ReviewEin Hammerabend! Der wird auf jeden Fall länger im Gedächtnis bleiben. Die Bands sind glücklich, der Laden ist „sold out“ & dazu ist’s der letzte Tag der ganzen Europatour. Gerade deswegen wird ordentlich Gas gegeben und es gibt Zeit für jede Menge Fankontakte, alle stehen hinterher persönlich am Merchstand oder sitzen draußen in der Kneipe. Ur-Prong Sänger Tommy Victor streckt mir die Hand entgegen und sagt „thank you“ (huch!), ich zeige ihm daraufhin mein original Tourshirt von 1990 (als sie noch FAITH NO MORE supportet haben) und er grölt es ganz erfreut an seine Shirt-Heinis weiter („hey guys, look, she has one, too!“) :-) . Für Fanfotos bin ich aber zu schüchtern. Drummer Art Cruz ist gerade mal 2 Jahre bei PRONG, verteilt draußen den Rest seiner zerschlissenen Sticks und kommt nochmal zurück, um jeden einzelnen zu signieren. Auch meinen, wassn Service.
MAN.MACHINE.INDUSTRY (aus Schweden) starten noch vor 19:00, sie ziehen ihren Stiefel aber gnadenlos durch und haben die Sympathien schnell auf ihrer Seite. Eher Nieten-Metal als alles andere versuchen sie sich beim Spielen im „Böse-Gucken“, schaffen es aber immer nur kurz, bevor sie doch wieder anfangen mit Leuten zu scherzen. Total nette, etwas ältere Langhaar-Jungs, ein paar Industrial-Samples und fast nur Flying-V-Gitarren. Die Pleks werfen sie gleich handvollweise ins Publikum, und wir sammeln sie auf wie Karnevals-Kamelle, ich krieg auch 2 ab. Erst spät bemerkt die Band die merkwürdige Bauweise des Nachtlebens („Aaah, there are even more people over there!!“). Die 1. Reihe hält netterweise gemeinsam die viel zu nah an den Bühnenrand rutschende Bassdrum fest. Der Fan vor meiner Nase bekommt irgendwann die Gitarre in die Hand gedrückt und darf den Song zuende spielen, was ihm erstaunlich gut gelingt. Als für MAN.MACHINE.INDUSTRY die letzten Takte der Tour ertönen, bittet der Gitarrist seine Bandkollegen um „one last jump, one last jump!“ und sie lassen ihn belustigt auf der niedrigen Bühne gewähren, alles verdammt nah dran hier.
Die 2. Band des Abends ist die positivste Überraschung seit langem: STEAK NUMBER EIGHT, bekloppter Name für toll bekloppte Musik, verausgaben sich dermaßen, dass es schon allein optisch brutal Spaß bringt. Dazu extrem harte, aber einfallsreiche Musik, die irgendwo zwischen Hardcore und Psychedelic Postrock/Sludge herumwuselt, man kann es schwer beschreiben. Der Sänger mit 70er-Jahre Schnäuzer schreit & turnt herum und hält sich dabei oben an der Decke fest, an die er desöfteren mit zurückgelegtem Kopf einen fetten Rotzklotz setzt. Irgendwann später kommt derselbige Kleister gesammelt ganz dicht neben seinem Bassisten runter, der verwundert aus der Wäsche guckt. Auch der Drummer kriegt mal einen freundschaftlichen Anrotzer ab, oder völlig unvermittelt den Finger bis zum Anschlag in den Mund gesteckt. Sie haben sich halt lieb *g*. Seine Aggressionen prügelt er wie ein Irrer am Schlagzeug aus sich heraus. Als der Sänger gegen Ende eine Runde mit der Klampfe durchs Publikum jagt (am Kabel!) verhakt sich das ganze Gewirr um unsere Beine herum und er lässt die Gitarre einfach beim spielen fallen. Schluss für heute. Abgang, großes Gejohle. Die spinnen, die Belgier. Saugeil.
Nach kleiner Umbaupause (die Instrumente müssen durch die Menge nach oben getragen werden) prangt dann das riesige PRONG-Logo über der großen Schießbude am hinteren Bühnenrand. Langsam wird’s merklich warm im vollgestopften Keller des Nachtlebens. Es gibt schon Leute, die sich ihrer Oberbekleidung komplett entledigt haben (dann sieht man ja auch das PRONG-Tattoo besser, zum Angeben). Losgelegt wird mit ein paar neueren Stücken, das Publikum wird mehrmals auf „durchdrehen“ eingestimmt, Full power, die Ohrstöpsel wandern tiefer. Bei diversen älteren Hits warte ich auf die Stagediver, aber das ist im Nachtleben ziemlich schwierig, also einigt man sich auf Pogo, Fäuste recken („Who’s fist is this anyway?“) und beim-Hüpfen-an-die-Spiegelkugel-stoßen. Sogar „Broken piece“ und natürlich „Snap your fingers, snap your neck“ werden fast zur Wirklichkeit. Brachial gut. Der Aktionsradius der Band ist etwas eingeschränkt, zum Glück stehe ich aber günstig, direkt vor Tommy Victor („haach, sieht der gut aus!“ *gg*), dafür tobt der Schlagzeuger etwas mehr herum und ist am Ende pitschepatschenass, nicht nur von dem ganzen Wasser, das er sich ständig über den Kopf schüttet. Der Bassist steckt sich ne Kippe an. Reichlich Fan-Hände werden abgeklatscht, dann werden ihnen die Songlisten aus den Klauen gerissen und der Rest spielt sich wie gesagt danach vor der Tür ab, ist ja gutes Wetter. Zufriedenheit an allen Fronten. You rocked!
Der Drummer von MAN.MACHINE.INDUSTRY steht ziemlich hacke neben unserem Tisch und ist mit anderen am labern, möchte aber meine gerade gekaufte LP („Ey, no, thisss isss STEAK NUMBER EIGHT!!!“) leider nicht signieren, hehehe. Dafür können wir ihm unbemerkt seinen Band-Pass vom Schlüsselbund knoten. Braucht er ja jetzt nicht mehr. :-) Partytime.
