ReviewPsychedelic Rock vom Feinsten, diesmal kommt die Lady aus Baltimore. Nein, keine Lady, sondern fuzzy guys im Karohemd in klassischer Besetzung. Im Vorfeld keine Supportband, sondern die 60ies-DJs DK Dent und LSDirk im stilechten Look mit zerknautschtem Zylinder und 45er-Vinyl-Täschchen. Dazu passend empfangen uns auch schon die Bubble-Dia-Farb-Waber-Animation der Flying Eyes als optische Untermalung. „Ich kann die Musik sehen, sie hat Fransen“. Mehr Fransen hatte ich allerdings auch im Publikum erwartet, denn die Musik schreit förmlich nach langhaarigen Fans. Dem ist aber nicht so. Aber immerhin, das Nachtleben füllt sich gemächlich, die Hitzeentwicklung ist trotzdem enorm, wenigstens können wir noch einen Platz mit guter Sicht zur Bühne auf den Treppen in Tresennähe ergattern. Dazu ein kühles „Desperados“ Bier – oder 2.
Es war ja in jeder Konzert-Location der Umgebung was los heute: Trail Of Dead, Fucked Up, Pro-Pain und die Editors laufen simultan in direkter Konkurrenz woanders. Die Entscheidung für die FLYING EYES ist trotzdem gut, man trifft sogar Bekannte die meinem Tip gefolgt sind. Der Sound ist exzellent (das hat man nicht immer im Nachtleben), sehr differenziert und kein Matsch, laut, aber ohne Stöpsel möglich, guter Gesang on top. Auch der Schlagzeuger versucht sich zwischendurch am Gesang und sieht dabei so ähnlich aus wie der WOLFMOTHER Sänger. Der eine Gitarrist greift nebenbei noch in die Tasten oder bearbeitet seine Klampfe mit dem Bogen. Hübsch. Viele neue Songs sind am Start, manchmal sogar zu neu, um auf dem aktuellen Longplayer zu sein (ein Song erinnert vom Groove her an „Bright Lights“ von Gary Clark Jr.), Band und Publikum fühlt sich wohl. Das Rauchverbot wird später auch mal kurz im Publikum ignoriert. Es gibt noch ein paar Zugaben (u.a. ein Coversong von Rage Against The Machine, allerdings in anderer Form), und es wird nochmals auf den Merch-Stand verwiesen, wo diverse Kleinode nummeriertem Vinyls feilgeboten werden. Da greift man gern zu und ergattert sogar das allerletzte Artwork-Poster der Tour (lim. auf 100 Stk.) für umsonst *juhuuu*
ReviewAlso, das war mal ganz ordentlich! Fast 2 Stunden für ein Punkkonzert? Alle Fans waren trotz miesem Wetter aus ihren Löchern gekrochen. Schließlich war Samstag. Der 1. Support-Act musste leider schon pünktlich um 19:00 anfangen, aber das YANKEE SANDWICH wurde brav geschluckt. 1 Ami & 1 Deutscher klangen stimmlich mal nach Primus, mal nach Shellac, machten hier und da ein paar unbeholfene Witzchen über „Cindy“, ihren langhaarigen Schlagzeuger, konnten aber durchaus passable Songs bieten. Als zweites kamen EHRENMORD auf die Bühne und es wurde richtig lustig. Dass 2 Leute ausreichen, um derben Krach zu machen war überzeugend. Dabei hatte die Gitarre einen richtig guten Sound und ließ gar keinen Bass vermissen. Es gab vor jedem Lied eine Ansage, die auch nötig war, um irgendwas zu verstehen. Und es wurde eindrucksvoll demonstriert, dass eine komplette EP nicht länger dauern muss als eine Zigarette, denn es gab kein Lied über 1 Minute, eher sehr viel kürzer. Angefangen beim ersten Lied der letzten LP „A wie Anton“ womit auch schon der komplette Text gesagt war, bis hin zu „Zack“ (das letzte Lied der... – ja das Prinzip ist klar), das meiner Meinung nach den Napalm Death Kürze-Rekord von 2 Sekunden toppen dürfte (!), deshalb wurde es auch gleich 2x hintereinander gespielt. :-) Um 20:00 war der Spuk auch schon vorbei, „Oh, wir schaffen es noch pünktlich zur Tagesschau!“ der Kommentar des Sängers. Live haben die Jungs wirklich Unterhaltungswert auf Speed, es gab niemanden der nicht grinsen musste.
Ebenjenes verging einem in der Umbaupause allerdings wieder, denn der Mischer hatte ernsthaft eine Best-of-Heino CD eingelegt (etwa auf Wunsch der Band? Kaum vorstellbar). So musste man sich durch 4-5 komplette Heino-Hits quälen (ein Wunder dass nicht doch noch ein Bier geflogen kam, aber die Generation ist ja schon früher vor dem elterlichen Fernseher damit gefoltert worden), bis sich endlich die GUANTANAMO SCHOOL OF MEDICINE auf die Bühne gestellt hatte, um mit allen Gitarren mitten in die „Lustigen Holzhackerbuam“ reinzubraten!! Endlich! Mister Biafra kam als Zirkusdirektor hinterherstolziert, in rotem Frack, Hut, Stab und einem knatterbunten Hemd, das garantiert noch im Nachhinein Augenkrebs auslöst. Es folgte ein Feuerwerk an alten und neuen Songs (ziemlich bald schon „California über alles“), sowie jede Menge Ansagen, Erklärungen und politische Pamphlete, die mit Hintergrundmusik mal funky und mal punky hinterlegt wurden. Auch alte Songs wurden durch neue aktuelle Texte ergänzt, wenn der Herr Biafra was zu sagen hatte. Und das hatte er oft. Zum Glück ist er so ein geschickter Redner, dass man wirklich jedes Wort verstehen kann und ihm folgen kann, ob es um Occupy, Griechenland, Pussy Riot, Banker als Verbrecher oder Edward Snowden geht, der Mann beschäftigt sich mit der Welt und wirkt einfach sehr wach. Als er sich dann der ersten Klamotten-Zwiebelschicht entledigte, kam das aktuelle „Schock-U-Py!“ Shirt der Band zum Vorschein, das er mit Stolz den ganzen Abend vollschwitzte und sich & uns gern mit Wasser übergoss. Ein gewisses theatralisches Talent sei ihm auch bewegungstechnisch nachgesagt, allerdings wusste man manchmal nicht so recht, was seine übertriebene Pantomime darstellen sollte, aber ich glaube das war schon früher so. Selbst stimmlich ist der Mann immer noch extrem gut drauf, bis hin zum langgezogenen Dead-Kennedys-Vibrato, da ist nichts verlorengegangen. Höchstens die äußerliche Form ist etwas aus den Fugen geraten (Wampe, Haare), aber das hinderte ihn nicht daran, sich später auch noch der letzten Zwiebelschicht zu entledigen und mit nacktem verschwitztem Oberkörper (‚vorher erstmal die Hose hochziehen’) selbst in die pogende Menge zu springen, die auch 120 Kilo andächtig auf Händen trug. Viele taten es ihm nach, selten sah man so viele schweißnasse Rücken mit Tattoos. Einige der Gäste in den ersten Reihen wurden von Jello persönlich mit Namen begrüßt („Oh, hi, what are YOU doing in Frankfurt?“). Das Publikum kam wie erwartet ordentlich in Wallung, wenn zB „Holiday in Cambodia“ oder „Kill the poor“ angestimmt wurde, aber auch die neuen Songs konnten sich sehen lassen; ich muss zugeben bei „Nazi Punks fuck off“ hatte ich kurz ne Gänsehaut allein durch die plötzlich freigesetzte Energie, die durch die Menge fegte. Wahnsinn. Von der Bühne spritzte vor allem eines: Wasser. Ob in Form von Schweiß (sämtliche Bewegungen Jello Biafras sahen nach kurzer Zeit aus wie bei einem Hund, der gerade unter einem Rasensprenger steht) oder in Form von Mineralwasser, das er gern mit allen teilte oder sich selbst übergoss. Klitschenass war demnach auch sein T-Shirt, als er es auszog und direkt in die erste Reihe einen ganzen Liter daraus auswringen konnte. Devotionalien gab es also in rauen Mengen. Die Band wurde am Ende noch 2x zu Zugaben-Sets herausgeklatscht, auch der Rest der „Medizinschule“ gab sich bei der Verabschiedung publikumsnah durch Handshakes und war zufrieden mit dem gelungenen Auftritt. Wir auch.
ReviewWetterleuchten über Island... nee, über Frankfurt! Oder war es ein vorgezogenes Silvester? Ein Feuerwerk war es allemal.
Zu Beginn standen aber I BREAK HORSES auf der Bühne. Sie mussten ihr Set komplett hinter einem hellen Vorhang spielen, der später als Projektions-Leinwand dienen sollte. So gab es optisch vom Support nur ein paar in buntes Licht getauchte Schattenspiele zur elektronischen Musik, die live sehr viel innovativer und druckvoller wirkt als die Konserve. Im Wallegewand machte die langhaarige Sängerin mit Elfenstimme ein paar große Gesten und bekam anerkennenden Applaus.
Die Pausenmusik bestand aus ganzen 2 (!) hypnotisierenden Tönen, die mindestens 20 Minuten abwechselnd wiederholt wurden *wtf?*, so brauchte man wohl wenigstens keine Gema-Gebühren für die Halle bezahlen. Und der Applaus war umso euphorischer als SIGUR ROS die Bühne betraten. Zuerst ebenfalls zu sehen durch den halbdurchlässigen Zellstoff-Vorhang, auf den nun Filmprojektionen mit Naturelementen und Nahaufnahmen wachsender Zellen, Fasern u.ä. zusammen mit den bewegten Bildern hinter der Bühne fast einen 3D-Effekt abgaben. Nach einigen Minuten aber fiel der Vorhang und die Sicht auf die Band wurde frei. Die riesige Projektionsfläche über der hinteren Bühne aber blieb im extrem-horizontal-Format erhalten und bebilderte während des ganzen Konzerts die Szenerie, so dass das Kino bei der eigenwilligen Musik nicht nur im Kopf stattfand. Auch einzelne Glühlampen auf der Bühne verteilt sorgten für originelle Lichteffekte zu bewegten Leuchtturmbildern im Hintergrund. Die Hauptmitglieder der Band spielten mehrere Instrumente, mal Percussion, mal Keyboard, mal Gitarre, der Sänger hing gebeugt mit seiner Fransenjacke fast über dem Boden, wenn er seine Gitarre oder auch den Bass mit einem Cellobogen strich, wenn er nicht gerade in den höchsten Tönen sang. Manchmal wurde ich (auch optisch) an MUSE erinnert. Sein Versuch, den längsten Ton der Musikgeschichte zu halten, war überzeugend und wurde natürlich mit Szenenapplaus honoriert. Überhaupt gibt es bei SIGUR ROS manchmal für das Publikum die Schwierigkeit, im richtigen Moment zu klatschen, da man nie ganz genau weiß, ob die Lieder nun zuende sind oder noch nicht. Insgesamt zählte man auf der Bühne teilweise 11 Musiker(innen), inklusive Backgroundgesang, Posaunen, Kontrabass, Streicher, Xylophon und mehr. Schade nur, dass die Bühne in der Halle recht niedrig angesetzt ist, so dass man (auch als großes Mädchen) manchmal nicht genau sehen konnte, wer was gerade macht. Trotzdem: ein Feuerwerk! Mal ruhig, schräg und leise, mal pulsierend & laut, ein isländisches Gesamtkunstwerk für Augen und Ohren, das doch kraftvoller als erwartet daherkam und besonders zum Ende einen Punkt setzt. Anstatt einer Zugabe prangt ein "TAKK!" in großen Buchstaben auf dem Videoscreen. Der Applaus wollte nicht mehr enden...
