, das an beide Seiten des Schlagzeugs angelehnt werden konnte (mal was anderes als das obligatorische Banner oder die bemalte Bassdrum), die 3 spielten ohne Bassisten härteren Mainstream Rock mit guten Gesangsmelodien, die auch mal etwas derber wurden, wenn der Leadgitarrist einen Song anstimmte. Insgesamt gut abgeliefert, da gab’s gar nichts zu meckern.
Zur Einstimmung auf die Hauptband gab es dann einen ungewöhnlichen „very funky Hip Hop“ Introsong: „We need some money“ von Chuck Brown aus den 80ern, an dessen Titel man bereits den Humor der Band erkennen kann. Nur wenige konnten sich das Grinsen, Grooven und Mitsingen verkneifen.
Im Publikum war erst noch etwas Luft, nun sah man aber das „passende“ Publikum einwandern, die Kostümierung des Tages hieß Vollbart, Hornbrille & Bassball-Cap ODER Vollbart, lange Haare & Karohemd – für die, die CLUTCH noch aus ihrer Phase der 90er Jahre kannten als sie noch in die Schublade Grunge/Stoner-Rock passten. Ihre letzte Scheibe „Earth Rocker“ allerdings stieg letztes Jahr wie ein Phoenix aus der Asche in den Heavy-Powerrock-Olymp, Verweise auf MONSTER MAGNET oder DANKO JONES wurden wach und für manche wurde CLUTCH sicherlich als „Neuentdeckung des Jahres“ gefeiert. Massenweise Lobhudeleien, die durchaus gerechtfertigt waren, unterstützten das schon 1 weiteres Jahr vorher eingeleitete Comeback der Band als Live-Vorgruppe bei VOLBEAT in der Jahrhunderthalle, womit sie durchweg positives Feedback einheimsen konnten. Die klassische 4-er Konstellation (2 davon mit Vollbart, aber ohne was zu lesen auf den Shirts) konnte zwischenzeitlich auch schon für den „Sons Of Anarchy“ Soundtrack ein paar Lieder beisteuern. Das Live-Programm jetzt bestand aus diversen Jahrzehnten ihres Schaffens. Gleich das 2. Lied „Crucial velocity“ kam von der neuen bekanntesten Scheibe und machte ordentlich Druck im Publikum, auch wenn die Stimme live nicht ganz so bedrohlich klang, es ging der Punk ab! Massenpogo und extrem einheitliches Hüpfen (sehr hoch!) erstaunte mich doch etwas. Dementsprechend dann auch der Kommentar des Sängers Neil Fallon: „Man, who are all these people? It’s weiiird! I like it!!“ ☺ Und so ging es auch weiter, Crowddiver blieben erstaunlich lange in der Luft und durften durch den halben Saal segeln, manche wurden sogar zwischenzeitlich auf den Händen der Masse kurz hochgelupft. Leute, die bei anderen auf den Schultern saßen waren keine zierlichen Mädchen, sondern durchaus Kerle in Motörhead-Kutten; es könnte daran gelegen haben, dass dieses Publikum zu 75% aus Männern bestand und damit die muskulöse Hubkraft tendentiell etwas höher lag als sonst. Zwischendurch gab es aber auch mal kurz leisere Töne mit Country-Würze, Akustikklampfe, der Halbakustischen und ner Mundharmonika (es gab ein „Thank you Germany - for the invention of the harmonica“!), die eher wüstentrocken daherkamen und die Bluesrock-Elemente der Band unterstrichen. Die zwischenzeitlich entstandenen Graswolken im Saal hielten sich laaaaange. Insgesamt sah man aber definitiv immer mehr Haare schwingen, der Gitarrensound war zumeist im Stonerrock angesiedelt (viel Wah-Wah), mal kippte das Ganze ins groovige und erinnerte eher an funky Crossover der 90er. Der fast letzte Gig in Deutschland kam auch bei der Band extrem gut an, wir mussten alle für ein Erinnerungs-Foto posieren und eine Rockpalast-Aufzeichnung folgt noch. Heimlicher Hit für mich wurde „The Face“, natürlich wurde auch mehrfach nach dem Titeltrack „Earth Rocker“ verlangt, der dann in die Zugabe verlegt wurde. Etwas mehr als eineinhalb Stunden Spielzeit waren voll ok, der T-Shirt Stand wurde ziemlich geplündert (bei unschlagbaren Preisen von 10 Euro für ein Ladies-Shirt war das auch ein nettes Angebot). Hat sich gelohnt. Da konnte man an diesem Feiertag auch ein Bier mehr trinken... „Uncounted Les Pauls are sainted to the sky, here there was darkness, now only light.“

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
The Standells @ Nachtleben (2010)
Review
Aus dem Kapitel „Bands, die es in den 60ern gab und irgendwie immer noch cool sind“ spielte die US Combo lockere 40 Jahre später halt mal im Frankfurter Nachtleben. Mittlerweile Opas geworden, die von ihren Enkeln komplett ahnungslos gefragt werden „Du Opa, was ist das für ein Instrument da auf dem Dachboden? Hast du früher mal in einer Band gespielt?“ konnten die Standells das natürlich locker mit "ja" beantworten, belustigt auf der Bühne erzählen und nochmal die Beatklamotten auspacken, für die sie berühmt geworden sind (zB die Titelmelodie für die „Adams-Family“). Absolut kultig. Eine eingeschworene 60ies-Gemeinde gibt es dafür wohl in jeder größeren Stadt. Nette kleine volle Tanzveranstaltung.

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
James Leg @ Dreikoenigskeller (2017)
Review
Der „Reverend“ kommt ohne Beichtstuhl, dafür aber an einem Sonntag mit nem alten Fender Rhodes und seinem Schlagzeuger mitten aus der Prairie geritten, wo es ne Menge Schlangen, Whiskey und Sandstürme gibt. Vielleicht wohnt er auch normalerweise im Titty Twister, dicht an der mexikanischen Grenze. Und wir haben Vollmond! Auf jeden Fall sind die Klamotten von JAMES LEG schwarz wie seine Seele, aus der eine dreckige Blues-Quelle entspringt, er schwingt seine langen Haare wie Tumbleweed in der Gegend herum, verausgabt sich sehr, sieht älter aus als er ist (nicht nur, weil er sich bereits eine kleine Tonsur am Hinterkopf aus den Haaren geschleudert hat, die -je verschwitzter der Kopf- immer sichtbarer wird), ist ständig in Bewegung, stemmt sich mit seinem ganzen Gewicht in die Tasten und versorgt uns mit einem Reibeisen-Büffet aus Tito & Tarantula, Motörhead und Tom Waits. Er selbst nennt gern mal Screaming Jay Hawkins als Referenz. Souliger, aber sandiger Rock’n’Roll, Blues, Punk, Boogie und alles Mögliche dazwischen. Das ist mal etwas anderes. Auf jeden Fall unterhaltsam, auch mal leidenschaftlicher, langsamer und am Schluß covert er auch noch „A forest“ von The Cure. Da ist wirklich alles drin. Als die Leute immer weiter nach Zugaben rufen, kramen die beiden on top noch ein Rolling-Stones-Stück aus dem Sattel und dürfen dann ein kühles Bier zischen. Well done!

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Go Bang! @ Flugplatz Blankensee (1997)
Review
Mein letzter Sommer in Lübeck durfte nochmal gekrönt werden von einem guten Festival in ungewöhnlicher Location. Headliner waren DAVID BOWIE & PRODIGY. Ein kleiner alter Flugplatz wurde zur Verfügung gestellt, der kurz vor der Renovierung für Ryan-Air stand (und auf dem genau 10 Jahre zuvor Uwe Barschel abgestürzt war - und als einziger überlebte).
2 Freundinnen (darunter eine der größten Bowie-Fans unter der Sonne) hatten auf dem Festival einen Essensstand, somit hatten wir „Access all areas“ Karten – wie praktisch! Das ganze Areal war allerdings sehr ungeschützt in der prallen Sonne, die ungewöhnlicherweise an diesem Tag herunterbretzelte wie nix Gutes. 
Nachmittags starteten BE (sie hatten einen kleinen MTV-Hit mit „Black rain“) mit Alexander von den TEENS (!) am Bass, danach die Briten APOLLO 440 (die mit „Ain’t talkin’ bout Dub“ in die PRODIGY Richtung passten), gefolgt von FLUKE. 
Anschließend dominierten die brettharten Töne der Endneunziger: HELMET („In the meantime“) standen kurz vor ihrer Auflösung, KORN (in den typischen Trainingsanzügen) wiederum wurden zu der Zeit als das next big thing gehandelt und legten mit ein paar eingestreuten schottischen Folk-Elementen ordentlich los, um den Weg für NEW MODEL ARMY zu bahnen, die schon etwas länger im Geschäft waren und immer eine große Fanbase mobilisieren konnten. 
Zwischendurch nutzten wir zu viert die Gelegenheit, um in den Backstagebereich zu gehen, wo gerade Korn gegen Rage Against the Machine gegeneinander Fußball spielten und ne Menge Spaß hatten. Dort gab es wenigstens ein paar Sitzgelegenheiten für uns. Nach der kleinen Aufwärmphase für RAGE AGAINST THE MACHINE, die auf voller Höhe ihrer Popularität waren, konnten anschließend ordentlich abrocken. Da stieg der Tanzstaub auf dem Platz in die Luft wie nichts Gutes. Mittlerweile war es dunkel geworden und THE PRODIGY standen als nächstes auf der Liste. Die Leute drängelten sich bis ganz nach hinten, der Sound war extrem laut. Der „Firestarter“ hatte als Single in dem Sommer gerade extrem gezündet, die LP dazu kam erst Ende des Monats raus, bestimmt haben sie sich live aber schon an diversen Tracks bedient, das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Als krönender Abschluss sorgte dann DAVID BOWIE für Stimmung, sein Album „Earthling“ hatte ungewöhnlich viele Elektrobeats zu bieten, mal Drum & Bass, mal Härteres, sogar Trent Reznor hatte seine Finger im Spiel. Ein optisches Highlight dabei war die Gestaltung der Bühne und der Klamotten in weiß, sogar riesige weiße Gummibälle wurden ins Publikum geworfen, die ein schönes Bild abgaben, als sie über den Leuten tanzten. Bowie’s neue Frau Iman stand dekorativ & begeistert am Bühnenrand (er selbst war Anfang des Jahres 50 geworden), herausragend war die Performance der Bassistin Gail Ann Dorsey, die auch bei einigen Songs mitsang.
Playlist:
• Quicksand • V-2 Schneider • Battle for Britain • White Light/White Heat (Velvet Underground cover) • I'm Afraid of Americans • Seven Years in Tibet • Fashion • The Motel • Looking for Satellites • Telling Lies • Under Pressure • Hallo Spaceboy • The Jean Genie • Queen Bitch • Scary Monsters (And Super Creeps) • O Superman (Laurie Anderson Cover) • All the Young Dudes • Fame • Stay • Little Wonder
Anschließend wieder im Backstage-Bereich gab es dann sogar noch eine kleine Begegnung mit Meister Bowie himself, der frischgeduscht & parfümiert am Buffet auf seine Frau wartete. Eigentlich wollten wir ihn nicht stören, aber meine Freundin D. konnte es sich doch nicht verkneifen, in Ermangelung eines Zettels oder Tonträgers eine Frage zu stellen: „Do you sign money??“. Da musste Mr. Jones dann doch lachen, tat es aber brav auf einem 10DM-Schein und alle waren happy.

