ReviewINXS wurden größer, "New sensation" war der passende Songtitel der aktuellen LP. Das Konzert musste daher von der Reeperbahn ins größere CCH verlegt werden, was leider dadurch an Charme verlor. Nichtsdestotrotz kam der Charmbolzen natürlich aus der Band, alle wollten den langhaarigen "Devil inside" Michael Hutchence sehen, der sich aber *zack* pünktlich zur Tour die Haare abgeschnitten hatte! Der Arsch! *gnnn* Das Programm war trotzdem 1A, die Vorband hatte gewechselt, es standen die CRUZADOS (leider nicht die CRUSADERS) auf dem Programm. Ich glaube die Musik war zu banal poppig, um sie sich zu merken, sonst wäre etwas haften geblieben. Um so mehr Eindruck konnten dafür INXS machen, die ein Hitfeuerwerk abfackelten, uns zum tanzen brachten (obwohl ich eigentlich vergrippt war) und live mit mehr Gitarre auffahren konnten als auf Konserve. Von "Need you tonight" (sexy Killer) bis "Never tear us apart" (Schmalz) und auch älteren Hits wie "Listen like thieves" oder "What you need" (was man nicht nur vom Live Aid Konzert kannte) war alles dabei. 10 Jahre später war schon alles zu spät, daher gut mittendrin dabeigewesen zu sein... Konnte ja keiner ahnen, welche Vorlieben er beim Vorspiel hatte und dass zu viel "Suicide blonde" auf Mr. Hutchence selbst abgefärbt hatte. R.I.P.
• Kick
• Guns in the Sky
• Listen Like Thieves
• Tiny Daggers
• The Loved One (The Loved Ones cover)
• Mystify
• New Sensation
• Original Sin
• Burn for You
• Shine Like It Does
• Wild Life
• This Time
• Kiss the Dirt (Falling Down the Mountain)
• Calling All Nations
• One x One
• What You Need
• Need You Tonight
• Mediate
+
• I Send a Message
• Devil Inside
• Don't Change
ReviewIch bin mir gar nicht sicher, ob sich Herr Dorau & Herr Begemann schon persönlich aus den 80ern kennen, beide verknüpfe ich zumindest seit den 90ern mit Hamburg. Auf jeden Fall ergibt es sich recht kurzfristig, dass sich der Pummel-Bernd als Support im Mousonturm ankündigt, und da ich ungern ein Konzert von ihm auslasse, ist das Ticket schnell gekauft. Ich mag den Begemann einfach seit mehr als 25 Jahren, wie er unermüdlich sein Liedgut mit niedlichen mimimi-Loser-Scherzen spickt, seine Gesichtsmuskeln zu jedem groovy Gitarren-Akkord zucken, oder er sich nur ZU gern über irgendetwas beschwert. Ob es nun ums "Fernsehen mit deiner Schwester" geht (wobei das Publikum ihm heute nicht die richtigen Beispiele für Scheiß-TV-Sendungen liefert), ob er "nichts erreicht hat, außer dir", ob ihm zu warm ist auf der Bühne & er sein Handtuch nicht finden kann, oder er seinen Basser mit den Worten "Warum bist du denn so ein Wichser, Ben?" abkanzelt, weil er sein Instrument nicht richtig gestimmt hat -bzw er ihn in der Lautstärke übertrumpft, wenn er grad mal wieder etwas (mit ein paar träumerisch hallenden Tönen auf der Halbakustischen) erzählen will. Beim Bernd gibt's als Zuschauer immer was zum Amüsieren, da kommt man aus dem Grinsen nur dann wieder raus, wenn seine Liebeslieder zu schwer in die Kitschkiste greifen. Aber meistens gibts gleich wieder irgendwo einen Seitenhieb, der auf jemanden lauert. Gestartet wird heute mit der "Besoffenen Fahrerin", ein autobiografisches Lied über eine Taxifahrt in Frankfurt. Wie passend. Zusammen mit der ganzen BAND sehe ich BERND BEGEMANN zum ersten Mal, sonst bisher nur als Alleinunterhalter, daher übertrumpft heute leider die Lautstärke ein wenig das Abschweifen in die spontane Erzähl-Dramatik. Er darf eine ganze Stunde spielen ("normalerweise dauern meine Auftritte ja 4 Stunden, die euch vorkommen wie viereinhalb!"), als Support muss das jedoch mitten in der Woche reichen. In wenigen Monaten ist er eh wieder hier. Ich freu mich schon. :-)
Dann geht der Wechsel auf ANDREAS DORAU ziemlich fix. Das Versprechen lautet: 3 Alben aus seinem Schaffen werden zusammen mit den original MARINAS (die schon in der Schule bei "Fred vom Jupiter" mitgesungen haben!) abgefeiert. Eine ganz alte LP, eine aus den 90ern und eine aktuelle Scheibe, mit der auch begonnen wird. Zu jeder LP gibt es jeweils ein neues Bühnenbild und für die gesamte Band neue Klamotten, ob im Ringelpulli-Look oder in Paillettenkleidern mit ner drehenden Diskokugel im Saal. ANDREAS DORAU dreht dazu permanent seine Runden auf der Bühne, singt die Leute an, hat manchmal eine ziemlich quakige Frosch-Stimme und macht einen auf Schlacko-Tänzer zu wahnsinnig kurzen Songs - seine lustigen Dance-Moves erinnern mich dabei irgendwie an den frühen Adriano Celentano *g*. Das Publikum geht prima mit, neben mir ist Party. Meiner Meinung nach haben insgesamt sogar die extrem tanzbaren Songs aus den 90ern wie zB "So ist das nun mal" gewonnen, die haben einfach sehr gut im Groove funktioniert. Ja, das war ein unterhaltsamer Abend mit einem musikalischen Querschnitt aus verschiedenen Jahrzehnten, den die Jungs & Mädels da abgeliefert haben. Mit einem kleinen charmanten Patzer: als zu Beginn des Konzerts die MARINAS auf die Bühne kommen sollen, kommt erstmal nur eine, der Rest hat sich im Treppenhaus verirrt und kann die richtigen Türen nicht öffnen, da bietet sich gleich ein Mädel aus dem Saal (ebenfalls im Ringelrock) als Ersatz an und klettert schon auf die Bühne. Zum Mitsingen kommt sie aber dann doch nicht, und sie muss wieder gehen, denn ein paar Momente später haben die MARINAS es geschafft und werden lautstark bejubelt. Nach dem Auftritt kommt eine von ihnen noch zu uns an den Tresen, um sich einen weiteren Drink zu bestellen und erzählt nochmal, dass man sich im Backstage-Bereich im Mousonturm ganz schön verirren kann und keiner ihr Klopfen gehört hat durch die dicken Türen, und "wenn man noch nicht mal seine Brille aufhat, kann man auch keine Schilder lesen, man ist ja schließlich nicht mehr die Jüngste! Argh!". Tja, dumm gelaufen. Hat dann ja aber doch noch alles geklappt. Darauf einen x-ten Gin Tonic - prosit! :-D
Review"Just say yesssss..." - Es war natürlich zu erwarten, dass das Publikum bei diesem Konzert zu 80% aus Frauen bestand, aber zum Glück gab es dann doch nicht allzu viel Gequietsche & Gekreische. SNOW PATROL legten live sogar noch eine Schippe drauf und die nannte sich definitiv Rock. Da gab’s nix zu meckern, ein quirliger Sänger in Lederjacke, der recht witzig mit dem Publikum kommuniziert und sehr zugänglich wirkte (er ging besonders gern auf irgendwelche Schreie der Mädels ein und fragte ironisch in die Runde, ob alles ok oder jemand verletzt sei). Eine sehr schöne Lightshow und knackiger Sound rundeten das Gesamtbild ab. Gut bei Stimme, gut gespielt, und nicht nur Schmachtfetzen, sondern auch gut Tanzbares von Anfang an, es war für jeden was dabei und es blieb auch am Ende nichts zu wünschen übrig. Kleiner Anbiederungsversuch war sicherlich die Namens-Einblendung der jeweiligen Stadt als Lichtobjekt. Als Support der europäischen Tour gab es RAMS POCKET RADIO, die relativ ruhige aber ausgeklügelte Poprock-Songs mit Piano in Richtung Ben Folds Five am Start hatten. Positiver Eindruck.
ReviewWas passt besser zum nebligen November als ein CURE-Konzert? Alle paar Jahre wieder geben sich Robert Smith & Co. ein Stelldichein in der Festhalle - wieder zusammen mit THE TWILIGHT SAD aus Glasgow als Support, mit denen sie eine gegenseitige Fan- & Freundschaft verbindet. Auch gemeinsame Tonträger-Aufnahmen haben schon stattgefunden. Zur Pause gibt es eine halbstündige Gewitter- & Regen-Geräuschkulisse vom Band, das steigert die Dramatik etwas ;-)
Als THE CURE dann auf der Bühne einlaufen, kommt der Herr Smith natürlich ganz zuletzt und macht heute den Begrüßungsclown, dreht erstmal eine komplette Extrarunde am Bühnenrand, um sich mit gewohnt schüchternen Dankbarkeitsgesten doch ein kleines bisschen feiern zu lassen. So kennt man ihn irgendwie gar nicht, daher zaubert die «niedliche Oma» mit den dunklen Klamotten und der toupierten Frisur allen gleich mal ein Lächeln ins Gesicht. Ich bin positiv überrascht, dass Simon Gallup mit seinem «Bad Wolf»-Amp weiterhin am Bass rumhüpft, denn er hatte erst vor einiger Zeit seinen Ausstieg aus der Band verkündet - offensichtlich hat er das zurückgezogen. Vielleicht war Omi’s Androhung im Hexenhäuslichen Band-Backofen zu landen, doch überzeugend genug - man weiß es nicht. ;-) Der Gig beginnt mit Rooobärts erstaunter Ansage «oh, I remember this building!» Und dem brandneuen Song «Alone», der eigentlich eher ein End- als ein Anfangssong ist (mit der Zeile «This is the end of every song that we sing»)… Robert Smith hatte in den letzter Zeit so einige Schicksalsschläge zu beklagen: den Tod von Mutter und Vater, sowie seines Bruders Richard, mit dem er sogar ganz früher mal eine Band hatte, bevor es THE CURE überhaupt gab. Und so verwundert es auch überhaupt nicht, dass auf der kommenden - noch unfertigen - LP («Songs of the lost world») viele düstere Lyrics zu hören sein werden. In schlechten Zeiten entstehen immer gute Lieder, das beweist ohnehin die Legende. «Alone» als Opener passt also zu ihm ganz persönlich, und es gibt sogar einen ganz konkreten Hinweis auf seinen Bruder in einem weiteren neuen Lied «I can never say goodbye», das gleich bei mir im Ohr hängenbleibt und in dem es heißt: «something wicked this way comes to steal away my brother’s life.» Da sind wir also wieder - im grauesten Monat des Jahres.