ReviewUnd schon wieder eine Legende aus dem hiesigen „Time-Tunnel“: THE TUBES in (fast) Originalbesetzung der 70er auf ihrer Pulp-Tour. Pulp Fiction ist wohl u.a. damit gemeint, denn gleich zu Anfang werden „You never can tell“ und „Jungle Boogie“ aus dem gleichnamigen Film in den Mix eingebaut. Dazu passt auch noch „Monkey time“ und Sänger FEE WAYBILL kommt gleich in seinem ersten Kostüm (es sollten an diesem Abend noch eine ganze Reihe werden) einem Nadelstreifenanzug mit Panamahut auf die Bühne. Zugegeben: beim 1. Song denke ich noch „jooa, ganz schön alt geworden, die Jungs“, was aber im Laufe des Gigs zum Glück wiederlegt werden kann. Diese Zitrone hat noch Saft. Die Gitarre (ROGER STEEN) ist gnadenlos gut, legt einige Soli aufs Parkett (ein Hang zum schnellen Blues ist nicht von der Hand zu weisen) und bildet mit dem Basser im gestreiften Ramones Shirt (RICK ANDERSON) eine gute Einheit. Der voluminöse Mann an der Orgel (DAVID MEDD) übernimmt alle hohen Background-Singparts und so einige Instrumentalpassagen sind auch dabei, so dass FEE des öfteren mal in den Backstageraum flitzen kann, um sich umzuziehen. Das zweite Mal kommt er mit einem bunten Pillenkarton über dem Kopf wieder und erzählt uns was von der amerikanischen Pharmaindustrie, die extra neue Krankheiten erfindet, die es ohne das amerikanische Werbefernsehen gar nicht geben würde. Auch eine Zwangsjacke mit Rabenmaske kommt bei ihm zum Einsatz, ein Marlon Brando Kostüm, eine SM-Maske („Mondo Bondage“) oder ein komplettes Cowboy-Outfit („say you like it, you just saw „Brokeback Mountain“, right?“) für das Lied „The man who shot Liberty Valance“, inklusive puschelig fellbesetzten Chaps, Zylinder und roten Lackschuhen. Musikalisch wird so einiges ausgegraben, auf und vor der Bühne haben alle viel Spaß miteinander. Und Bier. Das Bett ist brechend voll und die TUBES spielen so lange, dass sie keinen Support brauchen. Einige Leute rufen nach Songs, aber die werden gern mit „later, later!“ abgewunken. Ich vermisse so Kracher wie „Out of the business“ oder „Theme Park“. Desöfteren werden die Anfangstöne von „She’s a beauty“ auf dem Keyboard angespielt, aber klarer Höhepunkt ist natürlich erstmal die „White Punks on Dope“ Hymne, die die TUBES so berühmt gemacht haben (bevor NINA HAGEN ein „Ich glotz’ TV“ daraus gemacht hat), dazu gibt es die Umwandlung zur Drogen-Dragqueen Kultfigur „QUAY“, mit dessen Buchstaben-Brille FEE auf die Bühne stakst, gestützt vom Roadie, um den Hals eine schwarze Federboa, auf dem Kopf die blonde Lockenmähne und vor allem in übertrieben meterhohen silbernen High-Heel-Plateauschuhen, Glitzerweste und silberner hautenger Stretch-Hose – das muss man sich erstmal trauen. Auf der Bühne wird gescherzt, vor der Bühne abgefeiert. Ein großer Spaß mit Schnapsflasche in der Hose. Eigentlich kann man den gesamten Auftritt in die Kategorie einordnen ☺ Natürlich gibt’s noch ein paar Zugaben, auch wieder mit anderen Klamotten, UND „She’s a beauty“ ist auch dabei, mit einem tonsicheren Gesang, selbst in den hohen Lagen. Beim Rausgehen blickt man in einige dankbare Gesichter vorwiegend männlicher Besucher, die ihre Helden von damals vielleicht das einzige Mal erleben durften. Und das so publikumsnah. So häufig wird einem das schließlich nicht geboten. Großes Kino.
ReviewDie Vorband war heute THE TWILIGHT SAD aus Glasgow, die ich sehr schätze (und schon mehrfach vorher gesehen habe) Sänger James Graham ist unglaublich leidenschaftlich auf der Bühne, dass es fast schon zum Tourette ausartet, wenn er sich an den Kopf schlägt. Die anderen Bandmitglieder gucken ernst, fast so, als dürften sie ihm nicht in die Augen sehen. Der Gesang ist diesmal etwas getragener und doch intensiv. Man bedankt sich ergriffen für den Applaus.
Dann mein 5. Mal THE CURE live. (Heute vor fast auf den Tag genau 29 Jahren sah ich sie zum 1. Mal). Sie haben wirklich Lust zu spielen und man kriegt was für’s Geld. 3 Zugabenblöcke – Respekt!
(zur Einstimmung: Warszawa – David Bowie, von CD) / Shake dog shake / alt.end / All I want / Push / Inbetween days / Step into the light / Kyoto song / A night like this / Lovesong / Just like heaven / If only tonight we could sleep / Burn / From the edge of the deep green sea / One hundred years / Give me it /// At night / M / Play for today / A forest /// Pictures of you / Lullaby / Fascination Street / Never enough /// The walk / Freakshow / Friday I’m in love / Boys don’t cry / Close to me / Why can’t I be you?
Positive Überraschungen: „Push“ weil es eine so schöne Melodie hat, „If only tonight we could sleep“ weil’s immer eines meiner Lieblingslieder bleiben wird und gefälligst auf meiner Beerdigung gespielt wird! „Burn“ aus dem Crow-Soundtrack wobei Herr Smith sich dazu lustig auf der Flöte versucht, und besonders „Give me it!“ weil das härtetechnisch schon in Slayer-Liga spielt und von einem derartigen Blitzgewitter begleitet wird, dass es nur so eine Freude ist. Auch andere etwas unbekanntere Lieder wie zB „From the edge of the deep green sea“ können fesseln und werden durch videotechnische Ergänzungen (unten grünes Licht, oben ein Sonnenaufgang in 5 Minuten, bis es richtig hell ist) zum Gesamtkunstwerk. Schön auch, wie das Publikum bis in die hinteren Ränge von den Lichtstrahlen bei „Lullaby“ mit eingesogen wird. Es gibt allerlei Leinwand-Untermalung, in bunt, in schwarzweiß (mit Kriegsbildern bei „One hundred years“) oder über Publikum-Kameras. Einziger Kritikpunkt: Schlagzeuger Jason Cooper ist in der Spielweise ein wenig simpel. Das kam mir früher ausgefeilter vor. Auch die Gitarre könnte stellenweise lauter sein. Es gibt wenig Spielraum für schwurbelige Gitarrenparts, in die man sich verlieren könnte (dafür bräuchte man einen Song wie „Kiss me kiss me kiss me“). Aber die Stimme klingt sehr gut durch. Der Lippenstift ist nicht ganz so doll verschmiert wie sonst, dafür kramt Herr Smith diverse schwarze Statement-Gitarren raus, auf denen Dinge wie „1-1-2-3-5-8-13-21-34-...“ längs zur Saitenrichtung in weiß zu lesen sind. Erklärungen gibt es nicht.
THE CURE sind so gut gelaunt und nett miteinander, dass man Robert Smith heute glatt als „knuffig“ beschreiben möchte. Er grinst, er macht Grimassen und taumelt & schlenkert ein wenig in seinem schwarzen Gewand und leicht ausgedünnter Frisur umher, packt bei den letzten Liedern die Gitarre weg, damit er die Hände dafür frei hat und beugt sich bei „Close to me“ sogar ins Publikum runter, um jemanden von ganz Nahem zu erschrecken. Er dreht am Schluss noch eine ganz herzige Dankesrunde am Bühnenrand, um tschüß zu sagen. Im „Lovesong“ baut er am Ende ein trällerndes „so fly me to the moon“ ein. Beim letzten Song hechelt er jedoch schon etwas und streckt desöfteren die Zunge raus, muß dabei aber selber lachen. Mit 57 darf man vielleicht nach der Dauerperformance einfach mal „nicht mehr können“. Manchmal reibt er sich das Handgelenk, so als hätte er vom vielen Spielen schon eine Sehenentzündung bekommen. Möglich wäre es. Bassist Simon Gallup wirkt wie immer unermüdlich als würde er eigentlich bei THE CLASH spielen mit seinem Punk-Look, hat seine „Reading FC“ Flagge über dem Amp ausgebreitet (auf den er groß mit Klebeband „Bad Wolf“ geschrieben hat) und wirbelt permanent in seinem Iron-Maiden-Shirt von einer Bühnenseite auf die andere, immer in Action. Auch Keyboarder Roger O'Donnell (ex-Thompson Twins/Psychedelic Furs) scherzt mit dem Basser herum, guckt ihm möglichst irre hinterher oder gibt ihm mit dem Schellenkranz einen Klaps im Vorbeigehen. Ansonsten steht der Tastenmann recht weit an der Seite. Reeves Gabrels an der lila Solo-Gitarre hingegen gibt eher den souveränen Altmeister, der halt schon jahrelang mit BOWIE oder TIN MACHINE auf der Bühne stand. Für seine Soli gibt es Zwischenapplaus. Das Publikum sieht glücklich aus. Schön wars. Ein paar CURE-Lookalikes gibt es in FFM durchaus immer noch, man hätte eigentlich ein Smith-Double-„Klassenfoto“ machen können. Für einige Gruftie-Mädels wird „Roooobärt“ sicherlich auch der unsterbliche feuchte Traum bleiben, bei „Pictures of you“ fliegt sogar ein schwarzer Schlüpper auf die Bühne. Der dazugehörige BH liegt später beim Rausgehen auf dem Hallenboden und wird zusammen mit den leeren Plastikbierbechern einfach aufgekehrt. . . „Say goodbye on a night like this . .