✔︎ Helpful Review?

Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Birth Of Joy @ Nachtleben (2018)
Review
Ein letztes Mal BIRTH OF JOY, da muss ich natürlich hin! Traurig, dass es die Band im nächsten Jahr nicht mehr geben wird, denn sie lösen sich nach über 10 Jahren auf, um mal eigene Wege zu gehen – jedoch gehen sie nicht im Streit. Die 3 Holländer verstehen sich blind auf der Bühne, kennen sich schon aus der „Herman Brood“-Musikschule, gründeten dort ihre Band, sind seitdem ständig zusammen auf Tour und gehören live zum Vitalsten, was es im Rockbusiness gibt, ich durfte sie jetzt schon mehrmals aus nächster Nähe erleben – Psychedelic Rock, Blues’n’Boogie, 60ies/70ies-Style. Diesmal lasse ich mir dann auch die neue LP von allen unterschreiben (danke an einen Kumpel für’s Fragen, ich bin ja zu schüchtern *g). Zum ersten Mal sah ich einen Auftritt im Rockpalast und bin seitdem Fan. Der Sound setzt sich zusammen aus ner Rock-Gitarre mit hübschem Frontman-Schuckelchen, der auch gerne mal ins Publikum springt und die Leute animiert - egal wie voll oder leer der Laden ist, Schlagzeug (der Drummer ist ein sockfußspielendes Genie, ich hoffe, er gründet eine weitere tolle Band!) und fetter Hammond-Orgel mit ganz vielen Aufklebern und nem alten Leslie-Verstärker mit dem „Hubschraubereffekt“. Der Bass wird wie bei den DOORS vom Keyboarder übernommen. Manchmal werden die Songs recht lang und groovy ausgewalzt, manchmal entwickeln sie sich zu rollenden Tanzeinlagen und machmal bricht plötzlich der Punk aus ihnen heraus. Das alles ist sehr stimmig, macht gute Laune und ist am Ende schweißtreibend, so dass das Shirt des Drummers (dessen Schlagzeug vorne an der Bühne aufgebaut ist) schnell in die Ecke fliegt. Es gibt 2x Zugaben und jede Menge Dank. Auf eine Vorband wird verzichtet, so können alle noch ins weitere Wochenende starten. Wie der Orgelspieler startet, ist spätestens klar, nachdem ihm jemand aus dem Publikum ein wenig „gerollte Rauchware“ beim Spielen der Zugabe auf den Holm legt, die er sich gleich sicherheitshalber hinters Ohr klemmt ;-) Holländer halt. Jungs, ich werde Euch vermissen.

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Monkey 3 @ Nachtleben (2019)
Review
MONKEY3 - Postrockgötter aus der Schweiz - gibt es nun schon ein paar Jahre, ein Livegig ist mir bisher aber verwehrt geblieben, da er meist in anderen Städten stattgefunden hat (und vor 5 Jahren kannte ich sie noch nicht). Aber sie haben eine rrrrrrichtig gute neue Scheibe abgeliefert, die diesmal sogar als Doppel-Vinyl daherkommt. Und die wird immens abgefeiert. Zwischenzeitlich sieht man das Logo des Covers auf der Bühne 4 x gleichzeitig - zusätzlich zum bewegten Videohintergrund ist nicht nur die Bassdrum damit bestückt, sondern sie haben sich auch 2 leuchtende Displays zugelegt, die die Bühne mit ihrem runden Logo bestrahlen.
Ich stehe in der 1. Reihe am Rand vor den Boxen (leider ohne Kamera, daher sind die Bilder diesmal nur aus ihrem Video geklaut und verfremdet). Der drahtige Bassist steht direkt vor meiner Nase, mit seinen Leopard-Chucks macht er ständig weite Ausfallschritte (ähnlich wie der Keyboarder) und Metal-Götterposen. Überhaupt tanzt er eher beim Spielen über die Bühne. Die Haare vom Keyboarder hängen fast permanent auf den Tasten, und wenn er seinen Kopf mal hebt, bläst er vulkanartige Dampfstöße in Richtung Decke, spielt manchmal einhändig weiter, damit er weiter an seiner Dampfmaschine ziehen und extreme Nebelschwaden produzieren kann. Überhaupt brauchen MONKEY3 keine Nebelmaschine, das machen Keys & Gitarre von selbst. Wenn ein Stück zuende ist (das ist nicht immer so klar, da es jede Menge Zwischenapplaus gibt), hebt der Keyboarder gern mal beide Arme zur Rockstarpose, damit wir alle wissen, wo der Applaus einsetzen kann. Und davon gibt es viel.
Ein transparentes Drumset, spacige und hypnotische Videos von Planeten, Landschaften und strahlenförmigen Bewegungen im All saugen uns in die endlosen Sphären hinein, und am liebsten möchte man die Band permanent im Wohnzimmer stehen haben, um sich den ganzen Tag von ihnen einlullen zu lassen. Mal soft, mal hart und der Sound im Nachtleben ist richtig gut & laut.
Bei der Zugabe werden Sachen wie „Suuuper!“ - „ja, super!“, „Dankeee!“ - oder „lauter!“ gerufen. Als sie zum zweiten Mal verschwinden und der Applaus immer noch nicht enden will, sieht man 2x eine Bierflasche aus der Backstagetür winken, um zu testen, ob die Leute auf Bewegungsversuche nochmal klatschen. Tun sie. Somit kann man sie sogar zu einem zweiten Zugabenset überreden. Mit diesem Abschluss-Song-Brett gibts dann aber keine Fragen mehr, da wird sogar das Gitarrensolo mit dem Mund gespielt. Überhaupt klingt der Gitarrist in der Jeansjacke manchmal wie David Gilmour. Wohlig warm möchte man eigentlich gar kein Ende finden - der Gig dauert ja auch schon 2 Stunden.
Zwischendrin gibt der aufmerksame Bassist meinem Nebenmann in der 1. Reihe ein Zeichen, dass er sein T-Shirt super findet, weil ELDER drauf steht.
Der Dame an der Box gegenüber von mir steht eigentlich durchgehend die Kinnlade offen. Der jüngste Fan ist gerade mal 7 Jahre alt und zieht mit großer Parade-Verabschiedung und einer MONKEY3 Tasche an Papis Hand von dannen.
Ingo kann den Auftritt gar nicht fassen und „muß das erstmal sacken lassen“. Mehr kann man einfach nicht dazu sagen, wir sind alle von soviel Großartigkeit geplättet. Postrockbands können eben auch ohne Gesang einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und das hier war verdammt groß... ein Dankesgruß fliegt hinüber in die Schweiz. Nochmal, nochmal!

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Der Moderne Man @ Nachtleben (2022)
Review
1982, «Neue Deutsche Welle»-Zeit, scheiße, ist das wirklich schon 40 (!) Jahre her? Um Himmels Willen. Damals nannten die Jungs von DER MODERNE MAN (warum eigentlich mit nur einem N? Das hab ich nie hinterfragt) gleich ihr zweites Album «Unmodern». Und das heute 50-bis-60-jährige Publikum («um Himmels Willen 2.0») im Nachtleben in Frankfurt ist schlagartig wieder jung und fühlt sich buchstäblich wie 15. Damals war es mir eh gar nicht möglich gewesen, die Band irgendwo live zu sehen. Geschweige denn, dass ich sie überhaupt schon gekannt hätte. Irgendwie ist DER MODERNE MAN erst etwas später durch die Hintertür reingekrabbelt. Über irgendwelche NDW-Sampler oder Wiederveröffentlichungen, wenn man sich im Alter immer noch für skurrile 80er-Jahre-Songs im «Special Interest»-Plattenfach interessiert. Und ich glaube, es geht nicht nur mir so. Auch als die Band abfragt «Wer war denn vor 40 Jahren auf unserem Frankfurter Konzert?» erheben sich nur wenige Stimmen im Publikum à la «…war das nicht in Offenbach?» Es gibt Gedächtnislücken auf beiden Seiten. Egal. Erstmal n Bier drauf. Auch wenn die Location nicht gerade ausverkauft ist und die DEVO-Tribute-Band («DEVO-TION») als Support leider krankheitsbedingt ausfällt, sieht man doch so einige Leute, die sich nicht nur wegen der Corona-Verschiebung ziemlich euphorisch geben, DEN MODERNEN MAN jetzt endlich mal live zu erleben. Kultband-Reunion hin oder her. Manche kommen sogar extra aus München und anderen Gefilden, manche sind alte Bekannte der Band und werden namentlich begrüßt. Die Bühne und die Klamotten sind in viel Rot & schwarz getaucht, angelehnt an die Debüt Scheibe «80 Tage auf See» – der Slogan, der prima in «40 Jahre auf Tour» umgemünzt werden kann, auch wenn jahrzehntelang dazwischen so gut wie gar nichts passiert ist.
Der Sänger irritiert mich zuerst etwas, denn er sieht 1:1 so aus wie der Tatort-Kommissar Paul Brix, aber das kann natürlich nicht sein. Mit der Zeit wird er auch lockerer, schmeißt die Tarnjacke weg und verfällt in ein paar abgehackte Tanzschritte am Mikrofon. Der Bassist im Ringelshirt bleibt breitbeinig, der etwas in die Breite gegangene Gitarrist ackert sich den Arsch ab und beherrscht sein Rock’n’Roll-Instrument 1A. Ich bin ein wenig hin und her gerissen, ob mir jetzt die schrägeren elektronischen Töne in den Songs (wie auf Konserve) fehlen, oder ob ich mich umso mehr freue, dass das Ganze auch als ursprüngliche Rockband ohne Keyboard funktioniert. Vielleicht bin ich auch auf dem Holzweg und es ist schon immer so gewesen? Auf jeden Fall funktioniert es gut. Es gibt viel Jubelgeschrei unter den Leuten. Die Band kommt echt sympatisch rüber, umso mehr als sie 1x neu anfangen, weil sie einen Einsatz versemmelt haben. Ich erkenne doch recht viele Songs wieder, auch wenn ich persönlich die 2. Scheibe wesentlich öfter gehört habe als die 1. (vor allem wegen einer mega-Bonus-Tracks-Version von «Unmodern+», die man nur digital vor 10 Jahren kaufen konnte). «Der Sandmann» kommt zB schon relativ früh, «Blaue Matrosen» & «Anakonda» in der Mitte und der «Baggersee» im ersten Zugabenblock. Alles bunt gemischt also. Gegen Ende werden natürlich auch ein paar Songwünsche laut, allerdings das meist gerufene «Gurus und Geheimagenten» (von einem unermüdlichen Fan *g*) spielen sie nicht. Begründung: «das ist doch viel zu schwer!» Haha. Ok ok. Dafür grölen wir sie noch zu einem zweiten Zugabenblock raus und die Band ist ziemlich überrascht. «Dankeeee! Wir haben jetzt gar nix mehr! Daher müssen wir uns wiederholen, hier ist einfach nochmal «Blaue Matrosen».« Das ist damals schon einer der größten Hits gewesen, der mit stilisierten Parts aus «Ein Schiff wird kommen» ganz gut in den Hirnwindungen hängenbleibt. Der Sänger schmeißt sich auf die Bühne und «hat fertig». Ein echt cooler Abend, eine weitere Lücke der Vergangenheit geschlossen, begeisterte Gäste, Infos & Diskussionen mit Fremden & Freunden vor der Tür bei der Zigarette danach – was will man mehr?