Die Setlist ist sehr feinfühlig mit weniger Hits und eindrucksvoller Bebilderung. Es wird auch mal aus der Sicht des Drummers eine Kamera aufs Publikum gehalten, welches sich dann selbst bejubeln kann. Der Sound ist großartig, das ist mir schon beim letzten Mal CURE/Festhalle aufgefallen und ich wundere mich immer wieder, wie sie es hinkriegen, alles so differenziert auszupegeln. Daher werde ich in der Halle auch immer im vorderen Drittel stehen, NIEMALS sollte man hier nach hinten gehen! (Alle die sagen, die Festhalle würde scheiße klingen, waren wahrscheinlich hinten oder oben). Es kommt mir so vor, als würden einige Songs diesmal etwas Schlagzeug-lastiger daherkommen, einige der Arrangements sind heute nur leicht umgeändert, treibender, intensiver, so dass man einige Sachen nicht gleich am 1. Takt erkennt. Besonders gefreut habe ich mich mittendrin z.B. über «Push». Allerdings warte ich wohl vergeblich darauf, dass sie jemals mein heimliches Lieblingslied «This Twilight Garden» live spielen werden, das es nur als B-Seite einer Maxi gibt. Und klar, «Friday, I’m in love» hätten sie ruhig mal weglassen können, aber wie immer kann man von THE CURE natürlich mindestens 2 Zugabensets mit einem Dutzend Hits erwarten, so dass man auf fast 3 Stunden Spielzeit kommt. Da lassen sie sich nicht lumpen. Am Ende war dann wieder alles dabei, was man sich vorstellen kann, von «Lullaby» über «A Forest» bis «Boys don’t cry» ganz zum Schluss. Zuguterletzt bleibt Robert Smith dann nochmals ganz allein am Bühnenrand übrig, als der Rest der Band gegangen ist. So nahbar war er noch nie. Er verneigt sich ausgiebig, schreitet alle Fans ab, nimmt Blumen entgegen und bedankt sich tausendfach mit Herzchen. So als wär’s das letzte Mal. Wollen wir es nicht hoffen!
Zu hoffen wäre allerdings, dass es irgendwann nochmal ein Konzert OHNE den obligatorischen Wermutstropfen gibt, dass (wie immer!) am Ende der größte Idiot im Saal entweder hinter MIR steht, total falsch mitsingt & mir ohne Maske ins Ohr kreischt, fuchtelt, klatscht und vor Ehrfurcht fast verreckt bei den ersten Tönen JEDER Zugabe und mit seinen Patschehändchen euphorisch die Leute angrabbelt, dazu wohl das erste Mal in seinem Leben 5-7 Bier zuviel trinkt, die ich und die umstehenden Leute ihm gern in die Fresse geschüttet hätten :-) Der kann einfach gern beim nächsten Mal wegbleiben oder von den Ordnern rausgetragen werden, die heute in der ausverkauften Halle sogar ziemlich unnötige Wellenbrecher-Absperrungen für ansonsten-total-friedliche Ex-Grufties aufgebaut haben. Ich freue mich tatsächlich schon auf die neue CURE-LP. Vielleicht wird’s ja im nächsten November was. ;-)
ReviewDas erste Mal SUGAR war die "Copper Blue" Tour in Hamburg für mich. Es kann durchaus sein, daß ich das File-Under-Easy-Listening Konzert danach (siehe 94) mit dem Lautesten verwechselt habe. Wahrscheinlich war aber eher diese 92er-Tour die lauteste *g*. An der Kasse hing ein Schild "Achtung, es wird SEHR laut!!" Und so war es auch. Einige Leute sind während des Konzerts rausgegangen, mindestens ein Drittel. Ich bin dringeblieben - wie dem auch sei, ein SUGAR Konzert ist eine Grenzerfahrung, die einem die Hirnwindungen aus der Bahn bretzelt. Selbst erfahrene Mitfahrer-Schlagzeuger aus der Kleinstadt konnten das nicht aushalten. Denen, die dringeblieben waren, hing die Kinnlade runter und wir fuhren auch drei Tage später noch "die Kasseler Berge rauf und runter" vor lauter Ohrensausen. Das vergisst man nicht. Da ich im Besitz eines Bootlegs von '92 bin und darauf einige Stücke mit "Untitled" vermerkt sind, war es so, dass SUGAR bereits hier Songs aus dem etwas düstereren Nachfolger "Beaster" gespielt haben, das auch noch besser zu den Lärmattacken passt als das poppigere "Copper Blue" Album und für mich immer noch extrem ergreifend daherkommt... Auf jeden Fall gehört SUGAR für mich persönlich zu dem Besten, was Bob Mould jenseits von HÜSKER DÜ jemals gemacht hat.
• The Act We Act
• A Good Idea
• Changes
• Running Out of Time
• Where Diamonds Are Halos
• Hoover Dam
• Sapphire Capital
• After All the Roads Have Led to Nowhere
• Frustration
• Slick
• Anyone
• Clownmaster
• Come Around
• Tilted
• JC Auto
• The Beer Commercial
• Man on the Moon
• Armenia City in the Sky (The Who cover)
• That's When I Reach for My Revolver (Mission of Burma cover)
• You Really Got Me (The Kinks cover)
ReviewWolfmother und Soundgarden waren Grund genug für eine Reise in die USA. Dazu kamen Mumford & Sons, Phoenix (am Vortag), Violent Soho, Hockey,... Ein 1-Tages-Ticket musste reichen, dafür gab's ein Hotelzimmer mit Blick auf das Festivalgelänge im 14. Stock - super! Green Day waren am Anreisetag also auch für umme auf dem Zimmer zu hören. Der Sonntag dann extrem heiß & sonnig, die Luft schwirrte voller Riesenlibellen (was Wolfmother zu der Vermutung hinriss es sei "der Geist von Jimi Hendrix", der sie umschwirrt). Das Lollapalooza hat ein wirklich angenehmes Gelände und ist nicht zu dicht gedrängt. Zeitgleich spielten zwar leider auf der anderen Seite des Geländes auch gute Sachen (MGMT, The National, Arcade Fire), aber man musste sich entscheiden. Super witzige Entdeckung war zB die punkigen Violent Soho, die spaßigen Krach machten und einen Hut rumgehen ließen für Dope-Spenden, den Auftritten von Erikah Badu & Cypress Hill konnte man beim Essen auf dem Rasen sitzend zusehen. Auch die kleineren Bühnen (zB Ike Reilly Assasination) haben dank dem Parkgelände viele Bäume & Schatten. Nur der original "Love & marriage"-Brunnen, der dort mitten im Grant Park steht, ist abgesperrt. Und der Knüller: auch mit Ü40 sollte man in den USA seinen Ausweis beim Bier kaufen dabeihaben....! Wolfmother waren großartig und selbst ganz gerührt dass sie mal mit ihren Helden der Jugend (Soundgarden) auf derselben Bühne nacheinander auftreten. Dann die langersehnte Reunion von Soundgarden in Originalbesetzung... so jam-freudig hab ich sie noch nie gesehen, extrem gut bei Stimme & ein Look wie damals - perfekt. In den 90ern in HH waren sie nicht annähernd so gut. Großes Kino. Gut, dass wir da waren, ein paar Jahre später gab es dann Chris Cornell nicht mehr :-(
Setlist Soundgarden:
Searching With My Good Eye Closed
Spoonman
Gun
Rusty Cage
Blow Up the Outside World
Let Me Drown
Flower
Outshined
Jesus Christ Pose
Fell on Black Days
Ugly Truth
Get on the Snake
Burden in My Hand
Superunknown
Black Hole Sun
Mailman
4th of July
Face Pollution
Like Suicide
Slaves & Bulldozers
ReviewYo, das waren noch gruftige Zeiten. Mit 18 auf’s allererste Cure-Konzert zur „Kiss me kiss me“-Tour. Meine Lieblingsscheibe dudelte auf Klassenfahrt aus allen Kassettenrecordern, die Texte waren z.T. auswendig gelernt, also musste zum Konzert auch eine selbstgeschneiderte schwarze Kutte her und die gerade erworbenen sauteuren schwarzen Schnallenschuhe mit Extremspitzen aus einem Schuh-Kultladen in Berlin passten prima dazu. Auf meiner Konzertkarte stand auch noch eine 666 - strike! – was konnte schiefgehen? Der Kulturschock folgte auf dem Fuße: The Cure kamen auf die Bühne in orange-buntgemusterten Blumenhemden und riesengroßen weißen offenen Turnschuhen!! Das Intro-Video war dabei noch so passend gruftig gewesen: ein rotverschmierter Lippenstiftmund im close-up mit ohrenbetäubendem Lärm, danach der direkte Übergang in „The kiss“. Perfekt! Das Konzert war natürlich klasse trotz der anfänglich etwas peinlichen Situation sich kostümtechnisch voll in die Nesseln gesetzt zu haben und wir alle schwelgten in den Liedern der gleichnamigen Scheibe, die für mich persönlich immer noch zu ihren besten, zumindest zu den klanglich dichtesten gehört.
Intro: video-art
the kiss
torture
all i want
a japanese dream
catch
just like heaven
hot hot hot!!!
if only tonight we could sleep
like cockatoos
the walk
in between days
how beautiful you are
the perfect girl
the snakepit
a forest
fight
+
close to me
let's go to bed
+
one more time
charlotte sometimes
shiver and shake
+
three imaginary boys
primary
ReviewIn den USA lief die Tour noch unter „Steel wheels“, ab dem europäischen Sommer hieß das ganze „Urban Jungle Tour“. Verstanden wir zwar nicht, war aber auch egal. Hannover hatte eine sehr gute Einlasspolitik im Niedersachsenstadion zu bieten – mit Extrabändchen für einzelne Segmente, damit nicht so gedrängelt werden konnte. Bester Laune warteten wir dann auch geduldig auf dem Boden sitzend, trotz 3 Std. Fahrt nach Hannover (und dann noch mal zurück). Einige Jahre war die Band nicht mehr live zu sehen gewesen, nun spielten sie - wie auch hier - 2 Tage hintereinander in den meisten Städten. Als Vorband kam GUN ins Spiel, (warum kann ich mich nicht dran erinnern? Nur in Köln durften die Toten Hosen supporten, grr.) und das Wetter war Ende Mai echt schön. Für mich war es das allererste Stones Konzert, neu waren die „enorm hohen Eintrittpreise“, die („Skandal!“) zum 1. Mal auf über 50 DM kletterten (lächerliche 30 Euro für die Stones, da kann man heute nur müde drüber lächeln!), für mich waren die Karten für Hannover & Berlin ein Tauschgeschenk für ein Wandgemälde, das ich bei einem Bekannten in Berlin gemalt hatte (ob das noch existiert?). Zum Auftakt gab’s gleich „Start me up“ mit Knalleffekt, es folgte ein sehr tanzbares Potpourri aus ganz vielen Hits, mehreren Ebenen & Treppen um & auf der Bühne, aufblasbaren Puppen, Kostümwechsel und diversen pyrotechnischen Einlagen (ganz am Ende ein großes Feuerwerk). Besonders in Erinnerung geblieben ist mir „2000 light years from home“, irgendwo gab’s Klänge mit auf Klaviersaiten fallenden Münzen und eine Bühne mit mehreren Ebenen, netten Experimenten und jede Menge mysteriöse Stimmung."Continental drift" hätte ich gern gehört.
Tanznachbarn wechselten sich freudig untereinander mit Abstützen und Aneinanderhochspringen ab (man hatte schließlich Platz dank der Wellenbrecher) und es war alles super freundlich. Man kam sogar bis auf wenige Meter auf Keith & Co. heran. Es gibt nur positive Erinnerungen an den Abend. Danke Hannover, so kann man arbeiten.