Setlist:
Yfirborð | Vaka | Brennisteinn | Glósóli | Stormur | Hrafntinna | Sæglópur | Varúð | Hoppípolla | Með Blóðnasir | Rafstraumur | Kveikur | Festival | Popplagið
ReviewArchive sind immer wieder toll, ein Feuerwerk an Zusammenspiel, Timing, Soundattacken, die Musik mal elektronisch, mal laut, mal getragen, gute Lichtshow, einfach perfekt. Immer schwer zu fotografieren, da die Lichter meist von hinten kommen, alle schwarze Klamotten anhaben und es nur Silhouetten gibt. Diesmal im Vorprogramm: ein s/w Kunstfilm (!) "Axiom" auf großer Leinwand, den Archive auf ihrer gleichnamigen Scheibe zu ihrer eigenen Musik selbstgemacht und beigefügt haben, selbst mitgespielt haben sie ebenfalls, eher ein sprödes abstraktes Werk mit ein paar Metropolis- oder Gruselanklängen, ein wenig effekthascherisch und symbolisch.
Danach noch 2 Stunden gemischtes Archive Konzert mit vielen neuen aber auch alten Stücken, die Gastsängerin durfte mehr Lieder singen als sonst. Insgesamt 8 agierende Musiker auf der Bühne, Sänger Dave Pen wechselt desöfteren an die Zusatz-Percussion, mit live-Kameras werden die singenden Gesichter im Close-Up an ein riesiges Leinwand-Triptychon im Hintergrund projeziert, der Keyboarder leidet nach wie vor am "James-Last-Syndrom", immer am dirigieren, bishin zu ruckartige-Klimmzüge-nach-vorne machen, ich glaube er wäre manchmal lieber Drummer *g*. Pollard (ebenfalls Sänger) wirkt heute etwas feminin & hat sich die Haare hochgebunden. Die beiden Hauptstimmen wirken immer toll zusammen, da sie recht unterschiedlich sind. Aber es kommen auch verschiedene Gitarren zum Einsatz (manchmal 3 gleichzeitig), das geht richtig nach vorne los. Immer eine Bank. Auch die Verabschiedung nach der langen Zugabe "Feel" fällt wie immer herzlich aus, es wird gewunken und dem Publikum applaudiert. "So fuck u anyway" - steht zwar auf dem Tour-Shirt, meinen sie aber nicht so. Leider haben sie den Song diesmal nicht gespielt. Archive Konzerte sind eben niemals gleich, ein großer Fundus lässt aus dem Vollen schöpfen. Der einzige Wehmutstropfen (der mir etwas die Laune verhagelt hat) war die übertrieben hysterische "Mädels-Terrorgang auf Ecstasy", die sich natürlich genau zu uns nach vorne drängeln musste, um uns permanent mit ihren Ärschen und Handtäschchen anzurempeln, ich glaube sie nannten es tanzen. Dafür hat eine von ihnen hinterher sicher noch Spaß mit meinem Kaugummi in ihren Haaren gehabt :-) sofuckuanyway.
Setlist im Film:
• Distorted Angels
• Axiom
• Baptism
• Transmission Data Terminate
• The Noise of Flames Crashing
• Shiver
• Axiom (Reprise)
Konzert:
• Feel It
• Kid Corner
• You Make Me Feel
• Dangervisit
• Black and Blue
• Sleep
• The Feeling of Losing Everything
• Blood in Numbers
• Bullets
• Ruination
• Crushed
• Conflict
• Violently
• Third Quarter Storm
• Ride in Squares
• Ladders
• Numb
• Encore: Lights
ReviewERIC BURDON, seines Zeichens „alter Haudegen erster Stunde“ ist unkaputtbar. Und erinnert mich optisch ein wenig an Opa Simpson. Unterwegs auf Tour abwechselnd mit der SPENCER DAVIS GROUP als Backing Band, sowie im Offenbacher Capitol mit den fast original ANIMALS (ok, einzig der Mann an der Percussion dürfte noch unter 50 sein), legt er mit 74 Jahren immer noch eine recht freche Sohle aufs Parkett, überzeugt mit seinem rauhen Organ (mit dem er trotz Entfernung zum Mikro mit spielerischer Leichtigkeit eine Lautstärke erreicht, die sich gewaschen hat, sein Blick dabei ist mehr als schelmisch) und bringt die Hits in einer Qualität, die man von einer 6-köpfigen All-Star-Band erwartet und man es von alten Aufnahmen aus dem „Rockpalast“ gewohnt ist. Der ein oder andere spielerische Schlenker in die 60er ist dabei mehr als gestattet, der niedliche Orgel-Opi in der Band kann so einiges und auch in Reggae umgewandelte Versionen (u.a. von „Don’t let me be misunderstood“) finden ihre Berechtigung. Das Publikum lässt sich begeistern, tanzt zur WAR-Hymne „Spill the wine“ fast Salsa, schwingt dieselben Fähnchen, die beim unterhaltsamen Support der RODGAU MONOTONES vorher verteilt wurden und johlt ohne Unterlass. Auch wenn ERIC BURDON eine relativ neue Scheibe („Til your river runs dry“) am Start hat, sind natürlich alle scharf auf die alten Songs. Jeder einzelne der Bandmitglieder ist eine Klasse für sich mit einem musikalischen Background in diversen berühmten Bands, es groovt, funkt & rockt, es gibt spielerische Melodiesamples aus „Third stone from the sun“ (HENDRIX, ein bester Freund von ERIC BURDON), manchmal hat das ganze sogar einen SANTANA-Touch und der kleine weißhaarige Mann mit Sonnenbrille steckt sie mit seinem Charisma alle in die Tasche. Da ist es auch bei der Fülle an möglichen Best-Of-Hits letztendlich nicht ganz so schlimm, dass die Umbaupause ermüdend lang ist und dass meiner Meinung nach ein paar Hits wie zB „Good times“, „San Franciscan nights“ oder „Sky pilot“ im Repertoire gefehlt haben. Spätestens die anschließende heiße Sommernacht bei Bier & Äppler im New Backstage lässt einen das locker vergessen. Schön war’s – when I was youngggggggg. . .
ReviewAls Support waren POLARKREIS 18 engagiert, die gerade einen Publikumspreis gewonnen hatten und - ganz in weißer Deko – eine recht gute Figur machten, auch wenn der Durchbruch mit „Allein allein“ erst ein Dreiverteljahr später folgen sollte.
Schlagzeuger Jimmy Chamberlin (original Mitglied), Gitarrist Jeff Schroeder, Bassistin Ginger Reyes und Keyboarderin Lisa Harriton komplettierten mit Superdickkopf Billy Corgan anschließend die 2.0 Version der SMASHING PUMPKINS, die ein erstaunlich ruhiges aber homogenes Set spielten. Damit soll aber kein falsches Bild entstehen: natürlich kamen auch genügend laute Passagen zum Einsatz. Der Gesang war exzellent. Für mich das erste Pumpkins Konzert – und das gleich im Sitzen. Immerhin erste Reihe, so konnte man von oben alles prima sehen. Da ich seit Januar einen Gipsarm hatte, war ich diesmal ganz froh über diese Gelegenheit auf dem Balkon der Jahrhunderthalle. Glatzkopf Billy Corgan kam im langen Rock aus Silber, stand oft am Klavier im Mittelpunkt und war recht gut gelaunt, wenn auch etwas wortkarg. Ein paar eingestreute buntgemischte Coverversionen (manchmal auch nur angespielt) komplettierten das Set aus vielmehr alten Hits anstatt neuen Titeln der aktuellen „Zeitgeist“ Scheibe. Dass Billy Corgan ein Iron Maiden Fan ist, weiß man nicht zuletzt seit dem „Spun“ Soundtrack, für den er als DJALI ZWAN ein paar großartige Metalcover im Akustik-Gewand interpretieren konnte. Insgesamt präsentierte die Band ein recht langes Live-Set (allein das Stück der Zugabe war 20 min. lang und ging nochmal richtig in die Vollen), das alle Facetten der Pumpkins abdeckte und uns zufrieden in den kalten Februar hinausbegleitete.
• Porcelina of the Vast Oceans • Behold! The Night Mare • Bring the Light • Tonight, Tonight • Mayonaise • Try, Try, Try • Superchrist • (Come On) Let's Go! • Stellar • Perfect • Lily (My One and Only) • The Rose March • Today • Tarantula • Stand Inside Your Love • Ava Adore • Drown • Bullet with Butterfly Wings • 1979 • That's the Way (My Love Is) • My Blue Heaven (Gene Austin cover) • The Everlasting Gaze • Cash Car Star / Easy Livin' (Uriah Heep Cover) • Foreplay (Boston cover) • For What It's Worth (Buffalo Springfield cover) • Wasted Years (Iron Maiden cover) • Zugabe: United States
ReviewEs gibt sehr viele Sitzplätze im Capitol, zum Glück hatte ich aber keinen und konnte mir in den Rängen rundherum einen guten Platz aussuchen. Irgendwie ein unwirkliches Jahrzehnt für ein Ultravox Konzert – seit den Endachtzigern hatten sie so in Originalbesetzung (!) auch nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden. Midge Ure wirkte in seinen Rollkragen-plus-Jackett eher wie ein Steuerberater, aber holla die Waldfee - der Mann hat noch eine perfekte Stimme. Selbst bei "Vienna" gab es keine Alterserscheinungen oder tiefere Ausweich-Stimmlagen, da sitzt jeder Ton! Und das besser als früher. Ich war verblüfft. Ich fühlte mich in meine Jugend zurückversetzt, wo meine Freundin und ich Fernsehauftritten hinterhergejagt sind, um bloß nichts zu verpassen. Zuletzt bei Live-Aid! Als der Gig mit "The Voice" beendet wurde und 3 Leute vorne am Bühnenrand wie auf den besten Liveaufnahmen gleichzeitig auf die Percussion eingedroschen haben, war ich glücklich, das mal "in echt" nachgeholt zu haben. Besser gings nicht. Der Merchstand quoll über mit Tassen, Postern, Tonträgern und Shirts.
Vorband war eine Frau mit elektronischer Geige, die man vielleicht in eine "Fantasy-Art"-Schiene stecken konnte: Sonja Haering.
New Europeans
Passing Strangers
We Stand Alone
Mr. X
Visions In Blue
The Thin Wall I
Remember (death in the afternoon)
Astradyne
Rage In Eden
Lament
Hymn
One small Day
All Stood Still
White China
Vienna
Reap The Wild Wind
Dancing With Tears In My Eyes (in einer art „Rammstein-Version“)
Zugaben: Love‘s Great Adventure / Sleepwalk / The Voice
ReviewLange Zeit war es das Konzert, was mich tief beeindruckt hat, wie man Video-Art mit der Live-Performance SOOO perfekt auf einander abstimmen konnte, dass es auf die Sekunde mit Typo und abstrakten Zeichnungen passt. Ich glaube nicht, dass es alles per Click hruntergeschrubbt wurde, sondern dass die Band einen sehr fähigen Video-Artist dabei hatte, der einfach wusste, was wo platziert werden muss. Die Band erzählt vom Vortag, dass sie auf Sightseeing in Heidelberg am Schloss waren und dummerweise ihre Fotokamera beim leichtsinnigen Herumklettern den Abhang heruntergestürzt ist. Darüber waren sie sehr traurig, weil einiges verlorenging, aber trotzdem haben sie überall ihr Publikum fotografiert, so auch hier. Wer jemals diese Kamera finden sollte, kann sich glücklich schätzen.