ReviewAn einem Wave-Discoabend in Kiel hatte ich bei einem Musikquiz eine Konzertkarte gewonnen, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht unbedingt auf die Idee gekommen, eine zu kaufen, denn die Zeiten von Anne Clark waren schon seit 10 Jahren vorbei und sie nicht gerade in aller Munde. Aber sie war immer noch sporadisch auf Tour oder hatte diverse Seitenprojekte am Start. Zu der Zeit experimentierte sie auch immer wieder mit reinen Akustikinstrumenten (Bass, Cello etc.) oder irischen Volksweisen, andere remixten ihre alten Tracks als Technoversionen. Ein buntes Spektrum erwartete einen dann auch beim Konzert im Kieler Max, das wirklich erstaunlich gut war. Der unverwechselbare Gesang von ANNE CLARK passte zu allen Stilrichtungen, mal laute mal leise Songs, eine rundum gelungene Sache, die sich bei mir tatsächlich eingebrannt hat. Empfehlenswert und zeitlos.
Review“Hi, we’re Beach Slang and we’re here to punch you right in the heart.” Ach, watt ne lustige Truppe. BEACH SLANG aus Philadelphia sind seit 5 Wochen auf Tour und brauchten nach eigenen Worten „irgendwie mal ne erfrischende Pause“ und die fanden sie anscheinend in Wiesbaden. Also wird gnadenlos herumgealbert, mit Bananen und Gitarren auf der Bühne Fangen geübt, Bier getrunken und die Schachtel mit den neuen Lieblings-Pfefferminzbonbons („sorry, my breath smells like death“) mit dem Publikum hin und hergeworfen. In Italien haben sie sich alle lustige Masken gekauft, die auch gleich mal aufgesetzt werden und sie veranstalten ein Wunschkonzert „this man can play every song you like with a catchy guitar riff, so challenge him!“, so ging es auf Zuruf hin und her zwischen den Smiths und Pantera, Springsteen und auf mehrfachen Wunsch „Thunderstruuuuck!!“ oder was von Bright Eyes. Alle freuen sich wie Bolle, das passt dann auch irgendwie zum Pop Punk, den sie eigentlich spielen. Und der kommt live noch besser rüber als auf Platte. Mal härter, mal frischer, rockig sowieso, Sänger James wirkt ein wenig wie in den britischen 60ies mit Wuschelhaaren & Sakko mit lauter Buttons. Sie waren vor kurzem als Support von Knapsack schon mal hier, nun dürfen sie aber Headliner sein – und „wir haben diesmal sogar ein Banner!“ (welches nur ein festgeklebtes Bandshirt über der Bühne ist, aber „hey“ – egaaaal.) Sie präsentieren viel von ihrem Longplayer „The things we do to find people who feel like us“ und der Titel ist auch sonst irgendwie bei ihnen Programm. Sehr nett.
Support PETAL (ebenfalls aus Philly) ist ebenfalls schon 5 Wochen dabei und besteht nur aus einem einzigen Persönchen mit großer halbakustischer Gitarre ohne ihre restliche Band. Am Anfang ist sie immer noch in eigenen Worten vor Lampenfieber „scared like hell“, dass sie ihren Tonmeister nochmals auf die Bühne rufen und Leute aus dem Publikum sie beruhigen müssen. Der Gig entwickelt sich dann aber wie sie selber sagt zum „besten seit langer Zeit“ und alles ist gut. Ein unbekannteres Cover von Prince bringt sie im selben Stil wie alle anderen ihrer Songs. Eine Art weiblicher Billy Bragg, für meinen Geschmack aber auf Dauer etwas eintönig und mit einer zu eindringlichen hellen Stimme. Davon bräuchte ich jetzt keine ganze Platte am Stück.
Leider hatte ich meine bessere Kamera vergessen (außerdem kam ich geradewegs an dem Tag zurück aus Norddeutschland von der Beerdigung meiner Mutter, da kann man schon mal andere Dinge im Kopf haben).
ReviewPsychedelic Rock vom Feinsten, diesmal kommt die Lady aus Baltimore. Nein, keine Lady, sondern fuzzy guys im Karohemd in klassischer Besetzung. Im Vorfeld keine Supportband, sondern die 60ies-DJs DK Dent und LSDirk im stilechten Look mit zerknautschtem Zylinder und 45er-Vinyl-Täschchen. Dazu passend empfangen uns auch schon die Bubble-Dia-Farb-Waber-Animation der Flying Eyes als optische Untermalung. „Ich kann die Musik sehen, sie hat Fransen“. Mehr Fransen hatte ich allerdings auch im Publikum erwartet, denn die Musik schreit förmlich nach langhaarigen Fans. Dem ist aber nicht so. Aber immerhin, das Nachtleben füllt sich gemächlich, die Hitzeentwicklung ist trotzdem enorm, wenigstens können wir noch einen Platz mit guter Sicht zur Bühne auf den Treppen in Tresennähe ergattern. Dazu ein kühles „Desperados“ Bier – oder 2.
Es war ja in jeder Konzert-Location der Umgebung was los heute: Trail Of Dead, Fucked Up, Pro-Pain und die Editors laufen simultan in direkter Konkurrenz woanders. Die Entscheidung für die FLYING EYES ist trotzdem gut, man trifft sogar Bekannte die meinem Tip gefolgt sind. Der Sound ist exzellent (das hat man nicht immer im Nachtleben), sehr differenziert und kein Matsch, laut, aber ohne Stöpsel möglich, guter Gesang on top. Auch der Schlagzeuger versucht sich zwischendurch am Gesang und sieht dabei so ähnlich aus wie der WOLFMOTHER Sänger. Der eine Gitarrist greift nebenbei noch in die Tasten oder bearbeitet seine Klampfe mit dem Bogen. Hübsch. Viele neue Songs sind am Start, manchmal sogar zu neu, um auf dem aktuellen Longplayer zu sein (ein Song erinnert vom Groove her an „Bright Lights“ von Gary Clark Jr.), Band und Publikum fühlt sich wohl. Das Rauchverbot wird später auch mal kurz im Publikum ignoriert. Es gibt noch ein paar Zugaben (u.a. ein Coversong von Rage Against The Machine, allerdings in anderer Form), und es wird nochmals auf den Merch-Stand verwiesen, wo diverse Kleinode nummeriertem Vinyls feilgeboten werden. Da greift man gern zu und ergattert sogar das allerletzte Artwork-Poster der Tour (lim. auf 100 Stk.) für umsonst *juhuuu*
ReviewAlso, das war mal ganz ordentlich! Fast 2 Stunden für ein Punkkonzert? Alle Fans waren trotz miesem Wetter aus ihren Löchern gekrochen. Schließlich war Samstag. Der 1. Support-Act musste leider schon pünktlich um 19:00 anfangen, aber das YANKEE SANDWICH wurde brav geschluckt. 1 Ami & 1 Deutscher klangen stimmlich mal nach Primus, mal nach Shellac, machten hier und da ein paar unbeholfene Witzchen über „Cindy“, ihren langhaarigen Schlagzeuger, konnten aber durchaus passable Songs bieten. Als zweites kamen EHRENMORD auf die Bühne und es wurde richtig lustig. Dass 2 Leute ausreichen, um derben Krach zu machen war überzeugend. Dabei hatte die Gitarre einen richtig guten Sound und ließ gar keinen Bass vermissen. Es gab vor jedem Lied eine Ansage, die auch nötig war, um irgendwas zu verstehen. Und es wurde eindrucksvoll demonstriert, dass eine komplette EP nicht länger dauern muss als eine Zigarette, denn es gab kein Lied über 1 Minute, eher sehr viel kürzer. Angefangen beim ersten Lied der letzten LP „A wie Anton“ womit auch schon der komplette Text gesagt war, bis hin zu „Zack“ (das letzte Lied der... – ja das Prinzip ist klar), das meiner Meinung nach den Napalm Death Kürze-Rekord von 2 Sekunden toppen dürfte (!), deshalb wurde es auch gleich 2x hintereinander gespielt. :-) Um 20:00 war der Spuk auch schon vorbei, „Oh, wir schaffen es noch pünktlich zur Tagesschau!“ der Kommentar des Sängers. Live haben die Jungs wirklich Unterhaltungswert auf Speed, es gab niemanden der nicht grinsen musste.