• Start Me Up
• Bitch
• Sad Sad Sad
• Tumbling Dice
• Miss You
• Almost Hear You Sigh
• Ruby Tuesday
• Rock and a Hard Place
• Mixed Emotions
• Honky Tonk Women
• Midnight Rambler
• You Can't Always Get What You Want
• Can't Be Seen (Keith)
• Happy (Keith)
• Paint It Black
• 2000 Light Years From Home
• Sympathy for the Devil
• Street Fighting Man
• Gimme Shelter
• It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
• Brown Sugar
• (I Can't Get No) Satisfaction
+ Jumpin' Jack Flash
ReviewHa! Meine musikalischen Abgründe sind unerforschbar. Jaja, befeuert mich mit angewiderten Sprüchen wie „wtf? Wer geht denn heutzutage noch zu Saaaga und drei Tage später zu Dillinger’s Escape Plan? Hahaha.“ – naja, ICH halt. Na und? Ich hatte auch mal eine Jugend und mit 15 fand ich gut produzierten Mainstream Rock (der eigentlich Prog war) ganz toll und bin auch als Teenie-„Freiheitskämpfer“ mit meinem batteriebefeuerten Kassettenrekorder durch die Kleinstadt gelaufen, aus dem laut „tonight we’re ooon the loose!“ grölte. Also schnell noch den „Je ne regrette rien“ –Sack übern Kopf gezogen, 2 Kumpels eingepackt, denen es genauso geht und die sich ebenfalls trauen, das zuzugeben – und wir sollten es nicht bereuen!
Der Abend war ein Zusatzdate auf der final-Chapter-SAGA-Tour (nach 40 Jahren darf dann auch Schluss sein, aber nur vielleicht), ausverkauft, heiß und eng. Ohne Vorband. Das Colossaal-Publikum scheint allerdings heute ein ganz besonderes zu sein. Wie gehen die denn ab?!??! Das merkt auch die Band sehr schnell und ist total überwältigt, wie präzise und ethusiastisch die Leute ab dem ersten Takt mitmachen. Das habe ich selten so erlebt. Sänger Michael Sadler ist ein einziger Entertainer und Publikumsmagnet, er singt, er geht ans Keyboard oder hängt sich mal den Bass um, er scherzt, lacht, er dirigiert, er schreckt wie Luis-de-Funez vor uns zurück, indem er die Hände überm Kopf zusammenschlägt vor so viel Fan-feedback, er schneidet Grimassen, tänzelt herum und braucht dabei niemanden wirklich anzufeuern, die Leute kleben an seinen Lippen (er spricht sogar ganz gut deutsch). Nicht nur seine Figur sondern besonders seine extrem gute Stimme, mit der er noch in so einige Höhen kommt, ist sehr gut definiert, das macht ihm so schnell keiner nach. Das ist irgendwie ein ganz besonders toller Abend, auch für die Band, das merkt man. Selbst schwierigste schnelle Klatsch-Passagen, Aufteilungen, Einsätze und Mitsing-Melodien mit dem Publikum funktionieren auf den Punkt und in voller Lautstärke. Kaum zu beschreiben. Alle Anwesenden haben viel Spaß und befinden sich wieder in den 80ern. Obwohl nicht nur die alten Scheiben, sondern auch neuere wie zB „House of Cards“ qualitativ sehr gut sind. Und es sind noch fast komplett die alten kanadischen Recken, die zwar zum Teil aussehen wie ihre eigene Omi (mit Dauerwelle und Brokat-Mütze), aber niedlich sind sie irgendwie schon (auch wenn der Keyboarder bei „Scratching the surface“ nicht mehr die komplette Tonleiter erklimmen kann). Der Schlagzeuger ist neuer und wirft beim gemeinsamen Verbeugen das Handtuch (ins Publikum *g*). Das Verlangen nach Zugaben ist unermesslich und so können sie zu 2 Blöcken nochmal rausgegrölt werden (man weiß ja auch nicht, ob das nochmal wiederkommt – in Anbetracht des Bühnenspaßes bei Michael Sadler allerdings nicht wirklich zu glauben). Hoffen wir das beste und wünschen ihnen alles Gute. Das kleine Städtchen Aschaffenburg wird selbst für SAGA ganz sicher positiv im Gedächtnis bleiben. Und mir müssen sie ganz sicher nicht peinlich sein. :-)
Songs:
Take a chance / On the loose / How long / Give’em the money / The 13th generation / The learning tree / What’s it gonna be? / Time’s up / Keep it reel / Careful where you step / Drum solo / Someone should / Humble stance / Scratching the surface / You’re not alone / Don’t be late / The Flyer / Wind him up / Mouse in a maze (2x für Zugaben-Blöcke rausgeklatscht)
ReviewWarm wars. Um nicht zu sagen: Scheiße heiß *g*. Natürlich wollten wir zu den BAD BRAINS, es war die Zeit von Crossover und nicht die Zeit von "Kleines Dickes Danzich", den wir eigentlich nur von einem doofen Lied ("Mother") aus der Disco kannten. Ansonsten war der kleine Herr nicht besonders in unseren Kreisen angesagt. Ehrlich gesagt gingen wir sogar raus ins Foyer der Großen Freiheit - nach dem gelungenen Auftritt der durchgeknallten Vorgruppe BAD BRAINS, wegen denen wir überhaupt nach Hamburg gefahren waren, um mit ihnen ein wenig zu plaudern (sie kamen tatsächlich ebenfalls ins Foyer und erstaunlich viele Zuschauer auch). Denn als DANZIG auf die Bühne kam, wurde es ziemlich unerträglich. Das Minibündel konnte kaum laufen vor lauter Muskeln *würg* und mußte tatsächlich auf eine Kiste steigen (!), um mit den anderen Bandkumpanen größentechnisch mitzuhalten - in seinem lächerlichen Netzshirt. Das war zuviel, und bevor wir vor Lachen zusammenbrachen, mußten wir einfach raus... klar blieben wir dann doch bis zum Ende, aber wir haben uns köstlich anderweitig ohne den Schinkengott amüsiert :-)
ReviewIch hatte damals eine neue Lieblingsband gefunden. Monster Magnet. Daher musste in dem Fall eine Reise nach Bremen drin sein. Draußen war es heiß, drinnen noch viel heißer, als Vorband gab es die Ami-Grungeband PAW, die ebenfalls gute Sachen ablieferte, die sogar schon mit Tool und Headswim getourt hatten oder mal auf MTV beim Headbanger’s Ball zu sehen gewesen waren, die erste Scheibe hatte ich von denen auch. Der neue Monster Magnet Hit „Evil“ von der gerade neuen „Superjudge“ Scheibe lief genau wie das elegisch abgedrehte brettgeile „Nod Scene“ in unserer Disco rauf und runter, wie oft war ich dazu schon vor Begeisterung auf die Fresse geflogen beim Tanzen... Und die vorherige 91-er LP „Spine of God“ ist natürlich ein Stonerrock Klassiker par excellence. Ed Mundell war als Gitarrist zum ersten Mal dabei. Der Auftritt qualmte nur so, damals durfte man ja noch in solchen Locations rauchen. Das Bremer Aladin war eine alte Disco, die vom Ambiente her sehr schön zu Rockkonzerten passte. Texte von Sex-drugs-hair-space-ride-tonight-smoke-dope-motherfuckeeeeers, und draußen war Sommer. Passte schon irgendwie. Auf dem vor Ort gekauften Shirt war dann auch der Spritzen-schwingende Bullen-Zyklop zu sehen, den die Band gern zelebrierte – ich nehme mal an, dass Dave Wyndorf sich selbst gern so gesehen hätte. Motherfucker *g*.
Intro (Forbidden Planet) -- Cyclops Revolution -- Snake Dance -- Twin Earth -- Nod Scene – Superjudge -- Elephant Bell -- Zodiac Lung -- Freak Shop USA -- Face Down -- Black Mastermind -- Evil (Is Going On) -- Spine Of God
ReviewDas zweite UDS-Konzert war genauso cool wie das erste (für mich ’91), nach der neuesten Scheibe „Persona Non Grata“ hatte das Ganze höchstens NOCH mehr Drive. Dancefloor-Knaller wie „Demagogue“ oder „Good grief“ kamen noch härter & rockiger rüber, der bandeigene DJ war aber nicht mehr dabei, daher wurde mehr Gewicht auf die eigenen Kompositionen anstatt auf Samples gelegt. Das Hüpf-Phänomen war auch hier wieder recht brenzlig, sehr spaßig anzusehen. Am Ende war sogar noch eine stylische Baseballkappe drin – for the hood, ey! Ein paar Jahre später machte der Sänger Rudeboy als „Junkie XL“ weiter, mit noch differenzierteren Elektrosounds und sehr schönen stimmungsvollen Eigenkompositionen, auch als Filmmusik.
ReviewDie guten alten Eagles fehlten mir noch in der Sammlung. Man weiß ja nie was mit der Besetzung passiert, also wurde mal tief in die Tasche ge- und die Gelegenheit ergriffen. Zum Glück war es ein sommerliches Open Air (zu einer Halle passen die irgendwie nicht) mit Bahngutschein nach Wiesbaden und Bestuhlung auf dem Schlossrasen. Der volle Komfort für alte Leute wie mich –höhö. Leider spielte das Wetter nicht zu 100% mit (ab & zu Nieselregen), was aber die Stimmung der Meute nicht trüben konnte, überall euphorisierte Ü 50-Jährige mit Bierbechern, es lag was in der Luft. Als Support gab’s eine übertrieben gutgelaunte Bayern-Tussi (CLAUDIA KORECK) mit Deutschrock, die sicherlich handwerklich ok, mir aber nicht nur wegen ihrem bayrischen Slang total unsympatisch war.
Die Eagles haben dann aber alles rausgerissen. Das Schloss hinter dem Bowling Green gab eine sehr schöne visuelle Kulisse ab, Videoinstallationen wurden in Rundbögen eingebaut etc, darüber kam trotz Wolken doch noch ein Sonnenunergang durch, der Sound war excellent, natürlich ganz zu schweigen von musikalischer Perfektion. Das hätte man nicht anders erwartet. Ein Feuerwerk an Hits durch mehrere Jahrzehnte wurde abgefackelt, auch von den Soloproduktionen der einzelnen Musiker, also durften sowohl Joe Walsh oder Glenn Frey einiges, als auch Don Henley seine „Boys of summer“ besingen. Das Publikum hielt es nicht sehr lange auf den Sitzen aus, nach und nach strömten viele weiter nach vorne oder tanzten gleich an Ort & Stelle. Einen persönlichen Wermutstropfen gab es für die Band persönlich, da gerade am Vormittag bekannt wurde, das Clarence Clemons (Saxophonist von Bruce Springsteen) überraschend gestorben war, der für alle ein sehr angesehener Kollege war. Ihm wurde spontan „Life’s been good“ gewidmet.