ReviewGlasgow Sternchen in Frankfurt mit immer mehr Deutschkenntnissen, Hut ab - nur wenn sie auf der Bühne englisch/schottisch reden, versteht man kein Wort - haha. Aber hervorragend klappt das beim Singen - was will man mehr? ???? Ein großartiges begeisterungsfähiges Publikum auch (und die Bühne - Hammer!) Ich glaub die Jungs waren von uns beeindruckt. Der Auftritt hat uns alle mehr mitgerissen als ursprünglich erwartet... ergriffen, spaßig, aber auch sehr traurig zugleich...
ReviewDie Reihe der unglaublich guten Konzerte reisst dieses Jahr nicht mehr ab - und es ist erst ein Viertel rum! Archive gaben mal wieder alles, waren sehr präzise (wie kriegen die dieses Timing hin?), gut bei Stimme (mehrstimmig) und hatten ihre Sängerin mitgebracht, den Rapper diesmal nicht. Trotzdem sind 7-8 Leute auf der Bühne. Die Farbe des Abends war klamottentechnisch definitiv Schwarz, no other possibility. Beim Sänger spannte das Hemd zwar mittlerweile etwas über den Bauch, dafür lässt er die Haare wieder wachsen :-) Und der Keyboarder hat eine sehr unterhaltsame Macke, die uns an schnell getaktetes "Schlag-Tourette" ins Gesicht erinnerte *g*. Der Sound war brilliant, besonders das Schlagzeug sehr differenziert. Obwohl die Lautstärke hoch war, konnte man die Ohrstöpsel weglassen, um alle Nuancen auch einzufangen. Es wurde viel von der letzten Scheibe gespielt, aber auch Klassiker wie "Fuck U", ohne danach verlangen zu müssen. Die Begeisterungsstürme übertrugen sich auch auf die Musiker, die gern nochmal für Zugaben rauskamen und dem Publikum applaudierten. Archive sind live immer eine Bank, superklasse. Herauszuheben ist auch noch die Lightshow im neuen Schlachthof, die das Publikum noch mehr ins Bühnenbild einbezieht.
Support war ROBIN FOSTER mit gut aussehender Band, dessen Klangteppiche teils an ruhige Filmmusik teils an laute Gitarren-Shoegazing-Wellen erinnerte. Komplett instrumental stört hierbei überhaupt nicht. Die Zuhörer waren begeistert, einige kennen ihn schon aus der Zusammenarbeit mit BIRDPEN, die ja wiederum mit ARCHIVE zusammenhängen... Robin Foster beglückte vor Freude auch noch jemanden aus dem Publikum mit einer geworfenen Gratis-CD. Live ist die Musik aber noch wesentlich kraftvoller, sie benötigt doch eine gewisse Lautstärke.
"Am Tag als Winnetou starb" bewegen wir uns in Richtung Berlin, um ein sommerliches Open Air Konzert in der historischen Festung der Zitadelle Spandau zu erleben. Sehr angenehmes Ambiente, viele alte Fanshirts (ich hab auch mein altes „Angel Dust“ Tour Shirt von 1992 rausgekramt) und kein böses Gedränge. Das heiße Wetter hält sich, nur der Support-Act bewirkt leichte Eiseskälte: ANTHONY PATERAS (seineszeichens australischer Avantgarde-Komponist, optisch ein junger Woody Allen) setzt sich an den Flügel und hämmert uns penetrante 25 Minuten (1 Song!) 2 schnellgespielte abwechselnde Töne mit 2 Fingern um die Ohren, die über die Tastatur verteilt werden. Das Publikum fällt von einem belustigten „WTF?“ schnell in ein Pfeifkonzert, es hagelt Mittelfinger und ironische „Zugabe“-Rufe. Dann ist es still und er tritt ab. Na danke. Auch wenn MIKE PATTON in Vergangenheit schon mal ein Projekt mit ihm zusammen hatte, ist dies wirklich kein Grund, den armen Kerl (und uns, dem undankbaren Pack) mit so einer Support-Aufgabe zu quälen. Überflüssig für ein Rock Open Air.
Dann beginnt das große Warten. Im Hintergrund läuft die komplette Best-Of Henry Mancini 1x durch, von „Breakfast at Tiffany’s“ bis „Pink Panther“ etc. Auf der Bühne sieht man nur weiß verhangene Instrumente & Verstärker und weiß gekleidete Leute, im Hintergrund ein riesiger weißer Vorhang ohne Logo. Dann werden zu den Klängen von „Loaded“ von Primal Scream sowie „Hallelujah“ von den Happy Mondays auf einmal große weiße Blumenkästen mit knallbunten Blumengestecken hereingetragen. Hippie-Rave-Zeiten lassen grüßen und viele zücken verwundert die Fotoapparate. Das Blumenmeer wird immer größer, viel Platz ist nicht mehr, es sieht mittlerweile aus wie auf Michael Jackson’s Beerdigung – und in der Mitte steht ein einzelnes goldenes Mikro. Kurz vor 21:00 tut sich dann endlich was, unzählige gutriechende Tüten sind schon rumgegangen. FAITH NO MORE kommen unter großem Applaus ebenfalls komplett in weiß auf die Bühne und beginnen grinsend mit „Motherfucker“. BÄM. Danach ein in der Tat recht aggressives „Be aggressive“. Ein paar Deutschversuche seitens Mr. Patton dürfen natürlich auch nicht fehlen, ob „Schpandaaaauuuu!“, „Schweinepriester“ oder „eins zwei drei vier“-Anzählern, das hat er schon immer gern gemacht. Aber die Frage „Do you like this Hippie-Shit?“ steht ebenfalls noch zur Debatte. Sie kramen in der Hitkiste, lassen das Publikum auch mal komplett alleine weitersingen („Midlife Crisis“), um gleich danach einfach den Style innerhalb des Songs zu variieren und sie streuen ein dutzend Lieder der neuen Platte ‚Sol Invictus’ ein. Patton greift auch mal zum Schellenkranz, zum Megaphon oder zum Old-School Mikro. Einmal versucht die Band ein richtiges „Ommmmmm“ anzustimmen, bei dem das Publikum mitmachen soll („this is an E – please hold it for a while“), während er a capella Didgeridoo-Geräusche macht. Seine Stimme ist in den Songs heute allgemein etwas rauher, er schreit mehr als dass er liebliche Melodien zum besten gibt, aber das wollen die meisten auch so. Natürlich gibt es bei „I’m easy“ das volle Stimmvolumen nebst Spiegelkugel-Einsatz & alles in lila, als das Tageslicht sich rötlich dem Ende neigt. An Charisma hat er wirklich nichts verschenkt, der Mann wirkt immer edler mit dem Alter und haut trotzdem in die Vollen. Dass er ab & zu auf Easy Listening steht, beweist dann auch ein Burt Bacharach Cover Song und in der eigenen Bandgeschichte gehen sie selbstredend bis zu „We care a lot“ zurück, aber nicht ohne darin einen kleinen Gimmick der neueren Hitparade einzubauen, da die Zeile „it’s all about that bass, bout that bass“ von Meghan Trainor prima in den Rhythmus passt. Spaß haben definitiv alle, die historische Location am Burggraben wird von der Band gelobt, nur der Sound lastet mir persönlich ein wenig zu penetrant auf den höheren Mitten. Die Boxen sind sehr durchdringend (an allen Positionen), aber insgesamt nicht dramatisch. Gelohnt hat es sich auf alle Fälle – es hätte nur ein wenig länger dauern können, trotz Zugaben kommen sie auf knappe anderthalb Stunden. Bei einem Abschluss-Getränk auf dem Vorplatz treffen wir meinen Lieblings-DJ aus der Clubkeller-Heavy-Lounge, auch extra aus FFM angereist. Der „Ashes to ashes“-Refrain frisst sich die ganze Nacht über in meinen Hirnwindungen fest, trotzdem wir noch bis 3:00 Uhr bei Freunden in Berlin eine häusliche Singstar-Session bei Krimsekt abhalten ☺
Setlist:
Motherfucker / Be aggressive / Caffeine / Evidence / Epic / Black Friday / Spirit / Midlife crisis / Everything’s ruined / The gentle art of making enemies / I’m easy / Last cup of sorrow / Separation anxiety / Matador / Ashes to ashes / Superhero / Sol invictus / This guy’s in love with you / We care a lot / From the dead
Ach so, ja, das Champions League Finale findet zeitgleich in Berlin statt, singende Trikots sieht man überall. Barcelona gewinnt gegen Juventus Turin. Na dann: Prost.
ReviewWas für ein fetter Sound. Jeder tiefe Ton rüttelt uns von den Fußsohlen bis zur Kopfhaut wach. Aber auch der Rest klingt richtig gut und differenziert, volle Pulle - und das den ganzen Abend. Es ist der Abend der Gesangsemotionen. Schon die Vorgruppe THE TWILIGHT SAD aus Glasgow punktet dermaßen mit einen adrenalingeladenem Sänger, dass man meint, der bricht nach dem Auftritt hinter der Bühne zusammen... Da kommt alles von Herzen: Dankbarkeit, Leiden, emotionale Kopf- und Handbewegungen, Festhalten am Mikroständer, Aufstampfen, Hinhocken, Tick-artige heftige Schreie ohne Mikro, Zuprosten, Freude, und dabei eine melodiöse klare Stimme, die auch mal in gälisch singen kann. Der Mann gibt alles für die Musik, in der es Rock, Gruftie, Indie, Postrock, Shoegaze, Folk und Wave-Elemente gibt. Klassische Besetzung plus Keyboard, bärtige Rothaar-Schotten plus einem charismatischen Ian-Curtis-Leptosomen an der Front. Wir sind am Ende selber völlig fertig & durchgeschwitzt vom Mitfiebern („Oh Gott, der Arme!“). Ich kenne die Band schon seit 2008 (auffällig waren schon damals die langen Songtitel, zB „Here, it never snowed. Afterwards it did.“ –what? Oder gern widersprüchliches wie „I could give you all that you don’t want“), aber man meint, die freuen sich immer noch als Newcomer wie die Schneekönige über Zuspruch aus dem Publikum. Auch der Schlagzeuger schlägt die Hände vor’s Gesicht beim Abschluss-Applaus. Aber der Sänger kämpft einen ständigen Kampf mit sich und der Welt. Ergreifend.
Ebenso zufriedenstellend war es, ENDLICH mal ein RICHTIGES EDITORS-Konzert mitzuerleben, das ebenso emotional daherkam, nachdem ich vor 1 Jahr aus Krankheitsgründen innerhalb der Band eine eher abgespeckte Variante auf dem Rolling-Stone-Weekender erleben durfte – als Akoustikset! (jaja, ich weiß, viele fanden sowas charming, ich jedoch war davon etwas gelangweilt. Punkt.). Diese Band braucht den Bombast. Den Wumms, den Sound, die Lightshow, die Keyboards, die Stromgitarre, die Nebelmaschine, damit das richtige Feeling rüberkommt. Und dazu der Prince Charming im weißen Hemd & schwarzer Hose, der sich mächtig ins Zeug legt, um gesanglich und gestikulierend zu glänzen. Von rauh, düster & zerbrechlich bis euphorisch melodisch. Ob mit oder ohne Gitarre und natürlich zwischendurch am Klavier. Ich weiß, viele haben ihnen in letzter Zeit vorgehalten (und den letzten beiden Scheiben merkt man es leider auch an), sie wären die neuen U2 und zu sehr Mainstream geworden. Aber live ist das eine ganz andere Nummer. Meine Meinung. Hat sich gelohnt. Ok, bei "Formaldehyde" konnte ich meinen Platz ziemlich weit vorne nicht mehr verteidigen und habe mich nach hinten gestellt, Eindruck: dort war der Sound sogar NOCH besser. Als einziges Lied hat mir ein „2 hearted spider“ gefehlt, dann wäre es perfekt gewesen. Großes Kino anyway.