Ebenjenes verging einem in der Umbaupause allerdings wieder, denn der Mischer hatte ernsthaft eine Best-of-Heino CD eingelegt (etwa auf Wunsch der Band? Kaum vorstellbar). So musste man sich durch 4-5 komplette Heino-Hits quälen (ein Wunder dass nicht doch noch ein Bier geflogen kam, aber die Generation ist ja schon früher vor dem elterlichen Fernseher damit gefoltert worden), bis sich endlich die GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE auf die Bühne gestellt hatte, um mit allen Gitarren mitten in die „Lustigen Holzhackerbuam“ reinzubraten!! Endlich! Mister Biafra kam als Zirkusdirektor hinterherstolziert, in rotem Frack, Hut, Stab und einem knatterbunten Hemd, das garantiert noch im Nachhinein Augenkrebs auslöst. Es folgte ein Feuerwerk an alten und neuen Songs (ziemlich bald schon „California über alles“), sowie jede Menge Ansagen, Erklärungen und politische Pamphlete, die mit Hintergrundmusik mal funky und mal punky hinterlegt wurden. Auch alte Songs wurden durch neue aktuelle Texte ergänzt, wenn der Herr Biafra was zu sagen hatte. Und das hatte er oft. Zum Glück ist er so ein geschickter Redner, dass man wirklich jedes Wort verstehen kann und ihm folgen kann, ob es um Occupy, Griechenland, Pussy Riot, Banker als Verbrecher oder Edward Snowden geht, der Mann beschäftigt sich mit der Welt und wirkt einfach sehr wach. Als er sich dann der ersten Klamotten-Zwiebelschicht entledigte, kam das aktuelle „Schock-U-Py!“ Shirt der Band zum Vorschein, das er mit Stolz den ganzen Abend vollschwitzte und sich & uns gern mit Wasser übergoss. Ein gewisses theatralisches Talent sei ihm auch bewegungstechnisch nachgesagt, allerdings wusste man manchmal nicht so recht, was seine übertriebene Pantomime darstellen sollte, aber ich glaube das war schon früher so. Selbst stimmlich ist der Mann immer noch extrem gut drauf, bis hin zum langgezogenen Dead-Kennedys-Vibrato, da ist nichts verlorengegangen. Höchstens die äußerliche Form ist etwas aus den Fugen geraten (Wampe, Haare), aber das hinderte ihn nicht daran, sich später auch noch der letzten Zwiebelschicht zu entledigen und mit nacktem verschwitztem Oberkörper (‚vorher erstmal die Hose hochziehen’) selbst in die pogende Menge zu springen, die auch 120 Kilo andächtig auf Händen trug. Viele taten es ihm nach, selten sah man so viele schweißnasse Rücken mit Tattoos. Einige der Gäste in den ersten Reihen wurden von Jello persönlich mit Namen begrüßt („Oh, hi, what are YOU doing in Frankfurt?“). Das Publikum kam wie erwartet ordentlich in Wallung, wenn zB „Holiday in Cambodia“ oder „Kill the poor“ angestimmt wurde, aber auch die neuen Songs konnten sich sehen lassen; ich muss zugeben bei „Nazi Punks fuck off“ hatte ich kurz ne Gänsehaut allein durch die plötzlich freigesetzte Energie, die durch die Menge fegte. Wahnsinn. Von der Bühne spritzte vor allem eines: Wasser. Ob in Form von Schweiß (sämtliche Bewegungen Jello Biafras sahen nach kurzer Zeit aus wie bei einem Hund, der gerade unter einem Rasensprenger steht) oder in Form von Mineralwasser, das er gern mit allen teilte oder sich selbst übergoss. Klitschenass war demnach auch sein T-Shirt, als er es auszog und direkt in die erste Reihe einen ganzen Liter daraus auswringen konnte. Devotionalien gab es also in rauen Mengen. Die Band wurde am Ende noch 2x zu Zugaben-Sets herausgeklatscht, auch der Rest der „Medizinschule“ gab sich bei der Verabschiedung publikumsnah durch Handshakes und war zufrieden mit dem gelungenen Auftritt. Wir auch.
Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main, Germany (2013)
ReviewWetterleuchten über Island... nee, über Frankfurt! Oder war es ein vorgezogenes Silvester? Ein Feuerwerk war es allemal.
Zu Beginn standen aber I BREAK HORSES auf der Bühne. Sie mussten ihr Set komplett hinter einem hellen Vorhang spielen, der später als Projektions-Leinwand dienen sollte. So gab es optisch vom Support nur ein paar in buntes Licht getauchte Schattenspiele zur elektronischen Musik, die live sehr viel innovativer und druckvoller wirkt als die Konserve. Im Wallegewand machte die langhaarige Sängerin mit Elfenstimme ein paar große Gesten und bekam anerkennenden Applaus.
Die Pausenmusik bestand aus ganzen 2 (!) hypnotisierenden Tönen, die mindestens 20 Minuten abwechselnd wiederholt wurden *wtf?*, so brauchte man wohl wenigstens keine Gema-Gebühren für die Halle bezahlen. Und der Applaus war umso euphorischer als SIGUR ROS die Bühne betraten. Zuerst ebenfalls zu sehen durch den halbdurchlässigen Zellstoff-Vorhang, auf den nun Filmprojektionen mit Naturelementen und Nahaufnahmen wachsender Zellen, Fasern u.ä. zusammen mit den bewegten Bildern hinter der Bühne fast einen 3D-Effekt abgaben. Nach einigen Minuten aber fiel der Vorhang und die Sicht auf die Band wurde frei. Die riesige Projektionsfläche über der hinteren Bühne aber blieb im extrem-horizontal-Format erhalten und bebilderte während des ganzen Konzerts die Szenerie, so dass das Kino bei der eigenwilligen Musik nicht nur im Kopf stattfand. Auch einzelne Glühlampen auf der Bühne verteilt sorgten für originelle Lichteffekte zu bewegten Leuchtturmbildern im Hintergrund. Die Hauptmitglieder der Band spielten mehrere Instrumente, mal Percussion, mal Keyboard, mal Gitarre, der Sänger hing gebeugt mit seiner Fransenjacke fast über dem Boden, wenn er seine Gitarre oder auch den Bass mit einem Cellobogen strich, wenn er nicht gerade in den höchsten Tönen sang. Manchmal wurde ich (auch optisch) an MUSE erinnert. Sein Versuch, den längsten Ton der Musikgeschichte zu halten, war überzeugend und wurde natürlich mit Szenenapplaus honoriert. Überhaupt gibt es bei SIGUR ROS manchmal für das Publikum die Schwierigkeit, im richtigen Moment zu klatschen, da man nie ganz genau weiß, ob die Lieder nun zuende sind oder noch nicht. Insgesamt zählte man auf der Bühne teilweise 11 Musiker(innen), inklusive Backgroundgesang, Posaunen, Kontrabass, Streicher, Xylophon und mehr. Schade nur, dass die Bühne in der Halle recht niedrig angesetzt ist, so dass man (auch als großes Mädchen) manchmal nicht genau sehen konnte, wer was gerade macht. Trotzdem: ein Feuerwerk! Mal ruhig, schräg und leise, mal pulsierend & laut, ein isländisches Gesamtkunstwerk für Augen und Ohren, das doch kraftvoller als erwartet daherkam und besonders zum Ende einen Punkt setzt. Anstatt einer Zugabe prangt ein "TAKK!" in großen Buchstaben auf dem Videoscreen. Der Applaus wollte nicht mehr enden...