• Seven Bridges Road
• How Long
• Take It to the Limit
• Hotel California
• Peaceful Easy Feeling
• I Can't Tell You Why
• Witchy Woman
• Lyin' Eyes
• Long Road Out of Eden
• Walk Away
• The Boys of Summer (Don Henley)
• In the City (Joe Walsh song)
• The Long Run
• Life's Been Good (Joe Walsh song)
• Dirty Laundry (Don Henley)
• Funk #49 (James Gang cover)
• Heartache Tonight
• Life in the Fast Lane
+
• Take It Easy
• Rocky Mountain Way (Joe Walsh song)
• Desperado
ReviewKlar, die Peppers mussten nicht das erste Mal herhalten, aber es war schließlich die „Blood Sugar Sex Magik“ Tour! Große Euphorie machte sich unter Fans und Kritikern breit. (Bitte beachten Sie die Nummer der Konzertkarte – 0004! Man konnte doch trotz Kleinstadtleben am Puls der Zeit sein *g*). Die Stimmung in der Band hingegen war nicht die beste, das merkte man ihnen leider an, trotzdem die Musik natürlich gut war. 2 Jahre vorher auf der „Mother’s Milk“ Tour, wo sie noch quicklebendig nur in Socken über dem guten Stück aufgetreten waren, hatten sie mehr Spielfreude gezeigt. Diesmal gab’s die große Runde durch die ganze Welt und es lagen schon einige Konzerte hinter ihnen. (2 Monate später sollte John Frusciante aus der Tour aussteigen). Trotzdem war man im Hamburger Docks wesentlich näher dran als in jeder nachfolgenden großen Halle oder Festival. Es war sehr voll und musikalisch heiß an so einem arschkalten Tag. Anthony Kiedis brannte allerdings besonders eines auf der Seele: „Warum haben die Nutten auf der Reeperbahn eigentlich alle Skianzüge an??“ Das war wohl nicht sehr inspirierend für ihn, aber vielleicht hätte er sich mal Gedanken über das Wetter und davon abhängigen Arbeitsbedingungen machen sollen.
Als Support diesmal die ROLLINS BAND, die extrem kraftvoll rüberkam und zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss. Das war ein dichter Sound und ein sehr engagierter Henry Rollins mit nacktem tätowiertem Oberkörper zog die Leute in seinen Bann, schwitzte und gab einfach alles. Es kam mir fast so vor als gab es bei ihm mehr Applaus...
ReviewIm Affenzahn über die Autobahn nach Hamburg heizen, die Jungs aus unserer Band wollen unbedingt PRONG sehen! Aber FAITH NO MORE natürlich auch. Die mittlerweile aufsteigenden Shooting Stars der Indierock Szene waren schon beim letzten Mal spitze. Mittlerweile gibt’s auch ein neues Album, das richtig gut ist („The Real Thing“). Beide Bands spielen gut, FAITH NO MORE sind voll gut drauf und reißen jede Menge Scherze. Offensichtlich haben sie gerade die deutsche Sprache für sich entdeckt und auch gleich jede Menge aufgeschnappt, um es im Publikum zu testen und nachzufragen ob es auch richtig wäre. Die Palette ging von „Haribo macht Kinder froh“ bis hin zum ständig wiederholten „Schwwwweiiiinefikkkka!“, was bestimmt bei einigen Konzertjüngern noch einige Zeit als Running Gag in der Clique kreist. So auch bei uns. Natürlich kommt auch der Zauber der Reeperbahn gut bei ihnen an. Wenige Jahre später kaufe ich in Roskilde ein Bootleg Tape mit eben jedem Gig aus Hamburg drauf, da sind einige ihrer Bemerkungen verewigt, ein großer Spaßfaktor. Und es ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange...
• From Out of Nowhere
• Falling to Pieces
• Introduce Yourself
• The Real Thing
• Underwater Love
• As the Worm Turns
• The Crab Song
• Edge of the World
• The Morning After
• Chinese Arithmetic
• We Care a Lot
• Sweet Dreams (Lloyd Landesman cover)
• Surprise! You're Dead!
• Epic
• Woodpecker From Mars
• Encore:
• Zombie Eaters
• Why Do You Bother
• War Pigs (Black Sabbath cover)
Review". . . And during the few moments that we have left, . . . We want to talk right down to earth in a language that everybody here can easily understand."
YEAH! Immer noch eine meiner Lieblingsbands, besonders live das pure Leben - also machen sie ihrem Namen alle Ehre. Klamotten, Haare, Plattencover, Instrumente – alles knallbunt, zusammen mit der dunklen Haut wirkt sowas doppelt. Vernon Reid hat einige Ibanez-Modelle im Laufe der Jahre herausgebracht, immer in Leuchtfarben und meist mit dem in Gitarristenkreisen betitelten „Wegwerfgriff“ sowie Wimmerhaken. Und er spielt schnell. Sehr schnell. Und es ist hart und laut. Sehr laut. Manche brauchen eine Pause für die Ohren im Foyer. Aber dann verpasst man einfach exzellente Musik, daher kommt das für mich gar nicht in Frage. Living Colour haben 1988 gerade mal eine LP und werden ein bisschen über Mick Jagger mitproduziert und sie haben was von den Talking Heads gecovert – das war noch wahrer Crossover Stil. Ob „Middle man“, „Desperate people“ oder „Glamour boys“ - Sie haben ihr Handwerk wirklich drauf. Einer der intensivsten Songs ist immer noch „Broken hearts“, daran kann man sich nicht satthören. Die Initialzündung dieser Band wurde hervorgerufen durch meinen Freund, der damals immer bei richtig guten Songs automatisch aufwachte, die leise im Radio liefen während er schlief (!). Ein perfekter Indikator. Die Große Freiheit tropft, die Ohren bluten, aber jeder ist ergriffen. Der „Cult of Personality“ wirkt phänomenal bis heute nach.
ReviewEin schwüles Gewitter begleitet diesen Abend in Hamburg. Sehr pünktlich um 20:00 fangen die MELVINS ziemlich langsam an. Aber jemand hinter mir im Publikum erhellt zwischendurch schon mal die Gesichter mit dem Satz "...allein für die Frisur hätte ich schon 5 Mark Eintritt bezahlt!!" Hihi. Eine angenehm kurze Umbaupause und ein nebliger Auftakt macht die Luft nach den MELVINS gleich ein bisschen dicker. Ich war auch noch so blöd mein dickes Kunstfaser-Nummernshirt mit der 26 drauf anzuziehen (hey, wenigstens 1 Jahr, in dem die Zahl mit meinem Alter übereinstimmt, das muss man doch ausnutzen! *g*). Außentemperaturen und Lust...äh... Luftfeuchtigkeit haben sich mittlerweile mindestens verdoppelt, als KYUSS auf die Bühne kommen. Haare fliegen von allen Seiten. Lange Haare kleben im Gesicht wie Flechten, die über die tropisch-nasse Straße kriechen, um zu einem infektiösen Gebilde zusammenzuwachsen... oder sie kleben wie Zuckerwattefäden - vom Dom gegenüber - die am Kessel hängengeblieben sind. In so einem Kessel befinden wir uns heute Nacht. Ein Hexenkessel obendrein, obwohl der Saal nicht übermäßig sondern angenehm gefüllt ist. KYUSS sind live weder so kalt wie ihr neuestes Cover noch so trocken wie die oft zitierte Wüste. Dies ist ein heißer Wasserfall! Ein Meer aus Farben tut sich auf: Bubbledias in einer nie gesehenen Farbleuchtkraft; alles (zer)fließt; der Sound ist für diese brachial-lauten Töne sehr gut und erzeugt ebendiese haareschwingende körperkreisende Trance... diese Musik ist purer Sex! Hier kommt keiner lebend raus, der nicht vor Schweiß zerfließt und dessen Poren nicht danach schreien, dass sich bitte plötzlich das Dach der Halle öffnen möge, um uns in einem kühlenden Wirbelsturm hinauf ins All zu saugen und uns dort mit einem bunten Sternendrink für diese schönen Konzertstrapazen zu belohnen... Wow, was für ein geiler Stonerrockabend.
ReviewHeute startet BLACKMAIL ihre "Tempo, Tempo"-Tour. Die Scheibe stand neulich sogar schon auf Platz 34 der Charts! Staun. Im Vorprogramm der Batschkapp gibt's allerdings erstmal eine tödlich-langweilige Death-Metal-oder-was-sollte-das-sein?-Band... DIORAMIC aus Kaiserslautern. Total Retro, weiß der Geier, jedenfalls passen die nicht die Bohne ins Programm. Der Applaus hält sich dann auch schwer in Grenzen und der Sänger hat beim Reden eine eine unfreiwillig komische Fistelstimme, die alles kaputtmacht - von den Sprüchen ganz zu schweigen. Naja.
BLACKMAIL sind heute dafür in Höchstform! Extrem gut und professionell - das riecht nach 1. Liga! Es wäre ihnen endlich der internationale Durchbruch gegönnt, denn besser geht's kaum. Sänger Abay ist endlich mal wieder sehr gut drauf, sowie - wie er selber betont - diesmal NICHT besoffen *g*, was wohl eine kleine Anspielung auf eine der vorangegangenen Touren in der "Jägermeister-Rockliga" sein soll, da war anscheinend ein wenig viel der braunen Brühe im Spiel. Heute: alles super.
ReviewÜberpünktlich noch vor 20:00 hört man laute Töne aus dem Saal. MAN OF MOON sind zu zweit, ein sehr präziser Schlagtechniker mit echtem sowie elektrischem Drumset, so dass er zwar live "schlägt", aber gleichzeitig recht abgefahrene Sounds damit kreieren kann oder Samples einspielen kann. Der Sänger greift liedweise abwechselnd zur Gitarre und zum Bass, während mir seine Stimme wahnsinnig bekannt vorkommt. Beide zusammen bilden eine echte Einheit und machen ihre Sache sehr gut. Das klingt modern, nach Moll, sehr stimmungsschwanger, alternativ, auf- und abschwellend, manchmal ausreißend, positiv, sehr konzentriert, aber dann doch melancholisch, leidenschaftlich, mit guten Melodien und zuweilen mit richtigen Elektrobeats bestückt, so dass immer Bewegung im Raum ist und keine Langeweile aufkommt, wenn man den beiden (einmal Ringelshirt, einmal Karohemd) zuhört. Erst habe ich den starken Verdacht, dass es sich (besonders wegen der etwas helleren Stimme) hierbei um die aufgelösten EXIT CALM handelt, die Band, der ich vor einigen Jahren in elegischem Shoegaze-Herzschmerz verfallen war, und die ich leider nie sehen konnte. Doch das bestätigte sich bei meiner nachträglichen Recherche nicht. Das wäre es gewesen. Trotzdem hinterlassen MAN OF MOON bei mir (und ich bin nicht die einzige) an diesem Abend den stärkeren Eindruck an richtig interessanter Musik! Nicht umsonst liegen am Merchstand keinerlei Tonträger mehr von ihnen aus, nur noch ein T-Shirt in Kindergröße *g* und eine Mailingliste für weitere Auftritte im nächsten Jahr. Heute ist der letzte Tag der Europatournee (Festland), was das "sorry, Merch ausverkauft" bei beiden Bands leider erklärt. Die werde ich mir definitiv nochmal ansehen! Diverse Einträge auf ihrer Facebook-Seite bestätigen das ganze. Ich glaube, die Jungs haben bei vielen Leuten jetzt einen Stein im Brett. Zurecht.