ReviewHeiß, heißer, Bett! (Hm, klingt gar nicht so ungewöhnlich *g*), aber heute ist es wirklich heftig voll und vor allem heiss drinnen. Da hält es niemanden länger als nötig in den 4 Wänden (an denen es bestimmt heruntertropft), die Klamotten sind eh durch am Ende des Abends. Da wundert es auch nicht, dass trotz riesiger Begeisterung keine Zugabe gefordert wird, die Leute wollen schnellstens an die Luft. Die Band vielleicht auch. Vorher hat sich der glatzköpfige Sänger der BRONX zu 80% des Konzerts im Publikum aufgehalten und von dort gesungen, geschrien und zum Pogo angestachelt, was natürlich extrem gut ankommt. Am Anfang hatte auch schon FRANK CARTER zum "Circle of Death"-Moshpit aufgefordert, weil ja „in Deutschland die Leute immer so extrem abgehen können“. Gesagt, getan. Allerdings ist das Bett halt pickepacke eng (von 140 angekündigten Vorverkaufskarten kamen 260! Hoppla :-) (aber es freut mich ja eher, dass der Zuspruch für’s Bett so groß ist und außerdem passt es zum Hardcore.) Viele grölen schon bei der Vorgruppe mit, das hat man nicht so häufig. Der kleine volltätowierte Brite im weißen Blumenanzug (den findet er selber lustig) aka FRANK CARTER (ex-GALLOWS-Frontmann) holt zwar manchmal beim Reden zwischen den Songs zu sehr aus, was die ohnehin kurzen Stücke noch minimalistischer erscheinen lässt, für eine folgende gefühlte Minute Musik. Auch über Politik, Dummheit, Tod und eigene Lebensumstände hat er einiges zu erzählen. Er sagt von sich selbst, dass ihm der Ton-Ing beim Sabbeln lieber den Saft vom Mikro drehen sollte (was der auch prompt umsetzt und für große Lacher sorgt - so schnell hat das seiner Meinung nach noch keiner hingekriegt!) Leider habe ich akustisch an der Bühnenseite nicht mitbekommen, über welche deutsche Band er mit Daumenzeichen abstimmen will, die ihm immer wieder empfohlen wird und die das Publikum eindeutig als Daumen-runter bewertet, nicht nur weil jemand aus dem Publikum in den 90ern schon das Vergnügen mit denen als Live-Kollegen hatte. Kann mich da jemand im Nachhinein aufklären? Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht, dem heftigen Treiben schon beim Support zuzusehen, das mit einem „I hate you“ als Mitsing Statement abschließt, bevor es für die Band daran geht „in 10 Minuten glücklich besoffen zu sein und in Ruhe bei THE BRONX abfeiern zu können, nachdem alle Besucher natürlich so viel Geld wie möglich am Merchstand für passende Shirts oder Scheiben gelassen haben!“. Kann man machen. Die RATTLESNAKES selbst gibt es erst seit anderthalb Jahren, demnach dürfte der Backkatalog nicht allzu teuer sein. Allerdings denke ich, dass es bei der Musik mehr Spaß macht, den quirligen FRANK CARTER dabei auch zu sehen.
Die Pause ist kurz, man schafft gerade noch ein erfrischendes Bierchen draußen, bevor der Wahnsinn drinnen weitergeht. THE BRONX aus Kalifornien (die seit Jahren alle ihrer Alben einfach stoisch mit „The Bronx“ betiteln) hatte ich zum 1. Mal als Support für DANKO JONES vor bereits 12 Jahren gesehen. Dazu hatte es auch schon gepasst, ein paar mehr Hardrock-/Metalriffs sind schließlich dabei. Anfangs ist Sänger Matt wie gesagt gar nicht zu sehen, da er sich ne halbe Stunde lang mitten im Publikum befindet und die Band auf der Bühne den Soundtrack dazu liefert, wie das Publikum ihnen den Rücken zukehrt. Lustig. Dem Gitarristen reißt ne Saite, er lässt sie einfach runterhängen, braucht er nicht mehr. Das Bier fließt auch auf der Bühne, der Sänger trägt ein Shirt mit dem Spruch „This is what a really cool grandma looks like“. Man kann heute prima stagediven, die Leute verschmelzen mit der Musik, der Punk geht ziemlich ab und man sieht in viele grinsende Gesichter, Händeabschlag. Ein Abend mit viel Interaktion, viel Flüssigkeit und viel Spaß auf beiden Seiten. Auch wenn einem die Songs gar nicht so unbedingt alle geläufig sind.
ReviewDen Vorabend des Feiertags kann man am besten mit einem kleinen ruhigen Konzert starten. So spielte das LOLA RACING TEAM als Vorspeisen-Duett ein paar Rock & Pop Klassiker aus den vergangenen Jahrzehnten; angefangen bei "Bigmouth strikes again" (Smiths) über Tears For Fears oder auch den Foo Fighters in Akoustikversionen, die spontan in der letzten Zeit entstanden waren. Zu zweit mit Wanderklampfe - das kann man auch mal im Sommer locker einstudieren, wenn man mit nem Fläschchen Wein am Main sitzt.
Sabrina von STEREOBLONDE brachte ebenfalls ein Akousticprogramm mit ihrer Band, aber dafür allerdings ausschließlich eigene Songs mit, die sie ansprechend im Minikleid mit wallendem Mantel & High Heels vortrug. Auch ein Song, den sie für Kim Wilde zum 50. Geburtstag schrieb war dabei, ein Extra-Mikro, mit dem man die Stimme loopen konnte kam manchmal zum Einsatz, es wurde im Publikum mitgesummt und es wurde sogar ganz "zdf-Hitparaden-like" ein dicker Blumenstrauß auf die Bühne gereicht, da es ihr 15-jähriges Jubiläum war. Als die Tresenkraft von oben auch noch eine kleine Torte mit brennenden Kerzen herunterbrachte (für den Gitarristen zum Geburtstag) war klar: hier läuft eiin "netter Abend unter Freunden", bei dem fast jeder im Publikum mindestens einen der Musiker persönlich kennt... relaxed.
1.) Man nehme ein "SunnO)))" + ein "Sugar" Konzert und multipliziere mal3 mit den "Einstürzenden Neubauten", ziehe Songstrukturen und Melodien ab, addiere Alkohol und Killerphantasien (typische Handbewegung zur Halspartie) und erlöse uns von dem Bösen = NOISEfaktor eines Swans Konzerts.
2.) Verabschiede dich trotzdem von deinem Trommelfell, du wirst es nicht mehr brauchen. 2 Schlagzeuger sind in der Lage das zu zerstören was eine komplette Band auf fast nur 1 Ton von sich gibt (1 Song = ca. 45 Minuten Dauerdröhnen).
3.) Nimm alle losen Plomben aus dem Mund oder fülle ihn gleich komplett mit Bauschaum aus.
4.) Knochenbrüche, die weniger als 3 Jahre zurückliegen, sollten vorsichtshalber neu geschient werden.
5.) Gehe aufs Klo und beobachte was tiefe Frequenzen mit einem Flüssigkeits-Strahl anstellen können.
6.) Beobachte das gleiche im Magentrakt, falls du so dumm gewesen sein solltest, ein Getränk zu bestellen.
7.) Ziehe eine möglichst weite Hose an, um das Flattern vom Bass um die Beine zu spüren.
8.) Binde deine Haare zusammen.
9.) Wenn du dich vor dem Schlafengehen immer noch so fühlst als säßest du in einer Höhle, über die gerade Panzer fahren und gleichzeitig vor dem Eingang ein Ufo startet, dann ist das normal und dauert höchstens noch 3 Tage an.
10.) Der Gig in Venedig bzw. Pompeji wird nicht stattfinden.
Support: LARSEN (aus Italien) haben sich mit Annie Anxiety zusammengetan, die wirkt wie eine kleine alte Jazz-Diva mit Kopftuch, Handstock und riesengroßen Augen, so als hätte sie gerade 2 Flaschen tiefsten Rotwein und eine ihrer Voodoo-Puppen verschluckt. Dementsprechend tief ist ihre Stimme, verruchter Auftritt. Die Band benutzt die unterschiedlichsten Instrumente um Klänge zu erzeugen und durch Annie wissen wir nun: selbst auf einem Krückstock kann man Musik machen!
• To Be Kind
• Just a Little Boy (for Chester Burnett)
• Coward
• She Loves Us
• Oxygen
• The Seer / Toussaint l'overture
ReviewZu MOTÖRHEAD geht man aus Kultgründen, soviel ist eh klar. Daher war es auf jeden Fall gut, nochmal dabeigewesen zu sein. Lemmy’s Kräfte schwinden, auch sein Gesang ist manchmal nur noch bruchstückartig oder sehr leise zu vernehmen, oft beschert das Mikro Rückkopplungen, er nuschelt noch mehr als sonst und hört sich redend an wie ein 95-Jähriger, ich verstehe kaum, was er zu sagen hat, auch er äußert sich zum Terroranschlag vor 2 Wochen. Mir schwant, dass sein Haltbarkeitsdatum langsam überschritten ist, trotzdem wird er sich durchbeißen und niemals als „last man standing“ aufgeben. Soviel steht fest. Und dafür lieben alle den (bedenklich abgemagerten) Haudegen. Vielen Leuten im Publikum sieht man die „ich-fürchte-der-macht’s-nicht-mehr-lang“-Miene an. Kein einziger Crowddiver ist zu sehen, noch nicht mal bei „Ace of Spades“, kein Moshpit, und das in einer ausverkauften Halle. Lemmy bewegt sich ebenfalls nicht von der Stelle. Es gibt sicher gute Gründe, warum der Drummer auf einem erhöhten Podest angestrahlt wird und ackert wie ein Tier. Nicht erst als er von Lemmy als „The best drummer in the world“ angesagt wird. Qualität ist Qualität, er wird mit spektakulärem Lichtgewitter angestrahlt und das Drumsolo ausgereizt. Und auch der Bomber, der hat’s rausgerissen! Gute Idee mit der Lichttraverse, die zum beweglichen Flugzeug umfunktioniert ist und mit Motoren- und Schußgeräuschen & Nebelschwaden begleitet wird. Der Opener ist natürlich ebenfalls „Bomber“. Großes Gejohle und viele Fotos. Die Fans lieben ihre Band, keine Frage und das darf man auch. Wir haben jedenfalls in der Gruppe allemal Spaß. Und Bier. Am heutigen Abend gibt’s jedenfalls das Phänomen Männer-gehen-aufs-Frauenklo, weil die Schlange nicht so lang ist! Als Zugabe gibt’s akustisch den „Whorehouse Blues“ und dann reißt der Bomber (hoffentlich knallt der nicht irgendwann mal runter) nochmal soundtechnisch die Hütte ab und lässt uns mit fiesem Fiepen&Dröhnen zurück. Der Satz „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll!“ kam diesmal fast wie „ups, vergessen“ erst ganz am Schluß. Aber Rituale müssen sein ;-)
Ich hatte mich außerdem so gefreut auf ein Double-Feature zusammen mit GIRLSCHOOL, sie hätten doch endlich den gemeinsamen Hit „Please don’t touch“ zusammen singen können! Haben sie aber nicht. Die Gelegenheit gibt’s sicher nicht noch mal. Zu schade. Als Opener rocken GIRLSCHOOL ganz gut los, fast in Urbesetzung der Anfang-80er, eine von ihnen lebt nicht mehr. Der Sound ist nicht besonders, das große Schlagzeug dürfen sie nicht benutzen. Das „999 Emergency“ gegen Ende hat Wiedererkennungswert.