Disco-Lied
Der Unbekannte
Nicht warten
Sandmann
Laut
Das Tier
Blaue Matrosen
Mitternacht
Anakonda
Licht und Dunkelheit
Dauerlauf
13
Telefonlied
Gib mir den Tod
Frau Krause
Baggersee
Vergesslichkeit
Blaue Matrosen

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Östro 430 @ Nachtleben (2022)
Review
ÖSTRO 430 sind wieder da. Und die Coronakrise macht es über Umwege möglich, dass sie sogar nach Frankfurt kommen, bevor (!) sie den Reunion-Gig in ihrer Heimatstadt Düsseldorf geben können. Aber frei nach ihrem eigenen Motto «Keine Krise kann mich schocken» legt die ehemalige Punk/Wave/NDW-Frauenpower-Band der beginnenden 80er Jahre - im nur luftig gefüllten aber recht heißen Nachtleben ohne Klimaanlage - gut gelaunt aber auch mit der gewissen Prise Knarzigkeit los. Sängerin Martina und Keyboarderin Bettina gehören zum Gründungs-Ensemble, die barfüßige Bassistin Anja ist zwar neu, aber eine Weggefährtin; und die junge Schlagzeugerin existierte damals zu Erfolgszeiten der Band maximal in anderen Aggregatszuständen im Sack ihres Vaters. Wenn überhaupt. Dass Martina mittlerweile schon lange in Hamburg wohnt, soll man ihr durch leicht übertriebenen nordischen Slang wohl gern mal anhören. Die Mädels haben eh immer schon gemacht, was sie wollten, verfügen über eine gute Prise derben Humors und haben gern «den Spieß umgedreht», besonders in Bezug auf die versaute Männerwelt, denn Frauen können das schließlich auch. Daher entstanden solche Hits wie «Sexueller Notstand» (der auch im Radio mal verboten wurde) oder «Sei lieb» oder oder oder. Im Umfeld des Ratinger Hofs in Düsseldorf und unter vielen Bandbekanntschaften wie zB Fehlfarben kam das Rotzige eh gut an. Wir werden auch heute noch gut unterhalten, die Sängerin erzählt uns einige Hintergründe der Songs und spätestens als sich eine Frau im Publikum ganz nach vorne stellt und ein selbstgemaltes Banner ausrollt (ich kann es leider nicht lesen), gibt es auf der Bühne am Mikro vor Überraschung kein Halten mehr: «RUTH-CHEN!! Das gibt’s ja nicht!» Und die Erklärung folgt auf dem Fuße: «wir haben vor 40 Jahren in einer WG zusammen gewohnt! Was machst du denn hier? Lass uns nachher mal quatschen, ich bin grad auf Arbeit…!» :-) Und dann erzählt sie uns noch die Nachbarschafts-Anekdote, dass der ÖSTRO-Song «Das quietschende Bett» nur wegen Ruth damals entstanden ist («Sie woll'n mich in die Klapse schicken, denn mein Bett das quietscht beim Ficken») - haha, voll 80er, wie überhaupt so einige Titel der Band über «Dallas», «Plastikwelt», «Triebtäter», Teenies oder Meerschweinchen, die in jede noch so kleine Wohnung passen. ÖSTRO 430 haben keine Gitarre auf der Bühne, dafür genügend Tasteninstrumente, manchmal ein Saxophon oder Akkordeon am Start oder sie spielen einen Coversong mit 2 (!) Bässen. «Hey, Spinal Tap spielen diesen Song sogar mit DREI Bässen!!». Auf jeden Fall kann man am heutigen Abend ne Menge grinsen. Und am Ende kann man sogar noch was gewinnen, es wird ein Brettspiel zum Thema Musikbranche verlost, das von der Ikone Xao Seffcheque persönlich gestaltet wurde, dem ein Sampler beiliegt, der lauter 80er-Jahre-Bands nachahmt. Meine Stehnachbarin bekommt das Teil durch Losverfahren, die Band signiert und wir werden es bestimmt mal zusammen spielen. :-)
Eine erfrischende Retro-Reise in die 80er! Eigentlich hätte man ne Altbierbowle, ne Grüne Wiese oder ein Tablett 0,1 Cola/Asbach dazu trinken sollen. Den weiteren Abend noch mit uns im Backstage-Abschluss-Wochenende zu verbringen («ich leg auch was von euch auf!») Kommen sie leider nicht mehr nach. Vielleicht war es im Nachhinein auch besser so, denn dort grassierte an dem WE bekanntlich das böse C-Wort. Die haben sich bestimmt noch noch einiges mit Ruth-chen zu erzählen gehabt ;-)

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Villagers Of Ioannina City @ Schlachthof (2020)
Review
BÄM! Da war es also, das erste große „nach“-Corona-Konzert für mich. Und leck mich am Arsch, was für ein Brett!! Zwei Jahre hatten wir jetzt schon die Tickets in der Schublade, denn 2020 haben für mich persönlich die VILLAGERS OF IOANNINA CITY (aus Griechenland) den Preis des besten Albums des Jahres abgeräumt. Ich würde sogar behaupten, sie halten die Platzierung immer noch. Auch wenn es viele gute Mitstreiter in den letzten Jahren auf der ultimativen-Stonerrock-Psych-Haareschüttel-Tanzfläche gibt (wie die ebenfalls großartigen King Buffalo oder oder oder), die „Age of Aquarius“ LP der VILLAGERS OF IOANNINA CITY hatte für mich den Vogel abgeschossen. So vielschichtig, powervoll und übergreifend in mehrere Genres macht das kaum jemand. Hier und da Elektroniksprenkel oder auch -Teppiche eingeflochten, unterschiedliche Rhythmen, sogar tanzbar, meist hart mal zart, immer psychedelisch mit viel Drive, und dann benutzen sie auch noch zusätzlich altertümliche traditionelle Instrumente (ähnlich einer Schalmei und einem Dudelsack), die das Ganze sehr besonders macht, sich aber trotzdem gut einfügt und nicht nervt. Hinzu kommt ein phantastischer Sänger der Extraklasse. Der kann mit einer warmen Stimme Töne rauspowern und lange Töne halten, dass es schon beim 1. Song Zwischenapplaus gibt. Die Leute im Publikum sind aber auch ausgehungert, das merkt man irgendwie, die freuen sich so und bewegen sich wieder und lachen sich an und gehen respektvoll miteinander um, dass man möglichst nicht aneinanderstößt und sich Platz macht, obwohl das Kesselhaus knüppelvoll und ausverkauft ist. Die VILLAGERS hatten sogar noch kurzfristig gestern ein Zusatzkonzert im gleichen Saal angesetzt, weil auch die eigentlich angekündigte Vorgruppe am heutigen Tag leider nicht konnte, dafür aber gestern.
Heute kommen wir dadurch spontan in den Genuss der Frankfurter Instrumental-Postrocker GLASGOW COMA SCALE als Support-Ersatz („yes!“), die sich sowieso seit Jahren in meinem Freundeskreis befinden und mit ihrem letzten Werk ebenfalls einen richtig guten professionellen Brocken abgeliefert haben. Sie fangen überpünktlich um 19:30 an und können sicherlich auch einige neue Fans dazu gewinnen. Der Applaus ist jedenfalls ordentlich. Wieder mit Begleitung einer bewegten Videoinstallation mit Bildern von Naturgewalten der Elemente. Das passt immer sehr schön zur Stimmung, gerade weil ihre Gitarrenklänge elegischer und wabernder sind, bevor sie wieder in Powerpassagen übergehen. Abschließend noch ein paar warme Worte vom Bandleader, wie gut es tut, endlich wieder Konzerte geben zu können - mit entsprechendem Zuspruch von uns allen.
Nach der kl. Umbaupause dann die VILLAGERS OF IOANNINA CITY. Die Griechen dürfen noch etwas lauter starten und haben mehr Leute in der Band (dafür ungewöhnlich wenig Langhaarige, das hatte ich mir optisch etwas anders vorgestellt, hihi). Der Schlagzeuger sitzt seitlich und spielt mit Kopfhörern. Der Bärtige greift ab und zu zum Dudelsack. Der Sänger streut dann die Klänge der griechischen Klarinette ein und versucht sich zeitweise in kurzen Ansagen mit Thema Peace & Love & Space, Hoffnung & Zusammenhalt, was aber irgendwie ein wenig „niedlich“ wirkt, da er mit der englischen Sprache etwas unbeholfen ist und es nicht so ganz zum musikalischen Metal-Kontext passt. Aber er versprüht eben gern etwas hippie-esk Positives.
Die Lightshow ist konventioneller, die riesige Göttinnen(oder Aquarius?)-Illustration prangt permanent hinter ihnen und die Licht-Dom-Säulen aus Rot oder Blau mit ein wenig Strobo reichen völlig aus, um die Sound-Gewalt zu unterstützen. Ich habe schon lange nicht mehr so viel getanzt in den 2 Jahren, aber es ging nicht anders (obwohl ich momentan mit Wirbelsäulen-Dauerschmerz leben muss - vielleicht wars das wert, selbst wenn es das letzte Mal gewesen sein sollte)…
Ein wirklich sehr ergreifendes Konzert. Besonders habe ich mich über den Titelsong-Opener gefreut, sowie über das lange „Cosmic Soul“ und beim vorerst letzten Song des Sets war ich doch schwer gerührt von der Stimmung und der Melodie und einfach davon, dass das doch alles noch gar nicht wieder wahr sein kann, dass ich ein wenig in meine Maske weinen musste. Zugaben gabs dann aber auch noch. Und das obligatorische „Band-fotografiert-das-Publikum“-Foto und ein paar Herzchen & Handshakes. (Wir waren übrigens mit unserer Runde fast die einzigen im ganzen Saal, die permanent Maske trugen - leider ein kleiner Wermutstropfen.)
Draußen beim Abkühl-Plausch lernt man dann auch noch lustige Gleichgesinnte aus dem Ruhrgebiet kennen, von denen man optisch gar nicht vermutet hätte, dass sie in der Musik genauso tief & vielfältig schürfen und diese so wertschätzen, dass sie in der ganzen Republik herumreisen, um Abende wie diesen endlich wieder zu erleben. (Auch wenn der Typ dachte, die Vorband wäre MONKEY3 aus Köln - 2 Fehler in einem Satz, hahaha - gewesen, wir haben ihn eines Besseren belehrt.)
Großartiger Konzertabend. Punkt.