TWILIGHT SAD sehe ich heute zum 4. Mal, aber sonst waren sie immer nur Support-Band (bei Mogwai (das ist schon über 10 Jahre her!), bei den Editors und bei The Cure). Allerdings war ich bei jedem der bisherigen Konzerte von ihnen mehr beeindruckt als heute, und ich kann nicht genau erklären, warum. Sie werden durchaus abgefeiert von der Meute im Zoom, der Laden ist nicht brechend voll, aber neuerdings kann man ihn mit einem Vorhang abteilen und es gibt eine schräge 80er-Jahre Zickzack-Beleuchtung an der Decke, was das ganze etwas belebter aussehen lässt, jedoch werde ich schneller müde bei ihren Songs, die leider einen Millimeter zu gleichförmig sind. Es mag am Sänger liegen. Ich habe heute den Eindruck "hey, was ist passiert? Die haben seine Medikamente richtig eingestellt!!" - er war sonst hagerer, hibbeliger, hat sich sehr angestrengt und wirkte dadurch auch immer etwas wahnsinnig, wenn er Tourette-artig den Kopf mit einem lauten Schrei nach hinten oder zur Seite geworfen hat, auf die Knie fiel, oder die Fäuste geballt und die Arme verkrampft geschüttelt hat, als hätte er einen epileptischen Anfall. Das hatte einen ziemlichen Ian Curtis Touch. Wir haben uns zum Teil bei anderen Konzerten echt Sorgen um ihn gemacht, dass er nicht gerade live auf der Bühne stirbt. Heute verhalten sich TWILIGHT SAD relativ ruhig und gelassen, und körperliche Ausreißer kommen nur 1-2mal gegen Ende des Sets vor. Das wirkt fast schon ein wenig gewollt. Klar, ihr schottischer Akzent ist echt charmant (es werden auch einige Lieder komplett in ihrer Heimatsprache gesungen), ansonsten erwartet uns gutes, wave-düster-folky-stimmungsvolles Indiezeugs mit einem Hauch Shoegaze und Postrock, schön gesungen. Da kann man gar nix kritisieren, wenn ich nicht ein paarmal heimlich feststellen müsste, dass mir ein wenig langweilig ist und zu viele Songs zu gleichförmig sind. Vielleicht ist auch der neue Schlagzeuger nicht ganz unschuldig, der den Takt kaum wechselt, die ganze Zeit über aussieht wie ein 16-jähriger, der gerade Power-Workout macht, während sein Mund vor lauter Euphorie "Bohlen-mäßig" lächelnd offensteht. Die ganze Zeit. Das ist irgendwie eine komisch verstörende Mischung, alles. Aber Twilight Sad sind sehr freundlich, erzählen noch ein paar Mal, dass der letzte Tourtag ist, sie sehr dankbar sind, dass so viele an einem Sonntag gekommen sind und.... ja.... was man halt so sagen muss.... schon ok. (Hey, ihr habt mit Cure in riesigen Stadien in aller Welt gespielt, also erzählt uns doch nix!) Der große Nightliner steht abfahrtbereit draußen vor der Tür. Ich hätte LPs gekauft, wenn es welche gegeben hätte. Alles in allem muss ich aber ehrlich über den heutigen Abend sagen: MAN OF MOON= 1:0! ;-)
ReviewMeine Erwartungen sind nicht so hoch an diesem trübseligen Tag, der mich übers Leben, die Ziellosigkeit darin und die Endlichkeit dessen nachdenken ließ, und nun fängt es auch noch an zu regnen, doch was dann folgt, schenkt dem Abend eine versöhnend warme Decke. Mein gefühlt mindestens 5. oder 6. Mal MOTORPSYCHO startet unter dem heutigen norwegischen Motto der Frankfurter Buchmesse pünktlich um 21:00 ohne Vorgruppe. Man munkelt im Saal, das Kronprinzenpaar sei auch hier, da Mette Marit und besonders ihr Gatte Haakon große Fans der Band seien. Auf eine Limousine wird aber verzichtet, man mischt sich inkognito unters Volk. Dafür sieht man hr-Fernsehkameras, die den Anfang des Konzerts filmen. Ansonsten waren Kameras nicht erlaubt, daher habe ich diesmal leider kein live-Bildmaterial zu bieten, vielleicht kann jemand was in den Kommentaren beisteuern. Ich platziere mich erstmal weiter hinten, auf luftiger Höhe des Merchstands, heute ein Devotionalien-Eldorado für Fans. Für mich gibt's einen Kutten-Aufnäher mit Totenkopf und den lateinischen Worten "Facete tumultum nun bellum" (kann das jemand übersetzen? Ich hab's nicht herausfinden können, hatte nie Latein). MOTORPSYCHO sind in Bestform, zu viert und können ihre psychedelischen Hintergrundvideos im Mousonturm in voller Größe auf Breitbild ausfahren. Ihr Spiel ist heute so extrem tight, der zweistimmige Gesang 1A synchron, so dass ich nicht weiß, ob ich sie jemals SO gut gesehen habe! Ich kann es kaum fassen. Die langhaarigen Frontmänner greifen gleich beide beim ersten Stück zur doppelhalsigen Gitarre, schwurbeln und rocken sich den Arsch ab, und das fast durchgängig mit recht treibenden Stücken, von denen ich allerdings nur eines namentlich erkenne ("A.S.F.E.", oops, ich bin unwürdig *g*). Auch wenn Hits wie z.B. "You lied" oder "Greener" heute fehlen - die Setlist variiert auf der Tour sehr -, bekommt die umfassende Jam-Stimmung dadurch etwas ganz besonderes. Zwischendurch gibt es zwar auch mal einen ruhigeren Song, aber die meiste Zeit kann man sich völlig gehen lassen und beschwingt mit den Haaren hin und her schaukeln. Begleitet von den hypnotischen bewegt-Blubber-/Waberbildern (mit Augen drin *g*) schwellen die Songs mal zur großen Lautstärke an und dann wieder ab bis in die endlose Weite der extrem leise ans Ufer schwappenden Tonwellen. Nach einem besonders langen Stück ruft jemand in der Sekunde der absoluten Stille (ganz kurz bevor der Applaus einsetzt) ein lautes "Thank youuuu!!" hinein. Das war nett :-) MOTORPSYCHO revanchieren sich mit ein paar kurzen "hey, wie geht's?"-Ansagen (man kramt kurz nach deutschen Ausdrücken, bis man das richtige gefunden hat), um aber gleich weiter zu rocken, und das ganze wie üblich mehr als zweieinhalb Stunden lang! Nur ein Unbekannter bringt mich zwischendurch kurzfristig aus dem Faszinations-Konzept mit der Frage "Sind Sie Linkshänder?"Als ich das aber verneine, meint er "Wenn Sie applaudieren, ist immer die linke Hand oben. Sollten sie mal drüber nachdenken." Äh, ja. Er hat sogar Recht, das ist meine Stärkere, die so einen knackigeren Ton erzeugen kann. Trotzdem muss ich tatsächlich den restlichen Abend darüber nachdenken *nerv* und gehe zum Abschalten gegen Ende des Konzerts erstmal weiter nach vorne. Als Zugabe kommt die Ansage "We'd like to spend another fifteen minutes on a last song called...". Ich dachte erst an einen kleinen Scherz, war aber ihr voller Ernst. Der Sound ist von Anfang an laut genug aber auch sehr präzise im Mousonturm, so dass ich die Ohrenstöpsel gleich schon zu Beginn wieder wegpacken kann, um alles an Tönen an mich heranzulassen. Die Band ist heute unfassbar gut, ich bin sprachlos. Der Tag begann so verwundbar und grau, mittlerweile haben MOTORPSYCHO mich ganz in Watte verpackt, so dass ich durch Perfektion und Schönheit der Musik ein paarmal tatsächlich ein bisschen weinen musste. Norwegen, du wunderbare Soundlandschaft.
The Crucible
A Main Sonata
Mockingbird
Überpilgrim (Cover: "The Pilgrim" - Wishbone Ash)
Song for a Bro
On my Pillow
Mad Sun
ASFE
The Tower
Ptzar
Bonny Lee
Mountain
Fool's Gold
ReviewJACKSON BROWNEs Bruder ist in Frankfurt geboren (er selbst in Heidelberg), daher widmet er ihm diesen Abend. Es ist 15 Jahre her, dass er in Frankfurt war. 6 weitere Musiker stehen mit ihm auf der Bühne: Bob Glaub (Bass), Mauricio Lewak (Drums), Jeff Young (Hammond Orgel, Piano, Akkordeon), Alethea Mills (Background Vocals), Greg Leisz (Guitarre, Pedal Steel) and Shane Fontayne (Guitarre, Mandoline) tun ihr Bestes, um einen unvergesslichen Abend draus zu machen. Ich glaube, diesmal bin ich wirklich in das vielbetitelte „Time-Tunnel-Wurmloch“ gefallen. Mit 16 hab ich seine „Running on empty“-LP per Zufall auf dem Flohmarkt gekauft und was soll ich sagen - sie hat mich geprägt. Ist mir nicht peinlich. Mit Texten über das Leben auf und hinter der Bühne, sowas hat mich schon als Teenie fasziniert und Bilder im Kopf fabriziert (außerdem hatten wir die kleine düstere Verbundenheit, dass seine damalige Frau an meinem (!) Geburtstag Selbstmord beging). Ach, manchmal muss man eben auch mal dem Mainstream der Vergangenheit fröhnen dürfen. Und die Zeit ist stehengeblieben, es hat sich irgendwie nichts geändert. Weder der ewig-herausgewachsene-Stufenhaarschnitt von Jackson Browne, (der auf Entfernung ohnehin nur halb so alt aussieht wie er ist), noch der perfekte Sound oder eben die extrem guten Musiker. Allesamt Jeansträger in schwarz & grau, nur in Szene gesetzt mit einzelnen hellen oder farbigen Spots auf der Bühne, kein Schnickschnack, bestuhlte Halle, aber Publikum, das nicht auf den Plätzen zu halten ist und vor Begeisterung aufstehen muss. Irgendwann arten die Zwischenrufe (Songtitel) aus und Jackson Browne gibt sich dem Schicksal hin („Now I totally gave up my personal will“) und kriegt es tatsächlich fertig, die gerade umgehängte Gitarre wieder wegzustellen und zum Piano zu rennen, um Wünsche SOFORT als nächstes Lied zu erfüllen. Sowas hab ich bei alten Profis noch nie gesehen. Kein exakt durchgeplantes Konzert, sondern man lässt sich treiben und geht auf sehr Persönliches „von jetzt auf gleich“ ein. Jackson Browne ist ohnehin ein wahnsinnig netter, bodenständiger, witziger und politisch engagierter Mensch, der es sich in einem 3-stündigen Konzert (ohne Vorgruppe) auch nicht nehmen lässt, sich für die Rettung der Ozeane vor dem Plastikmüll zu engagieren und uns bittet, dies ebenfalls zu tun. Ein bißchen Sendungsbewusstsein muss sein. Er erzählt uns Stories, wie es zu seinen Liedern kam (zB wie die Erben von Woody Guthrie ihn gebeten haben, einen Brief an dessen Frau posthum zu vertonen), bedankt sich des öfteren für das lebhafte Publikum („Frankfurt, there is something going on here, tonight.“), er entschuldigt sich grinsend, bei jedem Song eine neue Gitarre zu benutzen („sorry, this is no guitar presentation show, but each one does a different JOB“), er kommuniziert mit dem Publikum und auch wenn er mal eine Textzeile kurz vergisst, weil er den spontan gewünschten Song („Yeah yeah“) schon 20 Jahre nicht mehr gespielt hat, ist das nur menschlich und er fängt die Strophe einfach von vorne an. So gehen 3 volle Stunden ins Land, bis sich das Programm dem Ende neigt. Natürlich nicht ohne 2x zu Zugaben wieder herauszukommen. Ich fühle mich in die 80er zurückversetzt, oder die 70er, als er noch im hippie-esken Laurel Canyon wohnte. Es gab bisher kaum jemals ein Konzert, bei dem mir die Tränen kamen, aber bei „Running on empty“ sowie „The load out“ war das nicht mehr zu verhindern. Einige Textpassagen werden bei Letzterem der Zeit oder dem Ort angepasst (Reggae statt Disco, München statt Chicago, Marlene Dietrich statt Richard Pryor). Beim obligatorisch nachfolgenden Hit „Stay (just a little bit longer)“ darf nicht nur die Background-Sängerin ein wenig schmettern, sondern auch der Soulman an den Keyboards noch ein Solo singen, um die schräge Falsetto Stimme der bekannten live-Version von David Lindley etwas harmonischer zu ersetzen. Die ersten 500 Leute in den vorderen Reihen standen eh längst tanzend am Bühnenrand und beim Verlassen der Halle hatte jemand sein „Stay“-Schild einfach an den Eingang gehängt, was einen nochmal schmunzeln ließ. Ja, die Band hätte ruhig noch etwas bleiben können. . . Eine dankbare Sonntagnacht, die nur noch durch einen sommerlichen Open-Air Auftritt des Ganzen (wie vor mehr als 20 Jahren in Kiel) zu toppen gewesen wäre.