Bei SAXON als 2. Vorband sieht das schon etwas anders aus, die haben mich positiv überrascht. Auch wenn ich nicht zur Spacken-Metal-Fraktion gehöre, es macht tatsächlich Spaß, die alten Recken mit den Jodelstimmen und häßlichen Klampfen in Heavy-Metal-Thunder Rauchsäulen aufgehen zu sehen. Sänger Biff ist von der begeisterten Menge sehr erfreut „This is a fucking big venue, feels like Wacken!“ und lässt uns am Ende über die noch zu spielenden Songs mit Applausometer „abstimmen“. Allerdings sicherlich nur aus Show, denn woanders gewinnt komischerweise auch das lahmere „Crusader“ gegenüber anderen Hits wie zB „The band played on“. Egal. The kids had fun. Und die Stimme hat der Herr mit dem Namen eines Badreinigers bei weitem noch nicht verloren. Ich wünsche Lemmy und den Schmökern, dass sie so lange durchhalten, wie sie es möchten. Nach der kleinen gesundheitlichen Einbruchsphase im letzten Jahr war nicht unbedingt zu erwarten, dass sie so schnell wieder Leistung bringen. Davor muss man schon den (Cowboy-)Hut ziehen.
Update: Einen Monat später ist Lemmy gestorben. Rest in Rock.
Playlist Motörhead: • Intro • Bomber • Stay Clean • Metropolis • When the Sky Comes Looking for You • Over the Top • The Chase Is Better Than the Catch • Lost Woman Blues • Rock It • Orgasmatron • Doctor Rock (With drum solo) • Just 'Cos You Got the Power • No Class • Ace of Spades • Encore: • Whorehouse Blues (Acoustic + band introductions) • Overkill (Featuring the Bomber plane)
ReviewDie gesamte frankfurter Krautrock-Prominenz geht mal wieder zusammen ins «Bett». Ein paar Neu-Progger dürfen auch kommen, aber ein aufgeschnappter Publikums-O-Ton „Ist hier irgendjemand jünger als ich?“ hat schon so seine Berechtigung. Das Konzert der Franzosen: ein Pflichttermin, dessen Empfehlung auch ich mich zum ersten Mal anschließe. MAGMA entstand in meinem Jahrgang, genau wie KING CRIMSON (die so einige Leute aus dem Publikum erst vor einigen Wochen live gesehen haben dürften, darauf kann man sich einigen) und mich erwarten merkwürdige Dinge. Jazziges, Rockiges, Experimentelles, Chorales, eine Phantasiesprache und laaaaange Stücke - oder wie ein Bekannter mir vor der Tür erzählt: „Naja, ich hab sie zuletzt 1979 gesehen. Die spielen 2 Stücke, dann dürfen wir Zugabe klatschen und dann spielen sie noch 1 Stück. Fertig.“ ☺ Und genauso war’s! Sie sind Pioniere des Progrocks, haben ein hohes Standing bei ihren Fans („Hallo, ich bin Volker und bin extra für dieses Konzert aus Bielefeld angereist!“ – ja, ähm, wo war das nochmal? Hihi.), der letzte Auftritt von ihnen in FFM soll wohl in den späten 80ern gewesen sein, falls ich die Ansage richtig verstanden hab. Schlagzeuger CHRISTIAN VANDER (fast 70) ist übriggebliebenes Gründungsmitglied, gehört zu den besten 100 Schlagzeugern der Welt und hat sein erstes Drumset von Chet Baker geschenkt bekommen. Die Kompositionen sind zum größten Teil von ihm selbst und man merkt die Liebe zu hippieskem Schwurbeln, sowie zur Ernsthaftigkeit (ein Albumcover aus den 70ern ist von HR Giger), zu diversen Jazzgrößen oder auch zu klassischer Musik wie zB Carl Orff. Außerdem hat er einen eigenen experimentellen Solo-Gesangspart, was bei Drummern ja eher unüblich ist. Ich muss stilistisch ein paar Mal an EMBRYO denken, (ebenfalls ein musikalischer Familienbetrieb, bei MAGMA singt Ehefrau Vander mit). 7 Leute stehen auf der Bühne, allein 3 am Gesang, dazu Drums, Bass, Gitarre, div. Keyboards und ein Vibraphon. Zum Glück sind keine Blasinstrumente an Bord, solche Töne werden ausschließlich vom bärtigen Tastenmann mit der Pudelmütze erzeugt, den ich meist nur von hinten als Silhouette zu sehen bekomme. Das Bett ist trotz teurer Tickets sehr voll, die Musik groovt streckenweise erstaunlich gut, blubbert richtig nach vorn und hat auch laute Passagen, live bringt das mehr Dampf als auf Platte. Der Bassist verbiegt sich oft, der Gitarrist verzieht grinsend das Gesicht und der Mann am Vibraphon im MAGMA-Shirt legt sich mit bis zu 4 Klöppeln gleichzeitig mächtig ins Zeug und holt sehr weit aus. Viele begeisterte Zwischenquietscher und Applaus gibt’s aus dem Publikum. Doch doch, das hatte schon alles eine Klasse für sich, qualitativ guter Gig, auch wenn mein Jazz-Pensum für dieses Jahr nun voooorerst gedeckt sein dürfte. ;-)
Setlist: 1. Theusz Hamtaahk / 2. Mekanik Destruktiw Kommandöh / 3. Zombies
ReviewNatürlich ein MUSS, wenn man ein eingefleischter Rockfan ist und Lemmy-Lookalikes in der Agentur rumlaufen, die auf jedes Motörhead Konzert fahren, da steigt man doch einfach mal mit ein unter dem Motto „muß man mal gesehen haben“. „Everything louder than everything else“ kann ich aufgrund anderer extremerer Konzerterlebnisse zwar NICHT unbedingt unterschreiben, aber es gab schon mächtig auf die Ohren. Um uns herum jede Menge Kuttenträger mit Aufnähern (zum Teil mit richtigem Klischee-Verhalten zB Jägermeister-Flasche schwenkend), ansonsten kann man diejenigen Leute an einer Hand abzählen, die KEIN Shirt mit Motörhead Logo anhaben. Diese Band hat so viel Merchandise-Potential wie kaum eine andere, und das seit Jahrzehnten.
Im Vorprogramm die tollen MONDO GENERATOR mit etwas mehr Stoner-Attitüde (geplant waren eigentlich CORROSION OF CONFORMITY, aber die mussten wegen Hurricane Katrina absagen), sowie ganz am Anfang die unbekannten SLUNT mit einer Lemmy-typischen Frontfrau, die mit jeder Menge "fuck-" Wörtern um sich schmeißt.
Während unsere Jungs relativ bald mit ihren angereisten Kumpels in der Menge verschwinden (alle 10 Minuten nach „Orgasmatrooooon“ verlangend *g*) geben wir Mädels uns den Moshpit lieber nicht aus der Nähe, sondern aus sicherer Seitenansicht, was vollkommen ok ist und genauso rockt. Lemmy hat in diesem Jahr ein paar Schwächen gezeigt, somit spielen Motörhead den Gig sogar mit Akustikversionen zuende, und nein, "Orgasmatron" kommt leider nicht mehr, aber trotzdem sind alle zufrieden. Wie jedes Jahr. We-are-Motörhead-and-we-play-Rock'n'Roll-Lemmy (kurz vor seinem 60. Geburtstag) hält eh durch und gibt nicht auf, bis er tot von der Bühne kippt. Da kann man gepflegt einen drauf lassen... trinken...whatever... *g*. Und wir fahren dekadent von Wiesbaden nach Frankfurt mit einem Kollegen, der sich das leisten kann im Taxi nach hause. Darf man auch keinem erzählen...
Doctor Rock
Stay Clean
Shoot You In The Back
Killers
Metropolis
Over The Top
No Class
I Got Mine
Twenty See
Dancing On Your Grave
Louie Louie
R.A.M.O.N.E.S
Sacrifice
Drum Solo
We Got The Power, You Got The Right
Going To Brazil
Killed By Death
Iron Fist
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Whorehouse Blues (Unplugged)
Ace Of Spades
Overkill
ReviewEin Tip meiner lieben Vinyl-Nerd-Fraktion entpuppt sich mal wieder als extrem empfehlenswert, beide Bands sind mir vorher gänzlich unbekannt. Der sogenannte Co-Headliner ORDER OF ISRAFEL kann meinem Gusto nach zwar nicht so ganz überzeugen, jedoch scheinen einige wegen ihnen gekommen zu sein. Im Schlaghosen-Jeans-Look beginnen wir den Abend mit vielen langen Haaren, die in die Höhe fliegen – zumindest auf der Bühne. Dieses Motto bleibt dann auch den Rest des Abends so *g*, ansonsten ordne ich die Musik von ORDER OF ISRAFEL eher als Metal ein. Doom – naja, nur ansatzweise. Ein paar okkulte Elemente im Logo und der Bühnendeko sehe ich hier, man reckt sogar einen großen Kreuzzug-Stab in die Luft, so richtig böse, eeeevil, doomig ist das aber irgendwie nicht. Die Musik schwankt sehr in die Retro-Ecke, nur mit zu langsamen Slo-Mo-Riffs, die sich so wie der etwas uninspirierte Sänger zu oft wiederholen. Einige Leute mögen das, andere äußern erste Ermüdungserscheinungen. Ein großer Fan werde ich nicht werden. Danach YEAR OF THE GOAT hingegen können mich durchaus als solchen verbuchen. Da kommt eine viel größere Bandbreite an Musik auf die Bühne, die nicht nur die Anzahl der Gitarristen (3) vergrößert, auch ein „Unheilig“-dreinblickender Tastenspieler (u.a. Melotron) zelebriert sein Erscheinen, so wie der etwas bucklige Sänger mit den langen schwarzen Haaren und den Tattoos. Alle in schwarz und in Unwissenheit, wo sie sich gerade befinden („well, you lose track sometimes with these things...“ – „Wiiiiiesbaden! It’s the beautiful Wiesbaden! You will remember it!!“ – tönt’s aus dem lachenden Publikum), aber sie bedanken sich artig, das so viele gekommen sind an einem Dienstag. Besonders live sind YEAR OF THE GOAT mit 6 Leuten auf der Bühne einer schönen Erinnerung wert, sie wollen auch gern „evil“ wirken, sind aber meiner Meinung nach Könner des ProgMetal. In jedem Takt stecken Melodien, ach, aus jeder Pore strömt etwas melodisches, während der Sänger auf Platte manchmal fast wie MUSE singt, ist das live etwas anders - sehr abwechslungsreich, stimmig und griffig klingt das alles. Dargeboten wird alles querbeet von der 1. EP bis zur neuen LP. Immer mit viel Gitarrenpower, auf- und abschwellend, mitwippen und headbangen erwünscht. Ein Club der Langhaarigen auf der Bühne, der ebenjene Metalmatte abwechselnd hängenlässt oder im Takt hochschmeisst. In manchen Melodiefolgen & Songstrukturen erinnern mich YEAR OF THE GOAT an GHOST, sehr angenehme aber rockige Wohlklang-/Harmonie-Musik, die allein durch die okkulte Optik dem ganzen einen böseren Touch geben soll, nur ohne übertriebene Verkleidungen. Das Progger-Herz des Zuschauers kann sich währenddessen rundum in Ohrenschmaus suhlen. Klasse gespielt, klasse Band. Würde ich mir durchaus nochmal ansehen. We don’t fear the reaper. Nämlich.