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
The Fleshtones @ Ono2 (2016)
Review
Vorhang auf, die FLESHTONES sind mal wieder im Lande! Seit den 70ern machen sie ja gefühlte 300 Auftritte jedes Jahr weltweit *g*, aber ich hatte sie bisher immer verpasst, oopsi... soll nicht wieder vorkommen. Schon beim Ankommen der Band vor der Tür des Ono2 gibt es ein großes "Hallo!", persönliches Begrüßen (viele kennen sich) und ein lautstarkes, an den sonnenbebrillten Sänger gerichtetes "Hey, BRYAN FERRY! I love your music!" inklusive allgemeinem Gelächter, das Eis ist natürlich sofort gebrochen und die gute Laune hält den ganzen Abend an. Drinnen herrschen Saunatemperaturen, sowas hab ich noch nicht erlebt. Der einzige Standventilator für den ganzen Raum ist bei der Menge an Leuten absolut überfordert an so einem heißen Tag. Doch das tut dem Bewegungsdrang der Band (ein Support ist nicht nötig) und dem Bewegungszwang des Publikums keinen Abbruch. Irgendwann ist eh alles egal. Wir werden ständig genötigt, uns alle zusammen im Kreis herumzudrehen, gern mit erhobenem Arm auf dem Kopp ;-) - anscheinend ein Running Gag - während die Bandmitglieder in Glitzerschuhen von der Bühne springen, ins Publikum & wieder zurück flitzen, mit den Gästen anstoßen (gerne Weißwein), sich verbiegen, gestikulieren oder verkleiden. Großes Kino. Und in Hinsicht auf deren Alter (der Drummer ist schon 70!) eine echte Glanzleistung, aber da kommt halt die absolute Professionalität durch, die machen das schließlich fast jeden Tag. Es werden in den ersten Reihen die Hände der Mädels geschüttelt, sich geherzt oder Männern im Vorbeischliddern auf die Glatze geknutscht. Und es muss 2x eine kurze Pause gemacht werden, um draußen ein wenig Luft schnappen zu können und Getränkenachschub zu holen. Auch musikalisch ist ein kunterbunter Querschnitt der Garage-Rock-Beatmusik garantiert. Vom Fifties-Liebeslied bis zum Voodoo- oder Nostradamus-Songtitel (mit schwarz-rotem Vampirkragenumhang), alles dabei. Dabei fasziniert es, wie der Frontmann gleichzeitig singt und Mundharmonika spielt, oder auch mal grinsend in die Keyboardtasten greift. Very entertaining. Die geforderten Zugaben bleiben natürlich auch nicht aus, aber dann geht's für alle ab nach draußen, um die klitschnassen Klamotten auszuwringen und bei einem Abschlussgetränk sowie diversen Musikgesprächen trocknen zu lassen, bevor man wieder auf dem Rad durch die Nacht nach hause eiern kann. Viele stehen noch auf ein Schwätzchen zusammen, auch mit der Band, während DJ Sven Ghouly drinnen seine passenden Vinylscheiben beim gefühlten 8. Wein extrem aufdreht, damit noch genügend Druck nach außen dringt. FLESHTONES Frontmann Peter Zaremba schwingt sich dafür nochmal in seinen schwarzen Umhang, der Drummer berichtet vom tagsüber erledigten Touristen-Stelldichein der Band und dass er früher als Kind (aufgrund deutscher Wurzeln) schon desöfteren Sauerkraut vorgesetzt bekam, welches er mittlerweile aber sehr gern mag und sich heute Nachmittag gleich das volle kulinarische Programm (mit Eisbein) einverleibt hat, außerdem wäre es ja ein ungemeiner Vorteil, dass man hier "draußen ungeniert trinken" darf. Ich glaub, die Band hat sich einfach nen schönen Sommertag gemacht. Uns ebenfalls, und sie kommen bestimmt wieder. Man sieht sich immer zweimal... :-)

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Bernd Begemann @ Ono2 (2023)
Review
Wo fängt man an und wo hört man auf? Das kann nach satten 4 Stunden (!!!) Spielzeit wahrscheinlich keiner mehr beantworten. Ist aber auch egal. Wo der Bernd auftritt, wächst kein noch so graues Haar mehr, man versinkt in herzlichem Gruppenschmunzeln. Der Abend lässt sich aufteilen in:

1.) Bernd hat noch den kompletten Anzug an. Die Frisur sitzt. Der Laden ist ausverkauft.
2.) Bernd kommt in Fahrt, mit 2 Gitarren.
3.) Bernd erfüllt Liederwünsche. Alle.
4.) Bernd zieht schon mal die Anzugjacke aus und verausgabt sich total. Die Weste bleibt an.
5.) Bernd erzählt eine Menge Anekdoten zwischen den Songs und macht Frage- und Antwortspielchen. Natürlich müssen auch die Publikums-Einsätze z.B. bei «Judith, mach deinen Abschluss» - sicher ist sicher - sitzen.
6.) Bernd macht ne Pause und spielt seine Punk-Playlist vom Band.
7.) Bernd holt lokale Gäste (Chansonsängerin Eva Machui) auf die Bühne. Man kennt sich seit Jahrzehnten. Liebe füllt den Raum. Bernd wünscht sich, dass sie das schönste Liebeslied ever vielleicht doch hätten üben sollen. Das Duett «Wenn wir Glück haben» wird natürlich groß bejubelt und auch hier wird fleißig mitgesummt und über Seitenhiebe gelacht, aber ein Handkuss muß am Ende reichen, auch wenn der Abend im eigentlichen Sinne des Liedes als Paar «zusammen» oder wenigstens «am Strand» enden sollte. Unbeholfen süß und sehr charmant, wie alles.
8.) Bernd hat Bock. Die Frisur ist hinüber, die Krawatte hängt.
9.) Bernd kommt, um sich zu beschweren (über sabbelnde Gäste und um gleichnamiges Lied zu singen, und um die heruntergefallenen Getränke im Publikum aufwischen zu lassen).
10.) Bernd will ein Bier (es ist schließlich Wochenende und der Laden ist so nett). Es folgt eine sofort servierte Verkostung mit Glaabsbräu aus dem Glas.
11.) Bernd holt weitere Geschichten und Liederwünsche nach. Seine Playlist ist nicht umsonst einen ganzen Quadratmeter groß.
12.) Die Bar macht Umsatz.
13.) Bernd packt süffisant lächelnd sein Glitzer-Mikro aus.
14.) Bernd hat immer noch Bock und fängt an, Karaoke zu singen. Alle schwelgen & grölen bei «Delilah» & Co. mit.
15.) Bernd iniziiert eine Engtanzparty (wollte er immer schon mal machen).
16.) Bernd findet kein Ende.
17.) Die Lachmuskeln sind halb tot. Die Gäste müssen ihren Bus kriegen.
18.) Alle kommen nächstes Mal wieder.

Wer nie dabei war, kann es nicht beurteilen. Kult. Jedes Mal. :-)