• The Barricades of Heaven
• Just Say Yeah
• The Long Way Around
• Leaving Winslow
• These Days (Nico Cover)
• For Everyman
• I'm Alive
• You Know the Night
• Yeah Yeah
• For a Dancer
• Fountain of Sorrow
• Your Bright Baby Blues
• Which Side?
• If I Could Be Anywhere
• Mutineer (Warren Zevon cover)
• Doctor My Eyes
• Looking East
• I Am a Patriot
• Boulevard
• Somebody's Baby
• The Pretender
• Running on Empty
• Encore:
• Take It Easy (Eagles cover)
• Our Lady of the Well
• Encore 2:
• The Load-Out
• Stay
ReviewHoch die Hände, langes Wochenende! Den Auftakt machen in der letzten Aprilwoche die lang ersehnten NIGHTSTALKER aus Griechenland, auf die ich schon seit ein paar Jahren warte. Das tolle Artwork der neuen Scheibe „As above so below“ prangt mittlerweile in meinem Wohnzimmer als Riesenposter, auf dem Cover des lila Vinyls und als T-Shirt in meiner Sammlung. Geil, im wahrsten Sinne. Psychedelischer Stonerrock vom feinsten, mit zauseligen Frisuren und ner Menge Jahre auf dem Buckel, denn (was ich vorher nicht wusste) die Band gibt es nun schon seit 28 Jahren! Wow. Damals hat der Sänger noch nebenbei Schlagzeug gespielt, heute schwingt er nur noch die grauen Robert-Plant-Locken, ab und zu seine volltätowierten Arme, diverse Rasseln und natürlich das Mikro. Leider ist das Wetter für einen Sommerabend auf dem Bootsdeck mit offenen Türen noch nicht warm genug, aber drinnen um die Bühne ist es heiß, da die Bude voll ist. Ein paar Aufpasser haben Mühe, die hereindrängenden Leute nicht über die Amps am Boden stolpern zu lassen und Abstand zu garantieren.
Einige kennen eher die Vorgruppe BUSHFIRE, die ja auch hier aus der Gegend ist ☺ Nicht minder rockig mit Heavy Blues, Stonerzeugs und einem recht großen Tier als Sänger mit lauter Stimme fangen sie auch ziemlich zeitig an. Er wirkt optisch fast wie ein alternder Jim Morrison in seiner späten Phase, oder wie ein Prediger. Wie immer ist der Raum so dunkel, dass man kaum etwas aufs Foto bekommt, aber die Band hat zumindest einen Leuchtkasten mit Bandlogo aufgestellt, vor dem der kleine rothaarige Gitarrist mit Karohemd und Hut seine Show zelebriert. Vollbart tragen sie alle, das passt ja auch zur Mucke, die vortrefflich ankommt. Das Bier wird nicht nur auf der Bühne abgefeiert. Am Anfang der NIGHTSTALKER Show dachte ich erst, ich würde BUSHFIRE sogar ein kleines bisschen besser finden, aber das kann man relativieren. Auch die etwas zerbrechlichere Stimme des NIGHTSTALKER Sänger passt hervorragend zum Stoner-Sound, Hits wie „Zombie Hour“ oder „Forever stoned“ von der neuen Scheibe „As above so below“ spielen sie recht früh, aber es gibt ja genügend Material. Auch der BUSHFIRE Sänger darf nochmal einsteigen bei einem Duett, was richtig gut passt. Die Stoner-Gemeinde ist fast vollzählig anwesend, super Stimmung, es wird geschwitzt und die Matte geschwungen, bis es tropft. Im wahrsten Sinne. Laut wars - dunkel wars - toll wars. „Aaaah-huuuu! Zombie hour!“
ReviewGanze 11 (!) Jahre musste ich warten, um die OZRIC TENTACLES wiederzusehen. Zwischenzeitlich wurde die Band von Familien- und Wohnkatastrophen gebeutelt (Tod, Feuer, Überschwemmung der alten Wassermühle auf ihrem riesigen englischen Grundstück), so dass eine Tour sowie eine neue LP mehrmals verschoben werden mussten. Nun waren sie aber endlich für 1 einziges Konzert in Deutschland, also trafen sich die Jünger um die englische Hippie-Kommune im Frankfurter Bett für eine Licht- und Soundorgie, die fast 3 Stunden dauern sollte. Space Rock galore, gewürzt mit Dub-Elementen und seliger Mimik. Die 5-Saiter-Bassistin ist gut gelaunt, barfuß und hat alle lieb, sie sagt dann auch die Vorband aus Tel Aviv an, PROJECT RnL sind entzückt von der Menge an Zuschauern, die ihnen viel Applaus spenden und ihre ausufernden Eskapaden in den Frickel-Jazzrock à la KING CRIMSON honorieren. Allesamt Könner ihrer Instrumente (und Stimme), soviel steht fest. Da werden sogar schräge Coverversionen von Eminem (oder auch „Moves like Jagger“) eingebaut und gekonnt verjazzt. Der Gitarrist spielt eine unförmige Fretless-Klampfe mit kleinem asymetrischen Korpus, der Keyboarder und Zweitsänger hüpft gern und macht einige Ansagen. Z.B. dass manchmal nur 4 Leute bei ihren Konzerten im Raum sind und sie sich heute richtig freuen, bei so viel Publikum auf die Pauke zu hauen. Das tun dann auch gegen Ende des Gigs alle Bandmitglieder und trommeln miteinander, jeder hat ein Schlagwerk vor sich stehen. Der Support-Gig ist meines Erachtens etwas lang geraten, das ist fast ein volles Set mit 10 Stücken. Kommt aber sehr gut an.
Dem können die OZRICS natürlich noch eins draufsetzen, denn sie sind dafür bekannt, lange Gigs abzureißen. Das hypnotische Element verändert sich immer wieder in verschiedenen Rhythmen und wird nie langweilig, trotz dem alles nur instrumental ohne Gesang abläuft. Der Sound ist Spitzenklasse. Manchmal sind es nur leise Tupfen, manchmal walzt sich ein elektronischer Teppich über einzelne Songparts. Bestimmt ein Flokati. Der Hippie-Charakter kommt nicht zu kurz, ob klamottentechnisch oder der bunten Bühnenbilder wegen. Auch der Mann am Merch-Stand geht dermaßen bei den Songs mit, dass es eine Freude ist. Er erklärt mir noch, dass beim Download-Code des neuesten Vinyls sogar unterschiedliche Abmischungen zu entdecken sind und weshalb er die Scheibe auch sonst am meisten empfehlen würde. Ein nettes Völkchen, allesamt. Da es am Ende schon gegen 1:00 ist, muss ich allerdings zur letzten Bahn hetzen, sonst hätten die Ozrics bestimmt noch ihre Unterschriften zwischen die psychedelischen Muster auf meiner LP gequetscht. „Technicians of the sacred“, damit ist bestimmt ein bestimmter gemeint, der Mann am Computer (der die Lightshow mit verschwurbelten Mustern und Bubbledias bastelt) ist einer der "Bandmitglieder" der 1. Stunde aus den 80ern, wie mir ein für-die-Band-weit-gereister-Fan vor Ort erzählt, der mich auf mein altes Bandshirt anspricht. Toll, dass es solche mitreisenden Fans noch gibt. Er will in der Nacht noch nach Dortmund zurücktrampen. I really hope he made it... ☺
ReviewDie Top Phase des Crossover bekam u.a. mit Faith No More einen würdigen Vertreter. Das hatte Energie und war irgendwie neu, auch wenn die Rap Anklänge nicht gleich bei allen gutgeheißen wurden. Wir kannten jedenfalls nur „We care a lot“, bzw. die dazugehörige Scheibe „Introduce yourself“, wovon maximal noch „Chinese arithmetic“ richtig überzeugte. Aber live waren die Jungs spaßig anzusehen, mit den typischen halblang-Hosen, Käppies und langen Haaren. Mike Patton war noch ganz neu in der Band seit diesem Jahr. Der Gig war wirklich überzeugend, der Bass krachte und die Leute gingen ab. Leider hab ich nix mehr von der Vorgruppe im Kopp. Als sie dann 2 Tage später im Berliner "Loft" spielten, fiel an anderer Ecke die Mauer und sie machten die Durchsage auf der Bühne "Die Mauer ist weg! Die Mauer ist weg!". Hätten sie die Gunst der Stunde genutzt, um z.B. "Falling to pieces" auf der Straße zu performen, hätten sie dem Dumm-Hasselhoff vielleicht den Rang abgelaufen... ;-)
ReviewEine Legende ist in der Stadt und alle netten Leute, die man normalerweise aus sämtlichen Frankfurter Plattenläden kennt, kommen gelaufen. Oder „die üblichen Verdächtigen, die man auf vielen Alt-Rocker/Psychedelia Konzerten sieht. Kenner unter sich. Leider fallen die angekündigten POWDER FOR PIGEONS heute als Vorgruppe aus, daher wird die Vorglüh-Phase ein wenig verlängert. Schade, dass es nicht etwas voller ist, da die Frankfurter Eintracht zeitgleich das Champions-League Endspiel am heutigen Samstag in Berlin antritt und wohl viele im Stadion oder vor der Glotze hängen. BANG! haben das am Rande mitbekommen, wissen aber nicht so recht, worum es geht: „I hope Germany (!) wins tonight at this football-, soccer- whatever thing, sorry, I don’t know much, we’re Americans.“ – ähm, ja, irgendein deutsches Team wird wohl gewinnen ;-) Egal, die Herren von BANG! sind einfach knuffig, und so nahbar. Sie wollen auch unbedingt hinterher noch mit am Tisch sitzen oder unterschreiben mehr als bereitwillig meine gerade gekaufte LP, da sich mir Sätze von anderen einprägen wie „die wird man bestimmt nie wieder zu sehen bekommen – wie alt sind die eigentlich?“. Naja, wenn man bedenkt, dass die aktive Phase ausschließlich Anfang der 70er stattgefunden hat? Damals sollten sie wohl als „next big thing“ bzw als „american Black Sabbath“ gehandelt werden, was aber auf längere Sicht nicht so ganz geklappt hat. Das hätte ihnen sicher gut gefallen. Ein Trio, zwei davon aus der Originalbesetzung, das sich dem Hardrock oder auch Psych Rock verschrieben hat, darf dann auch ein schönes verschnörkeltes Logo mit einer nackten Frau drauf haben. Sänger und Bassist Frank Ferrara trägt die Haare immer noch lang, die Rockerweste und die Jeans mit Schlag sind noch lang nicht eingemottet. Gitarrist Frank Glicken hingegen wirkt eher wie „der Erdkundelehrer von nebenan“, aber ebenfalls supernett. Ein wenig zaghaft fängt die Maschinerie an zu rocken und man kann gewisse Ähnlichkeiten zu Black Sabbath oder Led Zep tatsächlich nicht verleugnen. Ich glaube ich habe erst gar nicht begriffen, welchem Urgestein man hier gegenübersteht. Sie wirken irgendwie jung und frisch und freuen sich so, immer mal wieder zusammen zu spielen. Ferrara hat mehrere Drinks auf einem Barhocker neben sich stehen und will unbedingt mit mir anstoßen, da ich ganz vorne an seiner Seite stehe (leider leider ohne Fotoapparat heute). Außerdem hat er im dunklen Yachtklub einige Schwierigkeiten mit dem Licht, da er seine Saiten nicht sieht und mich fragt, ob ich nicht ein Feuerzeug für ihn anmachen könnte. Das hilft aber nicht viel und er dreht sich immer zum beleuchteten Schlagzeuger um (der einzige Neue bei BANG!, etwas jünger, hat früher u.a. bei Pentagram gespielt.) Dann endlich hilft im jemand, die Klappe eines abgedunkelten Deckenstrahlers aufzuklappen und endlich sieht er was. Ab da geht es nochmal richtig aufwärts mit dem Sound & Drive. Sehr gut! Ein Song widmen sie einer blinden Fan-Freundin im Publikum, die ganz vorne direkt vor dem Schlagzeug steht, und sich an der Stelle gut am Holzpfosten des Schiffes festhalten kann. Das wirkt alles sehr herzlich, auch als der Basser ein wenig mit seinem Gitarristen rumpost, oder hinter seinen Drummer steigt, um ihm zärtlich auf die Glatze zu klatschen. ☺ Alles echt witzige Leute unter der Spiegelkugel des Yachtklubs („hey, I think we never played on a boat before!