ReviewDie Norweger kommen! Für die Jungs aus meinem Plattenladen-Umfeld in FFM sind sie nicht nur Stammgäste, sondern über die Jahre Freunde geworden. Schon am Vortag trudeln sie ein und lassen sich zum Plattenhören, Sonderpressungen überreicht bekommen, Palmen-Grill Fastfood-Ritual, Schwätzen with se Dschörmens, lauter Handy-Fotos machen, Übernachten, und vor allem zum Underberg trinken (im Duty Free Shop am Flughafen musste eine große Packung mit Miniflaschen gekauft werden, um die Deckel für Gratisgläser zu sammeln!) in Bornheim nieder. Prost. Nette Gesellen mit schrägem Musikgeschmack. Wie wir alle. Und auch die eigene schräge Mucke ist live keine leichte Kost. Ist das noch Metal, oder ist das Kunst? Kann das weg? Nein, PSYKISK TORTUR ist einfach ein Noise-Experiment mit Industrial Einschlag, das das Kellergewölbe des ExZess mit nur 2 Leuten zum Beben bringen soll. Und es ist sehr lustig obendrein (wenn auch ohne Ohrenstöpsel kaum auszuhalten *g*), da werden in Schlips und Kragen schreiend dadaistische Texte rausgerotzt, permanent Feedbacks mit merkwürdigen Geräten erzeugt, ein Schlagzeug fast zerdroschen, mit der Flex an einem Metallfass & einer Waschtrommel Funkenregen zelebriert (stink!) und das Ganze mit Bewegungen garniert, die geradewegs aus der Irrenanstalt kommen. Seeeeehr unterhaltsam und schwer zu beschreiben. Auf Platte (klar krieg ich die signiert) ist das schwer nachzuvollziehen, die aktuelle live-Scheibe gibt es 3x in verschiedenen Live-Tribute-Covern (ich entscheide mich für die MOTÖRHEAD-Variante) in jeweils 67-Stück-Auflage (hä?), aber live ist das ein absoluter Killer, der auf allen Seiten Euphorie hervorruft. Da gibt’s nix zu meckern, das brennt sich ein.
Auch SKJIT LARS, der voluminöse Schlagzeuger von PSYKISK TORTUR darf ganz am Ende der Nacht noch ein Solo-Set hinlegen, das sich gewaschen hat, indem er ganz allein das Mikro übernimmt, zum Headbangen seinen Zopf aufmacht, Bier trinkt und ein paar Hardcore-Beats vom Band zum Geschrei abspielt. Ein denkwürdiger Abend. ☺
Ebenso für GLASGOW COMA SCALE, meine Post-Rock-Lieblingsband aus FFM, die wiederum ein anderes Publikum an sich reißen kann, weil sie ihren letzten herzlichen Auftritt mit ihrem aktuellen Schlagzeuger an diesem Abend feiern, der nun gebührend verabschiedet wird. Es geht aber natürlich in Zukunft weiter für die Jungs, zum Glück, denn so eine Kompetenz in Richtung MOGWAI und Artverwandtem kann man sich – besonders live - nicht durch die Lappen gehen lassen. Absolute Empfehlung, die ich mittlerweile mehrmals live erleben durfte und aus der hoffentlich noch international eine ganz große Kiste wird. Immer wieder gern!
Ihre Kumpanen DORNBUSCH, die den Abend sehr zeitig starten mussten, machen zwar eine relativ ähnliche Postrock-Musik, sind aber im Songwriting noch nicht ganz so weit strukturiert, dass sie die Fans komplett auf ihre Seite ziehen können. Da war mir einiges zu jam-artig in die Länge gezogen und sie bräuchten mehr laute & schnelle Elemente, um mit GLASGOW COMA SCALE mithalten zu können. Trotzdem war alles in Allem ein großartiger Abend, an den wir noch lange zurückdenken werden und für den ich gerne mal nen Tag das Fantasy-Filmfest hab sausen lassen. Punkt aus.
ReviewSeit 1969 hatten VANILLA FUDGE in (fast) Originalbesetzung nicht mehr in Europa gespielt. Meine Herren, das musste aber umso dringender mal geändert werden, zumal es damit ziemlich genau mein komplettes Leben (+1 Woche) her war. In meinem Plattenschrank fand ich im Vorfeld zwar nur 1 Single von ihnen („Season of the witch“ part 1+2), aber man kennt trotzdem so einiges, da sich die Jungs halt gern auf Coverversionen beschränken. Und das setzten sie auch gestern in die Tat um. Von einem verlangsamten „Ticket to ride“ über „People get ready“ (passte gar nicht so unbedingt zu ihnen) bis „Bang bang“, von „She’s not there“ über „Eleanor Rigby“ (eine der besten Versionen die ich kenne) bis natürlich „Some velvet morning“, das sogar direkt in eine lange Version von „Season oft he witch“ überging und sehr begeistern konnte. Natürlich durfte auch ein exquisites Drumsolo nicht fehlen. Dazu trollten sich die anderen von der Bühne, um Schlagzeug-Koryphäe Carmine Appice als Alleinunterhalter das Feld zu überlassen. Vom Look her wirkt er mittlerweile wie „Tiggs“ aus Sons of Anarchy, man sieht ihm seine 67 Lenze aber keinesfalls an – und der Mann spielt ne Doublebassdrum, bringt das Publikum zum mitmachen, steht auch mal nur mit seinen Sticks bewaffnet am Mikro und zeigt allen, dass gekonntes Klappern zum Handwerk gehört! Der ist ja auch schon ganz schön rumgekommen in der Musikgeschichte. So erfahren wir, dass VANILLA FUDGE selbst zB schon mal in den 60ies LED ZEPPELIN im Vorprogramm hatten, als die noch keine „Rockmonster“ waren. Somit kommen wir auch schon zum Tiefpunkt des Auftritts, nämlich zum „Dazed & confused“ Cover, was mir große Schmerzen bereitet hat, die nicht nur in der falschen Tonlage anfingen, sondern sich durch die gesamte Länge zogen, sei es wegen der (zum Glück nur partiell auftauchenden) abartigen 80er/90er-Jahre Synthesizer-Klänge, dem peinlichen Gesang, der Gitarrenarbeit (für das Stück wurde die goldene Gibson gegen einen selbstbemalten Ibanez-Verschnitt eingetauscht) oder dem Gesamtarrangement, das zum Glück kürzer als das Original ausfiel. Nee, Leute, DAS solltet Ihr lieber aus dem Programm nehmen, das ist mein Lieblingslied von LED ZEP, das ist normalerweise purer Sex, aber soooo? Nee, also bitte. Leider war danach erstmal Abgang von der Bühne angesagt, aber das konnte so nicht stehenbleiben, daher gab es natürlich die obligatorische (und auch versöhnliche) Zugabe „You keep me hanging on“, obwohl vorher in die Runde gefragt wurde, was man denn hören wolle; jedoch wurden die mehrmaligen Rufe nach „Need love“ oder „Where is my mind“ leider ignoriert und das Lied gespielt, das sie schon seit Jahren als Zugabe spielen. War zu erwarten.
Das Nachtleben war trotz hoher Eintrittspreise recht voll für einen Dienstag. Die deutsche Vorband RAMRODS hatte früh angefangen und war bereits am spielen als ich eintraf. Sie wirkten ungewöhnlich leise und eher wie „die-übliche-Lehrer-Garagenband-die-auf-Kleinstadtfesten-der-80er-spielten. Unbedeutend. Der Orgelspieler bedankte sich aber brav bei Mark Stein von VANILLA FUDGE, auf dessen großartiger alter Leslie-Orgel mit Zwirbelverstärker er spielen durfte und es verglich mit „ich hätte früher mal Ravi Shankar fragen sollen, ob ich auf seiner Sitar spielen darf, ich könnte da auch ein bisschen...“ hehehe.
Die Umbaupause vor VANILLA FUDGE wurde dann passend von den Moonshake-DJs bespielt – es wurden einige Sixties-Sitar Stücke wie „Mathar“ von Dave Pike zum grooven eingestreut. Dann kam die Band aber auf die Bühne, und es wurde leider schnell deutlich, dass der Mischer entweder auch seit 1969 nicht mehr aufgetreten war oder der Orgelspieler einfach tauber war als alle anderen, denn nicht nur sein Instrument, sondern auch sein Gesang war permanent viel lauter als der Rest. Dafür war die Gitarre und sogar das Schlagzeug (!) irgendwie zu leise. Schade. Dabei können alle Beteiligten sehr gut singen und tun es auch, ob abwechselnd oder mehrstimmig miteinander. Am besten passte meiner Meinung nach die Stimme des Schlagzeugers zur Musik. Der Bassist sah aus wie Günther Willumeit mit langen Haaren und war das einzige Nicht-Originalmitglied der Band, somit wahrscheinlich ein paar Jährchen jünger. Die anderen 3 von der Tankstelle wirkten ein wenig als hätten sie dieselbe Dorffriseuse, die ihnen die Haare dunkel färbt und die Minipli einrollt, aber sowas hebt ja den Unterhaltungsfaktor. Das Publikum bestand zu 90% aus Männern, die meisten langhaarig (manche schon Weiß) aus der gefühlten Kategorie „Ü50-und-Musikalienhändler“. Man glaubte sogar den ein oder anderen Prominenten gesehen zu haben, „der früher mal im Rockpalast einige Interviews geführt hat“. Einige jüngere Haareschwinger gab’s aber durchaus auch in den vorderen Reihen. Insgesamt kann man doch recht zufrieden sein mit der dargebotenen Leistung. Witziger Gig.
ReviewAusverkauft. Im Wiesbadener Schlachthof ist die große Halle heute gänzlich ohne Abtrennungen, sieht man auch nicht so häufig. Die 3 Leute auf der Bühne haben zu ca. 1000% mehr Platz ;-) Dafür liefern sie ab, anderthalb Stunden Vollgas. Sänger Andrew Stockdale ist heute perfekt bei Stimme, soviel steht fest. Die Locken und die Streifenhose schwingt er gekonnt umher (sein Gitarrist hat sich die Matte mit einem Stirnband zurück in die 60er Jahre gebunden), den Schlagzeuger kann man leider nicht sehen. Wir stehen zu weit hinten und es sind zu viele große Kerle vor uns. Vielleicht ist es das, was mir den Eindruck verschafft, solche größeren Konzerte in großen Hallen fliegen leider ein wenig zu schnell an einem vorbei. Da bleibt zuwenig hängen, ich bin gern näher dran, aber auch nur in kleineren Locations. Das ist alles total perfekt, musikalisch top, keine Frage. Der Sound ist ok. Die Leute singen klasse mit, es rockt ohne Ende, gleich als 3. Lied fliegen die vollen Bierbecher und Jacken tief, als „Woman“ angestimmt wird. Schickes Bühnenbild (der Wolf vom aktuellen LP Cover „Victorious“), einige Suchscheinwerfer gehen ganz weit bis in die Halle rein, das sieht klasse aus. Wir sehen natürlich auch „klasse aus“, wie die Band von der Bühne herunter bestätigt, „good people, good food, good location here in Wiesbaden“, klingt sogar glaubwürdig. Ich sehe WOLFMOTHER nun zum 3. Mal (Chicago, Offenbach, Wiesbaden) und sie haben nie enttäuscht, im Gegenteil. Klasse Liveband. Besonders hängengeblieben sind die Songs „Gypsy caravan“, „White unicorn“ und „Dimension“. Natürlich gibt es auch ne Zugabe, natürlich mit „Joker & the thief“, das wäre ja sonst gelacht. Lächerlich sind allerdings definitiv die LP-Preise am Merchstand (40.-Euro? Wtf? Ist die aus Gold??). Der Rossmann am Bahnhof und der Flaschensammler vor der Halle werden heute mehr verdient haben als sonst (bei dem heftigen Bierkonsum an einem arschkalten Apriltag).