Setlist:
Yfirborð | Vaka | Brennisteinn | Glósóli | Stormur | Hrafntinna | Sæglópur | Varúð | Hoppípolla | Með Blóðnasir | Rafstraumur | Kveikur | Festival | Popplagið
ReviewArchive sind immer wieder toll, ein Feuerwerk an Zusammenspiel, Timing, Soundattacken, die Musik mal elektronisch, mal laut, mal getragen, gute Lichtshow, einfach perfekt. Immer schwer zu fotografieren, da die Lichter meist von hinten kommen, alle schwarze Klamotten anhaben und es nur Silhouetten gibt. Diesmal im Vorprogramm: ein s/w Kunstfilm (!) "Axiom" auf großer Leinwand, den Archive auf ihrer gleichnamigen Scheibe zu ihrer eigenen Musik selbstgemacht und beigefügt haben, selbst mitgespielt haben sie ebenfalls, eher ein sprödes abstraktes Werk mit ein paar Metropolis- oder Gruselanklängen, ein wenig effekthascherisch und symbolisch.
Danach noch 2 Stunden gemischtes Archive Konzert mit vielen neuen aber auch alten Stücken, die Gastsängerin durfte mehr Lieder singen als sonst. Insgesamt 8 agierende Musiker auf der Bühne, Sänger Dave Pen wechselt desöfteren an die Zusatz-Percussion, mit live-Kameras werden die singenden Gesichter im Close-Up an ein riesiges Leinwand-Triptychon im Hintergrund projeziert, der Keyboarder leidet nach wie vor am "James-Last-Syndrom", immer am dirigieren, bishin zu ruckartige-Klimmzüge-nach-vorne machen, ich glaube er wäre manchmal lieber Drummer *g*. Pollard (ebenfalls Sänger) wirkt heute etwas feminin & hat sich die Haare hochgebunden. Die beiden Hauptstimmen wirken immer toll zusammen, da sie recht unterschiedlich sind. Aber es kommen auch verschiedene Gitarren zum Einsatz (manchmal 3 gleichzeitig), das geht richtig nach vorne los. Immer eine Bank. Auch die Verabschiedung nach der langen Zugabe "Feel" fällt wie immer herzlich aus, es wird gewunken und dem Publikum applaudiert. "So fuck u anyway" - steht zwar auf dem Tour-Shirt, meinen sie aber nicht so. Leider haben sie den Song diesmal nicht gespielt. Archive Konzerte sind eben niemals gleich, ein großer Fundus lässt aus dem Vollen schöpfen. Der einzige Wehmutstropfen (der mir etwas die Laune verhagelt hat) war die übertrieben hysterische "Mädels-Terrorgang auf Ecstasy", die sich natürlich genau zu uns nach vorne drängeln musste, um uns permanent mit ihren Ärschen und Handtäschchen anzurempeln, ich glaube sie nannten es tanzen. Dafür hat eine von ihnen hinterher sicher noch Spaß mit meinem Kaugummi in ihren Haaren gehabt :-) sofuckuanyway.
Setlist im Film:
• Distorted Angels
• Axiom
• Baptism
• Transmission Data Terminate
• The Noise of Flames Crashing
• Shiver
• Axiom (Reprise)
Konzert:
• Feel It
• Kid Corner
• You Make Me Feel
• Dangervisit
• Black and Blue
• Sleep
• The Feeling of Losing Everything
• Blood in Numbers
• Bullets
• Ruination
• Crushed
• Conflict
• Violently
• Third Quarter Storm
• Ride in Squares
• Ladders
• Numb
• Encore: Lights
ReviewERIC BURDON, seines Zeichens „alter Haudegen erster Stunde“ ist unkaputtbar. Und erinnert mich optisch ein wenig an Opa Simpson. Unterwegs auf Tour abwechselnd mit der SPENCER DAVIS GROUP als Backing Band, sowie im Offenbacher Capitol mit den fast original ANIMALS (ok, einzig der Mann an der Percussion dürfte noch unter 50 sein), legt er mit 74 Jahren immer noch eine recht freche Sohle aufs Parkett, überzeugt mit seinem rauhen Organ (mit dem er trotz Entfernung zum Mikro mit spielerischer Leichtigkeit eine Lautstärke erreicht, die sich gewaschen hat, sein Blick dabei ist mehr als schelmisch) und bringt die Hits in einer Qualität, die man von einer 6-köpfigen All-Star-Band erwartet und man es von alten Aufnahmen aus dem „Rockpalast“ gewohnt ist. Der ein oder andere spielerische Schlenker in die 60er ist dabei mehr als gestattet, der niedliche Orgel-Opi in der Band kann so einiges und auch in Reggae umgewandelte Versionen (u.a. von „Don’t let me be misunderstood“) finden ihre Berechtigung. Das Publikum lässt sich begeistern, tanzt zur WAR-Hymne „Spill the wine“ fast Salsa, schwingt dieselben Fähnchen, die beim unterhaltsamen Support der RODGAU MONOTONES vorher verteilt wurden und johlt ohne Unterlass. Auch wenn ERIC BURDON eine relativ neue Scheibe („Til your river runs dry“) am Start hat, sind natürlich alle scharf auf die alten Songs. Jeder einzelne der Bandmitglieder ist eine Klasse für sich mit einem musikalischen Background in diversen berühmten Bands, es groovt, funkt & rockt, es gibt spielerische Melodiesamples aus „Third stone from the sun“ (HENDRIX, ein bester Freund von ERIC BURDON), manchmal hat das ganze sogar einen SANTANA-Touch und der kleine weißhaarige Mann mit Sonnenbrille steckt sie mit seinem Charisma alle in die Tasche. Da ist es auch bei der Fülle an möglichen Best-Of-Hits letztendlich nicht ganz so schlimm, dass die Umbaupause ermüdend lang ist und dass meiner Meinung nach ein paar Hits wie zB „Good times“, „San Franciscan nights“ oder „Sky pilot“ im Repertoire gefehlt haben. Spätestens die anschließende heiße Sommernacht bei Bier & Äppler im New Backstage lässt einen das locker vergessen. Schön war’s – when I was youngggggggg. . .
Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main, Germany (2008)
ReviewAls Support waren POLARKREIS 18 engagiert, die gerade einen Publikumspreis gewonnen hatten und - ganz in weißer Deko – eine recht gute Figur machten, auch wenn der Durchbruch mit „Allein allein“ erst ein Dreiverteljahr später folgen sollte.
Schlagzeuger Jimmy Chamberlin (original Mitglied), Gitarrist Jeff Schroeder, Bassistin Ginger Reyes und Keyboarderin Lisa Harriton komplettierten mit Superdickkopf Billy Corgan anschließend die 2.0 Version der SMASHING PUMPKINS, die ein erstaunlich ruhiges aber homogenes Set spielten. Damit soll aber kein falsches Bild entstehen: natürlich kamen auch genügend laute Passagen zum Einsatz. Der Gesang war exzellent. Für mich das erste Pumpkins Konzert – und das gleich im Sitzen. Immerhin erste Reihe, so konnte man von oben alles prima sehen. Da ich seit Januar einen Gipsarm hatte, war ich diesmal ganz froh über diese Gelegenheit auf dem Balkon der Jahrhunderthalle. Glatzkopf Billy Corgan kam im langen Rock aus Silber, stand oft am Klavier im Mittelpunkt und war recht gut gelaunt, wenn auch etwas wortkarg. Ein paar eingestreute buntgemischte Coverversionen (manchmal auch nur angespielt) komplettierten das Set aus vielmehr alten Hits anstatt neuen Titeln der aktuellen „Zeitgeist“ Scheibe. Dass Billy Corgan ein Iron Maiden Fan ist, weiß man nicht zuletzt seit dem „Spun“ Soundtrack, für den er als DJALI ZWAN ein paar großartige Metalcover im Akustik-Gewand interpretieren konnte. Insgesamt präsentierte die Band ein recht langes Live-Set (allein das Stück der Zugabe war 20 min. lang und ging nochmal richtig in die Vollen), das alle Facetten der Pumpkins abdeckte und uns zufrieden in den kalten Februar hinausbegleitete.