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Christian Death @ Das Bett (2015)
Review
Ein Abend unter dem Motto „Hellnights“ Tour kann offensichtlich alle möglichen Stilrichtungen beinhalten, ein Kessel Buntes (na gut, eher Schwarzes) erwartete uns im Bett. Aber die Gemeinsamkeiten der Bands waren doch eher nur optisch festzustellen. Überhaupt hat diese Musikrichtung einen großen Bedarf, ihr Fan-Sein nach außen zu tragen, es gibt 2 große Merch-Stände auf BEIDEN Seiten des Konzertraumes. Auch viele Zuschauer haben ihre „I am undead“-Shirts oder farbige Kontaktlinsen ausgegraben, sich die Haare gefärbt und vor allem in den ewig gleichen Patchouli-Gestank-Eimer gegriffen. Auf Bandseite: Düstere Verkleidungen, dicke Stiefel, ein bißchen Halloween, Skelette, Zombies, Kerzen, Mönchskutten. Gerufen hatten eigentlich die Gothik-Rocker CHRISTIAN DEATH, Kult-Grufties der ersten Stunde. Den Anfang machte jedoch eine Dreierkombo namens NIM VIND. Ein Mix aus Ledermantel, Gesichtstattoo, Baseballcap und Muscleshirt – und wenn man nur die Musik hört statt hinzusehen ist das genauso verwirrend wie die Optik, denn es schallt uns reinster College-Pop-Punk mit cheesy Melodien entgegen. Hää? Wie passt das denn jetzt ins Programm. . . Nicht schlecht gespielt, aber es bleibt die Frage: why? 
Weiter geht’s mit derselben kompletten Band (aha, deswegen!) mit zusätzlichen Leuten und anderer Musikrichtung unter dem Namen ARGYLE GOOLSBY (auch bekannt durch die US-Band BLITZKID), die gleich ganz anders um die Ecke kommen. Der extrem extrovertierte Sänger kriecht uns mit Zombieaugen, Vampirzähnen, Zottelumhang und staubigen Stiefeln entgegen, als wolle er alle auffressen oder zumindest vernaschen. Sofort klettert er den Lichtträger hoch, läuft durchs Publikum, infiziert die Mädels oder springt vom Amp übers Schlagzeug, um wiederum fauchend mit nacktem tätowierten Oberkörper vor uns auf den Knien zu liegen. Der Gitarrist (der vorher der Sänger war) trägt eine schwarze Totenschädelmaske und der Schlagzeuger einen OP-Mundschutz. Der Unterhaltungsfaktor steigt passend zum Rhythmus der Musik, mittlerweile sind wir eher beim Horror-Punk gelandet. Trotzdem melodisch und mit einer Prise Marilyn Manson. Gute Show.
Anschließend wird’s nochmal deutsch. Die Band THE OTHER gibt es schon viele Jahre, trotzdem wirken die Möchtegern-Misfits auf mich eher wie eine bessere Schülerband. Über zuwenig Showelemente kann man nicht klagen, es gibt wieder eine Menge Aufwand mit Verkleidungen und Deko auf der Bühne und anscheinend haben THE OTHER eine ganze Menge (weibliche) Fans im Gepäck, die noch nicht lange volljährig sein dürften. In der 1. Reihe stehen so einige Mitgröhlende. Leider kann man zu der Musik nicht mehr als „Bolzplatz-Metal“ sagen. Iron Maiden, Accept und Toten Hosen Fans, die eigentlich die Misfits sein wollen? Was war das denn. Nervige Mitgröl-„Oh-oooh-oh!“-Refrains wie auf dem Fußballplatz, primitive Texte der Nekroromantik, zum Teil sogar auf deutsch. Wir können nur noch verzweifelt mitmachen und drüber lachen. Nein, nicht noch ne Zugabe! Doch sogar der Sänger ARGYLE GOOLSBY schmeisst sich am Ende nochmal mit ans Mikro (und singt besser als der andere). Allerdings gehen einige Fans nach deren Auftritt nach hause und der Raum ist erstaunlicherweise leerer bei der Hauptband als vorher! Wtf. 
Dementsprechend ruhiger verhält sich auch das Publikum, was wiederum CHRISTIAN DEATH sehr verwundert. „Hey, wake up!“ kommt so einige Male von Sänger Valor, der darüber ein paar Scherze macht, um passenderweise in den Hit „She never woke up“ einzustimmen. Zu dritt legen sie aber einen guten Sound hin (vielleicht ein wenig leise, aber mich störts nicht, guter Drumsound), spielen alte und neue Stücke, werden spärlich beleuchtet, strahlen echte Persönlichkeit aus und die Bassistin schießt natürlich in Sachen „sexy bitch“ mal wieder den Vogel ab. Ein extrem offenherziges Dekolleté lässt die Männer Handys zücken und desöfteren zeigt sie uns auch mal ihre backige Hinteransicht mit einem sehr knapp bemessenen Gürtel, äh, Rock ☺ Das ruft Verehrer auf den Plan, ein manischer Fan überreicht ihr mitten im Gesang einen kleinen vorbereiteten Strauß Rosen aus dem Bahnhofsautomaten. Das sorgt für Lacher im Publikum. Sie nimmt erstmal einen weiteren großen Schluck Rotwein. Die Stücke der neuen LP sind gar nicht schlecht, aber wir haben den Eindruck, dass am Ende doch ein paar der „Hits“ fehlen. Da ist eine einzige Zugabe vielleicht ein bißchen mager. Trotzdem ein Auftritt, der hängenbleibt, besonders da ich die Band noch nie vorher gesehen hatte. 
Ein bunter Strauß an Kuriositäten an einem Mittwoch Abend.

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Caren.
13th Jul 2024
Live Music
Blues Pills @ Das Bett (2014)
Review
In der herbstlichen Reihe der Psychedelic Konzerte findet sich auch der aktuelle Auftritt der BLUES PILLS, die jungen schwedischen Senkrechtstarter der Szene, dessen Konzerte der Tour in diversen Städten dieses Mal in größere Hallen verlegt werden mussten oder komplett ausverkauft sind, so auch hier. Heute das letzte Konzert ihrer Deutschlandtour. Ich selbst habe bisher nur den Namen gehört und das bunte Vinyl bestaunt, daher betrete ich Neuland an der Bluestablettenfront.

Für einen Sonntagabend viel Programm: 4 Bands tummeln sich nacheinander in der Batschkapp. So starten WEDGE aus Berlin noch vor 20:00 Uhr. Zu dritt um den Frontmann von MAGNIFICENT BROTHERHOOD mit „Geschichtslehrer-Look“ rocken und gniedeln sie ihre angejazzten Rock-Tunes auf Gitarre, Orgel und Drums. Und das sehr ordentlich und flott. Leider dürfen sie nicht so lang spielen, denn THE ARKANES warten schon in der Schlange. Der Frontmann legt mir persönlich zu viel Metal-Attitüde an den Start und die Musik ist ein wenig „weder Fisch noch Fleisch“, ein bißchen mehr Hardrock als WEDGE, aber auch mehr Mainstream, weniger Blues oder Psychedelia. Ein Lied sticht für mich heraus, das mehr Atmosphäre atmen darf. Den Jungs auf der Bühne gefällt allerdings Frankfurt so sehr, dass sie auch hier am Ende ein Publikumsfoto machen, das sie sogar als Titelbild auf ihrer Facebookseite benutzen. Nett. 

Viele Zuschauer warten schon auf VINTAGE CARAVAN aus Island, die noch eine größere Schippe an Metal drauflegen. Hier haben wir es schon fast mit (sehr jungen) BLACK SABBATH zu tun, der Stil & Rhythmus erinnert manchmal sehr an „Paranoid“, hat aber auch durchaus genügend rollende Bluesrock-Anleihen. Sie sind gutgelaunt und von sich selbst begeistert, posen hier und da und der kleine quirlige Frontmann hat eindeutig die längsten Haare des Abends. Sie werden ihre Fans finden. Überhaupt kann man im Publikum viele Leute mit unterschiedlichsten Metalshirts beobachten. Und wir werden schon wieder fotografiert.

Den Frisurenpreis für die schönsten Locken bekommt aber heute der Bassist der BLUES PILLS. Die blonde schwedische Sängerin hat einige Zeit in den USA verbracht, um kalifornisches Musikfeeling zu adaptieren, trägt heute ein knallrotes langärmliges 60ies-Minikleid, wie immer keine Schuhe und ist sehr gutgelaunt und bei Stimme. Sie tanzt viel am Mikroständer oder schwingt den Schellenkranz, den sie vielleicht öfter in Richtung Mikro halten sollte. Die Band ist aus mehreren Ländern zusammengestellt. Erst letztes Jahr musste der knapp volljährige französische Gitarrist (Typ: Robbie Krieger) noch kurz die Tour für seine Abiprüfung unterbrechen. Den Leuten gefällt die Musik, es gibt auch nichts auszusetzen, viel Wah-Wah, minimales Drumkit mit maxi Action, die Stimme ist sehr angenehm, nicht zu krächzend Janis-like, sondern eher warm und kraftvoll röhrend. Es gibt vergleichsweise wenig langsame Blues-Standards, eher tanzbaren Vintage-Rock zum Haareschütteln, die BLUES PILLEN sind also welche von der Marke „Aufputschmittel“. Da geht in Zukunft noch einiges, wenn sich die Musikrichtung nicht zu schnell auf Hochtouren totläuft. Well done, boys & girls.

✔︎ Helpful Review?

Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Up In Smoke Vol. 5 @ Das Bett (2015)
Review
Voll ist’s im Bett. An der Bühnen-Hinterwand prangt das Motto „Up in Smoke“. Passend dazu kommt die Nebelmaschine mehr als ein paarmal zum Einsatz. Kurz nach 8 hat bereits das erste der 3 Stoner-Trios des Abends MIDNIGHT GHOST TRAIN (aus den USA) angefangen, die Bettwäsche aufzuschütteln. Drei sehr behaarte Vollrocker mit mächtig Enthusiasmus machen ne Menge Lärm, der musikalisch in die Desert-Rock (à la Kyuss) Ecke geht, allerdings stimmlich von einem Metal-Growler garniert wird, der sich meiner Meinung nach eine ganze Apfelsine in den Mund stecken könnte - jedenfalls seiner Grimassen beim Singen nach zu urteilen. Unterhaltsam & sehr beweglich.

Als RADIO MOSCOW (ebenfalls USA) auf die Bühne kommen, wird eher der Geist der 70er ausgepackt. Ebenfalls ein langhaariges Trio zelebriert den alten Black Sabbath Sound & Rhythmus mit mehr Wah-Wah als die Band vorher. Aber auch ein wenig mehr Blues’n’Boogie ist angesagt, den Sänger könnte man akustisch mit dem von UFO vergleichen. Ein aktuelles Plattencover mit Psycho-Pilzen verschmilzt das Ganze zum Psychedelic-Rock. Nicht ohne Grund werden RADIO MOSCOW in einer der nächsten „Rockpalast“ Aufzeichnungen gefeatured. Sie haben’s einfach drauf. Runde Sache.

Als COLOUR HAZE aus München den Abend abschließen, wird’s heftig laut. Insgesamt stehen eine Menge Amps auf der Bühne. Das große Banner wird abgehängt, um den Projektionen an der Wand mit der Schwurbelmaschine für Bubbledias & grafische Muster Platz zu machen. Der Sänger stellt fest, dass sie schon 12 Jahre nicht mehr in Frankfurt aufgetreten sind. Na dann aber los! Dafür gibt es nun fast zweieinhalb Stunden ein ekstatisches Stoner-/Psychedelic-Vollbrett auf die Ohren, Stöpsel sind ratsam. Wenig Gesang und schnelle Rhythmen mit gut differenziertem Sound wabern durchs Bett und bringen die Leute zum jubeln. Der Bassist wirkt optisch wie ein braver deutscher Englisch-Lehrer, dafür wirbelt der Gitarrist & Sänger umso mehr mit seiner Lockenmähne umher und bedient manche seiner Pedale & Knöpfe nur mit dem großen Zeh! Barfuß ist er die ganze Zeit über. Sein „Stoned from the Underground“-Shirt macht das Motto des Abends nochmals deutlich, einige im Publikum haben das sicherlich wörtlich genommen. Zugaben kommen schnell, da es schon spät ist. Ein größerer Merch-Stand als sonst füttert am Ende die Fans mit zahlreichen Platten & Shirts von allen Beteiligten. Da bleibt kein Wunsch offen. Höchstens der nach Leuten, die sich nicht ständig dazwischendrängeln, um dann völlig respektlos & lauthals alle leiseren (und lauteren) Musikpassagen mit ihrem unnötigen Geschwätz zu übertönen. Wäre toll. Danke. Peace.