Die Vorgruppe ELECTRIC CITIZEN ist so lala, Heavybands mit blonder Langhaar-Sängerin haben ja leider immer einen leichten DORO-Beigeschmack, allerdings bemüht sich die Band, ein wenig mehr retro zu klingen und genügend Brücken zu schlagen (im wahrsten Sinne), um doch noch den ein oder anderen anschließend persönlich an den Merchstand zu locken. Schaffen sie bei mir aber heute nicht. Die Dame am Keyboard übertreibt ihre leichtbekleideten Leibesübungen zwar ein wenig, aber das wird bestimmt keinen weiter gestört haben. Es ist Samstag, da kann man auch mal Fünfe gerade sein lassen.
Setlist: Victorious / New Moon Rising / Woman / Apple Tree / The Love that you give / White unicorn / White feather / California Queen / How many times / Gypsy caravan / Dimension / The simple life / City lights / Pretty Peggy / Pyramid / Colossal / + Zugabe: Vagabond / Joker & the Thief
Review4 Bands an einem Dienstag, die große Halle im Schlachthof ist ausverkauft! Die einzige dt. Band THE TIDAL SLEEP muß starten und bedankt sich brav für so frühes Erscheinen. Sie legen gleich los mit echtem leidenden Hardcore Screamo Gesang, der sich vor dem Schlagzeug windet und mit träumerischem Shoegaze-Sound-Gitarrenspiel durchzogen ist. Eine sehr hübsche Emo-Kombi, die mich zum Plattenkauf überzeugt (blaues Vinyl mit dem Zitat „Because blood is saltwater and in our hearts there is a lightless ocean“) Uh… Sie machen ihre Sache sehr ordentlich. Die kalifornischen STICK TO YOUR GUNS lassen ihr großes Banner mit dem Diamanten-Logo herunter und sind die „most wanted“ Band des Abends, so scheint es, denn die Band ist im Publikum mit mehr Fanshirts vertreten als jede andere – oder sie haben die größere Typo-Power. STICK TO YOUR GUNS hauen gleich alles raus, was sie an Hits im Programm haben und knüppeln brachial los. Der Gitarrist hat sich anscheinend das Bein gebrochen & steht mit Gehgips sowie dem Shirt „Hardcore still lives“ auf der Bühne. Yo. Der Sänger hüpft, stampft, schreit und spuckt herum als gäbe es kein Morgen. Begleitet vom Statement ans Publikum: „What’s this standing around for? This is a fucking hardcore show!! Let’s live some more!“ Worte mit Wirkung. Mit der Textzeile „Forever us against them all!“, bemerkt man ab dem ersten Song, dass hier eine Band mit Message am Start ist, Menschlichkeit, Respekt, Freundschaft, Meinungsfreiheit und das Leben an sich sind Themen. Bevor das ganze aber Wanderprediger-Züge annimmt, schwenkt der Sänger nochmal um und stellt die Frage, wieviele Deutsche es wohl braucht, um einen Circle-of-Death zu formen, die Menge teilt sich sofort, um ein paar Runden im Kreis zu rennen. Ich bin ein wenig peinlich berührt von der primitiven Metal-Attitüde und verstecke mein STYG Shirt unter dem MORE THAN LIFE Pulli *g*. Die Spielzeit erscheint kurz aber heftig, den Abschluss macht das ältere „Amber“, bei dem hier & da ein paar Beine durch die Luft fliegen.
Als drittes kommen FUNERAL FOR A FRIEND aus Wales auf die Bühne. Der kleine Sänger im Karohemd holt einiges aus sich heraus, schwärmt von der mittlerweile 20-jährigen Existenz der Hauptband BOY SETS FIRE und erntet Applaus aus dem erstaunlich textsicheren Publikum. Hier wird generell mehr gesungen als geschrien, auch mehrstimmig, einige Balladen finden ihren Platz. „Turn around!“-Gekreisel gibt es auch hier, zwischendurch„Ansprachen“, die allerdings von der britischen Kohleabbau-Problematik «unserer» Eltern erzählen. Das Publikum scheint zu dem Thema etwas ratlos zu sein.
Was folgt ist eine nicht enden wollende Umbaupause, da selbst das Schlagzeug abgebaut wird. Die Beleuchtung wird getestet. Die Roadies tragen unterschiedlichste Shirts: von Morrissey über Monster Magnet bis Motörhead, aber auch ein „Humppa!“-Trikot ist dabei. Kurz flitzt einer der Band auf die Bühne, um ein Publikumsfoto zu machen und wird auch gleich umjubelnd erkannt. Als endlich das Saallicht ausgeht ist alles gut. Die Band wirkt extrem gut gelaunt und hat Bock zu spielen. Der Sänger ist mittlerweile äußerlich etwas in die Jahre gekommen mit seinen grauen Haaren & langem Bart, der aber wenn er erstmal ins Mikro schreit ganz schön fies klingt. Sie freuen sich sehr über den großen Anklang, den sie in Europa finden und betonen das auch immer wieder. Als ein Fan den Song der neuen Split-Single hören will, verstehen sie wohl nur den Anfang des Titels („10:45...“) und fragen nach, ob er ihnen jetzt nur die Zeit ansagen wollte (‚das ist aber nett, danke schön!’ hihi.) Sie bringen verschiedenste Songs aus ihrer kompletten Laufbahn, neue und alte Sachen werden Wort für Wort vom kompletten Publikum mitgesungen, eindrucksvoll! Der Wechsel zwischen Schrei- und Singstimme klappt sehr gut, der Sound ist druckvoll. Leider ist das auch das Publikum vorne an der Absperrung des Fotograbens, denn es gibt bei „Redemption“ einen kleinen Zwischenfall, woraufhin der Song sofort abgebrochen wird und jemand mit den Worten „Hold on. Stop! Stop! We don’t push each other! Get the fuck out of here, good night!“ nach hause geschickt wird. Punkt. Leichte Ratlosigkeit in der Band, aber schließlich wird den Ordnern die Schuld gegeben. Das Publikum stimmt den Gesang zusammen an exakt derselben Stelle (!) wieder an, wo er aufgehört hatte, die Band ist ergriffen, muss lachen und kommt in den Song zurück. Perfekt. Weiter geht’s mit einem musikalisch härter als erwartet anmutendem Konzert, einer Menge Crowddiving und auch der Sänger von STICK TO YOUR GUNS kommt für einen Song nochmal auf die Bühne. Als nach Zugaben verlangt wird, kündigen BOYSETSFIRE an, dass jetzt ein Song folgen wird, den sie NOCH NIE live gespielt haben („ever!!“): Sie spielen „Altar of God“ das für mich beste Lied von der aktuellen Scheibe. Yessss. Mit „Empire“ endet schließlich ein langer aber guter Konzertabend mit einer Opener-Neuentdeckung und einer sehr engagierten Hauptband, die man sich getrost öfter ansehen kann.
ReviewHipHop/Crossover war 1991 das Ding der Zeit. Die Chili Peppers, Living Colour und so einige andere hatten es vorgemacht, aber diesmal kam die Innovation aus Holland. Ein paar Multikulti-Dopeheads brachten den gesamten Saal zum tanzen - mit ganz viel Hendrix-Gitarre, ein bisschen Psychedelia und ganz viel Wumms. Die Hamburger Markthalle war voll. Und ich habe noch NIE (!) vorher (und auch nicht hinterher) so eine homogene Masse gleichmässig im großen Saal hüpfen sehen! Zeitweise hab ich mir wirklich Sorgen um die tragende Bauweise der Markthalle gemacht, denn schließlich lag der Saal etwas erhöht... am Ende ging aber doch alles gut. Die neue Scheibe „Life’n’perspectives of a genuine crossover“ hatte mit „Bureaucrat of Flaccostreet“ sogar ein paar orientalische Anklänge, der Erstling war schon extrem abwechslungsreich geraten, das ganze war ein knatterbunter Mix aus allen Spielarten von mellow über groovy „Deeper shade of soul“ bis extrem schnell „Fast lane“. Witzige Texte „Hitchhike Heidi“ & diverse Samples machten das Süppchen ächt legger. Hü-hüpf.....
ReviewUnter dem Women-of-the-World Motto steht der Auftritt der Frau Schmidt im Bad Homburger Kurtheater. Das lässt schon vom Namen her eine gewisse Spießigkeit vermuten und die trifft auch absolut zu. Egal, „schick“ muss man ja auch mal können. Vorher gibt’s nen Profi-1h-Schminktermin beim Mäc, das volle Register, dann aber ab durch den Regen im DesertMontainTribe-Shirt zur High Society über’s Weinfest ins Kurhaus, dort noch einen Aperol Spritz heruntergestürzt und dann wird auch schon zum mahnenden Einlass gegongt. Unsere Karten im Rang steigern gleich mal ihren Wert, da angesagt wird „es ist nicht so viel los, sie können alle weiter nach vorne gehen!“. Sogar in der 1. Reihe im Parkett ist noch was frei, aber wir bleiben lieber bei den Rabauken auf der letzten Bank, oben. Fotos machen und lästern geht dort besser. Wenn nur der Typ neben uns nicht permanent rhythmisch auf seine Beine schlagen würde, dass die ganze Sitzreihe wackelt. Ok, wenn er selber filmt, isses ruhig, dann geht’s.
Im Vorprogramm FEE aus Marburg, eine ach-so-nette studentische Liedermacherin im Lichtspot mit Akustik-Klampfe, ganz jung, mit Zopf & Turnschuhen, furchtbar harmlose Texte, nicht verträumt aber auch nicht sarkastisch, singt ein paar Lieder über die Liebe, DHL-Boten, oder die „Vergangenheit“ (als sie ihre alte Stadt verließ – das dürfte höchstens 2 Jahre her sein! *g*). Das tut keinem weh, sie verzaubert mit ihrem Lächeln sicherlich die ca. 70% Halbglatz-Opis im Publikum und sie kriegt immerhin ein paar Leute zum mitsingen. Respekt. Ich glaube sie fühlt sich ganz wohl auf der Bühne und ich hatte sie auch schon mal gesehen – auf der Sommerparty im Bett (ja, nein, nicht das). Damals fand ich sie auch schon zu langweilig, aber man kann ihr nichts übelnehmen, ist bestimmt ne ganz Nette. Die Musik hat für einige sicherlich eine Daseinsberechtigung, meine Sitznachbarin ist allerdings fast eingeschlafen.