“). Der Schlagzeuger hat während des Gigs ein paar Probleme mit der Wanderung der Bassdrum, so dass er sein Equipment ab und an etwas zurückschieben müsste. Am Ende des Abends ist er fast einen Meter weiter vorne gelandet, direkt vor den Füßen der Fans. Die Musik war echt mitreißend, rockig, krautig, heavy, mit wenigen bluesigen Parts, man sieht viele begeisterte Gesichter und einen geleerten Merchstand. Ich kann sogar noch das gespielte Bass-Plek abgreifen, bevor ich für jemanden ein gemeinsames Bandfoto machen soll, andere fragen nach der Playlist. Und weil’s draußen noch warm ist, halten die Bandmitglieder noch ganz lange am Tisch der Stoner-Rock-Gemeinde ein Schwätzchen und fühlen sich wie zuhause. Coole BANG!-„Jungs“ aus Philadelphia. Auf Klassenfahrt.
ReviewYeah, Baby. MONSTER MAGNET, ich weiß gar nicht, zum wievielten Mal (10? 12? 13?), aber das könnte ich eigentlich auch ohne Probleme jeden Tag haben, gar kein Thema ;-) Es ist Sonntag und es gibt noch Karten an der Abendkasse und als wir reinkommen ist die Halle noch luftig leer, so dass man leicht nach vorne schlendern kann. In der ersten Reihe stehen 2 Mädels (zum Glück etwas kleiner als der Rest) und dahinter ist ein guter Platz. Als die Vorgruppe PUPPY spielt, merkt man, dass die beiden nur wegen diesem Trio gekommen sind, sie tragen Masken, die wohl zum LP-Cover “The Goat” passen und die Band bemerkt das, kommuniziert ein wenig mit ihnen und spielt ein recht langes Set aus Indierock und härteren Riffs. Für mich ist der Musikmix ein wenig undefinierbar, da bleibt irgendwie nicht so viel hängen, außer dass die helle Stimme des Sängers ein wenig an GHOST erinnert, aber auch noch an irgendwas anderes, jedenfalls nicht an NIRVANA, so wie man der Ankündigung entnehmen konnte. Der Drummer spielt ein auffallend kleines Schlagzeug (weiß mit roten Glitzerstreifen) welches er aber auf das Heftigste verdrischt, außerdem werden bevor sie anfangen 2 Leuchten rechts & links platziert, die durch flackerndes Licht und nach-oben-gepustetem-Stoff aussehen sollen wie Feuersäulen. Trotzdem ist das alles keineswegs zu poserhaft, eher merkwürdig. Mich kriegt das leider nicht so richtig, erklären kann ich’s nicht. Die Mädels jedoch sind nach dem Support zufrieden und ziehen mit den überreichten Drumsticks von dannen (!), so dass wir uns auf einmal ganz baff mittig vor Dave Wyndorf’s Mikroständer & Ventilator in der 1. Reihe befinden. Juppheidi. Die Pause gerät etwas zu lang, so dass man schon Pfiffe hört, die das Best of Black Sabbath Tape durchbrechen.
Dann ist aber endlich Bullgod-Rising und die Meute grölt. Mr. Wyndorf heute mal ohne Lederjacke, obwohl er ein paar Pfunde wieder drauf hat, aber das Alter entspannt ja mit Ü60 auch irgendwie, der Haupt-Gitarrist mit Sonnenbrille & Shirt mit eigenem Logo drauf (dachte immer, das wäre ein No-Go *g*), insgesamt sind sie zu fünft und machen guten Druck mit viel Fäuste-ballen, Haar im Wind, manchmal 3 Gitarren oder ausgebreiteten Armen, dazu eine stimmungsvolle Beleuchtung. Alles prima. Es werden auch mal ein paar Songs gespielt, die nicht unbedingt aus der Greatest-Hits-Kiste stammen, außerdem geht Dave wieder öfter als sonst nach hinten zum Drummer, um dort Gitarre zu spielen (oder zu Publikums-Animationszwecken seiner Klampfe “auf den Arsch zu hauen”) und Phil Caivano den Vortritt zum Solo zu lassen. Aber ansonsten spielt sich diesmal alles gut gelaunt 50cm vor unserer Nase ab. Man tanzt zusammen mit gierigen Händen, reckt die Pommesgabeln und kann sich prima an der Absperrung festhalten, ohne vom Moshpit überrant zu werden, was mal sehr angenehm ist. Vom letzten Album “Mindfucker” werden nur 2 Songs gespielt (ich hätte mir zB das längere “Drowning” sehr gewünscht), dafür gibt’s den “Space lord” diesmal nicht als Zugabe, sondern mittendrin und mit ner längeren Abhandlung über das Wort “motherfucker”, mit dem er seitdem immer so verknüpft wird (“it’s stupid, it’s vulgar, it means nothing and everything at the same time…”), also sollen wir den Part diesmal alle zusammen übernehmen. Ok, geht schon klar, kriegen wir hin, haben wir doch jedesmal geschafft. Die Menge tobt. Man sieht’s im Videolink. Als Zugabe hätte ich jetzt nicht unbedingt mit “Dinosaur vacume” gerechnet, aber “Power trip” macht natürlich auch nen Punkt, zumal ich das gleichnamige T-Shirt heute anhabe. “I’ll never gonna work another day in my life…!” Maybe, baby. Zur Krönung des Abends krieg ich dann noch das Plek von Mr. Wyndorf, ebenfalls mit MM Logo, und Gitarrist Garret Sweeny läuft uns in der Halle nochmal über den Weg zum Händeschütteln. Das war doch nett. Anschließend Abmarsch zum Superbowl gucken, schließlich muss man ja nicht arbeiten am nächsten Tag ☺
· Dopes to Infinity
· Rocket Freak
· Crop Circle
· Radiation Day
· Melt
· Look to Your Orb for the Warning
· Ego, the Living Planet
· When the Hammer Comes Down
· Negasonic Teenage Warhead
· Space Lord
Zugaben:
· CNN War Theme
· Dinosaur Vacume
· Powertrip
ReviewFABER, ein junger Schweizer, der zum ersten Mal in Frankfurt spielt, ist wahnsinnig erfreut, dass die Halle ausverkauft ist und er so viel Zuspruch bekommt – wäre er doch „mal eher hergekommen“. Aber gleich folgt der erste Seitenhieb an Frankfurt: „eure Stadt ist ja noch mehr snobby als bei uns in Zürich, cool“, sagt FABER mit einem Grinsen, als er ein bißchen von seinen Eindrücken am Tag erzählt und sich ein Glas Weißwein an die Seite stellt. Der Singer-Songwriter ist ein echter Senkrechtstarter, allerdings rollt er das Feld eher von hinten auf, ohne TV- oder Casting-Präsenz oder gar Mainstream, denn seine Texte sind schräger, immer einen Schlag derber als andere, manchmal sehr poetisch und manchmal ganz schön linksradikal. Vor wenigen Jahren durfte er mit SOPHIE HUNGER auf Reisen gehen. Seine aktuelle LP heißt wie die Tour „Sei ein Faber im Wind“, das sagt einem zwar nicht viel, die Textzeile aus dem Titelsong aber umso mehr: „Einer von uns beiden war ein Arschloch / und das warst du“. Soch. Weder steht er auf „Romantikscheiß“, noch auf „Brustbeinearschgesicht“ noch auf Nazischeiß („Besorgter Bürger, ich besorg’s dir auch gleich!“), da kotzt er gern mal etwas herum, um gleich im nächsten Moment doch nochmal die Kurve in Richtung schönerer Lyrik zu kratzen. „In Paris brennen Autos und in Zürich mein Kamin“... er mag nun mal die Gegensätze in Worten „Es ist 'n guter Tag. Der Himmel trägt sein bestes Grau und wir schauen den Leuten zu wie sie sich den Tag versauen.“ Und sowas bringt die Leute zum schmunzeln, zum mitsingen, zum schwelgen und zum tanzen. Denn auch musikalisch bringt er mit seiner ganzen Band streckenweise eine ziemliche Power auf die Bühne, die im Publikum immer wieder in hüpfenden Ausrastern eskaliert. Alles wechselt mehrmals hin und zurück von leisem Chanson zu heftigem Balkan-Beat. Generell sind die Leute super gut drauf (nicht nur weil Samstag ist) und sie sind erstaunlich textsicher. Mit Pauken und Posaunen, Cello und mehreren Gitarren wird da hantiert. Zwischendurch gibt’s immer mal einen Schluck aus dem Weißweinglas. FABER zelebriert das Leben. Auf dem E-Piano steht die obligatorische kleine zerknitterte Anarcho-Nachttischlampe mit seinem Namen drauf. Stimmlich kommen bei FABER immer wieder Parallelen zu AnnenMayKantereit in den Sinn, dieses rauhe, tiefe in der Stimme, das sich so schön im Gegenlicht bricht. Auf Ansage werden „erstmal gute, dann 2 weniger gute und am Schluss wieder richtig gute“ Songs gespielt. FABER mag den Dialog mit dem Publikum, stellt seine Mitspieler gern mal aus Jux mit wechselnden falschen Namen vor, kann auch ganz alleine Akustik-Sets spielen und muss vor allem wahnsinnig viele Zugaben geben. Die Begeisterung reißt nicht ab, mich hat der Abend auch erstaunlich mitgerissen, Hut ab, das hatte ich gar nicht so erwartet. Und gerade als jeder dachte, der Abend sei nun definitiv vorbei, schleicht sich die Band an der Seite nochmal im Dunkeln durchs Publikum und zwingt uns, alle in die Knie zu gehen. Sie stellen sich mit Klampfe, Posaune etc Rücken an Rücken in der Mitte des Raumes auf und fangen an, ohne Mikro den Partisanensong „Bella Ciao“ mit uns zusammen anzustimmen. Da FABER italienische Wurzeln hat, sind auch die Strophen für ihn kein Problem, für die meisten Fans allerdings schon, dafür ist der Mitgrölfaktor im Refrain umso extremer. Großes Kino. Und aufrichtige Verbundenheit macht sich breit, die die Leute selig in den noch sehr warmen Großstadtabend entlässt...