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
The Heavy @ Batschkapp (2016)
Review
THE HEAVY sind natürlich keine Metalband, sondern haben den richtigen Dancegroove in der Hose, obwohl sie sich als Indierockband bezeichnen. Erfrischend anders. Ohne Bläsersektion (zum Glück), dafür mit mehr Gitarren, weiblichem Background, Orgel und einem Black Soul Sänger Frontmann in roten Socken & NuSoul/Ska-Hut, der ab der ersten Sekunde die Leute bespaßt, zu jedem Lied was zu erzählen hat, ständig mit seinen 2 silbernen Handmikros im 50ies-Style rumturnt und dem Publikum vor fast jedem Song Anweisungen gibt, was sie zu singen haben „every time I point to the sky, you say: „UP!!“ etc.pp. Er hat sofort die Massen im Griff. Und ich muss sagen, ich hab noch nie auf einem Konzert so viele Leute extrem hoch & durcheinander hüpfen sehen. Besonders in Refrains steigen massenhaft überall kleine „Bouncing-Raketen“ aus dem Publikum auf. Über der Bühne hängt ein großes Fledermaus-Banner mit dem Bandschriftzug, fast ein wenig Tarantino-Style, 7 Leute davor und einer macht Sport, so dass es schon extrem auffällt, dass er der einzige ist, dem die weiße Unterhose ständig rausblitzt, weil die schwarzen Klamotten halt ein wenig über der Plautze spannen. Aber der Spaß und die Leidenschaft steht ihm auf der Stirn geschrieben. Er spaßt herum, oder verarscht die Leute mit „schade, dass es jetzt unser letztes Lied ist“, um Reaktionen herauszukitzeln, so das die Ansagen immer zu den nächsten Songtiteln passen. Manches ein wenig mit „hihihi-uncorrectness“, zB beim politischen against-Trump-Mitsingschlager „What the fuck“ (der es leider nicht auf die LP geschafft hat, wie er erzählt) oder bei „Miss California“ als er grinsend davon schwärmt „imagine a nice landscape where you can smoke weed all day long from now on“. Er ist begeistert vom zahlreichen Frankfurter Publikum, die sehr extrem und textsicher mitgehen. Dass das kein Spruch ist, den er überall bringt, nimmt man ihm sogar ab. Gestern waren sie in München, das war in seinen Worten wohl eher so najaaaaa ;-) Aber Frankfurt geht irgendwie immer extrem ab, daher kommen sie gerne wieder. Eigentlich sollten THE HEAVY schon im Juni hier spielen, aber da hatten sie eine kurzfristige Gelegenheit, als Support der DIXIE CHICKS mit auf Tour zu gehen (Hallo? Die Dixie Chicks?? Wie passt das denn jetzt zusammen?), daher wurde das Konzert auf heute verlegt. Im Sommer wäre das ganz schön heiß geworden. Der Sound ist Batschkapp-typisch leider mal wieder nicht sehr ideal, zu sehr kracht und scheppert es in den Höhen, wenn zu viel aufeinandertrifft. Mittlerweile glaube ich, dass der Sound etwas bratziger von vornherein auf Leute abgestimmt ist, die Stöpsel tragen, dann wird’s nämlich angenehmer herausgefiltert und ist besser. Natürlich fehlen auch die Hits aus Film und Fernsehen nicht. „How you like me now“ und vor allem „What makes a good man“ bilden den knackig funkigen Abschluss. Kurz und knackig auch die Spielzeit von exakt eineinhalb Stunden. Eine Vorband gibt es nicht und man hat es wegen Bauarbeiten gerade mal rechtzeitig zur Kapp geschafft, denn Start war schon um 19:45. So kann man tatsächlich noch den Abend zum einkaufen nutzen. Igitt, wie spießig. ☺ Aber war mal was anderes.

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Dr. Feelgood @ Das Bett (2017)
Review
So würde es wohl aussehen, wenn Peter Frankenfeld und Mike Krüger gemeinsam in einer Band spielen..., der eine am Bass und der andere am Schlagzeug *g*. Natürlich denkt man bei dem Namen DR. FEELGOOD eh gleich an die 70er und man summt im Kopf ein „they got him on milk and alkohoool!“ mit. ‚Musik für alte Männer’ ist erstmal auch mein erster Eindruck, wenn man sich das Publikum so anguckt, aber da kann man sich ja gern mal drauf einlassen. Bier dürfte gut weggehen heute. Die Besetzung auf der Bühne hat schon an jedem Instrument im Laufe der Jahre x-mal gewechselt, jedoch den Spirit haben DR. FEELGOOD nicht verloren. Routiniert reißen sie ihren Soundcheck in 10 Minuten runter und brauchen auch keine Vorband. Das musikalische Programm besteht aus viel Rhythmus im Blut, Blues’n’Boogie und allem was rockt, rollt & mitwippt. Sänger Robert Kane ist recht quirlig unterhaltsam in seinen Bewegungen, was ihn zum dankbaren Fotoobjekt werden lässt. Gitarrist Steve Walwyn ist ebenfalls gut drauf, aber kann seine langsamen Blues-Riffs so richtig schön im Gesicht mitleiden. Allerdings scheint er etwas schwerhörig zu sein, sonst hätte er seinen Amp nicht so dermaßen aufgedreht, dass sich der Gesang vorne an der Bühne kaum noch durchsetzen kann und vieles mit Gitarrengebrat übertönt, wenn man in Richtung des abstrahlenden Amps steht. Schade. Gleich als dritter Song setzt dann auch schon „Milk & alkohol“ ein, worüber sich viele wundern („Ich dachte, das kommt erst als Zugabe“), im Laufe der Show reißen sie aber doch noch so einige andere Hits runter, so dass das Gesamtpaket sehr stimmig wirkt. Besonders gut gefällt mir die Version von „Riot in Cell Block #9“. Es gibt natürlich auch so Rock’n’Roll Klassiker wie „See you later alligator“, manchmal wird noch eine Mundharmonika mit ausgepackt, die Schweiß-Handtücher geschwungen und ein paar Faxen machen sie sowieso alle. Applaus gibt es auffällig viel, sogar 2x werden DR. FEELGOOD wieder aus dem Backstageraum gegrölt, um noch mehr Zugaben zu geben. Ich staune über richtig gut gelaunte Fans im Feelgood-Shirt über der Bierplautze, die nicht nur bei „Tequlia“ abgehen und alles mitsingen können. Man kann sich durchaus als Fan verschiedenster Musikrichtungen mal auf solche Musik einlassen & mitgrooven, das tut keinem weh. Ok, man bekommt vielleicht auch auf größeren Stadtfesten ähnliches für umsonst geboten, jedoch zählt hier wohl der Name, und die Qualität, keine Frage! Ein guter Auftritt, auch wenn mittlerweile kein einziges Originalmitglied mehr an Bord ist. Der Gedanke, der sich aus dem Nichts mir den ganzen Abend über aufdrängt ist trotzdem ein leicht melancholischer: Scheiße, ich vermisse HERMAN BROOD so sehr!!! ☹ Er hätte noch ein wenig mehr Charisma gehabt.

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
The Thurston Moore Group @ Das Bett (2017)
Review
Ein gepflegter Winterabend im Bett FFM. Es ist gut gefüllt, aber nicht zu extrem. THURSTON MOORE ist gut drauf, gesprächig und schon backstage relaxed, eine Vorgruppe gibt es heute nicht. „Thanks for joining us, I noticed there’s an important football game, tonight.“ Spricht’s anerkennend und legt los mit lautem aber angenehmem Sound, einzig erste Feedback-Beschwerden kommen von ihm persönlich - auch wenn er dafür eigentlich bekannt sei, meint er und muss doch irgendwie lachen. Am Bass ein weiblich androgynes Gesicht (Debbie Googe von MY BLOODY VALENTINE), die wir in der Konstellation bereits im Sommer beim Maifeld Derby gesehen haben, der alte SONIC YOUTH Bandkumpan Steve Shelley ist auch dabei, optisch (aber NUR optisch) ein wenig in die Schiene „Tanzmucker mit leichtem Down-Syndrom“ gerutscht. Tschuldigung, man wird halt nicht jünger ;-) „We’re drinking tea, cause it’s NO-vember and we’re an english band.“ Ach so. Hm... Und die Location muss auch noch gelobt werden: „Good DJ, by the way! Which was THE FALL song you played 20 minutes before we got on stage?“ – die Antwort aus dem Publikum folgt auf dem Fuße („Mountain energy“). Ja, er nimmt doch so einiges wahr, der Herr Moore und bedankt sich. Er verzichtet heute außerdem auf seine Sonnenbrille, denn irgendwie ist es ihm sogar etwas zu dunkel. „It’s rather dark, can we have some more sun on stage? I like some sun on stage.“ Ach, deswegen. Irgendwie ein sonniges Gemüt, gar nicht der grantelnde schräge Indie-Snob, wie man vielleicht manchmal vermuten möchte. Die übliche herausgewachsene Frisur (ungewaschen) ist natürlich wie immer, er trägt ein weißes Hemd mit Jeans und Kreuz um den Hals. Die Gitarre muss natürlich so abgeschrabbelt wie möglich sein. Die Musikauswahl ist gut, nicht zu viele laute tanzbare Sachen (auf dem Open Air im Sommer stand neben mir ein permanent headbangender Typ mit geschlossenen Augen, der hätte diesmal nicht so viel Gelegenheit dazu gehabt), sondern viel Experimentelles, langgezogene Töne und auch mal leises Gefrickel auf den End-Saiten, ganz allein in die Stille hinein. Irgendwie entspannt. Natürlich ist auch einiges tanzbar & laut und zum Haare-schlendern. Auch die Band ist nicht gerade unbeweglich. Dazwischen immer wieder lange Stimm-Pausen und die Konversation mit dem Publikum über so einiges wie zB die Biografie von Sammy Davis Jr. „rather thick, but good gags, every page is entertaining!“. Nach knappen 2 Stunden Soloprogramm (ich glaub er hat nichts von SONIC YOUTH gespielt, bin mir aber nicht sicher, korrigiert mich, weil ich nicht alles kenne, und seine eigenen Sachen sind mir namentlich leider erst recht nicht geläufig). Shame on me. Aber es ist alles prima. Zugaben und Wünsche aus dem Publikum gibt es on top: „Can you play xy?“, „Or z??“ – Pause..., er stimmt die Gitarre laaaaange ohne hochzugucken, dann guckt er wieder hoch und sagt ganz cool grinsend „The answer to this question is: Yes, absolutely.“ - Hehe, 1:0. Ja, schön war’s, ein angenehmes Konzert, von dem wir mit einem üblichen „Love & Peace“ vom Majestro persönlich hinausbegleitet werden…