• Porcelina of the Vast Oceans • Behold! The Night Mare • Bring the Light • Tonight, Tonight • Mayonaise • Try, Try, Try • Superchrist • (Come On) Let's Go! • Stellar • Perfect • Lily (My One and Only) • The Rose March • Today • Tarantula • Stand Inside Your Love • Ava Adore • Drown • Bullet with Butterfly Wings • 1979 • That's the Way (My Love Is) • My Blue Heaven (Gene Austin cover) • The Everlasting Gaze • Cash Car Star / Easy Livin' (Uriah Heep Cover) • Foreplay (Boston cover) • For What It's Worth (Buffalo Springfield cover) • Wasted Years (Iron Maiden cover) • Zugabe: United States
ReviewEs gibt sehr viele Sitzplätze im Capitol, zum Glück hatte ich aber keinen und konnte mir in den Rängen rundherum einen guten Platz aussuchen. Irgendwie ein unwirkliches Jahrzehnt für ein Ultravox Konzert – seit den Endachtzigern hatten sie so in Originalbesetzung (!) auch nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden. Midge Ure wirkte in seinen Rollkragen-plus-Jackett eher wie ein Steuerberater, aber holla die Waldfee - der Mann hat noch eine perfekte Stimme. Selbst bei "Vienna" gab es keine Alterserscheinungen oder tiefere Ausweich-Stimmlagen, da sitzt jeder Ton! Und das besser als früher. Ich war verblüfft. Ich fühlte mich in meine Jugend zurückversetzt, wo meine Freundin und ich Fernsehauftritten hinterhergejagt sind, um bloß nichts zu verpassen. Zuletzt bei Live-Aid! Als der Gig mit "The Voice" beendet wurde und 3 Leute vorne am Bühnenrand wie auf den besten Liveaufnahmen gleichzeitig auf die Percussion eingedroschen haben, war ich glücklich, das mal "in echt" nachgeholt zu haben. Besser gings nicht. Der Merchstand quoll über mit Tassen, Postern, Tonträgern und Shirts.
Vorband war eine Frau mit elektronischer Geige, die man vielleicht in eine "Fantasy-Art"-Schiene stecken konnte: Sonja Haering.
New Europeans
Passing Strangers
We Stand Alone
Mr. X
Visions In Blue
The Thin Wall I
Remember (death in the afternoon)
Astradyne
Rage In Eden
Lament
Hymn
One small Day
All Stood Still
White China
Vienna
Reap The Wild Wind
Dancing With Tears In My Eyes (in einer art „Rammstein-Version“)
Zugaben: Love‘s Great Adventure / Sleepwalk / The Voice
ReviewLange Zeit war es das Konzert, was mich tief beeindruckt hat, wie man Video-Art mit der Live-Performance SOOO perfekt auf einander abstimmen konnte, dass es auf die Sekunde mit Typo und abstrakten Zeichnungen passt. Ich glaube nicht, dass es alles per Click hruntergeschrubbt wurde, sondern dass die Band einen sehr fähigen Video-Artist dabei hatte, der einfach wusste, was wo platziert werden muss. Die Band erzählt vom Vortag, dass sie auf Sightseeing in Heidelberg am Schloss waren und dummerweise ihre Fotokamera beim leichtsinnigen Herumklettern den Abhang heruntergestürzt ist. Darüber waren sie sehr traurig, weil einiges verlorenging, aber trotzdem haben sie überall ihr Publikum fotografiert, so auch hier. Wer jemals diese Kamera finden sollte, kann sich glücklich schätzen.
ReviewGlasgow Sternchen in Frankfurt mit immer mehr Deutschkenntnissen, Hut ab - nur wenn sie auf der Bühne englisch/schottisch reden, versteht man kein Wort - haha. Aber hervorragend klappt das beim Singen - was will man mehr? ???? Ein großartiges begeisterungsfähiges Publikum auch (und die Bühne - Hammer!) Ich glaub die Jungs waren von uns beeindruckt. Der Auftritt hat uns alle mehr mitgerissen als ursprünglich erwartet... ergriffen, spaßig, aber auch sehr traurig zugleich...
ReviewDie Reihe der unglaublich guten Konzerte reisst dieses Jahr nicht mehr ab - und es ist erst ein Viertel rum! Archive gaben mal wieder alles, waren sehr präzise (wie kriegen die dieses Timing hin?), gut bei Stimme (mehrstimmig) und hatten ihre Sängerin mitgebracht, den Rapper diesmal nicht. Trotzdem sind 7-8 Leute auf der Bühne. Die Farbe des Abends war klamottentechnisch definitiv Schwarz, no other possibility. Beim Sänger spannte das Hemd zwar mittlerweile etwas über den Bauch, dafür lässt er die Haare wieder wachsen :-) Und der Keyboarder hat eine sehr unterhaltsame Macke, die uns an schnell getaktetes "Schlag-Tourette" ins Gesicht erinnerte *g*. Der Sound war brilliant, besonders das Schlagzeug sehr differenziert. Obwohl die Lautstärke hoch war, konnte man die Ohrstöpsel weglassen, um alle Nuancen auch einzufangen. Es wurde viel von der letzten Scheibe gespielt, aber auch Klassiker wie "Fuck U", ohne danach verlangen zu müssen. Die Begeisterungsstürme übertrugen sich auch auf die Musiker, die gern nochmal für Zugaben rauskamen und dem Publikum applaudierten. Archive sind live immer eine Bank, superklasse. Herauszuheben ist auch noch die Lightshow im neuen Schlachthof, die das Publikum noch mehr ins Bühnenbild einbezieht.
Support war ROBIN FOSTER mit gut aussehender Band, dessen Klangteppiche teils an ruhige Filmmusik teils an laute Gitarren-Shoegazing-Wellen erinnerte. Komplett instrumental stört hierbei überhaupt nicht. Die Zuhörer waren begeistert, einige kennen ihn schon aus der Zusammenarbeit mit BIRDPEN, die ja wiederum mit ARCHIVE zusammenhängen... Robin Foster beglückte vor Freude auch noch jemanden aus dem Publikum mit einer geworfenen Gratis-CD. Live ist die Musik aber noch wesentlich kraftvoller, sie benötigt doch eine gewisse Lautstärke.
"Am Tag als Winnetou starb" bewegen wir uns in Richtung Berlin, um ein sommerliches Open Air Konzert in der historischen Festung der Zitadelle Spandau zu erleben. Sehr angenehmes Ambiente, viele alte Fanshirts (ich hab auch mein altes „Angel Dust“ Tour Shirt von 1992 rausgekramt) und kein böses Gedränge. Das heiße Wetter hält sich, nur der Support-Act bewirkt leichte Eiseskälte: ANTHONY PATERAS (seineszeichens australischer Avantgarde-Komponist, optisch ein junger Woody Allen) setzt sich an den Flügel und hämmert uns penetrante 25 Minuten (1 Song!) 2 schnellgespielte abwechselnde Töne mit 2 Fingern um die Ohren, die über die Tastatur verteilt werden. Das Publikum fällt von einem belustigten „WTF?“ schnell in ein Pfeifkonzert, es hagelt Mittelfinger und ironische „Zugabe“-Rufe. Dann ist es still und er tritt ab. Na danke. Auch wenn MIKE PATTON in Vergangenheit schon mal ein Projekt mit ihm zusammen hatte, ist dies wirklich kein Grund, den armen Kerl (und uns, dem undankbaren Pack) mit so einer Support-Aufgabe zu quälen. Überflüssig für ein Rock Open Air.