ReviewNoch ein Grund am letzten März-WE (und nach meinem runden Geburtstag) in Berlin zu weilen, waren die Stonerrocker SPIDERGAWD aus Norwegen, an einem Samstag sollte der Abschluss der Europatour zusammen mit Vorband THULSA DOOM (NORWAY) dort den ultimativen Abriss besiegeln. Meine Lieblings-Besucherin aus Hannover begleitete mich, es ging wie schon vor 2 Tagen ins Musik & Frieden, gleich um die Ecke des Hotels, nachdem wir uns am Wasser in der Sonne eine Pulle Sekt hinter die Binde gegossen hatten.
Die Vorgruppe startet früh, bereits vor 19:30, als der Laden noch einige Lücken aufweist, aber die Jungs geben gleich alles. Ein optisch merkwürdig zusammengewürfelter Haufen an Möchtegern-Cowboys, Altrockern und Witzklischees gibt bei THULSA DOOM auf der Bühne alles, was sie an Sludge-, Sleeze- Rock und Stoner- Blues’n’Boogie Zeugs so aus der Schublade zaubern können. Gar nicht mal so gut. Harriet hält es nicht so lange wie mich auf dem Beobachtungsposten an der Wand, aber ich habe halswehtechnisch heute keinen Bock auf ne Zigarette und beobachte weiter das Treiben. Der glatzköpfige Drummer (der mir irgendwoher bekannt vorkommt) sitzt VOR der Bühne, unten, eingezäunt in Metallabsperrungen – ok, bei SPIDERGAWD wird das Schlagzeug auch immer mittig nach vorne platziert, daher mache ich mir keine großen Gedanken. Besonders der kleine Sänger mit herausgewachsener Fönfrisur und Profilneurose hat allerdings echt Hummeln im Hintern. Und er wird anscheinend gern fotografiert, denn ein Profifotograf wieselt permanent an den Absperrungen herum, über die der Sänger auch gleich erstmal drüberklettert (inclusive Mikroständer!), gar nicht so einfach, um – nie um Ansagen & Witze verlegen – auf den Tresen am anderen Ende des Saals zu steigen & von dort ein Lied zu schmettern. Am liebsten würde er sich sicher von den Leuten zurück auf die Bühne tragen lassen, das klappt aber noch nicht so wirklich (es ist immer noch nicht voll genug, und wir auch nicht). Er wird es definitiv am Ende des Abends sein, denn er betont mehrmals (!) dass sie nach dem Gig definitiv an der Bar zu finden sein werden „for a drink with YOU, and this is NOT AN OPTION – this is MANDATORY!!“ So! Naja, gut. Nee, du, lass mal. Irgendwie...
Noch habe ich Hoffnungen, dass uns bei SPIDERGAWD Besseres erwartet. Musikalisch tut es das auch – a propos „tut“: ja, ihr Altsaxophon haben sie natürlich wieder dabei. Eine der wenigen Bands überhaupt, bei denen ich ein Blasinstrument gern ertrage, denn dieses wird bei ihnen eher wie eine tief gestimmte Gitarre eingesetzt und quietscht nicht so über alles drüber. Mehrere Bandmitglieder singen abwechselnd, der eine von ihnen sieht nicht mehr ganz so extrem aus wie Josh Homme, dafür gibt es auch hier sehr unterschiedliche Typen und einen sehr quirligen Drummer, der ständig beim Spielen aufsteht und am Ende des Abends immer irgendwo am Bein verletzt ist. Sie geben alles. Leider tut dies auch das Soundsystem. Es ist so unerträglich laut, dass alles zu einem Brei verschwimmt und körperlich weh tut! Zum Glück habe ich Ohrstöpsel, aber die muss ich auch so extrem tief ins Ohr drücken, dass der Brei auch noch ziemlich dumpf wird und irgendwie überhaupt keinen Spaß mehr macht. Wir wechseln mehrfach alle Positionen im Raum „vielleicht ist es hinten besser“/“vielleicht ist es ganz vorne besser“, aber vorne neben dem Schlagzeuger hört man erst recht nix mehr, schon gar nicht vom Gesang. Alles komplett undifferenziert und viel zu laut. Bei den YOUNG GODS zwei Tage vorher an gleicher Stelle war es 1000x besser! Schade, das habe ich auch bei SPIDERGAWD schon um ein mehrfaches besser erlebt (letztes Mal im Nachtleben FFM zB trotz hoher Lautstärke). Das alles hat uns hier leider ziemlich die Suppe verhagelt und wir bleiben lieber hinten, wo es nicht ganz so schmerzt, aber von wo wir dann auch nichts mehr sehen können. Mein Lieblingslied „Is this love?“ nehme ich trotzdem als vorletzten Song noch wahr, das ist eine kleine Versöhnung. Während der Bandleader auf der Bühne zum Handy greift, um uns mitzuteilen „Oh, my wife is now ALMOST entering Berlin, I think she’s near...“ Wird sie’s noch zum Gig schaffen? Wohl kaum. Aber abholen kann sie ihn ja. Ist schließlich Tour-Ende und ein paar Saufköppe aus der Vorband wollen bestimmt auch mit nach Norwegen zurückfahren ;-)
ReviewEine Samstagabend-Show der besonderen Art erwartet uns im knackevollen Feinstaub. Vielleicht hat das aufreizende Bandplakat der sexy Nonne auf dem Motorrad ein paar mehr Leute hinter dem Ofen hervorgelockt? Man muss zwar relativ lang bis zum Start warten, aber am Ende ist eine volle Stunde mit dem “Voodoo Rhythm Blasphemic Trash Rock’n’Roll Duo” dann doch ausreichend, um sich mit aufgeklappter Kinnlade und einem Grinsen im Gesicht die Zeit bei einem hochprozentigen Getränk zu vertreiben. Das musikalische Paar aus Neapel dürfte in seiner Heimat vielleicht ein paar mehr Probleme bei Auftritten bekommen, wenn man das Bild der Bassdrum genauer betrachtet und mit Sätzen wie “Satan bless you” kokettiert, aber sie ziehen ihr Klischee eiskalt durch. Die Frau am Schlagzeug erscheint im Nonnenschleier & mit Sonnenbrille, zerrissenen Netzstrümpfen und knallrotem Lippenstift sowie Lack-Overknees und mit einem überdimensionalem schwarzen Gummidildo in der Hand, den sie erstmal demonstrativ auf ihre Bassdrum schnallt. Ihr Partner an der Gitarre mimt den Derwisch am Mikro. Die Musik ist überwiegend lauter schneller Trash-Beat, der auf die Dauer etwas gleichförmig wirkt, aber das machen sie halt durch ein paar Showelemente wieder wett. Sie greift sich mal lustvoll zwischen die Beine oder leckt am Gummiknüppel, er springt auf den Tresen und spielt von dort, schüttelt die gegelten Haarsträhnen, stellt sich zum Singen hinter die Bar (während die Gäste mit seinem Gitarrenkabel kämpfen), versucht die Amps ein wenig umzureißen und schmeisst sich am Ende auch mal auf den Boden, während sie sich auf sein Gesicht hockt. Um Punkt 22:00 ist der teuflische Spuk dann vorbei. In einer kleinen Kneipe ist so eine kleine böse Show durchaus witzig mitzuerleben, auf der großen Bühne könnte man sich das eher nicht so unbedingt vorstellen. Auch die Musik allein macht den Bock nicht fett (auf Platte bräuchte ich das jetzt nicht unbedingt ständing hören), aber wenn die Optik stimmt, verzeiht man vieles. Spaßige Aktion für kleines Geld im Dirty Rock’n’Roll Universum!
ReviewIn Hamburg ist die Hölle los. REM haben gerade ersten weltweiten Major-Erfolg mit ihrer „Green“ Scheibe und die Leute (meist Amis) auf der Reeperbahn laufen sogar den Autos hinterher, um nicht nach Freiern, sondern nach Konzertkarten zu fragen. Keine Chance, restlos ausverkauft! Wir sind dafür schließlich 100 Kilometer gefahren, verzichten auf 200 DM Belohnung der anbiedernden Amifans und freuen uns auf ein lang erwartetes Konzert, das aus Krankheitsgründen (Bill Berry) von Mitte Mai auf Ende Juni verlegt worden war. Damals galt noch das per Kugelschreiber korrigierte Datum auf dem Ticket. Als Support spielen schließlich auch noch die GO-BETWEENS auf ihrer letzten Tour vor der plötzlichen Auflösung. Ich kannte damals von ihnen nur meinen Namensvetter-Kult-Hit „Karen“. Der Rest des Abends ist Legende - aus persönlichen Gründen ;-) Ich entschuldige mich im Nachhinein für die spontanen Unannehmlichkeiten der umstehenden Pärchenhasser im Publikum. Je ne regrette rien.
Set: Finest Worksong / Exhuming McCarthy / Pop Song 89 / Turn You Inside-Out / Cuyahoga / Disturbance At The Heron House / Orange Crush / Feeling Gravitys Pull / King Of Birds / Sitting Still / World Leader Pretend / Begin The Begin / Rotary Ten / I Believe / It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine) / Get Up Zugabe 1: Stand / Belong / Life And How To Live It / You Are The Everything Zugabe 2: Ghost Rider / These Days / Perfect Circle / Dark Globe / After Hours