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Metallica @ Maimarktgelände (2019)
Review
2019 hab ich METALLICA gleich 2x gesehen - zum ersten und zum letzten Mal ;-) und zum allerletzten Mal auf so einer Großveranstaltung! Das ist echt nicht mehr feierlich. Mit 60000 Besuchern auf dem Maifeld steht man nicht nur bei An- und Abreise stundenlang im Stau, sondern auch für jedes Getränk 45 Minuten in der Schlange - bei sengender Sonne, großem Gedränge, allgemeinem Unmut und begleitender Panik, da ohnmächtige Leute an einem vorbeigetragen werden, bevor das Konzert überhaupt angefangen hat. Auf der Website versprochene kostenlose Wasserflaschen gibt es gar nicht, das Essen ist natürlich maßlos überteuert und die Dixieklos schon seit einer Woche zugeschissen. Naja.
BOKASSA aus Norwegen spielen guten Stonerrock, sind jedoch nur aus der Ferne zu vernehmen (die fangen noch VOR 18:00 an!) und bis man ein erstes Getränk in der Hand hält, sind sie längst schon fertig.
Danach GHOST, die ich eigentlich sehr mag, die jedoch mit ihrer sakralen Düstershow, viel Nebel und verschwitzen Masken im Sonnenschein komplett verlorengehen. Ihr Kathedralenaufbau wirkt auf der riesigen Open Air Bühne leider wie ein besserer Paravent. Obwohl bei GHOST wirklich musikalische Perfektionisten am Werk sind, aber da können sie nichts dafür, man kennt ja den Fluch einer Vorgruppe auf solchen Veranstaltungen.

Meine Erwartungshaltung an diesen Abend war schon von Anfang an nicht sehr groß, aber was dann kam, war trotzdem ok. Nach dem Morricone-Intro-Video wird gleich mit dem Titelsong "Hardwired" losgeknüppelt, bei "The memory remains" darf sogar Marianne Faithfull von der Leinwand aus mitsingen. Guter Sound, guter Druck, gute Stimmung und Hetfield extrem gut bei Stimme... einziger Wermutstropfen: das gefilmte Material kommt nicht ganz lippensynchron mit dem Ton an, UND: ich kann auf der niedrigen Bühne überhaupt keine richtigen Personen erkennen, dafür sehe ich natürlich ab dem ersten Moment jede Menge haariger in die Höhe gereckter Männer-Arme mit Handys vor meiner Nase. METALLICA selbst ist recht kommunikativ, dankbar und gut gelaunt ("oh, hallo, die Gitarre hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen, die ist aus ner Garage gemacht... ok, nicht aus der GANZEN Garage!" *g*). Es ist der letzte Termin in Europa, danach geht's erstmal nach hause und in ein paar Wochen nach Australien. »We now get a little depressed, the Metallica family on tour is huuuuge! I have the best job in the world.« Sie spielen Sachen, die sie schon seit Jahren nicht mehr im live-Programm hatten. In Mannheim ist es insbesondere über 10 Minuten "The outlaw torn». Als zweites Extraschmankerl als städtespezifisch deutsches Lied heute zum Tourabschluss Rio Reisers "König von Deutschland" von Kirk & Rob, in Lautschrift abgesungen und mit einem riesigen Memorial-Bild von Rio auf der Leinwand. Hat was. Besser als "Viva Colonia" (wie in Kölle) ist das allemal.
Ein kleines Angeberspecial: als die Kamera mal ganz nah ans Gitarrenplektrum fährt, sind Datum und Stadt aufgedruckt. Snobs! *g*. Es gibt sogar es richtiges Feuerwerk am Schluss und bei "One" ist Krieg! Filmisch begleitete Schuss-Salven gehen über in eine irre Lasershow in alle Richtungen, die in den freien Nachthimmel hinausgeht, und ich wundere mich, warum nicht mehrere Flugzeuge über Mannheim abstürzen und hier runterknallen. Es folgen ohne Pause mehrere Knallersongs à la "Master of Puppets" & Co. - insgesamt ganze 2 Stunden Vollbedienung... Nach dem ersten Mal "oh-ooh, ich hab nur noch 1 Plek übrig, ihr müsst gehen, eure Mama wartet" folgt ein langes "Seek and destroy" mit diversen Soli, Mitsingaktionen und danach noch über eine halbe Stunde Zugaben. Ja, sie haben Bock, das kann man nicht anders sagen. Sie kommen sogar (nachdem wirklich Schluß war) nochmal ohne Instrumente zurück, um erneut ein paar "Great summer, best Tour ever, thank you fuckin' Mannheim, thank you beautiful Germany & beautiful Europe, we won't fuckin' see you soon enough!» loszuwerden, da stehen die meisten aber schon am T-Shirt Stand, der ebenfalls unermesslich groß ist. Ich spare mir mein Geld, das Ticket war teuer genug, aber der bedruckte Bierbecher (mit "...and beer for all") ist ja auch ein ganz nettes Andenken :-) Nach dem Nadelöhr-Ausgang und 2 Stunden Wartezeit auf dem Parkplatz können wir dann endlich um 1:00 die Heimreise antreten. Uff. Schön, aber nie wieder. Das beste Goodie ist dann der Download des kompletten Konzerts, das man sich mit der Ticketnummer kostenlos herunterladen kann. Das könnte eigentlich jede Band gern so machen... Immer. ;-)

· Hardwired
· The Memory Remains
· The Four Horsemen
· The God that Failed
· The Unforgiven
· Confusion
· Moth Into Flame
· Sad but True
· The Outlaw Torn
· König von Deutschland (Rio Reiser)
· St. Anger (incl. 'ManUNkind' & 'Orion')
· One
· Master of Puppets
· For Whom the Bell Tolls
· Creeping Death
· Seek & Destroy
· Encore:
· Spit Out the Bone
· Nothing Else Matters
· Enter Sandman (+The Frayed Ends of Sanity)

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Monster Magnet @ Colos-Saal (2017)
Review
Gefühlt zum 10. Mal fahre ich heute zu MONSTER MAGNET, die mich nun schon als einer meiner Lieblingsbands seit 25 Jahren begleiten. Somit waren sie auch schon quer durch die Republik auf meiner Live-Liste, Anfangs in Bremen, über Hamburg, Kiel, Wiesbaden, Darmstadt heute also Aschaffenburg – endlich wieder eine etwas kleinere Location als zB der Schlachthof in WI, dafür an einem schönen Sommertag. *Juhuu!* Irgendwie füllt sich der Laden schleppender als gedacht, so dass wir schon bei POWDER FOR PIGEONS locker ganz vorne ankommen und uns bei den anderen Fotografen einreihen, denn das ist hier erlaubt *nochmal juhuu!* Also Bier her und (zum gefühlt 5. Mal) dem Support-Duo lauschen, die richtig gut ankommen und wie immer zu zweit so einen Wumms haben, dass die Schwarte kracht. Außerdem sind die beiden immer so enthusiastisch dabei, dass sie es immerhin vom Kneipen-Gig zum größeren Support Act weltweit geschafft haben. Meike (aus HH) grinst und hält Augenkontakt mit Rhys (aus Australien), der schreit, klampft, headbangt, auf die Amps hüpft und wie immer alles gibt, egal wie voll oder leer die Bude ist. Da geht was. Man sieht im Publikum viele, die begeistert sind und sich anerkennend zunicken. Daumen hoch für das POWDER FOR PIGEONS Paar!

Der Ventilator für Dave Wyndorff steht aber auch schon parat, der Bullgod ist bekanntlich Meister im Schwitzen und lässt gern seine Haarzippeln im Wind wehen. Diesmal allerdings hat er krass abgenommen und ist vom Format „Ich-bin-2-Öltanks“ auf das Format „hey, geil gealtert, coole Sau!“ umgeschwenkt. Er braucht auch keine Lederjacke mehr auf der Bühne, um seine Pfunde zu verbergen, diesmal reicht ein ärmelloses Altamont-Shirt und die Rockerweste, er bleibt weiter vorn statt hinten, sein Gitarrist braucht sich nicht mehr so sehr in den Vordergrund drängen und MONSTER MAGNET sind eine echte Einheit, die zum sexy grooven oder abmoshen einlädt, ganz nah dran. Als erstes hauen sie gleich mal ein „Dopes to infinity“ raus. Und Dave glotzt einen schon wieder ständig so an (der ist Meister im in-die-Augen-Starren), als würde man bekifft mit ihm tanzen. Natürlich machen das auch einige Jüngere, übertreiben es dabei allerdings etwas, so dass nicht nur alsbald jemand auf dem Boden liegt, sondern auch noch mit meinem Kopf zusammenknallt, so dass ich noch 1 Woche lang denke mir würden die Zähne rausfallen und die Nase gebrochen sein. Was bin ich schon vor Euphorie wegen dieser Band beim Tanzen auf die Fresse gefallen in meinem Leben. . . that’s life. Und mit wievielen Leuten man so ins Gespräch kommt, wenn man das richtige Shirt an hat, bedeutet mir immer noch viel. 
Als das nervige Knutsch-Pärchen vor uns dank unserem wiegenden Zusammenhalt (und unseren Ellenbogen *g*) endlich die Segel gestrichen hat, wird’s aber etwas haarig, um noch die Kamera UND ein Bier dabei festzuhalten. Alles ist rutschig, eng und verdammt heiß. Haare überall. Hände überall. Man sieht so viele männliche nackte Oberkörper wie nie. Oder Leute, die sich hüpfend an einem festhalten wollen. Nach einem sehr ausgedehnt psychedelischen, schwermütig geilen „Spine of God“ zum in die Knie gehen, wird es Zeit das Feld für den Moshpit zu räumen, damit man nicht bei der ersten Zugabe „Negasonic Teenage Warhead“ niedergetrampelt wird. Also ab an die Seite zum Durchschnaufen, was aber total okay ist. Dave macht gutgelaunt noch ein Foto von der Crowd, es wird sogar die Gitarre kurz ins Publikum runtergereicht, um mitzuspielen. Ein letztes Aufbäumen wird natürlich wie fast immer vom Mitbrüller „Spacelord“ besorgt, der die wabernde Masse endgültig zum Kochen bringt. Mit einer vollen Ladung MONSTER MAGNET in der Fresse ziehen die Jünger wieder von dannen, ein trockenes T-Shirt vom Merchstand im Gepäck (oder für die Liebste daheim), um noch auf ein Bier & ne Kippe draußen vor dem Colossaal zu sitzen und zu warten, dass die Band oben aus dem Fenster grinst *kreisch* noch vorbeilatscht. Man verabschiedet sich von Fremden und alle sind guter Dinge an diesem schönen Abend. Bis zum nächsten Mal, motherf***! ☺