Dann beginnt das große Warten. Im Hintergrund läuft die komplette Best-Of Henry Mancini 1x durch, von „Breakfast at Tiffany’s“ bis „Pink Panther“ etc. Auf der Bühne sieht man nur weiß verhangene Instrumente & Verstärker und weiß gekleidete Leute, im Hintergrund ein riesiger weißer Vorhang ohne Logo. Dann werden zu den Klängen von „Loaded“ von Primal Scream sowie „Hallelujah“ von den Happy Mondays auf einmal große weiße Blumenkästen mit knallbunten Blumengestecken hereingetragen. Hippie-Rave-Zeiten lassen grüßen und viele zücken verwundert die Fotoapparate. Das Blumenmeer wird immer größer, viel Platz ist nicht mehr, es sieht mittlerweile aus wie auf Michael Jackson’s Beerdigung – und in der Mitte steht ein einzelnes goldenes Mikro. Kurz vor 21:00 tut sich dann endlich was, unzählige gutriechende Tüten sind schon rumgegangen. FAITH NO MORE kommen unter großem Applaus ebenfalls komplett in weiß auf die Bühne und beginnen grinsend mit „Motherfucker“. BÄM. Danach ein in der Tat recht aggressives „Be aggressive“. Ein paar Deutschversuche seitens Mr. Patton dürfen natürlich auch nicht fehlen, ob „Schpandaaaauuuu!“, „Schweinepriester“ oder „eins zwei drei vier“-Anzählern, das hat er schon immer gern gemacht. Aber die Frage „Do you like this Hippie-Shit?“ steht ebenfalls noch zur Debatte. Sie kramen in der Hitkiste, lassen das Publikum auch mal komplett alleine weitersingen („Midlife Crisis“), um gleich danach einfach den Style innerhalb des Songs zu variieren und sie streuen ein dutzend Lieder der neuen Platte ‚Sol Invictus’ ein. Patton greift auch mal zum Schellenkranz, zum Megaphon oder zum Old-School Mikro. Einmal versucht die Band ein richtiges „Ommmmmm“ anzustimmen, bei dem das Publikum mitmachen soll („this is an E – please hold it for a while“), während er a capella Didgeridoo-Geräusche macht. Seine Stimme ist in den Songs heute allgemein etwas rauher, er schreit mehr als dass er liebliche Melodien zum besten gibt, aber das wollen die meisten auch so. Natürlich gibt es bei „I’m easy“ das volle Stimmvolumen nebst Spiegelkugel-Einsatz & alles in lila, als das Tageslicht sich rötlich dem Ende neigt. An Charisma hat er wirklich nichts verschenkt, der Mann wirkt immer edler mit dem Alter und haut trotzdem in die Vollen. Dass er ab & zu auf Easy Listening steht, beweist dann auch ein Burt Bacharach Cover Song und in der eigenen Bandgeschichte gehen sie selbstredend bis zu „We care a lot“ zurück, aber nicht ohne darin einen kleinen Gimmick der neueren Hitparade einzubauen, da die Zeile „it’s all about that bass, bout that bass“ von Meghan Trainor prima in den Rhythmus passt. Spaß haben definitiv alle, die historische Location am Burggraben wird von der Band gelobt, nur der Sound lastet mir persönlich ein wenig zu penetrant auf den höheren Mitten. Die Boxen sind sehr durchdringend (an allen Positionen), aber insgesamt nicht dramatisch. Gelohnt hat es sich auf alle Fälle – es hätte nur ein wenig länger dauern können, trotz Zugaben kommen sie auf knappe anderthalb Stunden. Bei einem Abschluss-Getränk auf dem Vorplatz treffen wir meinen Lieblings-DJ aus der Clubkeller-Heavy-Lounge, auch extra aus FFM angereist. Der „Ashes to ashes“-Refrain frisst sich die ganze Nacht über in meinen Hirnwindungen fest, trotzdem wir noch bis 3:00 Uhr bei Freunden in Berlin eine häusliche Singstar-Session bei Krimsekt abhalten ☺
Setlist:
Motherfucker / Be aggressive / Caffeine / Evidence / Epic / Black Friday / Spirit / Midlife crisis / Everything’s ruined / The gentle art of making enemies / I’m easy / Last cup of sorrow / Separation anxiety / Matador / Ashes to ashes / Superhero / Sol invictus / This guy’s in love with you / We care a lot / From the dead
Ach so, ja, das Champions League Finale findet zeitgleich in Berlin statt, singende Trikots sieht man überall. Barcelona gewinnt gegen Juventus Turin. Na dann: Prost.
ReviewWas für ein fetter Sound. Jeder tiefe Ton rüttelt uns von den Fußsohlen bis zur Kopfhaut wach. Aber auch der Rest klingt richtig gut und differenziert, volle Pulle - und das den ganzen Abend. Es ist der Abend der Gesangsemotionen. Schon die Vorgruppe THE TWILIGHT SAD aus Glasgow punktet dermaßen mit einen adrenalingeladenem Sänger, dass man meint, der bricht nach dem Auftritt hinter der Bühne zusammen... Da kommt alles von Herzen: Dankbarkeit, Leiden, emotionale Kopf- und Handbewegungen, Festhalten am Mikroständer, Aufstampfen, Hinhocken, Tick-artige heftige Schreie ohne Mikro, Zuprosten, Freude, und dabei eine melodiöse klare Stimme, die auch mal in gälisch singen kann. Der Mann gibt alles für die Musik, in der es Rock, Gruftie, Indie, Postrock, Shoegaze, Folk und Wave-Elemente gibt. Klassische Besetzung plus Keyboard, bärtige Rothaar-Schotten plus einem charismatischen Ian-Curtis-Leptosomen an der Front. Wir sind am Ende selber völlig fertig & durchgeschwitzt vom Mitfiebern („Oh Gott, der Arme!“). Ich kenne die Band schon seit 2008 (auffällig waren schon damals die langen Songtitel, zB „Here, it never snowed. Afterwards it did.“ –what? Oder gern widersprüchliches wie „I could give you all that you don’t want“), aber man meint, die freuen sich immer noch als Newcomer wie die Schneekönige über Zuspruch aus dem Publikum. Auch der Schlagzeuger schlägt die Hände vor’s Gesicht beim Abschluss-Applaus. Aber der Sänger kämpft einen ständigen Kampf mit sich und der Welt. Ergreifend.
Ebenso zufriedenstellend war es, ENDLICH mal ein RICHTIGES EDITORS-Konzert mitzuerleben, das ebenso emotional daherkam, nachdem ich vor 1 Jahr aus Krankheitsgründen innerhalb der Band eine eher abgespeckte Variante auf dem Rolling-Stone-Weekender erleben durfte – als Akoustikset! (jaja, ich weiß, viele fanden sowas charming, ich jedoch war davon etwas gelangweilt. Punkt.). Diese Band braucht den Bombast. Den Wumms, den Sound, die Lightshow, die Keyboards, die Stromgitarre, die Nebelmaschine, damit das richtige Feeling rüberkommt. Und dazu der Prince Charming im weißen Hemd & schwarzer Hose, der sich mächtig ins Zeug legt, um gesanglich und gestikulierend zu glänzen. Von rauh, düster & zerbrechlich bis euphorisch melodisch. Ob mit oder ohne Gitarre und natürlich zwischendurch am Klavier. Ich weiß, viele haben ihnen in letzter Zeit vorgehalten (und den letzten beiden Scheiben merkt man es leider auch an), sie wären die neuen U2 und zu sehr Mainstream geworden. Aber live ist das eine ganz andere Nummer. Meine Meinung. Hat sich gelohnt. Ok, bei "Formaldehyde" konnte ich meinen Platz ziemlich weit vorne nicht mehr verteidigen und habe mich nach hinten gestellt, Eindruck: dort war der Sound sogar NOCH besser. Als einziges Lied hat mir ein „2 hearted spider“ gefehlt, dann wäre es perfekt gewesen. Großes Kino anyway.