Bei FEMME SCHMIDT wird’s dann gleich etwas theatralischer und auch lauter. Im langen schwarzen Abendkleid, Hochsteckfrisur und halsbrecherischen High-Heels wandert sie musikalisch in eine Art Adele-Ecke, hat den James-Bond-Song Einschlag und eine ganze Band hinter sich im Halbkreis. Sie möchte ein bisschen verrucht wirken, daher wird die Stilrichtung auch als "Pop-Noir" bezeichnet. Der Orgelspieler und der Gitarrist würden bestimmt lieber in einer härteren psychedelic-Rockband spielen, aber man nimmt was man kriegen kann. Die Musiker verstehen sich alle gut. Wir merken: FEMME SCHMIDT steht heimlich auf den Gitarristen *g*. Die Bühne ist frei für ein wenig dramatische Mikroständer-Akrobatik, ausgebreitete Arme, sich Hinhocken, Tanzen oder von einer Seite auf die andere Staksen. Der Rest wird durch viel Lichttechnik wettgemacht. FEMME SCHMIDT kann durchaus singen („wieso schickt die eigentlich keiner zum ESC?“), schreibt ihre Lieder mit Mitte 20 selbst, hatte mal ein Duett, das durch einen "Tatort" im TV bekannt wurde („Heart shaped gun“) und das sie nun allein performen muss, singt mal deutsch, mal englisch und zieht die Blicke in ihren Bann. Da gibt’s nichts zu meckern, das ist durchaus ansehnlich & hörbar. Braucht man aber auch nicht unbedingt ein 2. Mal. Der Auftritt hier ist der allerletzte der Tour, weshalb nach der PORTISHEAD-Zugabe (das Gitarrensolo war dabei besser als der Gesang, sorry!) beim gemeinschaftlichen Verneigen eine Kurhaus-Frau neben ihnen steht, die aus einem Präsentkorb noch kleine Geschenke an die Band überreichen möchte. Was es ist, wird für immer im Dunklen bleiben. Und in ebensolches gehen wir dann auch wieder zurück, nach FFM mit Bus&Bahn, endlich die unbequemen Schuhe ausziehen und runter mit der Schminke. :-)
ReviewGroßartiger Abend. 3 extrem unterschiedliche Acts, die trotzdem alle auf ihre Weise richtig klasse sind. Angefangen mit THE DEVIL’S TRADE, ein Einzelinterpret ganz puristisch ohne Band an 3 verschiedenen Klampfen (Halbakustische, Akustische & Banjo) ursprünglich aus Ungarn, mit einer tiefen angenehmen Stimme, der ein toller Geschichtenerzähler ist, viel politischen Background zu seinen Songs preisgibt und hervorragend in den Sons-of-Anarchy-Soundtrack gepasst hätte. Ob Traditionals („Wayfaring stranger“) oder Eigenes, alles bekommt bei Glatzkopf David einen rauhbeinigen dramatischen Touch mit Schnauzer, Knautschgesicht und Seemannsmütze, aus tiefstem Herzen intoniert. Auch zarte Töne kann er, oder er singt zB in den Korpus seines Banjos hinein, während man im Publikum eine Stecknadel fallen hören könnte. Furchtbar netter Kerl, der zu einem Coversong bei CRIPPLED BLACK PHOENIX nochmal mit auf die Bühne kommt.
Als zweites „something completely different“, nämlich PUBLICIST UK, eine Band (4 Mann) die auf den ersten Blick optisch völlig zusammengewürfelt scheint (ein aristokratisch wirkender, sich verrenkender JOY DIVISION Typ im Anzug und Hipsterbrille neben einem langhaarigen Vollbart-Rocker und einem Cobain-Typ, der andauernd in die Knie geht), und die auch musikalisch den Spagat zwischen Wave, Postpunk und Rockgitarrenriffs schafft, es entstehen Vergleiche mit INTERPOL, SISTERS OF MERCY zu besten Zeiten oder GRANDE ROSES. Auf Platte klingt das sogar alles noch eine Spur bombastischer durch mehrstimmigen Gesang, ganz klasse. Die Jungs haben recht viel Merch am Start und zB eine Flexidisk mit einem Tori Amos Song „Precious things“, wenn man ein T-Shirt von ihnen kauft. . . schade, hätte ich mal (aber es war leider ein Bambi drauf *g*, das war nicht so meins).
Ziemlich schnell geht es dann weiter mit einer vollgestellten Bühne und den fast ausnahmslos langhaarigen Nerds CRIPPLED BLACK PHOENIX, die zu acht (!) auftreten. Postrock-Progrock at its best, sehr laut, jedoch interessanter gemacht durch PINK FLOYD-artige Gesangs-/Gitarrenparts oder vereinzelt weibliche (unsichere) Stimmen, permanente 3 E-Gitarren am brettern oder einer Pianistin, die für atmosphärische Zwischentöne auch mal zur Trompete greift. Die Band erzählt davon, ganz schön müde zu sein, aber davon merkt man nichts, dafür sind sie zu professionelle Musiker, die miteinander kommunizieren und sich anlachen, mit dem Publikum interagieren (Sänger: „Have you seen our new video?“ – Stimmen aus dem Publikum: „no. No. No. . . (betretenes kopfschütteln)“ – Sänger: „Errm, don’t you have INTERNET over here??“ - Raunen im Publikum: „no. No. No. . . (betretenes kopfschütteln)“ *ggg*. Was sich neckt, das liebt sich. Ihre neue Doppel-LP „Bronze“ ist wenigstens mittlerweile auch hier zu haben und sie ist meiner Meinung nach ihre Beste. Mehr Power denn je und weniger ruhige Passagen. Beim Coversong „Turn to stone“ von Joe Walsh/Eagles wird die Seventies-Schiene ausgepackt und der bejubelte DEVIL’S TRADE darf singen und macht alles nochmal richtig rockig (auf der LP wird der Co-Part vom Sänger der schwedischen Stonerband GREENLEAF übernommen). Posing Parts kommen ins Spiel, wenn alle Leute an den Saiteninstrumenten gegen Ende in einer Reihe stehen, ihre Instrumente in die Höhe recken und für lange Töne so verharren wie im Dornröschenschlaf. Ein bekannter ah-haaa-Chorus wird ins Publikum übertragen, indem die Band die Gesangsmikros synchron zu uns umdreht und alle Zuschauer richtig gut einstimmen. Die Lieder sind lang, so auch der mehr als zweistündige Gig, von angedrohter Müdigkeit ist wirklich nichts mehr zu spüren. Richtig angenehme Stimmung im brodelnden Kesselhaus, das gut gefüllt aber nicht ausverkauft ist. Super interessanter Abend mit lauter Neuentdeckungen.
(Dead Imperial Bastard) • Rise Up and Fight • Long Live Independence • Deviant Burials • No Fun • Rotten Memories • Champions Of Disturbance • Born in a Hurricane • NO! • Song for the Loved • Scared and Alone • Turn To Stone (Joe Walsh Cover + David Mako (Devil’s Trade)) • 444 • We Are the Darkeners • Encore: • We Forgotten Who We Are • Burnt Reynolds • (Burning Bridges)
ReviewAuf die ganz harte Tour im Winter: von Lübeck nach Köln, dann Konzert und wieder zurück noch in derselben Nacht, um durchzumachen und am nächsten Tag um 6 zur Arbeit zu gehen. Ein Hardcore-Fan wie mein Freund & Fahrer lässt sich davon nicht abschrecken, um sein Idol beim einzigen Deutschland-Konzert zu sehen! Keith wird von den X-Pensive Winos begleitet, mit Waddy Wachtel und Bobby Keys etc, lauter Musiker die ihr Handwerk beherrschen, eine gute Crew. Der Auftritt wird noch am selben Abend zeitversetzt im Fernsehen übertragen (ARD Rocklife Special, dokumentiert unter dem «Rockpalast»-Mantel), die Kameras sausen öfter mal über unsere Köpfe hinweg, die Stimmung ist gut in der ausverkauften Halle. Das einzig Blöde sind 2 Leute vor uns, die leider den ganzen Abend laut quatschend mit dem Rücken zur Bühne stehen und anscheinend zu viel Geld haben, um ihr (für mich) teures Ticket ehrwürdig zu genießen... Auf dem Rückweg muss das ein oder andere Mal das Fenster heruntergekurbelt werden, um wach zu bleiben. An einer Tanke gibt es zum Glück aber noch ne Kaffeemaschine mit „Fernfahrer“-Taste (kein Witz), die ihre Wirkung nicht verfehlt, so dass man letztendlich heil zuhause ankommt. Schönes Ding, Keith!
• Take It So Hard
• Eileen
• Wicked As It Seems
• Gimme Shelter
• Too Rude
• Yap Yap
• How I Wish
• 999
• Big Enough
• Demon
• Time Is on My Side
• Hate It When You Leave
• I Could Have Stood You Up
• Before They Make Me Run
• Bodytalks
• Will But You Won't
• Happy
• Whip It Up
ReviewIn den 90ern wurde ge-raved was das Zeug hielt. The next big thing aus England war auf dem Höhepunkt, und so auch der Zustand der beiden Protagonisten der Bands, die dafür nach Hamburg auf die Reeperbahn gekommen waren. "High - higher – higher than the sun – completely stoned". Die Vorgruppe (dachte ich!) waren die HAPPY MONDAYS, die kurz davor waren, sich komplett abzuschießen, um weder laufen, reden noch singen zu können. Ein Spaß dabei zuzusehen, wie Shaun Ryder auf der Bühne rumtorkelte. (Kurze Zeit später als die HAPPY MONDAYS in den Wind geschossen wurden, gab es dann auch eine Bandpause, bevor er wieder aus dem Dauerrausch aufwachte und als BLACK GRAPE weitermachte.) Vielleicht kann sich jemand besser erinnern als ich und mir bei der Identifizierung helfen?
Für PRIMAL SCREAM war es ebenfalls eine sehr bekiffte Veranstaltung, bereits die zweite Hitplatte am Start, sprühten Retro-Songs wie „Rocks off“ oder „Jailbird“ ein paar mehr Rolling-Stones-Anklänge in die Raver-Menge, die langsam anfing, endlich die Gitarren wiederzuentdecken anstatt sich in zuviel Elektronik- und Orgelsounds zu verrennen. Party hoch drei. „Faaaaar out, maaaaaaan!“
ReviewDie Jungs von AVON haben noch fast bis Betriebsschluß im heißen Feinstaub mitgetrunken, haben mit den unterschiedlichsten Leuten geklönt und haben lustige Pimmel- und Gitarrenbilder ins Gästebuch gemalt. ???? Es war der Abschluss der Tour und sie konnten eh oben über der Kneipe pennen. Ich hatte mal wieder anschließen DJ-Dienst und als ich „Avon“ von QOTSA gespielt hab, kam Mr. Hernandez zum DJ-Pult und meinte, ich soll doch nochmal lauter drehen *g*. Die hatten übrigens tatsächlich ein Lied über „Yvonne, die Avon-Beraterin“ gemacht, haha, der Sänger war sehr britisch, was den Stoner-Stil jetzt etwas unterbrochen hat, es war eher eine Mixtur aus allen möglichen Rockstilen, und ein Lied war tatsächlich auf deutsch, mit dem Titel „Was ist los?“, dabei gings ums falsch parken in Dschörmany, die Textzeile wirkte von der Aussprache her ein bisschen wie „Los!“ von den Straßenjungs... witzige Kerle!
ReviewAls Spontanbegleitung „for free“ sehe ich mir ja alles an. Zum ersten Mal in der Frankfurter Ballsporthalle befinde ich eben diese für sehr Konzert-geeignet, da man von allen Plätzen aus gut sehen kann (sehr steile Ränge). Auf halber Höhe befindet sich ein freier Rundgang mit Geländer, dort bequem mit einem Bier postiert werde ich am späteren Abend noch sehr froh sein, nicht weiter nach vorne gegangen zu sein. Die Bloodhound Gang gibt alles von sich, was das Hit-Feuerwerk der aktuellen Scheibe "Hooray for Boobies" und die bandeigenen Klischees so hergeben. Es wird gespaßt, gerockt, gestripped und sogar zur Polonaise ums Schlagzeug aufgerufen. Teilweise ergibt das ein ziemliches Tohuwabohu. Natürlich darf auch die legendäre Kotz-Arie auf der Bühne nicht fehlen, indem sich der Sänger das Mikro tief in den Hals steckt und eine stinkende Pfütze auf die Bühne bricht. Das bereits um den Hals hängende Handtuch dient als Aufwischlappen und anschließend wird das Ding einfach in die ersten Zuschauerreihen geschleudert, wo man unter laut angeekeltem Teenie-Gequieke ("iiiiieh!!!") die jeweils aktuelle Position erahnen kann hehehe. Was für ein spaßiger Abend!