Dopes to Infinity / Radiation Day / Powertrip / Mindfucker / Look to Your Orb for the Warning / Twin Earth / I Want More / Dinosaur Vacuum / Spine of God / Negasonic Teenage Warhead / Tractor / Space Lord

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Pink Floyd @ Niedersachsenstadion (1988)
Review
Große Ereignisse, große Schatten, große Platte, große Tour. „A momentary lapse of reason“ hatte einige Jahre auf sich warten lassen, live waren sie schon seit „The Wall“ nicht mehr unterwegs gewesen. Einige Leute mochten die aktuelle Scheibe nicht so sehr, ich schon. Ein Kumpel hatte sich extra eine riesengroße Schüssel Kartoffelsalat gemacht, um in einem doppelten Boden seine Spiegelreflex-Kamera (mit Zoom!) unterzubringen & reinzuschmuggeln, das waren noch Zeiten. Das Wetter spielte absolut mit, das Niedersachsenstadion war optisch auch für Sitzplätze prima geeignet, musikalisch wurde alles an Klassikern geboten, was Pink Floyd so hergibt, ich glaube eine Vorband brauchten sie nicht. Wäre auch eher schwierig gewesen, die ganze Instrumentenschlacht mal eben kurz beiseite zu schieben.
Von Anfang an kamen Videos, Filmsequenzen und eine enorme Lightshow zum Einsatz, sogar das fliegende Schwein war wieder herausgekramt worden und zog leuchtend über die Tribühnen. Groß war auch der anschließende Stau nach dem Konzert, um vom Stadiongelände wieder vom Parkplatz wegzukommen: um 400 km nach hause zu fahren, hat es mehrere Stunden gedauert. Aber was tut man nicht alles für die Musik. War ja Wochenende.

· Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
· Signs of Life
· Learning to Fly
· Yet Another Movie
· Round and Around
· A New Machine (Part 1)
· Terminal Frost
· A New Machine (Part 2)
· Sorrow
· The Dogs of War
· On the Turning Away
· One of These Days
· Time
· On the Run
· The Great Gig in the Sky
· Wish You Were Here
· Welcome to the Machine
· Us and Them
· Money
· Another Brick in the Wall Part 2
· Comfortably Numb
· One Slip

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Monster Magnet @ Docks (1995)
Review
Mein zweites Mal Monster Magnet gab’s in Hamburg – und zwar direkt an meinem Geburtstag (yeah!). Was für ein Timing. Sonntag, ok, man musste ja noch nicht arbeiten, nur studieren. Im Docks auf der Reeperbahn tummelten sich als Support die Band SUN, sowie die Superneuentdeckung HEADSWIM aus England, die mir richtig gut gefiel (& auch bei mir im Plattenschrank landete), die aber mit „Tourniquet“ erst 2 Jahre später einen Hit landen konnten. Trotzdem richtig gut.
Die neue MONSTER MAGNET Scheibe hieß „Dopes to infinity“ und der Name war mal wieder Programm. Abgedrehter größenwahnsinniger Scheiß voller Liebesschwüre und allem was pulsieren kann... Den Spacelord gab’s 95 noch nicht. Aber was zum auf-der-Tanzfläche-restlos-ausflippen („Negasonic teenage warhead“) und den Song, der bitte u.a. auf meiner Beerdigung gespielt werden soll (nämlich „All friends and kingdom come“). Wenn man im wahren Leben so einem durchgedrehten Schnauzbart-Leder-Jüngling begegnen würde, wäre er wahrscheinlich von der ersten Sekunde an unten durch, aber auf der Bühne kam das absolut geil. Man verzeiht viel, wenn Musik dabei rauskommt, die nicht nur ins Herz, sondern auch in den Magen fährt. Whatever. Love eternal. Motherfucker.

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Caren.
12th Jul 2024
Live Music
Steve Wilson @ Alte Oper (2016)
Review
Ein Wintermärchen. Eigentlich hätte in der Eiseskälte noch ein wenig Schnee gepasst, der die Alte Oper mit einem Häubchen zudeckt – drinnen betten wir unsere Prachtärsche auf Polsterstühle und unsere Ohren auf Klangteppiche allererster Sahne. STEVEN WILSON beginnt ohne Vorband um Punkt 8 und spielt als Set 1 die komplette „Hand.Cannot.Erase“ Scheibe durch, die für mich im letzten Jahr der Einstieg in ein ganzes Universum des neueren ProgRock darstellt und damit immer an vorderster Front bleiben wird. Zumal es diese LP immer wieder schafft, dass ich bei „Routine“ weinen und bei „Perfect life“ zumindest schlucken muss, weil kaum jemand Melodien besser mit dramatisch lauten Parts und Traurigkeit zuckern kann. Passenderweise singt Gastmusikerin Ninet Tayeb in Frankfurt mit (juhu, das passiert nicht in jeder Stadt) und auch der Rest der Band macht mehr als eine gute Figur. Wir sind uns einig: dies ist einfach eine Liga höher. Das ist Kunst. Dave Kilminster, Nick Beggs (Bass; nein wir machen KEINE Kajagoogoo Witze! Zitat Wilson: „you have no idea how gifted this man is!“), Craig Blundell (dr) und der alte Wegbegleiter Adam Holzman (Keys; der schon für Miles Davis oder Phillip Glass in die Tasten gegriffen hat) liefern den perfekten Soundtrack zum Auf und Ab der vergangenen letzten Tage. Gleich zu Anfang stellt der Maestro erstmal grinsend klar „by the way: we directly react to enthusiasm“ und er ist auch sonst extrem gut aufgelegt, redet und scherzt mit uns. Wie immer barfuß im schwarzen ABBA-Shirt, mit einer Auswahl an schönen Gitarren oder wahlweise am Piano. Er kann über sich selbst lachen, wenn er mal nicht sofort die richtigen Knöpfe auf dem Effektgerät erwischt, oder wenn es darum geht, herauszufinden welches deutsche Publikum seiner Meinung nach am schlechtesten abschneidet. Die Wahl fällt eindeutig auf München! Von Frankfurt sind sie derbe begeistert „wow, you definitely have a heart for the heavy stuff, in here – Has anybody of you been to this nice location before? – Normally we play all these dirty halls, but this is special. . .“ und beim Mitsing-Part hätte München derbe verkackt, meint er, aber hier klappt’s. Gern geschehen. Die Bebilderung der Bühne besteht manchmal aus Realsequenzen mit Großstadtbildern, ganzen Trickfilmen aus Scherenschnitt oder Plastilinfiguren sowie Lynch-artigen Augen-Fokus Passagen der Frau im „Love will tear us apart“-T-Shirt. Auch nach der Pause eindrucksvolle Bilder von Insekten, Schaufensterpuppen, wasted art und Experimenten, dazu alle Musiker gleichzeitig zu „Index“ schnipsend, um das Stück in einer extrem ausgefeilten Version (viel besser als auf Platte) darzubieten. Ninet Tayeb hat div. Parts, zB „Don’t hate me“ was als Duett wunderbar funktioniert). Zwischenzeitlich wird vor der Bühne noch ein 2. halbtransparenter Vorhang für Projektionen hochgezogen, um dem ganzen Ambiete noch mehr 3-D Effekt zu verleihen. Großes Kino mit viel Zwischenapplaus, teils von PORCUPINE TREE, teils Stücke der noch kommenden Solo-Interims-Scheibe „4 ½“, die Mischung aus ausgeklügelt vertrackten Passagen und bombastischem Gedonner kippen im zweiten Set desöfteren in die Metal-Ecke, unterbrochen vom gefälligeren („hey, this song has a real chorus!“) Lied „Lazarus“, das er seinem Helden David Bowie widmet, von dem die erste Platte stammt, die er je gekauft hat. Im Zuge dessen hat er sich im Verlauf der Tour auch dazu hinreissen lassen, als Zugabe „Space oddity“ als Duett zu interpretieren, die Band spielt das Stück so exakt – besser hätte es selbst Bowie nicht hinbekommen! Man wünscht sich, er würde das sehen können. Hinter der Szenerie prangt ein riesiger gezeichneter Bowie-Spaceman, erneut liegt eine ergreifende Stimmung in der Luft, das Publikum hält mittlerweile nichts mehr auf den Sitzen und wir ernten bei gezielten Clap-Einsätzen dafür Applaus von der Band selbst. Der allerletzte Track haut uns dann nochmal einiges um die Ohren und entlässt uns nach insg. fast 3 Stunden mit stehenden Ovationen in die klirrende Kälte, mit der Gewissheit, dass aus diesem bescheidenen Ausnahme-Künstler vielleicht mal ein genauso großer Klassiker der Musikgeschichte werden wird wie aus seinem Vorbild. Man würde es ihm gönnen. Letztes Jahr wurde er bereits mit einigen Preisen überhäuft. Ich bin sicher es wird so weitergehen. All eyes on you, Mr. Wilson!


Set 1 (Hand. Cannot. Erase.): 
First Regret // 3 Years Older // Hand Cannot Erase // Perfect Life // Routine (with Ninet Tayeb) // Home Invasion // Regret #9 // Transience // Ancestral (with Ninet Tayeb) // Happy Returns // Ascendant Here On...

Set 2: 
Drag Ropes (Storm Corrosion) // Open Car (Porcupine Tree) // My Book of Regrets // Index // Lazarus (Porcupine Tree, Dedicated to David Bowie) // Don't Hate Me (Porcupine Tree, with Ninet Tayeb) // Vermillioncore // Sleep Together (Porcupine Tree) 

Encore:
Space Oddity (David Bowie, with Ninet Tayeb) // The Sound of Muzak (Porcupine Tree)

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