ReviewHeiß, heißer, Bett! (Hm, klingt gar nicht so ungewöhnlich *g*), aber heute ist es wirklich heftig voll und vor allem heiss drinnen. Da hält es niemanden länger als nötig in den 4 Wänden (an denen es bestimmt heruntertropft), die Klamotten sind eh durch am Ende des Abends. Da wundert es auch nicht, dass trotz riesiger Begeisterung keine Zugabe gefordert wird, die Leute wollen schnellstens an die Luft. Die Band vielleicht auch. Vorher hat sich der glatzköpfige Sänger der BRONX zu 80% des Konzerts im Publikum aufgehalten und von dort gesungen, geschrien und zum Pogo angestachelt, was natürlich extrem gut ankommt. Am Anfang hatte auch schon FRANK CARTER zum "Circle of Death"-Moshpit aufgefordert, weil ja „in Deutschland die Leute immer so extrem abgehen können“. Gesagt, getan. Allerdings ist das Bett halt pickepacke eng (von 140 angekündigten Vorverkaufskarten kamen 260! Hoppla :-) (aber es freut mich ja eher, dass der Zuspruch für’s Bett so groß ist und außerdem passt es zum Hardcore.) Viele grölen schon bei der Vorgruppe mit, das hat man nicht so häufig. Der kleine volltätowierte Brite im weißen Blumenanzug (den findet er selber lustig) aka FRANK CARTER (ex-GALLOWS-Frontmann) holt zwar manchmal beim Reden zwischen den Songs zu sehr aus, was die ohnehin kurzen Stücke noch minimalistischer erscheinen lässt, für eine folgende gefühlte Minute Musik. Auch über Politik, Dummheit, Tod und eigene Lebensumstände hat er einiges zu erzählen. Er sagt von sich selbst, dass ihm der Ton-Ing beim Sabbeln lieber den Saft vom Mikro drehen sollte (was der auch prompt umsetzt und für große Lacher sorgt - so schnell hat das seiner Meinung nach noch keiner hingekriegt!) Leider habe ich akustisch an der Bühnenseite nicht mitbekommen, über welche deutsche Band er mit Daumenzeichen abstimmen will, die ihm immer wieder empfohlen wird und die das Publikum eindeutig als Daumen-runter bewertet, nicht nur weil jemand aus dem Publikum in den 90ern schon das Vergnügen mit denen als Live-Kollegen hatte. Kann mich da jemand im Nachhinein aufklären? Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht, dem heftigen Treiben schon beim Support zuzusehen, das mit einem „I hate you“ als Mitsing Statement abschließt, bevor es für die Band daran geht „in 10 Minuten glücklich besoffen zu sein und in Ruhe bei THE BRONX abfeiern zu können, nachdem alle Besucher natürlich so viel Geld wie möglich am Merchstand für passende Shirts oder Scheiben gelassen haben!“. Kann man machen. Die RATTLESNAKES selbst gibt es erst seit anderthalb Jahren, demnach dürfte der Backkatalog nicht allzu teuer sein. Allerdings denke ich, dass es bei der Musik mehr Spaß macht, den quirligen FRANK CARTER dabei auch zu sehen.
Die Pause ist kurz, man schafft gerade noch ein erfrischendes Bierchen draußen, bevor der Wahnsinn drinnen weitergeht. THE BRONX aus Kalifornien (die seit Jahren alle ihrer Alben einfach stoisch mit „The Bronx“ betiteln) hatte ich zum 1. Mal als Support für DANKO JONES vor bereits 12 Jahren gesehen. Dazu hatte es auch schon gepasst, ein paar mehr Hardrock-/Metalriffs sind schließlich dabei. Anfangs ist Sänger Matt wie gesagt gar nicht zu sehen, da er sich ne halbe Stunde lang mitten im Publikum befindet und die Band auf der Bühne den Soundtrack dazu liefert, wie das Publikum ihnen den Rücken zukehrt. Lustig. Dem Gitarristen reißt ne Saite, er lässt sie einfach runterhängen, braucht er nicht mehr. Das Bier fließt auch auf der Bühne, der Sänger trägt ein Shirt mit dem Spruch „This is what a really cool grandma looks like“. Man kann heute prima stagediven, die Leute verschmelzen mit der Musik, der Punk geht ziemlich ab und man sieht in viele grinsende Gesichter, Händeabschlag. Ein Abend mit viel Interaktion, viel Flüssigkeit und viel Spaß auf beiden Seiten. Auch wenn einem die Songs gar nicht so unbedingt alle geläufig sind.
ReviewDen Vorabend des Feiertags kann man am besten mit einem kleinen ruhigen Konzert starten. So spielte das LOLA RACING TEAM als Vorspeisen-Duett ein paar Rock & Pop Klassiker aus den vergangenen Jahrzehnten; angefangen bei "Bigmouth strikes again" (Smiths) über Tears For Fears oder auch den Foo Fighters in Akoustikversionen, die spontan in der letzten Zeit entstanden waren. Zu zweit mit Wanderklampfe - das kann man auch mal im Sommer locker einstudieren, wenn man mit nem Fläschchen Wein am Main sitzt.
Sabrina von STEREOBLONDE brachte ebenfalls ein Akousticprogramm mit ihrer Band, aber dafür allerdings ausschließlich eigene Songs mit, die sie ansprechend im Minikleid mit wallendem Mantel & High Heels vortrug. Auch ein Song, den sie für Kim Wilde zum 50. Geburtstag schrieb war dabei, ein Extra-Mikro, mit dem man die Stimme loopen konnte kam manchmal zum Einsatz, es wurde im Publikum mitgesummt und es wurde sogar ganz "zdf-Hitparaden-like" ein dicker Blumenstrauß auf die Bühne gereicht, da es ihr 15-jähriges Jubiläum war. Als die Tresenkraft von oben auch noch eine kleine Torte mit brennenden Kerzen herunterbrachte (für den Gitarristen zum Geburtstag) war klar: hier läuft eiin "netter Abend unter Freunden", bei dem fast jeder im Publikum mindestens einen der Musiker persönlich kennt... relaxed.
1.) Man nehme ein "SunnO)))" + ein "Sugar" Konzert und multipliziere mal3 mit den "Einstürzenden Neubauten", ziehe Songstrukturen und Melodien ab, addiere Alkohol und Killerphantasien (typische Handbewegung zur Halspartie) und erlöse uns von dem Bösen = NOISEfaktor eines Swans Konzerts.
2.) Verabschiede dich trotzdem von deinem Trommelfell, du wirst es nicht mehr brauchen. 2 Schlagzeuger sind in der Lage das zu zerstören was eine komplette Band auf fast nur 1 Ton von sich gibt (1 Song = ca. 45 Minuten Dauerdröhnen).
3.) Nimm alle losen Plomben aus dem Mund oder fülle ihn gleich komplett mit Bauschaum aus.
4.) Knochenbrüche, die weniger als 3 Jahre zurückliegen, sollten vorsichtshalber neu geschient werden.
5.) Gehe aufs Klo und beobachte was tiefe Frequenzen mit einem Flüssigkeits-Strahl anstellen können.
6.) Beobachte das gleiche im Magentrakt, falls du so dumm gewesen sein solltest, ein Getränk zu bestellen.
7.) Ziehe eine möglichst weite Hose an, um das Flattern vom Bass um die Beine zu spüren.
8.) Binde deine Haare zusammen.
9.) Wenn du dich vor dem Schlafengehen immer noch so fühlst als säßest du in einer Höhle, über die gerade Panzer fahren und gleichzeitig vor dem Eingang ein Ufo startet, dann ist das normal und dauert höchstens noch 3 Tage an.
10.) Der Gig in Venedig bzw. Pompeji wird nicht stattfinden.
Support: LARSEN (aus Italien) haben sich mit Annie Anxiety zusammengetan, die wirkt wie eine kleine alte Jazz-Diva mit Kopftuch, Handstock und riesengroßen Augen, so als hätte sie gerade 2 Flaschen tiefsten Rotwein und eine ihrer Voodoo-Puppen verschluckt. Dementsprechend tief ist ihre Stimme, verruchter Auftritt. Die Band benutzt die unterschiedlichsten Instrumente um Klänge zu erzeugen und durch Annie wissen wir nun: selbst auf einem Krückstock kann man Musik machen!
• To Be Kind
• Just a Little Boy (for Chester Burnett)
• Coward
• She Loves Us
• Oxygen
• The Seer / Toussaint l'overture